Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 31, 1905, Sweiter Theil., Image 13

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    Ver billige Einkauf
humoristische Skizze von Lisbeth Dili.
Frau Anna hatte entdeckt, daß in
ihrem sunlelnagelneuen Haushalt
noch eine Kleiniskeit fehlte: ein Por
zellanbtettchen, um Wurst aus dem
Frühstückstisch darauf zu schneiden.
Sie hatte einmal ein solches bei
Frau Btedow gesehen, die sehr stilooll
eingerichtet war, und sie mußte auch
ein solches Brettchen haben. Weiß
mit blauem Zwiebelmuster, genau so
wie das von Frau Bredow.
Hans stand schon seit einer halben
Stunde bereit, diesen Einkauf mitzu
machen, zwischen Thür und Angel, er
tlemmte resignirt den Stock zwischen
die Thürössnung, und sah zu, wie
Frau Anna vor dem Gangspiegel
ihren rothen Hut aufsetzte, an der
Federboa rückte und so weiter --— er
kannte das schon: »Ich komme gleich.
Noch eine Selnnde, Hans, ich muß
noch einmal schnell dem Mädchen et
was sagen —« Sie lies noch zurück.
Auch dieses kannte er und so stieg er
einstweilen die Treppe hinab. -
Als er aus der Strxtße war, kam sie
endlich eilig hinter ihm her. »So.
halte meinen Schirm einen Angen
blick und sitzt mein Hut auch ant?
Dann wollen wir gehen, SchatzP
Sie nahm seinen Arm.
»Wohin willst Du mich eigentlich
heute schleppen, Anna?«
»Eincn kleinen Einkauf machen.«
»Schon wieder? Aber ich dense,
Du hast doch Alles-P
»Gewiß, aber kein Porzellanbrett
chen, um Wurst daraus zu schneiden.
Das muß ich unbedingt haben. Frau
Bredow hat auch eins, und im Welt
haus sind sie stti;"tbar billig
»Welti;aus?« sagte Hans nnd blieb
stehen«
»Du willst doch nicht im Ernst im
Welthaug Porzellan eirikaufenZ«
»Warum nicht? Alle Damen gehen
jetzt dorthin, nirgendwo bekommt
man so billige Sachen wie dort,
und
»Jn’s Welthaug geif ich nicht,« ers
tliirte der Gatte energisch· »Da
kriegst Du mich nicht mit hin « aus
teinen Falls ——«
»Aber, Hang! Sonstwo sind sie viel
theurer!«·
»Jn jedem Porzellangeschäst kriegst
Du solche Dinger.«
»Aber nicht so billig wie im Welt
haus. Frau Bredow hat sie auch nur
dort bekommen ——-«
»Ich gebe aber nicht in dieses Lo
lal. Litber bezahle ich eine Mart mehr
siir ein solches Ding!« Er blieb miide
stehen.
,,J1n Weltbaus tostet das Brettchen
noch nicht einmal eine Marl,« trium- s
phirte Frau Anne und ging weiter.
»So komm doch, Hans, mach doch
kein solches Gesicht, wir sind ja gleich
da, und du sollst einmal sehen, wie ge:
schickt ich im Einlausen bin.«
Sie bat und beschwor und zog ihn
am Aermel weiter, und schließlich wa
ren sie dor dem Wellhaus angetoms
men.
»Wozu ihr Frauen einen Mann
nicht herumkriegt.« seufzte Hans,
während er das ,,Weltt)aus« betrat.
O Es war ein Menschengedriinge im
Parterre, um Ladentasse und Patri
ausgabe standen die Leute dicht ge
drängt, Frauen mit Körben schoben
sich bahnbrechend durch die Menge,
Kinder schrieen und in den Ecken zanls
ten sich die Ladenmiidchen.
»Ist das hier immer so?««
»O nein, Haus« nur an Sonnaben
den!'«
»Werden Sie schon bedient?«
Ein schwarzloctiger. junger Mann
stand vor ihnen. Frau Anne zwängte
sich zwischen zwei Frauen durch und
erklärte
,,Ein Porzellanbrettchen mit Zwie
belmuster, um Wurst daraus zu
schneiden.«
Der junge Mann verstand nicht ——
er horchte dabei nach den streitbaren
Ladenmiidchen hinüber. Sie mußte
ihren Wunsch noch einmal lsersagen
»Porzellan? Zwiebeln —- oder
Wurst? Aber wir führen teine Le
bensmittel. -—— Wie meinen Sie?
