Etössnung der »Traube«. dem-presse von Eugen Jsolani. . JommstDu mit in die »Traube'«?« « frei te mich mein Freund Arthur » » , als ich ihn Vormittags in Mdsvptst ße traf— Hm die » raube«? Ja, meinst Du das schöne neue Weinlotal, das im Iaiserhos eingerichtet wied? Jst denn« das schon eröffnet?« — »Heute, alter Freund, wikd’ö eröff net. Liest Du denn keine Zeitung-? Machst Du nicht die Augen aus? An allen Straßenecken kannst Du große Blatate sehen, auf denen in Riesenlet teen zu lesen ist: »Heute, am l. April, Eröffnung des hocheleganten Wein - Restaurants »Zu: Traube,,!« »Nun, und da meinst Du. es sei ganz nothwendig, daß man gleich am « Morgen des Eröffnungstages hin geht?« « »Das ist es allerdings-, alter Freund! Erstens weißt Du wohl, daß ich als alter Junggeselle, der seit drei ßig Jahren aus die Wirthshauskost angewiesen ist« gute Erfahrungen in diesen Beziehungen habe. Und meine " Erfahrungen haben mich gelehrt, daß in jedem Resiaurant mindestens an ei nein Tage die Bewirthung vortrefflich ist,l und das ist der Eröffnungstag Den versäume ich in keinem Restau kaut seit vielen Jahren. Dann aber, alter Freund, habe ich noch einen Grund, in die »Traube" zu gehen. Jn neuerer Zeit ist es in unserer Stadt, wie Du vielleicht wissen wirst, Sitte geworden, daß die Gastwirthe am er sten Tage der Eröffnung ihres Eta blissements eine ganz besondere Re klame betreiben. Sie überschütten die Gäste mit Geschenken und Aufmerk k samkeiien. Als Schippanowsii Vor einem Vierteljahre sein Reftaurant am - Altmartt eröffnete, erhielt jeder Gast ein elegantes Notizbuch der Cafetier Wörzner ließ jedem hundertsten Gast am Eröffnungsiage seines Kaiser Cases ein sunkelnagelneues Zwanzig markstiick überreichen. Da wird sich derWirth von der »Traube« auch nicht lumpen lassen. Irgend etwas wird’s da auch geben! Also komm nur mit!'« Einer so eindringlichen Aufforde rung meines Freundes ArthurMeinete konnte ich denn auch nicht widerstehen; denn erstens hatte ich ohnedies nichts zu thun; zweitens liebe ich meinen · Freund-Archiv Meineie und erfreue mich gernlseiner Gesellschaft, und drit tens kann ich überhaupt sehr schwer widerstehen. wenn mich Jemand auf fordett, ihn in die Weinineive zu be gleiten. So ging ich denn mit, und eine Viertelstunde später saßen wir, mein Freund Arthur Meineke und ich, in einer gemüthlichen Ecke des neuen hocheleganten Weinrestaurants »Zu: Traube«, wo wir uns zusammen eine Flasche Wein und einen kleinen Mor genimbiß geben ließen und bald die Wahrnehmung machen konnten, daß der Wein ganz vorzüglich, die Speisen ausgezeichnet und die Bedienung un gemein flott und entgegenkommend waren. Am besten und schönsten aber war der Aufenthalt selbst. Ueberall lau schige Eckchen und Nischchenz in dem v großen Resiaurant konnte man, wenn man wollte, ganz gemiithlich allein und unbeobachtet bleiben. Um behag licher und geschmackvoll ausgeftatteter Aufenthalt. Jch konnte nicht unterlassen, mei nem Rühmen die-fes neuen Lotalez Ausdruck zu geben, aber mein Freund stimmte merkwürdigertveise in meinen Enthusiasmus nicht ein. Er sand zwar auch Alles sehr nett, meinte aber auch schließlich: »Und doch glaube ich, daß dies Lokal beim Publikum nicht durchdringen wird!« »Weshalb denn nur, Arthur!« »Der-km von Wirth versteht ja das Geschäft nicht!« »Aber weshalb meinst Du das ?