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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 17, 1905)
Gift-net Schreibebrief von Tizzie jaukstengeL No. 146. Jch hen Jhne Ih ren Brief kriegt, w o drin Se sage Diehr Mäd dem: M i r wäre s eh r froh, emol ebbes a u s Ihre junge Jahre zu höre un dehte gleiche, noch mehr zu höre; könne Se uns mehbie vielleicht mitdheile, wie Sie Jhren sband kenne gelernt heu? Der dithor.'« Well, sell is zwische Jhne un mich en Peunt, wo ich eigentlich nit gleiche, driwwer zu spreche, bitahs ich denke, daß es mein größter Miß teht war, daß ich den Feller geheirath heu; awwer ich geb nicks drum; Sie solle alles wisse. Jch hen Jhne ja schon geschriwwe, wie ich den harte Dienst gehabt hen. Uss en schöne Dag hen ich genug Korretsch uffgepickt, meine Madam zu sage, daß ich gleiche deht, am Sonndag auszugehnz e ent fernte Schwester deht geheirath wer’n un do müßt ich als weißgewaschene Jungfrau mit weiße Stackins un en Normazopp mitmache. Oss Kohrs how do en Kick gewwe, awwer ich hen nidts drum-gewim; einiges dumme Schos verliert emol die Geduld un krümmt sich, wann mer uss es stepve; duht. Ich hen gesagt: Das macht mich gar nicks aus; Sie hen die Tscheus zwische drei Dinger, entweder losse Se mich gehn, odder ich twitte mein Schapp. Das hot se oss Kohrs nit geglichc un do is der Bahs herbei geholt worde. Der hot auch zuerscht qetickt, awwer schließlich hot er gesagt, e Wedding wär ja nit jeden Dag un ich sollt gehn, ich sollt awwrr ausgucke, daß sich mei Schwester nit so bald tvidder verheirathe deht. Domit is also das Ding gesickst gewese. Am Sonndag Morgen hen ich mich ge dreßt tuh till. Jsch hen geguclt wie e Pietsch un wie die Madam nit dabei war, hot mich der Bahs in dieTschietS gcpmtcht un hat gesagt, tat war e arig gutguckiges Mhedche. Wann ich nit en Rauh eweude hätt wolle, dann hätt ich den alte Knoche eine in dieSchlätts gewwe, daß er vergesse hätt, tvann sein Geburtsdag is; awwet wies war, hen ich nur ein Dieseier gehabt, so schnell wie möglich fort zu tomme. Jch hen e lange Ratt iwwer gehängt, bi tahs ich hen doch an die Stritte tein Schoh aus mich mache wolle. Ich hen e ganze Stund gehn müsse, bis ich in den Nest war’n, wo meine Schwester gelebt hot. Jch hen schon von e Di stenz Muhsict gehört un do hen ich ge denkt, schiewiß, die gewwe’g ja groß artig; wie ich awwer in das Nest sm komme, do hen ich aus-gefuan daß se auch Kerb gehabt hen. Wisse Se, e sterb, das is das allerschönste, was uss die Welt gibt un mei Herzche lsot mich ordentlich gebobbelt, wann ich nur dran gedenkt ben. Jch fm also zu meine Leut gange un mer hen Dinner gehabt un dann is die Wedding ge wese; das war arig schön un ei tell fuh, ich hen en Hitt gemacht; ich war awwer auch e arig gutguctich Mehds che; Bärteicher hen ich gehabt, so roth, als wann se mit en Briastein einge ririwwe wäre un e Schehp hrn ich ge habt! es is tei Wunner, daß die Men fohts all trehstg sor mich ware· Well, nach die Wedding stn mer nach den Kertveptatz un dort is im goldene Löwe gedanzt worde. Schietviß, do hätte Se emol e Kraut sehn solle! Jch sin gestoße und gedrickt worde, daß es en alte Hund jammere duht. Art-mer« das hen ich ja auch nit annerschter eckspeeite könne. Awtver dann is eb bes gehäppend, do dent ich mei ganzes Letve dran. Es hoi mich en Feller mit e Nummero 14 Schuh uss mei Füßche gesteppt un ich hen en schreck liche haller von mich gewwe, bitahs ich hen gedenkt, mei letztes Stündche wär do. Wie ich mei Auge widder ufsgemacht hen, do hen ich