»Fieken« Fröhlich. Humoreste von K a r l B u s s e. l. Hans Heinrich Randow und Otto( Meyer waren Freunde. « Wahrscheinlich hätten ihre Wege sich niesgetreuzt, wären sie nicht gleichzeik tig beim vierten Garderegiment als E njäbrig - Freiwillige eingetreten. Freud und Leid der Militärzert tru gen sie gemeinsam, und als sie den bunten Rock auszogen, beschlossen fre, den angebahnten Verkehr weiter zu pflegen. Es geschah dadurch, daß ne ßch jeden Samstag in einem Cafe trafen, dort ein paar Stunden ge miitblich plauderten und sich nach Mit ternacht fiir eine Woche trennten. Bei jeder Zusammentunft fast pflegte der elegante Hang Heinrich Nandow zu sagen: «Eigentlich bist Du ja kein Mensch, lieber Freund. Und ich begreife mich selbst nicht, daß ich mit Dir verkehre. Erstens: wie kann man Meyer heißen? Zweitens: Du trägst genähte Kranich tent Das legt sich auf die Nerven. Und drittens sind Deine Manschetten nicht direkt am Oberhand, sondern es sind Stulpen. Stulpen im 20. Ja thun dertt Jch tann als gebildeter ensch eigentlich nicht mit Dir umgehen. Nimm mir’s nicht übel, aber es ist so.« Otto Meyer lächelte nur. »Ja, lieber Hang. . ." »He-ins Heinrich, bitte. Jch finde, die beiden Namen tlingen menschenroiit diget.« »Bist Du so getauft?« « »Das thut nichts zur Sache. Mein Vater hatte teinen Geschmack, so nett er sonst war.« »,,Aha! Nun gut, lieber Hans Hein- " rich. Du haft Nerven, ich nicht. Ich taan mir nicht helfen, ich hab’ eben keine. Und im übrigen bist Du reich, ; ich nicht. Und im übrigen bist Du ein ! Stück Künstlernatur, und ich ein Kaufmann. Reiteft Du auf einem ! Pferde, und ich auf dem Kontorbock. E Wenn man Dich hört, glaubt man . .«« ; »·Lassen tvir das Thema fallen,« etwtderte Hans Heinrich achselzu elend· »Du bist ein guter Kerl, so un möglich Du sonst bist.« Jn mannigfachen Variationen ward dieses Gespräch fast jeden Sam stag geführt. Nun geschah es, daß die beiden Freunde sich im Winter ganz unver muthet auf dem Ball trafen. Otto Meyer war abkommandirt, die Fami lie des Chefs zu begleiten, der eine keißrathssiihige sehr schöne Tochter be Mitten im Saal stießen beide zu samtnen Die Freude war groß Joar seufzte Hans Heinrich über sei nes Freundes Toilette, aber er ließ sich dem Chef und der Tochter vorstel len. Der Chef hieß Gustav Fröhlich. Es war ein einfacher, tüchtiger Mann Seine Tochter rief er »Fiesken" Fieken Fröhlich war groß, blond, eine ruhige Schönheit Hans Hein rich plauderte den ganzen Abend mit ihr. Kurz vor dem Aufbruch sagte er Iu seinem Freunde: »Sie ist vornehm bis auf den Na men. Wenn ich sie heirathe, werde ich sie »Friede« nennen ooer »Jnge«. Freien ist ebenso unmöglich wie Frie derikr. Jhr Vater hat kein Gefühl dafiirz aber sie selbst hat es — verlass’ darauf « »Was willst Du?'« fragte Otto Meyer erstaunt. »Daß man Euch alles zweimal sa Oen musi« seufzte Hans Heinrich »Nun Vornamen ändern, wenn ich sie heitathe.« »Es ist keine Frau für Dich,« er widerte der andere nach einer Pause. Er war unruhig. Aber Hans Heinrich lächelte nur. Einige Wochen daraus oerlobte er sich mit Fieten Fröhlich. 2. Als er eines Vormittags seine " staut besuchte, schrieb sie eifrig. »Deine Dir nur, «sprach sie, »welch’ W uns passirt Gestern totan ich besiegen nach Haus und stell’ den Schirm zum Trocknen im Korridor I anf. Nun hat heut’ Morgen wohl Papa seine Cigarre aus Die Spiegel toilette im Korridor gelegt und sie ist gerade in den Schirm gefallen —- kurz und gut, es riecht brenzlich, und als ich raustomme, seh’ ich diese Beschw rung Sie spannte den Schirm aus. Ein handiellergroßes Loch war in den Be zug gebrannt Er bedauerte lächelnd. »Einn! Augenblick,« sagte er dann, »ich will nur noch den Brief an den - Ugenten beendigen.