Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 28, 1905, Sweiter Theil., Image 9

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    —- W......·.s »...-.--...—-—.·«k-..,--—
« Hohermszeuouauuu
Ia- fiinszigjährigeBeftehen deeStadt.
Wie sie zu ihrem Namen und Re
nomtnee lam. Die Elhsäi
schen Felder.
obolen seierte am 28. März den
H 50. Jahrestag der Jntorpori
rnng als Stadt. FünfzigJahre
ist im Vergleiche zu manchen anderen
amerikanischen Städten teine lange
Spanne Zeit, aber man darf nicht ver
gessen, daß die Gründung Hoboten«s
schon aus dem sechzehnten Jahrhun
dert datirt nnd wenn Hoboten auch;
erst seit 50 Jahren einen ftädtischenl
Freibrief hat, so läßt sich doch mit gu- ·
trm Gewissen behaupten, daß keine
Stadt der Welt von der Größe Hof
boten’s so belannt ist, wie aerade die·
Jubiläums - Stadt. Dieses Renomee
verdankt die Stadt in erster Linie den
deutschen und anderen Dampferlinien,
welche hier ihre Anlegeftelle haben-— «i
Wenn man bedenkt, daß die beideni
deutschen Darnpferlinien allein bis
jetzt rirta 1("),0»("),»()0 Passagiere von
Europa nach Hobolen und von hier
nach Deutschland oder Jtalien beför
dert haben, von den Hunderttausend
Passagieren der Holländisch - Ameri
tanischen, der standinavischen und an
deren Linien gar nicht zu reden; wenn
- man in Erwägung zieht, daß alle Ka
jüten Passagiere, die tommen oder ge
hen, Hoboten passiren müssen, so läßt
sich wohl sagen, daß durch diese
Durchreisenden allein Hobolen in al
len Theilen des Landes bekannt
wurde.
Hean Hudfom der Entdecker des
Hudson Rippen landete zuerst in Ho-?
boten, und zwar anterte sein Schiffs
närdlich von Caftle Point. Die erstes
Niederlassung aus dem Boden des-Z
heutigen Hobotem damals eine Insel«
wurde vor 1540 angelegt. Außerå
iandwirthschaftlichen Gebäuden etc-i
hörte dazu von Anfang an eine Brau-. ;
erei. Als der erste Einwohner Hobw ;
link-. ein Mann Namens VanPatten, »
15432 von den Jndianern bei Sandn s
Hoot getödtet worden war, wurdenl
sönmttliche Häuser niederaebrannt.
mit Ausnahme der Brauerei. Dr:
zweite Llnsiedler. der bald nachher von
der Brauerei Besitz nahm. war e«1·
Plattdeutscher Namens Dick Claessxn
aus Bremen Daß die Motyhaure g
rade die Brauerei verschonten, klingt
sonderbar; sollten sie etwa schon das
Prodult gekostet und gut befunden ba
ben? Heute giebt es teine Bierbraues
rei in Holze-ten
Ueber die Herlunft des Namen-I
Hoboten waren die Gelehrten sich lange
nicht einig: der Name erscheint zuerst
in der Vertaufsurlunde vom 12.
Juli 1630, in der drei Judianei mit
den Namen Aromeauw, Teiivapixo
und Sacktoorreck die Jnfel oder Halb
insel Hobocan Hackingh an den Bitt
germeister Michael Pauser von Ans
fterdam übertragen. Hackingh soll das
indianische Wort fiir Land sein nnd
lehrt auch in dem Namen Hackensaik
wieder, der tiefes Land bedeuten foll.
Die Schreibweise Hobocan variirt in
späteren Dokumenten vielfach uns)
zwar werden nicht weniger als drei
zehn verschiedene Formen des Wort-z
aufgeführt. Es wird nun vielfach,
auch von der cincyclopedia Bisman
nica, behauptet, daß Hobolen nach
dem gleichnamigen Orte an der Schei
de, nicht weit von Antwerpen, benannt
sei. Jn neuerer Zeit ist man jedoch
zu der Ueberzeugung gekommen, das;
der Name Hoboien von dem indiani
schen Worte hobocan stammt, da
nicht anzunehmen ist, daß die Hollän
der dem Platz. der noch keine Ansich
lung irgend welcher Art besaß, über
haupt einen Namen gaben und noch
dazu den eines Dorfes, das niemals
zu holland gehörte. Das indianische
Wort hobocan soll Tabacks - Pfeife
bedeuten, »Hobocan Hackingh« also
«Tabatspfeifenland«, weil ein hier
aefundenes Geftein sich zur Anferti
gung von Pfeier besonders geeignet
haben foll.