« «Wir sitzen « nun hier schon eine halbe Stunde und haben noch kein Be griißungsgeschenk erhalten! Das ist doch nun einmal so Sitte jetzt. Und tvenn’s die Ki««-nkurrenz macht, darf Ich solch’ ein Wirth eben auch nicht iumpsen lassenF ; · »Na, mein Gott,« antwortete ich, - ;;;«snf solche Chosen tornmt’ s doch wirt « Stich Riemandem im Ernst anl« Jn T »dem ich das aber sagte, fiel mir ein, ·-ich Ænnte mit meinem Freunde Ar Mr Meinete einen tollen Scherz ma »,— chen Unter dem Vormund, mir noch « Lokal nckher ansehen zu wollen, Ist-lieh ich unser lauschiges, von einer LMM Portiere verdecktes Bläschen Mte rnir unseren Kellner auf und M diesen durch ein gutes Trink ;!d der Beihilfe zu meinem Streich »" . Dann kehrte ich auf meinen , zurück. I , sei sehr reizend!« sagte ich zu »Aber nun wollen «« antwortete er, »zah1en wir sellnerP -- Zelle-et erschien. W witntchenW fragte er haden wie zu zahle-M stsgkk « mein sent« war die Ant «Weshalb nichts?« »Heut’, am Eröffnungstage des Lo lals, ist Alles stei!« erwiderte derj Kellner mitxunerschiitterlichem Ernst.: »Ach, daHVift aber famosl Das ist wirklich tüchtig! Das ist der Höhe-( puntt der Koulanz!« Jn solchen en-; thusiastischen Ausdrücke-i machte sich die schnell umgeschlagene Stimmung meines Freundes Meinete Lust. ( »Ja«, sagte ich, »das ist wirklich sehr viel! Da werden Sie wohl heute recht gute Geschäfte hier machen!« Mein Freund Meinete aber griff in s Portemonnaie und gab dem stell-s net ein Trinkgeld, über dessen Höhe; der nicht wenig erstaunt zu sein schien und auch ich gab ihm, nolens volens, zu dem bereits Geopferten, damit mein Freund nichts merke, noch einmal ei-? nen Obolus Dann entfernte sich der Kellner, und wir blieben noch ein Weilchen, da wir noch nicht ganz ank-getrunken hat ten. i ,,«Du , sagte ich zu Meinele, »du müßte man eigentlich heute den ganzen Tag hier bleiben, wenn das Restau-» rant so preis-würdig ist!" »Ja«, antwortete er, »ich überlege mir eben, was man unter solchen gün- ; stigen Umständen als praktischer-Mann zu thun hats« »Weißt Du,« fuhr er nach einigem; Zögern fort, »ich habe da einen guten Plan Jch muß mich bei ein paar! Kollegen fiir eine Kneiperei. zu der sie I mich neulich eingeladen, revanchiren. ! Jch werde den Leuten gegenüber dens Noblen spielen Jch suche sie sofort; aus und lade sie heute Abend zu einem : seinenAbendessen hier in die ,,Traube« ein. Richters und Philippi müssen auch tommen, und wenn Du mit dabei i sein willst, sollst Du mir auch mill-l tommen sein!" »Ach Du,« antwortete ich, »das ist aber wirklich sehr freundlich von Dir« daß Du mich hier auf Kosten des Re staurants frei halten willst. Aber das» könnte ich vielleicht auch allein! Uebri- s gens habe ich leider heute Abend keines Zeit; ich bin anderweitig vergebenJ Aber vielleicht findest Du noch eint paar Andere, die Du mit Deiner Ein- s ladung beglücken lannst.« - »Na, sei nur nicht gleich beleidigt!«.« sagte er gutmüthig. s »Im Gegentheil!« ries ich laut und1 dachte bei mir: »Du ahnst ja nicht« mein lieber Sohn, wie ersreut ich dar über bin, daß mir mein Plan so gut gelingt!« Arthur Meinete trank nun eiligst seinen Rest aus« um aufzubrechen, denn er mußte ja nun seine Freunde sür den Abend zusammentrommeln. Als wir ausbrachen, verabsäumte er nicht, sich die lauschige Ecke, in der wir gesessen hatten, sür den Abend refer viren zu lassen. »Wir werden wohl acht Herren zusammen sein!« sagte er zu dem Kellner, dem er fiir das Reser diren des Tisches noch eine Mart in die Hand steckte. Der dantte sehr höf lich und versprach, den guten Platz be stimmt srei zu halten« zu welchem Zwecke er sich von meinem Freunde eine Visitenlarte geben ließ. Und diese Visitentarte prangte denn Abends mit dem Vermerl des Kell nets: »Reservirt!