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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 14, 1905)
Da geprellte Hauptmann. k« Gram-es- mAuita Eichhoff Mist —- knick —- lnack —- machte » der Spiegel,"und kaput war er! · ’ säumt Denke« der dieses Mal deur verschuldet, machte ein ganz ent Mi ies Gesicht und starrte entseßt an die Scherben. Wenn ein Spiegel kaput hi, so ist das «a schon an und für si eine unangeneärne Sache, aber nun ar an einem Freitag! —- Aber glii s war unser Leutnant nicht, aber da dieses nichts Gutes zu be deuten hatte, das war sicher! —- Miß -— nmthig nahm er die Scherben auf, -i" versuchte dieselben aneinander zu fü aen, aber vergebens. --— Leutnant denke mußte heute seine Toilette ohne Spiegel beenden. Nachdem diese-, so ut we möglich, geschehen, erinnerte er ich des Schreibens, welches ihm vorhin die Ordonnanz gebracht hatte; er nahm dasselbe zur Hand, betrach tete es mißtrauisch von allen Seiten, ehe er es öffnete, —— blickte nachein mal nach der Stelle, wo noch vor we nigen Augenblicken der Spiegel hing , —nm dann hastig, rnit einem Seuf z zer, das Schreiben zu öffnen. Nach Durchlesen der ersten Zeilen sank ji Herr Leutnani Henke, einer Ohnmacht M ·«««W »Z Ä — s m seinen Sessel; starrte wie av Muts immer wieder und wieder auf das Schreiben —- aber er hatte richtig gelesen, es war keine Täuschung! — Das, was er in der Hand hielt, war Papier —- und darauf stand mit schwarzer Tinte in großen leserlichen Worten geschrieben: »Leutnant Hente am 5. d. M. Nachtdienst draußen in der Vorstadt. « -——Am 15.. « —- Ahaha, unser Leutnant lachte laut auf, aber dieses Lachen war mehr ein Muth schreit —- Am 15., da sollte ja der Ball stattfinden, den der scheidende Kommandeur der Gesellschaft der Stadt gab. Und da hoffte unser Leutnant, die Tochter des Kommun deurs, die schöne Jsabella, bevor diese chied, noch einmal ungestört sprechen zu tönnnen —- ia, womöglich ihr seine Liebe zu gestehen-sein ganzes Le bensglück hina davon ab! ——Und das war am 15.. —— Und da sollte er Nachtdienst draußen in der Vorstadt haben? —- Das war direkt zum Ver zweifeln! »Aber, was sollte er thun? — Er mußte gehorchen! — Und wann kam dann wohl wieder eine so schöneGe legenhet, sich mit Jsabella auszuspre chen?—-Wohl nie mehr!-— —Denn am andern Tage Vormittags reisten sie schon ab. Der Leutnant brütete in Gedanien bor sich hin: da war ja schon das Un glück über ihn hereingebrochens — Da hatte er doch recht, daß Spiegel ent zweischlagem und noch dazu an einem Freitag —- Unglück bedeuten mußte! Eine Stunde später trat Leutnant Genie im Kasrno an den Stammtisch zu seinen dort versammelten Kamera den die lebhaft über den bevorstehen deu Ball debattirten, als sie aber sei ner ansichtig wurden, sofort verstumm ten und ihm theilnahmsooll die Hand schüttelten Sie wußten schon alle, was den Leutnant betroffen hatte, und jedem that er leid; denn er war der ·- liedenswiirdigste Kamerad, den man . sich denken konnte. Jmmer hilfbereit, : immer lustig und guter Dinge. Und —- nun ollte er am 15., zu diesem schö -».-.q-..- - .,-» »- , ll, nicht in ihrer Mitte weilen? Leutnant hente winkte mit der Hand, denn wenn er schon nicht den Ball : ( ( mitmachen könne, so wolle er wenig- E stms so viel wie möglich darüber sprechen hören E is sie möchten nur ruhig weitersprechen, i i : Auf dem Nachwirkng trat Leut- - I nant Bern, sein bester reund, zu k» ihm und fragte, ob es ihm angenehm k sei, wenn er ihn noch eine Streckebe k « gieiten würde. »Selbstverständlich«, « antwortete Leutnant Henke. Und so L« ickikMM sie ckst eine geraume Zeit fi» still nebeneinander her Plötlich sagte Leutnant Bern: l —".