Brettchen? Ah so, Brettchent Brett
chen zwei Treppen hoch, meine Dame."
»Wear Sie schon bedient?« fuhr
der Jüngling fort. Aber Hans knur
inelte blos etwas Unhöfliches.
»Sieh doch, Hang, die billigen
Handschuhe ich hätte Lust «
»Um Gotteswillem Anne, nur das
nich-t!«
Sie stiegen die Treppen hinaus.
»Aber sehr billig find sie doch!« be
harrte Frau Anne.
Eine Verkiiuferin kam ihnen ent
gegen: »Werden Sie schon bedient?«
Frau Anne hielt die lange Rede
von dem Porzellan, der Wurst und so
weiter.
»Ein Brettchen von Porzellan?
Porzellan ist ab:r uur im dritten
Stock. Hier sind nur Ovlzwaatem
Bitte, drei Treppen hoch. Sie können
aber auch den Fahrstuhl benutzen.
Dier, bitte, gleich rechts, meine Da
me —
Frau Anne zögerte noch. Ihre
Augen hatten eine blaue Schürze ent
deckt, vie ihr Wohlgefallen erregte.
»Sieh mal. Schuh —-— die Schürze,
die dort drüben hän t! Jst die nicht
billig? 50 Pfennig Jch könnte sie
kaufen ——· -«« .
Du willft doch nicrt etwa —«'
»Nein --— nein — aber ich lönnteZ
sie Mine mitnehmen —"
»Man kann’s auch lassen,« meinte
Hans und strebte energisch der Fahr
stuhlgegend zu. Aber die blaue
Schürze war zu verlockend ——-- »Und
furchtbar praltifch!«
»Ja furchtbar —-— aber in Gottes
Namen! Nun komm endlich!«
Die Schürze wurde noch zusam
mengewickeslt, in ein Körbchen gelegt,
»F das Körbchen nahm diesVertäutes
rtn an sich, und sie und Frau Anne
wandelten der Kasse zu. »
»Herr meines Lebens —! Wohin
denn nun schon wiedert«
»Ja —— Hans — ich muß sie doch
auch bezahlen -—-!«
»Hier die Kasse —— bitte rechtg -—!«
sagte das Ladensräulein. Sie muß
ten wieder an den Holzlösseln und
Brettchen vorüber zur Kasse, wo die
Leute gedrängt und geduldig warte-«
ten. Die Kassirerin las den Zettel
— stempelte ——- lnipste —-- rollte mit
der Maschine —-- zählte Geld.
,,Hans, bezahle Du schon —s- 50
Pfennige. Jch habe dort hinten wun
dervolle Vorhänge gesehen.«
Hans schob schweigend seinen
Schirm unter den Arm und holte die
Börse, als hinter ihm der Rus: »Ach
tung, bitte!« erscholl. Ein Patetträ
ger mit Hutschachteln, der voriiber
wollte.
Hang wandte sich um. Es gab ein
Klingen und Klirren —- hinter ihm
aus dem Boden zerschmetterte Glas
scherben.
Er hatte mit dem Schirmende die
Etagere mit Gläsern leer gesegt.
Die Aufmerksamkeit der Umstehens
den wandte sich ihm !zu. Frau Anne
war längst verschwunden ----- dort drü
ben, wo sich ein Menschenauflaus um
»Gelegenheitgläuse« gebildet hatte,
winkte ihr rother Hut.
Der Jüngling von vorhin tauchte
plötzlich vor ihm aus. Er bedauerte
sehr s— er zuckte die Achseln, Ein
Mädchen lag die Scherben aus. Eine
Frau aus der Menge machte vermit
telnde Vorschläge- « Aber Hans be
zahlte, ,,8 Gläser pro Etlict ZE- Pfen
»Id
Er lächelte grimmig
Frau Anne erschien am Fahrstnhl
und winkte —- ihre Augen leuchteten.
Was hatte sie nicht alles gesehen dort
bei den »Gelegenheiten« —- Spiegel
mit Kerzenhalter —- sabelhast billig.
und Stores -—-— gestickte Erbstüm
—- rein geschenkt, sie hatte sofort einen
genommen, obwohl sie ihn jetzt gerade
nicht brauchte, und zitriickgesetzte Re
genschirmei »Nicht wahr, Du hast ja
einen Regenschirm? Gott sei Dankt«
Sie betrachtete nochmal die blaue;
Schürze, während ex von dem Unfall«
Bericht erstattete. »Was siir Gläser?
