Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 21, 1905, Sweiter Theil., Image 16

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    Umerikanisch. ]
l
Inzwiichfe des Sportz. —- Woraufj
wettet wird. —— Allerlei Vot
äge. — Der Ursprung der
amerikanischen Metelqu — Die
öffentlichen Schulen.
Mister Eoitec!
Jch mach e Wette, Mister Editek, —
fks hen Jch merklich vergesse. was Jch
Im sage wolle un konsequentli weeß
Ich auch nimmer, uff was Ich hen
wette wolle, awwer Des macht nix,
deswege machJch
doch e Wett. Weil
Jch e guter Ams
rilän (wenn auch
nor ädaptifh bin,
deswege muß Jch
immer ready sein.
e Weit ze mache.
Dann e Mensch.
wo nit for Sport
is, Des- is aach
kei guter Ambri
tän.
Ich mach e
Wett. Mister Edi
ter, daß Sie Mir
nix sage könne,
wo hier nit der
fok gejust wem
thät oder könnt,
dtuff ze wette.
Jch weeß en
Illnge Mann, des hetgt yemt us er e
gut ze thuender prominenter Mann in
Ajuga awwer selbiges mal war er
noch e junger Mann oun achzehn Jahr,
der hot in fein Shop e Wett for zehn
Mts gemacht, daß er bis Abends
verheirath wär. Er hvt die Weit aach
Mnne un vnn die zehn Dollets hot
et zwei dem Tschöstiß of the Prace ge
M, zwei hot er for e geförnifchtes
for e Woch bezahlt un mit der
salänz hot et die Woch bis zum Zahl
tog gelebt.
Akt-wer des Heirathe is nit des Ein
zige, wo dtuff gewett werd. Es werd
uss Einiges un uff Allez e Wert ge
macht.
Un deswege aebt es a.ich nir, wo nit
Räses draus gemacht wem. Beiscctel-,
Schlittschulaafe-, Attomobils, Hin-se
Misng StiemergRäses gebt es alle
Täg. Railroad - Traban räse aach
(blos Trolley - Car un Hochbabw
Trähns nemme sich ihr Zeit-. Was
Mich wunnert, des is, daß noch lei
Tanz-Rass- gemacht wem.
Wann mer hier Leit an der B r
stehn un trinke seht, da denkt mer aa
immer, es is- e Räs un gebt um e Wett,
wer zeerst gesinischt is. Well, Mister
Editer, des is, wo Ich dergege tick.
Dann etwas sollt dem Mensche doch
heilig sein und wann eMensch en gute
Treppe vor sich bot, da soll er keen
Sport draus mache. Deg- is Mei
Eidir. Jch gleich kee Fridolities mit
ernste Sache.
Jch glaub, Mister Editer, daß e
Mann, wo usf die Vorlieb vun die
Amöriiiins, in Allem un aus Allem
Bisses ze mache, damit rner e Wett
dtusf mache kann, spekulirn that, Jch
glaab, daß so e Mann schweres Geld
ver-diene könnt. Jch mach e Wett, erl
thiit. . s
Wann for Jnstenz der Paderusti
mit, Jch will emol sage sechs oder zehn
atmen Peiäno- Players in e Pettina
Playing- Räs sor die Tschampionshipi
M der Welt geentert wern that, Mi
fter Editer, mit so erer Räs da lönnt
stlpveres Geld gemacht wer-n un Jch
glaalx daß da verschiedene Millions
Dollers in die Wette Händs tschönsche
thate.
Oder wann for Jnstenz die zehn be
ste Hämletspieler sor die Tschämpion
schipp der Welt zegleich de Hämlet spie
le thäte un wer zuerst bei dem Resi, wo
Schweige is, atimmt, der hats gewun
ne. Mister Editer, mit so erer Damiet
PlayingMäs da könnt mer des größte
Zlåeater sor zehn Jahr lang jede Abend
e
Wo die Bjutti dervo erei kimrnt, des
is, daß die Lödies hier grad so sor
Sport sein, wie die MannsleiL Wann
· for Jnstenz mer Weibsleit minanner
talke hört, da hört sich des immer a
spie e Räs, welche rervo am erste fertig
fwerte that. Un wann Lädies schadpe
s thun, da es des doch eigentlich nix
ueres wie e allgemeine Räs, welche
dem die Weibsleit am schnellste dermit
fertig werd, ihrem Hosbiind sei Geld
It spende.
