— Vaiskz das Wunderkind. Novellette v. Josephine Siebe.l Die Zimmer lagen nach dem Garten hinaus. Mr. Richard, der Jmprefa rio, hatte es dringend gewünscht, er fürchtete, der von unten herausbrin gende Straßenlärm könnte seine tleine Pflegbefohlene stören, die zarten Nerven des Kindes mußten geschont werden und in den Stunden, die dein Auftreten Daifys vorangingen, herrschte stets eine feierliche Stille, auf den Jus-spitzen schlich die Zofe einher nnd selbst Mrs. Hubertson, die Erzieherin, wagte tein lautes Wort. Sie war, trotzdem sie laum zehn Jahre zählte, schon eine ruhmgelrönte Künstlerin, die kleine blonde Daisy., T i. Wenn sie in ihrem weißen Kleidchem die braune Geige im Arm, das Kon zertpodium betrat, dann umbrauste sie ein Beifallssiurm und spaltenlange, lobende Krititen berichteten in den Blättern von ihrem Auftreten. Man umschmeichelte die kleine Kiinstlerin, ihr Lächeln, das selten genug das blasse Gesichtchen erhellte, erregte Ent zücken, ein Wort von ihr wurde col portirt wie das Wort eines Herrschers und wie eine Blumenfee stand sie manchmal zwischen all den duftigen Blüthen, die man ihr unter jubelndem Beifall zugeworfen hatte. Eitle Miit ter ordneten die Haare ihrer Töchter Ifo wie Daisy ihre Locken trug, jungen Musitschiilern wurde Daisys Name zu einer Befchwörungssormel und kleine Mädchen erzählten sich voll Neid un tereinander: daß Daisy ein Leben wie eine Prinzessin führe, daß sie nur lichte Kleider trage, eine eigene Zofe be, nie zur Schule zu gehen brauche, ’a sogar an Fürstenhösen empfangen würde, und der Wunsch: auch eine Daish zu werden, brannte in den ju gendlichen Herzen. Bis zum Beginn des Concertes, in dem Daish auftreten sollte, waren noch einige Stunden Zeit und Mr. Richard, den Daifh Onlel nannte, mahnte die Kleine zärtlich besorgt, sie solle sich noch etwas ausruhen und fo ließ man sie allein in dem hohen, stillen Hotel zirnmet. Aber heute war Daksn nicht müde wie sonst so oft, das Buch in dem sie lesen sollte, langweilte sie, und sie sprang auf und trat an das Fenster und fah hinab auf die dürftigen Gwßsadtgiirtem die dort unten von Hör-fern umschlossen tagen. Es ein Miitztag, ein linde weiche Luft wehte draußen und das felige Ahnen von- des kommenden Frühlings Liebe schwellte die Knospen derBiiume «und Sträucher, einige blasse, zarte Krotugbliithen schmiictten hier und da die braune Erde und inmitten eines Gartens, auf besonders fonnigem Plan, stand ein grün schirnmernder Stachelbeerstrauch, als sei ein grüner Flor iiber ihn gebreitet, so licht, so zart war seine Färbung Doch Dai tys Kinderauaen hatten teinen Blick fiir diese, in der düsteren Umgebung sich heimlich offenbarende Schönheit, ihr tam auch nicht die Erinnerung an die ferne Heimath an jene Tage,a15 sie mit den Gefchtviftern über ariine Weisen gelaufen war, so fern lag jene Zeit; nur das Geld, das Mr. Richard von Zeit zu Zei «n Daifyg Heimath sandte, war no das einzige Band, das das Kind mit dem lFlternhause oerlniipfte. Nicht die Blumen, nicht der arti nende Busch lockten Daisi), träume-· risch ruhten ihre Blicke auf einem klei nen Mädchen, das in einem der Gar ten einen Puppenroagen auf und ab fuhr, mitunter Nahm sie ein rofa ge lleidetes Puppentind aus dem Wagen und ixriickte es zärtlich an fich, hell schien die Sonne aus die lleine Gruppe, und das othe Kleid der Kie« en flammte w lohendeg Feuer. T H tonnle sich kaum erinnern, eine Puppe bef. ten zu haben, einmal hatte. man ihr eine geschenkt und ihrs Freude darüber war Ijo groß gewesen, daß sie in der Jlebungsstunde zerstreut gewesen war, am anderen Tage war, die Puppe verschwunden und Mr. Ri chard hatje lächelnd gesagt: »ei Kiinstlerizk spielt nicht mit Puppe .