Hast Du Glaser gesehen? Sehr bil
lige, wie?« «
»Gesehen? Nein. gesehen habe ich
sie nicht, aber heruntergeschmissen,«
----— sagte er, aber Frau Anne’s Ge
danlen waren noch bei den »Gelegen:
heiten.«
Jm dritten Stock stiegen sie auH bei
dem Porzellan.
»Hier scheint der Betrieb weniger
heftig zu sein, als in der Gegend der
holzbrettchen —s-« meinte Hans.
Es waren in dem großen Raum
nut ein paar Frauen, die einen ziem
lich zwecklosen Handel wegen eines
Subpentopses mit der gelangweilten
Vertöuserin hatten. In der Ecke am
entgegengesetzten Ende standen zwei
Vertäuserinnen und aszen ’etwas.
Frau Anne ging ihnen entgegen.
«Werden Sie schon bedient?«
Frau Anne’s Rede von dem Porzel
lanbrettchen ging an seinem Ohr vor
über wie ein gewohnter, liebgewonne
ner Schall.
»Werden Sie schon bedient, mein
Herrs«
»Nein,« sagte er laut.
»Sie tvünschen?«
»Ich wünsche überhaupt nicht5,« er
klärte er unhöflich und blieb stehen.
Die Vertäuserin verließ ihn sichtlich
erstaunt.
Aug der Ferne wintte jetzt Frau
Anne. Er durchmasz mit langen;
gleichgültigen Schritten die Räume,
immer gefolgt von der Verläuserin.
»Als ob man stehlen wollte -——-«
Frau Anne hatte gefunden, wag sie
suchte. Zwar war die Auswahl hier
nicht so gewaltig, wie sie aebofft —
und es war auch nicht das «gan«z echte
Zwiebelmuster«, aber es war das
Porzellanbrettchen, um Wurst darauf
zu schneiden dasselbe, das Frau
Bredoiv hatte Anne hatte die Wahl
zwischen einein mit abgestoßenen Eck
chen —— und einem mit »unrnertlichem
Fehler —-«· Sie betrachtete sie lange
und liebevoll. Dann hatte sie ge
wählt. «
»Weißt Du, Hans, ob das Eckchen
Mine abstiißt oder obes schon gleich
daran fehlt » das ist doch ganz
gleich ----«, erklärte sie, während sie der
Kasse zugingen, um zu bezahlen·
»Und um 90 Pfennige hat sie es
mir gelassen
«So?»
»Und daß es das »ganz echte Mu
ster« nicht ist, schadet nichts. s-— Wol
len wir gehen oder fahren? Oder
willst du noch etwas hier ——- du sahst
dich so um —«« -
»Was läuft denn die permanent
hinter mir ber?« sagte Hans gereizt.
»Aber Hans -—--— Sie bringt doch
das Porzellanbrettchen —-—«
»Jetzt tomnr’ endlich! Willst du dir
now eine Trotnncl im fünften Stock
tausen oder soll ich wegen eines billi
gen Hosentnopss in den Keller fah
ren? Nicht? Dann also thu mir den
einzigen Gefallen, Anne, und laß die
billigen Haarnadeln und die entsetzli
chen Handschuhe und kommt«
»Gleich —- gleich -—— jetzt noch unten
zur Kasse! Und du nimmst dort das
Patet an dich ——— es wird eben ver
packt ——— hier die Zettel —- so —-- ich’
muß nämlich unbedingt dort einmal
den großen Teppich sehen.« -
Sie war verschwunden —— das
Menschengewiihl trennte sie. i
Hang trat an das Gitter heran,!
hinter welchem ein Mädchen Patete
verschniirte nnd zupactte.
Es war ein wahrer Sturm auf die
Paietr.
Endlich iam auch er an die Reihe
Ein Palet wurde ihm eingehändigt
— er nahm es an sich.
,,Jeyt sind wir fertig!« sagte Frau
Amte mit einem letzten Blick nach dem
Teppich.
»Gott sei Dani,« athmete er aus.
Sie ging neben ihm her und blau
derte vergnügt.
