— »- « Ver gefärbte Freier. humoreeke von A. Abt. Die kleinen flinken hande, die voll Eifer mtt der Bürste itber den grünen Müschbe ug des Sophas hin- und her fuhren, sellten plötzlich die Arbeit ein, nnd mit schwerem Ausieuszen senkte ein blondes Köpfchen sich tief zur Brust herab. Aufhorchend boa die Doktorin Hen ntng sich von ihrem Fensterplatz her über und fragte lebhaft: Was ist denn, Röte? Hat die Farbe etwa nicht ordentlich gedeckt?« »Doch, sie dtat sehr gut. Das So pha sieht wieder aus wie neu.« »Ja, wirllich großartigC rief die Doktorim zu dem alten, bequemen So pha hineilend und dasselbe sowie die beiden gehörigen Sessel mit beifal msyiopfniclen betrachtend. »Ein Pacinchen Farbe sijr siinfundzwanzig Pfennig, damit sieht die ganze Gar-ni tur aus wie frisch bezogen. Aber was hast du denn nur zu stöhnen?« unter brach sie sich, den Blick der Tochter zu wendend. »Bist du so müde, so hör doch endlich aus, du bürstest ohnehin nur unniitz die Wolle runter, die Far be ist ja rappeltrocken.« »Ja. trocken war sie beut Morgen fchon,« nickte siiite elegisch »Ich wollte auch nur noch ein bischen Glanz dar auf dürsten. Aber darum bin ich nicht müde und müde bin ich ja auch ei gentlich nicht, es ist nur --—- ich bin doch vorhin Friedi Loß begegnet. und da hat die mir gesagt, daß es mit dem Theaterspielen nun wohl nichts wer den lrsiirde, weil der Herr Kalten born, der alles arranqiren wollte, Knall und Fall nach Haüse reiste und ! nicht wieder liime Er hatte eben lei ihnen Abschi edsvisite aemacbt und —-— « I l l Ein Aufschrei der Mutter unter brach sie. Was — Kaltenborn iort —— aufl Nimmertviedertehr? Das —- das ists doch nicht wahr!« Morgen Mittag reift er ab hat ers zu Lotzens gesagt und s-- und ich —: ich hatte mich doch fo- -— aus das Thea- » terspielen —- gefreut. « Eine ganze Serie geradezu herz-» krechender Seufzer klang zwischen den T «Tn3elnen Worten, und vlötzlich die ände vor das Gesicht schlagend, eilte stäte aus dem Zimmer. Jn niobenhaster Starrheit scharrte die Mutter ihr nach. Dann qing sie schweren Schrittes, gesenkten Hauptes! zu ihrem Fenstervlatz zurück und starrte durch die blanlen Scheiben. Wie hatte sie Tag um Tag hier geses sen und die lange Straße hinabgeblictt die zu dem chemischen Laboratorium « führt-r, in dem seit einem Vierteljahr-. Heinz Kaltenborn erperirnentirtr. Was hatte sie um seinetwillen alles aethan. wie viel heimliche Opfer gebracht und nicht-z von alledem unterlassen, was einer sorgean Mutter zutam der das Glück ihrer nn iftlosen Tochter am Herzen lag! iLIigie hatte sie dasI ilnmoglrchste moglich gemacht ihres Töchterleins Gebalnen und äußere Er scheinung so zu gestalten daß der ver wöhnte, elegante Großstädter nichts von Kleinftädterei empfand. Und sein Auge ruhte gerne auf Doktors Röte. das hatte sie längst gemerkt. Und er tam gern zu Doltors zum gemüthli chen Akendbrot, für dessen Extraokt garzeni sie dann eine ganze Woche lang in der Wirthschast sparen und knap pern mußte. Ja, ihrer eigenen Fami lie hatte fre’s entzogen, um diesen fremden Menschen. der nun so schmäly lich ihre Hoffnungen —— berechtigten Hoffnungen betrügen wollte Ja Groll und Bitternifz starrte sie finster vor sich nieder und wurde es nicht gewahr, wie der, dem ihr Grollen galt, draußen wieder einmal die Stra ße herabtani, vor dem Dottvrhause Halt machte, eine Sekunde zögernd stand und dann kurz entschlossen die ’ Hausthür öffnete. Und dann war die Dotiorin plötzlich wie elettrisirt em porgefahren und eilte mit ausgestreck ten händen und ftrahlendein Lächeln Herrn Aaltenborn entgeaen. »Frent michs sehr, Sie wieder ein mal bei uns zu sehen. Sie haben sich in lenter Zeit so rar gemacht.