Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 24, 1905, Sweiter Theil., Image 12

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    «"·"·«" . Mutter nnd Sohn.
Eine W Geschichte aus vergange
nenTagenvonRufus. »
- sum zehnten Male schon legte Frau
Itison die Arbeit, an der sie nähte,
bei Seite und ging an die vordere
Mr des Hauses —- sie hielt die band
über die Augen und schaute. hinaus
auf die staubige Straße. Endlich fah
sie eine Staubwolte in der Ferne —
es mußten die Moores sein, die von
der Stadt heimkehrten, kein Anderer
war heute hier vorbeigetommen. Und
auf die Moores gerade wartete "sie«j"a«·
— sie sollten ihre Postsachen mitbrin
ng —
Langsam kam der schwere Farina
wagen herangerollt, endlich war er da,
und sie fragte mit erzwungener Ruhe,
ais ob sie nicht schon Stunden lang ge
wartet hätte: »Seid Jhr schon zu
rücks«
»Ja. Wir hatten nicht besonders
viel in der Stadt zu thun. Auf der
Post waren zwei Briefe und eine Zei
tung für Sie. Aber sind Sie nichts
wohl, Frau Watson?« fragte Franz
Moore; »Sie sehen ja so elend aus,j
und seit drei Monaten habe ich Sie!
nicht in der Kirche gefehen.«
»Ich bin so wie immer,« antwortetei
Frau Watson und nahm die Briefe.
Frau Moore fuhr fort: »Es ist unge
fähr Zeit, daß das Obergericht Ihren
Prozeß entscheiden muß. Es sollte
mich nicht wundern, wenn in dem ei
nen Briefe etwa-I- davon stände, er ist
von Ihrem Advotaten.«
Frau Moore hätte gar zu gern er
fahren, was in dem Briese stand, aber
sie erfuhr es nicht, denn Frau Watson
nahm die Briefe und ging in das-Haus
Zurück und die Moores fuhren weiter.
Frau Moore sah hinter ihr her und
agte u ihren Töchtern, die auf dem
Sitze hinter ihr saßen: »Die Frau ist
trank, sie wird mit jedem Tage elender
nnd sieht ganz eingefallen ans.« Und
die eine Tochter antwortete: »Ein
Wunder ists nicht —- es ist eine
Schande, wie Henry sich gegen sie be
nimmt nach all’ dem Guten, was sie
für ihn gethan hat. Jn der Stadt
fagte sie heute, er lasse sich gar nicht
mehr bei seiner Stiefmutter sehen,
seitdem er den Prozeß gegen sie ange
fangen hat.«
»Was kann man von einem solchen
Halb-Indiana Anderes erwarten?«
sagte Vater Moore. »Das ist eine
nichtsnutzige Bande.« Und damit
hieb er aus seine Pferde ein, daß sie
sich in einen schnellen Trab setzten —
als ob er damit seine Ansichten über
die Halb-Indiana- hetriistigen wollte.
Das Haus schien ihr plötzlich duntel ;
geworden zu sein und es wart-o ängst- i
lich schwül darin. »Ich wi in den;
Obst arten hinausgehen," sagte Fraus
Bat on zu sich selber, und sie nahm
ihre alte silberne Brille und ging
langsam hinaus —- es war, als ob
jeder Schritt ihr schwer werde.
An den Bäumen hingen die reisen
Kirschen, die Aeste waren schwer da
von. Die Kirschen müssen morgen ab
genommen rverden, dachte Frau Wat
son, und es war ihr, als hätte sie et
was versäumt.
Mitten im Obstgarten war der Be
gräbnißplatz für die Familie. mei
Gräber waren dort — eins mit m
Inergriin überzogen, aber ohne Stein,
aus dem anderen, dem größeren, lag
ein weißer Marmor in einem eisernen
Gitter. Dort sant Frau Watson nie
der aus ihre zitternden Kniee und
sagte leise vor sich hin: »Ich bin ge
kommen, John, um hier zu lesen, was
uns Beide gleichmäßig angeht.« Und
dann nahen sie den einen der Briese
und Freudenthränen traten ihr in die
Augen und sie sa te: » a, John, ich
hin deine rechtmiigige ittwe —- das
Obergericht hat entschieden und hat
die Entscheidung des anderen Gerichts
umgestoszen — jeht tann Niemand
die en Trost von mir nehmen« —
. mrner länger wurden die Schatten
ern Ohstgarten, aber die alte Frau lag
noch an dem Grabe-ihr Geist wan
derte uriick in vergangene eiten. Da
war tie ein Mädchen und ohn war
ein Knabe, und wie liebte sie den hüb
schen, blonden Jungen! Aber sie war
hlsde und konnte es ihm nicht sagen
und er ging hinab nach der Küste,
weit von ihr, und hatte ihr seine Liebe
nicht gestanden.