«8amerad, haben Sie denn schon da « ritber nrhchgedacht ob Sie auch wirt les an der Reihe ind? Mir ist so, osb äsutnatä Srimnftkr chamTläx u ee er a age —Wenn dem so ist, haben sen ais Hauptmann von Kablbauvt dai niemand anders zu verdan- . Sie-haben das vielleicht nicht so be obachtet, aber wr Kameraden haben’s wohl bemettt, daß der Hauptmann sich für FrL Jsabella interesirt Und alle Hebel in Bewegung setzt, sie bald möglichst die Seine nennen zu dürfen! —— Da hat er wohl nun inJhnen einen gefährlichen Nebenbuhler erkannt und die Sache so arrangirt, daß Sie nicht auf dem Balle erscheinen können da rnit er freies Spiel hatt— Man tann ja nichts Bestimmtes sagen, aber uns allen schwant so etwa-IN Leutnant nte knirschte mit den Zähnen vor uth. WAber « sagte er, »was läßt sich dabei machen? -— Jch mn den Nachtdienst antreten und mich, so gut es geht, ins Un sein-ethische finden!« , Der 15.kam heran, es war sehr kalt nnd unfreundliches Wetter. Unser Leuten-at schielte seinen Burschen mit W tacht-o en Strauß Rosen u PMB Jsabe a ließ sich aufs beste und theilte ihr In einem klei riesehen sein Mißgeschick rnit. Ia nahm die Rosen m Empfang, Seh herzlich bebauten und steckte »Es Mit tie in's Vor-quet, damit Ists-nd sie Thränen sah die verstoh its »in ihren sagen glanzten M beut-f nahst der Ball, wer . - atra-sitt war, seinen sti sich mit vor nnd bakd herrschte Der M alt Des-« ordnet« tte so Gelegenheit, sich Fräulein fabella als «großes Licht« zu tiisenttrenz er hatte wirklich eine An gabe tgeoßartigegelöft Aber sa bella war nicht in r Stimmung, auch nur etwas vom teizendenAtrangement zu sehen. Jhre Gedanken weilten fort während bei Leutnant Henke, und als hauptmann von Kablbaupt sich ihr näherte und bescheiden fragte, von wem der herrliche Rosensttauß sei, da ant wortete Jsabella ziemlich kurz: »Von dem, den ich biet sehr vermisse!« Sprach’5. wandte sich um und ließ den hertnhauptmann ganz berdutzt stehen. Aetgerlich, mit trübseligen Gedanken beschäftigt, ging diefet in’s Herren zimniet, zündete sich eine ,,Havana«' an und dachte iibet das Problem nach: »Was isi eigentlich Liebe?« Untetdessen hatte es sich Leutnant Heute in der Wachtftube so bequem wie möglich gemacht. Er hatte sich Thee lachen lassen, dann ein gutes Buch zum Lefen vorgenommen, aber alles half nichts —- seine Gedanken weilten nur bei Jsabella. Wenn er sich ausmalie, daß sie jetzt vielleicht am Arme einez anderen tanzte, womöglich mit dem Hauptmann, dann hätte ei am liebsten auf und davon laufen mögen. —- Aber bleiben, er mußte bleiben. Ei warf sich aufs Sofa, wenn man das harte Ding so nennen konnte, und versuchte zu schlafen, aber auch das wollte nicht ge hen. —- Es war also so unbequem. aber hier draußen aus Nachtdienst war strenge Order gegeben,da durften weder Mannschast, noch Ossiziere ohne Aus nahme nicht ein Stück von ihrer Uni form ablegen; sie mußten alle in voller Uniform sofort bereit sein« wenn in spizirt wurde. Das wußte der Herr Leutnant sehr genau und hätte auch unter anderen Verhältnissen nie gewagt, auch nur ein Haar breit von der Vorschrift ab zuweichen, aber heute. wo er wußte, daß alle Vorgesetzten und Dsfiziere. die nicht Dienst hatten, beim Kommandeur waren, heute tonnte er sich wohl schon mal eine tleine Uebertretung der Ge setze erlauben, da brauchte er nicht zu fürchten, daß Jnspettion tarn. Und so rief er denn seinen Unterpf fizier und schärfte ihm ein, ja auf der Hut zu sein. Er wollte sich ein wenig hinlegen und schlafen. Der Unteroffi zier versprach recht aufmerksam zu fein —- und jetzt machte es sich unser Herr Leutnant bequem, zog Stiefel und Waffenrock aus-, deckte sich mit seinem Mantel zu, und bald vertiindeten tiefe, regelmäßige Athemziige. daß Morpheus ihn gnädig in seinen Armen aufgenommen hatte. — Wie lange er geschlafen. das wußte er nicht mehr zu sagen, als plötzlich laut dicht neben ihm die Stimme des Unteroffiziers ertönte: Herr Leut nant! —- Herr Leutnant!! —- Bitte, wachen Sie auf, der Herr Hauptmann von Kahlbaupt wird gleich hier sein! —- Herr Leutnant schnell, schnell!