Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 28, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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No.152. Wems
die Famil-eli
schen ron den
Wedesweiler
seine Dei-sing
hahl is fertig
un die Kat
pentetsch hen
schon mit ih
ren Schapp ge
statt. Der We
desweilek, wo immer e Auge für Biß
neß hat, hot zu mich gesagt, es wär
e ganz gute Eidie, wann met das
Lege von den Koknetstein e wenig
zellebkehte deht. Er wär gern willingö
for en Lonsch zu sorge: et wär schuhk
dasz e große Kraut tomine deht un
daß et auch e wenig Bißneß duhn
könnt. Ennihau könnt ek dochschuhk
die BißnespiebeL wo an die Hahl
schaffe del-te eckspecktr. Ich muß sage,
ich duhn so Sache nit eckoita gleiche.
Die Kohntracktersch den schon so loh
gesiclett, daß es e Schehm is, auch
noch zu verlange, daß se sich noch ecnoi
eccstka blohe solle; awwet ich hen emol
mit den Philipp, was mein Hast-end
is, gesproche un der bot gedenkt, der
Wedesweiler hätt ganz recht, jeder
. Mensch müßt so viel wiet et könnt,
sor sein Ettwendetfch auggucke un den
Wedesweiler sei Bißneß deht schloh
genug gehn, so daß mer ihn also nit
blehme könnt, wann er emol sehn deht,
daß er ebbes eclgika mache debi. Well,
ich hen ja nit ticke wolle un do hen ich
gesagt, well, wann er absolut e Zelle
drehschen hen will, dann soll er se ben,
for all was ich drum gen-we. Der
Philipp is reiteivea zu den Wedeswei
let un et is noch keine Stund fortge
tveie, do iH et schon koidder beim lam
me un hot gesagt: Li,zzie, du mußt
emol for e Minnit mit zu Wedeswei:
lerssch komme, ditohg mer brauche dein
Eitiveisx du doft in so Sache e viel
besseres Tschutfchment un for den Rie
sen wolle mer dich ben. Well, Mister
(?ditl)or, es dicht arig selte liäppene,
daß der Philipp so sensibdel un so
riesenevbel mit mich spreche duht un
do hen ich mich denn auch gleich fertig
gemacht un sin mit ihn zu den Webs
tveiler. Dort lxen mer in den Sitten
rnhm gesosse un der Wedesweiler bot
gelsagt: »Es is e gutes Ding, daß du
lonnne dichft, Lizin mir hen nämlich
grad von unsere Zellebrehfchen geiahli
un lien die Mohschen edapptet, daßl
mir die Errelnischementg von den Fest
en Lehdie Kammiitlfee itvwertrage.
An das Kammiithee sollst du un meines
Alte belange un alles was Jlir errehn
sche dul)t, das is en Golf un das werdi
gemacht. Was duhsi du davon denkeLH
Well, den ich gesagt, wann Jhr den
Weg fühle dahi, dann is es ahlreit un
die Wedestoeilern un mich wolle Euch
schon ebbes feine-:- ufffickse. Mir zwei
hen uns dann gleich in das Beitruhm
vertagt nn dort den mer alles immer
getahit nn do ten mer das folgende
Prohgramm uffgemachtr »Der ganze
Saluhn nn die Jnseit Ruhms müsse
fein dedorehtet toer’n. das- näknliche die
Jahrd un die Faundelsfchen Unsere
Kids müsse e ganee Lati von ihre
Freunde bringe nn die studir ich e
schönes Lied ein, was se singe müsse.
Dann dicht der Philipp en Spietsch
mache, do lann ich ihn anch .- wenig
bei helfe. Dann müsse die Konn
träciterich jeder en Spietfch mache un
dann singe die Butve dass Lied noch
emol von vorne. Sobald se fertig sin.
iret ich in Front, nemme e Battel
Scheinpehn un schntäsche se an den
Mauer-ver! von die Faundeschen un
rieseite en kleine Versch, den lann ich
mich auch iselbst mache; im sckskimmste
Fall judfe ich ebbes von Schiller, der
bot ja auch ganz gute Sache gemacht.
Dann sin die ofiischel Sache fertig;
mer stelle uns alle in Neid un Gleid
usf un martsche in den Salnhn, wo
schon die Tebels gedeckt un geseht sin
un dann den nier Dinner. Das muß
osf Rohkg ebbes seine-«- sein Un mer
lzen auch Music dabei; fo ebaut sechs
von die Schettielntänner müsse Spiet
iches mache un später kann der Ge
fangvekein zur vertofiete Stimm
gannoel noch e paar Lieder zum Beste
gewwr. Obends hen met Ividder
Sopper un dann wert-As geniieihlich.