« - Während er auf liebenswürdigste Aufforderuna hin in einem der rünen Ptüichsessel Platz nahm, gings ihm durch den Sinn, warum er sich in ietz ter Zeit so rar gemacht, und ein heim lickfes ironiiches Lächeln zuckte um sei nen Mund, als nach ein paar gewech selten Worten die Doktorin sich mit der Entschuldianng erhob, dem Dienst mädchen nur eine Weisung geben zu müssen. Er kannte ja zur Genüge das übliche Programm seiner Befu che. Crit wurde nun das Töchterlein von seiner Anwesenheit benachrichtiat, das wiirde sich dann flink nach sträf ten scth machen, in die Stube gehüvft tommen, bei seinem nnverniutheten Anblick sich niedlich verwundern und erfreuen, wiirde wie ein aut aber-richte ter Papagei zu plaudern und zu schwatzen beginnen, vielleicht aufsprin gend am Klavier mit tchmelzendem Zärtlichteitslaut den Anfang irgend eines Liebes-liebes seinem musikalischen Gedächtniß zurückrufen und überhaupt ganz sich get-erden, als wäre sie eine weltgewandte, raffinirte Großitadtkos tette und nicht Doktors Töchterlein aus der kleinen Stadt, von den« ihm Tuniichst hatte bedunten wollen, als f nde er hier noch einmal tindlich holde, ungekiinikelte Naivität und Her zensunichnln Drdentlikb weh hatte es ihm gethan. wie er die Täuschung gewahr geworden, und als er rnertte, daß Kiite Dennin s blanitrahlende Augen und itchtb ondes Haargeloct ilun trotzdem weiter sehr reizend dünlten, da hatte er gefunden, da? er gut thun würde, seine wissenscha tli chen Experimente im chemischen Labo ratorium kurzer Hand abzubrechen und wieder in die väterliche Fabrik zu praktischer Thätigteit zurückzukehren Auch die Dottorin war zurückgekehrt zu dem Besuchen Jn das von ihm er wartete Programm kam jedoch in so fern eine Abweichung, als diesmal das Töchterlein der Mutter fast aus dem Fuße folgte, nicht graziös, über müthi in das Zimmer stiirmend, son dern till, ein wenig blaß, ein wenig traurig, und nicht von allerhand Duft und Spitzen umflattert, sondern schlicht, im schmucklosen Haustleidchcm Wohl hatte die Mama ihr die Wei sung ertheilt, rasch das neue, himmel blaue anzuziehen, allein sie hatte nur unendlich traurig das Köpfchen ge schüttelt. — Wozu sich noch putzen und schön machen, wenn er ja doch fortging und nie, nie wiederkam! Und in die Traurigkeit hinein lam ihr noch etwas anderes-, ein Schämen nnd ein Trotzen dazu. So trat denn siäte Henning im alten. rsoth und schwarz gewiirfelten Kattunileid und der weißen Schürze vor Heinz Kaltenborn hin, bot ihm die Hand und sagte leise: »Sie- wollen Adieu sagen, ich weiß schon, Frieda Lotz hat mir’s erzählt, daß Sie morqu fortgehen« Als falle sie aus den Wolken, schlug die Dotiorin die Hände zusammen ,,Fort wollen Sie? Refällt es Ih nen nicht mehr in unserer Kleinstadi?« »O, es gefällt mir ausgezeichnet hier, nur ---- ich bin daheim in der Fa brit nicht mehr ahtömn:lich.« Die Mutter aber gerieth in immer größere Lebhsaftigleit. « »Und morgen schon wollen Sie rei sen? Und wir sollten gar nicbt noch( einmal das Vergnügen gehabt habenJ Sie gemiithlich bei uns zu schenkti Nein, nein, daraus wird nicht3, soj sang- und llanglos lassen wir einen guten Freund nicht Lieben Mein Mann muß bald von der Praris nacht Hause kommen, da essen Sie nachhers noch ein Butterbrod mit uns —- ein-. such und ohne alle Uinstiinde.