« Daisy preßte das lGesichtchen fest ge gen die Ccheibeu, wie erdriick d d-) die Einsamkeit des großen Z mers war, eine jähe Sehnsucht ers rifs sie hinunter zu eilen und sich das kleine Mädchen und die Puppe in der Nähe anzusehen. Aber sie dur te ja nicht, durfte ie rtzit Kindern f n, sie war ja ei Wundertind, d aate man ihr immer, als Trost, Vorwurf, wenn; sie die vielen Uebungsstunden langweilig sand« Die Kleine seufzte, in ihr FU chen·zuclte7s; wenn sie ganz eimlich nur wenige Minuten in den Garten lief? Schon stand sie an der Thiivnd lauschte Draußen war alles still, entfchlosfe öffnete Daisy die Thiik und huschte mit tüchtigen Schritten den Corridor ent vg, die Treppe hinab. Unten be Me ihr ein Kellner und sie er ehral, doch rasch g sie die Si cherheit des veer en,Iti"ndeg wie der und sagte her « ' den Gartenl« B eitwillig wies ihr der Diener den Weg und wenige Mi nuteg spätser stanldchkatsn athemlos von er ra che- H u vor der kleinen f W Puppenmama nnd sagte besehlend: »Ich will deine Puppe »fehenl« Ver wundert starrte TrudeL das Por iieksiind, aus das schöne weißgellei dete Mädchen, ob das wohl eine Prin zessm war? Zögernd, verlegen forschte sie: »Wer bist du denn?« Daisy musterte hochmiiihig die Fra getin, noch nie hatte sie jemand nach dem Namen gefragt, man kannte sie immer und kurz und abweisend sagte sie: »Ich bin Daisy, wie heißt du?« Trudel, von ihrer Mutter zur Höf lichkeit erzogen, tniciste so tief nnd ehrfurchtsvoll, daß ihre Röckchen den Boden beriihrien und stainmelte er röthend: »Trudchen Müller!« Und dann halb stolz, halb zaghaft die Vor- I hänge des Puppenwagens lüftend, zeigte sie aus ihr wächsernes Kind: »Es schläft,« sagte sie wichtig. Daish neigte sich neugierig iäber die Puppe, die ihre runden Augen ge schlossen hatte und im rosa Kleid und Federhut, strahlend vor Gesundheit in ihrem Bettchen lag. »Gib ihr doch ei nen Kuß,« forderte Trudchen zärtlich aus. Einen Kuß geben und noch dazu einer Puppe! Daisy war es gewöhnt, daß man ihr Händchen kiißte und man hatte vor einiger Zeit viel über ihr energisches: »ich mag nicht küssen« ge lacht, mit dem sie den Kuß eines sehr hochstehenden Herrn ablehnte, und doch küßte sie nun das rosigc Wachs gesicht. Trudel, mit der Eigenart ih res Kindes vertraut, kippte in diesem Augenblick den Wagen ein wenig und tlapp ——schlug die Puppe ihre runden, blauen Augen auf. Wie drollig das doch war! Daisy lachte, silberhell wie das Lauten eines feinen Gliielchens klang ihr Lachen und Trudchen Mül ler siel krästig und jauchzend ein und dies heitere Lachen verscheuchte alle ge genseitige Besangenheit. Trudchen nahm die Puppe aus dem Wagen und Daisy bewunderte rückhaltlos alle Reize dieses Kindes-, mit leuchtenden Augen erzählte Trudchem die Puppe sei das Getfchenl eines sehr reichen Onkels, ihr Name sei Melanie und man könnte sie an: und ausziehen und um dies gleich zu beweisen, setzte sie sich auf eine Gartenhant und begann vor den Augen der erstaunten Daish die Puppe zu entkleiden, bis diese im Glanz ihres weißen Lederkörpers sich