« aus dem Tische, als Meinele mit seinen Freunden an rückte Jch hörte dann später von ihm und· den Anderen die Einzelheiten über den Erfolg meines Streiches beraus. Mein-re hatte wirklich so viel-l Freunde wir nur irgend mökilich zu; der Schlemmerei zufammenzutrow meln gewußt. Natürlich waren Alle nicht wenig erstaunt, als der armell Kerl, der sonst etwas tnickeriger zu! fein pflegt, als er es wohl nöthig’ hätte, sie zu einem obulenten Abend-? tifch in der »Traube« einlud. Bisher; hatte er sich höchstens immer zu einem ; kalten Abendbrot auf seiner Bude auf geschwungen, wobei er dann auch alle mal nach dem Essen noch feinen Gä sten im Stat mehr abzunehmen pflegte, als was sie bei ihm verzehrt hatten. « Acht Mann hoch saßen sie aemüth lich in der ,,Traube«, undMeinete ließ« vorfahren, was man in den tühnsten Träumen nur wünschen konnte. Er; hatte ein Mean zusammengestellt, das feinem Geschmack lalle Ehre machte. Die Anderen waren ftarr vor Stau nen. Zu seiner Ehre aber muß ich geste henkdaß er, wie er mir Vormittags bereits gesagt hatte, am Schlusse die Freunde darüber aufzuklären beab sichtige, daß die Schlemmerei ihn» nichts koste. Als Gastgeber konnte er sich ja doch trotzdem, so meinte er, mit Fug und Recht ansehen, denn keinem der Freunde wäre es ohne feine Ein ladung ern-gefallen, sich in der »Trau be« auf Kosten des WirtheT weil es gerade Eröffnungstag des Lotoles ift, mästen zu lassen. Ob sich Meinete zu dieser beabsich tigten Offenbarung nur deshalb ent Dschlofk weil er vielleicht fürchtete, es könnte auch ohnedies bekannt werden« daß der Wirth der «Traube« am sit-i öffnungstage nichts von feinen Gästen bezahlt genommen, oder ob er- dein vorbeugen wollte, daß die Freunde ihn; vielleichtjn den Verdacht einer Erd-« fchqft oder eines Lotteriegewinnek bringen nd ihn anpumpeu Matten-! will ich hier nicht weiter zu entscheiden versuchen. Genug, er malte es sich sehr wir lungsvoll aus, wenn er am Schlusse der Schlemmerei den Kellner herein rusen und nach der Rechnung fragen und der ihm dann dieselbe Antwort geben würde, wie am Bormittage: »Heute am Eröffnungstage des Lo lals ist Alles frei!'« Na, ich malte mir ja auch diesen Augenblick ungemein wirtungsvoll aus, aber wohl auch nicht einmal ganz so wie er in der That gewesen sein soll. Man stelle sich nur einmal dor, wie Meinele drei volle Stunden lang seine Freunde in einem sort nöthigte, das Beste, was Küche und Keller der »Traube« aufwies, zu essen und zu trinken. Selbst an Champagner durfte es am Schlusse nicht fehlen. Dann stellte er sich schließlich in Positur und ries mit einer gewissen Nonchalance nach dem Rellner. »Seht wohl, mein Herri« Mit die sen Worten verschwand der Kellnen worüber nsatürlich Meinele schon är gerlich und erstaunt war. »Was will er denn noch erst!« Aber da tam auch schon der Rellner wieder und hielt ihm wirklich eine Rechnung entgegen. Meinele wurde es tschwarz und grau vor den Augen, als er da las-. Weinrestaurant »Im- Traube«, Den l. April 1905. I 4 Dutzend Austern . . . 10 Mk. usw. ! Die Einzelheiten der Rechnung konnte er gar nicht lesen: er starrte nur auf den Schlußefsett und der-; lautete: 252 Mart. ,,,Na und die soll ich alle bezahJ len?!« brachte er endlich hervor. »Ja,« saate der Kellner verlegenJ »soll ich für die Herren einzeln die» Rechnung machen?« »Nein, zum Teufel! Sie sind doch der Kellner der heute Vormittag selbst zu mir gesagt hat: »Heut am Eröff nungstage ist Alles frei«. ’« Jawohl, mein Herr! Aber nur, wenn ein Anderer dafür die Zeche be zahlt! heute Vormittag hat der an dere Herr die Rechnung bezahlt. Und wenn Sie jetzt die Rechnung bezahlen, ist’s siir die anderen Herren alle freil« « »Dann hat der Kerl, mit dem ich heute Vormittag hier war, mich also hereingelegt l'« »Ja, wahrscheinlich, mein Herr. Es ist ja heute der 1. April!