gesehn, daß an dem Nummero 14 Schuh en jun ger Fellee war, wo e Fehs gemacht hat, als wann ihn die Tschickens all sei Brot gestesse hätte. Jch muß sage, ! set Fehs is ziemlich dumm gewese un; sellee Feller war der Philipp- was? jetzt mein Hosbqud is» Es hoi sich! vff Kohrs ecksjuhst un als Betuhist gungsmittel hot er mich gefragt, ob« er das Vergniege hawwe könnt, mit» dich zu dar-ze. Schuhr Ding, hen ich gesagt, un dann hen mer atower enL Walzer do hin gelegt, der war ante ieit; ei tell fuh, der Philipp hot danze könne, wie alles, damals is er noch nit so en großer Stiss gewefe wie er heut is. Er hol auch emol getriei un hot mich e game Latt schwiete Sache ge sagt. Well, so e armes junges Mehl che, wo nor immer erum gestumpt un gestoße is worde un wo nie e freund liches Wort gehört hot, das gleicht off Kehrs, wann ’s emol e wenig gestat tert kriegt un dann hen ich ja doch auch lein Brickstein, wo annere Leut ihr herz heu. Mer hen noch e ganze Latt gedanzt un dann wie Soppetzeit is komme, do hen ich ihn mit zu meine Fohis genommen und Sie hätte nor emol sehn solle, wo der Philipp bei den Esse eingehaue hat, ich hen mich schehmt wie alles. Awwer meine Schwester hot nicks drum gen-we un do hots auch kein Differenz zu mich gemacht. Nach den Sopper hen mer for so ebaut e Stund noch gedanzt un dann hen ich fort gemüßt. Der Phi lipp hot gleich gesagt, er deht mit mich gehn, bikahs so eme junge Mehdche iönnt doch an so en lange Weg iesig ebbeö hiippenr. Se könne sich denke, daß ich das arig gegliche hen. Mer sin also heim un an den Weg hat der Philipp gefragt, ob ich Kompenie mit ihn halte wollt. Well den Weg is es komme. Was mich am beste von den Philipp gefalle hot, war, daß er so en diesenter Feller war. Off- Kohrs hen ich mit die Zeit ausgefunne, daß ich auch in die Lein bei ihn mistehken war. Ennihau hen mer von die Zeit an Kompenie gehalte un in mein näch ste Brief will ich Jhnen verzähle, wie mer uns geheirath hen. Daß sell noch viel Trubel for mich gemacht hot, das könne Se sich denke. Mit beste Rie gards Juhrs Lizzie HansstengeL Die Dynastie Tritten-. Man schreibt aus Petersburg: Die Ernennung des Generals T pow zum Generalgouoerneur oder mi an deren Worten zum Dittator Peters burgs ist ein Ereigniß, das wegen der mannigfachen Streislichter, die es aus russifche Verhältnisse wirft, ein beson deres Jnteresse darbietet. Jn der er sten Hälfte des verflossenen Jahrhun derts wurde Petersburg von General gouverneuren regiert, unter denen viel leicht Graf Peter Ludtvig Pahlen der betannteste ist, da er das Haupt der Verschwörung gegen Paul l. war. Jm Anfange der sechziger Jahre hatte aber der Schuß, den Karatozow abgefeuert hatte, iin Gemüthe des Kaisers Ale xander Il. die Ueberzeugung hervor gerufen, daß ein Generalgouverneur teine genügende Garantien fiir seine, des- Kaisers persönliche Sicherheit dar biete. Statt energisch an den fiir Nußland so nöthigen Reformen wei terzuarbeitem enthob man den Gene ralgouverneur Fürst Smoarow seines Postens und concentrirte die höchste Gewalt in den Händen zweier Polizei spezialistenr des Grafen Schuwalow, tihefs der dritten Abtheilung nnd des General-S Trepow, Polizeimeifterg Von Peteråburg » Trepow, oder richtiger Trepphof war, wie Zeitgenossen behaupten, deut Ischer Abkunft. Eine deutsche Dame adoptirte das Findeltind und nannte es Trepphof, da es aus der Hinter treppe, die vom Hofe zu ihrer Woh nung führte, gefunden war. Trotz dieser obscuren Hertunft brachte es Trepphof bis ztim Poiizeimeistek von Warschau, und da er