« An den Agenten?« »Ja. Wir sind in der Feuerm .--— Hanstsi Heinrich sah sie groß an. «-M— vetsi ehe ehenoch immer nicht, Lieb Sie schrieb schon Und ohne die W abzusetzen, sagte sie lachend: seh« nicht ein, weßhalb ich mir Schirm nicht ersetzen lassen soll, M man schon einmal das theure M bezahlt« »M- so! in der Schirm so Wir irr-« »Ist nicht Seit ich einen seide » . III-»Im steh-v ließ schaff ich mir ""Mganz bill ige an.« If schwieg. Am nächsten Iice-ge « Eh seine staut als er hinkam, W Sinnb- niii dem sgenteih « III Daraus arbeitete sie an M der schriftlichen Darstellung des Fal les, die der Direktion eingereicht wer den sollte. Arn vierten Tage sagte sie trium phirend: »Man ist geneigt· mir den Schirm zum vollen Werthe zu ersetzen.« Am fünften Tag war sie in Hut und Mantel. »Es ist ärgerlich,« sagte sie, »du soll ich noch einmal selber aufs Bu reau. Es sind noch einige Formali täten zu erfüllen. Jch soll auch gleich die Quittung unterzeichnen. Wenn es Dir recht ist, begleite mich.«' Hans Heinrich war Kavalier. Als er neben ihr ging, hatte er jedoch di rekte Schiner en. Ihr Mantel pei nigte ihn. Ls war ein unmöglicher Mantel stir seine Begriffe. Vor drei Jahren waren diese Ungethiirne mo dern gewesen« Heute trug sie lein Mensch mehr. So blieb er, als sie an einem gro ßen Geschäfte vorbeikamen, stehen und wies aus die ausgestellten Mo delle. . »Wenn Du erst meine Frau bist, Liebste, holen wir uns hier einen Mantel. Jch lann Dich in Deinem. den Du anhaft, gar nicht seh-en. Was meinst Du, wenn Du mir gleich eine Freude machtest?« Sie lachte. »Es ist wahr, meins Mantel hat bald ausgedient· Nach-i sten Winter müßt’ ich ihn reinigenz und ausbiigeln lassen. Aber jetztj schon ein neuer — wo denkst Du hin? s Das wäre wahrhaftig Verschwen- s dung.«' »Pah, solche Kirchenmäuse sind wird doch.nicht, Liebste. Dazu haben wir’s d .« »Aber Geld bleibt Gew. Es ists besser, wenn’s in der Sparkasse steckt’ als irn Mantel.« i Sie gingen weiter. Hans Heinrichs fuhr sich mit dem seidenen Taschentuch s über die Stirn. »Willst Du mit hinauf?« fragte sie, als sie vor dem Bureau der Feuerba sicherung standen. »Mit Deiner giitigen Erlaubniß . . ich möchte doch wohl lieber hier unten warten.« c) Jrn März hatte der Chef des Hau ses Gustav Fröhlich Geburtstag. Und zur Feier des Tages war be schlossen worden, einen Ausflug nach einem idyllisch gelegenen Vorort zu machen und sich schließlich in einem größeren Restaurant an Kafiee ·und Kuchen zu erfreuen. Hans- Heinrich mußte rnit. »Hier,« sagte Fieten, »wer essen will, muß auch arbeiten. Du trägst den Ku chens « Er wich zurück. ,,Könnten wir den Kuchen nicht vielleicht in dem Restaurant bestellen, liebes Kind?« »Nein, da taugt er doch nichts.« Und Hans Heinrich schritt gebeug ten Hauptes-, eine mächtige Nil-knick rolle in der Hand, neben Vater und Tochter her. »Jetzt giebt es eine Ueberraschung, Papa,« lächelte Fieten verschmißt, als sie glücklich in dem großen und wenig besetzten Restaurant angekommen wa ren, das von vornherein als Ziel der Wanderung festgesetzt war. »Kellner . . . !