Jch mach Jhne awwer e Wett, Mi
ster Editer, (un Jch wette Jhne noch
« . nnert Dollers an der Autseit, daß
. eh die Weit gewinn), daß Sie·nit
wisse, woher des kimmt, daß jede mit
ihm Hosbänd seirn Geld fertig werd,
und den Hosbiind zu seim Finish
bringt
Gen-we Sie uff?
Well, Jch will’5 ane sage, wo es
berkimme thut. Vun Unsere pödlik
Schools timmt es her. Tie ganze Jn
strucsschen in die pöblit Schule i-:-.
nämlich weiter ni,k, wie e große Rhe
tmn die Wuchers-, wer von Edne Dei
Pensum am fchnellfte runner tättlc
kannmitaus daß die Pjupils was ber
vo verstehn, un welche nun ihne di-:
Pjupilö am fchnellfte durch en Kttrsui
durchs-nippe kann, mitaus daß die Piu
MM was derbei lerne.
habzch Recht, oder hab Jch Recht?
Ich m e WeshJ Hha
Ihm des Nckmläe wünschend
Mit Biscde
Youts
Jshu Insel-Eies
W salzig-, Do hier nit drei präst
werd, des sein die Coutts un die Lato
suits. Da muß mer nämlich druffi
wette, wo un bei welchem Tschödfch es
am längste dauert. Exfept in eine kri
minell Suit, wann der Disendänt lee
Geld bot. D. O. Esa.
Sieht es einen Ruhepunkt tm
Weltall ?
Dieser gewiß allgemein interessan
ten Frage ist der Berliner Astronom
Dr. F. Ristenpart näher getreten. Die
Sonne ist längst entthront. Sie ist
für uns nicht n.ehr, was sie zu Zeiten
des Kopernilus war, der feste Punkt,
das Centrum aller Bewegungen Auch
oie Sonne wandert durch den Raum.
Aber wohin die Sonnenreise geht, der
unsere Erde und ihre Geschwisterpla
neten sich willenlos anschließen mits
scn, das wissen ioir nicht genau. Es
fehlt eben, wo alles in regellofer Be- »
wegung ist, an einem ruhendenPuntte,
gegen den man die Fortrückung der
Sonne bestimmen tönnte. Wahrschein
lich ist jedoch, daß sie sich gegen den
siidöftlichen Theil desHertuleS-Stern
bildes bewegt und dabei in jeder Se
limde etwa 20 Kilometer zurücklegt.
Auch am Fixstetnhimmel herrscht nir
gends Ruhe. de der vielen Milliæ
nen Sonnen it in Bewegung, nir
gends greifbar der ruhende Pol iri der
Erscheinungen Flucht, nirgends der
feste Punkt des Archimedes, von dem
aus man die Welt aus den Angeln he
den könnte. So schien es bis vor Kur
zem. Es war den Arbeiten des astro
pbysilalischen Instituts in Potsdam
vorbehalten. diesen ruhenden Punkt
aufzufinden. Speltralaiialhtische Un
tersuchungen haben uns gelehrt, die
direkten Messungen zu vervollständi
aen und auch jene Bewegungen in den
Tiefen des Himmelsraumes zu erken
nen, die im Visionsradius, d. h. auf
uns zu oder von uns fort, dor sich ge
ben. So entdeckte man Doppelstetne,
an denen die auflösende Kraft unserer
stärksten Fernrohre bisher gescheitert
trat. So hat man auch Nebelmasfen
entdeckt, die sich bisher dem Auge doll
komnien entzogen, und von denen-man
nach dem svettrottobischen Berunde
annehmen darf, dafi sie ruhende Ob
jekte im Weltraum darstellen, wäh
rend die Sonnen des Kosmos in rast
lofer Bewegung dabinfliegen. Aus
den Nebeln rrerden einst neue Welt
ftisteme hervorgehen Sie sind in ihrer
todesstarren Ruhe das unerschöpfliche
Reservoir, aus dem das-— Leben des
Rosmos seine Kräfte immer wieder
erneut.
-.--—
Wie lange lebt man- ohne zu
essen!