Wie lau blieb er we —- es war
eine Ewigkeit- Einmal chrieh er an
seine Mutter: »Das ist hier tein
Ias siir eine Frau, dieses wilde
«zerieben ist nur sür rauhe Män
Und dann kam der Tag, wo er in
las alte Heim zurückkehrte —— ein ganz
anderer John als der, welcher vor
Jahren fortgegangen war. Martha
war stumm, als sie ihn sah, wie start
nnd schön war er geworden. Aber
warum war er ihr gegenüber so son
derbar, warum blickte er sie so traurig
an und so fremd?
Sie ahnte nicht, was ihn beküm
mertez fee ahnte nicht, was in ihm vor
ging, und daß er ein-en schweren
Kampf mit sich selber kämpfte. Am
besten Abend aber ehe er wieder abwi
n wollte, kam er zu ihr und mit der
rein-Tit Zeit und Offenheit, die sie
eben an m Knaben so seh-e geliebt l
« e, sagte e!: »Martha, ich liebes
M — aber ich kanns dich nicht heira- !
M —- ith bin ein solcher entsetlicher
gewesen. Ich weiß selber nicht,
vie das Alles eiommen ist. Und
M du ei »F gehört haben wirst
dann wirst du nichts sehr von mir
Use-i wollen« Aber ich muß ei dir
sagen. Stest du, das war dort Alles
so neu, eine ganz andere Welt. als ich
dorthin kam. Und i lebte mich dort
Irin und der die imat . und die
Männer baten alle indiani cheFrsamn
und-auch ich nahm eine solche. Und
als ich das that, da habe ich all’ mein
Lebensglück von mir geworfen, ich brn
so elend geworden. Aber ich war so
einsam dort und so verlassen, und Al
les war so wild, und sie war hübsch
fund ich dachte, wir würden glücklich
em.
»Wir hatten zwei Kinder, einen
sKnaben und ein Mädchen. Der Knabe
; ist jetzt vier Jahre alt, das Mädchen ist
»wde wir haben sie im Gatten begra
ben. Als das Mädchen gestorben war,
wurde meine Frau ruhelos und oft
blieb sie Tage lang weg mit dem Ca
noe —- und wenn ich auf der Arbeit
im Camp war, dann hatte sie das Haus
voll Jndianer. Jch konnte es nicht
länger ertragen, und endlich haben
wir uns getrennt. Das ist Alles,
Martba —- mein Leben ist verdorben!«
Ausgeregt schritt John·in dem klei
nen Zimmer aus und ab —- er rang die
Hände und die Adern an seiner Stirn
waren angeschwollen —- es war ihm
schwer geworden, der Geliebten seiner
Jugend diese Beichte abzulegen. End
lich fragte ihn Martha: »Joha, hat
dabei eine formelle Trauung stattge
sunden?«
»Nicht, was du Trauung nennen
würdest«, sagte er zögernd: »die Jn
dianer haben nur sehr primitive Ideen
von der Ehe —- aber es war doch eine
Trauung. Du wirst mir das nie
verzeihen; je eher ich von hier gehe,
desto besser wird es sein.«
Schon wollte er zur Thiir hinaus
stiirzen, da eilte sie ihm nach, hielt ibn
zurück und sprach zitternd: »John
Watson —ich habe nichts zu vergeben;
das Vergeben ist Gottes Sache. Was
bin ich, daß ich Gott vorgreisen dürfteL
—« John, ich liebe dich —- und ich
habe dich immer geliebt.«
sJohn kehrte nicht allein nach seinem
Eamp zurück. Das junge Paar baute
sich an Stelle des alten Blocldauses in
welchem John bis dahin gelebt hatte,
ein neues. hübsches Haus« in dem sie
zusammen leben wollten. Aber als
dasselbe fertig war, sagte eines Abends
Martha zu Joth »Eines möchte ich
dich noch bitten, ehe wir in’s neue
Haus ziehen —- bringe deinen Sohn
deinen Hean, hierher, daß er bei uns
wohnt. Seine Mutter bat sich wieder
l
l
verheirathet, wie wir gehört haben —
sie wird den Knaben oernachlässigen
und wird nichts nach ihm fragen.«
Und John schloß Martha in seine
Arme und küßte sie und sagte: »Du
bist mehr als eine gute Frau, du bift
eine Heilige!«
An das Alles dachte Frau Watson.
als sie jetzt am Grabe ihres vor zwan
zig Jahren verstorbenen Mannes inte
te —- ihr war. als fühle sie feine Um- »
armung, als fühle sie sein Gesicht auf ’
dem ihren.
