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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 14, 1905)
Merkenloses Gut. Roman von Däkie Bernhard. s- · q-f (28. FortfeyungJ Der wohlgefchulte Diener prallte frische zurück. als er beim Türöff M feine Gnädige so unerwartet vor fuh. Er wünschte sich in der tikke Glück, daß er noch nicht im Speifezimmer für sich, für Zenzi. die feschim und fiir Gusta. das Zimmer mädchen, die Utenftlien zu einer flei uen, imprmäfterten Abendmahlzeit zufammengetragen hatte, wie sie sie feit Donners Abwesenheit täglich hier eingenommen hatten, da der »Herr« des Abends konsequent auswärts fpeifte und spät heimtani. «Darf ich für die gnädiae Frau fer vierenL Darf Zenzi etwas zum-Spei fen einholen gehen? Herr Professor find doch wohl von anädiger Frau be Mrichtigt und wissen ——" »Nein!« entgegnete Hanna hastig. »Nein! Es ist unerwartet gekommen, daß ich schon heute —- Sie wissen nicht, wo Herr Professor hingegangen ift nnd um welche seit ich ihn zurück erwarten krank-« Der Wohlqefchulte hob mit ratlo fer Miene die Schultern. »Herr Professor haben niemals hin ter-fassen wohin fie gingen, auch nie den Zeitpunkt der Rückkehr bestimmt Zch habe nie warten diirfen, da Herr »rofessor den Hausschüssel mit sich führen und meine Dienste nicht weiter beanspruchen Vielleicht, daß Herr Bat-mästet Cotta Auskunft erteilen könnte oder Herr Rode · · . wenn ich mich erkundigen dürfte —« A »Es ist gut! Lassen Sie! Bleiben Srek Ich werde warten. Laß Gulta dies hier auspacken" —- Hanna wies aus das Kösferchem »3enzi soll aus traaen, was-; sie gerade im Hause hat — sie darf nichts einholen!« »Seht wohl, gnädige Frau.'" Lanafain langsam schritt Hanna durch ibre Zimmer. die ihr seltsam neu und fremd und dennoch so lieb und vertraut erschienen. Es kam ihr vor, ais sei sie lange, lanae fortgew sen —- toaren es wirklich nur zehn Tage? So eilig war sie gegangen, das Herz so schwer von dem Kummer um die gute Frau, die Mutterslelle an ihr vertreten halte, so lange sie den ten konnte —- ach, und wie der arme Vater sie jammerte! Unrecht war es von ihr gewesen, daß sie zwischendurch hoch noch immer an sich selbst hatte denken müssen, an ihr Trennungsweb und ihre Liebe! —- —— »s Jm langsamen Schreiten rückte sie hier und schob dort. Sie wußte schon, ] wie er es liebte, wie es seinem Künst- s lerauge wohlgefällig war. Keinei Blumen hier in den Zimmern. Und es gab ihrer doch so viele draußen, jeßh im wonnigen Lenz, für weniges Geld! Sie liebte die Blumen, und er tat es auch! Gleich morgen wollte sie ausgeben und Flieder einkaufen, ganze große, schwere Garben , weiße und binne, siir die massioen Metalltriige, die Kupferschalen und Majolitavasen —- und Maiglöckchen. Tazetten, Nar zisien, süßduftenden Goldlack —- al les, alles mußte sie haben . . . wie bald war der Frühling dahin! Nun öffnete sie leise die Tür und Hieg die schmale Wendeltreppe, die ins Atelier führte, empor. Ach, war es nicht schön, wieder daheim zu sein, sin dein Reich, da hinein auch sie ge hörte, die nichts wollte. nichts dachte, ·« III ihm zu gefallen, seine Wünsche zu erlauschen sich ihm anzupassen in al sny pas seine Kunst, sein Leben be ste-si- Esioar eine schwüle, einge sperrie Luft ikn Atelier. Hanna öff seie rasch die beide-n mächtigen Jen sters iligei. Da Itromie ne Derein m breiten Wellen die weiche, senchtwar me Frühlingsluft so duftqesättigt, so schwer vom Hauch des frischen Lau bes, der sprossenden Triebe ais wisse der Lenz es, wie bald er nun sterben müsse und wolle zuletzt noch seinen be rauschendenAtem voll aus-strömen über hie alte Erde. Es schien keine Son ne der bit-met war mit hellen Wol ken verhangen es wehte