« : Ein Butterbrod einfach und ohne alle Umstände -—· auch dass hatte zu dem Heinz Kaltenborn vertrauten Programm des Hauses gehört, nnd als er dahinter gelommen war, ntit wie tnappen Mitteln man sei Doktor Henning rechnen mußte, wurden die guten Bissen, welche man ihm servirte, ihm immer unschmadhaster. Er murmek etwas Undei.itliches, und während sein Blick wieder iilser Fräulein Fiiites bäuglich anmuthige Erscheinung hinglitt, durchzuckte ihn ein schöner Gedanke: Häuslich, still, geschäftig . .. ein neuer Trick der tlugskn Mama und des Vielleicht noch tliigeren Töchterleins. Von seinem Sessel war Kaltenborn emporgesprungen und wirbelte eiren ganzen Strom bedauerndser Worte hervor, welche die Doltorin mit keiner Silbe unterbrach. Auch Käte sagte keinen Laut, war ein wenig hinter Heinz KaltenbornST hohe, in eleganten weißen Sommer-. anzug gekleidete Gestalt getreten —--j schwieg und schwieg ---— schaute und! starrte — ward roth, ward blaß, öss nete die zitternden Lippen, bewegte sie ein paar Mal wortlos stumm und stieß, über deg Abschiednehmendenj Schulter hinweg einen enttetzten Blick» aus die Mutter werfend hervor: »Mama —— Ma nia « s Und jetzt war es die Mama, welche starrte, blaß und roth wurde und in’ den Schreckens-ruf ausbrach: »Ach du gerechter Gott!« Verständnisilog blickte Kaltenborn zwischen Mutter und Tochter hin und her, da stammelte letztere außer sich: »Ihr Anzug Ihr ganzer, schö ner, guter, weißer Anzug --——« lind an seinem schönen Anzug blickte Heinz Kaltenborn umher, blickte sich über die Schulter, sah es von sei nes Wesens weißer Siyfläche zu ihm emporleuchten wie Wiesenariin im Maien, und von seinen Lippen llang es wenig geistreich: »Ja, Donnerwetter nochmal, was ist denn dari« händeringend stand Röte da, starr aus den wiesengriinen, treisrnnden Fleck, von dem aus strahlensörmige Streifen den halben Rücken herauszo gen, und stöhnte: »Ich hab’g doch so gut nachaebiir stet, und es schien doch so ganz tro cken —« Jn Kaltenborn dämmerte eg. »Das heißt, Sie haben dahier --—-« er deutete auf die Pliischgarnitur —-— »ein bischen Malerei getrieben?« Sie nickte voll Eifer. »Ja, es sah so furchtbar ruppig und verschossen aus« da hab’ ich mich drüber gemacht und hab’s ausgesiirbt —-« Das Wort traf ihn seltsam — ans gefärbt — so wie man hier im Hause n allen Dingen das heimliche,Aussiir-s ben übte und liebte. Um seine Mund winlel lief wieder das heimliche ironi sche Zacken, Kiste aber sprach sich über hastend weiter ,.Und es war auch wirklich schon heut Morgen alles ganz, ganz trocken —- nur an dem Fauteuih da muß ich etwas versehen haben, und es thut mir so furchtbar leid ·--— aber vielleicht gehÆ doch wieder raus —- ich habe ein Fleckenreinigungsmitteh das habe ich mir selber nach einem Rezept zusam mengestellt, und wenn Sie mich’s da mit versuchen lassen wollten —« « Jebt hatte iiber die momentane Verdrießlichleit in Veinz Kaltenborn der Dumor gesiegt, und schallend lachte er auf »Aber nein, Fräulein Käte, dasI würde ich einer jungen Dame denn doch nicht zumuthen. Der Schaden läßt sich schon verschmerzen und ichi werde mir die Grün-hemmte aufheben zur freundlichen Erinnerung an eine fchr wirthschaftliche junge Dame. Ich hätte gar nicht geglaubt, daß Sie auch so viel häusliche Talente besitzen, Fräulein Käte." Es war ein sehr liebenslviirdiges Lächeln, mit dem er sie ansah, und die Mama sah dieses Lächeln Schalthaft bedauernd blickte sie Heinz Kaltentsorn an. , »Was fangen wir nun an? So kön nen Sie unmöglich am helllichten Ta ge über die Straße gehen. Jch fürch te, Sie werden fich nun doch darin er geben müssen, noch einmal unser fru gales Mahl zu theilen.