Vom hause her rief eine laute
Stimme: »Frau Watsonl Frau
Watfon!«
»Ich lomme schon,« antwortete sie;
sie hatte ganz vergessen, daß die Stun
-de gekommen war, in welcher der alte
Nachbar Peterlon, welcher stets der
beste Freund ihres verstorbenen Man
nes gewesen war, zu kommen pflegte,
urn ihr die nothwendigen Arbeiten zu
verrichten. Vor ihm hatte sie tein
Geheimniß und er sah es ihr bald an,
daß sie irgend eine gute Nachricht er
halten haben mußte. So theilte sie
ihm denn mit, daß ihr Advotat sie be
nachrichtigt hatte, daß das Obergericht
die Entscheidung des Untergerichts
umgeftoßen und erklärt habe, die nach
indianischem Ritus abgeschlossenen
Ehen zwischen Weißen und Indian
rinnen seien gesetzlich nicht bindltch.
Dadurch wurde die Ehe zwischen Mar
tha und Johir, die bis dahin für ille
gal gegolten hatte, legal geworden.
Niemand war mehr erfreut über die
se Entscheidung des Obergerichts als
der alre Freund Peterson. und er lam
jetzt aus den Proceß, den der Stief
sohn der Frau Watlon, der halb-Jn
dianer Denn-, und dessen indianische
Mutter um das von feinem Vater hin
terlassene Besihthum gegen die Stief
mutter angefangen hatten, Zu sprechen.
Er sagte: »Ich kann nicht« begreifen,
wie Henry so undankbar sein kann
und sich auf Seite feiner indianischen
Mutter gegen Euch stellt, die Jhr
doch Alles fiir ihn gethan habt. Was
würde er wohl heute sein, wenn Jhr
ihn nicht aufgezogen hättet?«
Frau Watson nahm, die Partei des
Stieffohnes. »Er ist immer gut gegen
mich gewesen, bis er in lJene wilde Ge
sellschaft gerieth —- vie eicht beurtheilt
Ihr ihn zu hart —- er hielt es vielleicht
für feine Pflicht seiner rechten Mutter
gegenüber.« -
»Ach was Pflichtgefühl — das Geld
ist· eB, was er haben will. Alle diese
Halb-Jndianer haben eins Interesse da
ran, daß er den Procesz gewinnt und
Euch Eure Farm abnimmt. Und es
wäre vielleicht besser, wenn Jer jetzt
hiniiber in unser Haus zöget. Wenn
diese Halb-Indiana hören, daß das
Gericht zu Euren Gunsten entscheidet,
sind sie zdu Allem fähig —- und Jhr seid
hier in r Nacht allein irn Hause und
ohne Schutz·«
Aber Frau Waisen fürchtete sich
nicht —- sie war nie von den halb
Jndianern belästigt worden und
glaubte nicht, daß dieselben ihr etwas
thun würden, und sie dankte dem Nach
bar siir sein freundliches Anerbieten.
An diesem Abend aber saß sie noch
lange in ihrem hause und schrieb ei
rsen Brief an ihren Stiessohn — daß
die Form ihm gehören solle, denn er sei »
der W ihres Man-ex nnd es sei E
dabei gleichgültig ob er ein halb
Jndianer oder ein Weiher sei. »
Spät an diesem Abend legte ein
Canoe am Flusse unten an und eine
schlanke Gestalt sprang ans Ufer, und
im Mondschein ging ein Mann leise
hinaus nach dem Hause und öffnete
die Küche, die nicht verschlossen war.
Ein-en Au endlict stand er still, als ob
er unentsålossen sei —- dunn zog er
die Schuhe aus und ging leise hinauf
und alles war still.
Als aber am nächsten Morgen
Charlie Peterson lam, um die Kii zu
»melten, wunderte er sich, daß rau
Peterson noch nicht wach war —- das
zwar noch nie da ewesen. Er ging ins
!Zimmer, und mtt Entsetzen erblickte er
Idort im Stuhle sitzend Frau Watson;
—sie war ermordet worden — eine
Blutlache war neben ihr auf dem
Fußboden. Er rannte zum Tode er
schreckt davon, um vom Hause ülxe
zu holen. Aus seinem kleinen a -
zimmer aber, in welchem er die acht »
zugebracht hatte, tam Henrh Watson
herab — ihn hatte Heimweh nach der I
guten alten Frau gepackt, die ihn so
gut und treu er ogen und die ihm so
viel Liebe erwiesen hatte, und er war
gekommen, um sie zu bitten. daß sie
bin alle seine Lieblosigteit der letzten
Zeit verzeihe.