« Leutnant Hente rieb sich die Augen und blickte ganz verwundert um sich-— Jn diesem Augenblick wurde vorn hef tig die Klingel gezogen, man hörte so fort den Wachthabenden fragen: ,Wer da!’ —- ,Hauptmann von Kahlhaupt!’ war die Antwort. ,Zu Befehl!’ tönte es von innen zurück, und eilig wurde der Riegel zurückgeschoben. Leutnant Heute überblickte sofort die Situation. Mit einem Sprunge war er auf und schlüpfte in seinen Mantel; da hörte er auch schon die Stimme des Hauptmann nach ihm fragen. Er hatte teine Zeit mehr, sich die Stiefel anzu ziehen, er mußte sofort aus dem Hofe erscheinen! —- Es konnte ihn nur noch die dort herrschende Dunkelheit retten. —- Jrn nächsten Augenblicke stand er in Diensthaltung vor dem gestrengen Hauptmann. welcher ganz gemiichlich, aber genau insvizirtr. Unserm Leut nant wurden Minuten zu Stunden. Endlich sagte der Hauptmann: .Sie erlauben, Herr Leut-rann daß ich einen Augenblick zu Ihnen in’s Zimmer trete, ich möchte mich ein klein wenig erwärmen, es ist bitter talt draußen!« Leutnant Henle stand vor Schreck fast das Herz still. Hatte der Haupt mann bis seht-noch nichts bemertt, so mußte er es nazer drinnen nn neuen Zimmer sofort sehen, daß er keines-tie fel anhatte —— und sein Waffenrock lag auch auf dem Stuhl —- er war auf alle Fälle verloren — und ergeben trat er zur Seite. hauptmann v. Kablhaupt ließ seine Blicke im Zimmer umherichweifen und hatte sogleich gesehen, was unser Leut nant befürchtete: aber er verrieth es durch keinen Blick, durch leine Miene Er zündete sich gemüthlich eine Ci arre an, drehte sich dann langsam zu Beute und sah ihn fest dabei an, indem er ’sagte: »Herr Leutnant, ich habe mit »die Sache anders überlegt, hier wird iwohl nichts pafsiren —- und warum Isollten Sie sich nicht noch einige Stun i den auf dem Balle atnüsirenl — Wenn Yes anen also beliebt, können wir fo jfort ausbrechen, die Verantwortung Lübernehme ich!« I Jetzt erkannte Leutnant heute in dem hauptmann feinen ärgsten Feind! Aber ei half kein Widerstreben, keine Zögerung, er mußte mit. I Und so trotteten denn die beiden hin aus in die kalte, mondhelle Winternacht L— der Hauptmann zu Pferde, und un fer Leutnant auf Socken. —- Der Pauptnmrn konnte si cheines schaden rphen Lächelns nicht Ort-einem als er idsm dachte, VII ichesu wohl sagen Fiede, wenn ihr J in Socken und ehe Wasser-nd vor ihr stehel —Und W dem Leutnant denke wurde ganz eiend« zu Muthe, wenn er sich vorstellte, daß er in wenigen Minuten vor seiner Un gebeteten in diesem Auszuge erscheinen sollte. « Endlich, nach einiger Zeit, die dem ELeutnant eine Ewigkeit dauerte — Ldenn seine Füße schmerzten vor Kälte —- waren sie an der Van des Kom mandeurs angelangt Heller Lichtschein Jergliinzte und lieblich- Wahn-melo ;dien tönten unseren beiden nächtlichen Wanderer-n entgegen. - Der Hauptmann warf die Zügel ei snem sofort herbeieilenden Soldaten zu und betrat mit seinem Opfer das fest lich erleuchtete und geschniiickteVestibiiL »Bitte, treten Sie näher. Herr Leut nant,« sagte et ironisch, indem er die «Tbiir zur Garderobe offnete· »Ianzen Sie recht viel und ich wünsche lemen viel Vergniiaen! — Fräulein Jfabella erwartet Sie schon sehnfiichtig!'