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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 5, 1905)
Ofen-r Hchrkihebrikk non cis-zip Innkstkngki. W vMOO No. Eis-Ei tell fuh, Teim fleis oddee die Teim duht fliege wie met uff deitsch sage duht Es is Mich in meine Bohns als wann e Woch zurück erfcht Krißmeß gewese wär un jeht is schon widder Jhster! Un was sin ich noch mit alles zurück! Wei ich hen noch nit emol gestatt mit Haus zu lliene. An mich hen ich auch noch nit gedenkt. Ach hen roch tei Jhstersuht un lein «hsterbannet un die Wedesweilern hot ihren Stoff schon zwei Woche zurück kompliet gehabt. Awwer die duht gern e wenig blohe: ich bin nor sroh, aß se noch nit eine Tschens gehabt hat, ehbes von ihre neue Sache zu mehre. Jch hen an gar nicks denke konne un das is alles von we e die Rellebrehschem wo mer dran geschafft ,en. Jch hen Jhne doch gesagt, daß mich un die Wedeötveilern aus sin gange sor Tickets zu unser Fest zu ver eddele. Der Kornerstohn von die Detninghahl sollt gelegt werde un do hen mer e Bänlwett errehnscht. Mer ben Tickets printe losse un sin damit losgeschowr. Der erschte Mann ronnt e Dreiguttsstohrche un der is es wo mir zuerscht «esehn hen. Er hot gesagt: »Ihr Leh ies, was zu viel is as is zu motsch; ich hen ·etzt fnvwe Tietets sor Fehrs, acht H M llllllckc ; Entertehnnients, drei sor Bänkwetsz, » versehn sor e Missel un ich kann mein . Weg nit llier sehn, wie ich noch mehr Ticketz lause soll, mitaus, daß ich in Bänlruptzie gehn; ich will Jhne en Kwarter dohnehte un das iH all, was ich duhn lann.« Mir hen oss Rohrg den Krvarter reffjuhst, atower den Kanne, den duhn ich mir merke. Wann ich widder emol ebbes in seine Lein juhse, dann losz ich mich mein Sloss von autseit komme. Der kriegt iein Cent mehr von mich. Wie mer zu den nächste lomme sin, do hol der auch alle mögliche Eckejuhseg gehabt, alt-wer mit allem Tahle hot er ian doch e Tietet abgenomme. So sm mer von einem End von die Taun nach den annere gelaufe, awwer all was mer mit heim gebracht heu, das warf-zehn Datum Do hen ich noch tscidie kriegt. Jch sin zu den Mi LIer Mehr gange un hen gesagt: »Mi· Her Mehr, hen ich gesagt. ich lomme sor Jhne zu unsere Zellebrehschen zu mweite,« un wie ich ihn alles eas plehnt hen, do hot er gesagt, es wär e roßes Plescher for ihn zu partifsi ve te un er deht schuhr komme. Dann sen ich gesagt, mir wollte e diesentes Kraut hen un sor den Riesen deht ich Ticlets sor en Dahler das Stück ver tause, osf Kohrs wollt ich damit nit sage, daß ich eckspeckte deht, daß er e Ticket lause sollt, bitahs so en Gast bei uns zu sehn, das wär mehr werth wie alles Geld in die Welt. Sell hot ihn getickelt. Mei diee Mäddem, hot er gesagt, ich fühle ganz disserent; ich nemme e Bäntivett ein un will osf Kohrs auch bezahle. Gewwe Se miZ emal dreißig Tickets, ich dente i kann e ganzes Kraut ussmache uth dann hen mer e gute Zeit." ,,Well, · hen ich gesagt, »wann Se’s denn gar nit annerschter duhn wolle, dann is es ahlreit, awwer ich stn schuhr, daß mich mein Hosband schtohlde duht. Jn dieselme Zeit hen ich auch schon die Ticlets eraus gehabt un besor daß ich mit mein Spietsch durch war,hen ich .meine dreißig Dahler täsches Geld in mein Packetbuch gehabt. So muß mer Bißnesz duhn. Am nächste Dag sin ich alleins los ange. ch Zu itvtverall verziihlt, da der Mi ter ehe auch komme deht un do hen ich bis Nachmitta s um Z Uhr all meine Tickets verlau t gehabt. Wie ich mit den Sack voll Geld heim sm komme, do hen se annver die Auge ussgerisset Der Wedesweiler hot gesagt, ich trät’n e Pietsch, awwer das hen schon Viele zu mich esa t· Jetzt hot’s aw tver geheiße ge cha st, bitahs mer muß doch auch die Piebels ebbes diesentes vorsecr. un