Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 24, 1905, Sweiter Theil., Image 9
Nebraska staats- Anzejger Und Yerold z» szpspyH Mk « qu acht-: »Mehr« 24 Maczi905·(Zthh1)-fJuhgqapg«2.-)No.:-3()« W Fahrwka O Alinatuy noch einmal mHk ich wi est r Jtn holden Frühlinglschmuel dich Her-an genghen Noch einmal möcht’ ichL pbei der iiglein Jm Lenz durch bliittergriine Daine ge.hen Und streust du Blütheng dann auf mich hernieder Beim leisen, wonnigsiißelidien Frühlings we Dannschließ ich selig meine Augen lider Vor all« den Wundern, die im Lenz ge schehen. Glück. Novelletie von Susanne Lindenau. »So, liebe Frau Schönseld, alle zwei Stunden einen Eßliissei. Abends komme ich wieder; dann werden die Schmerzen wohl nachgelassen haben, und nun, Kopf hoch! Der alte Herr gott verläßt Sie nicht und Fräulein Eise ich meine Fräulein Mein hardt, wird auch noch so gütig sein und ....« »Ach ja, Herr Doktor,« unterbrach die alte tveißhaarige Frau den jungen Arzt, »das liebe Fräulein ist unser gu ter Engel; wenn wir die nicht hätten und Sie, Herr Doktor!« Sie grifs nach keiner Hand und wischte mit ihrer Schürze die Thränen ab, während Je-· ner heraustrat. War es nur das Sonnenlicht, das Doktor Hans Wilburg so blendete, oder schimmerte auch in seinen Augen eine Thriine, als er leise siir sich hin sprach ,,Ein guter Engel, ja wahrhaftig das ist sie; und ich war ein Narr daß ich es bis jeht noch nicht gesehen habe. Doch hin zu ihr, daß sie auch mein Engel werde! Sie ist arm. aber ich bin jung und start, und ich glaube, sie versiehts einem das Leben angenehm zu machen!« Doch nein, zuerst die Patientiu besu chen! Nun war es geschel,en, und Dot tor Hans Wilbura stand in dem ein fach eingerichteten Privatziminer vor seinem Kleiderschrante und hielt Mu sterung. Da den schwarzen Anzug wollte er anlegen, in dem hatte er Eise meist gesehen bei ?lintgrichters. Rasch griss er darnach, da ilingelte ec- ftiir mksch Ausseuszend ging er dem Mädchen entgegen. Ein Arbeiter war verun glückt. Schleunige Hülfe that noth. »Ich komme schon!« sagte Wilburg fest und ohne eine Spur von Augen nahm seine Utensilien und eilte nach der Holzschneidemiihle, wo der Ver letzte seiner wartete Stunden waren vergangen, als er wieder srei war. Sollte er sich nun noch umkleiden? Nein. warum noch Zeit verlieren, so wie jetzt hatte ihn Else am Krantenbette getroffen, so sollte sie ihm sagen, ob sie ihn hinneh men wollte für’5; ganze Leben. Wie elastisch der junge Arzt durch die Straßen der mittelgroßen Stadt schritt, hierhin und dorthin grüßend. Nun stand er vor dem Hause, in wel chem Frau Meinhardt, die Wittwe eines Oberlehrers, mit ihrer Tochter wohnte. Rasch eilte er eine Treppe hinan. Eine Weile zögerte Wilburg, dann ilingelte er. Ein leichter Schritt er klang, die Thiir ging aus, und leuch tend siel die Sonne aus ein blondes, zierliches Mädchenhaupi. »Herr Doktor, wie freundlich! Sie haben gewiß schon gehört und kommen mir gratuliren zu meinem Glückl« Strahlend streckte das junge Menschen kind ihm die Hände entgegen. »Gratuliren Jhnenl" Hans Wilburg stammelte es sassungslos. Ja, wie war ihm denn? Jhr Geburtstag siel doch in den herbst, und nun war’s Mai, oder sollte sie ..... »Nun ja doch, und dabei machenSie eine Miene. als ob Sie tondoliren sol len. So treten Sie doch näher. Sie sind ja ganz versteinert!