, " f " ve- Gieckspfensnig s WW you Fr. Oglar Kühne. Du hatte im Club soeben das Spiel been-det. Jetzt saßen die Herren M Mit los im Rauchzimmer um ·ot des Glut-T der Kon Westechagem lehnte sich sinnend in einen Sessel zurück. »Herr Konsul,« redete ihn ein Herr is mittleren Jahren an, »Ihr Glück tm Spiel ist staunenetregendt Haben Ste eigentlich ein System, nach dem Sie spielen?« aAli-in System, nach dem ich spiele?« klang es gedehnt. »Das wohl nicht. Rat-) einem bestimmten Grundsatze spie e ich aber allerdings. Jch spielt nämlich grundsätzlich ohne jeden Plan. Das ist mein ganzer Grundsatz.« »Ah —- ah!« Die Enttäuschung war deutlich aus den Ruer zu hören. »,t,Das heißt —- mir hilft noch etwas tm .« »Hört! Hört!« »Ich besitze ein Amnlett, das ich Tag und Nacht bei mir trage. Die sem Glückspsennig verdanke ich nicht nur mein Spieleraliick, sondern auch all’ mein Lebensglück.« « tzt wird es interessant!« F ießender fuhr der alte Herr fort: »Schon lange wollte ich Ihnen, meine Herren, einmal beichten. Jetzt muß es heraus! Ich, der Konsnl Westa hagem dem man überall mit Hockxickk tung begegnet — ich habe einmal ge stohlen!« Lautes Lachen! »Aber Herr Kon sul! Sie wollen uns wohl einen Bä ren ausbinden!« Die Unglaubigkeih auf die seine Worte stießen, reizte den alten Herrn. »Es ist doch so, wie ich sagte!« wie derholte er scharf. »Meine Herren, lassen Sie sich die Geschichte meines Glückspfennigs erzählen, und urthei len Sie dann erst.'« »Als junger Mann kam ich in die Residenz. Einen eigentlichen Beruf hatte ich nicht. Jch war vermögend, war Reserbeoffizien das öffnete mir in Berlin exelusioe Kreise. Ein Jahr mochte berronnen sein, als ich mir bewußt wurde, daß es mit meinem Erbe bergabi ging. Jch war ein wirklicher Spieler geworden. Und schließlich kam die Stunde, da ich vor dem Nichts stand. Was thun? Ich versuchte Geld zu leihen, und in der zuvorkommendsten Weite räumte man mir Kredit ein· Wieder ging es toll weiter, aber bald traten meine Kredite erschöpft. Jch sah das Ende kommen. Nochtnals wollte ich das Glück heraus-fordern Mit dem letzten Hundertmarkschein in der Tasche betrat ich eines Abends das flulllokah das »Unter den Linden« ag. Das Spiel war schon im Gange. Einige Minuten schaute ich zu, zog dann mechanisch den blauen Schein den legten, aus der Tasche und wagte den vollen Satz. Die Karten fielen —- der ungarisebe Graf, der die Bank hielt, strich gleich miithig mein Letztes ein« Eine Stimme flüsterte in mirs: Was willst du noch · ? Hast du Geld in der Tasche? du Scheine im PortefeuilleZ — ·n! Also hinaus mit dir Habenichtst Auf die Straße! Dorthin gehörst du! Ich stülpte den Hut auf den Kopf nnd lief wie ein Besessener davon Kalte Nachtluft schlug mir vor dem Mal ins Gesicht. Wohin ich mich wandte, war mir gleich. Wieder tu lte eine Stimme in mir: Es ist —- es ist aus —- dort ist das Ende, der Tod! —- Geh nicht zu schnell, du kommst noch früh genug. Zu Boden starrend blieb ich stehen und schöpfte Athem. . Mein Fuß stieß gegen einen kleinen Gegenstand Ohne zu denken, biiclte ich mich und hielt eine zierliche Da Wldtasche in den Händen. Das We mich etwas munterer. Wie Var es doch gewesen? Richtig! Die M dort, zehn bis fünfzehn Schritte Ist-aus« hatte etwas fallen lassen, als He Mieilir. Jm Nu schüttelte ich ««seiue Willenlosiskeit ab und lief, um It Dame das erlufiftiick auszubau · Dis-It . An der Ecke der Wilhelmstraße war - ich dicht hinter ihr. Gerade als ich II Mund öffnen wollte, um die Da Dich-f ihren Verlust aufmerksam zu PMB kam eilends aus der Wilhelm IsMeinhern Mit einem verhaltenen Freuden f rri stürzte die Dame ihm entgegen , ß du immer so spät kommst!