den bewundernden Blicken zeigte. Aber die Furcht, Melanie könnte sich erkal ten, trieb die besorgte Mama sie wie der anzuziehen, großmiithig jedoch überließ sie Daisn dies Geschäft und die schlanken seinen Finger der klei nen Künstlerin streiften nun Melaniel die Röckchen und Höschen über, jedes Kleidungsstiid wurde dabei noch ein mal beivundertc und Trudel quieclte und prustete vor Lachen iiber Daishs Ungeschicklichieit. Alle Scheu vor dem schönen fremden Kinde wich von derk kleinen Puppenmama, sie erzählte, daß! sie acht Jahre alt sei und daheim nochi eine Tilla, eine Rosa und einen Franzi habe, die aber von Melanie an Schön- t heit weit übertroffen wiirden i lind Taish lauschte entziictt, wie eint Mädchen tlana ihr alles-, ihre Bart-« chen aliihten, sie vergaß das (soneert,; deraasz, das-, sie einanoertind war,. und s ·elte mit Tr en Miiller und dem L ppentind Wie im Fluge ocr:; ging die Zeit, die Kinder mertten aar nicht« daß die Dämmerung sich mit leisen Schritten nahte nnd erst der zornige, erstaunte tttnss »aber Tais1)!« ! weette sie aus dem Traum ihr-H Spie- : leg. Das helle Noth aus Daisnsi Wangen erblich, das heitere Lächeln’ schwand aus ihren Zügen, da standj Ontel und seine Augen sahen sie» gerade »so durchdringend an wie inj den endlosen Stunden, die Taish aust ihr-H Geige üben MU. H ,.Rotnm!« Mr.ttiichard ersaszte diei Hand des Kindes und willenlos solgte iihm · Kleine, e wagte es nicht ein gewonnenen Freun din Abs zu hmen, nur einen Westen sehn igen Bliet wars sie auf Ell lanie, die steis und stuan im Wa g saß, ein heißer Schmerz wallte in dem Herzen des Kindes ai und in jäh erwachtem Trotz riß sie sieh aus« der Treppe los: »Ich will zuriiel!« Mr. Richard lächelte spöttisch nachsich tig undssaate dann leise aber eindrina . lich: »Du, eine Künstlerin, Iwillst mit einem Portiqotind mit Pu " spie lenk« ’ - Daish wurde blutroth und stum « ihrem FQren Netnand s sie, i Autszerung von Zo n, · heftge Wort wurde vermied Angst, die-Kleine tönnte i könnte nicht wie son hitrsehte den « ihrer Er· Willenlos ließ Dai sich ant still und blaß fuhr gleite · I Konzert; der t sie e ilentloette isr t n . «lti wei ten i uge über a X ere Menschen-» n. Sie setzte den Bogeti an, uyd Ide gann zu spielen. Ein sa hei ige Stille ringsum· Rei e, tl re Töne entloette die Kleine der braunen Geige aber Mr. Richard wurde uMiq, Daisy spslte nicht wie nst, er siil)· s Pse- war zerstreut, ervös7 erregt aute er an den Spthe seines dünnen aesärbten Bärtchens, gerade hier in L. war dif Keittt besonders gefürch s T iet, hier pochte man auf den ererbten Ruf, die erste Musitftadt der Welt zu sein, und ein Mißerfolg hier bedeutete ernsten Schaden. Und Daifh spielte weiter und auf einmal war es ihr als hörte sie Tru dels helle, jauchzende Stimme, sie sah Melanies rundes Puppengesicht vor sich und eine Sehnsucht nach beiden erfaßte sie, nach dem Spiel in dem Gärtchen; ihr kleines Herz erschauerte in Weh und diese Sehnsucht, die ver haltenen Kinderthränen Jungen wiss der in den Tönen der Geige. Ziel weinte und klagte-, nnd ergriffen, ers-i fchüttert lauschte des Publikum, die Herzen bebten mit, Thränen traten in die Augen, ater Niemand verstand das große, lastende Fiiuderleid wer. Richard niate zufrieden, sein Blick streifte das Gesicht eines beson ders gefürchteten Kritikers und er lä chelte: ein großer Erfolg. Immer und immer