Ein Mensch imnormalen Zustande
widersteht 20 Tage, Fastende vonPro
fesfion haben es· schon auf 30 bis 40
Tage gebracht. Das Pferd kann 25
Tage, ohne zu fressen, leben, voraus
gesetzt, daß es Wasser zum Trinken
hat; es tann 17 Tage leben, wenn es
nichts zum Trinken hat, wird aber
schon nach 5 Tagen eingehen, wenn
ez frißt, ohne zu trinken. Eine Katze
tann es 15 bis 20 Tage mit ansehen,
falls sie nur zu trinken hat. Von
Hunden weiß man, daß sie schon 30
Tage ohne zu essenexisttrt haben, sind
sie jedoch des Getränkes beraubt, so -
sterben sie nach 20 Tagen. Das Ka
nrnchen lann es 14 Tage ohne Nah
rungsaufnahme aushalten, die Tau
ben 10, der Spatz jedoch nur 2 Tage. »
Den Record im Fasten haben die Krö
ten erreicht: Sie haben 2——3 Jahre
ohne Speise leben können.
———--..-—-——
Das Juhllåmn des Fiel-erwer
wendeten-.
Das Fiebertherrnometer tann in
diesem Jahre das dierzigjiihrige Ju
biliiuni seiner Anwendung für die
Temperaturmessung Kranker feiern.
Seine Wiege stand im allgemeinen
Krankenhaus zu Wien, und im Jahre
1865 veröffentlichte der damalige As
sisienzarzt Dr. Wirtinger, der noch
heute lebt, seine Erfahrungen über
s die neue Untersuchungsmethode in der
; »Wiener med. Wochenschrrft«. An
; fongs wurde die neue Entdeckung kühl
zaufgenomrnem bald aber wurde das
Thermometer bei allen Krankheiten
» methodisch angewendet und erhielt sei
nen Platz neben anderm physikalischen
Untersuchungsmethoden der Verlus
ston und .Austultation, die ebenfalls
;vom allgemenien Krankenhaus in
Wien aus ihren Siegeszug über die
ganze Welt eingetreten haben. re
Ausbildung zur wissenschaftlichen e
thode erhielt die Temperaturmessung
zdurch die Arbeiten der berühmten Kli
niter Traube, Wunderlich und Lieber
meifter. Heute kann man sich die
Krankenuntersuchung ohne Thermo
meter gar nicht mehr darstellen, denn
es gilt das Gesetz. daß ein Ueber
schreiten gewisser Temperaturgrenzen
stets als Zeichen eines krankhaften
Zustandes anzusehen ist. Das Ther
mometee ist aber wichtig nicht nur siir
das Erkennen, sondern auch siik die
Peognose vieler Lrantbeitm Wäh
rend z. B. Typhus und Wechselsiebek
durch besondere Temperatur-tuan
ausgezeichnet und schon daran kennt
lich sind, ist bei Lungenentzündungen
und Masern der tritische Temperatur
abfall stets ein günstiges Zeichen, bei
Lungen-Tubertutose ist das Fieber
von schtimmee Bedeutung, ebenso
» zeigt die Thekmometersteigerung im
sWochenbett vst den Eintritt des ge
süechteten Wochenbettsieberö an.
·-.
sie-laut
»Meine-, weshalb nennst Du heute
die fremde Dame Frau Mittels Sonst
nennst Du sie ja immer Flatsch
seh-Max
i
—
Ver Schwester Schuld.
Slizze von Koloman Milßath.
Die Richter saßen alle beisammen
im düstern Verhandlungssaalr. Das
große, sormlose Gebäude schien vom
Nebel erdrückt zu werden. Wie eine
rauchlose Wolle strömte er den Fen
stern zu und verdunkelte die Eisblw
men.
Jm Saale selbst war die Lust
schwül; ein Pelz- und Schnapsgeruch
machte sie noch unerträglicherz das
Lüstungsblech aus der obersten Fen
sterscheibe drehte sich nur langsam und
träge
Die Richter lehnen sich matt und
müde in den Stühlen zurück. Der
eine schloß die Augen, ließ die Hände
schlaff herunterhängen und beobachtete
stumm das Kritzeln des Schriftsiih
rer5. Der andere trommelte gähnend
aus dem grünen Tisch; der Vorsitzende
schob das Augenalas auf die Nasen
spitze und wischte sich den Schweiß
von der Stirne. Seine frostigen Au
gen hafteten spähend aus dem Aus
gange, durch den sich die Zeugen und
Angellagten der soeben verhandelten
Strafangeleaenheit entfernten.