« Mechanisch nur folgte er ihr in das trauliche Empfangszimmer, mit den altmodischen, geschweisten Mahagoni Möbeln und nahm aus einem rothen Pliiichsessel Platz. »Wenn Sie nur die Giite hätten, mir zu sagen ich tomnie eben von meinen Patienten, und weiß wirllich nicht« wozu ich gratuliren sollt« »Nun und ich dachte, bei einigen Patienten könnte man mitunter Eini aei er ahren,« lachte sie schalthast. Nun ag’ ich’s doch nicht. Rathen Sie!« »O, ich siirchte, das kann ich nicht.« »Aber so sehen Sie mich doch an!« Eisestalt legte es sich aus Doktor Will-mag herz. Sie hatte ihr Glück arsunden, und er ging leer aus; es war ilar! Rasch war er ausgestanden Putz ungewöhnlich ernst llang t, als er ag e: «Also meineGmtulation, mein gnä dicres Fräulein. Seien Sie überzeugt, daß Niemand, Niemand reinere Freu de an Jhrem Glücke bat, als ich!« Eise Meinhardt lachte silberhell, wie es ihn quälte, dieses Lachen. »Ich denke gar, here Doktor ..... ia was qlauben Sie denn von mir, doch nicht etwa. daß ich. Glitt-endet Noth senkte sich aus die seine Stirn des Mädchens und auch re seinige erschien wie in Purpur ge taucht. »So, haben Sie sich nicht verlobt?« Einen Augenblick sank ElsensHaupi tiefer. Dann lachte sie hell auf. »Verlobt, i, wo werde ich denn! dtonnen Sie aber schlecht rathen. Das wäre mir nie im Trauine eingefallenk »Nun so ist Ihnen eine gute Stelle vorgeschlagen worden« ,,,O iiber dies Glück, in vornehmeni Hause fünftes Rad arnWagen zu sein. Nein, mein Herr. ich bleibe bei meinem Mütterchen, und sollte ich bis an s L-bensende Klavier- Unterricht a 50 Pfennige die Stunde geben und in zwei Stuben wohnen müssen. Doch das ist nun nicht nöthig: denn daß ich’ S Jhnen nur sage, ich bin reich, ich labe in der Lotterie gewonnen!« ,,Jn der Lotterie genionnen!«, lang-— snm fielen die Worte von des Doktors Lippem »und wie viel?« »150,00i) Mart in der preußischen Agapssenlotteriel Bin ich nicht glück li ,.-« »15().000 Mari, das ist ja ein Ver mögen," wiederholte Wilburg klang los,« Fräulein Meinhardt ich gratu like.« »Und sehen dazu aug, als atte ich ein Berbannungsuriheil nach ibirien Erhalten und Sie sprachen mir Jht Veileid ans Ja, sreuen Sie sich denn gar nicht! Oder siirchten Sie etwa die verderblichen Folgen des bösen Mam mons?« I ) »Fräulein Else, ich bitte Sie! Jch bin überzeugt, Sie werden von Jshreni Reichthum nur den allerbesten Ge brauch machen und, wie Sie bis jeyt von dem Wenigen, was Sie hatten, den Armen gaben, nun erst recht die Noth der Leidenden zu stillen suchen." »O, Herr Doktor, so ganz selbstlog iit meine Freude gar nicht; ach, Sie ivissen’s vielleicht nicht, was es heißt. arm zu sein. Meine gute Mutter hat sich solange mühen müssen!