am nächste Dagisschon das est gewese. Der Wedestveiler hot ich e haltoes Dutzend Wehm gehrls geheiert un ei tell juh es hot alles tipptapp geguckt; mer hot das Bitt-ins hardlie mehr getennt. Bei die Ze ebeehschen autseit hots estart zu regene un do is oss Kohrs Po lein xoßes Kraut dagewese. Awwer die ids ware all do un hen gesunge, dass es den Hund jammere duht. Der Philipp hvi fein Spieiich gemacht un das beste dabei war, daß er noch seine Minnii dazu gebraucht hat Jch sen mich geschehmi we ialleg, iwwer das-« schreckliche Deutsch wo er geiproche hei; bei Galle, der hat ja noch ieine drei Wörier gein, mitans, daß er vier englische ckspreichens gejuhft ot; ich häii nie nii gedenkt, daß der hilipp seine Mutter- und Vater proch so vergesse könnt. Wie die ; sisiimmung am höchste eivefe is, do sin ich mii e große Bu eh vorge trete un hen mein kleine Spieisch ge nsachi. Jch den gesaqi, mei her wär so voll, von Friede, Freude un Froh sinn, daß ich ar keine Worte finne tönni, meine efühie Ausdruck u ver-leihe un ich könnt mich nii beiizer austtveische als indem ich die Worte von unserem Landsmann Schiller re pieie debi, wie er so schön sage dehi: un do den ich das schöne Lied: »Ich miß nii was soll es bedeute« vor dellarnmirt. Do hätte se awrver emol i en Avvlaug höre solle! O, es warz«t s rit end! Dann hen die Kids toidder . e ied gesunge un der Wedeöweiler, wo doch auch ebbes duhn wollt, hot drei Feierlraclersch, wo er no von den sohrte Ts ulei gesehft geha thot, usfgebrennt. ann sind mer all in ieit gemartscht un es hot so ebaut e haltve Stund genomme, bis jedes an sein Platz gesosse hot; wisse Se, die Mennfohts sin all erscht noch emol an die Bahr gange sor en Eppeteiser zu nemme. Der Wedesweiler hot zwar gesagt, er deht seine Bat ganz zuma e an dem Dag, awwer ich hen gleich getvißt, daß das nur Jahk war. Es hot, wie das Eise im Gang war, gesagt, wann er vier Woche lang je den Dag so viel iwwer den Kaunter verlaufe deht wie an dem Festdaa, dann deht er sein Platz ausverlaufe un deht sich e Farm kaufe un sei ganzes Lewe lang nicks mehr schaffe. An mein nächste Brief verzähl ich Jhne von den Bällenz von die Zelle brehschen. Mit beste Niegards Yours Lizzie HanfstengeL ROH Tuvettuloseidetlmitteb Ueber sein Heilmittel gegen Tuber lulose spricht sich Professor Giu eppe Levi in Mailand in folgender ise aus: Das Heilverfahren besteht in nichts anderem als-; in der hypoder malen Einspritzung eines Jodpräpa rats, dessen Zusammensetzung vor läufig Geheimniß bleiben muß, des sen Hauptbestandtheil aber allotroveg Jod ist. Nach zehn bis fünfzehn Einspritzungen erfolgt eine starte Ge toichtgzunahme, und nach vierzi. bis fünfzig Einspritzungen tritt völlige Vernarbung der Tuberkeln und so mit vollständige Heilung ein. Pro ssssor Levi hat diese Heilkraft des Jod schon vor zwanzig Jahren bei Untersuchungen iiber die Rotztranlheit des Pferdeg entdeckt und allmählich seine Experimente auch auf die Tu lertulose des Rinde-: ausgedehnt, wo vei sich zeigte, daß eine rapide Besse rung im Nährzustand des Thieres eintrat. Der anatoinische Befund der Lungen nach der Schlachtung er gab die Vernarbung der Tuberkeln. Durch diese überraschenden Erfolge ermuntert, hat der Gelehrte vor zwei Jahren die ersten Versuche angestellt, um sein Verfahren auf die Behandi lung der Tuberlulose des Menschen nu übertragen, und das Resultat war gleich günstig. Bisher haben sich ktoanzig Individuen, worunter einige sichon in ziemlich voraeschrittenem Zu sstande der Lungentubertulose, der JEinsvriszungstur unterzogen. Pro Zfessor Levi wird binnen kurzem nach sPariH reisen, um der dortigen Akade Imie der medizinischen Wissenschaften isiine Entdeckung auseinander-zusetzen —----—i. —- — D