»Ist noch jemand draußen-« fragte
er in schleppendem, barschen Ton den
Diener. (
»Ein Mädchen....« entgegnete der
Diener.
»Das Mädchen kann eintreten.« .
Die Thiir öffnete sich und das»
Mädchen trat ein Ein frischer Luft-;
hauch strömte herein der die Gesichter»
ein wenig auffrischte. Ein heller
Sonnenstrahl schien sich durch denl
dichten Nebel zum Fenster geschlichen
zu haben zwischen den Eishlumen zu
tanzen und den Saal zu beleben. i
Es war ein nettes Geschöpf, eines
stattliche, herrlich gebaute Gestalt auf
der das blumenbesöete Pelzchen so
festanliegend saß wie wenn es ihr wies
einer Statue angegofsen worden wcire
Jhre schwarzen Augen waren zu Bo-;
den gesenkt auf der hohen gewölbten
Stirne saß eine düstere Wolke l
»Was ist dein Begehr, liebesKind?«
fragte der Vorsitzende gleichgültig
Ein fchroffer, geitrenger Beamter hatt
eben fiir nichts Sinn. l
Das— Mädchen zupfte verlegen ans
ihrem Kopftuch und erwiderte einen’
tiefen Seufzer ausfioßendt ;
»Ein schweres-, großes Ungliick hat
mich herbeigeführt .. « »
Jhre Stimme war weich, traurig
und bis ins Herz dringend. «
Die Richter waren nicht mehr mür
risch. Auch das Bild des Monsarchen
und des Landrichters schienen ihr von
der stummen Wand freundlich zuzu
liicheln, als wollten sie ihr Muth zu
sprechen, sie möge nur ihr großes Un
glück näher angeben.
Sie hat eine Schrift, die es schon
sagen wird, aber sie muß das Leib
chen auflniipfeln und es mit der hand
hervorholen. Aber die abscheuliche
Schnalle springt ab undfällt zu Bo
den.
Der grausame graue Kopf des Bor
sißenden drehte sich seitwärts und nur
die große, dicke Hand streckte er miß
muthig aus, um die Schrift zu über
nehmen.
»Ein Bescheid!« stammelte er, als
er die Schrift mit den stechenden Au
gen iiberblicit hatte, »— Anna Bede
wird aufgefordert, ihre sechsmonat
liche Freiheitsstrafe am heutigen Tage
anzutreten.«
Dass Mädchen nickie traurig mit
dem Kopfe und senkte ties beschämt
ihre Augen. Tab-ei löste sich ihr Tü
chel tos und ihr rabenschwarzes Haar
wurde sichtbar Zitternd legte sie ihre
Händ aus’g Gesicht. Es war auch
besser, dasz sie es verhüllte, denn, war
sie früher eine weiße Lilie, so ist sie
jetzt vor Scham lauter Purpur.
,,Borige Woche haben wir die
Schrift betommen!« stammelte sie.
»Der Dorsrichter selbst brachte sie und
erklärte uns den Inhalt. Meine arme
Mutter aber sagte: »Gebe, mein
Kind, Gesetz bleibt Gesetz, man darf
mit ihm teinen Scherz treiben.« Jch
» bin also getommen, um die Strafe ab
J zubiißen.«
j Der Vorsiyende wischte sein Augen
;glas, sein verdrießlicher, kalter Blick
» suchte die Gesichter der Kollegen, das
; Fenster, den Fußboden, den Ofen, der
l seine feurigen Augen aus ihn richtete
),,Gesetz bleibt Gesetz!« murmelte der
! gestrenge Hm tapspiaenu
i Er las noch einmal den Bescheid,
Iaber aus dem geschnörtelten Getkitzel
war nur herauszulesen, dass Anna
Bede wegen hehlereien zu einer halb
jährigen Freiheitsstrase verurtheilt
worden ist.
Das Lüstungsrädchen sing an, sich
mit rasender Eile zu drehen· Ein
heftiger Wind tüttelte an den Fen
stern und schien wie -ein Spukgeist
htneinzutnsem »Gesetz bleibt Gesenk«
Der grau-same Kopf machte noch
mals eine bestätigende Bewegung und
die sette Hand setzte die Klingel in
Bewegung.
Beamten Sie Anna Bede zum
Strafhauiaussehert« sagte er dem
eintretenden Diener.