Todt und lalt fand er sie, sie war
in dieser Nacht ermordet worden —
wahrscheinlich schon ehe er ins us
getommen war und sich hinausg chli
chtn hatte in sein Schlaszimmerchen,
um sie nicht zu weitem Und vor ihr
lag der Brief, den sie in den letzten
Stunden ihres Lebens an ihn geschrie
ben und in dem sie ihn gebeten hatte,
er solle heimkehren, sie habe Sehnsucht
nach ihm-— Alles solle ihm gehören.
Bald füllte sich das aus mit Men
schen—wie ein Laus euer hatte sich
die Kunde in der ganzen Gegend ver
breitet. Und keiner von diesen Män
nern, die hierher zusammengetrömt
waren, zweifelte auch nur einen tagen
blick daran, daß Henry der Mörder set
——denn er war esja, der das größte
Interesse an dem Tode seiner Stief
mutter hatte. Hatte er nicht den Pro
zeß gegen sie angestrengt, um das Be
sitzthum derselben an sich zu reißen?
— Und mußte er nicht den Prozeß
verlieren, nachdem das Obergericht des
Staates die indianische Ehe seines
Vaters mit seiner Mutter fiir nicht
bindend erklärt hatte?
Jn jenen Zeiten und in jenen Ge
genden wurde mit Mördern kurzer
Prozeß gemacht, ganz besonders aber
mit halb-Jndianern. Die Männer
flüsterten ominös mit einander, dann
sbrach der alte Petersom »Laßt uns
ihn selber fragen, was er in seinem
Interesse zu sagen hat. Henrh Wat
son, was weißt du von derErmordung
deiner Stiefmutter Z«
»Bei Gott, ich weiß nichts davon!
——-Jch habe sie todt gesunden, als ich
von oben herunterlam.«
»Warum bist du hierher gekommen,
nachdem du Monate lang nicht hier
gewesen warst?«
»Die Mutterhatte mir sagen lassen,
ich sollte kommen; Bob Jones brachte
mir diese Bestellung, als ich oben am
Flusse arbeitete. Sie sagte, sie sehne
sich nach mir —ich solle kommen, der
Prozeß thue nichts zur Sache. So
tarn ich heute Nacht an und schlich
hinauf in mein Zimmer, um sie nicht
zu wecken.«
. So sprach er, der Wahrheit gemäß;
aber die Männer lachten höhnisch, tei
ner laubte es, und ein rauher, aber
rechtschaffener Schwede sagte schließ
lich: »Er hat die Frau ermordet —
wir wollen ihn dasiir tädten.«
Damit war das Urtheil gesprochen,
und schnell wurden die Vorbereitungen
für die Exelution getroffen—hinter
dem hause sollte er gehentt werden«
Schon hatte er hie verhängnisvolle
Schleise um den Hals —- man ra te
ihn, ob er noch etwas zu sagen ha ,
sonst lolle er sein letztes Vaterunser
beten. Seine Minuten waren gezählt
—- in wenigen Augenblicken war es
vorbei mit ihm.
Da drängte sich plötzlich ein altes
Indiana-Weib durch die Menge· Alle
machten ihr Platz —— und sie schrie:
»Was wollt Jhr meinen Sohn hängen
— ich selber habe die Frau da drinnen
ermordet. Hier ist das Messer ——- je t
hängt mich!« Und mit Blitzesschnee
streifte sie die Schlinge von dem Kopfe
des Mannes und warf sie über ihren
eigenen Kopf.
Keiner sprach ein Wort —— Jeder
wußte, wer sie war, und daß sie die
Wahrheit gesprochen hatte.
»Warum hast du Frau Wation er
FordetY fragte endlich der alte Peter
on.
»Ich hatte sie schon zu lange leben
lassen. Sie hat mir den Mann ge
nommen und dann den Sohn und nun
bat ihr das Gericht alles gegeben!
Küsse mich, drum-— du hast sie hun
dertmal getilßtt«
Und der Sohn beugte sich und küßte
die alte Jrcdianerin und tiefe Mutter
liebe leugete in den wilden Augen der
Alten ann wurde der Sohn hin
tneagefiihrt und die Manne-e vollbrach
ten das Wert der rächenden Strafe.
(Cal. Dem-)
III-heute Gespräc
, Der Prioatier Zuber kam Nachmit
ta vom Hofbriiuhauö nach haufe.
h MS scho drei vorbei« schimpste
girråehftäläh «u.nd Du tinnnst erst vorn
pPM «
BTI todt-It ihab f hakt eh aazkns
g’f· t die englische Arbeitszeit.«
Nachablerbst aber Abends da
derf new net
veran set —Deutf3t int«
Von Sign or Saltarino.