« hörte ich sie vorwurfsvoll sagen. »Aber immer noch zur rechten ritt« erwiderte der Herr. »Eure tunde ist übrigens heute sehr früh au3.« Dann bot er der Dame seinen · Arn-. Ich stand imrnr noch, den Hut ab sezäeen und den Fund präsenrirend. nfalls den Hut ein wenig lüf tered, meinte da der Fremde ziemxich v spöttisch: »Sie gestatten wohl. daß « nunmehr ich die Dame begleite?« Ich ließ die ausgeftreckte Hand mit W Geist-Tischchen sinken, die Finger Wen dabei siärter und spürten et , III hattet »Gen- ist darin!« schrie es in mir. · HMDF « - II Ubert-achte wieder meine ver , lte La e'. heiß rieselte es mit des äsegtkden Fäß, Fett is W a e, um en rfu »Ja-den« das Paar wieder einzuho »»", zog ich zurück. Meine Hände » Mkteu das Geldiäschshtm - M band öffnete ich das nnd erspähee beim Scheine des elektrischen Lichtes zwei Goldstücke. Der Glanz des Geldes beraubte mich aller Vernunft. Cynifch sprach ich zu mir: «Wohlan.! Dem Glück die Hand geboten! Und morgen in der Frühe rechneft du ab — fo oder fo!« Wenige Minuten später befand ich mich wieder im Clublokal und schritt zum Spieltifch. ! Jn Reihen zu viert umftanden die zsufchauer die grüne Tafel. Jch mußte eine Zeit warten, bis ich in die vordere Reihe einriicken konnte. Der ungarifche Graf hielt wie üb lich die Bank und gewann wie üblich mit staunenswerthem Glücke· Ein Griff in die Tasche —- und zwei Zwanzigmartftiicke, der Jnhalt des Damengeldtäfchchens, flogen auf den grünen Tisch. »Erste Karte«, würgte ich hervor. » Bedächtig hob der Graf ab. Jch « schloß die Augen« denn ich mocht nicht ;mit ansehen, wie das fremde Gold, idas ich gesetzt, zu dem großen Haufen Ides Banthalters wanderte. l »Nehmen Sie doch!« hörte ich den Herrn neben rnir unwirsch rufen. Als ich aufblickte, lagen achtzig Mart an Stelle der vierzig Mart, die ich gesetzt. Der Schlag war also gegliickt. Mit bebender Hand nahm ich die vierzig Mart zurück und ließ sie in die Westentasche gleiten. »Jetzt bist du kein Dieb met-ist« dachet ich. »Denn diese vierzig Mart wirft du nicht anrühren, mag kommen, was will! Diese vierzig Mart wirst du mit dem Geldtäschchen aus die Poli zei tragen.« Die gewonnenen vierzig Mark blie ben auf dem Spieltifch liegen. Mit mir selbst fremder Stimme sprach ich: »Es steht weiter.« »W0b1·« Die Karten fielen. Der Ungar schob mir wieder achtzig Mart hin. »Es steht. Erste Karte«. »Wohl-« Meine Augen wollten die Karten riicken durchbohren. Meine Blicke verschlungen das erscheinende Bild, —Jch hatte gewonnen. 160 Mart fielen mir zu. »Nun?« fragte der Banthalter, als ich keine Miene machte, das Geld ein zustreichen. »Es steht. Erste Karte.« Abermals fielen die Karten. Jch hatte wieder gewonnen. 320 Mart schob man mir hin. »Es steht! Erste Karte!« leuchte ich. Jn der nächsten Minute waren 640 Mart mein. Man wurde aufmerksam. Auch der Ungar faßte mich schärfer ins Auge. »Es steht! Erste Karte!« — Einen Tausender, zwei Hunderter und vier Goldstücke schleuderte mir der Ungar hin. »Es steht! Erste Karte!« Eine Bewegung ging durch die Ge sellschaft. »Ah! Der hat Schneid!« tuschelte es hier. — »Ach, was, Schneid? Das ist der reine Selbst mord!« tuschelte es dort. Als ob es ihm große Anstrengung verursachte, trendete der Ungar die Karten. 