Der Philipp muß den Miitek Mehr
inweiie un noch e par Membcrsch von
den Bohkd un Sie müsse eine von
Jhke Riepohkierfch schicke, baß mer en
schöne Reitopp in den Pehpek kriege.
Mir lese jetzt Jhne Jln Pehper schon
so lang wie mer hier sin un do kann
met doch so e wenig Suppohtt eck
specitr. Wie mer widdet zu die
Maitnsleut tedubk komme sin un mer
hen alles vorgeleie. was mer ausge
macht hatte, do hot der Wedesweiler
gesagt, das wär grändx un der Phi
lipp hoi gesagt: »Liz.zie, dn bist e
Wirtsch, dosot stiegst dn en Riß, un
miiaus mich zu frage hot er mich en
MS gewwe. Well, es macht einem
gut fühle, wann mer e wenig Ep
peieschjiehschen finne habt. Mek hen
dann noch ausgefickeki daß Dinnek un
Soppet en Dahlek un en halb koste
sollte un iot die Drints eckstrw Mek
hen e List von ptammiente Piebelsl
uifgemacht un die Wedesweilekn un
mich sollte am nächste Morgen starte
zu die Leut zu gehn un sie Ttckets zu
vertause. Wisse Se, wie ich noch mehr
äcttis in den Lahtschbißneß gewese sin,
do sin ich e große hand in den Ticket
bettele gewese un ich stn schuhr, daß
mir en große Suckzeß hen dehie. Der
Philipp hot gesagt, er deht das Pro
gramm arig gut gleiche, er deht bloß
denke, daß en Annerer den Spietsch
mache sollt. Alower das hen mer ihn
gleich ausgeredL Ich kann Jhne sage,
ich hen mich arig usf die Zellebrehschen
gefreut un ich hen do emol e Tschehns
gehabt zu zeige, daß auch e Wutnmen
ebbes große-Z vollbringe kann. Jn
mein nächste Schreiwebrief kann ich
Jhne schon en Rieport von den Fest
getowe, ditahs in drei Däg ig die Zel
lebrellschen Der Wedegtveiler hot die
Kimmelbattel geholt un do hen mer
all· e Kimmelche gehabt. Dann sagt
der Philipp zu mich ich sollt jetzt heim
gehn, er hätt noch verschiedenes mit
den Wedegtveiler iwwer zu tahle; ich
sin awtoer nit so dumm; ich hen ge
sagt: Das Tahte werd diegmol von
mich gedahn un sor den Riesen gehst
du besser mit mich heim· Atvwer
denle Se, der Kunne wär mit gange?
Natt an juhr Leis. Er hot gesagt,
wann er Bißneß zu tahte hätt, dann
könnt ihn niemand davon abhalte.
Well ich hen kein Fuß rehse wolle un
do bin ich allein heim. Also in mein
nächste Brief do wer’n Se sehn, daß
ich der Stoff sin.
Mit beste Rigards
Yours
Lizzie HansstengeL
—.—....-...--»-.
Die Angst vor ver staut-.
Der Anblick einer Maus versetzt
Löwen, Tiger, Elefanten. Affen und
Länguruhg in die allergrößte Angst,
-—-- dass haben neue Versuche, die in
Varnum und Batlens Menagerie
tin-geführt wurden, schlagend bewie
sx n. Als der große Firtug in Bridgc
port, Connecticut, weilte, annoncirte
einer der Angestellten, man möchte
chin lebende Maule und Matten drin
gen. Am nächsten Tage wurde der
Zirluä von einem Heer kleiner Jungen
belagert, die lebende Mäuse in den
Taschen trugen. Alsbald begannen
die Versuche. Zuerst ließ der Trainer
Contlin eine der kleinsten Mäuse in
den Käfig des Königtigers Mahom
n.ed hinein. Als der die Maus er
blickte, sprang er einein Satz in die
fernste Ecke seine-» Käfigs Die Maus
trug dagegen eine gelassene Ruhe zur
Schau ging an den Tiger heran und
machte auf seinen Beinen alrobatische
Uebungeu. Mobainnied zeigte sich da
bei nicht feindlich gesinnt, er lief nur
erschreckt rund erunn Schließlich ek
bartnte sich C llin des Tigers und
nahm die Maus aus dem Käfig her
Aus-.
Dann versuchte er es mit dem Lö
wen. Diese benahnieu sich nicht min
ter feige als der Tiger. Prince, der
gräfite Löwe, hob den Kon so hoch
ivie möglich in die Lust, knurrte und
hilt sich in sicherer Entfernung. Jetzt
wurde die gefangene Maus-, der man -
einen Faden an ein Hinterbein gebun- I
den hatte, in das Elefantenhaus ge
bracht. Jn diesem entstand geradezu
eine Vanil; denn nichts fürchtet ein
tilefant mehr als eine Maus. Die
Rüssel wurden in die Luft gehoben,
und die Elefanten stießen fchrille
Schreie aug. Man nahm die Maus
bald heraus, da die Angestellten des
Zirlug sich erinnerteu, das; vor eini
gen Jahren durch einen Einbruch von
Nagethieren eine gefährliche Panit im
Elefantenhaus entstanden war.