Wir waren in Trauer und Ber
zweislung.
«Miß Welda,«’ unsere Löst-midni
ain, war gestorben. Der Stern nnd
die Hoffnung der kleinen Menagerie
Sturm, mit der ich nun schon seit zwei
Jahren die deutschen Länder due og.
Sie starb nicht auf dem «Schlacht eld
»Ur Arbeit.'« wie es so schön in den
s Ta blättern heißt, wenn irgend ein
» Un all registrirt wird, nicht unter den
.Pranten der Bestien, nein, sie betam
erst einen aanz gewöhnlichenSchnupfen
—in unserer kleinen Budenstadt zog
es mörderisch —, den sie weiter nicht
trachtete, der sich aber leider zu einer
veritablen Lungenentziindung ent
wickelte, der die Löwentönigin nach
nur achttägigem Kranksein erlag. Und
Sie war erst 19 Jahre alt und ein Ur
bild von Gesundheit, Kühnheit und
Kraft! Sie verband mit der Geschmei
digteit der Katzen die Stätte des Bä
ien und wenn ihre Peitsche auf die
Löwen niedersauste, so gab es einen
Pfiff, der so klang, wie der einer
Schnellzugsmaschinr. wenn diese in
einen Tunnel einfährt. Kurz, war
nend, drohend.
Ein Dichter würde sagen, daß ein
rauher Nordsturm eine feurige Gras
natbliithe in die weißen, kalten Höfe
der Alhambra geweht habe, wo sie zer
treten worden und verdorrt sind· Miß
Welda war nun aber nichts weniger
denn eine Granatbliithe, sondern ein
rechtes und echtes Vagantentind, mit «
Horn an ten Händen und hohen
Schaftstiefelm Desto mehr trauerten
mir um unsern »Stat« denn einen Er
satz zu finden war schwer, fast un
inöglich.«
Und darum waren wir so traurig,
denn mit Misz Welda war unser Glück
dahin.
,- Unsere nene Este-entstand
Herr Sturm taute sich den Schnurr
hart ab und Madame hatte geröthete
Augen. Diese hatte fie sonst nur, wenn
herr Sturm mit dem Jnhalt der Kas
sette in die Stadt gegangen war und
eingehende Vergleiche des Tropfens im
Königreich Sachsen mit dem zu Ba
charach am Rhein angeftellt hatte. Aus
diesem romantischenStiidtchen stamm
te die gloriofe Bändiger-Dyna tie des
Sturms und auch Herr Emanuel
Sturm war mit·Nheinwaffer getauft
morden. Daher feine Sachtunde in
Allem, was mit Traube und Treftern
zufammenhing
Doch feit dem Tode der MißWelda
hatte der Prinzipal Studien iiber den
Rebensaft des Rheines. wie er dort
geleltert und in Sachsen vertauft wird
nicht mehr unternommen. Er fürchtete
fiir das Geschäft und diefeFrucht hielt
tlm von feinen gewöhnlichen Weit-rei
fen ad —
Wir hattrn unsere lleine Mena erie
in T. bei Leipzig aufgestellt, ohne on
derliche Geschäfte zu machen. Wie ge
sagt, mit Miß Welda war unserGlria
dahin.
Ein heißer Sommertag sah mich
mißmuthia auf der ftaubi en Land
ftraße nach Leipzig dahin chlendern.
Mir gefiel es nicht mehr bei den
Sturms und da ich gehört hatte,— daß
in Leipzig einCirtus feine Pforten ge
itffnet have, beschloß ich, dort um En
gagement nachzufragen, ganz gleich,
als was man mich beschäftigen würde.
Nach rinem ermüdenden Marsch
durch eine häuserreiche Vorstadt ge
langte ich an eine Promenade, wo zwi
schen Jierdäumen eine kontaine ihre
Strah en In die heiße Lu t warf. Jch
biicite mich und schöpfte mit der hand
aus dem Wasser des Bafsins, um mei
nen Durst zu stillen.
Da tlopfte mich Jemand auf die
Schulter und bewundert drehte ich
mich um.
»Sieh da,« sagte eine bekannte
Stimme, »auch einmal in Leipzig?«
In dem Sprecher erkannte ich einen
Doktor G» einen Mann, der unferer
Familie zu großem Dank verpflichtet
wüt.
Jch war froh, einenMenschen gefun
den zu haben, dem ich erzählen konnte,
in welche Italamitiit ich« gerathen, nur
dadurch, daß es bei Sturms nicht
mehr zum Aushalten war, seitdem
Miß Welda gestorben. Auf einer Bank
der Promenade schüttete ich dem Man
ne mein rz aus.