hier unter dem Statthalter Berg fiel-. an der Bekäm pfung des Aufstandes mit eiserner Strenge betheiligt hatte, wurde er aufs wärmste in Petersburg empfoh len. Dieser Empfehlung machte er auch gewissermaßen Ehre, indem er Ordnung in die Augiasställe der Ne sidenz brachte. Auch hereicherte er sich nicht wie seine Vorgänger Galachow und Ratoschtim welch’ Letzterer in der hohen Gesellschaft den Spitznamen Oacheeoquin führte. Seine Brutali tät gegen die ungliictliehen politischen Gefangenen brachte ihn aber ganz nn erwartet zu Falle. Den 13. Juli 1877 ließ er Bogoljubotv, der zu dieser letz teren Kategorie gehörte, im Gefäng nisse peitschen und eine Anzahl von dessen Collegen in Löcher setzen, aus welchen die Ertreniente nicht heraus getragen wurden, und wo die Tempe ratur 30 Grad erreichte· Ein halbes Jahr später feuerte Wera Sasfulitsch auf ihn den Schuß ab, der gleichsam das Signal zu der langen Reihe auf regender Ereignisse gab, an welchem seither die Geschichte Russland-Z so reich gewesen ist und die heute in der Er nennung des jüngeren Trepow zum .Diitator Petersburgs leider nicht ei nen friedlichen Abschluß, sondern nur seine weitere Fortsetzung gefunden ha ben, die noch reich an merkwürdigen Ueberraschungen sein dürfte. Jn der Erzählung: Ketten ge sprengtt tson Frant Barrett heißt es: »Der Maior hatte sich eine Cigarre genommen und hielt Tom die Kiste inn. »Gewiß«, erwiderte dieser nach stundenlangem Zögern und griff mit der linten Hand hinein, die andere be hielt er in der Tasche seiner Joppe.« Der Major muß ein ungewöhnlich gut- ( iniithiger Herr gewesen sein, sonst hätte er die Kiste nicht so lange hin gehalten. III Jn der Türtei ist die Elettrizitiit beinahe noch unbekannt. Wenn der Sultan erst erfährt, daß Pumptverte durch Elektrizität eben so gut oder besser betrieben werden können wie durch Dampf, wird sich das schon ändern. II II I Der tolle Mullah befindet sich aber mals auf dem Kriegspfadr. Wie es scheint, bat in seiner Umgebung Nie mand den Muth, ihn auf das Vor handensein des Haager Tribunalg aufmerksam zu machen. s s · Jn der Mandfchurei stehen sich die Leere mit einerFrontlönge von nahezu 100 Meilen gegenüber, aber hier in den Ver. Staaten reicht sie Schla t linie der Regierung gegen die Tru ts : von New Yort bis San Francisco. 1 » ner an Vergnügungswahn leidenden - wissen Trotz, obgleich es gar nicht so Ver letzte Ball. Novellette von Otto Fein. ,,Tante Ella, bitte, halte mir ein wenig den iicher.« »Gut-es - antchen, nur ein bißchen das Haar richten.« « »Aber, Ella, wie plump hast du wieder dem Kind die Masche geknüpft Komm’ doch zu m i r, Klara!« Tante Ella hält den Fächer rich tet das Haar, nimmt den Vorwurf der Schwester schweigend entgegen, steht gelassen aus, wenn ein Tänzer, von den Nichten bugsirt, vor ihr sein tvohlgeseheiieltes Haupt verneigt und dankt sofort, sobald sie bemerkt, daß die einstige Tanzlust ihre Schritte be flügelt. »Eine tauzwiithige alte Jung ser, daß Gott bewahre.« Um nichts in der Welt möchte sie in den Rus ei alternden Dame kommen, und so ac centuirt sie ihre Jahre mit einem ge arg damit war. Wäre sie ein Mann geworden, nun, so hätte man sie ge rade in diesem Winter nach vollstreck ter Landwehrpslicht in den Land sturm eingereiht. Da es aber keinen weiblichen Landsturm giebt, so kann die Welt Fräulein Ella die zweiund dreißig Lenze nicht n·achrechnen, desto genauer aber die sechzehn Faschinge, nahezu eine Karnevalsgeneratron Wie rasch wechseln die Generatio nen im Ballsaale! Eine Ente kann ihre Jungen nicht