Auch die Affen, siänguruhs und
Girafsen nahmen alle beim Anblick
des lleinen Thierchenå schleunigst
Reißaus. Muthiger waren dagegen
die Punias und Bergliitven, als man
zu ihnen Ratten ltereinliesz. Sie
sprangen sofort auf die Thiere zu
und tödteten sie mit einem Schlag;
das Nilschtoein verspeiste sogar die
Ratte, nachdem es sie getödtet hatte.
Der phleginatische Tapir blieb ganz
gleichgültig und sah verächtlich aus
Ratten und Mäuse herab. Er wurde
lshotographirt, während eine Maus
au; seiner langen Nase auf und ab
lie .
—.—--.- —
Mue unscheinbare Gabe
Der berühmte Mathematiker Stei
ner mußte sich sehr kümmerlich rnit
Privatstunden durchschlagen: aber
sein Ruf wuchs schnell und 18534 wur
de er Professor an der Berliner Uni
versität und Mitglied der Blinde-nie.
Gebürtiger Schweigen stammt-s er aus
einer tleinen Bauernsamilie und hatte
als Junge das Vieh gehütet. Als er
einst zu einer Hosgesellschaft geladen
War, saß ihm schräg gegenüber ein ho
her Würdenträger, dem die Anwesen
heit des Gelehrten höchst übersliissig
schien. Um ihn zu ärgern, sragte er
über den Tisch: »Gegen Sie mal,
mein lieber Professor, ist es denn
wirklich wahr-, dass Sie als Knabe die
Kühe aus die Weide getrieben haben?«
(--—«Jawohl, Errellenz,« antwortete
Stetner mit vollster Seelenruhe, »und
seit der Zeit besitze ich die untchätzbare
Gabe, jedes Rindvieh schon von wei
tem zu ertennen.«
MOH
Jeder Dilettant kann sließende
Verse machen. Er braucht nur aus
Loschpapier zu schreiben
- ·- «
»Beinahe Majestät gesehen«- kann l
Raiiuti sage-r l
Die ausgellopfte Unisotm. .
Eine ländliche Manövergeschichte von
FriszLunzer.
Die Leni Kirnhoser war unstreitig
das hübscheste Mädel in ganz Groß
Wurzbach. Sie hatte eine volle, mol
(ige Figur, einen lustigen Schelmen
tops mit dunklem Haar und einem
Paar prachtvoller Rehaugen Was
Wunder daher, daß alle die jungen
Burschen von Groß Wurzbach und
Umgegend bis über die Ohren in die
Kirnhoser Leni verschossen waren,
nicht ausgenommen der reiche Riß
bichler Franz, ein achtundvierzigjäh
riger Wittwer mit einem Spitzbäuch
lein und beträchtlichen X-Beinen.
Doch die Leni schien einen ganz ei
genen Gusto zu haben; sie war mit
jedem ihrer Verehrer nett und freund
lich, schenkte aber keinem ihr Herz; am
wenigsten Aussicht darauf hatte der
Roßbichler, obwohl er sich’g einbildete
und auch der Vater Lenis eine Verbin
dung mit dem reichen Bauern gern ge
sehen hätte.
Da traf es sich nun anläßlich der
großen Herbstinanöver, daß Groß
Wurzbach Einquartierung erhielt und
zwar Artillerie. Ein fröhliches Trei
ben kam mit den unerwarteten Gästen
in das sonst so stille Dorf, und auch
idie Leni war aus einmal wie umge
wandelt. Tagtäglich konnte man sie
mit einem slotten Unterofsizier in eis
rigem Gespräch am Gemeindebrunnen
stehen sehen, wahrscheinlich ließ sie sich
hier Unterricht iiber das Wesen der
iBallistik und sonstiger militärischen
s Disziplinen geben.
iiber diese Entdeckung ganz gewaltig,
und zwar um so mehr, als er durch
vgeschicktes Spioniren herausgebracht
hatte, daß derllnterosfizier auch nächt
licherweile seine Jnstrnktionen fort
sehte, indem er nach ländlicher Sitte
zur Leni ,,sernsterln« ging Und wenn
ihnen dann bei dieser Gelegenheit der
Gesprächsstoff ausging, so fiillten sie
diese Pausen durch ungezählte Küsse
aus, ohne eine Ahnung davon zu ha
ben, daß der Roßbichler sie hinter ei
nein Gebüsche belanschte und vor Zorn
undEisersucht beinahe verging. Gleich
wohl aber konnte er offen dem begün
stigten Liebhaber nichts anhaben, ins
eheim jedoch verrieth er dein Kirnho- »
fee die ganze Geschichte s
Dieser zuate nur mit den Achselnz
und erwiderte gar nichts, auch seine
Tochter ließ er nichts merken, im stil »
len aber faßte er einen Plan, wie er’
gründliche Abhilfe schaffen könnte.