kein Wind, mir zuweilen rührte ein zartes Lüst eben an die jungen Birken, die drun ten im Garten wuchsen Durch das lichte riine Laub, das wie Schleierge tvän wallte, ging es bin wie ein Schar-ern — kam er so bal l,d der Fis- leben-frohe Sommer? War er bald dahin der keusche Wonne tecunt dieser lichten Frühlings-nachte? M es regte sich in den Büschen, es sMßerte unter den Blumen, eine Va M wurde haldwach — ver zk wie —- kam wieder s— klagte und -;2s-meb Muiådsgägte FürFifxch. f. die e ir u es ebnen pexs NR hinein in den sterbenden ins-sie iß aus den Augen der « Frau rab auf das schwarze » d. ans die· zusammengesalieten Mut die er so ost und Glück strit M Ue rrggajä in Damia ’ sey Rede hold kommen — ;»«. »s» —ße durfte bei ihm ihn wieder! »Oui« sagte , - - m Mein-rat sue tief - ever » Sie wandte sich zuriick vom offenen Fenster, ging zögernd durch den gro ßen Raum und lüstete mit scheuen, zaghaften Wänden die Hülle um die wohlbekannte Tonsigur. Das war kein Wert, die Pshche —- das war ja sie! Hatte er arbeiten können während ibrer AbwesenlI it? War er vorwärts gelommen? Sie schüttelte den Kopf und lächelte ——-— ein triumphirendes, glückliches Lächeln war’s! Sie sah es mit dem ersten Blick —-— er hatte so gut wie nichts an der Figur gethan; sein Modell hatte ihm gefehlt, ihm war die Lust an der Arbeit geschwunden. Be hutsanr wickelte sie die nassen Tücher ab, die den Kopf verbargen, mit an gehaltenern Athem lauschte sie hinaus . . kam er auch nicht gerade jetzt nnd betras sie bei rerbotenem Thun? Alles still! Und so stand sie und blickte staunend in das süße, ein wenig seitwärts geneigte Antlitz der mäd chenhasten Gestalt. War sie das wirt lich? Konnte sie so liebreizend aus sehen? Hatten ihre Züge diesen seinen edlen Schnitt oder hatte er sie zu sehr idealifirt? Aus leisen Sohlen ging sie zum Spiegel drüben an der Querwand und blickte hinein Es ging ein weiches, verschämtes Lächeln riber fihr junges Gesicht. Sie war doch snietnals besonders eitel gewesen« aber » hier —- hente — mit diesen zartrosigen » Wangen, diesen lächelnden Lippen und seuchtschinimernden Augen -—-da gefiel sie sich selbst, da konnte sie eH glauben, daß sie auch ihm gefiel. Es war doch etwas Wahres an dem oft gehörten Sat: das Glück verschönt die Menschen « Klappre dort unten nicht eine aourr Kam man, sie zu holen? War er viel leicht doch inzwischen heirngetehrt und fragte nach ihr? Das Herz klopfte ihr stiirmifch, die Hände zitterten ihr, während fie die Pshche wieder in die feuchten Tü cher hiillte —- sie fah dennoch genau zu, daß es ebenso wurde, wie er es ge macht, wie er es gewohnt war. Draußen sentte sich lichte Früh lingsdiimmerung herab. Es war noch sehr bell, aber der Tag schickte sich an, schlafen zu gehen. Ein flüsternder Windhauch hob tosend die tosen Bir tenschleier, zum geöffneten Fenster strömte eine neue Duftwelle herein, be rauschend iiiß, und drunten im Ge büsch begann aufs neue die Nachtigall ihr sehnsuchtsvolles Liebes-werben Einen Augenblick noch stand Hanna nie gebannt und lauschte-nun schloß sie hastig das Fenster und eilte bin unter. 23. Sie traf das Zimmermiidchen un-; ten im Treppenflur J ft —- ist jemand gekommen?« fragte sie scheinbar gleichgültig - »Ich weiß nicht, gnädige Frau; ich war im Speisezimmer, habe etwas aufgetragen und wollte eben jetzt tom men, gnädige Frau bitten, zu essen.'