»Na, war’g denn so schlimm? Ich
habe das Brettchen doch jetzt! Und
Mine wird sich freuen —- iiber die
Schürze weißt du —-— Und das Store
iann ich vielleicht später einmal brau
chen, wenn wir umziehem laß das
Brettchen aber nur nicht fallen —
Hans!«
»Ach, wo werd’ ich denn!«
»Du trägst wohl nicht gern Pa
iete —- ?«
»O doch! Mit besonderer Vorliebe
dies aus dem Welthau5!«
»Mach’ kein Gesicht —-— Schatz —
wir sind ja gleich zu Hause aber
heute Abend bei Thee --—- aber eg
sieht so merkwürdig dick aus —
Si, befühlte das Patet in seinem
Arm.
»Du wirst-doch nicht etwa ein sal:
ichs-« --— ?«
»Natürlich natürlich
»Ich meinte ja nur «
4
st- e- si
Zu Hause.
Noch in Hut und Mantel, setzte sie
sich aus eine Stuhlkante, schniirte den
Bindfaden los — wickelte das Papier
aus, sie konnte das Brettchen gar nicht
schnell genug heraus-kriegen —— sie zog
und zerrte. «
»Han5!« rief sie ins Nebenzimnien
Eis klang so kläglich.
»Na? Was ist los?«
,,Hans --— dag- ist ja -s-— das ist ja
gräßlich —.«
Er erschien unter der Portiere.
Frau Anna saß mit verdutztein Ge
sicht da nnd hielt in ihrem Schooß eine
Wurzelbijrste nnd sonst nichts.
»Hans,« stöhnte sie. Aber der ging
im Zimmer lin nnd her und tobte vor
Lachen. »Das Portellanbrettchen, um
Wurst daraus zu schneid i! ! l«
»So seid ihr Männer!« sagte Frau
Anne, als sie sich einigermaßen gefaßt
hatte. »Das ist nunv eure vielge
rijhmte geistige lleberlegenheit!« Dabei
könnt Jhr nicht einmal ein Patet rich
tig abholen, wenns gilt!«
«-.-——
Was Künstler und Gelehrte
wagen.
Stizze ans dem Leben der Gegenwart
Von A. O. Rlaußmann
Der tragische Tod, den der berühmte
russische Maler Wereschtschagin an
Bord des in die Lust geslogenen
Kriegsschisseg »Petropawlowst« vor
Port Arthur gesunden hat, erinnert
daran, wieviel Hunderte von Männern,
leuchtende Größen der Kunst, Wissen
schast und Technik, ihr Leben ans das
Spiel gesetzt haben, um Studien zu
machen nnd künstlerische oder wissen
schaftliche Erfolge zu erreichen.
Der ohne Ueberlegung Urtheilendc·
ist nur zu sehr geneigt, zu sagen:
»Wenn solche Leute verunglücken, so ist ,
es ja ihre eigene Schuld, sie haben est
nicht besser gewollt!« Aber wer so nr
theilt, vergißt, daß diese Männer nicht
aus Ueberninth oder Eitelkeit so ge
fährliche Dinge unternahmen, sondern
gezwungen von dem Forschunggtrieb,
den die Natur nun einmal in ihre;
Seele gelegt hat. Ohne dreien Triebs
wäre ja auch die Menschheit in ihrer!
Kultur heute noch weit, weit zurück. "
Tausende von Opfern, unter ihnen
die hervorragendsten Männer aller Na I
tionen, hat der Forschungstrieb schon
gefordert. Man denke nur an oie vi-:
len berühmten Reifenden, die bei der
Erforschung unbekannter Länder ihr
Ende gefunden haben, und von denen !
keine sichere Kunde jemals wieder zu
uns gedrungen ist. Andere aber sind
auch glücklich zurückgekehrt und tonn
ten iiber ihre merkwürdigen und hoch
interessanten Erlebnisse berichten.
So hat Wereschtschagim dessen wir
bereits Erwähnung thaten, wiederholt
bei seinen malerischen Studien um sein
Leben tämpseu müssen. Er schloß sieh
iu den Sechzigerjahreu der asiatischen
Expedition des General-Z Kaufmann
an und machte auch den rusfisch-türli: l
schen Krieg mit. Wiederholt mußte·
er zur Flinte greifen, um sich zu ver
theidigen; er hat Belagerungen und
eine Menge Gefechte ausgehalten, nur
urn jene Studien zu machen, die er
dann zu seinen berühmten Gemälden
benutzte. «
Ein anderer Maler, der durch seine
Kriegszeichnungen auch unseren Lesern
wohlbekannt fein wird, Caton Mond-s
ville, iit während der Kriege in den«
Jahren 1878 und 1883 nnd während
des Vurentriegeg wiederholt mehr oder
weniger schwer verwundet worden,
weil er sich immer in den vordersten
Linien aufhielt, unt hier die genaue
sten Studien zu machen. Er hätte im
gegenwärtigen russisch - japanischen
Kriege beinahe seinLeben verloren, weil
er an sehr gefährlicher Stelle platztnde
Granaten flizzirte, Um ein höchst na
turgetreues Bild zu erhalten.