« Nicht eher werde ich die Raume be treten, bis mir der Herr Hauptmann bom Herrn Kommandeur die Beschei nigung bringt daß ich vom Dienst dis jpensirt bin, Versetzte Lrntnant Henke. ; »Auch dieses, mein lieber Freund isollen Sie haben erwarten Sie mich hier Kaum war der Hauptmann ver schwunden, als der Leutnant die Saal thiir ausriß, den Zunächststehenden am Arm nahm und ihn dringend bat, doch so schnell wie möglich heraus-zukom men. Zum Glück war es Herr Leut nant Bern, der sofort verstand, um was es sich handelte, und die heitle Si tuation überschaute, in der sich sein Kamerad befand, als dieser seinen Mantel austnöpfte. Schneller als es gedacht, entledigte er sich seines Was fenrockes und feiner tadellosen Lackstie: sel und half Leutnant Heute, der sast von derselben Figur war, wie er, in beides hinein. Kaum war er damit fertig, und er hatte noch gerade Zeit. sich hinter der Garderobe zu verstecken, als die Saal- und Entreethiir gröss net wurden. Jn der ersteren erschien Jsabella in entzückender Toilette, die ihre Anmuth erst recht zur Geltung brachte, umringt von mehreren seiner Kameraden. Unter diesen Hauptmann von Kahlhaupt mit der Bescheinigung vom Kommandeur. »Sieh mein lieber Leutnant. haben Sie das Gewünschte, und viel Vergnü geni« ,,Tausend Dant, Herr hauptmanm diesen Liebesdienst werde ich Jhnen nicht vergessen!" Damit schlug er seinen Mantel zu rück und stand in tadelloser Unisorm vor dem höchst erstaunten Hauptmann, dessen Gesicht vor Muth und Aerger in allen Regenbogensarben schillerte. Jsabella trat sofort zu Leutnant Henke, begrüßte ihn lebhast und gab unverhohlen ihrerFreude iiber sein Er scheinen Ausdruck. Dann wandte sie sich zu herrn von Kahlhaupt, reichte ihm die hand, indem sie ihn mit ihrem siißesten Lächeln anblickte und sagte «Sie sind doch besser, als ich ansangs glaubte, herzlichen Dant!" Jm Saal ertönte jetzt rauschende Musik, und schelmisch bat Jsabella herrn Leutnant heute« sie zur Qua drille zu sühren. Nachdem Herr Leutnant Bern« der sich so großmüthig für seinen Kamera den geopsert, aus seinem unfreiwilli gen Versteck befreit war, blieb die gan ze Gesellschast noch sehr lange und ge miithlich beisammen. Dies tleine Intermezzo gab here Leutnant heute erst nach seinem Hoch zeitstage mit Jsabella seinen Freun den zum Besten. Es wurde herzlich gelacht darüber, aber wohl nicht einer war unter ihnen, der dem hauptmann die tleine Nieder lage nicht gegönnt hätte. Es war nur gut, daß dieser durch feine Abwesen heit glänzte; denn er hatte sich bald nach der kleinen Begebenheit versehen lassen, und to konnte man ja ungenirt aus Kosten des Deren hauptmanns lachen. deimsezahttt Jn Antroerpen ist ein bekannter slätnischer Schriftsteller, Juleg de Gehter, der Direktor des dortigen Leihhauses war, gestorben. Von ihm wurde in einem slärnischen Blatte eine sehr drollige Amtdote erzählt: »Ein Bohemien, der ihn tannte, telephonirte zu einer Zeit, in der alle anständigen Leute sonst schlafen, an das Leihhaus und weckte den Direktor aus dem be sten Schlummer. Genter erschien am Apparat und ries: »Hier Guttat Was wünschen Sie?" —- »Jch möchte wis sen, wie spät es ist . . . .·« — «Donner roetter, mein herr, statt mich zu we cken, hätten Sie Jhre Uhr ansehen sol len.« —- .Unmöglich, sie ist —- bei Ih nen.« Geyter sagte kein Wort weiter, sondern hängte einfach den hörer an. Aber et tannte die Lebensgewohnheiten des lustigen Bruders, der erst bei Ta gesanbruch das Bett auslachte. Am nächsten Morgen telephonirte er also an das spiel, in dem der Ruhestöru schtief, und als dieser am Apparat er schien, ries Gehten »Mein herr. Sie haben mich gefragt, tote spät es ist. Es ist acht Uhr Morgenst« Schnee-e Arbeit Nentier (den Straßenarbeitern n sehend): »Da machen die Kerls s on Mal-end und ich hab' noch nicht die l m meinen com-m abge chs ME« · W , Die Sklavin. Von sein« Tovote.