Ecken-r schreibeka non O No.148.Jn« mein Braut stand hen ich arig toffe Zeit qehabt. Jch bm fv oft schon gelese, daß detBrautæ stand die schönste Zeit in den Lewe ron e junqu Mädche wär, ich denke das is doch vie Zeit wo der selige Schiller von sage duht: o daß se ewig grien bleiwe behi, —awwer ich hen nicks davon genohiißt. Jch hen mein Platz behalte wo ich gedient hen, aw wek Se mache sich gar iein Begriff vit, wie die Leut mich geiriet hen! Schasse hen ich müsse wie en Nicker un was hen ich for Riematts höre müsse! Wenn mich die Madamm eb veg zu ouhn gefragt hor, dann ot se gesagt: Sage Se awwer nicks hren Breidigam davon, sonst werd er mähd an uns; odder wann ich in den Stohr gemußt hen, for ebbes zu hole, dann sagt se: nemme Se awwer nit den billige Stoff, wo Sie emol juhse, wann Se verheirath sin un so sort un Se glauwe mich gar nit wie mich das geärgert hot. Jch hen’s alle Owend den Philipp verzählt; awwer der hot nor immer gesagt, ich sollt's «nit meinde. Es deht ja nit mehr lang dauern, dann dehts annerschter wer’n. So hen rch mich immer weiter schad rinire losse, awwer ich hen von Mor gens bis Nacht gemischt, daß der Phil komme deht un deht mich sage, mor e werd geheirath. Nit daß ich so treg sia sorö Heirathe gewese wär, awwer den Weg, wie ich getriet fm wor’n, hen ichs doch nit mehr lang stende kenne. Uss en schöne Dog th die Madamm gesagt, ich sollt das Behbie e wenig an die srische Lust nemme — wisse Se, mer hen doch auch zwei Kinner gehabt, wo ich den Gumpel un den Hannebambel hen mache müsse. Ich hen also das Behbie genomme un sin sort for en Wahl zu nemme. Jch sin so ebaut e Stund un e halb fort grwese un ben oss Kohrs an nicks an nerschter gedenkt, als wie an den Phi lirsps ich denke, das is so recht un das soll einiges Mehdche, un wann se in den größte Schafstopp verliebt is. Mit einem mol, hörn ich e serchterli ches Gehaller un besohr daß ich gesehn hen,w as die Mätter war, do hen ich’s ausgesunne gehabt: en Milchwage is iwwer mich gefahre un e Seckend spä ter hen ich do gelege un war unkon schiius. Das Blut is mich aus alle Anopplöcher komme un ich sin arig dehnscheres geinschert gewese. Se hen mich in e Haspittel geschleppt un dort hen die Dacttersch an mich erum ge montied un zu guter letzt hen ich meine Sienzes widder triegt. Do hen Ich dann auch zum erschte mol an das Bei-hie gedenlt. Mei Guttneß, was sin ich do verschrocke! Es hot mich auch niemand sage könne, was-Jus den Behbie geworde is un for lauter Fier ben ich en Nielaps kriegt, das meint ich hen ioidder mei bische Verstand - verlore· Zum Glück sin ich bald wid der zu mich komme un ich hen gesagt, wo ich hinbelange duhn. Mei Jnsche ries ware nit so schlimm wie ich ge denit ben; ich hen keine Bohns ge broche un es ware nicks wie Bruhscs. For den Riesen hen ich mich gehn der e Awwer verlange Se nor nit zu höre, was es gewwe hot, wie ich bei unser Madamm komme sin! Die hot nicks drum gewwe, was mich gehäp pend war; se hot nor nach ihren Beh bie gesragt un wie ich se gesagt hen, daß das an den Weg verzottelt gange war, do is se sascht trehsig gange. Se is in den Haus erum geronnt un hot Pehallert un hot mich bei die Woll riegt un hot mich in en unbeioachte Augehlick widder in mei Tschiets din sche wolle; do hen ich ihn awwer en Kick mit mein Hinneksusi gewwe, daß er den lange Weg hingesalle is. Jch hen gegreint, daß mich fascht mei Herz broche is un die Madamm hot ge agt, wann ich sie nit in leß denn no Teim ihr Behbie gewwe deht, dann deht se mich wege Mord im erste Grad oerhaste losse. O, ei tell fuh, ich sin in e schreckliche Posischen gewese. Wann nur der Philipp do wär, hen ich ge denkt, dann könnt der mich mehbie hel fe. Ich hen hardlie den Gedanke aus denlt