Eine reget-nimm Fahrverdindnnn
iiber den Hudson fiir Pferde und Wo
gen wurde schon 1774 betrieben
dieselbe lief von einer Martthalle am
Fuße der Besen Street in New York
nach dem sting’S Anii’s Inn zu Ho
vote, welches Gasthan eine Specialis
tät in der Zubereitung von Schildtrkss
ten hatte und wohl dein alten Hoboien
Turtie Club den Namen gegeben
bat. Die Fähre tvechielte oft den
Pächter, und auchder Marttpreis va
riitte. Jin Jahre 1811 baute Joim
Stevens das erste Danipsfiihrboot der
Welt, die Indiana. Da aber der
Staat New York die Jurisdittion über
den Hud on beanspruchte und der
Powles ot Ferry Co· Fahr-Privi
legien nach oboten und Weehawlen
got-, mußte tevens die Fahrten set«
nes Fährbootes einstellen, damit es
nicht tonfiscirt werde. Jsm Jahre1813
wurde eine zweite Fähre nach Spring
Str» New iort, eingerichtet. Die
Damptfiihre cheint sich nicht rentirt
zu haben, denn vier Jahre später fin
den wir die Dampssiihre durch Verde
toaft ersetzt. Am Iz. November 1821
gründeten Jolm C. und Robert Sp
vens die Hoboten Steamboat Co. und
seitdem blieb die Familie Stevens im
Besitze der Zähre, bis sie denselben im
Jahre 1896 an die Hoboten Ferry Co.
transfer-trie, welche vor zwei Jahren
ihr Eigenthum an die Lackawanna
Bahn verkaufte. Jrn Jahre 1823
ward eine Linie nach Canal Str. ein
gerichtet, im Juli 1886 wurde die
Christuer Str.-Linte, vor «20 Fah
ren die 14. Straßen-Linie erössne .
Jn den fünfziger und sechszigeeJalz
« Yebraska
Staats Anzeiger Und Yerolko
J. P. Windolplh Herausgeber Grund Island. Nebr« EN. April 1905 (Zweitcr "Tbcil.) Jahrgang 25 No. STI-.
ren, als die Lackatvanna-Babn noch
nicht existirte, war der Fahr-book
Verkehr noch sehr gemiithlich; das
letzte Boot wartete bis die letzten Thea
terbesncher sich tn New York einsam
den. Der Familie Stevens verdankt
tnan auch die ersten Doppelschrauben.
bootc in Amerika, oon denen die Ber
gen im Jahre 1890 das erste war
welches in den Dinst gestellt wurde.
Seitdem wurden die Boote immer
mehr verbessertmnd verschönert und
man tann getrost sagen. dasz die
treuen Hobotener Fährbote Scranton
und Elmira die schisnsten und schnell
sten Fährboote der Welt sind.
Jin Jahre 1855, als Hoboken des-i
städtischen Freibrief erhielt, war die
Stadt nicht viel mehr als ein Pictnick-"
Platz siir die New Yorter; an der
Wasserkante, wo jetzt wöchentlich Dn
tzende oon Oreandampsern ankommen
und abfuhren, befanden sich nur einige
Kohlen- und Holz-Docks, am Fuße der
ersten nnd zweiten Straße wo jetzt die
Piers der Hamburg - Amerika - Li
nie sind: zwischen hier nnd Castle
Point waren Wiesen und hie nnd da
Lsottageg und Sommergärten, wo sich
die New Yorter amüstrten
Nötdtich von Castle Point waren
die bekannten Elysäischen Felder und
westlich von Pakt Ave. bis zum Berge
sah man nnr Süntpse; welche zwei
Drittel des Arealg bedeckten Die
Stadt, welche jetzt über 60,000 Ein
wohner zählt, hatte damals tamxk
60()t), nnd die meisten davon waren in
New Yort beschäftigt auf den Elysäis
schen Feldern.
Hoboten wurde Netz als dentsches
Stadt angesehen, wenn auch die den-.
sche Bevölkerung nicht so start ist wiel
z. B. in Milwautee. Von den vix-Ah l
Einwohnern im Jahre waren BLASUH
im Auslande geboren, davon 1s),8—t:3
in Deutschland. Jn der Stadtver -
waltuna waren und find auch jetzt·
noch manch-: gute Deutsche tvie May-er !