« »Nanu, Lisdeth Sie sind wieder Thieri« «Sie wurde ein llein weni irr-t, während sie mir das Theebret hin ielt, von dem ich mir eine Tasse nahm « »Ja, ich konnte es nicht aushalten ohne die gnädige Frau und ohne die Kinder.« Jch fah ihr nach, bis sie das Zim mer wieder verlassen hatte Dann sah ich ebenso erstaunt die Frau des hau fes an, die gleichfalls ein weng ver legen war und lächelte. Dann endlich sragte ich: »Ja, wie ist denn das mögli . Die Ligbeth ist wieder bei Ihnen? tsie denn all ihr vieles Geld verloren, oder .. « »Nein!« »Aber sie hatte doch ein Vermögen · gewonnen, in irgend einer Lotterie« »Ja, ganze sechzigtausend Marl.« »Und das alles hat sie durchgebracht aus ihre alten Tage?« «Keineswegs.« »Es ist ihr abgeschwindelt?« »Gott bewahre.« »Ja, was ist denn nur?« »Liebeth hat ihre Sechzigtausend so sicher wie Sie Jhr Geld halten« als erste Hypothek angelegt.« ber . . ja wieso ist sie denn wieder bei Jhnen"t" »«a sie ist eben wiedergetommen und hat sich wieder vermiethet, ganz wie sriiher.« »Ach wol: »Z: doch. »- ie haben ein Mädchen. das sech zigtausend Mart im Vermögen hat?« »Ja. und alle Arbeiten macht, ge nau wie früher. nur noch fleißiger und sauberer wenn das überhaupt mäglich ist « »Aber sie war doch von Ihnen weg ?« »Gewiß, über ein Jahr.' »Und ist wiedergetommen, ganz von selbst wieder zu Ihnen gekommen?« »Freilich.« »Das verstehe ich nicht. das müssen Sie mir erklären.' f »Ich hab’"s auch nicht gleich ver standen. Als sie vor einem ahre » den Glückgtreffer machte, begriff re es « zuerst gar nicht« Mein Mann hat ihr das Geld sofort angelegt, aber sie hielt den Monat noch getreulich bei uns aus. Als es ihr ausging, dafz sie in T jcdern Monat ihre 200 Mart zu ver ? zehren hatte, da hätten Sie die Freude : schen müssen, gelacht und geweint hat lsie all die Tage. An die zwanzig IJahre war sie in Stellung gewesen, lvom sechzehnten Jahre an. bald als Utiichim bald alr- Kinders oder Haus mädchen, bis sie zuleht schon seit fünf Jahren bei uns eine bessere Stellung gefunden hatte, aber fiir zwei arbei tete. Nun brauchte sie nicht mehr zu arbeiten. Nun hatte das Gehorchen f aufgehört und das Befehlen tam jetzt spran. Ausruhen lonnte sie sich und die Daumen drehen und den lieben langen Tag mit Nichtsthun hinbrin :gen, sich erholen und fiir sich leben, E nach zwanzig Jahren langer Sklaven arbeit. Das sagte sie zwar nicht: Stlavenarbeit. aber sie dachte es ge jwiß wenn sie das Wort Arbeit aus sprach. « Mir, den Kindern und der Köchin erzählte sie in den letzten Tagen von nichts anderem, als wie sie sich ihr Leben nun einrichten wollte. n Steglih hatte sie Verwandte, dahin wollte sie ziehen, um sich in deren Nähe eine kleine Wohnung zu nehmen, womöglich mit einem Stückchen Gar ten. Wir fragten, ob sie nicht daran denke, zu herathen. Nee, das fiel ihr nicht ein; vor allem nicht jetzt, wo Fe das viele Geld hatte. Einmal war re schon hineingefallen, und ein gewissen lpfer Kerl hatte sie urn all ihr Erspar teö gebracht; zum zweiten Male sollte hr das nicht wieder pafsiren Sie wollte ietzt was von ihrem Leben haben. Und so verließ sie uns dann eines Tages. Ein herzlicher Abschied rnit vielen Thränen ihrerseits und Bitten und Betst-rechten, sich oft bei uns sehen H zu lassen. Nach acht Tagen tam sie zum ersten s Male. Ach, sie hatte fo viel zu thun, « hatte nahe bei ihren Verwandten zwei - Zimmer und Kirche gefunden, auch» war eine kleine Veranda dabei, die auf ein Stiick Garten führte, und nun hieß es, das alles instand u seien. Sie hatte aus der Sparta e geholt, was sie fiir die erste Einrichtung brauchte. Ei toftete zwar alles Gel Hitze-Fieber Geld, aber sie konnte sichs e .