e Geburt einer Intel. Au- olio lommt die Nachricht von einem mertwiirdfgen Natur-Ereigniß Am 14. November wurden die Bewoh ner der Jnsel on in Siidjapan durch ein starkes unterirdische-«- Getöse be unruhigt. Etwa 14 Tage später sahen sie gelvaltige Wollen weißen und schwarzen Rauches Jt Meilen südlich der Jnsel ausJ dem Meere aussteigen. sSiesglaubtem eine Flotte nahe, kamen aber von dieser Ansicht ziiriict, alH die Rauchmassen immer gewaltiger wur den und das ganze Meer in Feuer zu stehen schien. Am 5 Dezember er schien innerhalb diOeser Rauchmassen eine kleine Jnsel und 3 Tage später erblickte man bereits drei solcher Jn seln. Man wußte nun, daß man es mit einer vulkanischen Umwälzung zu thun hatte. Am 12. Dezember bilde ten die drei Inseln ein allmählich em porsteigendes zusammenhängendes Ei land, das nach Osten hin hiigelig war, während es sich nach Westen hin ab slachte. Von der Oberfläche ßieg wei ßer Rauch aus. Am 2. Januar wurde die Jnsel im Westen höherii Sie stieß am Vormittag weisse und am Nach mittag schwarze Rauchtvolken aus Neunzehn Männer von der Insel on beschlossen daraus, selbst wenn es ihr Leben kosten sollte, festzustellen, was eigentlich vorgegangen sei. Jn einem 30 Fuß langen Boote anlerten sie an der Nordliiste der unbewohnten Jnsel Siiditvo. Diese fanden sie mit vulkanischer Asche bedeckt. Bei ihrer Weitersahrt in der Richtung aus die neue Jnsel geriethen sie in eine so hef tig wogende See, daß ihr Boot mehr fach tenterte. Die aus dem Meer aus gestiegene Jnsel hat einen Umfang von annähernd drei Quadratmeilen und erhebt sich 480 Fuß iiber den Wasser svieael. Die Südkiiste ist eine steil abfallende Felgmasse, aus der eine dicke Schicht Erde liegt. Die Bootinsaifen errichteten eine Fahnenstange mit der japanischen Flagqe und der Inschrift »New-Z Land. Groß Japan. Viele Banzais!«, Aus dem Nordende der Jnsel fand-Man einen See mit kochen dem Wass . Der japanische Gouver ncur der Jnsel Bonin, dem von der Entdecung und dem Hissen der japa nischen Flagge Meldung gemacht wur de, ab der neuen Jnsel den Namen Nuefchima W Eine so ganz lächerliche Persönlich leit ist unser Freund Castro von Vene zuela denn doch nicht und es ist unter Umständen gefährlich, mit ihm anzu binden. Bitt fest war er das einzige regierende haup. das einem Trust das Lebenslicht ausblies. s- s- st Gedanlen von großer Tiese sind den meisten Menschen »Du hoch.« « Vermögen zu. Das mag wohl auch Starke Vepression. Humoreske von C· A. Hennig Als ich sechzehn Jahre alt war und eoen mit einem ganz annehmbarenl Jahreszeugniß der Obersetunda nachs Hause kam, eröffnete mir meine Mut ter, Onkel Lamprecht habe geschrieben » und angesragt, ob ich Lust hatte, meine s dies-jährigen Ferien aus seinem Gutes l zuzubringen. Jch hörte meiner guten Mutter mit I ossenem Munde zu. s ,,Ontel Lamprechtk Wer ist dennz das?« fragte ich. ! »Es ist mein Bruder,« erwiderte! meine Mutter. »Als Du noch ganz l klein warst, weilte er einmal auf Be such bei uns, aber Du wirst Dich sei ner natürlich nicht erinnern tönnen. E "tir ist eine herzensgute, aber etwas s derbe und vor allen Dingen recht haberische Natur. Er läßt nur gelten, was er fiir richtig hält, und obwohl er als Landwirth tüchtige praktische Erfahrungen hat, so fehlt es ihm doch auf anderen Gebieten an jedweders Einsicht und Willigkeit, sich solche an: l zueignm Es ist deswegen tein Wun der, daß er mit Deinem seligenPapa, dem seinfiihligen Gelehrten, nicht recht » auslatn. Die Tage seines Aufent- s halts vergingen in endlosen Debatten, s bis endlich Onkel Lamprecht stehenden ; Fußes wieder abreiste und hoch unds theuer schwur, er wolle sich un- l ter feinen schwersten Pflug legen, als ; es jemals wieder mit solchen Bücher-« wiirmern und Federsuchsern zu thun haben. llnd er hat Wort gehalten, niemals ließ er wieder etwas von sich hören, bis ans diesen Brief, in wel chem er Dich zu sehen verlangt. Er ist underheirathet, und wenn Du ihn sur Dich einnehmen tannst, so fällt Dir später einmal sein beträchtliches der Grund sein, weswegen er Dich lennen lernen will. lind nun, wenn ÄDu Lust hast« so reife in Gottes Na men!