« Es war Hanna nicht nach Essen zu Muthe, als sie in das Speisezimrner trat und das einzelne Gedeck auf dem massioen Eichentisch gewahrte. Aber Gusta machte sich ans Bedienen, schob sdienfteifrig das Schüsselchen mit dein ! Fleischsalat zurecht und fragte, ob sie Franziskanerbriiu oder heinwein eingießen dürfe· Da mußte die junge Frau schon einigen Appetit heucheln. «Zu schön, daß gnä’ Frau wieder bei uns sind,'· bemertte Gusta rnit devot-oertraulichern Lächeln. »Hat gar tein rechtes Leben werden wollen ohne gnii’ Frau! Wir tennen uns halt nimmer recht itn Dienst aus, sind noch zu neu, und herr Professor sind eben oftmals ungeduldig .. da bat gnii Frau uns allen efehlt, und Herthrofefsor haben ni to Rechtes scharren ronnen, so Ienr auch die »Frau Gräsin zugeredet haben· Frau Grä .fin sind einige Male hier im Atelier gewesen —" »Ich weiß!« sagte Hanna ruhig. »Frau Gräsin ist daran gewöhnt, Herrn Professor arbeiten zu sehen — von Rom Aust« »Eisersiichtig ist sie nicht!« dachte Gusta, während sie den grünen Römer zum zweitenmal füllte. »Hast- auch. Gott weiß es, nicht nöthig —- ist ja jung und hübsch-was will die alte, elende, bemalte und bepuderte Gräsin dagegen sagen?« Ein leises Pochen —- Gusta eilte zur Thür. Der wohlgeschulte Diener brachte auf einer kleinen Bronzeplotte einen -Brief. Vor einem Weilchen sei er ab gegeben worden von einern Dienst mann, zu eigenen Händen der gnädi aen Frau. Antwort sei nicht nöthig. Er, der Wohlgeschultr. habe nur war ten wollen, bis gnädige Frau etwas genossen hätten. »Gut, gut. Ich bin fertig; Gusta, Sie können abräumen. Geben Sie den Brief her!« honna isng in ihr kleines Bon dcin den rief in der lässig herab hängenden Linken. Eine ganz fremde handfchrifh Sie zog sich einen nie drigen Stuhl heran, ke te sich ein Bark- zurecht, M sie ver i ein pläts liåen Artikel-?et zu lesen begonnen Rene Hans ii Hütte-de Kunst Pie »Wind-e set spät-« wär-de »ich-i ten-e beim-, n bit Mitei Æii »n- Uns-M W litten Dotchniesser von ihrem Schreib tisch schnitt sie das Lauert aus. , Ein mäßig großes Zeitung-statt —- etwai vergilbt, aber n gut er halten —eine ganz fremde todt. in der es gedruckt worden —- das Da tum so weit zurückliegend —- zwan zig Jahre« schon —- mein Gott —wa3 —was sollte das ihr? Und dies-noch — eine Bleististstizztg ein weni ver blaßt, an den Rän rn zerdr-« ts ein reizendes lachendeö junges Mäd chen, das in beiden Armen ein Kind chen emporhielt. Jn einer Ecke des Blattes flüchtig hingelritzelt: »Hilde aard und Hanna Schinidt. K» den Sten Juli. W.C. fecit." Das war eine wohlbekannte and sch·rift... und hier das junge öd chen —- das war ein wohlbekannte-Z Gesicht! Mechanisch wendeten Hanuas Hände die Papiere hin und her —-— war sonst nichts da? . Nein — nichts- mehr! »Hildegard und Hanna Schmidt« —ihre Augen glitten wie tastend, wie unbewußt über die Gesichten über die Namen... plötzlich fuhr es durch sie hindurch, wie ein Schwertschlag, wie ein eisiger Schreck. der sie halb von ihrem Sitz in die Höhe risz — »Herraott!« Noch immer sann sie und starrte —-— starrte --— begriff nur halb -——- sagte sich, daß sie ja nur zu lesen brauche —— zu lesen, um alles, alles zu ersah ren—nnd saß noch da, ohne sich zu rühren —- und las nicht! »Hildegard und Hanna Schmidt!« -—- Der letztere Name, der hatte ibr ge hört, so hatte sie geheißen, das tte ihr Arnold Piotrowsln gesagt. - ies lteine Kind also mit den ausgestreck ien Händchem dem halboffenen lachen den Mäulctxen s— das- war sie gewesen! ; Und Hildegard? Wer war Hildex » aardZ Sie sah in das junge, fröhliche ; Gesicht --—- war das nicht wieder siesx Sie selbst -——nnd doch ein wenig an-— derg « an etwas erinnernd. das fiel genau tannte — täglich gesehen hatte I . . was war es nur? Lin Bild -——l eine BiisieZ Da mit einem Male hatte sie est der Gipsakguß des Mäd chentodfes in ihrem Wohnzimmer... jawohl! Immer hatte sie den fiir ihr eigenes Porträt gehalten. nur zuwei— i Im fiiichtiq gedacht da sei doch etwas I anderes noch dabei -— etwas. das