« Na, das Gelächter derAnderen wäh rend dieses Gespräches tann man sich vorstellen. Meinete machte denn schließlich auch gute Miene zum bösen Spiel. Freilich hatte er soviel Geld gar nicht bei sich, um die Rechnung be zahlen zu können, die Anderen mußten noch erstGeld Zusammenschießen Auch gab er dem Kellner anstatt der beab sichtigten zehn Mart nur einen Thaler Trinkgeld. Als ich ihn ein paar Tage daraus aus derStraße traf, wollte er erst böse thun. Jch aber ging ihm gerade in den Weg, reichte ihm die Hand und sagte: «Lieber Meinete, ich geb’ zu, der Streich, den ich Dir gespielt, war ein wenig derb, und kostspielig siir Dich war er auch. Aber ich hab’s gerne ge than, und nächstes Jahr kannst Du Dich ja meinetwegen zum 1. April re-. vanchiren.« Ein B rz wie Gold. Kalisornische Geschichte von R us u ä. Ein Goldsucher war er, aber in der Brust hatte er ein Herz, das war mehr werth, als alles Gold, welches er hätte finden können, mehr als alles Gold, welches in ganz Ralisornien in den Flüssen und in den Beran und in dem Bande der Waiserlaute war. Man ist gewohnt, daß der Held der talisorni schen Goldgräber s- Geschichten ein Desperado ist, oder ein Spieler oder ein Räuber, oder sonst was von dieser Art ,—— aber unser Held war nichts vcn alledem, sondern ein junger Ante ritaner von der besten Sorte. Harrh Collins hieß er, und er war seit Jah ren der Ungliiagvogel des Lagers-. Un glück hatte er wirklich mehr, als sonst ein Dutzend Männer zusammen haben er belegte stets den falschen Claim, wo absolut nichts zu finden war, und wenn rechts und lints von ihm seine Kameraden Gold entdeckten, mußte er ganz.gewiß mit leeren händen dabei stehen« Doch ließ er die Hoffnung nicht sinken. »Es ist nur eine Frage der Zeit«, pflegte er freundlich, fast fröh lich zu sagen, »ich bin jung und start und ausdauernd, und ich bin auf dein Wege reich zu werden-« ( Ja, damit schien es freilich noch gute j i Woge zu haben, als ich ihn kennen lernte. Das geschah an einein schönen Morgen, als das haus der armen Frau Gibbons un Cantp niederbrann- ! ie. Schnell liefen alle Männer zusam- » men und versuchten, das Feuer zu lo- ; schen, aber das gelang erst, nachdem das Haus schon fast bis auf denBsden niedergebrannt war, und die arme Frau saß nun mit ihrem Manne, der einige Monate vorher bei einein Gru ben- Unglück schwer verleßt worden war un den sie getreulich pflegte, und mit ihren tleinen Kindern in einem benachbarten Thorrveg und wußte nicht, wo sie mit den Ihrigen in der nächsten Nacht ihr haupt würde zur Ruhe legen könne-. Denn sie waren ifehr arm und sie hatten keine Fredndr. - vie fie hätten ausnehmen können. Jn dem Camp hatte der selbst laum Plan genug für si und die Seinen-— die meisten aber waren junge, unver heirathete Männer. die theils einzeln, theils in Gesellschaft in den kleinen Kabinen wohnten. Aber der Frau und den Ihrigen wurde geholfen, so wie in den alten Tagen Kaliforniens so mancher armen Familie in solcher Nothlage geholfen worden ist. Damals gab es noch teine Wohlthätigkeitsvereine und leine öf fentlichen Charities —- aber es gab warme Herzen genug. Zuerst traten zwei, dann drei und vier Männer zu sammen, und ein Geflüster begann; bald breitete sich dieses Geflüster aus fund ging im Kreise herum unter all ; den Männern, die da versammelt wa t ren, und es dauerte nicht lange, so trat ider eine der Männer, der vorher am Ieisrigsten mit den anderen gesprochen hatte, an den einzigen Zimmermann des Camps heran und fragte ihn: »Weißt du etwas von dem Hause, das da eben niedergebrannt ist?