gehabt, do hot die Bell an die Frontdohr gerunge un wie ich ussge macht hen, do is der Philipp do gewese un hot unser Behbie gebracht. Do hen ich awwer doch so häppie gefühlt, daß ich den Philipp um den Hals gefalle sin un ich denke, ich hen ihn wenigstens sitowe un serzig sisseö gewwe. Er hot verzählt, daß er grad vorbei gepäßt wär, wie die Piebels um den verbro chene Milchwage erum estanne hätte. Er hätt gleich unser Be die rietahneist un hat« hergebracht. Dann hen ich ihn alles verzählt, wie mich die Ma damm getriet hot un do is awwer der hilipp in die Rahfch tommet Jz dat of hot er gesagt, well, wart emol, die hre Klack will ich gwwer jetzt entol cksr. Mitaus e Wort zu sage, is er den Sittingruhm gekannt, wo die Madamm ra widder en Spell ge gabt het. r hvt gesaftt hier hen Se hne Ihr Behbie, es Z noch grad so gut wie neu. wann awtver ebbes dran verbroche is, dann sage S« nur, dann taus ich Jhne e anneres. Mei Braut hot mich ver iihlt wie Sie mit kumqange tin un as is wo ich die in ehe-« Er hot dann das Be hie kenne- gelegt un bot sich die a ine dumm etiielelt: un ich sage Jline, et bot se so verhammaifcht, daß ich ef freht war, et deht Kindlingwutt aus e mache. Jhr ganze Petriick is von den Kopp ekunner gefalle un se is so bahlhettet gewese, wie der Philipp jetzt is. Wie se schließlich in die Eck gelege bot wie e Difchräck, do hol sich ter Philipp den gnädige Herr getäctelt. Gusch, was hot er den awwer ins Blei gestellt! Un die Lengwiisch wo et da bei gejuhst hoi, die is fieks gewese. Well, so bei un bei is er auch mit den durch gewese un dann hot er zu mich gesagiz »Lizzie, pack deine Dots, jetzt gehst du mit mich un es werd jetzt ge heikaih· « Well, un den Weg is es kom me. Wann ich ane in mein nächste Schreiwebrief noch von unsere Wed ding verzählt hen, dann wer’n Se deni ich alles wisse, was Se w sse wol le. An den Daa wo mich der Philipp von meine Herrschaft fortgenomme hot, do hen ich e große Opinnjien von ihn kriegt; später Venn ich off Kohrs mein Meind getfchehntscht Mit besie Riegath Yours Lizzie Hanfftengel -.--—-. Stamm tu Grönlaulu Der Assistent am thanifchen Gat ten in Kopenhaben, Dr. Porsild, hat den Vorschlag gemacht, im westlichen Grönland eine bleibende Station für wissenschaftliche Untersuchungen zu errichten. Jnsbefondere empfiehlt er die bekannte Jnfel Disko, die vom siebzigften Breitengrad geschnitten wird. Dr. Porsild kennt die dortigen Verhältnisse infolge seiner Theilnah me an der Expedition von Steenstrup 1898. die er als Botaniter begleitete, außerdem von einer weiteren Reise nach Weftgrönland im Jahre 1902. . Man sollte nun meinen, daß eine biologische Station gerade in Grön- » land nicht viel zu thun haben würde, » weil dort das pflanzliche und thieri- s tche Leben durch das Klima sehr be- ! schrünlt wird. Die eigentliche Auf- i gabe würden die wissenschaftlichen Ar keiten dort darin zu sehen haben, daß s durch eine gründliche Nachforschung f nicht nur die heute lebendigen Pflan ;;en, sondern auch die sicher erhaltenen f Reste ausgeftorbener Pflanzen aufge- ; spürt werden würden. Dadurch aber würde zunächst eine Geschichte der gronländischen Flora geschaffen wer den, außerdem aber, was noch viel wichtiger ist, eine Aufklärung über die« arographifchen und llimatifchen Ver hältnisse jenes interessanten Landes in früheren Zeiten der Erdgeschichte. Auch ist zu bedeuten, daß durch eine ständige Station in Grönland manche weiter augfchauende Fragen über die aeographische Vertheilung der Pflan aen im Polargebiet und ähnliche ge löst werden tönnten. Für die Verwirklichung des Planes wird auch in Amerika Stimmung ge macht, indem der an der Stanford Universität in Californien beschäf tigte norwegifche Gelehrte Olsson-Sef fer in der