nicht lihr speziell gehörek Und dies andere s das war auch hier aus der tleinen ;3eichnung! So war dies Hildegard jSchmidt «-—s und jenes auch... wie oker tam ilcr Mann . .. wie tam Will sried Cotta, der Zeichner des Bild diens, zu dieser Hin-enorde Mit fo fliegender Haft falteten ihre ihebenden Finger das alte Zeitungs blatt auseinander, daß oben am Rand ein Stück des miirhen Papiers ahriß. Jhre Augen wollten ihr nicht gehor -cksen, es flimmerte ihr so feltfamda »vor-und wie ihr Herz hämmerte. swild und rasch, als wolle es heraus aus der Brust! Mit gierigen Blicken itberflog sie die dichtgedrängten Zei len —-alles auf einmal wollte sie wis fen — nur tein Zögern! Das Ge heimniß ihrer Familie, ihrer Her kunst, um das sie sich zergriihelt und zermartert hatte, lange, aualvolle Jahre hindurch —- sie hielt es endlich. endlich in ihrer Hand! Es tarn ihr nach Minuten erst zum Bewußtfein, daß sie nur eineelne Worte gelesen, gar nicht den Zaum trenhang gefaßt hatte. So durfte es nicht weitergehen. Sie mußte trach ren. sich zu fassen, ruhiger zu werden! Gewaltsam ran sie die Angst nie der, die sie zu ersticken drohte. Sie Flehnte sich in ihren Sessel zurück, sdeckte die band über die Augen — fliichtia ging es ihr durch den Sinn, wie gut es war, daß er, den sie mit ’so heißer Sehnsucht erwartet, noch »nicht gekommen war! Was hätte wer fden sollen, wenn er sie bei dieser Be yschiistiaung in dieser Verfassung ge ifanden haben würdet l Die Zeichnung war zur Erde ge alitten —sie hob sie auf, legt-e sie aus das Tischchen neben sich, wo das Buch lag. War sie das gewesen, die vor wenigen Minuten noch neue Essahs iidez bildende Kunst hatte lesen wol lan "- — — — Jetzt also! Jhre Sinne gehorchten ihr wieder, fie verstand das, was sie as. fDie Katasirophe vom zehnten Au gu t.« Das war die mit rohen Buchstaben gedruckte Ueberfchr t. »Unsere Stadt befindet sich in vol lem Aufruhr. Selten, wir dürfen wohl sagen, noch nie, hat ein Ereig niß ein so deucht tei-, ungeheures Aussehen hervor-ern en. alle Kreise 1 ! i i unserer Bevölkerung derartig in Mit leidenschast gezogen, als die entsetzliche Katastrophe, die sich am Abend des zehnten August in dem Hause auf dein Theaterplatz, im herzen unsererEtadt zugetragen hat. Eine allbelannte. bisher hochgesch tete und beliebte Beatntensaniilie ist zugrunde gegangen, sechs hoffnungs volle blühende Menschenleben find ver-— nichtet worden« aus den Antrieb nnd den Willen des Familienoberhauptes, des Gatten und Vater-, der die Sei nigen mitgerissen hat in einen gewalt samen Tod... denn kann man von einein freiwilligen Ende sprechen,ivo es sich um eine kaum entwickelte Ju gend, zum Theil sogar um unmündige Kinder handelte? Einzig und allein die Gattin des be lagensiverthen Mannes dars, nächst i in selbst, für den verhängn· vollen chritt, zu dein sie sich entschlo en hat, verantwortlich Zwist werden... des-Evas der le nkt-allem besahten Kinder isl nicht genug zu dein-neueren und wenn ei in dein wechsiem Sei-seiden des --- -.«-.---. Ungliicklichen hieß. die zan- " ilie befinde sieh in vollem inver ändnts mit ihm, da sie die unaus leihli Schande des Gatten und Vaters ni t zu ertragen vermöge, so tönnen wir, vei allem schmer lichsten Mitgefiihl. die Bemerkung ni t unterdrücken. daß es wohl taurn das Bewußtsein dieser Schande war. welches die Kinder in den Tod trieb. Sicherlich hat der - Einfluß der Eltern. ihre Liebe zu die s sen, sowie das Bewußtsein ifrer eige snen Verlassenheit und hilflo en Lage, nach dem Ableden ihrer natürlichen ;Brschiitzer. den Hauptantlseil an dem sarausigen Entschluß dieser jungen ; Wesen s Wir haben aus glauhwürdiger .Quelle in Erfahrung gebracht, daß Direktor Z ....... ein überaus tüch tiger und begabter Beamter, der liebe ;vollste, zartlichste Gotte und Vater war, unfähig, den Seinigen den Hein sten Wunsch zu verweigern, beständig darauf bedackt, sie froh und heiter, sorglos und von Wohlleben umgehen zu sehen. Selbst ohne eigenes Ver mögen, und Gotte einer schönen, ver wohnten, aber gleichfalls vermögens lofen Frau, mußte sich, bei’heran -loachsender Familie, nothwendig bald ein Mißverhältniß zwischen Einnah men und Augaalten herausstellem Dies ist in der That mehrfach der Fall gewesen —-— jedesmal aber haben sich Freunde gefunden, welche die drohende Gefahr abwenden und das Ansehen des Hauses nach außen hin unverjedrr ernauen konnten. U- in namentlich einer unserer Mitbiirger, hcsrr C . . . ., der wohl mit Recht fiir einen sehr wohlhabenden Mann gilt und nur znsei Söhne besitzt ——-er alfo ist es vornehmlich gewesen. der fei nem Jugendfreunde, Direktor S..., mehrfach die rettende Hand gereicht und dadurch den Hereinerch einer Kataltrophe verhindert hat. Gerücht wscise verlautet eg, daß der älteste Sohn des Herrn C ein genial beanlagter junger Künstler, ein heim ,liches Verlöbnis-, mit der lieblichen ältesten Tochter des Direktor-T Fräu lein bildegard S ..... , eingegangen sei, daß aber eben dieser geniale junge Mann feinem Vater zu erheb liche Summen gekostet habe, um auch diesmal feinem alten Freunde helfen zu tönnen, zumal es sich um einesehr bedeutende Ziffer handelte. Der un glückliche Beamte hatte sich verleiten lassen, aus feiner Kasse einen hohen Geldbetrag zu entwenden, sowie zu einer Wechselfälfchung seine Zuflucht »Du nehmen. Die Entdeckung dieser schweren Vergehen ftand unmittelbar bevor. Jn seiner Verzweiflung hat Direttor S ..... taum ein Mittel unversucht gelassen, sich und die Sei nigen zu retten. Es wird uns von verschiedenen Seiten mitgetheilt, wie er hierhin und dorthin flehentliche Briefe geschrieben, dor allem, wie er immer noch feine lepte Hoffnung auf seinen alten, bewährten Freund. Herrn E . . . ., geletzt habe. Als alles fehlfchlug, als er teinsen Ausweg mehr fah, hat er sich und seine ganze Familie durch Gift, welches er sich auf eine bisher nochunaufgetlärte Weise zu verschaffen wußte, ums Le ben gebracht. Seine schöne, liebens würdige Gattin und vier Kinder, im Alter von achtzehn, fünfzehn, zwölf und neun Jahren — sie sind, nach mehr oder minder heftigem Todes tainpi, alle dahingegangen. Wie durch ein Wunder gerettet ist nur das jüngste Kind, ein tleines Mädchen, acht oder neun Monate alt. Man fand die Kleine in ihrem Wiegenbett chen dor, feft schlafend, die gefüllte Milchflafche, welche ebenfalls das schreckliche, rafch wirkende Gift-ent hielt, fest mit den Händchen umtlam mernd. Bereits jetzt spricht man da von. daß sich ein gutsituirtes, jüngeres Ehepaar gefunden habe. welches diese schuldlose Kleine an Kindeöftatt an zunehmen bereit ifi. hoffentlich er fährt das Kind es niemals, auf welch« schreckliche Weile alle feine Blutspu ,wandten aus dein Leben geschieden sind; man sagt, daß das betreffende Ehepaar in kurzer Frist unsere Stadt cuf immer verlassen will. l Wir lassen den Brief des betlasl gengwerthen Mannes, der sich aus der ? Platte seines Schreihtisches vorfandl und sein-e letzten Aufzeichnungen ent hält, wortgetreu in unserem BlatteH folgen, um unseren Lesern einen Ein blick in die Seelenqualen des Unglück licten zu gewähren und ie milde ge gen einen Menschen zu immen, der, welches immer seine Schuld gewesen sein mag, furchtbar gehüßt hat und . in jedem Fall unser tiefste-» Erbarmen - verdient. -—— Richtet nicht, auf daßihr nicht gerichtet werdet! -—- das ist die Schlußfolgerung die toir alle aus diesem erschiitternden