« Noch einmal schielte er zu Kikte hin iiber, die ihm in ihrer schuldbetoußten Vermittlung reizender diinlte als je, entzog fchamhaft seine siehrseite den Blicken der Damen und sprach: »Ich hab’ mich ergeben.« — Es gab wirklich nur ein ganz ein faches Abendbrot, ob dessen Gemäch lichteit Heinz sialtenborn vollständig zu Vergessen schien, daß er ja morgen mit dem Mittagszuge reifen wollte Die Doltorin war es, die ihn wieder daran erinnerte, als er sich endlich retabfchieden wollte. lir stotterte irgend elwn5, und dann hielt er Käteg kleine Hand in der sei nen und sie fluftertet »Lehren Sie wohl —- und und ——-" Jhr Köpfchen wandte sich seit wärts, um ihre Lippen war ein Zu cten und in ihren Augen ein feuchter Schimmer. Er fah eg, fal: auch, wie der Dot tor und seine Frau am anderen Ende der Stube im eisrigen Gespräch stan den, und sich dichter zu state handlun gend, forscht-: er: »Und, Fräulein Röte - - und ——?« »Es -— thut mir so leid-- !« Er niclte schwer. «Leid — -- ja frei lich, das ist auch zum Leidthuu --— so ein schöner, thcurer Anzug - und eine Entschädigung wiiren Sie mir wohl schuldig. Meinen Sie nicht auch?« Jhr stockte der Atheni, schen hob sie ein tlein wenig den Kopf —- — »Aber ich weiß, Ritte. - Weil Sie sich nun doch mal so gut austr- Fär ben verstehen fiirb’ inir mein Le ben - so in schönes ,leuchtende:— Ro senroth ---- daß die Farbe dauerhaft sitzt, als Chctniter will ich dafür schon die rechte Basis sinken· Willst Du, ätäte?« Sie sagte keinen Laut und doch gab’s einen, bei dein Vater und Mut »ter sich jählingg umwandten und ge rade sahen, wie aus ihr Töchterleins Lippen Oeinz Kaltendorn die seinen drückte. » Mutter. Der schönste Nam’ im Erdenrund, Das schönste Wort im Menschenlnund Jst Mutter! Ja, keines ist so tief und weich, So ungelehtt gedankenreich, Als: Mutter! Und hat es wohl so tiese Macht, Weil es von stinderlippen lacht: Die Mutter! Weil es aus Kinderaugen winkt, Weil es in Kinderherzen singt: Die Mutter! Ja, wenn auch dieses Wort erklang Hat hohe Wiirde lebenslang, Als Mutter! Und dies besessen und entbehrt, Der ist das Erdenglück verwehrt, Der Mutter! ——-—--·-.---—— Golvsunve in Ephesuesk Die Lsngliindey die seit längerer Zeit in Ephesus aus«-grobem sind von demselben Glück begünstigt worden wie einst Schliemann in Troja. Sie sanden einen Goldschatz, bestehend aus Ohrringen, Artnringen, Spangen, Borstecknadeln, Vögeln, Augen und Halt-schmuck. Sämmtliche Gegenstän de sind aus dem feinsten Gold und zei aen vorzüglichste Arbeit. Die Leiter der Ausgrabunaen setzen sie in das (·;. Jahrhundert v. Chr. Jn einem Punkte sind aber die Engländer nicht so gliick lich wie einst Schliernann, denn sie dursten die Sachen nicht nach London in’5 Britische Museum bringen, wie Jener seine Funde nach Berlin, son« deru mußten sie an das Museum in Monstantinopel abliefern, dazu auch alle anderen Funde in Bronze, Eisen dein und Silber. -.