Der Diener Tiber-nahm die Schrift,
das Mädchen wendete sich stummiein
nnd ihre rothen Lippen zucktem alt
hätte sie noch etwas zu sagen.
»Mitan Siebe noch etwas-P
fragte det Verwende
. Rande-unt n. wen-e M. fa
MWM —
's
W W
»gen, daß ich Eise Bede heiße; meinei
Schwester heißt Anna Bede. Vorige
Woche ifl sie geftorben.'·
»Nun da bift ja nicht du verur
theilt?«
»Ach, du lieber Gott, warum sollte
itb verurtheilt werden? Jch habe ja
Niemand etwas zu Leide gethan!«
»Ur-zu bift du denn also gekom
men?«
»Die Sache verhält sich fo: Wäh
rend ihre Angelegenheit bei der lö
niglichen Tafel war, ist sie gestorben.
Und als sie auf der Bahre lag, kam
dieser Befehl wegen des halben Jah
’res. Es muß also doch abgefessenl
werden. Ach, wie hat sie nur darauf
gewartet! Wie gutes nur war. daß
i sie es nicht erwarten konntet Sie er
wartete ein gerechtes llrtheil!"
Die Thriinen flossen in Strömen«
Nur fehr fchwer konnte sie wieder
fortfahren:
»Wir versprachen ihr, alles wieder
gut zu machen, was sie wegen ihres
Liebhabers verbrochen. Sie hatte den
Gabriel Kartonn sehr lieb, seinetwe
gen hat sie sich gegen das Gesetz ver
gangen. Wir dachten alfo .. «
»Was, mein Kind?"
»Es möge ihr ewiger Friede ge
währt sein, es möge niemand sagen,
daß durch sie jemand unbefriedigt ge
blieben ift. Die Mutter wird den
Schaden erfetzen und ich werde für sie
das halbe Jahr absitzen «
Die Richter blickten sich lächelnd an.
»Ein naives, einfältigeg Mädchen!«
fagten sie kopfschüttelnd Auch der
Borsitzende war nicht mehr fo zeremo
niell froftig Er wischte nicht feine
Stirne vielleicht etwas tiefer —- die
Augen
»Schon gut, liebes Kind,« sagte er
leite und sanft. »Warte nur ein we
nig, mir ift etwas eingefallen . . .«
Er legte seine Hände auf die Stirn
und that, als wenn er nachgedacht
hätte
»Ja, ja, das ist ein Jrrtinth Wir
haben die Schrift nicht gut ge
macht» ."
Sie erhebt ihre großen träumeri
schen Augen und wirft erftaunt ein:
»Sehen Sie . . . Seh-en Sie . . .«
Jn ihrem Tone lag ein verletzender
Vorwurf. Der salte Mann suchte
wieder das Tafchentuch uno trat zu
dem Mädchen bin.
»Eben hat man die Wahrheit her
ausgefunden!« fagte er. »Gehe nach
Haufe und sage der Mutter, Anna
war unschuldig-«
»Wir wußten es ja!« fliifierte sie,
die Hand aufs Herz pressend und
ging frohen Muthes heim.
---·-.
Die Einladung der Schwieger
immer.