—-— Eines Tages kam sie und bat, und d: Kinder jubelten bei dem Gedanken, wir möchten ihr doch alle Ehre erwei: sen, uns ihre Wohnung anzusehen und eine Tasse Kassee bei ihr trinken. Dazu bedurfte es wahrlich teiner Bitten. Wir kamen dann auch hin. und io etwas Bildsaubereg habe ich ielten gesehen, eine so nette, tleine Behauiung undLiöbeth gliietstrahlend, und fein angezogen. Ansehnlich war sie immer aetresem stets prapper und nett, daß man seine Freude hatte Sie war selig. , Dann tarn der Winter Sie tam öfters in die Stadt und fah stch nach den Kindern um. Die Kindern in zu ihr hinaus, aber den Eindruck machte Lisdeth bald , mehr· Sie war immer freundlich nd - fiini zieme etve,ien hatte einem das arti vorn unde abgelesen und führte oft schon aus« woran man im Augenblick erst sedacht hatte. Jesi wurde ste ein bißchen miirrijeh und machte keinen sonderlicher-indeman Eindruck. dcEines aaes larn damit heran-, sste steh langweiiesie Es war W schrecklich einsam zumuthr. Die Ver wandten wollten nur immer was von ihr haben, so daß sie schon gar nicht mehr mit ihnen zusammenstimmen mochte. Sie wußte nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen follte. Anfangs hatte sie ein kleines Mädchen gehabt zur Be dienung. aber dann hatte sie es bald wieder abgeschafft. Sie machte ihr doch nichts recht, und sie mußte immer felbft hinterher fein und schelten. Vor allem blieb ihr dann nichts zu thun übrig. Nun arbeitete sie wieder allein, aber sie hatte leine rechte-Lust daran. Es wurde eigentlich bei ihr nie etwas recht schmutzig, so daß es sich kaum lohnte, rein zu machen; es machte ihr teinen Spaß. Sie iibelegte immer erst lange, was sie thun, und ob sie überhaupt etwas thun sollte. Essen kochen?. . . fiir sich so allein, das war eigentlich Unsinn. Bei ihren Verwandten und im Nestaurant schmeckte es ihr nicht. So ließ sie es meistens ganz nnd begniigte sich mit Laffee und ein paar Stullen dazu. Das war ihr Mittag. Früher hatte sie um fechs Uhr sriih schon gewußt, was sie heute zu thun hatte. Wenn sie jetzt um sechs auf ftand, wußte sie um acht vor Lange weile nichts anderes. als die Hände in den Schoß zu legen.’ Sie war so ge wöhnt, daß ihr gesagt wurde. was sie zu thun hatte, zwanzig Jahre lang hatte sie den Willen der anderen ge than, dafz sie jetzt leinen eigenen mehr hatte« Niemand war da, der sie lobte oder tadelte, siir sie selbst war ihr alles gleichgültig, sie konnte es thun oder auch lassen, bis sie es gehen ließ, und den Entschluß nicht fassen konnte, sich zu irgend einer Arbeit aufzuraffen. Sie blieb des Morgens im Bette, sah dem langen leeren Tag mit seiner Ein samieit entgegen und graute sich. Sie hatte teine Lust aufzustehen. während frinft das Klopfen des Bäckerjungen oder Yolles sie mit einem Satz aus ihrethiidchenbett trieb, und hastig einen Unterrock iiberzuwerfen und die Ihüt zu öffnen Jede Minute war eingetheilt gewe sen, jeder Tag brachte feine besonderen Aufgaben. Und die Kinder ließen sie gar nicht zur Ruhe kommen, daß sie manchmal nicht wußte, wo ihr der Kon stand. Jeßt vernachlässigte sie sich. raffte sich nur auf. wenn sie wußte, daß jemand von uns zu ihr lam, oder wenn sie sich auf den Weg zu uns machte· Bei uns in der altgewohn ten Umgebung vergaß sie dann alles und fühlte sich so sicher, daß sie nie et was sagte. Deßhalb erfuhr ich auch erft spät, wie es um sie stand. Und dann war es faft zu spät. Sie war ganz trant geworden, es schmeckte ihr nicht, sie war ganz melan cholifch, fchlief nicht mehr und fürchtete sich in ihrer einsamen Wohnung. Sie glaubte sich von Räubern und Mör dern