Auch der Roßbichler Franz griibelte
beständig darüber nach, wie er dem
verhaßten Ribalen einen Streich spie-:
» len oder wohl gar ihn aus dem lSattel
. heben könne, allein, das war nicht so
;einfach. Mit Gewalt ging es nicht
mit List-? — —— Der Roßbichler
war eben nicht der GescheitesteZ Doch
der Zufall, der schon so manches tin
'mi:·«gliche möglich gemacht hat, schien’
auch den Roßbichler in seiner Herzens
noth zu Hilfe kommen zu wollen.
Wie gewöhnlich saß der Bauer am
Abend im Gasthaus zur »Blauen
Ente« und erträntte seinenLiebeslurn
mer in verschiedenen Vierteln. An
dem Nebentische pflegten zwei Unter-·
offiziere zu sitzen und in heimlichem
Gefliister wohl gar von der Leni zu
reden, bis es dann für den einen der
beiden Zeiten war, aus Posten bei der
Leni zu ziehen.« Heute aber war der
Nebentisch ausnahmsweise nur von
dem llntctossizier Obermaier besetzt,
Schwarz, der Erwiihlte Lenis, fehlte.
Der Jltoßbichler stutzte. Zum Fen
sterln war es doch noch zu früh nnd
Dienst gab es um diese Zeit auch nicht
mehr. Obwohl nun der Bauer den
Nebentisch bisher gänzlich ignorirt
hatte, so plagte ihn doch die Neugierde
über den Verbleib des llnterofsiziers
allzu start, und er lunnte sich nicht
enthalten, den Kameraden schließlich
danach zu fragen.
I Der Roßbichler Franz argerte sich
l
l
»Der Schwarz brummt beute,« anl)
dieser zur Antwort. »Er hat wegen
eines tleinen Versehens vorn Haupt
maun zwei Tage Stubennrrest erbal
teu.«
»So, so, den armen Teufel haben
s’ eingesperrt,« heuchelte theilnahnis
ltvo der Noßbichler. Im selbenMos
ment aber durchzuckte ihn ein Gedanke-.
Er lud den Obermaier, zu einem Vier
tel Wein an seinen Tisch, und nach ei
ner Weile rückte er plötzlich mit seiner
Jdee heraus.
,,Sag amal, Obermaier,« begann
er, »Du haft doch noch a zweite llni
form? Oder net?«
»Ja sreilich,« erwiderte der Unter
ossizier, ,,eine Ausgangsuniform hab
ich noch.«
Der Roßbichler rückte dein Unteroi
sizier ganz nahe und sah him lauerno
in·g Gesicht.
,,Gil) Obacht,« iliisterte er, »lönntest
Du mir die net bis morgen in ter
Früh leihen?«
Der Unterosfizier blickte denBanern
groß an.
»Das dars ich nicht,« sagte er.
»Ach was, sei net dumm! »O bleibt in
unter uns und ich geb’ Dir zwanzig
Martln dasiirt«
Der Unterassizier schwankte Zwan
zig Mark waren ein verlockendeg An
gebot.
»Wozu brauchst Du sie denn?«
»Das ist mei’ Sach’!« Willst D«
oder willst D’ net?'«
»Na, wenn es durchaus sein muß-—
von mir aus« stimmte endlich zögernd
der Unterossizier zn Aber morgen
früh um sechs Uhr muß ichs die Unt
sorm wieder haben. Auch mußt Du
mir sie gut bürsten und austlopsen
lassen.«
»Du kannst Dich ganz auf mich ver
lassen,« erwiderte der Roßbichler. »Mit
dem Glockenschlag sechs hast D’ Dei’
llnisorni wieder und ausgetlopft soll
sie Dir werden, wie s’ seiner Lebtag
noch net ausgtlopft worden ist. Hier
sind Deine zwanzig Marian
Etwa um dieselbe Zeit, als der Roß
bichlcr mit schmunzelnder Miene den
Goldfuchs »aus dem Beutel zog, machte
die Kirnhofer Leni ein recht betriibteg
Gesicht. Denn der Vater hatte ihr be
fohlen, die heutige Nacht bei der Mut
ter zu schlafen, da diese nicht wohlaus
sei, und obwohl sie wußte, daß-»die
Mutter ganz munter war, gab esdoch
gegen den Willen des Vater keinen
Widerspruch.