2560 Mart gehörten mir. Noch war die Summe nicht ganz ausgezahlt, als ich schon rief: »Es steht! Erste Karte!« Fast freudig antwortete es: »Wohl!« Die Gesellschaft um den Tisch ge rieth in immer lebhaftere Bewegung. denn der Schlag war gleich wieder zu meinen Gunsten entschieden. »51A) Markt« .schnarrte der Ungar. »Es steht! Erste Karte·« »Wahl!« Der Ungar zog ab. Ein leiser Fluch entschlüpfte ihm. Seine über lange, schneeweiße and bebte, als er mir 10,240 aussah te. »Es steht! Erste Karte.« Der Ungar sprang vorn Stuhle. Seine Augen sprühten Funken, als er erwiderte: »Der letzte Satz, den ich «annehme.« »Gut. Dann gestatten Sie wohl, daß ich Jhren Platz einnehme.« Dieser Ton reizte den Siegesw wohnten. »Noch sind die Karten nicht gefallen, mein Herr!« »Bitte.« Nerdös mischte der Ungar, ließ umständlich abheben und deckte nun aus. Mit einem wilden Fluch warf er die Karten aus den Tisch. »hier! 20,480 Mart·« »Es steht! Erste Karte!« Geistesabwesend sah der abgehär tete Spieler mich an. »Es — steht?« tam es ungläubig über seine Lippnr. Lang schüttelte er den Raps, als könnte er einen solchen Wahnsinn nicht fas sne. Die Gesellschaft drängte sich an mich heran. »Lassen Sie ab! Ruhen Sie nur eine Viertelstunde!« Ohne Klang in der Stimme ant wortete ich: »Es steht·« Der Ungnr sing an zu wüt"hen. »Ich habe es angetündigt, ich kann den Saß verweigerni Ja. ich ver weigere ihn!« Grimmiger zerrte er an seinem Barte und wühlte dann plötlich mit beiden Händen in den Taschen. Gold und Scheine flogen aus den grünen Tisch. «Ei genügt.« grollte er. »Seht ei immer noch?« »Es siebt! Erste Karte!" »Ur-du« Alte Augen hingen siebernd an sei nen langen Finqerrr Mich til-erkenn mit einem Male eine sonderbare Unhe. Die hände treuzte ich aus »den W nnd iMIte die Lippen zum Pfei n. Oh mich das Spiel dort über upt etwas angingi fragte ich mich. Was hatte ich denn einge legt? Nichts! Wirklich nichts! Die vierzig Matt des Geldtiifchchens be fanden sich ja in meiner Westentasche! iLiicherlirlY sich wegen nichts aufzure Lsent Den gespiyten Lippen«entdran gen jetzt wirklich Töne, die im näch ssien Augenblick ein furchtbarer Tu : mult verschlung. i Der Ungar sprang von feinem ? Stuhl auf. T Was bedeutete dieser Lärm? Hatte Her oder ich gewonnen? Jch konnte es » I wirklich nicht« sagen. ; »Zählen Sie!« schrie der Ungar. i ,,Stimmt’s?« i »Es stimmt,« entgegnete ich, ob tzgleich ich den Baninotenhaufen, der isich vor mir thürnite, nicht ungerührt ;hatte. Heiter fuhr ich fort: »Und nun darf ich wohl Ihren Platz ein nehmen?« Schon war der Ungar zum Zim rner hinaus. Jch übernahm die Bank. Man wagte aber teine allzugroßen Einsiisze, da mein Glück fortgesetzt ein fabel-» haftes blieb. Nach einer Stunde; Betheiligung aufheben. Als ich dann auf die Straße trat, um in eine herbeigerufene Droschte zu schlüpsen, schien mir der junge Tag in die Augen. Am späten Nachmittage erst er wachte ich und fand mich angetleidet auf meinem Lager liegen. Die Er eignisse der Nacht stiegen vor meinen Geiste auf. Ich sprang in die Höhe und wen dete die Taschen um. Etwa 45.000 Mark zählte ich zusammen. Gegen 25,000 Mart hatte ich Schulden, folg lich nannte ich ein kleines Vermögen von 20,000 Mart mein Eigenthum· Und noch etwas lag vor mir. Ein zierliches Damengeldtäschchen. Die Hand fuhr mir nach dem Her sen, denn dieses fing ungeftüm zu » klopfen an. Jch fühlte die Augen der sDame wie gestern Abend auf mir ru l ben. VorwurfsvoM Nein! Kinder I augen voll Fragen und voll Scheu. i Jch besichtigte