Großen Gefahren setzen sich die Ge
lehrten aus, insbesondere die Aerzte
und Forscher, die in Laboratorien ar
beiten. Kurz hintereinander ist durch
Arbeiten mit Pestbazillen sowohl in
Wien wie in Berlin ein Forscher dem .
schrecklichen Tode durch die Pest ver-»
fallen. Aerzte, welche Heilmittel er-?
fanden, haben sich Krankheiten selbst
eingeimpft, um diese Heilmittel zu er- .
proben, nnd viele von diesen Experi
nienten sind tödtlich verlaufen.
Heute noch opfern Dutzende von me
dizinischen Forschern Leben und Ge-:
sundl;eit in der Bekämpfung der ge-;
fürchteten Tropentrantheit, der Ma-!
laria. Deutsche, englische und fran-;
zösisckse Forscher sind allenthalben in.
den Tropen beschäftigt, genaue Nach- »
forschungen dariiber anzustellen,in Ivel- ;
cher Weise der Keim des Ajialariafie:s s
berg durch Moslitostiche ans den Men- «
schen übertragen wird. In der römi
schen Campagna, die ja betannt ist
durch ihre Siitnpfe und die darin hau
senden Mostitog, haben zwei englische
Forscher monatelang in einem Hause
eingeschlossen gelebt, dessen Fenster so
dicht vergittert waren, daß kein Mog
tito eindringen konnte. Die Forscher
haben nachgewiesen, daß sie inmitten
der furchtbarsten Fieberfiimpfe gesund
blieben, weil durch die Stiche der Mos
titos die Malaria auf sie nicht über
tragen werden konnte.
Der englische Professor Garner hat
sich seit vielenJahren damit beschäftigt,
die Laute zu ftudiren, vermittels wel
cher die Affen sich untereinander ver
ständigen. Er hat festgestellt, daß diese »
Thiere in der That eine Art Sprache
besitzen. Er hat das Geschnatter der
Affen mit dem Phonographen aufge:
nominen und die Töne, die aus dem
Phonographen lamen, wurden von den
anderen Affen thatsächlich verstanden,
wie sich aus dem ganzen Gebahren der
Thiere ergab. Endlich hat der Ge
lehrte mitten in der afritanifchen
Wildniß sich einen Käfig erbauen laf
fen, der auf Pfählen stand und dessen
Wände aus Drahtgittern gefertigt wa
ren. Gedeclt war dieser sonderbare
Käfig mit Palmenblättern, gleich den
Hütten der Eingeborenen Jn dem
Käfig hat Garner monatelang Nacht
fiir Nacht zugebracht; gräßliche
Schtviile und furchtbare Wollenbriiche,
die Stiche der Mogtitog und die
schwersten Fieberanfälle hat er aung
halten, um mitten in der Wildniß bei
Nacht die Laute der Thiere zu studiren.
Wiederholt war er in Gefahr, von wil
den Bestjen, trotz des Drahttäfigs, in
dem er faß, zerrissen zu werden.
Johnson ein englischer Gelehrter,
hat den Nachweis zu führen versucht,
daß auch die wilden Thiere den eigen
thiimlichen gelben Fleck im Auge haben,
der unter dem Namen Macula lutea
in der Wissenschaft bekannt ist und dcsr
fich nach den früheren Annahmen nur
beim Menschen vorfinden sollte. John
son hatte ek- sich in den Kon gesetzt,
die mildert Thiere vermittelst Augen
spiegel und anderer Instrumente zu
beobachten. Er mußte dazu aber ganz
dicht an die Thiere herankommen, und
zwar mußten die Untersuchungen im
Finstern gemacht werden, während ein
Licht, durch welches der Augenfpiegel
beleuchtet wurde, nur hinter den Thie.
ren brannte. Der Gelehrte suchte sich
durch vorgefchobene starke Drahtgitter
aegen Verletzungen durch die Lhiere zu
schützen, doch tani er trotzdem nicht
ohne Vermundungen davon. Löwen,
Tiger, Bären, Wölfe, Elephanten und
Schlangen bat er’monatelang unter
beständiger Lebensgefahr beobachtet,
und auf manches ungeberdige Thier
mußte er viele Tage Verwenden, big es
ihm gelang, seinen Zweck zu erreichen.