wieder mußte Daier sich verneigen, man jubelte ihr zu, reichte ihr Blumen und ein tvehes, miides Lächeln zitterte um den kleinen Mund; eine Ahnung dämmerte in ihr aus von dem tiefen Schmerz. den ihr einst die Erkenntniß bringen wür- ! de, daß man sie um das Köstlichste im T Leben betrogen hatte, um das Para-! dies ihrer Kindheit, mit seiner thö-. richten Glückseligkeit. Jronie des Schicksals Erzählung von P. E- b e r h a r d t. Alfred Hennings legte die Feder hin, reckte die Arme und seufzte erleichtert auf. Das Theaterstiick, an welchem er ein ganzes Jahr geschrieben, war fer ig. Da klopfte es und auf sein »Herein« trat ein schlanker, dunkler Herr von etwa dreißig Jahren ein — Eduard Pflüger, der bei derselben Wirthin wohnte und mit Hennings befreundet war· »Sie sehen ja so vergnügt aug?« be gann Eduard Hennings lachte. »Ich habe soeben mein Theaterstiick beendet. »Und darüber freun Sie sich fo? Ja, haben Sie denn einen Millioniir im Hintergrunde, der die Sache prote girt?« Alfred ignorirte den Spott in Pflü gers Ton. »Das nicht« aber ich lernte vor einem Jahr Direktor Braune vom Viktoria Theater kennen: er ermuthigte mich, einLustspiel zu schreiben, und versprach mir, es zu lesen. »Auf das Versprechen eines- Thea ter-Direktors gebe ich keinen Pfiffer ling.« »Aber mein Stück ist« gut und ich bin überzeugt, er nimmt eg. Es wird mir einen Namen machen --— ein Vermögen einbringen —— dann miethe ich mir eine Villa in einem Borort und heirathe meine Lissie —« »Wen?« unterbrach ihn Pflüger mit fast heiserer Stimme· »Ich meine Fräulein Nordau - -— ich habe mich verschnappt. Sie verspre chen mir doch, itrena darüber zu schwei gen, nicht wahr?« »Selbstberftiindlich!« Psliiaerg Stimme klang wieder ruhigen »Ich gratulire Jhnen.« tfduardg Blicke wandten sich dein Manuskript iu· »Das also ist der Taliszimarh der Glück und Ruhm brin Ren und zwei liebende Herzen vereinen soll. Darf ich lesen-« »Bitte.« Pfliiaer lag-. Tiefe Stille trat ein. Endlich leate Pflüger die Hefte bei Seite nnd iaatet »Ich hatte keine Ahnung, das-. Eie so gut schreiben tönnen.« »Und Sie glauben es nsird tfrfela haben-« ,,«a - das beifzt, usersn ev anfae fiibrt toird.« Pfliiaer ging. Sein litutenachtgrusz war kaum verständlich unditllfred bliit te ihm betroffen nach. Er tvar heute so merkwürdig gewesen. Aber Hen ninge tvar zu müde-, um lange darüber nachzudenken. Er löschte die Lampe aus und ging zu Bett. Das Mann skript blieb auf dem Schreibtisch lie gen. Mitten in der Nacht glaubte Alsred ein Geräusch aus dem anstoßenden Wohnziinmer zu hören. Er horchte-, aber alles blieb still. Beruhigt schlief er wieder ein. Am nächsten Morgen beschloß er, das Manuskript persönlich zu Direktor Braune zu tragen und ihn an sein Versprechen zu erinnern. Na dem Friihstiiet setzte er sich an den Miit tisch, um die Hefte einzupacken iech plötzlich entdeckte er, daf; die Blätter fehr zertnittert aussabem a f einer Seite tnar sogar ein Tropfeiävon ei nem Stearitilictsi. I ,,YJIrttniirdia,« inurm Alster-, »wir kommt dieser Tropfen s dac Papier? Ich habe doche ein Lichko brannt, triihrend ich schri ? So kann ich die Arbeit nicht abliefern. « tebek lass ielxsie noct mal abschfHez I ere T e spä rgab Dire Bra e das ankxktcipts Das ttheil des senhr anstig und er ROHR Stiick n»Wa ehe-De est-an IM« ’ a te , nt ez Di or noch nickq s n« Co«D:ii..i:iliicklici) StitsnungM