« Aber ehe das Geburtstagtind noch die Bestellung machen konnte, sagte Fietem »Ich weiß, daß Du ungern andern Kassee trintft. Papa . . . ich hab’ des halb hier zwei Loth mitgebracht. Das langt siir uns drei wohl und wir trie gen einen guten Tropfen. Man darf hier doch wohl Kassee kochen, Kellneri Wo ist die Küche? Jch brauch’ nur heißes Wasser und einen Teller fiir den Kuchen.« Dann begann sie die Pianickrolle auszupacken Hans Heinrich stand der Schweiß aus der Stirn. »Fe,hlt Dir ’wa3, mein JungeHP fragte der alte Fröhlich lustig, wäh rend seine schöne Tochter mit dem Rellner verhandelte. »O nein, nichts,« ftotterte er, »eine lleine Unpäßlichkeit . . . bitte einen Augenblick um Entschuldigung.« Wie der Blitz war er zur Thür hinaus-. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe er zurückkam. Seine Braut brachte gerade die Kaffeelanne aus der Kü che, während der Kellner mit einem Tablett folgte, auf dem Tassen, Zu cker, Milch und ein Teller fiir den Kuchen standen. Als er sich entfernt hatte, sagte Fielem »Es ist theuer genug! Der halbe Liter heißes Wasser, die paar Zuckerftiicke und die Milch toften eine Mari. Nun, der Kaffee wird dafür gut schmecken. So ’was ift doch riesig gemiithlich Wenn wir erft verheira thet find, müssen wir das öfter ma chen. Sie fühlte sich fo wohl, daß sie scherzte, lachte, mit den beiden herren anfiieß. Ueberhaupt: es wurde recht lustig. »Wenn ein Fröhlich Geburts tag hat.« meinte der Vater, »muß er seinem Namen Ehre machen.« i Die Lampen brannten bereits, alöi man ausbrach. Das Geburtstagökindx bezahlte. Fieken fchniirte die Prcknich rolle zusammen. «·Vetrje.« rief sie splötlich »betnah’ hätt’ ich den Inder ver essen.«- « Auf res- tlntertasse agen noch fsnf bis sechs Eises-. - ’ · Der Kellner lächelte leise. »Für meine Bögelchen,« sagte ie len Fröhlich und wickelte die St cke ein. Hans heinrich sprach kein Wort Sein Gesicht war über und über roth. hast Du denn Vögel?" fragte er raußen. »Ich? Nein. Aber ich werd’ doch den Zucker nicht liegen fassen. Er ist ja bezahlt.»« »Gewiß, gewiß!« sagte Hans Hein rich. »Soll ich auch wieder die Piet nickrolle tragen?« »Bitte.« Es folgte eine lulstige Heimsahtt. »Du bist so still, Söhnchen,« sagte der Alte. »Ja. Jch had’ Schmerzen.« 4 Hans Heinrich Randow saß in sci nem Arbeitszimmer. Er schrieb gerade an einem Briefe. Sein Briespapier war höchst vornehm. Ost seufzte er schwer wxzcend des Schreibens. Endlich setzte er den Na men darunter. Dann las er die Epistel rasch durch, als mass ihm eine Qual. Sie lautete: »Hochverehrtes, gnädiges Fräulein! »Woh! wollte die Hand nach lieber Gewohnheit auch iiber diese Zeilen »Liebste Friede« setzen, aber es paßt nicht mehr über einem Briefe, in dem ich mich dieses Rechtes freiwillig be sehen will. Es sind meinem jetzigen ntschlusse so lange Kämpfe vorange gangen, daß ich nun kurz sein kann bitte, unser Verlöbniß als ausge ben zu betrachten. Ein näher-er Verkehr, so sehr er meine Achtung und Verehrung gesteigert hat, ließ mich doch erkennen, das; unüberbtiiclbare Gefühlstliifte zwischen uns bestehen, die sich einem reinen ehrlichen Glück hindernd in den Weg gestellt hätten. Alle Schuld liegt dabei auf meine Seite. Jch spreche das hier aus. um jede Mißdeutung zu vermeiden. Wie schwer mir der Schritt fällt, den ich thue, wie sehr es mich Jhretwegen quält« daß der Affront nicht vermie den werden saan, das läßt sich nicht sagen. Jch kann nur das Eine thun, aus Berlin zu verschwinden -und Sie zu autorisiren, von Ihrer Seite rne Verlobung aufzuheben und Jhnen jeden genehm diintenden Grund, so sehr r mich auch belaste-n mag, ohne Rückrcht anzugeben. Vielleicht vergeben Sie mir einst, hochoerehrtes gnädigeg Fräulein. wenn Sie ein reineres und mehr Dauer ver sprechendeg Glliick an der Seite eines Mannes gesundeen haben, der Ihrer würdiger ist alg Jhr ergebener Hans Heinrich Randotv.