das Innere tes Täschchens. Vorn, im ersten Fach, fand ich einen blanten Glückspfennig, die anderen Fächer waren leer. Jch hatte ihnen ja jene vierzig Mart ent nommen, mit denen ich gespielt. s Wie sollte ich die Dame ausfindig ? machen, um ihr ihr Eigenthum wieder Tzutomen zu lassen? Auf die Polizei H den Fund tragen? Das war mir un sympathisch Uebrigens hätte ich dann wohl auch niemals die Dame wieder gesehen. Und wie sehnte ich mich da nach, ste wiederzusehen, meinen Schutzengeh der mich dem Verderben entrissen! Jch grübelte und grübelte. Punkt l für Punkt rief ich mir die Begegnung in’s Gedächtnis zurück. Was hatte doch der ihr entgegentommende herr gesagt? Er hatte davon gesprochen, daß die Stunde heute sehr früh aus gewesen sei. Was für eine Stunde? Doch wahrscheinlich Tanzstunde? Dann waren es gewiß Schwester und Bruder gewesen! Jch empfand Erleichterung bei die sen Gedanten. Ja, es mußte so sein! DerBruder hatte dieSchwester aus der Tanzstunde abholen wollen, hatte sich aber etwas verspätet, — Dann würde er sie wohl auch fernerhin abholen, kombinirte ich weiter, und wohl auch zu derselben Zeit. Wann war es nur gewesen? So gegen elf Uhr Abends. Nun hieß es Abend für Abend an der Ecke der Wilhelmstrasze Posto fassen sund dem Zufall sein Glück anheim ; stellen. s Bereits um zehn Uhr stand ich dort« I Viertelstunde um Viertelstunde trugen i die Glocken über das häusermeer. Um Mitternacht schlich ich unverrichteter i Sache betrübt nach hause I Ja des nächsten Nacht wiederholt sich dasselbe. Jn der dritten Nacht wollte ich fast verzweifeln. Wieder vergebens! Trauer im Versen lief ich die Linden hinauf und kam an das ClublokaL Ein Dämon wollte mich hineinziehen Jch umspannte das be reit gehaltene Geldtiischchen fester mit der Rechten. Das gab mir Kraft. mußte ich die Bank wegen zu geringer« ( I l s «Niemals wieder!« schwor ich mir qu »Erft wirft du der Dame ihr Sigm-I thum zustellen, und dann wirst du eintl neues Leben beginnen, ein Leben voll barter Arbeit, ein Leben mit feftem Ziel im Auge!« Dabei wurde mir ganz leicht und. froh zu Muthe. j Am vierten Abend bezog ich aber mals meinen Posten. Jm Gegenfah zu den vorangegangenen war ich hoff nungsvoll gestimmt. Jch sollte auch nicht enttiiufcht werden. Kurz vor elf Uhr tarn ein Pärchen die Linden ber unter und bog in die Wilhelmftraße ein. Eine Kapuze hatte die Dame iiber den Kopf, gerade wie die Verlie rerin, und —- jth kam sie in den Schein der Straßenlaterne, bei der ich stand. s— Diefe Augen! Sie war est Ich war über das Wiedersehen fo erfreut, daß ich einfach dem Paare den Weg vertrat, den but zog und bat, einen Augenblick zu verweilen. Der Begleiter der Dame ftuhte. In feinem Gesichte las ich: Dem mußt du fchon einmal begegnet fein! Aber wo? »Entfchuldigen Sie, meine herr fchaften,« hub ich an, ««oaß ich Sie in ,diefek Wei anfalle. Es geschieht aber in der bef n Absicht. —- Mein Fräu »«,«lein wendete ich mich ge en die Da . nie, »Ist-den Sie neulich A nds nicht etwas verloreni« «Doch, mein Geldtiifchchent Mit meinem ganzen Erspartent Und auch mein Glückspfennig wa: darin.« »Dann-n hast du ja noch gar nichts erzählt, Alwine?« warf der Begleiter em. »Ich bin der glückliche Finder, mein Fräulein, und gestatte mir hiermit, den Fund abzuliefern.« Lebhaft griff Fräulein Altvine nach ihrem Täfchchen und flüsterte, iief erröthend: »Ich danke Ihnen herzlich!