Adolf Lanterina, Comptroller Frede
Kaufmann, und Stadtraths : Präfw
dent Geo. H. Steilx verschieden
Stadtrijthe, Schulriithe, Wasserkan-:
missäre, Brandtomrnissäre, Inide
liothetsTrusteeo sind deutscher Ak
stamrnung
Die Dampferlinien haben des-nn
derg »zum Aufblühen der Stadt beige
tragen. Ende der 60er Jahre benntis »
ten der Nordd. Llond und die Ham
burg-—Ameritanische Packetsahrt -A-'
tiengesellschaft, welche beide zwanqu
Jahre vorher gegründet wurden, ap
meinfchaftlich einen Pier am Fuße ker
4. Straße; im oberen Theile derStadt T
befand sich der Pier der seitdem ein s
gegangenen Stettiner Linie und d-1,»
wo jetzt der Pier 3 der Hambur er
Linie ist, war der Pier der Adler-Zi- ’
nie. Jn der Ritter Str., bis zur 4.
Straße, standen die Wobnhiiuser der
reichen Bürger der Stadt. Als der?
Dort der Adler Linie abbrannte,
kaufte die Hapag die Dampfer der
Adler-Linie, darunter die Wieland«
und Herbei-, und baute im Jahre 1882 -
den jetzigen ier Z an Stelle des ah- «
gebrannten orts. !
Die ersten deutschen Dampfer, wel-- «
cke in Hoboten anlegten, waren tleine
Fahrzeuge von 3000«-4000 Tonnen
Gehalt, welche 12-——-14 Tage fuhren; ;
seitdem haben beide Linien inimers
bessere, größere und fchneltere Schiffe,
solche von 18,000 bis 27,0()0 Tonnen !
Deplacement, welche in nicht viel mehr i
als 5 Tagen den Ozean treuzen, ge-- f
gautt und ihre Doctanlagen vergrö-j
er .
Die Hambttrg-Ainerita:Linie hatI
fcfzt drei Piers, darunter einen eiser- J
nen, No. l, tann aber, da sie die süd
liche Seite des siidlichen Piers nicht
benutzen kann, nur fünf große Dani
pfer unterbringen. »
Nördlich von den Pier-H der Ham- »
burger Linie befindet sich das Eigen
thum des Nordd. Llonds. Zehn Jahre
»vor dem Brande der Piers legten die
"Dampfer der Wilfon-Linie an einem
Vier zwischen den hamburger und
iBremer Dorfs an und als die Linie
» nach New York zog, erhielt derNordd.
thovd noch einen zweiten Pier; der
s nächste Pier, am uße der 4. Straße,
jwnrde von der hingvalla - Linie
)benuht, bis alle drei Piers am SO.
Juni 1900 zerstört wurden. Seit
dein Brande, wobei auch die Dam
pser Breinen, Saale« nnd Main so
ischlirnnc heimgesucht wurde-n, daß sie
beinahe ganz unigebaut werden muß
ten, sind zwei neue eiserne Piers ge
baut worden; der dritte wird jetzt ser
tig gestellt, nachdem auf dem neuen
Unterbau bisher ein tetnporärer Aus
bau gestanden, so daß an den drei
Tiers sechs große Datnpser anlegen
onnten· Die Pierbauten haben bis
seht schon über 84,000,000 gekostet.
Bei dein Brande kamen auch zwi
schen 170 und 180 Menschen um«s
Leben, und man beklagte in Hobolen
nicht nur den Verlust der vielen Men
schenleben, sondern auch der Dam
pserlinie. Aber schon im nächsten
Jahre -——-- am 1. Mai 1901 ——« lani
der große Kurstirst als erster Dam
pser des Nordd. Lipde nach dem
Brande wieder nach Hoboten und die
Freude iiber die Wiederkehr war so
g:oß, daß man einen Fackelzug ver
anstaltetse, die Sänger trug-en am
neuen Pier mit dein temporären Auf
brni mehrere Chöre vor und ein Fest-—
bantett auf dem Dampser beschloå die
Feier. Nach dem Brande zog die
ThnigvallassLinie nach Brooklhn und
kehrte erst zurück, als die oboten
Land and Jntprovement « o. am
Fuße der 16. Str. einen Pier gebaut
hatte. Dieser Pier brannte kaum ein
Jahr später ebenfalls ab, doch blieb
die Linie in Hoboten, da bald ein
neuer Obetbau hergestellt war. Auch
die neuen Dampfer dieser Linie, wie
United States, Helig Olav und Os
tar H. sind größer und besser einge
richtet, wie die ersten Schiffe der Ge
sellschaft, Island, Hetla u· s. w.