« Er selbst trug den Brief zum Kasten. Am nächsten Tage tlingelte es heftig ' Und im nächsten Moment stand. Otto Meyer vor Hans Heinrich. « »Verzeih’, daß ich Dich so überfalle. Aber ist denn as wahr, daß Deine Verlobung zurückgegangen ist? Jst denn das die Möglichkeit? Und wa rum, weßhalb — so red’ roch. Mensch!« Hans Heinrich matt-te erst Ans sliichte. Dann jedoch schien es ihm selbst willkommen, sich einem Bekann ten gegenüber augsprechen zu können. »Siehst Du,« sagte er, »Meher Zu heißen, genähte Kravatten und noch Stulpen zu tragen. ist ein Unglück. Aber man kommt über vieles hinweg. Wenn man jedoch zur Feuerversiche rung zehn mal hinläust, um sich drei Mart siir ein Loch im Schirm ersetzen zu lassen, wenn man Kuchen in Pic nickrollen packt, im Restaurant Kassee kocht, sich den Zucker nachher einsteckt sitt sdie «Bögelchen«. und das alles, trohdem man’s nicht nöthig hat — das ist mehr als Menschenworte aus zudrücken vermögen.« Er erzählte ihm die beiden Szenen. Dann suhr er fort: »Du verstehst das nicht. Aber viel leicht kennst Du das Märchen von der Prinzessin aus der Erbse, die die Erbse durch sieben Matrahen fühlte, wo andere sie nicht durch eine fühlten. Es giebt Dickhäuter. dazu gehörst Du. Und es giebt Menschen, die in solchen Fleinigjeiten — sehr· empfindlich sind, sUtto Meyer, sjkeunochem Au deutet-n es ja auch nicht! Aber so wahr ich ein ehrlicher Kerl bin, mir ist der Brief elend schwer geworden! Nicht nur, weil Du weißt, daß fiir mich ein l Affront das schrecklichste ist, was esf giebt. Nein — auch Friedes wegen! ( Aber lieber ein rascher Schritt alö ein ewiges Leiden. Umlrempeln würde ich meine ..... Braut nicht aetonnt; haben. Dazu ist sie zu selbstständig Und vor allem: das ist ja reine Ge fühlssachr. Schluß. Du siehst, ich packe und reise«. I Otto Meyer nickte und besah seine; Fin rn« el. »Ja, Fans Heinrich —- wenn es so ist, dann tann ich Dir wobl gra tuliren. Oder eigentlich Euch beiden. Wann kommst Du wieder?« »Jn einem halben Jahr vielleichi.« 5. Das halbe Jahr war verflossen. Hans heinrich war wieder in der Re sidenz. Er sah sonnen-gebrannt aus, aber sanft elezsint wie immer. An Otto eyer hatte er gleich am zweiten Tage nach seiner Ankunft ge schrieben, ob sie sich am Samstag wie der in dem alten Cafe treffen wollten. «Diesen Samstag geht ei nicht,« W die Antwort. «Leider Hebt es diefen Samstag auch nicht, war der auptsah des Brief«-, der eine Woche piiter eintraf. « Nun war der dritte Samstag bek angekommen. Diesmal hatte Otto Meyer fest zugesagt. « Hans heinrich stand fertig zum Ausgehen in seinem Zimmer als es klingeltr. Es war tein anderer als sein Freund. »Ah —- das ist r nett von Dir, daß Du mich soga abholst! La Dich ’mal anschau’n — —- natiirli ganz der Alte!« Otto Meyer war verlegen. »Weißt Du,'« sagte er, »ich komme nämlich eigentlich, weil es diesen Samstag auch nicht geht.« Er schluutr. »Es geht überhaupt nicht mehr, Hans inricb.« »Nanu?