Daß Ingenieure und Erfinder ihr
Leben wagen, geschieht täglich. Das
Publikum erfährt aber nur davon,
wenn einmal eine große statastrophe
eintritt. Auch die Techniker, die mit
Explosivsloffen erperinrentiren, sind
in beständiger Lebensgesahr, und schon
Hunderte von ihnen fanden einen
schrecklichen Tod. Wie viele Opfer ha-:
ben ferner die Versuche mit lentbaren
Luflballong in allerletzter Zeit gefor-»
deri!
Vor kurzer Zeit wurde das fünfzig
jährige Jubiläum der Semineringbahn
gefeiert. Es wurde dabei auch an die
Thatsache erinnert, daß der Konstruk
teur der Bahn an der sogenannten
«Weinzetlellvand« in furchtbarer,
schiwindelnder Höhe an der Felswand
einen Viadukt konstruirt hatte. Als
das Bauwerk fertig war. wollte sich
kein Lokomotivführer entschließen, über
den Viadult zu fahren. Es blieb den
Jngenieuren nichts übrig, als selbst
eine Lolonrotive zu besteigen Und den
Leuten zu zeigen. das-, der Viadutt
völlig-sicher sei.
Ein ganz furchtbares Experiment
hat vor mehreren Jahren ein Englän
der Namens Meares gemacht, welcher
beweisen wollte, daß eine Brernse, die-T
er erfunden hatte, eine Lokomotive auf »
ganz kurze Entfernung zum Stehenf
bringen würde. Jn Lancafhire, einem f
der englischen Kohlenbezirte, wurdei
ihm eine leichte Lotomotive und einl
unbeniitztes Eisenbahngeteis für seinen
Versuch zur Verfügung gestellt. Man
rieth ihm aber zur größten Vorsicht,
denn das Geleise endete an einem Koh
lenschach«te, und wenn die neue Bremse
nicht hielt, stürzte die Lotomotive mit
dem Erfinder in den Kohlenschacht
hinein. Trotzdem erklärte der Techni
ter, er wolle öffentlich den Beweis lie
fern, daß er feine Maschine, die mit
80 Kilometer Geschwindigkeit in der
Stunde lief, auf wenige Schritte »zum
Stehen bringen würde. Eine unge
heure Menschenmenge hatte sich einge
funden, und als Meares mit seiner
Lotomotive unter vollem Dampfe
herangefahren kam, hielt ihn Jeder
mann fiir verloren. Aber seine Fremse
wirkte nnd die Maschine blieb zehn
Schritte Vor dem Eingange des Schach
teg stehen.
Ein Ameritaner Namens Bowser
hatte ein Rettunggboot erfunden, nnd
um die Zuverlässigkeit desselben zu be
weisen, hat er sich im Jahre 1884,
während er in seinem Boote saß,
vom Wasser iiber den berühmten Ria
garafall treiben lassen. Es geschah
dies, nachdem kurz vorher mehrere
Personen bei ähnlichen Versuchen einen
schrecklichen Tod gefunden hatten.
Bowser stürzte den Wasserfall hin
unter, verschwand, und alle Welt hielt
ihn fiir verloren· bis er endlich mit sei
nem Boot unversehrt wieder auftauchte
und an Land gezogen wurde.
Wir leben jetzt in der Zeit der Un
terseeboote, und zwar war es die fran
zösische Regierung, die zuerst sich mit
den Erfinder-n solcher Boote einließ.
Die Regierung war bereit, dem ersten
Erfinder sein Boot »Morse« sowie die
Patente abzutaufen, wenn er ein Ex
periment machen wollte. Jm Hafen
von Havre sollte das Boot in einer
Tiefe von dreillig Fuß auf den Mee
resgrund gebracht werden und hier
zwölf Stunden liegen, bis ei- an die
Wasseroberfläche kam.