« szQv ich Lust hattet Das Leben aus einem Gute tvat geradezu eine Schwärme-Drei von mir; mit dem bär- « beißigen Original von Onkel gedachte ich schon fertig zu werden Mit fieber isaster Hast packte ich noch am selben Tage meine Sachen und reiste am an dern Morgen nach Schnialow, deni Gute meines Qntels, ab. Meine jugendliche Phantasie eilte dem slücht igen Dampsroß weit voraus nnd erging sich in verstihrerischen Bildern von dem idyllischen Land leken, in denen die Bekehrung des : samilienseindlichen Onkel-H keine ge i ringe Rolle spielte Hatte ich doch nicht i umsonst Burnetg »Kleinen Lord« ge s Aus der Bahnstation harrte meiner; j ein Jagdwagen, nnd da ich es gar nicht z anders siir möglich hielt, als das; der I Onkel mich persönlich abholenwiirde,« i so siel ich dem behäbigen Lenker des Gesährtes enthusiastisch um den Hals-. Doch dieser wehrte bescheiden ab. »Ur-ten S’ man «aud sin, jung IHerr, ick bin bloß derZJriedrichPsagte er· t : Das war ein kleiner Dämpser auf 4die hochgehenden Wogen meiner ver lwandtschaftlichen und sonstigen Ge ssiihle, etwas benommen setzte ich mich iin den Wagen und langte in entspre chend reservirter Haltung aus dem Gute Onkel Larnprechts an. Und dac swar auch ganz gut. Denn der alte Jse l arim war nichts weniger als ein Freund non Riihrszenen und Lieb kosungen und ich mußte den ,,iileinen Lord« schleunigst ausziehen. Dagegen schmunzelie er befriedigt, wenn ich Interesse und Verständnisz siir land i Ivirthschastliche Dinge zeigte, und ichs siilslte bald. daß ich hiermit seine» schwache Seite gepackt hatte. i ,,Dat is recht, mein Junge,« sagtes l er eines Tages, »so schlagst du Mud dina nach und nicht Deinem seligen —--«---«— Den Rest verschluckte er und J ich begehrte ihn auch nicht zu hören Doch war ich ungemein stolz auf das kurze Lob aus seinem Munde. So verqingen einige Wochen, und die Ernte rückte heran. Wie Jeder nsann weiß, spielt das Wetter fijr diese Zeit eine große Rolle. Von sei ner vorauösichtlichen Gestaltung hän aen die sirntedispositionen ab und, obmpsss der Landmann sich im Allge meinen auf die Witterungsvorlxrsage versteht, so verschmähte es doch mein EOnkel in diesem Ausnahmefalle nicht, Iauch die sonst so gehaßte Theorie ins Bündnisi zu rufen. »Junge,·' sagteer dahier eines Mor etan zu mir, ,,laus’ nach Schlippen does (die Bahnstation) und sieh, was sor’n Wetter totnmt!« Etwas verdutzt sah ich ihn an. Was niitzte es, wenn ich nach Schlippendots ties nnd dort das schönste Wetter an tras2 Bis ich wieder nach Schmaloio hin, tonnte es in Schlippendoks längst regnen. Ich Ioagte zögernd, dies niei neni Ontel zu Gemüthe zu sühren. Dah, wie er da in die Höhe fuhr· «Aesel,« donnerte er mich an, ,,dai weiß ich all!«z»«, Dann ging et eine Weile im Zim sner auf und ab, und alg er sich wie der beruhigt hatte fuhr er, als ot) nichts geschehen ere, fort: ,,Aufdein Bahnhos da hängt ein wei er "-3ettcl, woeaus mit blauem Bleistit geschrie kcn steht, wat die nächsten acht Tage sann Wetter wird, dat lernst Du Dich auswendi. Verstehst Du mir?