rascher ins Wasser fuhren, als eine Mutter ihre kaum sliigge gewordenen Mädchen in den Ballsaai. Ach, die eitlen Mütter! »Ihr führt ins Leben sie hinein, Ihr laßt die Mädchen sriihreif werden, Dann überlaßt ihr sie der Pein, Denn zu viel Tanz rächt sich auf Erden« An Tante Ella hat er sich gerächt. Von den Huldigungen der ersten Ball ersolge berauscht, eitel nnd anspruchs voll geworden, gewöhnt, mit Kame valsspuppen ihr Spiel zu treiben, hatte sie nicht gelernt, in ihren An sprüchen sich zu bescheiden, sondern aus ein ,,Ballaliict« gewartet, wie es einigen begnadeten Vallschknheitem widerfahren war· Hiibsch genug war sie dazu, aber sie erfuhr nur zu bald, das; der Ballsaal nicht das Treibhaus « siir die Verennirende skirchenpslanzel der Ehe ist, wie eitle Mütter Wähnen, sondern dafz diese tropiscke Luft zu meist nur raich verbliihende Leiden schaften zeitigt, deren Dauer kaum eine Saison anhält. Es giebt freilich auch Ausnahmen Dr. Danner z. B» der mittelgrosze. unter-setzte Mann, der soeben mit töp Pischer Geschicklichkeit sich Bahn durch die Reihe der Tanzenden bricht, um zu dem Sitz Fräulein Ellag zu gelan gen. Sein gutmüthiges Gesicht cr gliinzt schon aus weite Entlernung im Widerschein-) dieser freudigen Begra nuug, und während seines Vorwor sches zwängt er seine Hände In die Glares, denn er will die Sitzengeblie bene ihrer Beschaulichkeit entreißen. «-—— Uur Rechtfertigung der Küchen pslanzentheorie muß jednch gesagt werden, daß Danner Von den Stu Ientenzeiten her zu den häuslichen Verehrern Ellas gehörte, die seine Pudkltreue ansniitiend, ihn ,,ach, in diese Pracht zwang«. »Sie sind also, Fräulein Ella, na türlich wieder gegangen. obgleich Sie vor Jahren Er brach erschreckt ab und blickte verlegen um sich. »«Wenn man das-« gehört hättet« »Sprechen Sie ununuounden. Man tennt mich hier· Jch werde ja von einer Generation der Balljiinglinge der anderen vererbt. Die unaeiiote sten Tänzer werden von dem lsomiie aus mich gehetztz ich bin sozusagen das Schulpserd.« ,,R·eden Sie doch nicht so — mit sind? Sie’s gewiß nicht. Darf ich bit ten-« ,,Jhnen schon gar. Ueberlassen Sie das Tanzen beweglicheren Naturen und setzen Sie sich lieber zu Sitzen gebliebenen. Also, Sie wollen Re chenschaft, warum ich alte Jung ser noch immer aus die Balle gehe, obgleich ich vor —- nun, wie viel Jahre mögen es her sein, daß ich Jhnen versprach, diese übte Gewohn heit auszugeben?« « »Ich bitt’ Sie, Fräulein Ella, las sen Sie dies abscheuliche Nachrechnen; wozu der Vergangenheit nachspiiren, Sie haben doch eine hübsche Zukunft vor sich. Es ist zwar einigermaßen unbescheiden von mir. aber was ich Ihnen bieten kann, ist, wenn auch nicht glänzend . . .« Kommen Sie wieder mit Ihrer firen Jdee, die Sie noch ins ilnaliick stürzen wird. Richtig, es war vor fünf Jahren, damals als Ihr stiller Wahn sich laut zu äußern begann. Sie sprachen vom Segen der Häng lichteit.« »Ja, Und davon, daß es schade sei. wenn ein so vorzügliches Weer wie Sie, sich zu einer Ballferin degradire, sichs von faden Laffen den Hof machen a e.« «Trd·sten Sie sich, das hat seitdem aufgehört.« »Und bot mich Ihnen als Führer in das gelobte Land ruhiger Häus lichtcit an. Jch harre geduldiq der Stunde, da Sie meine e«’«fiibruna nicht mehr zurückweiin wrdn.« »Ich bin anen viel zu gut, um Jbr Anerbieten auszuniitzcn Trotz dem ich mein Versvrechen auf die« Karnevwisvergniigunqen zu versieht-n und in frommer Zurüktgezoaenbeit mein Herz zu brüten, so schnöde brach. halten Sie noch zu mir. Jch verdiene es wirklich nicht. Eine solche Kame valsprinzesz ist nichts für Si-e.