« Lang am zog er den Handschuh wieder von den schlanken Fin ern. , · » , nämlich . .. da ist doch Deine Verlobungsgeschsichtr. Du hast nnr viel er ählt von Deinem Gefühl, und wenn Du auch manchmal tomisch bist, so viel weiß ich doch, daß Du nicht lügst und daß Wahres d’ran ist. Jch verstehf das nicht so, weil ich eben an ders fühle. Und das Sonderbareist, mir hat gerade riesig gefallen, was Du mir von Inten- von FräuleinFröh lich erzählt hast. Jch bin nicht reich wie Du, bin ein Kaufmann und dachte mit: solche Frau mußt Du haben, mit der tommst Du vorwärts. Jst das nicht seltsam?« ,..bm,« machte Hans Heinrich. »Kurz und gut: ich bin ja schon lange Proturist beim Alten, und kürz lich hat er auch eine Andeutung fallen lassen, als ob ich ganz in das Geschäft eintreten solle... als sein Kompag non, verstehst Du. Jch hatte Fieten schon lange gern. Aber ich dachte: was iii sie, und was bist Du? Und hab’ also nur die Zähne zusammengebissem als Du Dich mit ihr verlobiest Dann tam die Aufhebung der Verlobung, und jetzt -—·— -——« »Bist du glücklicher Bräutigam,« vollendete Hans Heinrich. Otto Meyer ward roth. - »Ganz so schnell wie bei Dir geht das nicht. Allerdings sind wir einig. Aber wir wollen noch einige Zeit war ten, bis über die vorige, unangenehme Geschichte Gras-gewachsen ist« »Da rriegn Du eine gute und; schöne Frau. Otto. Gratulire ehrlich.« l »Dann sehr, dante. Aber nimm; mir’s nicht übel. Du begreifst, daßz die Samstag-Adende aufhören müs-? sen. Es thut mir aufrichtig leid, doch s wie die Verhältnisse liegen —— ——« «Natiirlich,« nictte Hans Heinrich, »das seh ich vollständig -:in. Laß es Dir recht gut geh’n!« Als er allein war. nahm er einen Handschuh auf und ließ ihn spielend wieder fallen. Es tränkte ihn doch, daß Fieten Fröhlich so schnell sich hatte von ihm zu diesem ....... die sem Herrn Meyer rrenden lönnen »Frau Meyer«, brummte er, »der Name ist eine Unmöglichkeit Aberi was tann man von einem Menschen verlangen, der —- na ja « Nach einer Weile fügte er hinzu: »Sie passen zu einander und wer den glücklich werden. -·-— »De- oikginhof.« Erzählung von lsmma Kinzlr. Jm blendend weißen Winterge wande lag der Virgilihof. Die Stalle und Scheunen. der langgestreckte Gar ten, die daran angrenzenden Wiesen und Felder, sie alle zeigten das reine, köstliche Weiß. Kein Laut, tein Ton tvar hörbar, und es schien, als hätte die Schneedecte alles Geräusch in·fich aufgesogen. Ein Schwarm Kralzen strich arn Horizont des tiefhängenden grauen Winterhimmels entlang, und verlor sich im Gehölz. Auf leisen Soh len schlich die schwarz und gelbbraun getigerte Haustaize über den Dachfirst des niedern Wohnhauses, und blin-» zelte lüstern nach einem dun rigens Spätzleim das, vorwitzig nach frecher Spatzenart an den in Büscheln gebun- ( denen Hagebutten naschte, die aneiner s Stange zum Trocknen in der offenen Dachlucke hingen· — Jedt Wie sich mit lautem Knar ren die Hausthür; zwei Männer tra ten heraus, denen die Virgilibiiuerin bis unter die Schwelle das Geleite l ab. g »Ist ut im Stand der Hos- alles was wa ist! Wird Dir schon recht leid sein, das schöne Unwesen verlas sen zu miissen, Bäuerin!« sagte deri Jüngere und es la unverkennbar ern chadenfroher, hämi cher M um seme eingetmsfenen, bartlosen ndwinleL ,,Hm, die Lene wird halt wieders Kappenböden sticken, wie ehedem, und ihr Brot schon finden. Jst recht nö thig, denn der neuen Kappensticketin Kunst ist nicht weit her, wie man hört,'· meinte vermittelnd der Aeltete von den beiden. Das june Weib schien geflissentlich beider ede zu überhören, und nur das Zucken der Nasenfliigel, das Lodern der großen dunkeln Augen, straste die Ruhe, welche aus dem schönen, jungen Ge sicht lag, Lügen. »B’hüt Gott! Komm gut nach Musi« sagte sie eingn Tones, und treuzte die Arme in stolzer Abwehr unter der Brust, um zu zeigen, daß sie zu einem Händedruck nicht entschlos sen sei. »B’hiit Gott, Virgilibäuerin!