Am Fuhe der 5. Straße befindet
sich ferner der Pier der Ende der 80er
Jahre gegründeten Holland-Amerika
Linie, die ebenfalls in den letzten zehn
Jahren die kleinen altmodischenDarn
pser Beendam, Maus-dann Obdam,
Edam, Werkendam, Schiedam, Rot
tcrdam und Didam durch die moder
nen und viel größeren Fahrzeuge
Potsdam Rotterdam, Ryndam nnd
Statendam ersetzt hat. Außerdem
landen seit etwa 10 Jahren anc Fuße
der fi. Straße die Dampser der Phoec
nir-Linie, ihr Pier wurde im März
1902 nebst dem Pier der Vorher-Lis
nje ein Raub der Flammen, aber wies
der aufgebaut.
Das deutsche Vereins-wesen datirt
iu Hoboten in die Stier Jahre zurück, I
denn im Jahre 1857 wurde schon der l
Deutsche Einb, im selben Jahre, wie
erwähnt, die Hoboten Turnaeineinde
gegründet Der Deutsche Stub, wel
cher am n. Juni m der yarmonim ·
Halle an Garden Str. von Dr. Rud
lich, Emil Schutze und fünfzehn an
deren Deutschen gegründet wurde, :
baute schon im Jahre 1863 an der»
Ecke der fi. und Hudfon Str· sein ei
gene-·- Heini, in welchem in zwei Jah
ren dag goldene Jubiläum gefeiert
werden wird. Die Turngetneinde ver
sammelte sich und tnrnte zuerst in der
Odeon- oder Natioleoti’g Halle, Ecke
i. und Washington Str» dann in ei
ner Halle an der 5., nahe Washing
ton Str» die noch besteht und Turn
lialle heißt, von 1874 an einige Jahre
in der Odd Fettows Halle, 1881 und
1882 in Otto Cottage Garben, dann
im neuen Anbau von Gantzberg’s?
Theater und laufte schließlich das Ge s
läude der Freien Gemeinde an Part ?
Avenue, wo der Verein aut 16. Juni J
WITH nach Stijährigem Bestehen ein-«
zog und jetzt noch die edle Turnereiz
pflegt. Der Hoboten Quartett Lilith
wurde im zahre 1859 gegründet und
weihte im Jahre 1892 seine Halle ein :
welche aber in den letzten Jahren in s
folge der drückenden Schuldenlast an i
die Hypotheken- Jnhaberin, die Ger t
mania Lebensversicherung-, Gesell !
fchaft, übertragen wurde. Seitdem i
der Verein die Last losgewordem ohne ;
gerade fein Heini zu verlieren blüht’
er ersichtlich wieder auf und hat so ?
gar die Absicht, sich beim nächstens
Sängerfest unt den Kaiserpreis zu be i
werden« Auch der Deutsche Neit !
Citb ist einer der ältesten Vereine;
i
Ho okens und betheiligte sich in statt
licher stahl an der Friedensfeier, wel
ch« New Yorts Deutschthum im Jahre i
1871 abhielt. Der M. G V. Lt)ra;
blickt ebenfalls auf eine stährigeVer ;
gangenheit zuriict, da er am 1..4 Mai
1867 unter dein Namen Lyraunia
gegründet wurde und im folgenden
Jahre den Namen M. G. V. LyraI
annahm. Auch der Hoboten Lieder »
tranz zählt zu den ältesten Gesang ?
vereinen der Stadt und die deutsche»
Freimaurerloe Hudfon Loge feierte
dtefer Tage ißt 40. Stiftungsfeft ’
Von Katastrophen, tragischen Vor
fälten und inyfteriöfen Verbrechen»
wurde Hobolen auch nicht verschont.
Außer der Doclbrand « Katastrophe
eteignete sich einige Tage später ·
am B. Juli 1900 —s—-- ein Brandun
glück. welches 14 Menschenleben for
derte, und am Bl. 1897 kamen
bei einem Brande sieben Personen
uni’s Leben. Der Doppelfelbftmord
eines deutschen Ehepaares (Wend
land) im Jahre 1887, die Vergiftnng
ler Schwestern Hals un Jahre »W
verursachten großes Aussehen. Die
Ermordung der Cigarrenniacherin
Mary Noaers veranlaßte Edgar Vl.
Poe, eine Geschichte iiber »The My
-stern of Marie Rogers« zu schreiben.
Jn und nahe den Elysäischen Feldern
kamen andere, niemals ausgetlärte
Mordthaten vor, die von sich reden
machten.