Als sich Mart Twain, der berühm
teste und ersolgreichste amerikanische
Humor-ist« im Jahre 1870 verheirathen
wollte, beschloß er, sich mit seiner jun
gen Frau in Buttan häuslich nieder
zulassen. Die Braut bat sich’s von
ihm aus, daß er dasMiethen und Ein
richten der Wohnung ihr überlassen
möge, denn Männer hätten für solche
Dinge doch kein rechtes Verständnis
« Der berühmte Humorist ging nur all
» Zu gern aus ihren Wunsch ein, war er
« doch anderweitig mehr als ausreichend
- beschäftigt
? Es entwickelte sich nunmehr ein leb
Ihaster Vertehr zwischen Buifalo und
Ider Stadt Elmira im Staate New
; York, wo Mr. Jervis Langdon, der
? Brautvater, ansössig war. Es man-i
s derte Mart Tit-um« daß seine Braut(
ihm gar nichts zeigte oder mittheilte
von dem, was sie die Einrichtung ihres
»neuen Restes« nannte, ihn auch nie
um seine Zustimmung oder besondere
Lieblingswiinsche seinerseits angings
Doch er ließ sie gewähren. Wo er mit :
ihr zusammen hausen dürfe, werde esj
ihm schon esallen, sagte er sich wohl-;
gemuth un heiter. ;
Der Hochzeitstag lam, und das»
junge Paar reiste am Abend desselben
nach Bussalo ab, die junge Frau gab;
am Bahnhos ihrer neuen Residenz dem
Kutscher die Adresse an, wohin er sah
ren solle, und der junge Gatte neclte
sie mit ihrer Deimlichthueeei. die ihm
bei Ausstattung einer bescheidenen
Miethswohnung von drei, vier Zim
mern doch etwas zu weit getrieben
I schien. » — ·
Ver Wagen hielt, und das- Junge
Paar stieg aus-. Mart Twain wun
derte sich, als er bemerlte, daß das
ganze Haus vom Keller bis zum Bo
den festlich erleuchtet war, wie wenn
es sich um eine patriotische Jllumina
tion handle. Er wunderte sich noch
mehr, als die Thüre aufging, und in
ihrem Rahmen feine Schwiegereltern
und fast die gesammte Hochzeitsgeer
fchaft sichtbar wurden. Sie konnten
unmögileh anders- vor ihnen hierher
gelangt sein, als indem sie einen Son
derzug benutzt hatten. Und die Ver
wunderung steigerte sich von Minute
zu Minute, als die Schwiegermutter
ihn und sein junges Weib im Haufe
herumführte, treppauf, treppab, durch
jeden Winkel im haufe, und ihm tri
umphirend alles zeigte, bei allem frag
te, ob es feine Billigung finde.
»Aber wie ioll ich denn das versie
hen,«' rannte et schließlich seiner jun
gen Frau zu, »das kann doch unmög
lich alles unsere Wohnung seini«
»Ja, Schap, freilich, alles unser!«'
«Ader, mein Himmel, Kind —- wie
- - -- --·.....-—--·-«
in aller Welt soll ich denn eine solche
Miethe erschwingen?« brachte endlich
der junge Gatte die auälende Sorge
seines Herzens zum Ausdruck.
»Miethe?! Ach, Mann, wer denkt
denn an Miethe·i« jubeltenun die
glückliche junge Frau heraus. »Das
ist ja alles unser, ganz unser Eigen
thum! Denle doch, die Eltern machen
es uns zum Hochzeitsgeschenk!«
Mart Twain stand da, blickte ganz
verwirrt um sich und stotterte schließ
lich mit halberstickter Stimme in abge
rissenen Brocken heraus: »Liebe
Schwiegermutter, so ost Jhr Weg
Sie nach Bussalo führt —- und wenn
es zweimal im Jahre wäre —- gehen
Sie nicht hier vorüber, bringen Sie
Ihr Kosserchen mit und steigen Sie
bei uns ab. Sie tönnen, wenn Sie
wollen, hier übernachten —- und es
soll Jhnen keinen Cent kosten!«
Der Huniorist war sich treu geblie
ben!
-
Das befrei-ern Klavier.
Eine iseneideiiswerthe Einrichtung
haben die erleuchteten Stadtväter des
kleinen französischen Städtchens Cass
sel, auch Castel genannt, getroffen: ie
haben eine Klaviersteuer eingeführt.
Mit der Billigung von Seiten der
srcnzösischenKamnier haben dieStadt
ältesten von Cassel jeden Besitzer dieses
musikalischen Hausthieres mit einer
Steuertare von· zehn Franken bel t.
Cassel ist eine historisch denlwiirdige
Stadt, da es bereits zur Römerzeit
als Castellun Morinorum existirte,
und in ihrer Nähe König Philipp der
Sechzehnte von Frankreich einen gro
fzin und bedeutungsvollen Sieg über
die Flamländer davontrag. Auch Wil
helm von Oranien wurde hier von den
Franzosen geschlagen. Während je
doch die Einwohner von Cassel seit
diesen beiden Schlachttagen der eini
germaßen zurückliegenden etJahre 1328
und 1677 sich im Wesentli n nur mit
der Fabrikation von Mützen und
Strümpfe-i aus Wolle und Seide be
schäftigten, haben sie durch die Ein
siihrung der Klaviersteuer das An
recht, unter allen französischen Ge
n:einschasten, Paris nicht ausgenom
men, obenan genannt zu werden. Es
«it ferner sehr wahrscheinlich dasz die
tfinivohnerzahl des- Städtcheiis, die
sich aus T3200 Seelen mit 38 Klavie
rin bezifsert, demnächst unaeahnten
Aufschwung nehmen wird. Vielleicht
nsird die Anregung von Cassel noch
irritere Kreise ziehen
-—--—-—
crigiuelleö Veemächtutfk
Eine betannte französische Schau
spielerin .st auf eine höchst originelle
Art mit einem reichen Vermächtniß
bedacht worden. Vor mehreren Mo
naten übergab sie einem Freunde,
einem reichen Brasilianer, den größe
ren Theil ihrer Schmucksachen zum
Aufbewahren. Die Juwelen wurden
in einem Fach, das der Brasiliatter in
einer Bank gemiethet hatte, deponirt.