Wochenschrift Science die Bedeutung des Planes ausführlich er ortert hat. Dieser Forscher macht be sonders darauf aufmerksam, daß es von großer Wichtigkeit wäre, außer der großen geologischen Station in Neapel. dem musterhaften Laborato- ! riurn in Buitenzorg und dem Wüsten- f laboratorium auch eine biologische» Station im Polargebiet zu haben, da- s mit alle Zonen der Erde an solchen E Arbeiten betheiliat wären. Die Ko-. tten der Errichtung der Station wer den auf nur 40,000 M. einschließlich der Anschaffung von Booten, Schlit ten, Zeiten, Instruments-m Büchern u. s. w. verrechnet, die laufenden Aus gaben auf etwa 12,0()0 M Diese Aufwendunan wird die dä nische Regierung wohl zu tragen ver mögen, ohne daß die an der Erfor schung von Grönland lebhaft interes sirten Aineritaner noch etwas dazu thun. Den Vereinigten Staaten würde dann das verdienstliche Werk isberlassen bleiben, die Arbeiten in Grönland durch Anlage einer wissen schaftlichen Station in Alaska unter etwa gleicher geographischer Breite zu ergänzen. Uebrigens ist die Südtiiste der grönländischen Jnsel Disko, wo dieStation vermuthlich zu liegen kom men würde, dadurch ausgezeichnet, daß sie die reichste Flora und üppigste Vegetation innerhalb des ganzen nördlichen Grönland besitzt. Sie ist überhaupt der nördlichste Punkt, wo alle verschiedenen Pflanzenformatio nen Grönlands vertreten sind ein schließlich der ausgestorbenen aus der Kreide- und Tertiiirzeit. Zudem ist eine treffliche Gelegenheit zur Erfor schung des arttischen Klimas »egeben, sowie zu Studien über das «nland eis, die Gletscher, Fiorde, Flüsse u.«s. w. Die Sonne bleibt im Winter et was über sechs Wochen unter dein Ho- ; rizont, und im Sommer herrscht ein ; noch längeckr und ununterbrochener s Tag. Die aus der Jnsel gelegeneOrt- » schast Godhavn ist der Mittelpuntti des Handels sür das nördliche Gefän land und steht in regelmäßi r Ver- » bindung mit Kovenhaåem so ß hier ! thatsächlich alle Vor dingungen siir eine erfreuliche Entwicklung einer wis- » senschaftlichen Anstalt gegeben wären. Tapser ist der Löwensieger, Tapser ist der Wettbeswingen Tavs’rer, wer sich sel st bezwang. I O O Wie die Depeschen vorn Krie Z schauplatze berichten haben die Ru en große Massen von rie smaterial ver brannt, damit es den åapanern nicht in die Hände fällt. ie miigen die Lieferanten sich ärgern, daß von den in Rauch ausgegangenen Waaren nicht mindestens- dre Halste an ihren Fin gern kleben blieb. Seine erste Liebe Novellette von Reinhold Ort m a n n. An der Reeling des Promenaden decks, über das der steife Nordwest be ständig einen Spriihregen feiner, sal ziger Gischttropfen blies, stand mit verschränkten Armen und tiefernstem Antlitz ein einsamer Passagier. Da plötzlich erklang hinter ihm eine jungendlich frische Mädchenstimme: »Hier also stecken Sie, Herr Doktor? Wenn Fräulein Hekzling wüßte, daß Sie lieber dem Gesang der Wellen als dern ihrigen lauschen —- Sie hätten es fiir immer mit ihr verdorben.« Jhr Lachen tlag wie das Anschla gen eines silbernen Glöckchens, und aus der hochgeschlagenen Kapuze ihres Re genmantels schaute ein süßes Schel mengesichtchen zu dem ernsten Manne auf. Der aber vermied es offenbar, »in das holde Mädchenantlitz zu blicken. Und es waren ein paar Selunden ber strichen, bevor er erwiderte: »Sie haben mich neulich gefragt. mein gnädiges Fräulein,« sprach er mit gepreßter Stimme, »ob es nur die Sehnsucht nach der alten Heimath sei, die mich nach kaum sechsjähriger Ab wesenheit nach Europa zurückführt. Ich bin damals der Antwort ausgewi chen. Heute aber möchte ich sie Jhnen geben —- vorausgesetzt, daß es Sie nicht langweilt, eine an sich sehr all tägliche Geschichte zu hören.« »Nein,« klang es leise. »Es lang weilt mich gewiß nicht, Herr Dottor!