« »Ich hätte es fchon neulich Abend abgegeben, mein Fräulein, Jhr Herr Begleiter hinderte mich jedoch daran-« Der Herr wurde sehr verlegen. »Bitte viele Male um Verzeihung,« sprach et. »Wenn i ch das hätte ah nen können ——« »Hat gar nichts zu sagen Gar nichts!« Was soll ich Jhnen nun noch weiter erzählen, meine Herren. Jch beglei tete die Herrschaften-— es war-en thatsächlich Schwester und Bruder — bis zu ihrem Heim, das in der Mihe des meinigen sich befand. Wir nann ten Unsere Namen und versprochen uns wiederzusehen. Eine Tanzstunde war es in der That gewesen, von der Fräulein Al wine kam. Man studirte Menuetts ein, die zur Verherrlichung eines Wohlthätigkeitsfestes dienen sollten. Zu dieser Feier bekam ich eine Ein ladung. Während drinnen im Saal nach unterschiedlichen Vorsübrangen eine Walzermelodie zum Tanze lockte, beichtete ich draußen im Garten Fräulein Alwine mein Vergehen. Sie weinte. Können Sie mir nicht verzeihen, Fräulein Alwine?« bat-ich. »Sehen Sie, erst mußte die dunkle Stunde meines Lebens offenbar vor Jhnen liegen, ehe ich wagte, vor Sie hinzzu treten, um zu fragen: Alwine, haben Sie mich lieb?« Immer noch antwortete Illwine nicht. Mein Herz wollte mir brechen. Heiß sraate ich nochmals: »Können Sie mir nicht verzeihen, Fräulein Al wine?" »Verzeihen?« floß es da iiber die Lippen des schönen Mädchens »Was soll ich verzeihen, wo nichts zu ver zeihen ist!«« — — Meine Herren, ein Menschenalter fast habe ich über diese dunkle Stunde in meinem Leben Stillschweiaen be wahrt. Und ich srage Sie seht, wie ich damals meine liebe Braut fragte: Kann man mir verzeihen?« »Verzeihen?« rief es wie aus einem Munde. Und ein dem Konsul nahe stehender älterer Herr verbeuate sich und sprach: »Mit der Frau KonsuL dem einstiaen lieben Fräulein Alwine, mit dem Sie uns in solch herzlicher Weise betannt gemacht, antworten wir: Was sollen wir verzeihen, wo nichts zu verzeihen ist?'« »Ich dante Ihnen, meine Herren. Jch dante Ihnen. — Und ietzt, dente ich, gehen wir nach Hause.« Natürliche Wetterdunst-new Von jeher haben sich unter uns die Wetterprovbeten, vom Laubsroich an gefangen bis zur modernen Balleteuse im chemisch Priiparirten Mullileid« vom alten Klintersusz, aus dem der Boltstvitz bald genug einen Manier ties machte, bis gu Falb, dem verstorbenen WetteraposteL des höch sten Ansehens erfreut· Und das ist schließlich nicht so verwunderlich; denn das Wetter bildet nun einmal nicht nur das beliebteste aesellschastli che Gesprächstherna, sondern vom Wetter ist auch nebenher ganz eigent lich der Menschheit ganzes Wohl und Wehe abhängia. So war man denn allzeit daraus bedacht, einen Wetter provheten zu besitzen, selbst aus die Gesahr hin, daß er wie die meisten immer erst hinterdrein voraussagen den anderen Propheten der Dichter trog, und Spötter sich schließlich in Wi eleien ergingen wie: »Kriiht der Ha n aus dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist« — trotz aller verregneter Landbartien und Pienies traut man am Ende sei in der That: sast an jedem der natür lichen Wetterpropheten ist »etwas dran«, und sie lind nicht so ohne wei teres in den schmeichelt-isten Ruf ge kommen, mehr zu wissen als andere und besonders die suvertlugen Men schen. Ja selbst der Mensch trägt on seinem Körper eine Anzahl von Wet terprophseten herum, wit brauchen ja blos an dies-dardon——-·t«)iihneraugen zu denten. jene hornhautschichten, die weder etwas mit dem Hahn noch mit dem Auge zu thun haben und ein Produtt der Eitelkeit usnd des Schu stets sind. Sie reagiren auf Feuch tigleit und