»Du Armer,« dachte sie seufzend,
»nun wirst Du mein Fiämmerchen leer
finden, wenn Du heute Nacht totnmst!«
Dann ging sie gehorsam nach der
Schlafstube der Mutter, die sich am
andern Ende deg- Hauses befand.
Die-Kammer aber irar nicht leer, wie
sich die gute Leni gedacht hatte, son
dern hinter dein Bettpfosten Versteckt
lauerte der Kirnhofer mit zwei Knech
ten, alle tvohlbelvafsnet mit respettab
ten Ftniitteliu Von Zeit zu Zeit
spähte der Bauer durch dass Kammer
senster in die duntle Nacht hinaus
und legte lauschend die Hand ans
Ohr. Aus einmal aber rief er:
»Mertt’s aus, jetzt kommt er! Und
daß ihr mir ihm ordentlich den Buckel
verbleiut, damit es ihm ein für allemal
vergeht, meiner Leni den Kopf zu ver
dreben, namentlich jetzt, wo der reiche
Roßbichler auf das Mädel speculirt.«
Dann ductte er sich knapp unter dem
Fenster nieder.
man lange dauerte es, so wurde un
ten eine Leiter angestellt, nnd schwer
faliig und unbehilflich stiea eine uni
sormirte Gestalt mit einem Spitz
bäuchlein und hetriichtlichen X-Beinen
daran hinauf. Der Säbel bersing sich
fortwährend in den Sprossen und zwi
schen den Beinen, und manch ein weh
niiithiger Seufzer entquoll der schnau«
fenden Brust. Aber endlich winkte doch
der Mühe Lohn; das Kammerfenster
war erreicht. Ein dicker Kopf fuhr vor-—
scchtig hindurch und eine zärtlich-e
Stinnne rief: ,,Lenerl, mei’ lieb’s
Lenerl!«
Und das »Lenerl« langte mit ihren
»Handerln« heraus, faßte den verlieb
ten Nachtwandler am Säbelgurt und
zog ihn zu sich in das jungfräuliche
Gemach
»Wart, Du Bursche. Dir will ich
das Fensterln vertreiben!« rief eine
derbe Ijtännerstimme und diese löbliche
Absicht wurde sofort in die That uni
gesetzL Hageldicht sausten die Hiebe
hernieder, und trotzdem es stocksinster
war. bersehlte doch teiner sein Ziel.
Vergebens wand sich der geprellte
Pseudounteroffiiier unter den kräfti
gen Fäusten der Knechte, vergebens
schrie er ein iiber das andre Malt
«Kirnhofer, so hörtUJ doch aus. ich bins
ja, ich, der Roßbichler Franrl!« Der
Kirnhofer und seine Knechte ließen sich
nicht narren, und erst, alg die Leni.
durch den Lärm erweckt und von einer
dunklen Ahnung getrieben, mit einem
Licht herbeigeeilt karn, ward die Be
scheerung offenbar. ttlber da war es
auch bereits zu spät.
Unter Fluchen undZtöhneu trümm
te sich der tltoßbichler auf dem Boden,
und der Umstand, daß sich der Kirnhos
fer viel tausendmal entschuldigte, war
nur ein schwacher Trost in seinem
Leiden. — -
Am nächsten Morgen brachte der
Roßbichler dem llnierosfizier seinetlni
form wieder zurück. lsr war am gan
zen Körper verschwollen und tlagte au
ßerdem über heftige Zahnschmerzen
»Hast Du die Uuiform auch ordent
lich ausgeklopft3« fragte der llnterof
fizier. ·
»Ich? Naat Das haben a Paar
Knecht besorgt,« gab der Roßbichler
giftig zurück und schlich hintend davon.
—-——
Atti-deutsche Drahtieile.
Das Drahtfeil hat man bisher fiir
ein Erzeuaniß der niodernethidustrie
gehalten Diese Ansicht ist jetzt umge:
stoßen worden durch einen in Pompeji
gemachten Fund. Man hat dort zwi
schen den Ruinen ein ziemlich langes
aufgewictelteg Drahtseil entdeckt. Da
raus geht hervor, daß die Römer schon
vor nahezu 2000 Jahren die Herstel
lung von Drahtseilen gekannt haben,
und zwar in ziemlich gleicher Art, wie
sie noch heute angefertigt werden. Das
pompejanische Drahtseil ist etwa 15
Fuß lang und hat einen Zoll im Unt
fang· Es besteht ansBronzedraht und
zwar ans drei Strängen von spiralig
zusammengedrehten Draht. Jeder
Strang ist wieder aus fünfzehn einzel
nett Drähten verfertigt. Es ist ge
radezu auffällig, toie dies Drahtseil
im einzelnen einem modernen Jn
dustrieerzeugniß gleicht. Benutzt
wurde das- betreffende Seil wahr:
scheinlich an einer Winde, von der noch
Theile gefunden worden sind. Diese
Winden wurden von Sklaven gedreht,
die in einem trommelartigen Behälter
eingesperrt waren und dort wie in ei
ner Tretmiihle arbeiteten; ttm die
Trommel wand steh dann das Seil
anf, wie sich aus dem jetzt in Pompeji
gemachten Fund noch erkennen läßt.