---—-«’ Einer der ältesten Strafen-ente Drueke. « Jn der Bibliothel zu Lund bat ein Bürger aus Malmo ein altes Heft von Shalefpeare·s »Tituss Androni entz« zur Prüfung vorgelegt. Dabei stellte der Bibliotheiar E. Ljunggren fest, daß die Schrift im Jahre 1594 in London gedruckt war und zu einer Auflage gehörte, die schon längst von englischen Shalespeare : Forschern vermuthet wurde, wovon jedoch nicht ein einziges Exemplar in der Welt vorhanden ist. Man wußte zwar, daß schon vor der ersten Herausgabe der gesammelten Werte Shan-lespeare’g einige Dramen früher erschienen wa ren, so »Titus Andronicus«, von dem eine Auflage im Jahre 1600, eine an dere 1611 heraus-kam, aber für die Auflage von 1594 giebt erst jetzt das » in Schweden vorhandene Exemplar ei nen sicheren Beleg. j Das tålmukett - Skizze aus der Gegenwart von F. v. Rembach. Wie gewöhnlich hatte der Wackr rnann dampfer seinen allmonatlichen Weg von Hamburg nach Swatopmund ungefährdet und sicher zurückgelegt und neben sonstigen Briefschaften für die Schutztruppe auch einen Brief für den Leutnant Karl v. Enken gebracht. Ehe dieser Brief, der wohl verschnürt und versiegelt war, in Omaruru an langte, währte es natürlich auch noch ; eine Weile, aber endlich kam er doch in »die Hände seines Adressaten. i Enken erkannte sofort aus der Auf ’schrift, von wem der Brief war. Er Jlachte voller Freude: ,,Piinltlich wie s immer! Jch habe es auch gar nicht an s ders erwartet —-- na nu, wag ist denn Jda drin?« sagte er, da seine Finger iden Brief mit einem rundlichen Ge genstande beschwert fühlten. ,,Etwa Geld fertig kriegt sie’s wahrhaftig — aber nein, dasj- ist ja unmöglich« Er schüttelte energisch den Kopf und betrachtete nachdenklich die fünf Sie gel, auf deren grünem Lacl ein Mono gramm und über ihm ein Vergißmein nicht gedriielt war Vorsichtig schnitt er das Couvert anf, zog vier engbcfchriebene Bogen heran-» zwischen denen sehr sorgfältig in Jeidcnpapier der Gegenstand ge hüllt war, den er fiir ein Geldstück hielt, riß ungeduldig dass Papier ab —— denn die Neugier war in ihm jetzt rege geworden s— und tah ein drei blättrigeg Kleeblatt aus einer wie blanteg Silber glitzernden Masse, über die Blätter in zierlicher Gravirung die Worte vertheilt: »Betsh Ohlig zum Schutz Karl von Enten.« Das Mee blatt lonnte an einem kleinen Ringe, der am Mittelblatt befestigt war, an einer Schnur getragen oder als Zier stücl an der Uhrkette befestigt werden. Der Leutnant schiittelte wieder den Kopf: .,Eine Idee! Aber ganz nied lich. Zum Schutz?« Da er die Lö sung dieser räthselhaften Worte nicht sand, begann er, das trleeblatt in der .J,and, den Brief zu lesen. Ter Brxes gab eine gewissenhaste Uebetsicht iilver das, trag Betsh im Altonat September in Berlin getri-: ben, berichtete iiber ihre Tennigerfolge und die ersten «l7.remieren, die sie na tiirlich nicht versäumt hatte, sprach sehr ausführlich iirer die Verlobung ihrer besten Freundin ----- »endlich ist’g ihr doch gelungen, einen zu tapern. start, sie war wohl darüber ebenso Verwundert, wie wir es waren. Jch aönne eI ihr natürlich, denn noch ein Jahr-, und keiner hätte sie mehr ge snotumen Du muth doch auch schon iire Falten utn den Mund bemerkt haben. Oder nichts -———- und ging nach genauer Aufzählung ihrer Besuche bei Papa und Marna Enten, die wohlan waren und herzlich grüßen ließen, bald auch einen langen Brief folgen lassen wollten, auf den ihrem umfangreichen Schriftstück beigelegten Gegenstand über. »Das Fileeblatt hat-. ich treulich in der Leipzigerstrasze getauft, weil es mir gefiel. Jch bestimmte es sofort für Dich, obwohl es auch eine hübsche Vrosche siir mich abgegeben hätte. Das ist doch ein schöner Charakterzug von mir. Du weißt gar nicht, was Du für eine Seele von Frau an mir betotnmst. Uebrigean bang ich mich schrecklich nach Dir und finde es gar nicht nett, naß Du in dein Nest mit dem schreck lachen Namen sitzt und womöglich von solch einem häßlichen