« Ein schwerer "Athernzug hob die Brust des Mannes. Dann sagte er: Es sind jetzt sieben Jahre. Ich hatte eben meine Staatsprüfung bestanden und war ais Volontiirarzt an einem Krankenhause beschäftigt Da ich mich fiir den Sohn eines reichen Vaters hielt, genoß ich das Leben in vollen Zügen und war nicht allzu ängstlich in der Wahl meiner Vergnügungen. So lud mich einer meiner Freunde eines Abends in eine lustige Gesellschaft, die wie er mir sagte, durch dieAnwesenheit einiger niedlicher Choristinnen ver schönert werden sollte. Die munteren Theaterdamen waren denn auch wirt lich gekommen; mir gefiel unter ihnen nur eine einzige, obwohl sie die stillste und zuruckhaltendste von Allen war Sie erschien mir damals als die Ver törperung alles weiblichen Liebreizes, so daß ich ihr vom ersten Augenblick an ein mehr als oberflächliches Inter esse entgegenbrachte Bald hatte ich erfahren, daß sie nur ans dem Grunde zum Theater gegangen war, um ihre tränktiche Mutter unterstützen zu tön nen, und das-, sie sich in ihrem Berufe sehr wenig glücklich fiihle. -Um es kurz zu machen: ich suchte ihre nähere Be kanntschaft, ich fand alle ihre Angaben bestätigt, und verliebte mich bald in sie mit der ganzen leidenschaftlichen Kopflosigteit eines vierundzwanzig jährigen Menschen. Sie erwiderte meine Zuneigung, da ich fest entschlos sen war, sie zu heirathen. Dann starb mein Vater, und es stellte sich heraus, daß er als armer,ja völlig überfchulde ter Mann aus dem Leben gegangen war. Alle meine Zutunftspläne wur den dadurch mit einem Schlage iiber den Hausen geworfen. Jch sah mich ausschließlich auf die eigene Kraft an gewiesen, und die Möglichkeit, ein ar mes Mädchen zu heirathen, erschien in unabsehbare Ferne gerückt. Aber ich wollte trotzdem nicht von meiner Paula lassen, und auch sie gelobte, auf mich zu warten. Obwohl man ihr ein vor theilhaftesTheater - Engagement an .bot, schlug sie es auf meine dringende Bitte aus und nahm eine Stellung als Buchhalterin an, wo sie vom Morgen bis zum Abend hart arbeiten mußte, um kümmerlich das tägliche Brod fiir sich und ihre tranke Mutter zu verdie nen. Jch aber entschlosz mich im Jn teresse unserer Zukunft, dem Rufe ei nes Verwandten Folge zu leisten, der in Amerika eine stark frequentirteHeils anstalt begriindet hatte. Wir schrieben uns Anfangs in den tiirzesten Zwi schenräumen. Jch schob meine Ant worten immer weiter hinaus, und end lich ——— Sie dürfen mich deshalb ver achten, Fräulein von Lingen —- end lich verstummte ich ganz. Jn Zwischen räumen von mehreren Monaten kamen noch einige bewegliche, fast verzweifelte Briefe Paulas. Dann ließ auch sie, von meiner Treulosigteit überzeugt, nichts mehr von sich hören. Das Band war zerrissen, und ich gestehe, dasz ich Anfangs nichts als Erleichterung da riiber empfand. Da —— es mögen etwa achtzehn Monate seitdem vergangen sein ——- wurde ich eines Tages zu ei nem sterbenden jungen Mädchen geru fen, das Gift genommen hatte, weites von seinem Geliebten treulos verlassen worden war. Nie werde ich den schreck Tichen Todeskampf dieses unglücklichen Geschöpfes vergessen.Als ich von ihrer Leiche ging, kam ich mir selbst wie ein Mörder vor; denn ich hatte ja an ei nein vertrauenden Wesen dieselbe Schändlichkeit begangen. Paulus Bild, das mehr und meyr nur dem jener Selbstmörderin zusammensloß, ver folgte mich. Und so kam es, daß ich mich nun selbst nach Deutschland auf gemacht habe, um sie zu suchen.« · Er war zu Ende, und das junge Mädchen, das ihn nicht unterbrochen hatte, verharrte noch immer in Schweigen Erst als er nach einer langen, drückenden Stille leise Und be slommen fragte: »Halte ich jetzt Jhre Achtung vertr — ren, Fräulein von Lingen2 Werden Sie künftig nur noch als an einen wortbriichigen Menschen an mich den .ien?