« O, wo l, jetzt verstand ich ihn. Es handelte sich um jene Wetterprogno sen, wie sie auch bei uns daheim an den Postäintern angeschlagen waren. Voll Eifer machte ich mich auf den Weg und sah mich bereits im Geiste ats Beetiindet glücklicher Wetterdu schast zurücktehten. Jch würde natür — · lich den knappen Bericht aus eigenem noch mit allerhand - loskeln umklei den, so daß mein nkel gewaltigen Respekt vor mir bekommen mußte und wohl einsehen würde, daß er keinem Würdigeren sein Erbe dereinst hinter iassen könne als mir. Wie ich mir noch so in Gedanken meinen »Vor ixcg« zurechtlegte, blitzte mir plötzlich ein genialer Gedanke durch dass Hirn. Mit beflügelt-en Schritten eilte ich nach der Station, fand auch dort richtig den bewußten Anschlag, den ich indessen im Gefühle meiner erha benen Jdee total ignorirte. Dagegen erbat ich niir vom Stationsvorstand die neueste Zeitung ans der Haupt itadt. (Mein« Onkel hielt keinerlei :,eitungen.) Der gefällige Mann er siillte meinen Wunsch; mit behenden Fingern saltete ich sie auseinander und ließ meine Augen die Spalten entlang gleiten. Endlich hatte ich es-: Witterungsbericht der meteorologi schen Zentralstationt Ich setzte mitgin den Wartesaal und lernte. er Schweiß rann mir bei der ungewohn cen Lektiire iiber die Stirn, aber end-: lich ,,konnte ich es«. Dann machte ich mich wieder auf den Heimweg, unter wegs trampshast repetirend. Mein Onkel saß gerade beim Nach mittaggtaffee, als ich anlangte. »Na, Junge,« sagte er gut gekannt, »i)ast Du dat Wetter bei Dich?« ,,Jawohl, Onkel Laniprecht,« er widerte ich mit zuversichtlicher Stimme. »Na, leg« man loH!« Jch klappte die Fersen zusammen, tegte die Hände an die Hosennaht, machte eine kleine Verbeugung, wie ich that, wenn ich den tsrliönig deilaniirte und legte los. »Wetterbericht der meteorologischen Zentralstation!« »Wat!« »Wetteebericht der meteorologischen Zentralstationl Das Depressionszen trnin, das gestern vor dem Kanal lag, befindet sich heute über Südengland, ist also aus nordöstlicher Bahn weiter newandert . . .« Hier hielt ich ein wenig inne, um die Wirkung meiner Gelehrsamkeit Auf den Onkel zu beobachten und sah zst meiner Befriedigung, daß er mich nor lauter Verwunderung mit weit aufgerissenen Augen ansah. Mit geho bener Stimme fuhr ich alsdann fort: —-—— —— niedriger Druck breitet secb von hier über den ganzen Konti nent aus, und über der österreichisch uksgarifcheu Monarchie ist ein setun koreg Minimum zu erkennen, hoher Druck -s— s—« »Jung.. .«, schrie mein Onkel, Loch ließ-ich mich nicht tftören -——--—— Jrua tagerr tm Ycoroonen des Erdtheils sowie im Mittelwer gcbiet, das Wetter ist in Süddeutsch tand allenfhalben wollig oder triib nnd stellenweise regnerisch; die Mor: geniemperaturen sind seit gestern et ioaii gestiegen, während die heutigen Mittagstemperaturen - ——-« »,,Dat Dir» dat Dunnerwetter re celere d'I-« ,,—— —-- peraturen die gestrigen Be träge nicht erreichen. Voraussichtliche Witterung fiir morgen bewöltt, starle Depression, heftige Niederschläge et was liih sp-— - — Mit einem jähen Satze sprang mein Onkel in die Höhe, holte mit seiner lsicderen tRechten weit aus und schlug sie mir ein paar Mal um die Ohren. »Du Swinegel verdannnter, hier hast Du Deine Dreprensation mit sammt die heftigen Niederschläge!« Dann packte er mich am Kragen nnd schleiste mich nach meiner Kam mer. Hier befahl er mir, ohne Wi tserrede meine Sachen zu packen. Jch machte einen schwachen Versuch, ihn zu beruhigen und womöglich wieder ,u versöhnen, aber er gab mir statt aller Antwort einen so gewaltigen Stoß, daß ich in voller Person in Den offenen Koffer flog. Jsch fügte mich in das Unvetmeidliche nnd verließ aus eigener Initiative so schnell wie möglich das ungaftliche Haus« Auf dem Hofe wartete bereits Friedrich mit dein Jagdivagen nnd einein Brief an meine Mutter. Ohne Abschied rrn meinem Onkel zu nehmen, rollte ich davon und ivar froh, als ich wie der in den Armen meiner Mutter lag. »Sieh da!