Schwarzen mit nergistetenPfeilen todtgeschossen wirst, denn Gewehre haben diese Kerls doch nicht, oder doch? Schreibe mir ja da rüber im nächsten Brief. Hier hat ja teiner eine Ahnung davon, und wenn einer schon eine hat, braucht eis- ja noch nicht zu stimmen. Also, vergiß es nicht. Hier weiß man bloß, daß es da Futen toll hergehen wird. Jch habe lauch schon davon geträumt und deg . halb schicke ich Dir das Kleeblatt Du ituuszt es an einer Schnur tragen, so i daß es gerade auf dem Herzen ruht. So und nicht anders, denn es ist ein Lilmuletr Und wag ein Amulett ist, brauche ich Dir nicht zu erklären. Also an einer Schnur auf dem Herzen und tnicht etwa als Berloque an der Uhr i rette. Schreibe bald und über alles, suich interesfiren selbst die Fett « schenkt-tschan U Beine Beim P.S. Hetzliche Grüße nnd noch herzliche-te Rüsse· » Deine Betsl). P. S. Wie beißen doch die niedri aen Wiifienpslanzem von denen Du zuletzt geschrieben bale Es war sp «-nds:utlich, daß es Niemand lesen konnte. Auch Papa nicht, nnd der lann alle Handschriften lesen. Er meint, es beißt Welwitfchia, aber ich glaube es nicht. Deine Betsy. P. S. Nun lonunt kein Postslrip tnm mehr. Die Briefstelle, die von dein Mee blatt handelte, iiberlaö der Leutnani noch dreimal an diesem Tage, schüt telte den stopf, als widerspräche er innerlich Be tfy auf das kräftigsie und hielt dannllmschan nach einer Schnur, die des Amuletts würdig wäre. Als er sie gefunden beseitigte erseht sorg fältig das Kleeblalt an ihr nachdem er noch einmal erwogen, ober es nicht doch besser als Berloque verwende Abee Beisys Worte hatten sich ihm tief eingepräqt und er fühlte, daß er in seiner Antwort, wo et des Anmletts dankend Erwähnung thue, auch schrei ben mußte, daß er es ihrem Wunsche gemäß angelegt habe und es auf sei ixem Herzen ruhe. Er hielt die ganzeKleeblattges ichte für die flüchtige Geburt einer c nfo flüchtigen Mädchenlaune und ärgerte sich, daß das Amulti, wenn er sich auf tsie andere Seite legte, ihn im Schlafe störte und drückte. Oft war er schon » nahe daran, es abzunehmen und an die Uhrtette zu hängen, aber er that: es schließlich doch immer nicht, Betst) ! hätte es ihm nicht leicht vergeben — er gewöhnte sich auch endlich daran und nach rier Wochen. als ein Ant s wortbrief bereits in Betsys Händeni war und sie nun auch erfuhr, daß ihr ; Vater doch recht gehabt und daß die ; Wiiftenpflanzen wirklich Welwitfchiat hießen, war esihm, alg hätte er est immer getragen —er merkte gar nicht » :nehr, daß er eS trug. J Jn den ftürmifchen unruhigen Ta gen,·die bald folgten, hätte er es wohl nanz vergessen, wenn es ihm nicht doch und durch ein unvorhergefeheneg Er eigniß wieder ins Gedächtniß gekom men wäre. Noch waren die Herero nicht niedsergeworfen, da erklärte auch Dendrit Witboi den Deutschen den Krieg. Und bald darauf lief zu Oina-· ruru die Meldung ein, daß am Fuße der Omatakoberge Haufen von Wit bois gesehen worden wären, die nn lemerkt sich Omaruru nähern ·zu wol-: len schienen. Sofort erhielt der Leut nant Eulen den Befehl, mit dreißig Reitern, mehr konnte man nicht ent behren, gegen die Witboig zu ziehen, um sie auseinanderzufpaengen nnd «s,1triickzuiverfe:1. Immer dasselbe Lanolwafrsouux Weite, öde Strecken Sandes oder mit gelbem Gras bewuchert, dazwischen Vlloestauden und da und dort Dorn ruschheckem zu den-en sich Giraffen atazien und Hagedorn versilzt haben, and zwischen dem Gebüsch aber nur spärlich wilde Melonen und Fett-« Pflanzen. Man konnte nur langsam