« Auch das, noch! Hans Wilbura hatte ausstöhnen mögen. Jhre Worte trafen ihn wie mit Dolchspitzen, und er konnte es nicht einmal zeigen. Stark sein! Froh sein, alter Junge, denn sie ; ist ja glücklich! »Und welcher Nummer verdanken ESie Jhk Mücke-« »82,703, ich glaube, die werde ich !.ie vergessen! Jst’s mir doch, als sähe ich sie überall; doch da tommt meine Muttert« Else Meinhardt eilte hinaus-, um zu issnen und der Doktor blieb allein. Er war ausgestanden und trat an das JFenster. Die Sonne schien hell und die Staate pfiffen lustig: dazu lag ein so trauter Frieden über dem altmodi schen Zimmer; doch in ihm war alles .finster und öde. Konnte er nun um das reiche Mädchen werben, das er in »seiner Armuth übersehen hatte. Wür den die Menschen, würden sie es ihm glauben, Daß er allein die Perle be gehrte ohne die goldene Einfassung. Nie, nie, es war Alles aus. Al.l’ das ? beiße Glücks-gefühl, das ihn heute : durchströmte, war nur ein Traum ge z wesen, und Träume sind Schaume · » Hans faßte sich an die iieoernoe !Stirn. Er wollte, er wäre draußen; ! er wollte, er tönnte erst wieder seinem ; Berufe nachaeben! Nun tanien die i Damen, nun begann die Komödie Von . Neuem. . »Wer-ehrte FrauObertehrer, ich freue mich so herzlich-« »Halt, halt, lieber Herr Doktor, das lassen Sie nur lieber hübsch bleiben! Else, ich glaube wahrhaftig, Du weinstt« »Ach, Mutterchen, bist Du denn aar nicht ein bischen traurig, ach ich hatte mir eg so herrlich gedacht, und nun ist alles aus!'« »Alleg aus!« Fast wie Jubel tlana es von Wilbnrgs Lippen. »Wie soll ich das verstehen? Hat denn Jhr Loos nicht gewonnen?« »Nein, lieber Herr Doktor, die Freude war ein bischen zu Iriiix 82. 705 ist die Glücksnuintner. Jn unserer Zeitung, pvo die Gewinnliste veröffent licht wurde, hat der Druckfehlertobold gewaltet· Behiit’ Dich Gott, es wär’ so schön qewesen, bebiit’ Dich Gott . . . Doch ich rede, als ob es sich nin unsere Seligkeit handelt. Wie geht es dem alten Schönseld?« »Besser, dant der Pflege Jhres Fräulein Tochter.« »O, die ist nicht der Rede werth. Du wolltest noch einmal hingeben, ,Else!« »Ja, Mama, ich habe nur auf Dich gewartet. ich gebe schont« »So gestatten Sie, daß ich Sie be gleitet« Wilburg fragte es hastig. »Bitte, in drei Minuten bin ich fertigt« Die Sonne war untergegangen. Süß dufiete der Flieder. Zwei hohe Gestalten schritten Seite an Seite die Allee hinab. Tiefer Ernst thronte auf der Stirn des Mädchens. helles Glück schiminerte in des Mannes Augen. Tränlein Else,« bekann er weich; »sin Sie sehr traurig « »Seht gerade nicht« aber doch et was; wiewohl es schlecht von mir ist, daß ich Anderen den Gewinn nicht gonnet« »Wir lsnnen teine Engel sein, und Sie hätten der-Geld brauchen Warten-« »Hm Donau Mein Gott, was’ lxabe ich nur vorhin gesprochen! Wa rum nur?« »Friiulein Else, weinen Sie nicht! Jch habe cinen neuen lleinen Einblick in Ihr goldenes Herz get n, das ich schon ein wenig kannte. hut Jhnen das leid?« Tiefe-r sank ihr reizendes Köpfchen herab. Fräulein Else, Sie antworten nicht; Sie sehen mich nicht einmal an, o, und Sie glauben nicht, wie glücklich mich dieser Druckfehler gemacht hat. iSie können mich nicht verstehen? So Jmill ich Jhnen meine Worte erklären. « Darf ich?