«Na,« agte dieser, »wenn es weiter
nichts ist! Egid glaube, ich kann Jhnen
Fine neue hierbiindigerin verschaf
en.«
Jch riß die Augen auf.
»Sie, Doktor?«
»Ja, ich. Es kommt nur auf eine
Probe an.«
»Wie tommen Sie aber um Him
melswillen zu einer Löwenbraut?«
»Das iit meine Sache. Wollen Sie
mich begleiten?«
Wir verließen die Promenade und
der Doktor schlug mit mir den We
nach der Arbeitervorstadt L. ein. Na
halbstiindiger Fahrt mit der Pferde
bahn waren wir am Ziele: einer mo
dernen Muthskaferne mit keifenden
Frauen, ichreienden Kindern und
Miillgeruch.
»Folgen Sie mir,« sagte Dr. G» in
dem er sich einen Weg durch die an
der Hausthüre herumlungernden Kin
der bahnte und dann drei Treppen
emporkeuchtr. Er klopfte an eine der
Thüren und auf ein «herein!« betra
ten wir die Stube. -
Ein graziöies, dunketiiusgiges Mäd
chen sprang behend von der Küchen
bank auf und dem Arzte entgegen
.Bon jour, herr Doktor,« rief e
mit klarer Stimme und etwas frem -
ländif in Unent, »Die schön. da Sie
unt to der einmal besuchen. ama
Ell-Gott sei Dank recht wohl, nur mit
hier-He rieb Daumen und Zei
Weiser an einander — dauerte et
wai. Wie Sie neiget-, ist die enston
etwas knapp und Mama ist n t ge
Want, haus uhalten. Da muß denn
ich die Wir chaft führen, um nur ei
nigermaßen durchzutommen.«
Von dem Gespräch angelockt, er
schien fest auch die Frau Mama auf
dem Plan, eine dicke, watschelnde Mo
layin mit häßlichem, gelbem Gesicht
und wulstigen Lippen. »
Sie radebrechte Deutsch und Hollan
diich durcheinander.
«Welto-m, niijne heeren, waaraan
heb ih het genoegen van Uto bezock te
danken? 'abe die Herr Doktor goet
geslapent«
G. lachte. »Danke, Frau Statt, iclf
bin schon seit heute Morgen 7 Uhr au
den Beinen und jeyt bereits wieder
müde.«
»Oh, ich sein immer muid, ich kann
slapen die ganze Taag.«
Und damit verschwand die Dicke
wieder, um im Nebengemach auf dem
Sopha Platz zu nehmen.
»Ja, die Mama«, meinte die Toch
ter, »die kann das Klima nicht vertra
nen Hatten wir nur das nöthigeGeld,
sich bin überzeugt, wir wären längst
Jtoieder in Soerabaja. Sie paßt eben
I nicht nach Europa.«
- »Ich muß Sie daraus aufmerksam
machen, junger Freund«, wandte sich
der Doktor an mich, »daß der Vater
des Fräulein Angelique 14 Jahre lang
als Unterofsizier in Diensten der hol
tändischen Colonialarmee stand—da
her auch diese kleine Pension, von der
Mutter und Tochter Ietzt leben. Spä
ter war er Bediensteter in einer ro- -
ßen Menagerie, die iandien und u- »
firatien reiste und vor fünf oder sechs- .
Jahren nach England kam, wo sie aus- ;
gecost wuer Wie heißt vek Direktor l
nur-glei , Angeliques
»Jame Hamilton!«
»Gan richtig, Hamiltont Also, die
Familie-States ging dann nachDeutfch
lind, wo man einige Jahre von der
Pension und dem ersparten tleinen
Capital lebte. Dann ftarb der Vater
plötzlich nnd nun ist hier manchmal
Schmalhans Küchenmeister. Als Sie
mir nun heute Morgen die Geschi te
ron ihrem »Stat« erzählten, da te
ich sofort an dieses jungeMiidchen hier,
das, wie ich während meinem Besuche
in Nefem Hause früher erfahren, mit
Menagerieverhiiltnissen recht gut Be
scheid weiß. Also, Angeligue höre gut
zu: Dieser junge Mann ehört zu ei
ner Menagerie, deren » töwenbraut«
gestorben und für die ein Ersatz gesucht
wird. Jch habe sofort an dich gedacht.
Hast Du den Muth, die Löwen vorzu
fiihren?«
Jn das schlanke Mädchen tam Le
ben und Bewegung.