drücken also, wenn es Re gen geben wird. Noch bessere Wetter propheten sind Asthmatiter, über haupt Lungenlrantr. Die krankhafte. Veränderung im Bau ihrer Lunge nem »Propheten« doch wieder. Und macht sie empfindlih oegen Acade "rungen des atmosphärischen Drucks, wie sie jedem Witterunaswechtel vor anzuaehen pflegen. Die besondere ;Beschasfenheit der Athmun sorgane Hist es denn auch, die Vögel un Insek sten, die wahren Luftthiere, zu Wetter fpropheten macht. Beide Thierformen kftitnmen bei aller sonstigen Verschie denheit darin überei daß ihr Kör per lusthaltig von uft durchza ens ist« Von der Lan e des Vogelt gegen s sfeiae Säckchin in« ast alle andern Or gane des Vogellörpees alber, zwischen Eingeloeide und Muskeln und beson ders in die Knochen. Bei den Insek ten nehmen die sogenannten »Tra cheen«, die Luströhrchen, an den Sei ten der Körperringe als seine Oeff nungen —- bei vielen glatten Raupen ost von einem bunten Hus umgeben-— ihren Anfang, verzweigen sich seiner und seiner und durchziehen schließlich gleich unseren Blutgesöszen den gan en Körper. So sind denn Vögel und ånsekten gleichsam lebendige Wetter "uschen oder richtiger Barometer: die Lust in ihrem Körper innm wird unter demselben Drucle stehen wie die Lust, die die Thiere umgiebt. Da erklärt sich z. B. auch bei den Vögeln der merkwürdige Umstand, daß sie oft zum selben Tage ihren Zug nach dem Süden antreten alle die Jahre hin durch. Die atmosphärischen Vorgän ge in höheren Lustschichten sind, wie wir längst wissen, an aanz bestimmte Tage gebunden; der Vogel fühlt sie in seinem Körper voraus, lange be vor wir Menschen sie mit unseren stumpferen Einpsinden wahrnehmen. Leute, die wie Schäfer, Jäger, See rnänner und Bauern, die ewig im Freien leben und, da die natürlichen Vorgänge sür sie ganz besonderes Jn teresse haben, ihre Aufmerksamkeit auch den scheinbar kleinlichen Verände rungen zuwenden, der Ursache und der Wirkung nachspiiren, sind es nun. die unsere Wettcrproheten auf denz Thron erheben uiio wieoer vom Thron stürzen. Freilich dürfen sie da bei nicht so zu Werte gehen wie· jener Schäfer, der stets das Gegentheil von den Klinlerfuß’schen Wetteiprognosen vorhersagte und damit freilich immer —- Recht behielt. Da wächst auf unse ren Wiesen und Feldern ein naher Verwandter unserer großblumigen Geranien auf dein Fensterbreti: der Reiher- oder StorchschnabeL Seine Fruchtgrannem lleine Knötchen mit langen Griffelstielen, sind .,hvgrosto bisch« wie die Darmseiten der Ko e in den bekannten Wetterhäuschern enn sich der Griffel zusammenrollt, steht schlechtes Wetter vor der Thür und umgekehrt. Bei unseren Großvatern stand solche Pflanzenuhr in hohem Ansehen und noch heute ist das-Pflan zenhhgrometen die Reiherschnabel wetteruhr. bei vielen großen Gärtne reien zu haben. Dieser natürliche Propbet auf- dem Pflanzenreich steht ziemlich einzig da; der Wetterprophe ten unter den Thieren sind weit mehr. Hier giebt es zunächst, wenn man so sagen darf, diretie nnd indirekte. Wenn beispielsweise die Schwalben tief fliegen und die Fische zahlreich aus dem Wasser schnellen, so sagt das Voll und nicht ohne Berechtigung, es gäbe«Regen. Aber das Verhalten der Schwalben und Fische ist nur dein Verhalten ihrer Beute, der Jn setten, angepaßt. Diese sind die ei gentlichen Wettervropheten in unse reni Falle; sie fliegen bei schwiiler Luft tief. Wir wollen nun in bunter Reihe hier von allerlei thierischen Wetterpropheten erzählen und uns dann mit