Mäg ( Hmnings nach H fe. Am Rock-mit g Ruchtecr Nord Trau Nordau z , er tte also U« liick, ebnes Stunde mit, seiner liebt Lissie allein zu sein. Er f« ts- — s theilte ihr die erfreuliche Kunde mit unåtmalte die Zukunft im rosigsken Lt e Lissie Nordau war in jeder Be ziehung eine begehrenswerthe Parthie. Alsred war weder reich noch besaß er einen Titel —- ein solcher Freier konnte der stolzen Frau Nordau für ihre Lissie keineswegs willkommen sein; darum hatten die Liebenden be schlossen, ihren Herzens-bund geheim zu halten, bis Lissie, die jetzt zwanzig Jahre zählte, mündig sei. Aber die Aussicht aus den großen Bühnenerfolg änderte die ganze Lage. Welcher Triumph für Alfred, wenn er Vor Lissie’g Mutter als gefeierter Biihnendichter hintreten konnte! Das war im Februar. Direktor Braune schloß sein Theater im Juni, Mitte Oktober wurde es wieder eröff net. Alsred oerlebte einen schrecklich langweiligen Soiiiiiier.«.fiordau«5 wa ren in der Schweiz, die meisten seiner Bekannten verreist. Eines Tages ging Henningg im Jhieraarten spazieren, als er einen alten Bekannten tras Hang Wachs niut erzählte ihzn sreudestrahlend, er komme soeben vom Direktor Felsen burg, der ihn auf mehrere Jahre für sein Theater engagirt habe. »Unsere Spielzeit beginnt Anfang Oktober mit einein samosen modernen Lustspiel. Apropos, erzählten Sie mir nicht einmal, Direktor Branne habe ein Stück von Jhnen angenommen? Jch wundere mich, daß er die neue Spielzeit mit »Hamlet« beginnt.« »Nein, er kommt mit meiner »Jro nie deg Schicksals« heraus. »Das thut er nicht, lieber Freund. Jcli weiß ev bestimmt. Hat er sich zu einer Conventionalstrase verpflichtet?« »Das nicht!« »Das thut mir leid um Jhretwil len«, meinte Wachsan »Sie sind der Erste, dein Branne eine bittere Euttijuschung bereitet.« Diese Nachricht erwies sich leider als wahr. Braune wollte in diesem Halbiahr kein moderneg Stiict aus führen Er sagte dies Alsred und verabschiedete sich kurz von dem jun gen Autor. Tief verstimmt ging Hennings nach Hause. Er sah alle seine Hoffnungen sannnerlich Schiffbruch leiden. Ungefähr eine Woche später traf er wieder nnt Wachginut zusammen, der gut Probe mußte und Henningg Jaufforderte, mitzukommen. Da Alfred nichts vor hatte, beglei-: « iete er Wachsinut nnd natuu in feiner « ZLOge Platz. s Tie Probe begann. Alfred lauschte gespannt. Aber die Schanspieler hat ten noch lein Dutzend Worte gespro chen, als er stutzte und in eine unbe schreibliche Aufregung gerieth. Die Worte, die dort gesprochen wurden, waren seine eigenen! Atheinlos ver folgte er das Spiel ——— »Diese-r Satz muß schneller gespro chen tverdkn«, ertönte plötzlich auLs dem Partei eine Stimme, die ihm be: - lannt vorkam Alsred beugte sich iiber die Briistung der Lage, unt den Sprecher zu sehen Es war Eduard Pflüger! Wie ein »Blitz kam die Erkenntniß der Wahr theit über ihn. Pflüger gab sich siir den Autor des Stückes aug; er hatte »das Manuskript in jener Nacht ge ;stohlen, abstenograplsirt und am Morgen aus den Schreibtisch zurück gelegt. Wie Schuppen fiel es Alfred von den Augen, als er sich des Licht ;tropfen5 aus dem Papier entsann. Tief in Gedanlen versunken saß Vllsred da. Als er sich endlich auf ;1nfste, war die Biilsne leer. Rasch Iatug er hinunter und verlangte den Tireltor zu sprechen. »Der Herr Direktor darf nicht ge stört ioerden«, sagte einer der Auge stellten »Er bat eine lsonsereur init zem Autor des neuen Etiictez « » DVHT clll LUUKI Fu TUUIUCIIL HUUU Lilsred aus dei— Tsirettore Privatiiiii nser zu, klopfte an und irat rasch ein. Die dunklen Augen Edniards starrien den Eindringlina an, er zeigte aber leine Spur von Verleaeiiheit. »Herr Direktor, dieser Mann ist ein Dieb!