« rief fie, »so plötzlich? Wie kommt denn dass« Schweiqend reichte ich ihr denBrief des Onkel-T Er umfaßte nicht mehr als zwei Zeilen nnd lautete: »Der Junge 15 ndergesnnppt nnd will mir alten Herrn for’n Eulen spiegel estiiniren!« orschend blictte ich in das Gesicht meiner Mutter: auch hier zeigte sich eine starke Depression, zum Glück aber ohne heftige Niederschläge. Davon ob Togo siegen wird, hängt nicht nur der "lu5gang deJ rnssischs japanischen Ko slittH, sondern auch der des innere-e russischsen Konflikt-· av. Jetzt liegt selbst Russland-:- Hn tnnft aus dem Wassersc sc di Die britische Regierung hat fiir die Verewigung des «glorreichm« Krie gei«v gegen die Buren einen Historiker mit einein 'zahreggel)alt von etwa sk.35,000 angestellt« Was wird nun erst dem Jaren dereinst die »l)istorische Schminie« fiir den gegenwärtigen Krieg tostenW »- i: -k Ein Professor hat genau ausgerech net, dcäk das Felsen ebirge eine ver kehrte ichtung eing chlagen hat und ein anderer-, daxz Amerit einigehun dert hre zu rüh e. eckt wurde. Scha e, daß die gelehrten Herren nicht dabei waren, um diese Ereignisse tn’s richtige Geleise zu lenken. Artlsten in Russland Rußland ist kein angenehmesLandz nicht für Reisende, nicht für Einhei mische und am wenigsten für Artisten, die durch ihren Beruf gezwungen wer den, heute hier und morgen dort zu spielen. Die Kontrolle ist eine pein liche und drückende. Die Censur schlägt wahre Kapriolen in ih rer Besorgniß, ein Serzwort pas siren zu lassen, und überglücklich sind Alle, die die russische Grenze hinter sich haben. Ein interessantes Erlebniß aus der letzten Zeit erzählt JJtr.Pline in einer englischen Zeit schrift. Pline ist Grotesktomiterund Kautschulmann und in dieser artifti schen Eigenschaft gewiß unverdächtig. Jn einem kleinen Petergburger Eta blissement fand er für November und Dezember Engagement. Die Bezah lung war eine prompte und gute und Lag Publikum war dem englischen Attisten sehr gut gesinnt. Anders die Polizei. Zwei Beamte erschienen täglich auf den Proben,ließen sich die; Nummern genauesten-Z expliziren und« fragten immer hochnothpeinlich, ob am Abend ,,nicht ein anderer Trick gezeigt werde«. Die Artisten fragten « ganz erstaunt, was man denn eigent- s lich von ihnen wolle und ob es nicht ganz gleichgiltig sei, welchen Trick sie aussiihrten. Aber Ue Beamten er klärten, daß es ihnen ganz genau be lcnnt sei, daß koniische Artisten durch irgend eine Geste Scherze über poli tische Sittationen machen konnten »Und in der That, « sagt Herr Pline, »mußte ein Reckturner eine hohe Geld-« ! strafe zahlen, weil es ihm eingefallen war, auf dem Rect in einem schwieri gen Handstand zu verharren. »Er hat dem hinter ihm befindlichen russischen Wappen bei dieser Gelegenheit einen Stoß versetzt,« war die Antwort aus die Frage des bestiirzten Artisten, wag er eigentlich verbrochen habe Wer erinnert sich da nicht an den Hut des Geßler im ,,Tell«? —— —— — Noch drastischer sind die Erinnerun gen eines Artisten, die wir in der Ar tisteuwoche finden Jm Winter 1879—84) — so er zählt der Artist -—--— war Petergburg zFurch die Ermordung einer hochge »nellten Persönlichkeit — wenn ich» nicht irre, war eg der Stadttomman bant von Petersburg General von» Tregtow -- in gleichem Aufruhr wie heute. JJtilitärpatrouillen marschir ten die Straßen auf und ab, Nie mand durfte am Wege stehen bleiben "Die Häuser waren fast den ganzen Tag iiber geschlossen, und die Dwor Initg lFJaus meister, welche quasi der i i i s Prtczei iintertteyen) tontrollirten ge nau jeden fremden Besuchen Ja, es passirte sogar, daß, wenn man län gere Zeit bei einem guten Freunde weilte, dieser mächtige Hausthrann erschien und zum Verlassen des Hau seH