« ,.Mack,en Sie sich nicht schlecht. Ich weiß, daß Jhnen diese Bergniigungen widerstehen. Glaubt’ ich, Sie hingen daran, weiß Gott, ich würde mich nicht weiter um Sie bemühen. Was zwingt Sie aber in solche Gesell schafts-« · »Wer es genau wüßte!——Jm An sang tanzt man um des Tanzens wil len; es ist ein physisches Vergnügen, dessen physischer Reiz nur leise mit llingt. Das ist die Periode, in der die slinksten Beine den Sieg über uns davontragen. Dann kommt die Zeit der Sentimentalität, und wir zeichnen jene aus, in deren Herzen wir uns eingezeichnet wähnen. Der Ballsaal ist jedoch der Schwärmerei nicht gün stig, und wir wollen auch unterhalten sein: der beredteste Mund weiß uns zu fesseln· Allein Herz und Geist ver kümmern in der schwülen Lust des Ballsaales, und über beide empor wächst die Gefallsucht; wir begehren gesehen und bewundert zu werden und jenes Auge, das am schwärme rischesten oder frechsten an uns hängt, übt den stärksten Zauber aus. Je rei ser wir werden, desto leichter wird uns der Sieg über die naiven, noch ungeschulten Tanzfreudigen, und wir thun uns etwas darauf zugut, den aus ihre Jugend Pochenden Ueberle genheit beweisen zu können. Und schließlich, wenn die Grazien uns zu verlassen beginnen, ist es Trotz und Gewohnheit, die in jedem Karneval das säuerliche Altjungserngemiith gleich jugendlichem Most gähren macht, wie auch alter Wein zur Zeit der Kelterung rebellisch werden soll. Man verzichtet so schwer. Sollen wir den Banterott unserer Jugend eingestehenLZ Noch lebt der Widerglanz des ersten Balles in unserem Herzen und schon sollen wir uns zum ,,letz ten« entschließen?« »Zum Glück lehrt die Erfahrung, daß es doch ,,letzte Balle« giebt, auch im aktiven Sinne; denn Ballnrutter sreuden und Leiden, und selbst die Tanzfreuden verheiratheter Frauen gehören auf ein ganz anderes Carne vals-Conto.« »Gewiß giebt es einen ,,letzten Ball«, wie ein letztes Glück und einen letzten Tag.— Was uns die Erkennt nisz vermittelt, daß er gekommen? Ir gend ein Ungefähr, eine aufgefangene Bemerkung, oder wenn man als altes Mädchen oder Tochter einer Jugend srenndin gegenüber tanzen muß — tvas mir heute widerfahren könnte. Sehen Sie dort den blonden Engel, das Ebenbild feiner Mutter? Es ist die Tochter einer blos um etwas älte ren Ball-Conturrcntin. Werden Sie mir diesmal glauben, wenn ich Ihnen verspreche, das-. der heutige Ball mein letzter fein soll?« »Der letzte fiir das Mädchen? Oder wollen Sie so grausam fein und der maleinst Ihrem Ebenbild — wie rei zend wird es sein ·- dag Tanzen ver bieten? Sie begreifen, dasi bei meinem natürlichen Interesse an diesem Eben bilde. . .« »Herr Doktor, Sie sind zu kühn in dem, was Sie voraussehen« »Nicht doch! Wie sehnsüchtig habe ich auf Jhren »letzten Ball« gewartet. lind jetzt, da mir der ,,blonde Engel« die Erfüllung bringt, soll ich nicht tühnere Erwartungen hegen dürfen. Daß Sie mir gut sind, haben Sie gestanden, und was die Carnevals prinzeß anbelangt, so haben wir ja heute damit abgeschlossen.« »Trauen Sie mir nicht! Das Kar nevalsfieber ist wie die Morphomanie7 lassen Sie sich nicht dadurch bethö ren.« »So werden wir es mit der Ent wöhnungslur versuchen. Aus fröh liche Ende den fröhlichen Anfang knüpfen. Dem letzten Ball des »alten Mädchens« —— Sie nannten sich so — soll der erste Ball der jungen Frau solgen.