« lieaaiin Henninas ohne llin schweife »Das Stück, das Sie aus sizhren wollen, ist mein Werks Er hat Je mir gestohlen!« »Ist dass ein schlechter Scherz oder sind Sie oerriictt, Henk« In kurzer Schilderung brachte Hen ningg seine Veschuldigunki vor. »Es ist unalaublieh!« entaegnete Pflüger, als dsllfred frhioiea. »Ich liin Verfasser ineier Saiaiispiele die in ner Provinz vielfach aiisqesiihrt iiior den sind. Und ie, Herr Oeiiniiiag, wer kennt E« alLs Biihnensrhrist stellen-« »Sie vergessen, dass, Direktor Brau ne mein Stiici aelesen hat im Ise druar -- « »Wenn Direktor Yraune eine Kopie Keinem besitzt · iuii MohlenZ Sie können ebenso aut in iiiein Zimmer gelangen, wie ich in dns Jhriqe gelangt sein soll! Mein YOU ist so qiii ivie das Jhrige!« « ,, nd ich hale keinen Grund, daran zweifeln Herr sliiaeh « fiel derDi Rot-Ä, ,jk iihre de ,,Sophist« in vierzehn « eii auf. Orkrbennings mag« eine UA räche. den« eii gel orläiis halte ich ihn orte schon be wei AL, ruhig und ·ng nach HeisngD , Unglücklirheyfyse hatte Alfred tei iieni ensebe hl,t daß er ein ’S geIeise die Bis ne schrieb. Pflü r per Erste. r an jeiieIQliiend i so haben Sie sie» ·- -- . davon erfuhr. Die Reinfchrift voni seiner Hand lag in seinem Schreib-· tifch, aber das vielfach verbesserte Ma nuskript hatte er vernichtet. Er hatte also nicht den geringsten Beweis für seine Behauptung ; Eine Ertältung fesselte ihn einige Tage an’s Bett und dann vergingen noch weitere drei Tage, während wel- f wer er das Zimmer hüten mußte ( Pflüger’s Diebstahl war der einzige Gedanke, der ihn beherrfchte, aber wie! er auch fann und griidelte, er sah kei nen Weg, tein Recht zu erlangen. Einige Tage später erhielt Alfredt den Besuch des Direktors Felsenburg »Herr .Henning,« begann dieser, »ich s komme, um Sie um Verzeihung zu; bitten, daß ich Sie neulich einen Be s triiger nannte Jch befand mich imj 1.«11.recht. « Alfred ergriff mechanisch die ihmj dargebotene Hand. J »Erkennen Sie mich jetzt als Autor» de5 Stiickeg an?« »Ja«« « »So hat Herr Pflüger gestanden?«’ »Ja«« ,,!llterkwiirdig!« erwiderte Alfred bitter. »Warum gestand er?« »Um Frieden mit Gott und der Welt zu machen, ehe er starb,« ant wortete der Direktor feierlich.r ,,E wurde heute Vormittag von einem Antoniobil iiberfahren und in’s Kran tenhaug geschafft. Der Arzt erklärte feinen Zustand für hoffnungslos-L Als Pflüger das Bewußtsein zurück-: erlangte, ließ er mich rufen.« »Aber warum hat er mich betro gen?« »Sie erzählten ihm, Sie seien heim lich mit einer jungen Dame verlobt. Und er selber liebte diese junge Dame mit gliihender Leidenschaft ----- ohne Gegenliebe. Er wollte Ihnen Schwie riateiten in den Weg legen, damit Sie nicht zum Ziele Jhrer Herzenswiinfche tämen. Darum ftahl er das Manu stript.