Zum Schlusse sei auch die Presse
der Stadt erwähnt. Das er te Blatt
war das Hudson County «ournal,
» das in englischer und deutscher Spra
iche als Wochenblatt herausgegeben
jwnrdr. Seit 1880 erschienen die
l Evening News, welche vor zehn Jah
ren vom Observer au getauft wurde,
der Hudson County molrat, der
Republican, der in anuirer umge
taust wurde, die Abendpost, welche
snnr kurze Zeit erschien, die Rund
schau, Wacht am Hudson, Demokrat
und Bürgerzeitung
A. J. Restes
k- ——
Mensch und Hund.
Betrachtungen aus dem Grenzgebiet
Von Natur und Kultur. Von Dr.
L. Heck, Direktor des Zoolo
gischen Gartens in Berlin.
« us das Verhältniß zwischen
- Mensch und Hund ist durch die
deutsche Südpolar - Expedi
tion, die ihre Schlittenhunde mitzu
riickgebracht und an die zoologtschkn
Gärten vertheilt hat, wieder einmal ein
helles Schlaglicht gefallen sur .de·n
Großstädten der sich vermöge Polizei
vorschristen, Steuermarle, Msaullord
und Leine schon bald gewöhnt hat, den
Hund als einen höchst unbeauemen und
unnützen Luxusgegenstand anzusehen,
mit dessen Haltung und Pflege unbe
greiflicherweise immer noch manche
illienschen ganz zwecklos sich das Leben
schwer machen. Man hat schon mit den
Kindern in der Etagenwohnung sein-e
Noth; und nun auch noch ein Hund!
Und dochgehören Mensch und Hund
durch ungemessene Zeiträume eng zu
sammen, so eng wie nur irgend zwei
andere verschiedenartige Geschöpfe, die
sich aber gegenseitig schützen nnd unv
tzen, wenn sie in jene Betiehung trete ,
die die Wissenschaft Symbiose (Zu
sammenlehen) nennt. «
Bei dieser Svmbiose gebraucht jeter !
Theil seine besonderen Kräfte und Fä- ·
lsigteiten nicht nur sijr sicb selbst, son
dern läßt sie auch dem andern Theill
zugute kommen. Die-Z lann ganz un- .
absichtlich geschehen, und das Verhält· ;
nis; rann neo zunachn so genauen, Das-,
der eine Theil bei dem andern mehr
oder weniger schmarotzt. So mag eg !
auch bei Mensch und Hund gewesen s
seine so ist es jedenfalls gewesen. Wir i
glauben unbedingt, daß die Vorfahren s
des Hundes unsern eigenen Vorfahren ;
schon in einer sehr sriihen Entwick- s
lnnasveriode dekJ Menschengeschl-echts:
nähergetreten sind, viel früher als die
Ahnen aller andern Hansthiere, die
wir jetzt haben, und mir sind überzeugt,
daß diese Annäherung zwischen Mensch
und Hund aus eine ganz besondere
Weise vor sich ging.
Das schließen wir mit Sicherheit
darang, daß der Hund dem Menschen
auf seine ganz besondere Weise dient,
die mit dem Nutzen der übrian Haus
thiere nicht zu vergleichen ist. Diese
dienen uns in der Hauptsache mit ih
rem Körper und mehr oder weniaer ge
zwungen, der Hund dient uns freiwil
lig mit dem Geist, mit der Seele, und
zwar von ganzer Seele, mit einer Hin
gehung und Selbstentijußerung ohne
gleichen, die ihn eben so manchem
Herrn zum »Frennd« und so mancher
Herrin zum ,,.tlind« macht. Das ist
niemand mehr neu; diese »hiindische"
Unterwürfigkeit und »Kri-echerei« ist
vielmehr so allbekannt, daß sie seit
Menschengedenten schon sprichwörtlich
ist in nicht eben ehrenvollem Sinn. Wie
mag sie entstanden, wie mag sie zu er
klären sein? ·
Darüber sind mir wie über die mei
sten Hausthiersragen erst neuerdings
einigermaßen in’s rein-e getonunen, seit
wir durch Dariin gelernt haben, an
die Veränderlichkeit in der Thier- und
Pflanzenwelt zu glauben. Seitdem
schweifen wir nicht mehr unnöthiger
weise in die Ferne-, wenn es gilt, die
Stannnsormen unserer Hausthiere zu
suchen. Wir finden sie für den Hund
ohne weiteres in den wildlehenden hun
deartigen Raubthieren, und zwar neh
nien wir mehrere, vielleicht muß ich so
gar sagen viele von diesen als Stamm
vätei des Haushandeg in Anspruch
Jst es doch heute allgemeingiilttge An
schauung, daß die meisten Hausthiere,
und gerade die wichtigsten, gemischten
Ursprungs sind und das Blut mehrerer
wilder Arten in ihren Adern führen!