« W Der Bundessenat ist vielfach mit ei nem großen Bahnhof verglichen wor den, und mit Recht, fo sonderbar es auch klingt. So viele Seitengeleife, auf welche man irgend etwas abschiebt« Ztltlaum der größte Bahnhos der e . II- sss C Verschlagenheit ist häufig die Folge zu vieler Schläge. It· It- Il Die öffentliche Meinung ist ein VexirspiegeL welcher die Dinge bald zu groß, bald zu klein zeigt, aber im mer verzerrt. II( si· It· Der einzige Platz in Rußland, wo noch ziemliche Sicherheit herrscht, ist ietzt — Sibirien. si- sk st Leute über 60 Jahren können nach der Ansicht des Dr. Osler der Welt nicht mehr nützen. Hat er dabei an den Bundessenat gedacht? Il- III It Gras Bülow soll den Fürstentitel abgelehnt haben. Fühlt wohl, daß er eine Nummer kleiner bleiben muß als Fürst Bismaret II III Il( Wenn aus dieserWelt einmal etwas recht Dummes gesagt wird, dann stammt ein solcher Ausspruch allemal von einem Gelehrten. si- sss se Gute Gesellschaft muß man suchen; schlechte findet man Die Erlenbaum-Jud Jst das Telephon bestimmt die bochangeschla ene amerikanische Stim me zu derbe ern? Mr. William H. Kenney, Leiter der Abtheiluna sür Ausbildung der Stimme am Emer son College os Oratory in Boston, glaubt, daß dies der Fall ist Er sagt, daß dise Nothwendigkseit einer klaren, genauen Aussprache, welche das Telephon von jenen verlangt, die es gebrauchen, den Charakter der ame- « rikanischen Sprechweise in einer der» nächsten Generationen bedeutend ver ändern würde. » Jeder Europäer weiß natürlich,j daß an der amerikanischen Stimme viel noch zu verbessern ist. Jhre Ei genheiten haben lange Stoff zur Hei-s terkeit sowie Themata zur Diskussion für Gelehrte geliefert. Sir Morell Mackenzie, der bekannte englische Spe zialist erwähnt in einem seiner Bü cher, daß die affektirte Aussprache der Puritaner die Sprechweise ihrer Nach kommen beeinslussenl Andere haben den Charakter der amerikanischen Stimme dem Klima zugeschrieben. Ei- · ne wahrscheinlichen Critarung aver ist die, daß die ersten Ansiedler, ein kern haftes Volk, das den schwierigsten Le bensproblemen gegenüberstand mit ei ner ungeschlachteten Rauheit aus-spra chen, und dies hat eine Neigung gezei tigt, sich weiter auszudehnen in einem Lande, das erst seit kurzem große Städte hat, die eine sor fältigere Sprechweise bedingen. Sicher ist nichts einflußreicher als die Wirkung einer Stimme auf die andere. Ver setzt man eine Person in einen Kreis, worin eine weiche Aussprache vor herrscht, so werden selbst die rauhesten Töne zart. Bringt man anderseits ein Kind aus einem Volke mit wei cher Stimme in ein Klima, wo die härteren Töne herrschen, so wird jeg liche angeborene vererbte Beinflussung rasch verloren gehen. Ein von Herrn Kenneh oft zur Illustration benutztes Experiment besteht darin, daß er eine größere Anzahl Schüler einige Zeilen Poesie einer nach dem andern aufsagen läßt. Während des Hersagens der er sten zehn oder fünfzehn machen sich Unterschiede bemerkbar, die der Aus drucksweise der verschiedenen Tempe ramente zu Grunde liegen, nach und nach aber nimmt es die Gestalt eines Konglomerats an, aus den vorherge gangenen Recitationen zusammenge setzt. Jn anderen Worten, die Aus sprache erhält einen überindividtiellen Werth. Herr Rennen behauptet, daß der Einfluß des Telephons hauptsächlich auf die Conderfationsftimme sich er streckt, obwohl sich derselbe auch auf die beiden anderen Thpen des stimm lichen Ausdrucks, aus die Rednerstim me und die Singstimme in gewisser Hinsicht ausdehnen lann. Jin ersteren Falle ist es sicherlich von sehr großer Wichtigkeit, denn der wesentliche Zug des guten Telephonirens wie jeder gu ten Conversation ist die richtige Ve handlung der