aufsorderte. Nach 9 Uhr Abends in ein anderes Haus. wo man vom ji«-womit nicht gekannt wurde, einge lassen zu werden, war schier eine Un: möglichteit. Die Theater waren stets gut tre setzt; nach Schluß der Vorstellungen mußte man aber eine Gasse von Po lizeibeamten in Unisorm und Civil passiren, und mancher Besucher«!vurde s angehalten, um sich mit seinem Paß auszuweisetn Jch war damals im Foliess--8ergere reg- Herrn Jegarew ans der Ofsiziersi strasze sdag spätere NemettisTheateU engagirL Ferner waren daselbst, so irr-it ich mich heute noch erinnern kann, thätiat die Atrobatengesellschast Jo annowitsch, der russische Komiker Bogdanoss, der deutsche Komiker Atnann, der heutige berühmte Mitm ter; ferner die damals beriihmtes smnzösische Errennst-Sängerin Pia-s l rame Philippo, welche es verstand» roch mit 54 Jahren das Publikum siir sich zu begeistern: die ungarischc. Sängerin Jlta Ogay, ein damals eben aufgegangen-er Stern am Va rietehimmel, die Wiener Sängerin Fräulein Winter und das jiidische Quartett Fuchs. Wir fanden uns allabendlich recht frühzeitig ein, um ing gegenseitig unsere Taucserlebnisse zu erzählen. Die Vorstellung endete meistens gegen lzl Uhr Nachts on oeii ersten zwei zagen oer Orr regung ging esJ aus der Bühne und in den Garderoben sehr imgemiithlich in den Garderoben sehr gemiithlich zu, die-Z einderte sich aber am dritten Abend, als während deg- ersten Thei leg der Vorstellung plötzlich mehrere Damen mit verzweifelteu Mienen auf die Bühne gestürzt kamen und schrei end versuchten, den Ausgang zu er reichen. Wir Herren, die wir im ersten Theile nichts zu thun hatten, verstellten den Weg und suchten den Grund ihrer Angst zu erfahren. Wir toiinten aber außer dein Wort ,,Brief« nichts verstehen. Ich eilte in die tåjarderobe der Damen iind siind ain Fußende einen Brief, welchen ich so sori las. Der Brief lautete: ,,Geel)rte Damens Ein Eingeweihter, der Mitleid mit Ihrer Jugend und Schönheit hat, giebt Jhnen den Rath, das Theater vor It) Uhr zu verlassen, da das Theater gleich. nach 1() Uhr in die Lust gesprengt werden wird. Jch muß ofsen gestehen, daß es mir beim Lesen dieser Zeilen eiskalt iiber den Riicleii lief. Doch wag jetzt thun? Ja, wer weiß- wag ich da mals im ersten Schrecken gethan hatte, wäre nicht in diesem Augenblick Madame Philippo zu mir getreten, um den Grund des Läisnies zu ersah ren. Stumm reichte ich ihr den Brief, den sie schnell durchslog und mir mit den Worten zurückgab: .Bah, ich bin W yheute um 10 Uhr schon längst mit meiner Arbeit fertig, ,apres moi le deluge«!« ' Diese Kaltbliitigleit frappirte mich, gelassen sah ich auf meine Uhr — IJ-49, nun da war ja noch über eine Stunde Zeit. Jch ging zur Aus gangsthür zurück, wo ich fast das ganze Personal zusammenfand. Auch hier war es- ruhiger geworden. Als ich hinzutrat, hörte ich noch, wie ein Mitglied des jiidischen Enseniblez sagte: ,,Seien Sie doch ruhig, meine Damen, es passirt nichts, man hat sich nur einen schlechten Witz gemacht. Sehen Sie, ich trete heute um 1-312 Uhr auf, bleibe aber trotzdem jetzt schon hier.« Man überredete endlich die Damen, sich anzutleiden, und die Vorstellung nahm ,ungehindert ihren Fortgang. Allerdings herrschte eine unheimliche Stille aus der Bühne, auch llappten die einzelnen Nummern nicht so wie sonst. Wie spät es an der Zeit war, hatte man sehr gui von den Gesich tern der Einzelnen ablesen können. denn je näher der Zeiger aus Zehn riictte, desto besorgter wurden die Mienen. Eine gerader bewunderns werthe Kaltbliitigkeit bewiesen nur die Mitglieder des jüdischen Quar tettg. Am nächsten Abend wurden wir onn Neuem beunruhigt, und zwar la uten nicht nur eine, sondern mehrere Berwarnungen. Zuerst erschien ein Brief in dersel ben Damengarderobe: Geehrte Damen! Danlen Sie Gott, daß gestern die Lunte an der Bombe versagte, sonst wären wir nicht mehr am Leben. Folgen Sie einem Freunde. Heute Abend um 11 Uhr erfolgt die Zer störung.