« Eise nickte; und nun beugte sich der ’ hohe Mann hinab, und nun strömte es Von seinen Lippen, all’ das, was er so gark zurückgedrägt hatte den ganzen - ag. »Sieh, heuteVorrnittag schon wußte ich, daß ich Dich liebe, daß Du der Stern meines Lebens bist; doch als ich um Dich werben wollte, da warst Du mir plötzlich entrückt in weite Ferne. Nie, nie hätte ich die Hand nach dem Goldsisch ausstrecken können. Doch nun, da die goldne Hülle fällt, da darf ich die edlePerle fassen, da darj ich Dich fragen, kannst Du mich lieben und mein befcheidenes Loos theilen?« Länast hatte er ihre Hand ergriffen. Wortlos blickte sie ihm in die feuchten Augen. Drob-en un Busch schlug eine Nach tigall und nun qina der Mond auf. Da schmiegte sich Else sester an hren Beglei ter. ·f ;,O Hans, nun weiß ich, wag Glück i t.« Staatsanwalt Grimanlt. Humorcsle von A u g u st i n u S. Nur in zwei Zimmern der Präfel tur brannte noch Licht. Jm Macht lotal, einer unendlichen weißen Stube, die den ausgegrifsenen Strolchen und I-nen armen Geschöpfen, deren Zu kunft in der Vergangenheit ertrunlen ist, zum interimistischen Aufenthalt dient, und im Dienstzimmer des Er sten Staatsanwalts. Herr Grimault war einer der tüchtigsten Beamten der Präfettur, denn er hatte gute Prokl tion, verfügte über Untergebene, die nie etwas vergaßen, und besaß über lich die allerbeste Meinung. Wenn Staatsanwalt Grimault also drei Stunden länger, als die Arbeitsstuns den lseiner Beamten!) dauerten, im Bureau blieb, so konnte das nur zweierlei bedeuten: entweder es hatte Ibn der Schlag gerührt oder es gab einen ,,s all«. Das erste Ereigniß war nicht eingetreten, denn er hatte noch vor taum fünf Minuten einen Kognal zu sich genommen. Also traf —was übrigens schon aus dieser nützlichen Thätigleit hervorgeht das zweite zu: eg gab einen Fall! Im Wachtlotal saßen ein alter Un teroffizier von der National-Gard-: kttevublicaine und ein Stadtsoldat, der Die Eingelieferten einzuschreiben hatte. Der Alte qualmte aus einer kurzen Pfeife, deren Jnhalt nach verbrannten Hindusrauen dustete ler hatte die Un verschämtheit, zu behaupten, es sei Tabak!), und fragte, mit dem Dau men nach oben deutend, in tlasfrschem Laionigmug: ,,Jacobsen?« Woraus sein junger Kamerad einen Augenblick aus seinem Register aufschaute und mit dem gravitätischen Ernste eines Gerichtsvräsidenten liedeutumgsvoll erwiderte: ,,Jarobsen«. Inzwischen saß Staatsanwalt Gri mault vor seinem Arbeitslosigkeit-Es tische und las wohl zum zwanzigsten Male eine Annonce, die den amtlichen Theil des »Gaulois« schmückte. Diese fesselde Lettüre lautete: 1(),()t)() Franks Belohnung. Am Donnerstag, den 17. November 1898, wurde am Kassenschalter der Bank von Frankreich ein auf den Be trag von l()0,00() Franks lautender Chect des Credit Lyonnais präsentirt und der als Empfänger mit dem No men » Anton Jacobfen brieichneten Person ausbezahlt. Dieser Check war, tro dem er avisirt war, qesälscht. Das irettoriuni der Bank von Frankreich bestimmt eine Belohnung von 10,000Frans in Bank demjenigen, der über die Person deg Jerbrecbers Ausschlüsse zu geben ver-: man, die seine Ergreisung möglich machen. Alle Mittheilungen sind an den Ersten Staatsanwalt« bei der Präfeltur zu richten, in dessen Hände obige Belohnung niedergelegt wurde. Dem Anzeiger wird strengste Geheim haltnng zugesichert Paris, Dezember 1898. Der Erste Staatsanwalt: gez. Grimault. So versunken war here Grimault in die Lettiire dieses stilistischen