Jm Licht dieser ApisWunkr verschwin
den ganz von selbst die Schwierigkei
ten, die sich den älteren Ableitunggver
suchen entgegenstellten in mancherlei
Schädel-—- und Gebißunterschieden und
anderen Verschiedenheiten des Leibes
Egues zwischen Haus« nnd Wildhun
n.
Einige abgeschiedene Jniulaner ans
genoininenz ist kaum ein Volt entdeckt
worden, weder in der Alten, noch in
der Neuen Welt, das nicht schon den
Hund gehabt hätte. Nehmen wir das
zu, daß nach der iiberwiegenden Mei
nung der heutigen Menschheitsforsrlxer
der Mensch, von einem Entstehungs
herd augwandernd, die Erde bevölkert
bat und aus diesem langen Weg die
vielfach-en Krenzungsmöglichlciten mit
seingebarenen Wildhundarten, die sich
dem begleitenden Hans-bund boten, si
cherlich nicht alle unverwirllicht ge
blieben smd, so kann es nicht mehr sehr
verwundern, wenn der Hanstnd vor
der wissenschaftlichen Untersuchung des
Anatomen und Systematiters gewisse
Eigenheiten gegensber jeder einzelnen
Wildhundart behauptet. Diese That
sache kann uns aber zugleich auch heute
nicht mehr abschreclen, jeweil und al
lerorten den Haushund von dem oder
den Wildhunden abzuleiten, die geo
graphisch und aus anderen Wahr
scheinlichkeitsgriinden am nächsten
stehen.
Das wären für Europa der Wolf
und der Schakal. Der Fuchs scheidet
aus als abweichender, namentlich
auch abweichend —- als Einzeljäger —
lebender Wildhund. Daß Mischun
gen zwischen ihm und dem Hund vor
kommen, muß einstweilen noch bestrit
ien werden, so oft und hartnäckig es
auch immer wieder behauptet wird.
Der Versuch, den ich selbst fast jedes
Jahr mache, mißlingt, sobald man
ihn einwandsfrei und mit llen nöthi
gen Vorsichtsmaßregeln antellt.
Vom Wolf, diesem wüsten, etligen
.taubthier, soll also unser guter, bra
ver Hund abstammen oder vom Scha
tal, diesem feigen, lichtscheuen Stro
mer und Aasfresseth Manches
hundefreundliche Herz möchte dies fast
als eine Beleidigung seines Lieblings
empfinden. Man braucht ja aber
nicht gleich an den vor Heißhsunger
tolldreisten und tollwiithigen Wolf im
iussischen Winter zu denken; nicht
umsonst habe ic? vor Jahren schon im
,,Thierreich« ge agt, wenn man sehen
wolle, woher unser liebenswerthestes
Hausthier kommt, dann möge man
nsich zu dem tapitalen rumanischen
Wolfsriiden begleiten, den ich damals
pflegte, und zusehen, wie dieses Thier
schwanziredelnd sich vor Freuden
triimmte, sobald ich es freundlich an
fnrach oder auch nur mit den Fingern
schnalzte »Ganz wie ein Hund!«
sagten alle erstaunt, denen ich das
zeigte. Tie Menschenfreundlichkeit
liegt den l)undeartigen, insonderheit
den wolfi und schatalartigen Raub:
thieren im Blut, und das hat seine
klanz besonderen, sehr triftigen
Wunde.
Der Schakal schmarotzt bei dein
Löwen in Afrika, bei dem Tiger in
Asient er iafft die Abfallbrorten vom
Tisch dieser großen Räuber anf, und
er heftet iich zudringlich an die Fersen
des Menschen, wird jedem Tropenrei
senden lästig durch seine diebischen
Besuche im Zeltlagen Ebenso folgt
—oder ietzt nach dem Untergang der
kläotbhiiuie niusi man schon sagen:
folgte der tleine Präriewolf dem jass
gruben Jndianen Warum soll sich
nicht indischen den Vorfahren der
hundeartigen Raubthiere und unseren
eigenen vorgeschichtlichen Vorsassen in
tiuropa ein ähnliches Verhältnis-, an
gesbonnen haben?
Es bat sich ganz gewiss angespon
nen! Denn die Pfahlbauer derSchwei
,ier Seen hatten in der jiingeren
Steinzeit bereits einen mittelgroßen
Haushund den Torfhund, jedenfalls
so genannt, weil seine Zinochenreste
sich in die Torsablagerungen früherer
Seen und Siimpfe eingebettet finden.