« —-erst da erwiderte sie, sich ta pfer beherrschend, mit ihrer lieben, weichen Stimme: »,,Nein, Herr Doktor! Da Sie so schwer darunter leiden, und da Sie es doch wieder gut machen wollen, ver tdienen Sie auch Niemandens Verach tung. Möge es Jhnen vergönnt sein, sie wiederzufinden, die Sie suchen.« It- III st Der Dampfer war in Hamburg ge landet, und nach allen Richtungen der Windrose hin waren seine Passagiere auseinander gestoben. Ein Zufall nur hielt Frau von Lingen und ihre Toch ter noch fiir eine kurze Spanne Zeit mit dem Doktor Bernhard Waltemath zusammen. Sie waren im nämlichen-l Hotel abgestiegen und wollten erst am nächsten Tage nach entgegengesetzten Zielen abreisen. Den letzten Abend aber gedachte man gemeinsam zu ver leben, und die Damen hatten eine Ein ladung des Arztes zu einemBesuch des Theaters angenommen. Man gab ein Lustspiel, und schon bevor sich die Gardine hob, hörten sie um sich her von der Leistung der jugetidliclanieb haberin in der weiblichen Hauptrolle sprechen. Als Paula Wildt stand sie auf dem Zettel, und schon diese freu dige Bewegung, die bei ihrem Auftre ten durch den Zuschauerraum ging, ließ erkennen, daß sie der Liebling des Publikums sein müsse. Sie war im Sinne ihrer Rolle bis hart an das Proscenium vorgetreten, und der helle Schein der Rampen-Lichter fiel auf ihr hübsches,«jugendliches frisches Ge sicht. Da kam es wie ein unwillkürli cher Ausruf höchster Ueberraschung von Doktor Waltemath’s Lippen. Und als Ada, die an feiner Seite saß, sich» daraufhin nach ihm umwandte, sah sie, daß er todtenbleich geworden war und daf; seine Augen mit einem selt sam starren Ausdruck an der Schau spielerin hingen. »Um Gotteswillen, Herr Doktor, was ist Ihnen?« fragte sie leise. Er aber suchte nach ihrer Hand und flü fterte mit halb erstickter Stimme: »Sie ist es, Paula« — Ycun war auchAda von Lingen blaß geworden. Als der Vorhang fiel, war des Beifalls und der Hervorufe kein Ende. Namentlich ein kleiner, dicker Herr, der hinter dem Doktors saß, wurde nicht müde: »Frau Wildt! Frau Wildt!« zu schreien· Wie elettrisirt wandte sich Bern hardt Waltemath plötzlich nach ihm um. ,,Verzeihen Sie, mein Herr — ich bin hier fremd —-— und Sie würden mich zu Danl verpflichten, wenn Sie mir sagten, ob die Künstlerim die als Paula Wildt auf dein Zettel steht, vielleicht —--— vielleicht verheirathet ist?« »Natürlich ist sie verheirathet,« lachte der tleiue Dicke, ,,mit einem sehr wohlhabenden Kaufmann — und glückliche Mutter von zwei reizenden Kindern.« Nun applaudirte plötzlich auch der Doktor wie ein Berriickter. Ada von Lingen aber faß ganz still, mit strah lendem Gesicht Nie hatte sich Bernhard Waltemath bei einer Theatervorstellung so könig lich amiifirt, wie während der folgen-— den Aufziige des Stückes. Und als er nach beendeter Auffiihrung drau ßen in der Gardero den Abendman tel um Adaö Schult legte, flüsterte er ihr übermiithig in das rosige Ohr: ,,Welch’ ein Gliict, daß nicht Jede an verathener Liebe stirbt! Sie fah nicht aus-, alH ob sie mir noch nach trauerte nicht wahr? —- Darf ich morgen bei Deiner Mutter um Dich werben? Sie sagte nicht ja, aber sie sah ihn an mit einem so leuchtenden Blick, daß ihre lächelnden Lippen wohl stumm bleiben durften. ———. Ein Riefenhaggeen Der größte Bagger der Welt ist der von Schichau fiir die strieggflotte er laute Riesenbagger, der bei Wilhelrns haven die Jade, die durch Baggerun aen mit gewöhnlichen Baggern nicht ausreichend tief erhalten werden konn te, vertiefen soll Nach dem Bauder trage muß der Bagger in weichem Bo den 3600 Raummeter in der Stunde haben: er leistete statt dessen aber spie lend fünftausend Raummeter in der Stunde