Mei Isterwerlez daßer das Klopsen an der ; Jbiie vollständig überhörte. Sie öff inete sich leise und ohne zu Inneren — Lganz so. wie es sich siir eine Justiz palastthiire gehört —- und ließ in th "rcm Rahmen die hohe, elegante Gestalt einesHerrn erscheinen. Der Fremde . warf noch einen Blick nach rückwärts ’ ans den Korridor, lächelte mit dem lkissisanten Lächeln eines Angehörigen ; der ,,oberen3ehntau—send« und trat ein. ,,Zehntausend Francs in baar«, murmelte der Staatsanwalt vor sich hin. Und etwas lauter fügte er hin Zu: ,,Wird keiner so dumm sein!« »Vielleicht doch, Herr Staatsan walt!« Erschrocken fuhr Grimault in die Lohe. Er glaubte nicht an Geister, dsa fein eigener ihm noch niemals lästig gefallen war. Diesmal aber —- der Schreck trat ihm ordentlich in die Augen und. dehnte sich in den wässeri gen Papillen Der Fremde nahm seinen Chlinder ab und ließ einen tadellosen, leichter krauten Scheitel sehen. Das be ruhigte den Staatsanwalt, denn er hielt sich für einen großen Menschen t:nner. Darum theilte er die Männer in solche mit ,,Wuscheliöpsen« und in sorgfältig Gescheitelte ein. Die erste ren, das waren oder wurden Verbre :her, Leute, welche die Natur dazu bestimmt hatte, die Bande der Sitte nnd die Kette der Kriminalparagrm phen zu zerreißen. Ein Scheitel aber, das war das Symbol der staatlichen Ordnung; die ihn trugen, zeigten durch die Spiegelglätte der Frisur, daf; ihnen alles Widerhaarige ein Greuel war. Das war die Philosophie Herrn Griniaults, und darum be ruhigte ihn der Scheitel des fremden Herrn. Der Fremde stellte seinen Cylinders hist auf ein Tischchen, verbengte sich leicht und begann: »Ich habe die Ehre, den Herrn Ersten Staatsanwalt bei der Präfet iur vor mir zu sehen?« Grimault hatte bei den Worten des ilnbelannken, die von größtem Respekt getragen waren, seine Fassung wieder aetvonnen Er legte alfo um seine Mundwintel jenen herben Zug der Unnahbarkeit, den er durch jahrelange Uebung vor dem Spiegel sich angeeig net hatte, und entgegnete: »Es dürfte Ihnen wohl nicht be kannt sein, mein Herr, daß die Dienst stunden der Präfeltur um sechs Uhr fes Abends ihr Ende erreichen?« Der Fremde verzog keine Miene. »Doch, »Herr Staatsanwalt, das alles ist mir bekannt. Und« —- sijgte s er mit einem feinen Lächeln hinzu — ,,und darum bin ich jetzt da.« Ohne eine Aufforderung des Staatsanwaltg abzuwarten, setzte er sich neben den Schreibtisch und fuhr in seiner Belehrung fort: »Sie suchen Jacobfenkk Anton Ja cobfen? Wie?« Als hätte der Blitz neben ihm ein geschlagen, so sprang Grimault in die Höhe. Der Unbekannte blieb ruhig sitzen. »Ich bin gekommen, mir die zehn tausend Francg zu verdienen, die die Bank von Frankreich offenbar zu viel hat.« Hastig mit bebender Stimme, un terbrach ihn der Staatsanwalt: »Wie, mein Herr . .. Sie wüßten? Sie kennen JacobsenZ Sprechen Sie schnell, wo wo ist er?« Der Fremde erhob sich, ging zur Thür, öffnete sie. Dann fragte er: »Ist es sicher, Herr Staatsanwalt, daß wir allein sind? Sie müssen wissen, daß mir in meiner Stellung« — -— er wies hierbei auf die rothe Nio sette der Ehrenlegion in seinem Knopfloch ,,alles daran gelegen ist, daß Niemand erfährt ensin, nicht wahr, man hat dem Anzeiger -—— es ist das ein lehr häßliche-J Wort —-— dem Anzeiger peinlichste Distretion ,iugesagt?