»Pah,« rief Angeliaue bliskenden
Auges-, »wenn es weiter nichts i t! Wie
oft hin ich bei Hamilton mit Papa im
Käfig gewefen! Jch fürchte die Thiere
nicht —- wo sind fie?«
»Nicht hier in Leipzig —- in einem
kleinen Orte, etwa drei Meilen von
ier.«
»Dann wollen wir doch gleich hint«
»So schnell geht es nicht, Kleine.«
antwortete Dr. G. »Zuerst müssen wir
auch hören, was die Mutter zu dem
Plane sagt'
»Oh, Mama ift mit Allem einver
standen, was- ich thue; außerdem dürfte
fie sehr froh sein« aus dieser Bude
hinauszutommen.«
Und so war es auch. die dicke Ma
lahin wunderte sich gar nicht weiter
über den abenteuerlichen Plan ihres
schwarziiugigen Töchtercheng und sag
te zu Allem Ja und Amen.
herrn Emanuel Sturm aber tonnte
ich telegraphiren, dafz ich einen Ersag
fiir Misz Welda gefunden habe. —
Als wir am andern Tage Mittags
iu T. antamen, war die erste Fra e
des Fräuleins Angelique, nachdem re
nur flüchtig herrn und Frau Sturm
begrüßt hatte:
«Wo sind die Thiere?«
»Ich werde sofort die Ehre haben
Mademoiselle," antwortete der Fett
Prinzipal und griff nach seiner eit
che
fWir gingen zum Käfig, de en Jn
faffen aufsprangen und unru ig hin
ter den Traillen auf- und abtie en.
»Schöne Thiere, aus Ehre, Herr
Sturms« ries das Mädchen, bewun
dernd die Besiien betrachtend, »Gebe,
mit Madame Sturm eine Tasse Tbee
Fu trinken, Mama, ich will mir einmal
den Käfig von innen besehen.«
Die Alte watschelte davon.
»Aber Mademoiselle,Sie miissen sich
doch erst mit den Thieren betannt ina
chen,« meinte der Mena riebesitzey
»sonst könnte der erste Befrich schlecht
ablaufen.·«
»Pah, ich bin beiHamilton zu stein
den Tigern gegangen, ohne daß mir
etwas passikt wäre. Und diese lieben
Kerle hier —«
»Na, Fräulein, wenn Sie durch
aus wallen, dann will ich einmal den
Käsi öffnen. Jeh gehe aber mit.«
»das wie Sie wollen, herr
Sturm, nöthig ist es aber nicht,« er
widerte die cauragirte Halb-Malai)in
und hüpste hinter dein vorausschrei
tenden Dampteiir het. »
Die Tbiir wurde geofsnet und siel
hinter den beiden wieder in’s Schloß.
Draußen stand ich niit einer langen ei
lernen Gabel und zwei Holzbarrierem
la lang, wie der Kasig breit war, und
die dazu dienten, die Löwen einzu
schließen, wenn Gefahr im Verzug
ware.
Die riesigen Katzen hatten sich beim
Raben der beiden Leute in eine Ecke
Meile-gezogen und blickten unwillig
aiis die ihnen noch vbllig steinde weib
liche Person« ,
Angeliaiie lebnte sich init deniNttiteii
an die Traiileii iind blickte siitchth
und lange aus die Thiere.
Die tsche, here Cturmk
Igp eckigen denn ich umst- das
die re beim Erblicken der Peitsche
untuh g würden.
»Herr Sturm,« schrie ich. geben
Sie ihr die Peitsche nichts« «
Da lachte der kleine Spru teusel
mit seinen wei nsähnen und rt dem
Prinzipal die eitsche aus der nd.
Mir war, als wollte,das Herz zu
schlagen aufhören, als Angeltaue dem
großen, wilden »New« mit der Nil
pferdpeitsche einen ieb über die
Schnauze zog. Das T er stieß ein Ce
heul aus, daß der IZanze Wagen Niv
terte und die alte alayin die T
tasse vor Schrecken zur Erde sallen
ließ. Da kvar aber auch schon das tolle
Mädchen weiter zu den Bestien vorge
drungen, während der Prin ipal an
ter Thüre zum Borsetztäfig stand, um
im Falle der Noth das Mädchen
schnell aus dem grimmen Behälter zu
lassen und den Rückng zu decken. lTeich
Pllf Hieb sauste jetzt auf die sau n
Ny wüthenden Thiere nieder, unun
» rerbrochen, mit sich immer erneuernder
IKrasL Das Mädchen schien einen
lArm von Stahl zu haben.
,,Attention, Fräulein, die Thiere
»Damit Sie in Stücke zerreißen!'· ries
.r .