Der Erfinder und seine Gehilfen
wagten sich in der Tbat in das Boot
hinein und ließen sich auf den Grund
des Meeres nieder. Sie litten entsetz
lich unter der Kälte, denn es gab na
tiirlich keine Möglichkeit, ein Feuer
anzumaclxem um sich zu erwärmen;
ie länger sie auf dem Meeresboden
lagen, desto schlechter wurde auch die
Luft, die sie einathmen mußten, da er
neute Luft ni t von außen hinienge
schafft werden onnte. Jn der letzten
Stunde lebten fie überhaupt nur noch
mit Hilfe von Sauerstoff. den sie in
Gummibenteln mit hinuntergenon1«
ner hatten und einathmeten.
Endlich waren die zwölf Stunden
vorüber, das Wasser wurde aus- den
Ballastbaffing gepuinpt, und das
Schiff stieg wieder enr Wafferober
fläche empor.
Ein anderer Erfinder hatte einen
Rettungsapparat erfunden, der aug
Gummi bestand, und dem, der diesen
Apparat anwandte, gestattete, mit dem
.halben Oberkörper aus dem Wasser
l«-erau«gragend, Tage lang zu schwim
men. Der Erfinder —--- ein Deutscher,
Namens Probst ---— hatte in dem Ap-·
»parat auch noch Taschen angebracht,
welche Trintwasfer, NalnunggmitteL
eine Signaltrompete, ein große-«- Mes
ser, uni sich gegen Haifische und an
dere Ungeheuer zu vertbeidigen, und
sogar Tabak und Streichbölzer ent
bielten. Um die Vortrefflichteit seines
Apparate-Z zu beweisen, blieb Probst
siebzehn Tage und Nächte im Wasser
und entging während dieser Zeit mehr
fach nur wie durch ein Wunder dem
Jude, der ibni besonders durch die
Llngriffe eines Haififd7e5 drohte
Uni die Vorziialichteit eines- von
ibm erfundenen Motor»uveiri1de5 zu
beweisen, hatte ein auftralifcher Er«
findet, Lockinge, erklärt, er wolle den
hohen Pentonpaß ini anstralifchen
Hortgebirge mit teinem Molor hinnn l
terfahren. Der Weg fiihrt an tiefen
Abgriinden vorbei, und an einer Stelle
niar der Weg nur zwei bis dreiFnsz
breit. Das geringste Verschen musite
Lockinge einen schrecklichen Tod brin
gen. Doch er lam gliicklich davon, denn
er stürzte unterwegs nur einmal an
einer ungefährlichen Stelle-.
Sein Leben verloren hat hundert
Jahre vorher ein Mann, Namens
Edgworih der im Jahre 1790 ein
Rad erfand, auf dem man mit einer
Geschwindigkeit von zwölf Kilometern
in der Stunde fahren konnte. Dieses
Einrad war entschieden der Vorgänger
der heutigen Fahrräder, und vielleicht
wäre die Welt schon sriiher mit dem
Fahrrad bekannt geworden, wenn nicht
der Erfinder bei einer Probe mit die
sem Einrad sein Leben verloren hätte.
lkr fuhr einen ziemlich steilen Hügel
aus seiner neu erfundenen Maschine
hinab und stürzte unten mit seinem
Rad in eine Kalkgrube, in der er ein
schmähliches Ende fand, bevor man
ihn wieder herausholen konnte.
—-——-. --.--—— «
Unsere jetzigen Dienstboten.
»Du hast also das neue Dienstmäd
chen, trotzdem es so schlecht kocht, doch
behalten?«
»Ja —- weißt Du, es photographirt
so entzückend; erst kürzlich hat es ein
mächtiges Gruppenbeild von uns ge
macht!«
Falsch verstanden.
»Sie haben Ihren Nachbarn einen
Affen genannt. Jch denke, Sie wer
den diesen Ausdruck als übertriebeu
zurücknehmen?«'
,,Stimrnt schon, Herr Schiedsrich
ter! Dös is noch ka Aff, bös is erscht
a Halboff!«
W
Offen«
Komponist (der von Räubern aus
geplündert wird): »Meine Herren,
machen Sie’s gnadig, im Grunde ge
nommen sind wir ja doch Kollegen.«
Durchs-spann
Vermittler: »Ein gefetzies Fräulein
ist die Partie, die ich Jhnen da em
pfehle, allerdings!«
Herr: »Wie lange sitzt sie dem
schon?«
Reverenzenwa
A.: ,,Denie Dir nur der Sekretär
Schreiber wurde aus dem Vegetarier
verein ausgestoßen, weil er Fi sehe ge
gessen hat!«
B.: ,,. nI und der Assessor Dürr
bein, weil er den Mitgliedern des
Ausschusses gegenüber zu viel-Rück
I«
grat zeigte.