«· »Aber natiirlich, mein Herr,« warf der Staatsanwalt ungeduldig ein, ich begreife, in Ihrer Stellung ist es fatal, den Zeugen machen zu niiissen. Seien Sie ganz unbesorgt, was Sie mir anvertrauen, bleibt in den vier Wänden dieses Zinimer5.« »Aber Wände,« entgegnete der Fremde mit feinem Lächeln der oberen Zehtnausend, ,,sind manchmal weniger dislret, als man ahnt. Dort die Thür zum Beispiel, die ins Nebenzimmer führt?« Der Staatsanwalt versuchte das Lächeln seines Besucherg nachzuah men. Es gefiel ihm, und er beschloß, es zu Hause vor dem Spiegel zu üben. Dann, als er mit dem Grinsen fertig war, sagte er: ,,Bedenlen Sie doch, mein Herr, es ist neun Uhr. Da ist doch letn Esel mehr auf der Präfettur — ich natür lich ausgenommen« »Gut. Jch glaube Ihnen. Doch. ehe ich spreche. noch eine Frage: Nicht wahr, die Bank, das heißt Sie zahlen diese zehntausend Franks ohne Schwierigkeiten . . . .« »Aber ich bitte Sie, mein Her-y« — fiel Grimault ein —- ,.Sie zweifeln noch?« Und eine kleine Schublade seines Schreibtisches öffnend, ergriff er ein braunes Leinencouvert, das un ter einem schöngezirlelten »Zehntau send Franks« die Ausschrift »Jacob sen« zeigte. »Das hier gehört in fünf Minuten Jhnen, wenn Sie uns Ja cobsen finden helfen. Sie werden gute Tage haben. Und schließlich, was kümmert es Sie, wenn Jacobsen Jhre Freuden bezahlt. « »Da haben Sie ganz Recht, Herr Staatsanwalt. Aber »Aber? Noch ein Aber? Grimault begann ängstlich zu werden, daß der Fremde mit der Denunziation zurück halten könnte. Darum ermunterte er ihn zum Reden, indem er das Couvert mit der Belohnung hin- und her schwenkte. Und dann fragte er noch mals wegwerfend: »Was geht Sie Jacobsen an?« »Was mich Jacobsen angeht? Das sagen Sie so, Herr Grimault, weil Sie’s nicht wissen. Jacobsen ist. mein bester Freund »Ihr Freund?« zwinkerte Grimault mit den Augen. »Sie täuschen sich, mein Herr. Ein Mann wie Sie, mit einem solchen Scheitel —- und der Freund dieses Schwindlers?- A bah!« Dieses ,,A bah« war ein Meiestr stück, dessen Wirkung Grimault schon öfter vor den Geschworenen probirt hatte. »Nun denn,« entgegnete der Fremde mit einem schweren Seufzer der Ent schließung, sei's darum.« Mit ra schem Griffe faßte er sin seine Rock tasche, der er ein Porträt entnahm. Einen Moment sah er das Bild«an, mit einem Blicke voll Rührung. »Er nimmt Abschied vom Freunde,« so dachte sich Grimault. Es schien ihm, als sehe er eine Thräne im Auge des Unbekannten... Wortlos reichte ihm der Fremde das Bild Staatsanwalt Grimault warf ei nen Blick auf das Porträt. Dann brach er in ein wieherndes Lachen aus. »Das ist ja ausgezeichnet! Das ist brillant!«« »Was giebt es zu lachen, Herr Staatsantvalt?« fragte der Fremde in beinahe beleidigendem Tone· »Bei-zähen Sie, mein Bester. Aber das ist zu komisch, dieser Jrrthum. Sie haben mir ja Jhr Bild gegeben. Und er wieherte von Neuem los. Als der Staatsanwalt mit dem Lachen zu Ende war, verbeugte sich der Unbekannte und sagte: »Mein Name ist Jacobsen, Anton Jacobsen, Herr Gsrimault.