« Drei Tage später fand die erste Ausführung des Stückes statt und wurde mit stürmischem Beifall ausge nommen. Hennings war mit einem Schlage eine Berühmtheit geworden. Frau Norden hieß ihn von Herzen als Schwiegersohn willkommen und-Al sred hat dein Todten sein Unrecht von Herzen vergeben. Pfeffer ein vie deutsche Kaiser-trank Der Pfeffer, dieses trotz seiner Lehneidigleii im Beißen verbreitetste aller Gewürze, der treue Kamerad des Salzeg aus dem Tisch der Armen toie Reichen, in dessen Geburtglanv wir gern unsere Feinde nnd auch manch mal gute Freunde wünschen, spielte in lfriiheren Jahrhunderten, als ihm an dere Gewiirze noch weniger Konkur renz machten, eine noch weit bedeuten derc Rolle als gegenwärtig. Schon im sAlterthum brachten ihn die Araber aus Ostindien in Massen nach Aden an Sototra, von wo er zu den Grie chen, Btizantinien und Römern kann Als- der berühmte Gotenlönig Alarich Stuf- Roni einnahm, legte er der Stadt nebst ungeheuren Geldsummen eine tiontribntion von Ihm Pfund Pfef fer auf. Jn Deutschland namentlich war späterhin eine hoehgradige Lieb .l-(:berei siir den Pfeffer verbreiten Be reit-:- iin 12. Jahrhundert wurde er von Winter, Reacnglsuraen Etluggbnrs ger, Riirnberger, Uliner staitsherren ntassenhaft mit anderen indiselten We wiärzen ans Italien einaefiihri, nnd dese »Pfessersiickc«, wie sie von den k·i-:invrittern spottweise genannt tvnr den, erwarben damit tolossale Reich-s thiiiner, so daß sie oft die Ehre hatten, von Kaiser undstiirsten angepuinpt Jst werden. Jm H. und IF-. Jahrhundert war Ek: Deutschland der Pfeffer Vielfach ein Erfntzmittei fiir baaresz Geld. Privilegien wurden mit Pfeffer er tanft, Steuern nnd Stromabgaben in Pfeffer errichtet, die ftädtifehen Be: hör-den mit Pfeffer besoldet, durchrei sende Fürsten und ihre Kanzler mit Pfeffer beschenkt. Sogar die versetzte Krone des »hei ling römischen Reiches- deutscher Nation« wurde einmal mit Pfeffer ausgelöst. Die große Regensburger Chronik erzählt nämlich von dem Schluß des Reich-starkes des Kaiferg Sigisinund (141U---sj7) vom Jahre 1834: Als zur Abreise aus Regens barg alle Anstalten getroffen waren, gebrach es an Geld, die Kosten der Hofhaltnng zu berichtigen Der Kaiser entdeckte feine Geldverleaenheit feinen lieben Getrenen, dem stämmerer und Rath, die aber teine Lust hatten, in die eigenen ohnehin durch den Krieg fcnon start erleichtertenKaffen zu grei fen, und es auch nicht gerathen fanden, dag Gemeinwesen fiir ein Darlehen in Anspruch zu nehmen. Der Kämmerer Gumbreeht nebst drei anderen Mitver waltern deg Gemeimvefens erboten sieh jedoch, 4600 Gulden vorzusehießen nter der Bedingung eines hinlängli cten Uiiterpfandeg. Nothgedrungen mußte sich Seine Raiserliche Mnjeftiit entschließen, in den fanren Apfel zu teifzen und mittels Verfrhreibnng, da tirt aus tttegengburg am St· Michel-J 1-««g —— 29. September —— (ini Königl. Staatsarchiv zu München aufbe nsahrt), einen Theil feines Silber geschirrg und selbst feine tiaisertrone wirüclzulafsen und mit nehmen-Kof fern in den ersten Tagen des Oktober der ebenso guten, als fiirfnhtigen Stadt Regengburg den Rücken zu keh ren. In den legten Tagen des h ies kam ein laiferlicher Komm a rius und verlangte die eingefet en Pfänder zu lösen. Da er aber nicht hinlänglich mit klingender Münze ver-s sehen war, bot er Pfeffer statt Gel ves an. Die Regensburger gingen nolens volens darauf ein. Jn der Stadt richnnng findet fich der Bemerk: »Unser Herr, der Kaiser, ist hie schul dia gewesen 4642 Rheinifche Gulden; dafür hat er meinem Herrn gute Pfand qefetzet. Auf das haben meine Herren Pfeffer laufei, an dem Pfef fer ist verloren morden 10 Pfund,6 Schillinge, 28 Pfennige.