und schaffte im schweren Sandboden immer noch 3600 Raum meter fort. Statt H Knoten, die er vertragsmäßig bei voller Belastung und vollgepumpten Behältern fahren sollte, betrug seine mittlere Geschwin digkeit während mehrstijndiger Fahrt Zehn Knoten, wodurch die Leistung des Baggers sehr erhöht wird. «Dadurch vermag-er nämlich an einem Tage 24,0()0 Raummeter Boden aus dem Wege zu schaffen, wodurch bei 250 Arbeitstagen im Jahre eine Ge sammtleistung von sechs Millionen Raummeter entsteht. Es stellt sich da her der Raumrneter gesörderien Bo dens, selbst wenn man Verzinsung und Tilgung des ganzen Baggers rech net, aus kaum Z Pfennige für den Raumineterz die früher in den Häsen arbeiteten Bagger beseitigten durch schnittlich nur für 50 Pf.«den Raum meter Boden. Wie geschrieben wird, hat Schichau bereits eine große Zahl dieser neuen Bagger von verschiedenen Seiten in Austrag; es mehren sich na mentlich die Ansragen aus überstei schen Hasen. . — , Das Fest ver Mist-m i Kairo, im Januar. Alljährlich ? zieht eine Karawane, gefolgt von einer Ixzroßen Pilgerschaar, von Kairo, der ,,Siegreichen«, nach Metka, um der ,.Kiswia« und dem ,,Machmal« ein festliches Geleit zu geben. Die »Kis wa« ist nichts anderes als schwarze Tücher, die dazu bestimmt sin , die ,,Kaaba«, den vom Himmel gefal lenen heiligen Basaltstein, den die Mekiapilger so inbrünstig küssen, zu bedecken. Sie werden in jedem Jahre auf Kosten des türkischen Sultans neu angefertigt, aus der Zitadelle in Kairo geweiht und vom Khedive, sammt dem »Machmal«, einem hölzernen Schrein, dem Embleme der Souveränität, un ter besonderen Zeremonien dem Emir übergeben, der sie nach dem Heilig thum bringen foll. Heute Vormittag fand auf dem Midan Muhammed Ali der feierliche Akt der Uebergabe statt, und in sestlicher Prozession wurden die geweihten Gegenstände von dort nach der Moschee Saidna ’l Husseins übergeführt, wo sie einen Monat lang verbleiben. t Der Tag der Abreise ist wiederum I ein großer Fe ttag. Strahlend lachte die Sonne a wolkenloer Himmel. Feststimmung lag über der ganzen Stadt. Die Ministerien und alle öf fentlichen Anstalten blieben geschlos sen. Jn den Straßen, die Aegyptens Herrichter passiren sollte, flatterten an langen Masten roth-e Wimpel mit wei ßem Halbmond und Stern im Winde. Schon um VI Uhr war es kaum noch möglich, einen Platz in der Trank zu erwischen. Die Straßen, die nach der Ziiadelle hinaufführten, wogten von einer bunten Menge und zahllofen Kutschen. Aus dem großen Platze un terhalb der Zitadelle hatte das Publi lum Aufstellung genommen. Längs der Bürgersteige war aus Bänken eine Art von Tribiinen errichtet, und für einen Piaster eroberte ich mir mit mei nen Gefährten im buntesten Gewühl einen wenn auch ziemlich unbequemen Platz auf der holzgeschnitzten Lehne einer Bank. Sofort kamen wir mit den Umstehenden in’g Gespräch, und meine Nachbarin, eine freundliche Alte, lachte mich treuherzig an: »O Herrin, ich bin zwar keine angemessene Gesell schaft für dich, aber darauf tonnnt eS gar nicht an, wenn wir nur zufrieden . sind!« In freundlichster Weise gaben sie uns unaufgefordert Auskunft iiber l die Dinge, die da kommen sollten. Inzwischen hatte ich Muße, das anziehende Bild etwas genauer zu be .trachten. Vor mir die wuchtigen -Mauern der Zitadelle, überragt von tder ,,Alabaster-Maschee« Muhamed Hllisk Rings um den großen Platz Moscheen und zierliche Minarett5. Auf den Treppen, die nach den Mau ern der Zitadelle hinauffiihrten, auf den Rampers der Moscheen, auf den Dächern und originellen Holzgitter balkonen der Häuser, sogar auf den Bäumen hockten vergnüglich die far benfreudigen Tarbuschträger. Witz worte schtoirrten hin und her. Neben den zarten Vlondlöpfen der Töchter Albions