« lä chelte spöttisch der junge Bauer und knurrte im Weiterscheeiten Worte wie »Bettelstolz« und «Bettelprinzesz« vor sich hin. Das ·unge Weil-Ließ seine Blicke über die schöne, sriedvolle Win terlondschast schweifen. Abschied mik mendl Die Augen wollten und konn ten nicht loskommen Jeder Baum, jeder Strauch hatte siir sie eine Ge —- — Ischichte. Die bis zum Wald sich der-i nenden Wiesen hatte die Bäuerin dur schritten zu allen Jahreszeiten Jm rühling, wenn aus den sprießen den Halmen sunielnder Thau lag, im Sommer, wenn iöstlicher Heuduft die Sinne umschmeichelte, im Herbste, wenn schimmernde Marienfiiden den Wanderspinnen Brücken bauten, im Winter, wenn der Fuß über einen weichen, weißglitzernden Teppich schritt —- nie allein »- immer zu zweien war sie gewesen. Mit dem heiß geliebten Mann, der sie, das arme Mädchen, das sein Brod miihsam durch Sticken verdiente, in seinen rei chen Besitz eingeführt, als sein ehelich, viellirbes Weib. Süße Bilder der Vergangenheit stiegen auf, zauberten aus das blasse, verhärmte Antlitz Ro sengluthen, und um die herabgeschlols sseuen Lippen ein Lächeln der Liebe. i i sit O O ; Der Virgilihof war ein uralter, von IGeneration zu Generation ange stammter Besitz. Der Erbauer dessel ben, so hieß es, sei ein großer Verehrer des Bis oss und Heidenbelehrers (Vikgilius gewesen, und habe dem Hofe den Namen ,,Virgili« gegeben. Aus den 27. November, den Virgili tag, wurde regelmäßig in seierlicher Weise der Hof, vom ins Altentheil ghenden Vater dem Sohne übergeben. ie Besitzer des Hofes-, und es waren deren schon viele gewesen, handelten niach Traditionen, wie sie starrer und eingesleischter der blaubliitigste Arile trat nicht haben tonnte· —- Sollte der Zoll eintreten, daß ein Ehepaar keinen csohn bekam, ererbte die Tochter den Hof; waren aber keine Leibeserben vorhanden, siel das Anwesen an den nächsten männlichen Anverwandten Die Flosteln waren bis heute unnö thig gewesen; der jüngste Besitzer hatte, als allerdings einziger Sohn, vor kurzem den Hof geerbt, und nach des Vaters Tode verwaltet· —- Dieser letzte Virgilihtlier, nach dem Schutz patron des Hauses benannt, war ern heißbliithiger, ein wenig leichtlebiger Mann gegesen. Hatte zwar tüchtig gewirthschastet, dag große Anwesen musterhaft geführt, auch einige Neue-A rungen, uver vie ieine, im rittrniyeit hausende Mutter, init scharfen Worten hergesahren, eingeführt, hatte aber auch ab und zu recht gern den Herrn gespielt. »Leben und leben lassen,« war sein Grundsatz gewesen. Aus dem letzten Häuschen des Dorfes, darin die Kappenstickers Barbara mit ihrer schönen Tochter sehr zurückgezogen lebte, hatte sich Virgil seine Braut ge holt. Zum Entsetzen deg- ganzen Dorfes. »Das ärmst’ Möbel nimmt er, too et bei der reichsten antlopfen tönntl« hieß ej voll Empörung. Virgil küm merte sich nicht darum. Er lachte sie alle aus, und als seine Mutter, die stolze und geldgierige Bäuerin vor Wuth und Zorn schreiend, ihm drohte, ihn unter Kuratel stellen zu lassen, nahm er sein Bräutchen in den Arm und ließ die Alte toben. Arn Hochzeitstage saf-, seine Mutter mit süßsaurem Lächeln beim Mahl, und schwor sich im Stillen, dem jun gen Weibe nicht