Konsonanten, geradeso wie in den anderen Abtheilungen die Voiale die erste Rolle spielen. Herr Kenneh glaubt, daß Genauigkeit beim telephonischen Sprechen auch die Sing und Rednerstimme beeinflussen wird, wie die Ausbildung im Schwimmen eine Beihülfe im Laufen und Schlitt schuhlaufen ist. Beinahe jeder hat Gelegenheit ge habt, zu beobachten, in welcher Weise der Fernsprecher richtig gebraucht we. den soll, und wie wenige haben sich ihre Beobachtung zu Nutze gemacht. Hören wir z. B. einer Dame zu, die eine Fernsprechstelle bedient. Jbre Stimme erhebt sich nicht über ein Flü stern, und obgleich man ganz nahe da bei steht, kann man ihre Unterhaltung nicht verfolgen. Erfahrung und Un terricht haben sie gelehrt, daß eine wohl angewandte leise Stimme ge nügt, den Ton nach irgend einem na hen oder fernen Orte zu tragen. Sie versieht nicht allein ihre Arbeit ohne Störung für die Leute um sie herum, sondern schützt sich auch durch ihre leichte Beherrschung des Sprechorgans vor Ermüdung. Außerdem hat eine leise sanfte Stimme sicher einen höflichen Klang. Eine laute barsche Stimme klingt un geduldig oder gar ärgerlich. Nichts ist unangenehmer als eine scharfe oder brüske Antwort zu erhalten. Geschäftsleute beginnen diese That sache einzusehen. So hat der Leiter eines großen Waarenhaufes, ein wohl lsekannter Deutsch-Amerikaner in einer Stadt im Westen, es sich zur Regel ge macht, allen neuen Angestellten, die in die Lage kommen könnten, das Tele phon zu bedienen, gedruckte Anweisun gen zu geben über die Art und Weise, wie diese Pflicht ausgeübt werden soll. Ueber jedem Telephon - Apparat in seinem Hause befindet sich ein Schiid mit genauen Jnftruktionen. Dieser praktische Geschäftsmann hat entdeckt, daß die Wirksamkeit seines Telephonpersonals den Ertrag seines Geschäfte-H sehr stark beeinflußt. Jn der Electrical Review sagte kürzlich Jemand: »Das Telephon, welches rasch zum wichtigsten Thor eines Ge schöftsbureaus wird, ist zu häufig un geeigneten, unhöflichen und unwissen den Personen anvertraut. Die Sache ist von wirklich großer Bedeutung Wie der Gebrauch des Fernsprechstro immer allgemeiner wird, wird auch immer mehr von dem Verkehr der Welt durch ihn betoerkstclligt, und es wird «immer wichtiger, daß die das Tele phon bedienende Person auch fähig ; sei, klare, intelligente und höfliche J Anslünste zu geben. t Selbstverständlich sind die Tele phongesellschiaften sehr bedacht auf die Stimme, wenn sie Angestellte auswäh len oder einarbeiten. Gutes Sprechen wird in jedem Arbeitszweige verlangt, denn es ist ein wichtiger Faktor. So srsubr der Präsident eines Geschäfts l)auses, daß der Geschäftsführer in der Telephonverbindungsstelle seiner Fir ma ungewöhnlich erfolgreieb war, neue Kunden zu bekommen und auch zu er l"-·1(l«en. Nachfrage unter den Leuten des Districts ergab, daß in iljxren Au gen — Viele hatten ihn noch nie ge sehen —- die Thatsacbc als Empfeh lung siir den jungen Mann galt, dasz seine Stimme so angenehm über das Telephon klingt. Männer und Frauen in verschiede nen Lebenslagen bezeugten, daß es ein Vergnügen wäre, mit ihm sich zu un terhalten. Auf die Klage eines Kun den antwortete stets die klare wohl gewählte feine Sprache eines Gentle man, und zwar eines solchen, der für des Kunden Standpunkt Berständniß hatte und der sich alle Mühe gab, ihn aufzuklären, wenn kein wirklicher Feh ler vorlag und denselben gut zu ma chen, wenn ein solcher existirte. Jeder, der sich an die ersten Tage des Telephons erinnert, hat sicher be merkt, daß eine große Verbesserung