» In demselben Au enhlict geschah et
nkas Ilnerwartetes. staSMiidchen wars
die Peitsche weit hinter sich, verschränk
te die Arme und hielt wassenlos vor
den mäthenden Thieren —- ein —- zwei
j- drei Selunden. Dann trat Ange
lique einige Schritte zurück, lockte mit
der Hand die Löwen« wie man einen
Pudel lockt, und siehe da: die Bestien
kamen langsam herangekrochen und
blieben vor den Füßen des Mädchens
schmeichelnd und furchtsam liegen.
Wie sperrte da Herr Sturm, der
immer auf dem Sprung zum Eingrei
fen gestanden, die Augen aus, nicht
minder sein liebes Ehrgespons, das bei
dem Brüllen der Thüre herbeigeeilt
war, während die Malahin wieder ru
hig ihren Thee schlitrpfte, als ginge sie
die ganze Geschichte nichts an.
Fräulein Angelique, Sie sind eine
Dompteufe »par excellenre!« rief er in
wahrer Begeisterung.
Kunststück HerrSturm!" lachte der
kleine Satan. »die Thiere da — die
kenne ich ja! Der da« —- sie traute detn
großen Löwen »New« das Fell-—- »ist
jetzt vielleicht zehn Jahre alt, »Brutus«
und »Cäsar« mögen acht Jahre zäh
len, während mir das Alter der Lö
win unbekannt ist—die habe ich noch
nie gesehen. Aber die drei männlichen
Löwen stammen von Hamilton, der
sie vor fünf Jahren an die Menagetik
Wombwell vertauste.«
»Teufef, das stimmt —- die Löwes
sind von Wombwell —«
»Na, also. Jch habe die Thiere, bei
denen ich früher mit dem Vater wohl
hundert Mal im Käfig gewesen, sofort
wieder erkannt, die Löwen mich auch.
Einige Diebe waren aber nothwendig.
um die lieben Kerls nicht gleich von
Anfang an zu verwöhnen. Jch werde
aber mit ihnen gut auslommen, aus
mein Wort, Herr Sturm.«
Daran zweifelte nun der ehrenwer
the Prinripal durchaus nicht. Er fuhr
noch an demselben Tage nach Leipzig
und llopfte sämmtliche Weintneipen
ab.
Mochte auch seine Alte lralehlen —
er war froh, daß er eine neue »Löwen
braut« gesunden hatte.
Solche Mädels entdeckt man nicht
alle Tage —- am allerwenigsten in ei
ner Miethstaserne, vier Treppen hoch!
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Ein kleiner Irrthmm
Ein Bauer lomcnt spät Abend zu
einem Zahnarzt und es entspinnt sich
zwischen Beiden folgender Dialog:
Bauer: »Ich had’ so fürchterlich
Zahnweh. Herr Doltot; geben S’ mir
doch ein Mittel, daß ’s aus"hört!«
Zahnarzt (nachdem er den Patienten
untersucht hat): »Ja, mein Lieber, das
ist ein hohler Zahn,-—— den müssen wir
reißen-"
Bauer: »Was tost’ denn ’5 Reißen?«
Zahnarzt: »Ohne Gasantvendung 1
Mari, mit Gas 5 Marti«
Bauer: «Wissen S’ was, Herr Dok
tor, da lomm i morgen beim Tag wie
der, wenn S’ toa Gas brauchen!«
Ein Paatosseilleld.
»Diese Bosheit meiner Frau! Ich
sage ihr vorigen Monat, sie liebe mich
nicht —- — — seitdem veesaizt sie mir
alle Speisen.«
Ueber-krumm
A.: »Neulich war bei mir Gesell
schaft, da spielte ein Komponist eigen
händig seine Lieder, und ein Dichter
detlamirte seine Gehichte.«
B.: »O, da hatten wir es jiingst
besser. Ein Wurstmacher aß bei uns
seine eigenen Würite, ein Bäcker aß
sein eigenes Brot und —- unerhiirt —
ein Brauer tront sein eigenes Bier.«
Kindliche Rai-tm
Mutter ltvelche den lleinen Otto in
der Speifelammer erwischt): »Halte ich
Dir das Reichen nicht aus das
Strengste verboten, insamer Bengel?
Du bringst mich mit Deiner Unfug
famteit noch in's Graf-P
Der kleine Otto: Nimmst Du dann
den Speisetammerschliissel mit in’s
Grab, Mama?«
seien-liebes Zeichen.
Lebemann lzum andern): »Ich weiß
nicht, ob nicht der Bankier Meter vor
dem Mache steht? . . . Ich fah neu
lich hei ihm im Solon zwei vertoßete
conponscheeren Mi« «