verfolgt und war in einem sol chen Zustand der Haltlosigteit, daß sie alle Lust am Leben verloren hatte und das unglückselige Geld verwünschte, das ihr ein Zufall gefchentt hatte. Sie sehnte sich nach dem alten ge sunden Schlaf zurück. nach ihrer Ar beit, den von vorgeschriebenem Thun erfüllten Tagen, nach ihrem gefunden Appetit, den sie einst besessen, der gu ten Laune und vor allem dem steten Umgang und Beisammenfein mit an deren Menschen. Ganz gebrochen lam sie eines Tages zu mir, im Zustand völliger Willenlo sigleit. Keinerlei bestimmte Absicht führte sie zu mir. Erst während sie mir alles erzählte, tam ihr der Ge danke, wie viel besser sie es früher doch gehabt hatte, wie sie sich zurüctsehnte, daß irgend wer ihr oorfchrieb, was sie thun sollte, daß sie wieder gelenkt wurde und nicht allein die schwere Verantwortung auf sich zu nehmen brauchte, was sie mit der Endlosigteit Fiiåes jeden neuen Tages anfangen r- te. Troß aller meiner Bedenken hat sie fo lange, bis ich einwiltigte, daß sie wieder zu uns tam. Zufällig ließ es sich einrichten, und fchon nach acht Ta gen zog sie wieder zu uns, zur Probe, nur weil ich ihr helfen wollte, sich aus ihrem Zustande völliger Trübseligteit aufzuraffen ach taum drei Tagen war sie fest entschlossen: sie ging nicht wieder zu riiet in ihre Rentierenherelichteit. Nein, das war nichts für sie. Sie wollte blei ben. wohin sie gehörte, bei uns und den Kindern, solange wir sie nur behalten wollten. Ich hatte noch immer meine schweren Bedenken, aber sie sind bald zerstrekrt Lisbeth hat ihre schöne Einrichtuna längst verkauft, dafin schläft sie gut, hat ihren gesunden Appetit und ihre frohe Laune wieder gefunden, ist froh. daß sie aufs Neue weiß, wozu sie aus der Welt ist. Sie arbeitet wie ein Pferd und mit einer Lust, daß es eine Freude ist. Sie ist eben nicht zur Nentnerin geboren und zu alt, um noch umzulernen. Ein ganz anderer Mensch steht vor einein, die alte Liebeth. wie wir sie alle gekannt haben. Als sei eine schreckliche Last von ihr genom men, die Verantwortung, selber etwas zu wollen, allein einen Entschluß zu fassen. Mechanisch jeden Tag arbeitet sie, was ihr befohlen wird. vor jedem Neuen stritt sie wie früher und holt sich erst Rath. So lonnnt ec, daß tvir ein Mädchen im Dienst haben, das eine » recht ansehnliche Kapitalistin ist, dass ten Jahre na zu dreitaufend Mark zu verzehren nnd doch steh ist, dgk sie alle Mel-eite- tnaehen kann u W izu ihm neun iich sicut-nich todte- me I Mart hinzuverdienen da , in m Ivon Motgeni stiils bis denkt s t ? sich siir uns andere in selbstgewählter s Sklaverei abrackert. Die liefert-alte Chal. In einer Weinschenle in Edgetvare Noad in London haust ein schwarzes Schaf, das im wahrsten Sinne des Wortes als »schwarzes Schas« ich net zu werden verdient. Dieses s "l;eißt Nigger lNegeU und ist unge tvöhnlich groß und von unbekanntem Alter. »Ni«aaer« hat dem reinen Be getarianisinus entsagt und ist ein ledeiischastliclser Fleischsresser gewor den. Am besten inunden ihm Schop senlotelettes und Beessteals, aber in Ermangelung dieser Gerichte nimmt »Nigger« auch iiiii anderen Braten vorlieb, vorausgesetzt, daß sie gut und schmackhast zubereitet sind. Rohes Fleisch berührt er niemals. Die Bor liebe siir Fleischtost wäre noch nicht so schlimm s-— aber man denle uiid staune —»Nig»qer« ist Altoholiler und noch dazu in sehr bedenllichem Grade. Er ist auch qar nicht wöhlerisch, sondern trinkt mit gleicher Gier Bier, Schnaps oder Wein, so viel er nur bekommen lann. »Nigger« ist übrigens ein nicht zu verachtender Kenner eines guten Tropfens und zieht ein Gläschen Champagner jedem anderen Getränte vor. Das interessante Schaf ist