« »Ja, ich habe das Haus seiner Zeit gebaut,« war die lalonische Antwort. »Gut, das genügt. Wir wollen, daß du an derselben Stelle ein neues haust, und daß es heute Abend fertig zum Beziehen ist!·' , »Bist du verrückt-» sagte der Zim mermann — ,,nicht mit zwanzig Ar tseitern tiinnte ich das fertig bringen.« »Well, dann sollst du fünfzig haben, wenn es nöthig ist.« Jetzt erst begriff der Zimmermann, txm was es sich handelte, und er war der Situation gewachsen. Alle die Männer stellten sich fiir denTag in sei nen Dienst und ehe eine halbe Stunde vergangen war, galoppierten die Pfer de, die vorher die Feuerspritze gezogen hatten, mit dem langen Leiterwagen davon, um Bauholz zu holen und eine Stunde später war Alles bei der Ar beit. Das war ein Sagen und Hörn mern und Hobeln. und die gute Frau Gibbons wußte nicht, wie sie den«-Män nern danlen sollte fiir das, was sie thaten. Als derAbend hereinbrach, da gaben sie ihr die Schlüssel des neuen Hauteg. Jeht aber hieß es, denZimmermann und das Holz bezahlen. Wer jemals aesehen bat, wie die Goldsucher ihre Lederbörsen oetschniirten, in denen sie den Goldstan trugen, wie sie ihn fan den, der weiß auch, wie leicht und schnell diese Börsen geöffnet wurden. wenn es galt, Nothleidenden zu helfen. Jch wurde zum Säckelmeister fiit diese Gelegenheit ernannt, und eine gute Stunde lang hatte ich damit zu thun. das Gold abzutragen, das sie mir trachten -- eine Unze sollte Jeder ge ben, so war es ausgemacht worden. Jch fing an, genau zu wägen, aber das lLtten sie nicht »laß die Waage nur heruntergehen, ein wenig mehr schadet nicht« So wurde denn ge wogen, ohne daß sehr aus das Balanz zieren der Waage gewartet wurde. Als Letzterer nachdem alle die an deren Männer gegangen waren, tam Haken CollinL Jch wußte, daß er nur wenig hatte — er brachte ein Beutelchen, das war sehr flach. Er dauerte mich, und am liebsten hätte ich gar nichts genommen-aber ich wollte ihm nicht weh thun, und so sagte ich denn halb im Scherz und halb im Ernst: »He-ern, deine Börse hat ja lei-« der die Schwindiucht »s- ich will nur das, was die Anderen gebracht haben, ein wenig mit deinem Golde salzen.« Damit nahm ich eine Prise zwischen dieFinger und wollte sie unter das an dere Gold streuen. Da aber wurde Hart-h böse und ich mußte das ganze Betitelchen leeren und es umdrehen, damit ja nichts in den Falten hängen blieb. Jn der Münze in San Fran rizco würde das steiilich nicht viel ge wesen sein, was er gab —- aber wenn derjEngel oor dem ThroneGotteZ diese nsaoe gewogen nat, dann ist sie sicher schwerer gewesen als all das Gold, welches die anderen Männer zusam men gegeben haben. Von da an war Harry meins-Freund, und ichthat, wasich ionnte, um ihm zu helfen. Aber der Mann war offen bar vom Un liick befolgt —- Alles, waser angris, schlug Obl- under war der Aermste von Allen. Seit Monaten wohnte er in einer kleinen Kabine in dem Gulch oberhalb des Lagers-—- von da aus machte er ollenthalben Versuche, Gold zu finden, aber ohne Erfolg. Ein Stück unter balb seiner Kabine wohnte die Wittwe Hanson mit ihrer tleinen Tochter Mah. Er hatte der Wittwe manche Freundlichkeit erwiesen und das Töch terchen derselben hatte bald Freund schaft mit ihm schlossen und kam ost nach seiner Ko ine elausen. Eines Morgens kam das ind wieder zu ihm, da er eben