« »Ich verbitte mir solche Scherze, mein Herr,« prustete der Staatsan walt. »Meine Zeit ist für solche Scherze zu kostbar. Jch werde klin geln und Sie hinaus-führen lassen.« »Man wird Sie nicht hören, Herr Grimault, denn es ist neun Uhr. Und um diese Zeit ist — wie Sie ja selbst sagen, kein Esel mehr auf der Prä sektur -——- pardon, außer Jhnen Jch darf wohl das Geld, die Be lohnung haben?« Ohne die Antwort Grimaults abzuwarten, steckte er das Coudert in dieselbe Tasche, der er kurz vorher das Porträt entnommen hatte. Der Staatsanwalt sah ihn starr an. Er wollte um Hilfe rufen, aber eH kam nur ein Stöhnen aus seiner Kehle. Fast tonloCJ lallte er: »Ein Mann mit einein Scheitel!« Der Fremde nahm seinen Cvlinder. Verbeuate sich leicht und sagte: »Ich bitte Sie, dem Direktorium der Bank meinen Dank auszurichten. Jch werde ihr meine Kundschast auch in Zukunft erhalten-« Jrn nächsten Augenblick war er verschwunden. Der Schlüssel schnappte im Schloß· Zusammengu knickt wie eine aesottene Wurst, saß der Herr Erste Staatsanwalt in sei nem Schreibstuhl und bemühte sich einen Gedanken zu fassen. Das aber gelang ihm auch diesmal nicht. se si- se Der FallJ Facobsen wurde niemals aufgeklärt Die Bank von Frank reich mußte die Belohnung wieder in ihre Tresors legen. Der Erste Staatsanwalt Grimault war um zehntausend Franc-Z ärmer geworden. Eine Nacht in den Vatmenwäl vern Paraguays. Mancher, so wird aus Annuncion in Paraguay geschrieben, der in Deutschland in einem Palmenhause wandelte, oder an der italienischen Küste, denkt noch lange Zeit an diese herrlichen Stunden zurück. Verfasser dieses denkt aber nur mit Unbehagen an eine Nacht, die er unter Palmen verbrachte, zurück. Von Annuncion aus hatte ich mit einem Freunde einen mehrtägigen Ritt. in den par. Chaco unternommen. Arn zweiten Abend bereits fanden wir uns in einer doll ständigen Wildniß, resp. in einem W-» .-.««. « «-».-.-.·--«-·.-—- ·-»-··«.-.» .« lPalmenwalda Wir satteiien unsere Pferde ab, und nach einem kurzen Abendessen banden wir unsere Tige matten an einige Palmen. r er schraken nicht wenig, als im Palm blätter - Gebüsch sich eine mächtige Klapperschlange zeigte, der wir dann bald den Garaus machten. Endlich lagen wir in den hängemattem aber von Schlaf war keine Rede, denn Wol ken von Mücken und sogenannten Pserdefliegen übersielen uns, und zwar allergrößte Cxemplare. Kaum hatten wir diese durch kolossales Rauchen ver trieben, als wir von Neuem überall gestochen wurden. Es waren Ameisen, die durch die Stricke an den Bäumen zu uns herankamen. Jede einzelne ge tödtete Ameise hinterließ einen besti lenzartigen Geruch. Nachdem wir glü hende Asche an die Palmen gestreut hatten, hörte es auf. Müde legten wir uns in dieHängetnatte, doch bald fielen von oben herab auf uns Skorpionen, Tausendsiißler (Würmer mit Füßen), die giftig wie Schlangen sind, und Garapatas lhaselnuszgroße Wanzen), die das Blut von Menschen und Vieh saugen. Auch kroch langsam die ;Hängematte entlang eine Vogelspinne. ; An den Beinen fühlten wir ein äußerst Istarkes Jucken. Es waren Sandslöshe, »die sich in das Innere des Fleisches einbeißen und Dann Eier legen; der Eiersack nimmt nach und nach die Größe einer Erbse an. Endlich über