einigen, besonders ver trauenswürdigen etwas näher besas sen. Wenn die Fledermause Abends zeitig fliegen, giebt’s gutes Wetter; kommen sie spät und nur vereinzelt aus ihren Verstecken hervor, ist der nächste Tag regnerisch. Wenn die Schathrde auf der Weide in Sprün gen auseinanderliinft und wieder zu sammendrängt, steht Gewitter bevor: suchen die Thiere des Abends die höchsten Weideplätze auf und tummeln sich munter, bleibt gutes Wetter. Re gen giebt's nach dein Vom-glauben und dieser Glaube stützt sich ,wie be tont. auf eine große Reihe von Beob achtungen —- wenn der Hund Gras frißt, wenn die Katze niit naßgemache ter Psote sich hinter den Ohren streicht, wenn die Rinder den Boden beschnuppern, btiillen und sich be lecken, wenn Widder sich eifriger boxen als sonst, wenn die Ziegen gie rig fressen, wenn Eulen, Raben, Boh len, Elstern. Pirole und Finten schreien — der Fint hat davon gar seinen Namen »Sehmutzfinl« erhal ten — wenn Krähen und Wildenten und Staate in di ten Schaaren flie gen u. s. s. Fa ein untriigliches Zeichen bevorstehenden Regens ist es. trenn die Vögel ihre Federn ordnen und puherr. Diese Erscheinung ist einmal die Fol davon, daß bei dro hender Rässe die Mitben, die ja jeder freilebende Vogel zu Tausenden be setzt, unruhig mrden und hin- und herlaufen, und andernfalls sucht der Vogel auch, wie Marshall launig sagt, seinen «Watervroof« anzulegen, in dem er die Federn mit dein Oel der Bittzeldriisen einsettet. Der Omb linburger Superintendent Göze, einer der besten Vogeltenner des achtzehn ten Jahrhundert, besaß eine zahme Dohle, die auf solche Weise bevorste henden Regen so untriiglich anlüns digte, daß die haussrauen der Nach barschaft darnach ihre Wäsche einrich ren. Schon im Alterhum wußte man, daß bei drohender Feuchtigteit die Bienen sich nicht weit vom Stock ent fernen, und daß die Ameisen sich be eilen, die zum Sonnen aus dem Bau getragenen Puppen (Ameiseneier) wieder zurück ulchasien, wenn Re en bevorsteht. nn die Fliegen »Ze chen«, giebt’s Regen. Ein Gewitter prophet ist der im Aquariuni ost ge haltene Schlammpeitzley er wüthet bei drohendem Wetter im Glase wild umher. Doch genug von solchen all gemeinen Angaben, wenden wie unö nun zu den wohlattrevilirten Wet terptoheten der Thieewelt. Da sei »in erster Reihe der Laubfeolch ge O nannt, der von Alters her, auf einer Leiter tin Glase thronend, dte tirde eines »Besten thierischer Weitere-ro pheteii« ftir ftch in Uns iich nimmt. Aber ach, der Thron i neuerdings sehr in’s Wanken gerathen: »Das Alte stürzt, es ändern sich die Zei ten . . .«, und das »Wenn die Laub frösch’ lnarren, magst Du auf Regen harren« ist von dein Zoologen Len denseld all seines Niinbus entlleidet worden. Der Laubfrosch ift ein fal scher Prophet. Sein Thron hat nun ein anderes Gethier bestiegen, tein anderer als unser ganz gemeiner — Misttäfer oder Roßtiifer, jenes schwarzgriin schillernde Insekt, das zur Entschuldigung seines Mai-petit lichen Daseins sich höchstens auf die nahe Verwandtschaft mit dem Statu baeus, dein heiligen Käfer der alten Aeghpter, berufen kann. Ein weit derbreiteter Glaube behauptet, daß auf einen Abend, da die Mifttiifer fliegen, ein schöner Tag folge. Die sen Glauben hat der französische En tomologe Fabre zum Ausgangspunkt seiner Beobachtungen gemacht und sich an drei Monate in der Gefangenschaft gehaltenen Mistläsern überzeugt, daß diese Anschauung wirllich begründet ist. Die Misttäfer täuschten ihn nie mals. Mochten die andern Anzeichen auch noch so ungünstig sein: wenn die Käfer Abends flogen, gab’s einen schönen Tag und umgekehrt ,,Manch mal, wenn ich glaubte, sie wiirden sich geirrt haben, behielten sie gleichwohl recht. So saßen sie an einein schönen Abend, da nichts ein Unwetter in Aussicht stellte, ganz still in ihrem Glase, und thatsächlich brach in der Nacht ein Gewitter aus, und andern Tags regnete es ununterbrochen.