Jn der Bronzezeit tritt noch eine
zweite Zrijßere Rasse hinzu, der
Bronzehund Als ätreuzung zwischen
Torshund und Broiizehund faßt nian
den 1877 von Woldrich in Wien be
sittriebeneii Lsanis interinedius auf,
der in der Größe lswifchen beiden
steht, wie sein wissenschaftlicher Name
schon besagt. Deutsch heißt er Aschen
hund, weil seine Reste meist in den
Ylschenlagern der Bronzezeit liegen
L«,·iidlich hat Nehring 1884 noch einen
lianis decumanns hinzugefügt, der,
noch dein Schädel zu urtheilen, sehr
ixrosz und sehr wolfsähnlich geweteu
sein müsste. Um was es sich dabei
eigentlich handelt, läßt sich nicht mit
abschließender Sicherheit sagen, weil
das Alter der Schicht, in der die
Schädel bei Berlin und Eberswsatde
gefunden wurden, nicht ganz genau
bestimmt ist.
Durch unseren Nehring find wir
neuerdings auch in die Lage versetzt
worden, in viel nördlicheren Gegen
den, als man bis dahin ein früheres
Vorkommen des Schatals oder auch
niir die Möglichkeit eines solchen an
!:al)ni, diesen zur Erklärung lleiner
rorgeschichtlicher Hundeformen heran
,;ilzieheii. Nehring hat im vorigen
Jahr am Seveckenberg bei Quedlim
turg, also im nördlichen Vorland des
llnterharzes, nnzweifelhafte Schatal
reste entdeckt und damit natiirlich die
dlbleitnng unserer kleinen Hunderassen
sehr erleichtert.
So ist jetzt die äußere Möglichkeit
; der Entstehung des Hundes aus Wolf
nnd Schatal ausreichend nachgewiesen.
Die innere Wahrscheinlichkeit drängte
schon lange jeden schärferen unbefan
aenen Beobachter des lebenden Thieres
sdahin Viele gesungene Wölfe und
Schakale sind ihr Leben lang vollstän
oig hundezahm und benehmen sich ge
gen ihren Pfleger und andere bekannte
Menschen mit Schwanzwedeln u. s. w.
gerade wie ein freudig erregtser Hund.
Ja, sie gewöhnen sich sogar das Bel
len an, und umgekehrt verlernt dies
der verwilderte Hund ebenso schnell
wieder.
Wie die Urmenschhorden gemeinsam
mit den um sie herumschmarotzenden
Vorfahren des Hundes sich iiber die
ganze Erde verbreitet haben mögen,
dafür zeigt der entlegenste Erdtheil,
Australien, auch heute noch· ein Bei- »
spiel auf in dem dortigen «Wild
hund«, dem Dingo. Jch wage es nur, »J
ihn in Ansührungszeichen als Wild
bund zu bezeichnen; denn die Gelehr
ten können sich über ihn immer no
nicht recht einigen. Nur so viel schein
jetzt allgemein angenommen zu wer
den, daß er zusammen mit dem Men
schen Und mit dessen Hilfe Australien
erreicht hat, und diese Annahme findet
eine sehr berechtigte Stütze darin, daß
der Dingo das einzige größere Sänge
thier Australiens ist, das nicht zu den
Bieutelthieren geh-ört. Aus dieser
ganzen Sachlage schöpfte ich aber ge
frade die Ueberzeugung von der Zu
isamntengehörigteih der gemeinschaft
lichen Einwanderung der Vorfahren
»ron Australneger und Dingo in Au
stralien. Dort können sich dann diese
Bande später wieder gelockert haben
und der ,,echte« Dingo unserer jetzigen
Erdperiode also trotzdem wirklich ein
ganz wildlebendes Thier sein· Seit
der Entdeckung Australiens bis heute
tkat sich dieses Bild aber nun wieder
sang bedeutend, ich möchte sagen: bis
zur Unlenntlichkeit verwischt und
rersrhoben durch die Einführung ento
tsirischer Hunde, namentlich der schot
lischsen Schäferhnnde, der auch bei uns
jetzt als Luxushund so beliebten Kol
lie5, die sür die ausgedehnte Schaf
zncht der Kolonisten nöthig waren und
sich natürlich überall mit den Dingos
im benachbarten ,,Busch« vermischen.