Aber vor einigen Tagen starb der
Brasilianer pldklich als er sich auf
einer Reife beand. Nun hegte die
Schauspielerin große Befürchtung
über das Schicksal ihrer Juwelen;
nachdem sie die verschiedensten Fauna
litäten zu erfüllen gehabt hatte, wurde
das Fach in Gegenwart von richter
lichen Beamten geöffnet. Die Juwe
len lagen unversehrt da. und bei ihnen
befanden sich zwölf goldene Visiten
lcrten, auf denen der Name der
Schaufpielerin eingravirt war. Jede
Karte war an der linlen Ecke umge
boaen und durchlocht; durch das Loch
war ein Band gezogen und an jedem
Bande ein Edelstein befestigt Jm
Ganzen haben die Visitenlarten und
die darn befestigten Juwelen einen
Werth von 1604000 Mark.
—...——-— s
Daö Körper-gewisser der Im
tcheu in verschiedenen Jah
reizeitem
Dr. Richardson hat sich seit mehr
als 20 Jahren darum bemüht, an den
Jnsassen einer Besserungsansialt, an
über 4000 Personen, die Veränderung
des Körpergewichts im Laufe dse Jah
res zu ermitteln. Die Vorbedingun
gen für diese« Forschung lagen außer
ordentlich günstig, da die Lebensweise,
die Arbeit, die Ernährung. die Dauer
des Schlafes für alle der Beobachtung
» unterliegenden Leute gleich waren. Ri
chardson ist zu dem Ergebniß gelangt,
dafz während gewisser Monate des
Jahres das Gewicht des menschlichen
Körpers eine Vermehrung erfährt und
während anderer Monate eine Abnah
me. Für die einzelnen Monate hat
der Arzt folgende Zahlen gefunden:
Januar 0,14 Abnahme, Februar 0,24
Abnahme, März 0,05 Abnahrne, April
0,03 Zunahme, Mai 0,01 Zunahme,
Juni 0,52 Zunahme, Juli 0,08 Zu
nahme, August 0,07 Zunahme, Sep
tember 0,21 Abnahrue, Ottober 0,10
Adnahme, November eine sehr geringe
Zunahme, December 0,05 Abnahmr.
«Darnach wiirde als-f das Körperges
.wicht im Winter durchschnittlich ge
ringer sein als im Sommer, die Zu
j nahme im April einsetzen. Diese Er
Tgebnifse stehen jedenfalls in Wider
zspruch mit dein, was man in Laien
!trei·sen erwarten sollte. Jm Winter
Emachen sich die meisten Menschen we
jniger Bewegung als im Sommer.
Aber andererseits zehrt der Körper
i im Winter zur Erzeugung der nöthi
l gen Wärme von dein im Sommer an
igefesten Zett.
) MIsersiändniH.
» Richter-: »Den Geldschkanl haben
lSie geissfneL Das haben Sie doch
f eingeräumt?«
Angellagtet: »Nee —- ausge
räunit!«
!
i Selbstverständlich.
)A »Also den Brocken haben Sie
erstiegen Welchen Weg haben Sie
ldcnn da genommen?«
i B.: »Selbstvetsiändlich den, wo die
Esel rusgeb’n «
Reue-unweit
Student (bei der Zimmerbermies
therin):»11nd die Ritzen im Fußboden
iiiiissen Sie auch verstopsen; da kann
man ja sein ganzes Geld verlieren!«
»Vcieiii!«
i Vater (zu seineiii Sohn, der eben in
»die Schule gekommen ist« »Nun sieh
aber auch zu, Karlchem daß Du bald
aus den ersten Platz toniiiist!'