« Nach Fabre scheint das elektrische Ver halten der Atmosphäre die Roßttifer zu beeinflussen. Vielleicht bekehrt sich die verehrte Leserin zu der Fabre’schen Misttäfer-Theorie und wagt einmal einen Versuch; heißt es doch: wer sich erniedrigt, soll erhöhet werden, und wenn der stolze Laubfrofch lügt, wa rum soll nicht auch einnial der beschei dene Mistläfer die Wahrheit reden dürfen. obs-— Aus deu««riegoerinnerungen des General-H von Lignttz schreibt die »Franksurter Zeitung«: Der Generalstab des in seiner Mobil machung scheinbar sehr gefährdeten 8. Armeecorpg erhielt auf die Anfrage, ob nicht die Vriicte bei Saarbriicken zerstört werden sollte. umgebend vom General v. Moltte die Antwort: »Ja nicht, brauchen wir selber!" —-— Jn gleich abtijhlender und beruhigender Weise telegraphirte Graf Moltte auf die Meldung, daß an« der dänifchs schleswigschen Grenze eine Abtheilung Dragoner an die Grenzbahnstationen gesandt worden sei, um unter Umstän den die Eisenbahn sofort zu unterbre chen: »Warum denn. liegt Veranlas sung vor?« Die Dragoner wurden fo fort nach der Garnifon zurückbeordert. General v. Manstein, der Führer des 9. Evas-, hörte nach den Schlach ten von Worts und Spichern, daß sich in St. Jngbert Verwundete des 7 . Regimentg, d. h. von dem Regiment befanden, bei welchem sein Lieblings sohn als Hauptmann stand. Er ging mit dern Major v. Bronsart durch die Häuser und fand auch bald einen 77er ichwerverwundeten Unterosfizier. Der General fragte: Rennen Sie den Hauptmann von Manstein?« Der Unterosfizier erwiderte müh sam mit weit aufgerifsenen Augen: »Gewiß, mein Compagniecheft« General v. Manstein fragte lang sam weiter: . »Wissen Sie, wie es ihm geht?" Die Antwort lautete: »Es geht ihm gut, er ist als Held gestorben!« Der General gab dem Unteroffizier die Hand und sagte: »Es freut mich, daß Sie das aussprechen, es war mein Sohn!« Der Erzählen General v. Lignitz, fügt hinzu: »Diese Szene in ihrer Einfachheit und Größe würde dem Plutarch zur Zierde gereichen, ein held des Alterhums hätte nicht großartiger seinen Verlust ausfassen können. Seit jenem Tage beherrschte uns —— Man slein war eine strenge und ernste Na tur, der als Vorgesetzter von sich und seinen Untergebenen sehr viel verlangte und mehr gefüchriet als geliebt war — eine solche Ehrfurcht, daß wir manche Rauheit und übertriebene Schärfe mit Gleichmuih hinnnhmen. Vom Maler Wereschtschagin berich tet Lignitz aus dem russischstiirtischen Ietdzuge: »Der durch seine Bilder aus Centralasien berühmt gewordene Ma ler war eine Zeit lang bei uns; wir haben ihn aber nie zeichnen oder malen sehen. Er war ein angenehmer, et was verschlossener und fartastischer Gesellschafter, im Feuer ruhig und leichgiiltigz für FeldzugbRenommii senken hatte er nur Dahn und Ge ringschiitung.« seicht-sum as. Besuches-: «Sy, Jhr Bruder ist Student? Er trägt aber doch keine Evaltuk!« . Schwester- »Ne1n. er studirt blos.« Guts-nimmst Schusterjunge Cdek von seinem Mei sxer gebeutelt wird): »Ach, Muster, ick jloobe, Sie benüheu meine Ohres-. all Mustelfiiitker!«