tauchte das fast schwarze grinsende Gesicht eines Sudannegers auf. Einige Gesellen in blauen hund artigen Kitteln schienen mit dem Bronzeton ihrer Haut und dem braut nen, der Kopffornr angepaßten Filz käppchen lebendig gewordene Gestalten altäghptischer Wandmalereien. Da neben die vierfchrötigen Fellachen mit den hausgesponnenen schwarzen Män lteln und langen, weißen Kopftiichern Hinter uns vertrieb-en sich ein paar kleine Mädchen die Langeweile des IWarteng durchAbsuchen ihrer schwarz f braunen Köpfchen ’ Uns gegenüber schien ein Schön heitöwettbewerb unter einer Anzahl Haremsbewohnerinnsen ausgefochten Izu werden. Auf den Treppengeländern ’saßen die Bertreterinnen des zarten Geschlechts und ließen die Beine zu beiden Seiten herunterhängen. Un :ter dieser Auswahl von rosafarbigen Strümpfchen mit goldgestictten Atlas schuhchen, blauen und buntgeringelten, in Laelschuhen nach neuestein Pariser Schnitt fteclenden, wohlgeformten Fiißchen hätten die«Preigrichter ge wiß lein leichtes Amt gehabt. Manch eines der hübschen, sogar mit doldenen oder silbernen Spangen geschmiickten Beine ließ vermuthen, daß hinter dem unförmigen schwarzen Mantel und dichten Schleier ein gar niedlichesPer sönchen stecke. Jmmer bunter wurde das Bild.; Die Wasserträger konnten nicht genug « ,,rnaie« herbeischaffen, um die von dein dichten Staubgewirbel gänzlich ver durfteten Kehlen zu erfrischen. Kon fett-v und Brothändler boten ihre Waaren in Massen feil. Und dort ——— o Schreck und Graus! — fand sogar ein« Würjtchen»ver«tij«ufer»3iach Berliner All grossen Zusile chkllDUIMch weise herrschte geradezu innsterhaste Ordnung. Die Polizisten zogen wohl hier und da einein vorwitzigen Bengel mit ihren derben Stöcken einen Denk zettel über,aber niemand drängte sich vor, niemand sing Streit an. Trotz-: dem war die ganze Polizei aufgebotem sogar der oberst-e Polizeichef auf prächtigem Schimmel zur Stelle. Wa gen auf Wagen rollten heran. Die diplomatischen Vertreter verschiedener Länder, unter denen besonders der sehr prunlhast aussehende tiirtische Botschafter, Muchtah - Pascha, auf fiel, Europäer in eigenen eleaanten Equipagen oder Miethswagem vor nehme Araber in den prächtigstenKut schen nit voranlaufenden Kawasscn, geheinniißooll verschleierte Damen in geschlossenen Wagen, aus denen neben dem Kutscher der Eunuche nicht feli len durfte, von Soldaten eslortirte Pkcschaö in goldstrotzendem ordensbes säten Uniformen —- so ging es fort in endloser Reihe. Plötzlich sprengee W sein Polizeileutnant im Galopp er an —- der Khedive nahte. Spißre ter in feuerrothen, goldflimrnernden Uni formen ritten dem Galawagen voran, in dem noch drei Herren des Gefolges Platz genommen hatten. Der Khedive, ein noch jMendlichep hübscher, etwas behäbiger ann, mit dem landesüblichen Tardufch und breitem, grün-rothem Ordensband, grüßte freundlich die jubelnde Menge. »Unser Herr, unser Herr!" —- erscholl es von allen Seiten. Eine Salve von einundzwanzig Böllerschiissen begrüß te den Fürsten auf dem leider abge sperrten Festplatz. Die Truppen sa lutirten, und die Musik spielte die Nationalhymne· Nach ungefähr zwan zig Minuten eröffnete Militär den jseierlichen Zug nach Saidna l’Hus ern. Ausfallend schön, edel und wohlge pflegt sind die Pferde der Kavallerte, die Mannschaft ausgesucht große kraftvolle Gestalten. Ein Regiment in dragonerblauen Uniformen mit. breiten, weißen Läg-en weißen Gama schen, und mit grün-rothen Fähnchen geschmückten Lanzen sah deutschen Ulanen täuschend ähnlich. Die Pferde waren so geordnet, daß zuerst die wei ßen, dann alle braunen kamen. Welch lustiger Anblick, die schmucken, weiß besetzten Uniformen auf den feurigen Schimmeln und die im Sonnenschein funkelnden Lanzen! Nach der Kaval lcrie kam