Die ältesten geschichtlichen Zeug
nisse, die wir über den Hund besitzen,
beweisen, daß die alten Kulturvölker
jich schon verschiedene Hundesormen
rerausgevkwet hatten, wie sie den Be
dürfnissen und Nei ungen des Men
schen entsprachen. — ie alten E hpter
waren schon 4000 Jahre vor hristi
Geburt so weit, daß sie ihre Wind
hundc, ihre Teckel und hängeohrigen
Jagdhunde hatten. Jm allgemeinen«
waren Stehohren, also der ursprüng
lyche Zustand des Wildhundes, ander
seits aber auch wieder der Ringel
schwanz, eine hervorstechende Folge der
Hausthierschaft, noch mehr gang und
gäbe wie heute, und die altegyptischen
Windhunde mit ihrer ausgeprägten
Windhnndfigur, hohen Läusen und
dünnem, schlank ausgezogenemRumpf,
dazu aber spitzen Stehohren und kur
zun, enggeringeltem Schwanz machen
auf unser Auge daher Einen ganz
esgenthijmlichen Eindruck.
Doggeii.1rtige Hunde hat man den
Egyptern immer abgesprochen; Stre
bel, der bekannte Münchner Hunde
maler und Hundekenner, gibt aber in
seinem neuen großen Werk einige alt
egyptische Hundefiguren wieder, die
; roch ganz nach Doggen aussehen; na
«mentlicl) rine hat einen unleugbaren.
wenn auch nach heutigen Begriffen
schlechten Doggenkopf, « anscheinend
sogar mit gestutzten Ohren. Die her
rorragenosien und zwar staunens
lnerih erfolgreichen Doggenziichter
waren indess die alten Assyrer-: sie
l eben allem Anschein nach solche Ko
lisse von aroßen schweren Hunden be
sessen, daß selbst der englische Bern
tardiner und Mastiffziichter von
heute sich geschlagen fühlen muß, wenn
er manche Bilderreste aus dem alten
Ninide oder Babylon ansieht, auf de
nen der Hund reichlichhsalb so hoch
und beträchtlich schwerer an Körper
grwicht erscheint als der Mann, der
clm führt. Daß solche wehrhaften
Riesenhnnde nicht nur bei der Jagd
auf Raubthiere und großes Wild ge
braucht, sondern auch im Krieg auf
den Feind gehetzt wurden, ist schließ
ich nicht mehr wie natürlich, und von
den alten persischen Königen haben
i ir ja auch mehrfach Nachrichten
iiber Firieashunde Diese stammten
in letzter Linie aus Indien, wo an
den Abhängen des Hiinalajagebirges,
namentlich aber auf dem tibetanischen
Oochtantr große, bissige Hunde heute
noch die einsamen Bergdörfer bewa
then nnd beschützen. Die heutige Ti
betdogge tdie hier nnd da einmal in
den Gesichtskreis der europäischen
Hundeliebhaberwelt eingeführt wurde)
ist aber -— — wohl unter dem Einfluß
der Darstellungen aus dem Alterthum
- von unseren Thierrnalern in der
Größe und Stärke bedeutend über
schätzt worden.
——-——-.--—
»Wie machst Du’5, fragte der blinde
Bettler den Taubstummen, »nur zu
wissen, ob das Geld, das-Du bekommst,
nicht falsch ist?« »Ich hör’·5 am
Klange, darin bin ich so sicher, da
ich mich nie irre; —--- nnd wie macht
T-n’S?« »Ich seh’ einfach nach dem
littiinzzeichen,« ertrxidesrkte der Blinde.
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General ltnropatkin ist zum Ver
tiniben an der Front begnadigt wor
den.
Il- sis It
Den Stiidten in Ruleand tann’e ja
irtrlieleich gleichgiltig sein, ob der Be
tagerunggzustand von ihrer eigenen
Regierung oder von den Japanern
uder sie verhängt wird.
st- -ie se
Französische Aerzte haben einen
Anti Seekrantheits Bund gegründet,
nm nächste-Z Jahr zum Aerzte- Con
rief; in Lissabon per Dampfer von
namburg and dorthin zu fahren und
unterwegs alle bekannten Mittel gegen
die Plage praktisch auszuprobirem
Hoffentlich einigen sie sich auf das
viellsegehrte Allheilmittelt
st- Ilt It
Als Beitrag zur Lösung der Ehe
scheidungsfrage möge folgende Erfah
sung dienen: Die Frau, welche ihrem
Gatten ein gutes Essen bereitet, ihm
feine Strümpfe stopft und Hälse und
Ohren ihrer Kinder rein hält, spielt
R leliner Scheidungstlage selten eine
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