sein Frühstück der zehrte. Das«war in der That ärm lich genug. noch viel ärmlichen als das Kind es zu hause bei seiner Mutter sah, und die kleine May er zählte davon ihrer Mutter, als sie wieder nach Hause kam. «Also so steht es mit dem armen Pack-han« sa te die gute Frau, die den einsamen « nn so gern hatte, und ohne sich lange zu besinnen, ging sie an- die Arbeit und backtennd kochte, und als forth Col lins am Abend nach hakt e znriicb kehrte, da dustete es so ei thinnlikh - und einladenb in seinem Z mmer, und ein Essen stand da, wie er seit Mona ten keines mehr gegessen hatte. Er trat vor die Thür, um zu sehen, ob er Spuren von dem geheimrnßvollen iSmäder erblicken könne. . » « s Msxkonnte er nun freilich nicht, aber weit unten sah te die kleine « May mit einem Knabenlausen ——— jeht wußte er, woher das alles gekom-. men war. . « Sollte er es anrühren oder nicht? ofast war er zu stolz dazu; aber der un er Siberwog den Stolz und er be ichlog, nach dem Essen weiter darüber nachzudenken Er aß und asz, und es schmeckte ihm o gut, und dann schlies er die ganze acht und träumte aller hand liebliches Zeug — die lleine May und die Wittwe spielten darin eine große Rolle. Am nii sten Tage ging er wieder ans Pro petten -—— am Abend wollte er dann viellei t zu der Wittwe gehen, er konnte sich elbst nicht llar darüber werden, was er nun eigentlich thun sollte. Offenbar hatte die Frau ja nicht als Spenderin der Mahlzeit entdeckt werden wollen, und beza len lonnte er ihr ja doch nicht dafür. Er hatte nichts dazu, und sie würde auch nichts genommen baten. . An diesem Tage traf ich meinen Freund und wir gingen ein Stücl zu sammen. Er war so fröhlich wie nie vorher und als wir ung· trennten, ries er mir noch zu: ,·Gieb acht, ich werde bald Glück haben, mein Schicksal steht asn Wendepunkt.« Damit ging er und ein Stückchen weiter wollte er iiber einen ziemlich breiten Spalt in der Erde springen, aber er sprang zu lurz oder der Rand des Spalte aab unter feinen Fjiszens nach, kurz er stürzte hinein iind verschwand in einer Staubwolte. Jch eilte hinzu, sum ihm zu helfen, aber er hatte sich schon selber heraus gearbeitet und lachte nur über den. kleinen Unfall. So trennten ivir uns. Wer aber kann mein Erstaunen be greifen, als ich am Abend wieder an » diesen Platz kam und dort, gerade iiber der Stelle, wo Harry am Mor gen hinabgerutscht war, einen großeni Hausen neu aufgeworfener Erde sah. Unten war Harry an der Arbeit und als- er mich erblickte, tam er herauf an emem Seite, das er oben angebunden ! bette, und erzählte mir, daß er hier endlich Gold gesunden hatte, mehr als j er je zu finden erhofft hatte. Eine? weitere gründliche Untersuchung der Stelle, die er sofort als »Claim« be- s iegi hatte, ergab, daß ek thassijchiichi ten alten ,,Manzanita-Claiin«, deri seiner Zeit bearbeitet worden war und i tin man dann verloren und nichts weiter verfolgt hatte, wieder aufgefun- I den hatte. ; Die Nachricht von seinem Glück ver- i breitete sich schnell iin Camp und man i wunderte sich nicht sehr, als ereinige Tage später in der nächsten Stadt er schien und Alles iaufte, was daselbst tiir Gold zu haben war. Aber wo u er allerlei Dinge kaufte, die doch fiir ihn, den Junggesellen, keinen Werth l,aben, die er doch gar nicht brauchen konnte, das erregte die Neugier. ( i Der alte Expreszinann hätte es den Leuten sagen können, der von Harry ren Austrag erhielt, alle diese Packete nach dem hause der Wittwe fanson Zu fahren und sie dort so lei e und unbemerkt, wie es nur gehen wollte, auf die Porch abzuladen. Er