Betenntniß zu ziehen haben. »Am zehnten August, Abends sieben Uhr. Es ist teine hilfe mehr zu er warten —---— keine -—— teinel Ich habe alles versucht, was die hitterste Ver zweitlung einem Menschen nur ein gehen tann Wich hahe mich überwun den und gedemüthigt, habe gesteht und gebeten . . . wiederholt da ebeten, wo ich bisher immer noch ilse fand! Dies-mal nicht! Ich habe meineFreunde mehrfach schon in Anspruch nehmen müssen, ich habe schon früher vonNoth und ammer gesprochen... des Ge lsers Hand wird müde vielleicht auch glaubt man mir nicht —-—— man dentt, irh übertreibe, da ich es nicht uber mich gewinnen konnte, mein gan zes Vergehen nnd die mir drohende Schande in ihrem vollen Umfang aus zudeelem Ich habe nur Andeutungen Ferne-In die hat man wohl nl t ver nden ·«—- viellei auch nt t ver stehen wollen —- peeurthet nie mandcu..·tvte Alte Dei-Midn M Atti habe et nicht verstanden, rnich enzurichten im Leben, ich muß es büßen — und sie, die ich liebe, mehr. weit knebr als mein Leben — sie wollen ej mit mir büßen! Wir grad entschlossen zu sterben — allet ie sagen, sie können es nicht überleben, nrich wie einen gemeinen Berbrecher hinweggeschleppt nnd ver urtheilt zu«seben,,nnd ich glaubeU ihnen! Sie haben nur Liebe und Güte durch mich erfahren, darum lieben sie mich wieder. Was sollen sie auch an fangen obne mich? Was soll ihnen ein Dasein ohne den Gatten und Vater, den Ernährer und Beschützer? Wir ssind zusammengeschmiedet, wir haben miteinander gelebt, Freude und Glück getheilt — jetzt theilen wir Schande und Tod und werden miteinander sterben! fwerde sie nicht zu lange leiden sehen ?diirsen, denn ich muß der letzte sein, »der geht. Wie ich es ertragen soll, Jch hoffe. es soll rasch gehen, ich i » sie alle vor mir dabinscheiden zu sehen » j-—ich weiß es nicht. Aber es muß sein -— es gibt teinen anderen Weg ; Wir haben Abschied voneinander genommen; die beiden Jüngsten haben wohl leine tlare Vorstellung. was das für ein Schritt ist, den sie thun wol len. Aber Hildegard nnd Herbert — hildegard sagt, sie stürbe gern, sIe wüßte doch, sie könne nie im Leben glücklich werden. Jch ahne, was sie damit sagen will, aber ich forsche nicht weiter. Welchen Sinn hätte es auch? Ein so geliebtes Weib — so ge liebte Kinder... war ich nicht ein atückticher, beneidcnswesrtber Manns Bin ich nicht noch glücklich nnd benei denswertb, da ich sie alle, alle mit mir nebrnen dars? Ich bötte teine Ruhe irn Grabe, wenn ich auch nur eins meiner Geliebten zurücklassen müßte! Das Kind eines Verbrechers --—wel ches Loog würde es haben? Es ist besser so ——-- wir sind alle dem Tode ge weiht! » — — Fortsetzung soigt.) —--— Ein interessantes Grases-. Mit Orden-«- und Titelschacher hing eine Anklage zusammen wegen Be trage-. die dieser Tage vor der 9. Strastarnrner des Berliner Laubge richts 1 zur Verhandlung karn. Sie richtete sich gegen den 73jähri en Si gisrnund Olschowstix sie war cslchon im September 1903 verhandelt wor den, der Angeklagte wurde damals aber freigesprochen, weil ihm nicht te stritten werden tonnte, daß er des guten Glaubens gewesen sei, mit Hil fe seiner Verbindungen in der Lage zu sein, Titel und Orden gegen Ents gelt zu verschaffen. Gegen das Ur theil hatte die Staatsanwaltschast Re bis-on eingelegt, und diese war vom Reichsgericht als berechtigt anerkannt worden, weil ein Beweisantrag des Staatsanwalt-Z abgelehnt worden war. Aus diesem Grunde tani die Ungelegenheit nochmals zur Verhand lung: Ueber die Person des Angetlags ten stellte der Vorsitzende fest: Ol fchowsti war früher Apotheter und als solcher lange Jahre in Polen thäs tig; dann siedelte er nach Breslau über und betrieb dort eine Mineralwasser