« WOpW lsrsnywerendcr Umstand. Wirlhin lzur Magd): »Ich muß Ihnen kündigen. Wie können Sie mir in ·..Sjeaenlvnrt eines Gastes den Teller mit dein Handtuch abtroclknenl Hattens Sieg doch wenigstens heim lich getyan!« Mut know-irr Zlndenir »Nicht wahr, Onlelchen, Ln Deinem Testament setzt Du mir was aanZ« Onkel: lbefiimnil): »Nein!« Student: »Und warum nicht?« Onkel: »Weil ich an Dir fo viel I« aus«-zusetzen habe Vicnfllh Richter: »Hoan Sie dem siliiger die Ohrfeige zuriidgegelien?« Anaekl.iqier: »Die nicht, aber eine andere« « Mnlitiö-5. Arzt: ,,Unlenz1bar bringen wir Vlerzte viel Licht in die Welt.« Bekannten »Gewiß, sie lichten die Menschheit.« Vergleiche-w beniertt. Junger Ehentann (Handwerker, oie hinreifzende Beredtsatnkeit feiner Frau gewahrend, zu ihr): ,,Auguste, Du thust ja, als ob Dtt auf Akkord reden tniißtef !« Gkntiithlirlt. Stronter (zmn Gendarm, der ihn arretirt hat und ihm eben Handschiek len anlegen will): «Möchten S’mic2 net vorher noch schnupfen lassen Itlkifsen S’, wenn ich mal g«fe«sselt bin, ziehth nimmer recht.« Freie Jagd. Sonntaagjäger lzu einem ihm be aeanenden Jttnaen): ,,Sag’ ’mal, Junge, hast nichts zum Schießen ge seltenjsp Jnnae (f1itfternd): »Ja, bleib’n S’ nnr stel)’n ialzt wird alei’ der Leh rer da iiber ·L- Beral ’ranf letnnta.«« Vorbild. Professor tfeinen Abiturienten eine Abschied-Siebe haltend): »Sie treten Hctzt hinaus-— in’2 akademische Lebew einen Rath will ich Ihnen mitgeben: biiien Sie sich vor allen Saufgelagen! FBier macht dumm. Denken Sie tm I t-:ia)!« i Poesie nnd Profit. l Frau Osztt ihrem LIJiantte): »Sieh Innr, Eva-ar, diese herrliche Winter ttandschaft um uns herl« Mann: ««-a, ja: aber laß uns e tichhen schneller gehen, damit wir nach Haufe lotntnen, ich habe ganz-, ; talte Berti-e aekrieai.« I ttletttiitlslidp ! A. teinen Bekannten auf berstraße jireffendlz »Wohin ch Weges, Herr I Echulze?« I B.: »Wi« die Kettertoeltr rufen. bei Ernir brennt eE.« ! "Ll.: »Und da aklien Eise so aetnäcb j lich-Z« z B.: »Bit: ja tie:«sieltert!« Jm Gerichts-sinnt ; Illichterz »Sie ital-sen also Dein Zett laen mit einem Biertctdel ein Loch in l i ) l den Kopf aefeblaaen Halten Sie auch eine Al)tttnta, was fiir eine Strafe darauf steltt3« Vlttaetlaater: »Das kann doch so llfettlintnt nicht sein, dar- Seibel ist ja nar nicht entzwei neaanasrtt.« t . k Seine Vefnnnnnm. j Freund: »Was, trifft man Dich endlich wieder nial allein! Habe Dich - seit Deiner Verheirathnna nie anders als am Arme Deiner Frau gesehen.« Gatte: »Aber ich begreif-: nicht, wie Du Dich darüber so wundern kannst; ibin ja eben durch meine Verheira ithnna Etiitze der Hausfrau gewor den« Ter tlnisiteiie Fritz. i Vater: »Aber Fritz, Du hast jetzt Jst-non acht Ganze aetrnnlen und ich erst drei Zennitte Bedenke doch,da Du niin inetn in Ultiinchen bist un kais Trinken von Ganzen tsei uns auf fälli. Haft Tn denn so großen T—11rst?« Fritz: »Ta§ weniger, aber hierin ,-»eiqt fiel) gerade meine llaffifche Bil dunqx Denn seljon der nnfierbliche Schiller hat aesaqh »Jnnner strebt zum (-.«lan»3en!« Bot-sinnig. Hausfmnr »Sie können sich ein Vitiitagefsen verdienen, wenn Sie mit .1en Haufen Holz da klein machen.« - Bettler: »Hm . . . was haben Sie denn gelochi?« Fainiliiir. Richter lzu einem jugendlichen An xietlagtenx »Hast Du noch Eltern, Junge?« Angeliagterr »Mi, natürlich; die lmiissen Sie doch auch kennen!«