undbors sichtig vorriicken, wer wußte, ob die Schwarzen nicht hinter dem Dorn steckten! Es hieß die Augen offen und die Gewehre bereit halten. Nachdentlich sah sich der Leutnant um; alles frische gebräunte Gesichter und hohe, kräftige Gestalten, die sicher und fest auf ihren Pferden saßen. Wer Von ihnen lam heil zurück und gesuxnd tzach der Heimath Und war-en das Blut so vieler tüchtiger Kerle wirtlich fdiese Sandwiisten werth? Mußten sie erst gedüngt werden, um Frucht zu bringen und Lohn? Gab-IS tein bef iereg Lobg, als hier zusterben, vor-. einem Schwarzen niedergetnallt, der laum zielte und nur durch Zufall traf? drein Zweifel, manchmal reute ec- En ten, fern von seinen Eltern und Betsh zu sein, nnd gegen diese Schwarzen ziehen zu miifsen, die schließlich doch nichts anderes thaten, als ihre Frei i,-eit und ihr Land bertheidigtelr Aber iesser war’5 doch auf alle Fälle, in Dmarura zu leren, wo jeder Tag et was Neues brachte, wo man teine Stunde sicher war vor diesen Schwar zen, als daheim regelmäßig den ge trohnten Dienst zu thun und die freien Stunden mit mäßiger Unterhaltung auszufüllen Freilich manchmal ver langte es ihn stürmisch nach Haus, und er wäre am liebsten mit dem Dampfer mitgcfahren, aber die Pflicht hielt ihn ,«,uriick, er mußte sich bezwingen bis »,:un Frühjahr, bis zum Urlaub. ,,Schneider!« Der Leutnant schrit telte energisch alle weichen Gedanken ab und rief den Unteroffizier. »An Befehl, Herr Leutnant!« Der tlnteroffizier brachte mit kräftigem Schenkeldruck sein Pferd neben das Entens. »Nichts zu sehen, Schneider, da alles still. Nun sind wir schon eine Stunde unterwegs. Wer weiß, ob es überhaupt stimmt? Der Leut snant fah in die Runde, aufmerksam jede Stelle, die irgendwie natürlichen Schutz geben konnte, griindlich prüfend und blickte auf den Unterofsizier, der ebenfalls das Terrain gemustert hatte. »Was meinen Sie?« »Man tann nicht wissen, Herr Leut nant, sagte Schneider achselzuctend »wir sind ja noch nicht an den Ver-» gen.« uno wieder gings werter, Iangsam vorsichtig. Jmmer höher stiegen vor ihnen die Berge auf, mit niedrig am Boden trie chendenr Gestrüpp bedeckt, zerrisan wie von einem lirdbebem ans der Ferne ungeheuren, übereinander gethiirmten Terinitenhijgeln vergleichbar, besetzt mit Dornbiifchen gleich niedrigen Fe stnnggwällen Jetzt aber ritten sie Schritt. Nichts regte sich, hoch in der Lust nur Anggeier, die nnruhiqe Kreise zo gen nnd wohl irgend ein gefallen-es Wild eröugt haben mochten, aus das sre langsam sich herablassen wollten. Der Leutnant wollte sich gerade an den Unteroffizier wenden, da tnatter te es heftig los, nnd hinter den Dorn hecken wurde es lebendig, schwarze Köpfe tauchten auf, Flintenläufe wur den sichtbar. »Los!« schrie Enien und riß den Säbel aus der Scheide. Und in wil dem Galopp sprengten sie auf die Schwarzen. Und wieder Knattern, Krachen, Geheul. von den Pferden, der eine wurde noch ein Stück mitgeschleift. ,,Los!« Niemand achtete der Kugeln, die schneidend durch die Luft pfiffen, sie rasten dahin. Dem Leutnant riß eine Kugel ein Loch in den linken Arm, er merkte es nicht. »Los!« Und nun blitzten die Säbel und hieben auf schwarze Leiber, die unter ihnen zuckt-en und sich wan Zwei Mann fielen H den, bis die Knäuel sich lösten nnd die Schwarzen in planloser Flucht stehen« doch auch jetzt noch wandten sie sich und schossen; es war, als ob Pulver und Kugeln sie auf ihrer Flucht be seh-werten. ,,Lo’g!