sabrit. Von dort ist er nach Amerika gegangen und will in Philadelphia an der Universität zum Dottor promovirt sein Mitte der 70er Jahre ist er nach London getornmen und hat dort ein Vermittlungsgeschäft für Titel, Wür den Orden und Ehrenzeiehen begon nen. Wie die Antlage behauptet, der Angeklagte aber entschieden bestreitet, soll er mit einein bei der englisch-entsa nzei unvortheithast bekannten Lri tensschtvindler Namens »Walden« identisch sein« Nach einer von dem Berliner Striminalcommissoriat bei ter englischen Polizei eingeholten Auskunft iotl angeblich diese bestrit tene Identität doch bestehen und der Angeklagte noch heute durch Vermitt lung einer angeblichen Sornchlehrerin Jiarnens Kaufmann in London Brie fe unter dem Namen »Walden« er: hatten. Nach seiner Ueberfcedelung nach Berlin hat er das Gefchäst siir Titel: und Ordenoverleihungen fort gesetzt· Wie der Vorsitzende hervorhob, soll er auch noch Heit: nnd Wunder turen vorgenommen und durch Inse tate die Anfertigung von juristischen Vriisnngsarbeiten siir Rechtseandida: ten und ’lieserendare angeboten halten· Nach den Mittheilungen des Vorsitzen den ist eine ganze Anzahl von jungen Juristen hierdurch angelockt worden » und hat sich unglücklich gemacht. Der Angeklagte behauptet, daß er diese Ar beiten nicht selbt angesertigt, sondern fiir ehemalige s echt-anmälte, die er Dr. Bartosener und Stock nannte, ver mittelt habe. Sein Hauptgefchäst in Berlin blieb die Ordensverrnittlung Die Staats anwaltschast steht aus dem Stand punkte, daß es bei diesen Geschäften in Ver Hauptsache ans Gimpelsang ab gesehen sei nnd der Angeklagte mit in ternationalen Ordenttschacherern in enoster Verbindung stehe. n allen arö eren Tageszeitungen entsch lan s erschienen Anzeigen, worin sich der Angeklagte zur «reellen Vermitte lung von Orden, Titel und Ehrenzeis eben« anbot. Aehnliche Annoncen wa ren auch rnit »Walden« unterschrieben. Das Gericht hat die Briessperre ver-’ hängt und der Staatsanwalt glaubt; aus Grund der Ergebnisse dieter; Sperre doch an der Annahme festhal-H ten zu sollen, daß der Angetla te und? Weichen eln und dieselbe Per on sei.T Der Itingetlagte bestreitet dies hart niickig. Der Borsihende verlaö aus der Lesperrten Corespondenz einiges Sche heu, aus denen hervorgeht, dah» der Unget te nrlt einein rrn Feier-; stet, der thr. v. Je hllch nennt Und seine seit Ums knveanppm schaute-, in Orden-ver mittlnngslachen in allerengfter Ber E bindung ge anden hat. Jn einem die sser aus nchen, Schwanthaler Str. ;59, datierten Briefe des « rhrn. d. Fröhlich« heißt ej: »Der G mvelfang ist schwer, endlich habe ich einen er wischt!'« Jn einem anderen Briefe steht. »K·o·nnen Sie wir - das. Marianer Kreuz siir 1200 Mart be schaffen? Maltheser wird nur von ei nem Großpriorat verliehen und tostet 2000 Mart. Jch tanu nur Ehren ritter verschaffen, da Kapitelritter Mönche sein müssen. Sie müßten Jhre Preise aufschlagen. Auf alle Fälle bitte ich aber, den Orden nicht zu an nonciren. Was tostet der deutsche Grasentitel siir mich?« Jn einem an deren Briese wird »das Großossiziers trenz von San Marino mit Sternen fiir 7500 Mk. angeboten, der Mal theser Johanniter, der direkt hinter dem Goldenen Vliesz rangirt« fiir «le lige siir 3000 Mart, siir andere siir 6000 Mk. offerirt. »Für Sie ent sollen davon 33 v. H.'« »Ködern Sie die Leute damit, daß Sie auf die Prachtvolle scharlachrothe llnisorm, den Dreimaster, die goldenen Sporen hinweisen - eh habe im vorigen Jah re 30,00t- art von einem reichen Wiener Bankier dasiir erhalten. Con sulate und Viceconsulate kann ich nicht mai-den« Jn einem Schreiben heißt es: »Ohne den Prinzen tönnen wir nichts machen. Auf-die Schützensests dekoration von San Marino fällt nie mand mehr hinein.