that es sind erhielt dafür von Harry ein gutes Trinkgeld. Die Wittwe aber wußte nicht, was sie sagen und denten sollte, als sie diese ganze Bescheerung vor ihrer Thitr fand ----- sie hatte noch nichts von dem Glück gehört, das ihrem Nachbar zugefallen war. Sie erfuhr es erst an diesem Tage von der kleinen May, welche davon in der S ule gehdet hatte und sofort be gri f, um was es sich handelte,als sie in einem der Packete die große Puppe sand, die ihr vor Monaten schon »Lsntel Harni« versprochen hatte, wenn er einmal Gold finde. Ja, diese Puppe war da, so groß und so schön, mit richtigenhaaren und einein Atlas-J hlltchen, und sie konnte die Augen und . den Mund aus- und zumachen sie tonnte auch »Papa« sagen. An diesem Abend kam der Nachbar Zu der Wittwe, und als er spät am Abend lvieder hinauf in seine Kabine gegangen war, dasaß unten in ihrem Häuschen eine glückliche Frau mit einem glücklichen tleinen Mädchen und siesprachen von dem guten Onlel, bis tief in die Nacht, und dann träumten sie von ihm und von all» dem Glück, das nun lommen sollte; Und das war nicht nur ein Traum, denn es lrurde Wirklichkeit Die ,,Manza nita« machte Harrh Collins zum rlichen Mann, und mit ihm theilte die junge Wittwe und ihr Töchterchen sein Glück. OR Das Berlenhalbband deö dann-. Jm neuesten »Globu5« lesen wir: »Sollten sich Spuren von der Fahrt des Hanno nachweisen lassen, der um 470 v. Chr» also vor beinahe 2400 Jahren, die nordwestafritanifche Küste bereiste? Mit 60 tarthaginiensischen Galeeren und 30,000 Auswanderern war er ausgesegelt über die Säulen des Herkuleö hinweg, um an Afrikas Gestaden Pflanzstätten zu gründen, und im Verfolg seiner Reise gelangte « er über dass Grüne Vorgebirge in den Golf von Guinea (nach manchen nur bis Sierra Leotzny und brachte uns die erste Kunde v n den dort vorkommen den Schimvansen. Die Frage, die wir an die Spice gestellt haben, wird rege durch einen archöologischen Fund, frei lich nur durch ein Perlenhalsband, das aber durch die Form seiner Perlen eine sehr beredte Sprache redet. Glutver len sind an der nordwestafrilanischen Küste häufig in der Erde gefunden worden, alte Stücke, die unter dem Namen der Aggriperlen vielfach be sprechen wurden. Aber uch in Jn dianergrlibern Nordameri as kommen ganz die gleichen Sorten von farbigen Glasperlen vor, und wir wissen jetzt, daß sie nicht tief in das Mittelalter hineinreichen und venezianischen ite ·sprungs sind. Ganz anders verhält es sich mit dem neuen Funde, der jetzt im Britischen Museum niedergelegt ist. Er stammt aus dem Grabe eines be rühmten Negerhöuptlings in Mansu, einem Orte, der am Wege von Elmina nach Kumasi lAschanti) gelegen ist. Read hat dieses Perlenhalsband in »Man«, Januar 1905, geschildert und abgebildet. Es besteht aus 20 Perlen von kristallinischem Glas, in verschie denen Formen ges-küssen und von ver schiedenen Farben, alle aber wesentlich verschieden von den bisher bekannten Aggriperlen. Da das Halsband sehr lange in der Erde gelegen hat, sind die Perlen theilweise rauh geworden und » zeigen eine irisirende Farbe. Read hat J nun herausgefunden, daß sie ganz den . alten Perlen vorhellenischer Kultur gleichen, ja identisch im Ansehen den in den Gräbern von Camiru autho dus gefundenen sind, die aus dem sech sten Jahrhundert v. Chr. stammen Und dieses hat ihn auch veranlaßt, die an derSpitze dieser Notiz stehende Frage auszuwerfen Warum sollten auch die so leicht traabaren, von allen wilden Völtern rege begehrten Perlen in so früher Zeit nicht bis nach dem Golfe von Guinea gelangt sein? Wenn es nun auch nicht gerade Hanno war, » der sie dorthin brachte, so ist es doch möglich, daß sie damals schon zu Schiffe oder auf dem Tauschwege wandernd so weit gekommen sind." ———--·s- .