Entfenticher Trauten
Dichterling: »Einen entsetzlichen
Traum hatte ich heute Nacht. Die
Post wollte meine Gedichte auch nicht
mehr annehmen!«
Passe-nd benannt.
Süffelt »Nicht wahr, das ist die
Klingel zur Wohnung Deineg On
kelg?«
Spund: »Jo; den besuche ich, wenn
ich Geld brauche!«
Siiffel: »Na, dann ziehe einmal
e ..Notl)leine!«
Ausreiehende Erklärung.
»Ich habe doch bloß eine Flasche ge
trunken, auf die Rechnung haben Sie
aber zwei sgesetzt.«
»Daran ist sicher wieder das angege
zeichnete Echo schuld, das wir hier ha
ben « «
Berufe-freudig. -
»Der Heirathsvermittler Müller
scheint mit Leib und Seele an seinem
Beruf zu hängen.«
»Das will ich meinen...im vori
gen Jahre hat er sogar ans Verschen
seine eigene Frau mit abgesetzt’«
——-e
Die thenere Gattin.
A.: »Wie geht es Ihrer Frau?«
B.: »Soweit ganz gut; aber ihr
Kopf macht ihr viel zu schaffen.«
A.: ,,Leidet sie an Migriine?«
B.: »Das gerade nicht, aber sie
braucht alle vier Wochen einen neuen
Hut.«
net-erstaunlich
Radsahrer («welcher' Gummiwaden
taufen will, zum Veriäuser): »O, die
sind annz natürlich; kürzlich hatte ein
lHerr, welcher die gleiche Sorte führt,
nach einer größeren Tour sogar Wa
dentriiinpfe darin bekommen.«
tssin Schlautops.
Bauer: »Guten Tag! Bei Ihnen
ist ja Schadenfeuer gewesen?«
Kaufmann: »Das stimmt —— bot
vierzehn Tagen.«
Bauer: »Und nun verkaufen Sie
die beschädigten Sachen viel billiger
als sonst ——- da möchte ich Verschiede
neg tausen.«
Kiaufmannx »Ja, es ist schon alles
verkauft.« «
Bauer: »So ——- schade ——— und
wann wird es denn das nächste Mal
so wag geben »
lssin seines Gefühl
Oerr tzum Freunde, der mit der
Tochter eineg Bankiers verlobt ist):
»Nun, wie ist Dir Denn jetzt, seit Du
oerlobt bist?«
Freund: »O, «arof).artig! Jsch sage
Dir, wenn meine Braut in meiner
Nähe ist, habe ich immer ein Gefühl,
cilsJ ob der lsteldbriesträger lämet«
lssin ilnaeo blind.
Mamaz »Aber Karlchem Du bleibst
ja so lange, nm den Brief siir denOn
tel nach dem Postamt zu tragen.«
Karlchem »Ja, ich bin auch nicht
aus dem Postamt gewesen, ich habe
ihn in den Briefkasten gegenüber von
seinem Hause gesteckt, damit er ihn
schneller betoinmt!«
Der unvollkommne Mann.
»Sie sind wirklich um Jshren Gat
ten zn beneidan wie unermüdlich und
selbstlog ist er nnd wie geschickt, —
Von seiner letzten Operation spricht -
man iiberall.«
»Da haben Sie ja recht, nieinMann
fliclt alles wieder znsmninen, aber den
kenSie etwa er nahe sich mal selbst
einen Knopf an ?«
scilvcrskliieltiinn.
Hausfrau: »Herr Süffel, Sie woll
ten uni 10 Uhr ausstehen, und jetzt ist
es schon 5 Uhr Nachiiiittags.«
Sijssel: »an, schon so spät? Da
will ich weint-schlafen damit es frü
her wird!«
Aus unseren Voltosrliulcsh
Lehrer: «Womng ist Dein Rock ge
lnacht?«
Schüler: »Aus Tuch.«
Lehrer: »Amt«-s wird das Tuch
geinacht?«
Schüler: »Aus Wolle.« .
Lehrer: »Woher kommt die Wolle?«
Schüler: »an Schafe «
Lehrer: »Vonlvelcheni Thiere hast
Du also Deinen Rock?«
Schüler: »Von meinem Vaterl«