viele gute Stunden zu bereiten. Lene aber, die schöne, anmuthige Rappensticterim ioar eine tüchtige, einsichtige Bäuerin, und sah ihrem Mann, den sie sehr liebte, alles an den Augen ab. Ein und ein halb Jahr lebte das Paar in ungetrübtem Glliick. Da, eines Morgens, brachten vier Waldarbeiter aus einer Bahre den jungen Virgilibauer. -—— Fröhlich pfei send war er fortgegangen —- stumm und talt kam er wieder. Erschlagen, von einem fallenden Baum. Der Bäu rin Schmerz war nicht laut und lar niend. wie nach der Dörsler Sitte, und die Anverwandten nannten ihr stilles, gesaßtes Wesen herzlosz aber ie litt heimlich Qualen der Sehnsucht und des Heimweh’s nach deni Geliebten. Erst nach Monaten ·roard ihr ganz verstörter Geist llarer, ihr Gewiss crgebener. Nur ein Wunsch lebte n in ihr-die Stätte, an der sie solch schönes, herrliches Glück genossen, ni t verlassen zu dürfen, ihre ganze Kra t einzuseäem den Los zu halten« aus sei ner hö , ihn zu pslegen, u.betreuen, als heiligstes Bermiichtnis Gestern nun waren die beiden An verwandten ihres seligen Mannes - lvmmen. »Sie hätten sie nicht drii en wollen, ihr Zeit lassen wollen, wären nun aber da, den has anzuschauen, der, wie sie ja wissen müsse, da keine Leibeserben vorhanden seien« an den Vetter Serva falle. —,—Am Tage nach Bis-gilt eden e der Vetter einzuzie en. Er wer ihr an Feldsriichten, ar tensriichten etc. etc. gerne jeden herbst einen Theil ablassen, da sie nicht Noth u leiden brau . s junge »Weib and, wie vorn nner gerührt. »Weißt,« hatte der Vetter gesagt, o i— »ich hab' einen onotaten gefragt, zur f iVorsicht, der hat mir gesagt, es hat insofern feine Richtigkeit, als dein se Iliaer Mann kein eitament hinter J lassen. Wenn ein Testament da wäe’, ; hat er gesagt, tönnt’ ich nichts machen, siveil das neu-e Gesetzbuch k loskeln ent !hä1i, nach denen du den of behalten !diirfiest, wenn ihn dir dein Mann Its-»macht hatt-. Weißt, hat hatt schlecht »für dich gesorgt dein Mann! Jst nicht meine Schuld, und ich besteh’ auf meinem Recht!« Am Virgititag war Lene zur Kirche g-wandelt. Hatte gebetet und eweint, Isnd wieder gebeten Jhrem ott ge danit fiir das schöne, urze Glück, das er ihr geschenkt, in an efteht, ier Trost zu senden, e zu täeken sitt den schweren Schritt, den sie vor hatte Wunderbsr erquickt nnd gehoben war sie heimgegangen. — Zwischen den Doppelsenstern lag frisches Moos und Tannengriin, das want-De zu einem Kranz, um ihn am Na mittag aus Virgils Grab u legen-—- u seinem Namenstage. ann holte te aus der Kommode eine längliche Votibtasel, zündete zwei Kerzen an, um für den geliebten Todten u beten. »Zum ewigen ndenlen an meinen biellieben Mann, Virgilius Moos brucker, geboren den Is. Mai 18.., gestorben in seinem 82. Lebensjahre. Gott gebe ihm die ewige Ruhe!« »Und die Liebe hört ni t aus« Des jungen Weibes hei e Schmer zenszähren tropsten auf die Ta el und triibten das Glas, rieelten il r die unzähligen Namen der schon früher verstorbenen Moosbrucker Namens Birgilius, aber alle mit hohen Alters zahlen. — Da entsuhr ein eller Schrei Lenens Lippen. Jhre ugen hatten ein Pergament entdeckt, das zwischen Glas und Rahmen steckte. Ihre zitternden Finger zogen es vol lends hervor. »Noch meinem Tode meiner lieben Frau zu Händen.