« schrie Enten, aber während die Reiter die Flieh-enden verfolgten, konnte er es selbst nicht mehr, ihn hat ten zwei Kugeln getroffen, er sanl vom Pferd —-- — ,,Na, nun ist bald alles wieder im Luth. Nur Ruhe,« sagte der Arzt, »und dann Urlaub, lieber Enten. Ja, ja,«« sagte er beschwichtigend, ,,anders ist’5 nicht zu machen. Drüben kuriten Sie sich ernstlich aus. Es hätte böse wet den können, aber Glück muß dierMensch haben. Sehen Sie, diesem Angel chen verdanken Sie Ihr Leben.« Er hielt thn das Kleedlatt hin, es glänzte wie sonst, aber die Blätter hatten sich über einer Kugel geschlossen, wie in einer Falle hatten sie die Kugeln-e sangen. Eine gute Seele. Richter-: »Warum bezahlen Sie den Grabstetn für Jshren verstorbenen Mann nich-t?« »Aus Pietät, Herr Richter, er ist nämlich auch im Leben alles schuldig geblieben« Muthig. »Und Du hast Dich nicht einmal gewehrt, als Dich der Kerl ohrfeigte?« »Wie konnte ich denn; in der einen« Hand hatte ich die Büchermappe Unit in der ander-en den Regenschirm!« Noch schlechten Mutter fzu ihrem S-ohne): »Was-L schon wieder mußt D’ im Wirthshus »sit3en, wär’s denn ne g’fcheiter, Du Ethätft Was arbeiten?« ) Sohn: »Aber Mutter, dann- krieg « ich ja noch mehr Du.rst!« . Bestraft s Sonntag-zeiget ans Pumpgmn re f kannt): »Weißt Du, mir ist das Jagd soergniigen recht verleidet worden« s Freund: »Aha, hat Dir nun auch zder Wildprethiinsdler den Gerichtsvoll iziehet auf den Hals giesch·ickt?« i Verdärlitig. » Tochter eines- C-olonsi»alwaarenhiind i lserst »Nun weiß ich nicht, was ich von xsiarl denjen- solll Geftern auf dem Ball that er mir seine Liebe erklärt und um meine Hand anqehailten und heute schickt er einen Laufjnnaen nach einem sauren .s,«)iiring.« s »Wie, Knirps-, in- Deinen Adem rollt milktiirischeg Btnt?« Lehrjunge: »Ja, meine Großmutter war Ofsizieristöchin!« Linn-nee Jch warne hiermit Jeden, sich von meinem Sohn, der mir entlaufen ist, barbiren zu lassen, da ich für nich-is auftommc. — - Theobald Schinder-Ba der und Heilaehilfe. «-« Schön gesagt »Also Deine neu-e Köchin verpfleU"« Dich bedeutend besser als die frühere-P Soldat: »Zum-onl: für mich ist ein neuer Bratwurstsriihling angedro ct)en.« Merkwürdiae Motivirunq. »Ist-eher, aar so schlecht form es Ihnen doch garnicht gehen Sie haben ja, wie ich gestern gehört habe· in diesem Jahre silberne Hochzeit w fekert!« « Intel »Ftiirzlich zeiate ich meiner Frau ei insen Sternsschnnpdenialh da bin· ich y aber eingegangen« »Wieso? »Bei Eier Esternschnupxe wiinsfchste sie sidiett aL.« s »Ah notom!« Setz’t Du den PegasuS in Trab, So merkv Dir, Freundchem das: Den Reiter wirst er öfter ab, Dem Reiter selten was-. Immer noch begeistert Richter Hnm Vltigsrilnqten): »Nun sogen Sie mir eInmaL wie war heim die Ranserei eigentlich?« Wink-klagten Schön —— ach schön!« sei-in Speis-. A.: »Sie sind also hierher gereist, nin sicli in verheirathen?« V.: »Ja, natürlich! Meinen Sie vielleiclyt, ich re-.se zum Vergnügen« s«) « hernni. Use now nicht nöthig. ,,Diesse'Violine hier ist 200 Jahres alt,« sagte der Händler. »Hm, sie ist in sehr nett,« sagte des Känseix »aber ich kann niirnoch ein-e neue lesiste-n." Letzte Hossnmnp »Ich tann meinen Schlüssel nicht finden!« »Hast Du schon in Deiner Westw tasche nachgesehen?« »Dort such’ ich ihn zulesitJ denn wenn er da auch nicht ist, krieg· ich eine Schandwnth!« Ein Mißgriff ,,Was ist’s denn mit iiem Meyer, der war früher immer so lustig, nnd jetzt ist er ein Grieggramsp »Ja, wissen S’, den-hat ein Bad-r zu Ader gelassen, und hat die humori stische erwisebt!« «