« Ein anderes Schreiben erwähnt, daß sich bei einem Schriftsteller der Mangel des Besitzer-I eines höheren Ordens- störend bemerk bar gemacht habe: dieser reflettirte auf einen portugiesischen San Jag» L Klosse mit Stern, den spanischen Isa bellenorden 2. Klasse mit Stern tder der-AL« In diefer Weise geht es durch alle Briefe hindurch. Der Angeklagte be hauptet, daß er dieses Vermittelung geschäft auf durchaus reeller Grund lage betreibe und keinerlei Schwindel damit verbunden sei. Der zur An llage stehende Fall war folgender: Ein Kaufmann in Bremen wollte gern ein Consulat baden. Jm Juni 1901 wandte er sich an die rumiinische Re gierung mit der Bitte, ihm das erle digte rumänifche Consulat in Bremen zu übertragen. Er wandte sich an den Fürsten Ghita und dieser sagte ihm zu, daß er sich fiir ihn verwenden wer de. Bald darauf erhielt er den Bries eines Dr. Polaczel in Wien, worin ihm mitgetheilt wurde, daß die Be schaffung des Coniulats 5000 Mark taste. Nach einiger Zeit lam eine fein aetleidete Dame zu dem Kaufmann. sprach ein Weilchen deutsch, dann aber fließend englisch, zeigte sich über die ganze Angelegenheit sehr unterrichtet und sagte schließlich, sie fei die Frau des Dr. Polaczet Sie lönnte ihm die erfreuliche Mittbeilung machen, daß die Sache in Ordnung gehe, aber (mit eleganter Handbewegung), »das koste 3000 Marl!« Der Herr gab diese Summe in schönen neuen hundert :nartscheinen, die feine Dame ver schwand und ward nicht mehr gesehen. Da die Ernennung zum Consul zu lange aus-blieb, schrieb der Kaufmann nach Wien an Dr. Pollarzeh belam aber teine Antwort. Dagegen erhielt er ein Schreiben vom Angeliagten, der Lhm mittheilte: er tenne den Gang der ganzen Sache, diese wurde zum guten Schluß kommen, es toste aber 10,000 Mart. Von dieser Summe ginge der größte Theil »ein die Herren in Breta rest«. Der Kaufmaan tam darauf nach Berlin und wollte 1(),0»0 Mart bei Bleichröder hintertegen, auf Wunsch des ttlngetlagten wurde aber das Depot bei Marziltier F- Co. ge leistet. Aber auch hier erfolgte teine Erledigung der Angelegenheit, und als der Herr in Bremen sich deshalb brief lich an den Angeliagten wandte, er bielt er die Antwort: die rumänische Regierung gehe mit dem großen Ge danken ucn, ihn zum General : Consul zu ernennen, was aber nochmals 8000 Mart und außerdem 2000 Mart für roohtthiitige Zweite toste. Die Sache endete damit, daß die 10,000-Mart schließlich aus dem Depot zurückgezos gen wurden. Wie zur Sprache term, war der Kaufmann durch seine Frau. die gern Frau Consul werden wollte, zu der Bewerbnng urn das Consulat angeregt worden; er war früher schon einmal wegen Erwerbung des versi ichen Consulats mit dem Angellagten in Verbindung getreten, die Sache hatte sich aber damals wegen der Höhe des geforderten Preises zerschlagen. Der nAgeltagte behauptete steif und feft, date er durchaus ernsthafte Be mühungen in dieser Angelegenheit aufgewendet habe und auch Verbin dungen in Rumänien und Berlin be sihe, die die Erfüllung des Wunsches des Brerner Kaufmanns in sichere Aussicht stellten. Er berief sich insbe sondere auf einen Herrn Fein in Bu lareft, auf einen Herrn Standt in Berlin und auf einen von ihm einge retchten Brief deo Fürsten Ghita in Butarest, der diese Angelegenheit be traf. Erster Staatsanwalt Pelz hielt eine Vernehmung des herrn Fein, der nach seiner Behauptung etn einfacher feurschner sei, file durchaus nothwen kst Ohms-) weitere Ermittelungen ubee den tirsten Sätze-. Der Gerichts shvl Etsch Iß- die ch- U Ums-II kund den deren Ietn als regen nach Berlin zu laden oder rann-Marti- zu W. »F weitere crutt un Eitber des s even shttla umset