---»—. Ein neuer Schmuggleernin. Ueber den wahrhaft staunenswers then Erfindungsgeist der Schmuggler an der russischen Grenze wird aus Tilsit geschrieben: Die beiden russi schen Soldaten, die dem Dorfe Kal lehnen gegenüber an der GrenzeWache hielten, bemerkten in der Nacht, wie ein »Ungethi.im« plötzlich von einem diesseitigen Wäldchen aus aufstieg, sich zu einer schwindelnden Höhe er hob und dann sich langsam mit un heimlicher Stille der Grenze näherte. Ein Thier mußte es sein, denn sie er kannten deutlich den gewaltigen Kopf und einen langen Schweif, der sich in schlangenartigen Windungen fortbe wegtr. Da man hier an einen Kunst griff der Schmuggler nicht im entfern teften denten konnte, so wurden nur die betannten blinden Alarmschiisse abgegeben, und bald waren die näch sten Grenzsoldaten zur Stelle. Man beschloß, fobald das Ungethiim über die Grenze gezogen wäre, Feuer ’zu geben. Das geschah, aber die seltsame Erscheinung ließ sich dadurch in ihrem Fluge nicht stören; erst die dritteSalve schien es getroffen zu haben, denn es arbeitete entsetzlich mit Kopf und Schweif, neigte dann plötzlich den er steren tief nieder. Die Soldaten stoben auseinander; aber das Thier mußte getroffen sein, denn es lag till nnd regungslos da. Nun näherte man sich, und da fand man einen gewalti gen Papierdrachen, dessen Schnur durch die Schüsse getroffen und zer rissen war. Der Drache wurde be- - hutsam nach dern nahenGrenzstationsi hause gebracht, und hier ergab die Untersuchung, dafz sein Kopf eine dop pelte Wand und in seinem Innern 20 goldene mit Edelsteinen ausgelegte Uhren und werthvolles Spitzenzeug barg. Der Drache war aus deutsch-ern Gebiet aufgeworfen worden, um mit seiner werthvollen Ladung durch die Lüfte auf russisches Gebiet herüber gezogen zu werden. Einst und ietzt. Nach einer altenglischen Chronik hatten im Jahre 1234 die Majestäten in London noch tein anderes Bett, als einen Strohsaet. Zur Zeit deriiönigin »Elisabeth schlief mindestens noch ein ? Zehntel aller Engländer auf hölzernen l Pritschen. Statt der Kopftissen hatte lman Holztlötze. Das Schlaizimmer der Königin wurde täglich mit frischen Binsen bestreut —— Fußteppiche tannte man noch nicht. Heinrich X«l·pflegte des Morgens beim Aufstehen einen Becher Wein zu trinken. Thre, Chala lade, Koffer war ja noch nicht zu ha ben. Zucker wurde in der Apotheke verkauft — unzemveifr. Das - war ! einst. Und jetzt? Ob -es heute in JLondon wohl mehr Glückliche giebt als « damals? Eine derbe Antwort. Dem berühmten Mathematiker-Stei ner, der in Berlin wirkte, ging es An fangs schlecht und er mußte sich sehr kümmerlich mit Privatstunden durch schlagen; aber sein Ruf wus schnell und 1834 wurde er Professor an der Universität und Mitglied der Mode mie. Er war gebürtiger Schweizer, flammte au- einer kleinen Bauern famtlie und hatte als Junge das Vieh ehiitet. Alä er einst zu einer Haige Fellfchaft geladen war, saß i m schriig gegenüber ein hoher Wiir ntriiger. siegst dileesifllrätfäsenlsigt desuGelzihrten · ii r i ien. m n zu ärgern, fragte erTiber den Tisch: »Sa gen Sie mal, mein lieber Professor, ist es denn wirklich wahr, daß Sie als Knabe die Kühe auf die Weide aetrie ben habeni« »Jam·hl, Exzellenz,« Hantwortete Steiner mit vollsterSeelen tu , »und seit der Zeit besitze ich die iun chiitzbare Gabe, jedes Rindvieh schon von Weitem zu erkenne-il« t«