Artillerie mit-tadellos blan ten Schnellfeuergeschützen, danach Bergartillerie mit Maulthieren und zusammenlegbaren Kanonen. Hier aus Jnfanterie, stramme, gut einexer zirte Kerle in kleidsamen Unisormen mit aufgesteckten Bajonetten. Da zwischen verschiedene Musikkorvs. Da Plötzlich ein Funken und Gli tzern im Sonnenlicht — das »Mach mal« näherte fich. Unter einem pracht vollen, über und über mit echtem Gold gestickten Bald-nehm befand sich der mit ebensolchen Decken ganz verhüllte Holzschrein Das Kameel, das der hohen Ehre theilhaftig geworden war, die kostbare Last zu tragen, war eben falls auf’s prächtigste gezäumt und mit rothen, silbergesticlten Decken be hängt. Würdevolle Scheichs schritten ihm zur Seite. Jhm folgten noch siebs ebenso stattlich herausgeputzte Kameele, auf deren Rücken je ein al ter Scheich in gelbseidenem Festge wand und grünem Turban thronte. Während der Zug sich vorüber beweg te, ertönten seltsame pfeifende Bei fallsrufe von Seiten der Zuschauer, und ein jeder murmelte schnell ein Gebet. Nach dem ,,Machmal« kamen von je dreißig Mann getragene höl zerne Gestelle, auf denen, ähnlich wie auf Särgen, die siebzehn schwarzen Tücher ausgebreitet waren. Die er sten davon waren einfache glatte Stof fe, dann folgten mit Silber gestielte, dann mit bunten kunstvollen Arabes ten gezierte, die letzten waren mit Goldstictereien und vrunkhaften Qua sten völlig überladen. Den Schluß bildete ein grünseidener, silberflim mernder Baldachin, den ein vorneh mer Seheich gespendet hatte. Um dieselbe Zeit bewegte sich ein anderer Machmalgzug über den Mi dan, weniger prunkvoll und weniger bewundert. Und doch wurde hier das Sinnbild eines so erhabenen Herk schers getragen, daß selbst der Epigont Pharaos nnd der osmanisehe Sulta sich Vor ihm beugen müssen. Es war einer«jener flachen, rohen .Holzschreine, in denen, nur von einem Tuch verhüllt, die irdische Hülle eine-J Moglenis hin aus vor die Thore geleitet wird, dort hin, wo im heißen Wiistensande unge zählte, nanienlose Seltsaaren schlum mern, von denen nichts anderes zu be richten ist, alg daß sie alle Glieder ei nes einzigen gigantischen Körpers-, des Islam, waren. Und plötzlich war es mir, als hätte ich Vorhin dag- Symbol dieses großen Riesensterbeng gesehen, als trüge man den todten Jslam zu rück nach Meka der Stadt, von der ans sein Propbet vor 1300 Jahren einen großen Theil der Welt eroberte. H. Priifer. ——-·--.-—. Eine sranzöfische «Expedition, die den Südpol besuchen wollte, ist un terrichteter Sache wieder umgekehrt. Einen wohlthuenden Eindruck macht es indeß, daß die Rückkehr ohne ander weitige Hülfe erfolgen konnte und kein letitglied der Expedition mit dem Pla ne umgeht, Vorlesungen zu halten. si- e- »i Die Begriißung der Frau Chadwiet mit ihrem angeblichen· väterlichen Freund ist nicht so herzlich anggefals len, wie sie erwarten ließ. si- slc -t: Neue Zonnenfleele hat ein Profes sor der Astronomie entdeckt. Ewig wahr bleibt des Dichters Wort »Ob« lisebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen« L: si Eine Frau in Chicago hat ermit telt, daß ein Mann mit Speisen im Werthe von 9 Ecnts täglich aus-kom men kann. Mag fein »aber wieviel Innß der Mann dann trinken, um jene 9«CeiitI-Speisen zu vergessen? Il- Ik Il Esther soll also von Sarah Bern hardt ebenso dargestellt werden, wie es im Jahre 1689 gespielt wurde. Die göttliche Sarah ift zwar nicht mehr sehr jung, aber damals war sie doch gewiß noch nicht auf der Bühne. Dis st- It Der Vrivatfelretär Rullell Sage’s tat feine Zahlungen eingestellt. Seine Verbindlichkeiten betragen s77,00(), denen ein Vermögen von 8100 gegen » über steht. Hieraus ist zu ersehen, daß i der Herr Setretiir in der hohen Finanz lehrreiche Erfahrungen macht-.