- Karlchem »Ach, Papa, da sitzt schon
seiner!«·
Angesiilirt.
2 Frau (die zum zweiten Mal gebei
rathet hat, zum Gatten): »Was, jetzt
Anziige von mei
ieni Seligen nicht? Jch habe Dich
doch extra bei dein Heiraihs- Vermitt
ler nach Maß besiellt!«
i Vol-ente— - Wirtlilchnfl
’ »So, nun habe ich endlich beiö Henid
Jgesunden«
»So, wo ist es denn gewesen?«
Jin Wäscheschrant «
»Na wer kann denn auch aus diese
Jdee lonimeni«
»Die Schriftstellerin N scheint kin
mer in Trauer zu sein?«
»Das gerade nicht, aber an den
schwarzen Kleidern kann sie sich die
lTintensinger so bequem abwischenX
i
i
i
! Paiiende Toileiir.
!
i
i
Ein guter Kerl.
i Richter: »Sie haben sich bei dem
» Cinbruch die Stiefel ausgezogen?«
Angeklagter: »Ja ich hatte erfah
ten daß ein Kranker in dem Zimmer
! lag.«
. Mus- sich lohnen.
I »Ich werde Dich jetzt mit einer net
jtcn jungen Dame bekannt machen, ist
tein allerliebstes Kind, und nebenbei
f ihr Gewicht in Gold werth. «
s »Soll mir lieb sein, hoffentlich ist
tsie nicht zu leicht von Gewicht "
Berti-stig.
Herr (zu einem Redatteur, als die
ffer am Spazierwege einen Bleiftift
ffindet und ihn sofort sorgfältig ver
Igräbty »Ja, wag machen Sie denn
da?«
) Redakteur: »Ich bitt Sie wie leicht
)sindet diesen Bleistift ein Dichterling,
xfsetz sich hierher macht ein Gedicht und
schickt es uns!«
Im Zweifel.
Mutter: »Was machst Du denn für
ein Gesicht?«
Tochter: »Ach, mein Tänzer ist mir
tforttviihrend aus die Hühneraugen ge
» treten.'«
; Mutter: WAber warum hast Du
ihm denn das« nicht gesagt?«
Tochter: »Ich wußte doch nicht, daß
Es anständig sei, hühneraugen zu ha
en.«
S ch.lan
Gast: »Sagench Sie Herr Wirth,
warum haben Sie eigentlich Jhr Gast
haus »Bist unglücklichen Geschichte«
getauft?«
Wirth: »Ja, schauen-« Sie, das möcht
halt Jeder gern wissen, und dadurch
wird mein Lokal von Neugierigerr gar
nicht leer. «
Ruc- der Schule.
, Jin Examen wird die Gans bespro
chen. Der Lehrer fragt nach dern
lNutzen der Gang-. Da Niemand auf
Idie Federn kommen will, stellt er die
TFraget »Nun, wag ist denn in dem
J Bette?«
; »Wer-Uml« lautete die prompteAnts
jwort
s · Glaub-stirbtqu Ersten-.
! Kinder (zum Studiofus in vollem
»Wichs, zum Aussehen bereit): »Ontel
TNichartY bringe uns heute aber auch
lgewiß das versprochene Märchenbuch
vom tapferen Schneiderleiu mit! hörst
Dut«
Studium-: »Werden ja sehen. Viel
! leicht bringe ich Euch allen dafür einen
fgeftiefelten Kater mit nach hause.
« Ost-hatte Zunge.
Frau A.: »Die Hartnrann’schen ha
lsen auch eine heirathsfähige Tochter-N
Frau B.: »Ja, die fängt schon ei
nige Male an, sich zu verloben.«
Uebertrnmytt.
Der Erste zum Zweiten: »Ach hätte
ich Ihr Geld!«
Der Zweiten zum Ersten: »Und ich
Jhren Verstand!«
Der Dritte zu Beiden: »Dann hät
tet Jhx Bad-Miching
No na!
Dienfimagd fzu einer ander-km
»Was sagen Sie, bei meiner Hekt- —
fchaft giebt’s nichts zu essen? Bei uns
kriegen die Goldfische mehr zu essen,
als bei Euch die Dienerfchaft.«
Takt-up )
»Warum hat der LieutenantBkock
eigentlich nur den Dienst quittitt?« s
»Es war daSEinzige, was ihm noch
zu quittiren übrig blieb."