in der Stimme des Beamten stattgefun den hat. Die Damen, die am Um fchalter beschäftigt sind, werden haupt sächlich wegen ihrer angeborenen Fä higkeit und Gewandtheit ausgewählt, wobei der Besitz einer guten Sprech fiimme besonders gelchät.t wird. Na türlich erhalten sie Unterricht in der Kunst richtig zu sprechen. Jn einem Falle wenigstens hat eine der Bell Te lephon-Gesellschaften einen sogenann ten ,,Efficiency Engineer« (für die Ge nauigkeit und Wirksamkeit) angestellt, einen Mann, dessen Pflicht es ist, sich unter den Beamten zu bewegen und sie auf Wege aufmerksam zu machen, durch deren Befolgung sie ihre Arbeit Zufriedenstellender für sie felbft und vortheilhafter für die Gesellschaft aus führen kännen, und dieser Experte hat ".-en Angestellten manche werthvolle Winke gegeben mit Bezug auf die Sorge um ihre Stimmen und deren Anwendung Die vollkommenfte Ausbildung im klaren Aus-sprechen erhalten vielleicht diejenigen, welche häufig das Telephon zum Sprechen über weite Entfernun gen zu benutzen haben. Jeder, der Gelegenheit gehabt hat, von Chicago nach New York, von Boston nach Kan sas City, oder von New Orleans nach Monteeal, zu telephoniren, ift sich be wußt, daß ein gewisses Steigen der Stimme ohne Schreien und ohne stoß weise zu sprechen, sehr nothwendig ift, um eine gute Unterhaltung mit weit entfernten Plätzen zu ermöglichen. Ein Anfänger muß in den meisten Fällen Anleitung erhalten von einem ge schickten Telephonbediensteten an einer der beiden Endftationen, manchmal auch von einem in Mittelstatiotu Rich tige Methoden, die Töne in den Sen der zu werfen und richtige Stellung des Instrumentes auf dem Pult, um die volle Wirkung der Refonaz des Holzeg zu erhalten, muß speziell er faßt werden; auch giebt es Konsonan tenverbindungen,. die sorgfältig auf Tafeln in dem Bell Telephonbuch für große Entfernungen zur Jnftruktion der Angestellten zusammengestellt sind, welche mit besonderer Genauigkeit ge sprochen werden müssen, um die Mög lichkeit eines Jrrthnms vorzubeugen. Einige Gefchäftshäuser, in welchen Telephonlinien auf weite Entfernung häufig beniitzt werden, haben Ange stellte, die in Anwendung der Tele phonstimine in der That Erperte sind. An beiden Enden der im regelmäßigen Gebrauch befindlichen, längsten Tele lrshonlinie der Welt, zwischen Omaha und Bofton, befinden sich zwei Beamte des Cudahy Packing Houses, die sich an jedem Werttage des Morgens auf rufen. Der Mann in Bofton telepho nirt auf diese Weise feit fünf Jahren jeden Morgen 1600 Meilen weit und bat gelernt, seine Stimme so gut ab zumefsem daß auch nicht eine Silbe jemals verloren geht. Ein ähnlicher Erperte hat sich aus dem Mann in Omaha entwickelt. ——-·-0—-—— Hirngcwichte. Das Hirngewicht des größten Land lliiereg, des Elefanten, ist dreimal so groß wie das des Menschen; während aber das Ilienschenhirn ein Vierzigstel seines Gesammtgewichts ist, beträgt das Elefantenlsirn nur ein Fünfhun dertstel seines Riesentörpergewichts. Im relativ-en Hirngewicht wird der Mensch nur von einzelnen Vögeln iilsertrossem diese absolute Ueberle-·· genl)-eit in der Hirngröfze ist jedoch wegen der spezifischer Leichtigkeit des Bogeltörvch wieder eine nur schein dare. Der russische Riese, welcher 9 Fuß 6 Zoll lang ist, landete kürzlich in England, um sich dort bewundern zu lassen. Er ist unzweifelhaft der größte Mensch aus Erden und es erscheint merkwürdig dasz man in der gegen wärtigen kritischen Zeit in Ruszland ohne ihn fertig werden kann. Il- sls si Der Zar sollte schleunigst JiusJitsu lernen.