in seinem Benehmen sehr ungenirt. manchmal geradezu grob. Bei-spürt es Lust, in der Schenle seines Herrn einen tüchtigen Schluck zu thun, so lsahnt es sich riielsichtslos seinen Weg durch die unilierstehsenden Gäste, bis es zum Schaiiltische gelangt, stellt sich dann aus die Hinterbeine, vosiirt die vorderen energisch aus die Platte des Scheinltisches und blöckt so lanae mit »so viel Nachdriicl, daß es möglichst schnell bedient wird. Erhält das Schaf ein Glas Whisln, so schlür tes das Getriiiil gierig aus und fleißt dann niit sichtlichem Behagen etliche letaisrnehl-Cales. Wenn einer der Gäste dem Schafe ein Zigarrenetui htnreicht, so ist das Thier hoch er freut, doch glaube nur Niemand, daß »Nigger" etwa raucht, nein, er frißt die Zigarettem mitunter gleich ein halbes Dutzend aus einen Sitz. Mr. Mumstead, derSchaniwirth, protestirt auf das energischeste dagegen, daß »Niggers« Charakter bei ihm so ver dorben wurde, und behauptet, daß das Schaf. als er es vor einem Jahre einem Fleischhauer abkaufte, schon mt all’ den schlechten Eigenschaften behaftet gewesen sei. Das lasterhaste Schaf ist feinem jetzigen Besitzer sehr zugethan und folgt ihm auf Schritt und Tritt im ganzen Hause wie ein treuer Hund« ROH Die grosse Uhr von tut-. Die astronomische Rathhausuhr in lllm, die zu den tomplizirtesten und schönsten Uhrwerlen der Erde gehört und im Jahre 1580 von dem berühm ten Straßburger Meister Jsaat Hab recht verfertigt worden war, ist wic »derhergestellt worden« Die Nestauri s rung ist ein Wert des Ulmer Thurm iuhrensabrilanten Hörs, der die mäch i tige Uhr in ihrem äußerlichen Glanze Iwieder erstehen ließ nnd zugleich das Gangwert mit seinen stannenswerth reichen astronomischen Beziehungen in Betrieb setzte. Aus zwei gewaltigen Zisferdlättern, von denen das große wieder eine ganze Reihe von Ringen aufweist, ist die mitteleuropäische und die mittlere Ortszeit abzulesen. r ner werden der Umlauf des Thier treisringes, die Bewegung der Sonne, die verschiedene Dauer der Monate, Sonnenauf- und -Unter ang, Son nen- und Mondsinsterni e und zahl reiche andere siderische und astronomi iche Erscheinungen angezeigt. - sectenduegisches. Jm Merllenburger Lande besteht noch mancher alte Brauch, der in die Gegenwart nicht mehr himinpaßt, aber trohdern noch sorgfältig ein halten wird. Jn Wismar he ie n z B. Rathsherren und andere zädtii sehe Angestellte net-en ihrem ehalt verschiedene Naturaleintiinftr. Bei der dortigen Stadttämmerei erhält jedes Nathsntitglied von dem u Wis mar gehörigen Erbpachthofe Inm Tusen jährlich zwei lebende fetteGänse nd oon den drei bäuerischen Erb pächtern zu VorsWendorL einem an deren wiginntilchenGute, einen Hosen. Das Wigcnarer »Bäckekamt«, die Böckerzunfi, muß am Charfreilag den sinnlmereiherren sowohl wie den Pro viiorem Deputirten nnd dem Selretär der Käinmetei sogenannte Reihen femmeln und außerdem zu Weihnach ten tsen Rätlien der Lämmer-ei Kriti .gcl und Rucken liefern. Weiterhin empfangen die sog. «Hebnngen« auf Grund noch bestehend-er Stiftungen Reiheniemmelm Stollen, Holz und Wein für ihre Beamten. Der Bitt Haerauöichuß in Witz-nat wollte viele iBräitche, die ich ja lönglt überlebt starben, ablchassen und wünschte vie Umwandlung dieser Natur«-Einkünfte Fin Gelvzahlunaem die in die Stadt flasse fließen sollten. Der Stadtmth Hhat dies aber, wie die Köln Zig.« -inittheilt, abgelehnt. da die Betheilig ten ibke Zustimmung nicht gegelen glichen Syw Wenn ein tricher Mann die Ueber «3eugung gewinnt, daß ver Reichthusn ein Fluch ist« dann braucht et nicht lange nach der Abhiilfe zu suchen; ei neni armen Mann dagegen, der den fluch der Armuth erlernen Eät es M, iein Schicksal zu wen