fiel uns ein tvohlthsuender Schlaf, doch bald weckte mich mein Kamerad, denn ganz in der Nähe brüllte ein Tiger. Also ausgestanden, Feuer angemacht war ein Augenblick und mußten wir die Nacht am Feuer verbringen. Am anderen Morgen wurden die Pferde gesattelt und dem unwirthlichen Pal menwald der Rücken gelehrt. Maxim Gatti. Um den abenteuerlichen Lebenslauf Maxim Gorki’s zu veranschaulichen, stellt das Neue Wiener Tageblatt die einzelnen Phaer darin in folgender Uebersicht zufammen: Gorki. mit sei nem eigentlichen Namen Alexei Maxi mowitza Pjeschkow, geb. am 14. März 1862 in Nifchni-Nowgorod, wurde: 1878: Laufjunge in einer Schuh waarenhandlung; 1879: Lehrling bei einem Zeichner; 1880: Küchenjunge auf einem Dompfschiffx 1883z Arbeiter in einer Bretzel bäckerei; 1884: Holzfäger, Laftträger; 1885: trqt er in einen Bäckerladen; 1886: wurde er Chorift in- einer Operngesellschaft; 1887: Aepfelverkäufer; 1888: machte er einen Selbsimord versuch; 1889: wurde er Bahnwärtex; 1.89(): Bahnftationsauffeher, Abdo katenfchreiber; 1891; Vagabund und Salinen-Ar beiterx 1892: schrieb er seine erste Erzäh lung »Mark Tschudra«; MOIR wurde er ein weltberühmier Schriftsteller. Wh Der Arzt in Frankreich. Jn keinem Lande der Welt gibt es so viele Aerzte in sozial hervorragen cen und einslußreichen Stellungen wie in Frankreich. So sitzen dort im Se nat unls in der Kammer nicht weniger als 60 Aeskukapsjiinrger. Auch die ber schiedenen Ministerien besitzen eine Reihe von Aerzten, das Arbeitstribu sierium 7, das Finanzministerium 6, das Ministerium des Jnnern 4-— wo-: bei der MiuifterpräfidentConibes nicht einbegriffen ist -—-—, das Ministerium dies Aeuszeren ebenfalls 4, das Unter-: richtgministerium 2 Aerzte und die Justiz foaar einen Chirurgen. Jm Staatssekretariate der Post und Te lcgraphen sitzen im ganzen 27 Aerzte, Z Chirurgen und 5 Aerztinnen. W Sprüche und Anwendungen. »Das ist unbeschreiblich!« —— schrieb Karlchem da sollte er über die Schön heit eines Berges einen Aussatz ferti gen und fand keinen Gedanken. »Ich bin auf alles gefaßt!« —- sag te der Student, da war eine alte Tan te gestorben, die er allein zu beerben ksdffth »Die Waare hat reißenden Absatz!« -— sagte bestätigend der Wollwaaren händler, da beschwerten sich Käufer über die Strümpfe, welche schon nach einmaligem Gebrauch Löcher in den Fersen zeigten. »Doran muß man nichts geben!« sagte Meister Knieriin, da wollte feine Frau dem Lehrjungen Wurst aufs Brod legen· »Schwamm drüber!« ——— sagte der Barbier Schauinschläger, da hatte er seinen Kunden geschnitten. Alte Gaststättem Zu den ältesten GaststättenDeutsch lands gehört auch der Rathsteller in sBergen auf Rügen. Er kann aus eine »Geschichte von 700 Jahren zurückbli ! cien; er hat, da Rügen häufig zwischen tDänen und Schweden Und auch zwi i schen diesen und Preußen ein Streit gegenftand war, auch einen Theil aus der Geschichte der Jnsel miterlebt. Ein altes Gasthaus ist weiter noch die ,,Gliising« an der Elbe, gegenüber von Artienburg (im Lünburgischen); die fes Gasthauö ift überdies laut den beim Lauenburger Amtigericht liegen den Atten seht bereits volle 600.Jahre im ununterbrochenen Besite der Fa milie Ohle.