« Ein Freund.« Die Aufregung des Künstlerpers sonalg, und besonders die der Damen war, wie der Artist schildert, unbe schreiblich. Einzelne Sängerinnen erhielten von ihren Seladons noch spezielle ?.l.iarnungen, aber es erfolgte leine Erplosion Am dritten Tage erfolgte dasselbe Spiel. Einer der Herren vom Quartett bat den Arti steu, gegen gutes Honorar die Rolle der Dame zu übernehmen, die auf dem Theaterzettel Pauline hieß, da ein Mitglied dieg Quartette- erkrankt sei. Der Artist sagte zu Und trat in der Rolle aus· Die Furcht vor der tsrplosion war längst verschwunden, da erscholl hinter der Scrne Lärm und ini nächsten Augenblick war das Quartett oerhaftet, Beamte und Po lizeimänner fesselteu sie und mit ih urn Um unmen, Der m Fraumutt oern als ,,Pauline« gespielt hatte. Jm Hin untersuchte man ihn, führte ihn Zu einem Wagen, zog ihn mit Gewalt lnnein und fort ging die aberteuerliche Fahrt. Der Artist schildert nun sei ne weiteren Erlebnisse. ,,Wot)in? Nach langer Fahrt hält der Wagen Jn der Finsterniß un terscheide ich nicht, wo ich eigentlich bin. Man führt mich in ein dunkles Zimmer nnd schließt mich ein. So, Ietzt hatte ich Zeit zum Nachdenken! Was ich dachte, was durch meine See le zog, - -— ich weiß es nicht mehr. Jch triblc Hunger, sror, und eine große Müdigkeit beschlich mich. Jch schlig ein. Nach aeraumer Zeit wurde i gemerkt, durch matt-erleuchtete lange tiorridore und endlich in ein heller leuchtetes Zimmer geführt. Das Licht blendete mich, so daß ich nichts deut lich unterscheiden konnte. Jch fühlte, zoie man mir die »Paulinen«-Perriicke unm Kopf nahm, die Schminte von meinem Gesichte wischte, wag nicht gerade sehr zart geschah, dann schien esZ mir noch, als ob ich das erstaunt lachelnde Gesicht unseres Pristalvs (Polizeicoiiiniissärj) sah, mit welchem ich sogar Tlsiir an Thiir wohnte. Ich hörte noch ein unterdrückteg Lachen, lkörte meinen Namen und ein leises I.slurmeln, dann wurde ich wieder abgefijhrt, in einen Wagen gesetzt, und schnell sauste das Gefährt dahin. Mit meinem Begleiter traute ich mir tein Wort zu wechseln, und um nicht lzuviel zu denken, sina ich an, die Zah len von 1 bis 100 vorwärts und rück wärts zu memoriren. Endlich hielt der Wagen abermals. Mein Begleiter öffnete die Thiir und stieg hinausz. Jch hörte ihn mehrmals läuten und dann mit Jemandem sprechen. Darauf kam er zurück zum Wagen, forderte mich auf, and-Jesui aen, sprang selbst hinein, nnd im ge streckt-en Galopp fuhr der Wagen da tvnn Erstaunt schaute ich mich um, tin-, wußte nicht, wo ich war, doch schon Parttc man mich, führte mich in »ein Haus, schloß die Thiir und hieß ;111icl) folgen. Willenlos solgte ich. Im Dunteln ging eg fort, und end litb war ich -- -- in meiner eigenen ; Wol)nnng.« t Der Artist dachte an einen bösen Traum aber schon der nächste Tag brachte Aufklärung Die Mitglieder opin Quartettg blieben verschwunden. Sie waren nämlich --— in Sibirien. Die vier Mitglieder des ,,j1·idischets Quartett5« waren weder Artisten. noch Juden, sondern Nihiliften, di an dem Attentat deo Generals Tres low mitschuldig waren. Sie hatte fich als stlrtisten verborgen, nnd der vierte »Artist« hatte Lunte gerochen und war rechtzeitig verdustet. Die Polizei aber verhafiete den Darsteller der Pauline in der Meinung, den Haupträdelssfiibrer sichergesteilt zu haben. Hätte oer ««"Boli·;rimeister den Ar tisien nicht als feine-n Wohnung-mach bar erkannt dann wäre der Arm- ei nes der unschuldigen Opfe: mehr, die die Eisfelder Eibittens Hektorn lernen.