—--.-..
Wenn man sich in Russland für den
Friedensfchluß ebenso lange vorberei
ten muß, wie für den Krieg, dann —
gute Nacht, eFriedens-Mit
Papieeseossgaruh
Zwei Jahrtausende sind verflossen,
seitdem im fernen Osten Astens
das Papier entdeckt wurde. Als
Schreibmaterial setzte es, dem Lauf
ver Sonne solgend,«langsam seinen
Croberungszug um die Erde fort. An
fangs kostbar und dauerhaft —— wurde
es billiger und auch vergänglichen
Unentbehrlich ist es seit Jahrhunder-(
tcn geworden, ein geduldiger Träger
von Tinte und Druckerschwärze, ein
bequemer Mittler im Geschäftsver
trl)r, ein Massenverbreiter des geisti
gen Fortschritt-T
Aber auch zu vielen anderen Zwe
cken ist es brauchbar. Eine lange Liste
tciirde es werden, wollte man alle
seine Berwendungsarten auszahlen,
vom Packmaterial und derPappschach
tel bis zu der vielgestaltigen Sippe des
Papiermache, von niedlichen Puppen
töpsen big zu den fliegenden .Häusern,
deren Wände aus festen Papptaseln
kestehenk Und nun steht das Papier
auf dem Sprunge, sich ein neues Ge
biet zu erobern. An verschiedenen
Orten sinnen nach die Techniier, las
sen die Rädchen tunstvoller Maschinen
schwirren; es gilt, aus Papierstoff
Garne zu drehen, sie zu Stoffen zu
rerweben, der Menschheit Wäsche und
Kleider aus Papier zu bieten.
Jst dag wirklich etwas Neues-?
Kleider aus Papier tragen ja, wie
Forschunggreisende berichten, seit lan
ger Zeit verschiedene Völker in Ost
asien. Das ist schon richtig, aber die
Waare ist nicht begehrensiverth und
nicht praktisch, nur Nothbehelf nnd
Spielerei Papierwäsche wird auch
kei uns seit längerer Zeit hergestellt,
aber ans dem festen. undurchlässigen
Stoff lassen sich nur Hemdkragen,
Manschetten nnd Vorhemden herstel
len, die in der Regel mit einem Stoff
überzug versehen werden. Auch sie
find ein Utothbetself für den nomadisis
renden modernen Menschen, nament
lieh sur Den Hagestolz, der die Sche
rerei mit der Wäsche sieh ersparen will.
Die Pläne der jüngsten Erfinder ge
hen höher hinaus; sie wollen uni- mit
gewebtem Papier begliirten.
Das geht wohl an. Schon vor ei
niger Zeit hat ein Italiener, Professor
Zanetti in Katania, ein besonders
Verfahren erdacht. Ganz dünne Sei
denpapiere werden demnach auf klei
nen Schnekdemaschinen in 2 bis Z rnm
breite Streifen zerlegt und diese tro
cten zu hochfeinen festen Garnen ge
zwirnt. Vorläufig hat man sie zu
Wachsziindterzchen und zur Herstel
lung von Gliihstriimpfen verwendet.
Weiter ist man in Sachsen gegan-«
gen. Auch hier wird nach den Paten
ten don kslaviez die Co. aus schmalen
gliapierstreisen Papiergespinst herge
stellt. Man zwirnt auch einen Papier
ssrcsifen cnit einem Baumwollfaden zu
sammen, so daß die Baumwolle von
Papier völlig eingehiillt ist· Diese
Produkte werden nun als Schußgarn
mit Baumwollenlette zu Drillichftoss
verarbeitet, aus deni man Handtiichet,
Beinlleider, Westen und Drellröcke
fiir den Sommer ansertigt.
Verwebt mit Wollgarnen ergeben
die Papierfäden Winterstoffe. Für
zehn Mart wird »z. B. Stoff fiir einen
Anzug, bestehend aus Jackett, Weste
Und Hose, creknesarben und geeignet
iiir Reise. Landaufenthali. Bäder,
Tenriis u. s. w., fertig geliefert. Der
Stoff ist waschbar, und ,wie Versuche
ergeben haben, zeigt er selbst nach
nxehrinaligem Waschen keine wesentli
chen Veränderungen der Oberfläche
Arbeiteranziige sollen sich noch billi
ixer stellen. Xhlolin heißt daH neue
Erzeugniss.