« »J-ndem mich eine große Unruhe er saßt hat, die ich mir nicht zu deuten weiß, als mir Kranlheit und Tod drohten, habe ich einen Anwalt ge fragt, weil wir. mein liebes Weib und ich, noch keine Leibes-erben be Itzen, und ich- unerwartet von dieser lt abge rusen würde, hat mir der Advokat den Rath gegeben, das jede andere Flostel, neuem Gesetzbuch zu Folge, entlriistet. Ich vermache meinem lieben, guten Weibe den Hos, mit angrenzenden Wiesen und Feldern, mit Inventar, zu schranlenloser Verwaltung« und weiß, daß dadurch mein väterliches Besitzthum in leine treuere Hut ge langen kann. etc. etc. gez. Pfarrer Ludwig. Lehrer Reichert. »Eine Abschrift liegt zu Händen des Potars Bühler in der KreisftadL tsu bssnen am Tage nach Virgili.)« Lene sasz still in sich versunken. Zu groß war der Umschwung gewesen. Noch war sie sich nicht bewußt, welch Glück ihr diese Stunde gebracht. Erst nach einiger Zeit trafen ihre Augen durchs-Fenster die schimmernd-Schnee landschaft. .,Sein VermöchtnißL --— Zu ihm, dem tbeuren Todten. An feinem Grabe Danlesthränen weinen!« flü sterte sie, und nahm den Kranz aus Moos und Tannengriin zur Hand. Verervung von Wißt-swamp Die Thatfache, daß viele Mißbils dungen vererbt werden können, d. h. in einer Reihe von Generationen aus treten, ist längst bekannt. So erben sich Mäler, abnormer, starker Haar wuchs u. s. w. fort, von Mißbildun gen sind die bekanntesten die übergab ligen Finger nnd Zehen, sowie die Hafenscharte und der Wolfsrachen, die gespaltene Lippe und der gespaltene Gaumen. Tie Vererbung lann so stark zum Ausdruck kommen, daß manchmal alle Kinder einer Familie mit der Mißbildung behaftet lilur Welt kommen. Eiacntliiimlich ist, daß die Vererbung oft eine oder meh rere Generationen überspringt, bei den späteren aber umso kräftiger zum Ausdruck kommt. Verwandten ehen erhöhen die Neigung zu Mißbil dungen bei den Kindern; in einem ab geschlossenen Dorfe im Departement de l'Jsere waren fast alle Einwohner infolge wiederholter Verwandtenehen mit überzähligen Fingern behaftet, und die Mißbildungen schwanden erst dann, als die Mischheirathen zunah men. Noch nicht geklärt ist die Frage, ob auch erworbene Mißbildunaen ver erbt werden können. Die Möglichkeit hierzu ist nicht von der Hand zu wei sen, da auch gewisse Formen des Brustkorbes, sowie die Kurzsichtigkeit vererbt werden können, welche einen erworbenen, aber erblich gewordenen Zustand darstellen. Am besten lassen sich die Gesetze der Vererbung bei ei ner der häufigften Mißbildung, der hasenscharte, erkennen. Jn der Tü binger chirurgischen Klinit konnte Dr. haug unter 555 Fällen dieser Miß bildung 66 Mal, also in 12 Procent, die Erblichkeit nachweisen. Die Ha fenscharten fanden sich nicht nur bei den Eltern der Kinder, sondern oft auch in den Seitenlinien. Viel bäu siger litten die Geschwister der operirs ten Kinder an der Hasenscharte, 32 Mal waren 2 Kinder betroffen, ein Mal 3 Kinder, 8 Mal sogar 4 Kin der derselben Farnilie Man kann demnach von ausgesprochenen Hasen schatensamilien.sptechen. Der Cha rakter und die Ausdehnung der Miß bildung ändert sich natürlich des öste ren im Laufe der Vererbung. Wer keine Feinde hat, der ist zu be mitten-en Es giebt viel mehr Leute, die logisch denken als logisch handeln. Eine der schönften Tugenden ist Muth, einer der größten Fehler Ueber math. Auch das Schwerste ist leicht, wenn man es kann, und dasLeichteste schwer, wenn man es nicht kann. Stoßseufzer EZ ist einfach zum Rasendwerden. Immer biefe horrenden Ausgaben für den Pan und die Totletten meiner Fran! Wenn sie zum Beispiel einen neuen hut un Kon har, ruht sie nicht eher, bis sie ihn auf dfem Kopfe hatt