Man hat sich aber fiir diese Zwecke
nach Rohstoffen umgesehen, die noch
billiger sind als das fertige Papier.
Sehr inne glatte Fasern lassen sich
nur schwierig oder gar nicht zu Garn
verarbeiten. Sie bilden «2lbf«cille, die
von den Spinnereien in der Regel an
Papierfavriren verkauft werden. wa.
tiirlich stellte man seit langer Zeit
Versuche an, auch dieses Material nach
Möglichkeit in der Spinnerei selbst
zu verwerthen, und begann, die turzen
Fasermaterialien auf nassem Wege zu
verspinnen. Dabei tain man aus den
Gedanken, die Fast-tin wie dies bei der
Padierbereitung der Fall ist, in Hols
ländern noch mehr zu zertleinern. So
wurde ein diinner Faferbrei erzielt;
brachte man ihn auf Siebe, so ent
stand eine dünne-weiche Pappe, und
diese tonnten nun in schmaleBändchen
zerlegt werden, die nach genügender
Enttvässerung sich zu Fäden zusam
mendrehen ließen.
Auf diese Weise ist es aber möglich,
auch die anderen billigen Rohstofse,
aus denen Papier gemacht wird, zur
Herstellung von Garnen zu verwen
den;«vor allem auch den Holzzellstoff
oder die Zellulose, die auH unseren
Waldbäunieu, namentlich den Fichten,
gewonnen wird. So reichen sich der
Papiermacher und der Spinner die
Hand.
Man nannte darum diese neuen
Garne auch Zellstoffgarne, von einer
Seite wurde fiir ihre Erzeugnisse die
Bezeichnung Silvalin (nach dem la
reinifchen site-m d. h. Wald) gewählt.
In den letzten zehn Jahren wurde eine
größere Anzahl von Patenten auf
Maschinen und Verfahren zur Her
ftellung dieser Produkte genommen;
immerhin lsefindet sich die Fabrikation
der Papierfosfgarne in ihren Anfän
gen und ste t noch zum Theil im Ver
ssichgstadiurm erfolglos sind aber die
Arbeiten durchaus nicht geblieben. die
neue Jndustrie hat gewiss eine Zu
kunst.
Eine treffliche Uebersicht der bishe:
rigen Errungenschaften bietet das oor
turzem erschienene, siir Fachleute und
Fabrikanten bestimmte Buch Papier
stofsgarne vom Staatsrath Pros. E.
l-—
Pfuhl in Rich Es giebt auch Aus
kunft über die Berwendbarleit der bis
jetzt her-gestellten Produkte.
-m praktischen Leben wird matt
knol zunächst nach ihrer Festigkeit
fragen. Die Fesiigteit der Garne be
stimmt man dadurch, daß man die
Längen ermittelt, bei denen sie durch
ihr Eigengewicht an der Einst-ann
sielle reißen würden. So beträgt die
Reißlänge der Banmtvollengarne im
Durchschnitt 13 bis 14 km, d. h. ein
eingesponntes Garn würde reißen,
wenn von ihm ein Knäuel hinge, der
18 bis 14 km derselben Garnsorte
enthielte. Die durchschnittliche Reiß
lijnge vonFlachsgarn wechselt, je nach
dein wir Trocken-: oder Naßgespinst
vor uns haben; bei dein ersteren ist sie
geringer und beträgt 11,8 bis 12,4
tm, bei dem letzteren kann sie von 12,4
bis auf 19,5 tin steigen. Ratniegarn
aus- Chinagras besitzt eine Reißlänge
then 11 bis 12 kni, InteisWerggarn
dagegen nur eine bon 9,7 kni. Die
Papierstosfgarne stehen nun in dieser
Hinsicht den bisher gebräuchlich-en be
deutend nach. Die größte Reißlänge,
die bei ihnen ermittelt wurde, beläuft
sich auf 7,5 und 8,3 km, im Durch
schnitt wurden Reißlängen von 5,5
bis 7 km erzielt.
Wir ersehen also gleich daraus, daß
uns mit dieser Neuerung ein fesies
Garn durchaus nicht geboten wird.
Es ist aber wohl möglich, daß durch
bestimmte Zusätze zn den Rohstoxfen
und Aenderungen in den Fabr la
tionsverfahren sich etwas festere Gar
1.e gewinnen lassen werden.
Wichtig ist ferner dass Verhalten
der Nässe gegenüber. Nicht alle Ge
webe widerstehen gleichmäßig denEin
trirkungen von Wasser. Professor
Pfuhl giebt dasiir ein Beispiel ans
der Praxis-. Jn RybinHL einem der
größten Stapelplätze fiir Getreide in
Elinßland, versank eine Lastbarle, die
mit Getreide in Flachgheede und Zure
siiden bevackt war, in der Wolga.
Die Versicherungsgesellschaft versuchte
nun nach etwa 36 Stunden die La
dung zu retten, d. h. die Säcke herauf
zuholen, augzuschütten, das Getreide
zu trocknen und dem Versicherten wie
Ler zuzustellen. Es gelang dies nur
bei den Flachgsäckem die Jutesäcke
lösten sich sämmtlich auf, und das Go
treide war verloren.
Immerhin behalten die Jutegarne
noch ihre Festigteit, wenn die Ein
weichung sich auf Stunden und nicht
auf Tage erstreckt. Werden aber Zell
scosfgarne ins Wasser eingeweicht, so
verlieren sie ihre Festigteit sehr bald
vollständig. Erhöht wird sie natür
lich, wenn man zur Herstellung von
Gsrveben neben Zellstoffgarn Baum
trolle u. dgl. verwendet.
Ferner ist noch die Dichtigkeit nnd
Durchlässigteit dieser Stoffe zu be
achten. In einem Versuche wurde ·e
ein Pfund Sandzucler auf gleich wär
Siebsliichen gegeben. Das Zell to
gewebe loog 462 Gramm fiir 1 Qua
dratnieter, und durch dieses wurde det
Zucker in 4 Minuten vollständig
durchgesiebt. Leichtere Jutegewebe
im Gewicht von 430 und 348 Gramm
für 1 Quadratmeter zeigten sich da
gegen völlig undurchlässig oder ließet
im Anfang nur Spuren von Zucker
dnrchtreten.
Aus diesen Eigenschaften der Pa
pierstoffgarne ergiebt sich, daß bei denr
heutigen Stand der Dinge ihre Ver
wendbarkeit nur beschränkt sein kann.
Sie können nur da init den alten Ma
terialien in Wettbewerb treten, wo es
auf besondere Festigteit nicht an
krinmt, wo Nässe ausgeschlossen ist,
1·nd ivo auch an die Durchlässigteit
teine höheren Anforderungen gestellt
tret-den. Verarbeitet man sie aber
mit Jnte , Fluch-I und Baumwollen
garn, so erhalten sie größere Festig
teit und tönnen sogar wiederholt ge
lraschen werden
I
Auf diese Weise l)at man schon
.Dandtiichcr, sriiciccntoaschc, Tinktur-ten
Abtrocknentiicher und sogar Bett und
Tischlväsche und LUiutratzenstofse fa
briziri. Feinere Papierstoffgarne
werden dagegen tuit baunnoolleuen
und auch tuollenen Garnen zu Möbel
und Vorhängestofsen, zu Läusern,
Icppichem zu Gardinen, zu Strarnin
und auch zu verschiedenen Rleiderstof
sen verarbeitet. Natürlich lassen sich
auch diese Stoffe färben und bedru
cken, und ibre Herstellung soll sich sehr
billig gestalten. Wabrscheinlich wer
den sich aber auch für die reinen Pa
pierstoffgetosebe neue Verlosendungsar
ten finden, sobald sie nur mehr be
kannt und näher geprüft worden sind.
Weitere Kreise werden von dieser
neuen Errungenschaft durchaus nicht
erbaut sein; sie trägt ja unverkennbar
das Zeichen des Mindertveribigert
Aber die Technik geht unbeliimmert
ihren eigenen Weg, und wer weiß, wie
sehr sie noch diese Stoffe ver-edeln
wird
,,Möglicherweise,« sagt Prof P uhl,
,,·-r-ird dagPapierstofsgarn in der ex
tilindustrie einen ähnlichen Anfan
machen wie seinerzeit Holzschlaff: un
Holzzellulofe im Papierfach Von die
sen Ersatzstoffen wollte man bei ihrem
Auftauchen nichts wissen und prophe
«lite den Untergang der Papierindu
strie. Jetzt bestehen wohl bis 80 v. H.
und inebr unserer Papiere aus diesen
sogenanneien Ersatzstoffen sie sind
tun Hanptrolnnaterial qeroorden.’«
M. Hagenau.
.- ..—-— - —-»»-·
Ovalna wiegt beinahe 200 Pfund.
Endlich haben also auch die Dicken ei
nen Rrieastulden Die Geschichien
von Ale.rauoer, Napoleou, Gront Und
Mclile, aus die der lleine Soldat
sich bezog, bedürfen von jetzt an eines
Zt:sIY-:sl.