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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 10, 1905)
Mk Schreibebrief von Z Ists-zip Pnkstkngpi. I - No. 145. —( Wie ich so nit lang zurück Obends in den Sittentuhm ge hockt’ un Sta- ! I ckins gewendet ! E heu. hen ich so« j widdet emol « iwwer mei ver fehltes Dasein s I I I ) ) f ) nochgedenkt. Jch muß ja konsesse, daß ich in meine junge Jahre nit so viel Ettjukehschen kriegt heu. Do hen sich die alte Leut arig an mich verfündigt. Aufmer, du liewer Gott, se hen ’s ja auch nit so dick gehabt un wann der alte Mann was mein Vatter war, nit s so viel in den Saluhn gange wär, dann » wär’sch ja auch e wenig besser gange. Wiss war, do hen ich mit ach un krach e paar Stunde in die Schul gehn kön ne un dann hen ich ufs’3 Feld gemußt un hen die Mannöleut ihr Dinner bringe müsse. Wann ich e wenig zui sriih komme sin. do hen se geiiekt wiel die Stiere un sin ich erscht e paar Mi- » nute zu spät komme, dann hen» se den Dielenö mit mich gerehst, daß ich nit mehr gewißt heu, ob ich e Mehrche odder en Bub war. Well. Se könne sich denke, daß mer bei die Lengwitsch, wo mer do hot höre müsse, keine Män ners lerne konnt. So wie die «Miinner mit ihr Futter sertig ware, hen ich streht heim gemußt,bitahs do hen schon die Disches for mich. gewart, das; ich se wasche. Am Nachmittag, do heu ich zu meiner Erholung das Behbie spaziere trage derse. Kaum toar das Behbie so groß, daß es all-eins uff seine trumme Beinercher bot lause könne-, do is schon widder e anneres do gewese un meine Etholung iß den Weg ewweriästing ge wese. Wie ich e wenig älter geworpe sin. do sin ich auch e wenig vernünfti ger geworde un do des-. ich gesehn, das-, es den Weg nit mehr weiter gehn konnt. Ich hen doch auch ebnes ior uni ne Ettjulishschen duhn miissie bitahcs ich wollt dach nit mei ganzes Leu-e lang so en dummes Schooi bleikvr. Do hen ich dann en Platz als Istiiregörl ange nomme, weil ich dain doch die beste Fässilithee gehabt hen un auch rie mei ste Eckspierieiiz. Tie Herrschaft war de ganze Dag nit beim un do sen ich dann mein eigene Weg genaht. Ich hen dann das Behbie immer so ebaut sor drei Stunde in ein String hallern losse un wiss ausgetekert war, do hot’5 ge schlose wie en Alter. Do hen ich kann plentie Zeit gehabt nn do hen ich for meine Ettjukehietien geschafft Ei tell fuh, einiges Buch Was dir Herrschaft haht hol, hen ich gelcse un dont juh ergett it, do is meine lktljulehschen kompliet geworde. Am mehrschie ljpen ich gegliche den Schiller un annerc Mordgeschichte zu lese; bis in die späte Nacht hen ich ro gehe-at un ich hen so lang gelese. bis ich eingeschlose sin. No, no, der Schiller hat awtrer auch zu schöne Sache geichriwror. Der muß e Brehn gehabt ben! Ich hen auch als emol den Schahkespeare gelese. Jch hen mich immer ärgern könne wann Je mand in dies hier Kontrie sage will, der Schahkespeare wär en Zuglisch mann. So ebbes könne nur dumme Mensche sage. « ch weiß doch gut genug. daß ich seine ctohries in die deutsche Lenglvitsch gelese heu. Wenn er en Jnglischmann wär, dann hätt er doch die englische Lengwitsch geiuhst. Jn io Ahrguments kann mer awwer blos gehn, wann mer e feine littjukehschen hot un ei tell jub, die hen ich jetzt. Ich sen was mer so uss deutsch sage duht en sels mehd Mann. Well, ich will awtver widder usf das Behbie zurück komme« Wie das als e Recht so gehn duht wer’n die Behbies immer größer un wann se emol aus den Dreck sin. so daß die Frau Ma Staat mit ihn mache kann, well dann brauche se tein Nöhtögöhtt mehr un so is es auch komme. daß ich den Tichiebie kriegt heu. Zu sellet Zeit, do hen ich so en innerliche Drang gehabt an dieStehtsch zu gehn. Jch hen e Weus in mich ge habt, die hvt geiannd, als wann se aus den Keller tommet deht un ich hen schubr gedentt, daß ich e feine Singek mache deht, awtver wie mich emol en Singiehtet ecksiimmind hat, do hot er gesagt, ich follt mich nor teine Bosse in den Kopp setze; ich hätt ja plentie Stimm, das wöt awwer alles; am beste deht sich meine Weus eigene for Trehns in den Diepoh aneznhallem Von den Fellet hen ich auch meine Oppinjien gehabt, awwek die Stehssch Eidie hen ich ussgewwe un hen mich als heiert Rchdche derdingt. Do hen ich e Lewe gehabt, das war nicts ex traes. Pkntie Artveit hen ich ia ge habt, atvwer der Lohn war verrollt schmal un mit meine Ettjutehfchen do dass auch en große Stillstand gewwe. Ich hen ja jede Nacht von zehn an for mich gehabt, awtver dann hat der Here alle Lichter ins Haus aiiggedeeht, bi tahs er wollt nit die Riespaniibillithee heu, daß lich mand die Auge speule dest. Off Ko es e e hat tein Licht im haus gebraucht, bitahs er is alle Nacht fortgange un die gnehdige Frau hat manchmal die ganze Nacht dogehoctt un hat aegteint. daß es e Schehni war; awtver der Fellet hot auch sein Pelh dafok kriegt; wisse Se was this gehäp- i pend ist Drin-we im HeWche liegt ee » begtamel Wanmsauch nit for die Mai dumm gewese wär, dann hätte mich teine zehn Gail do gehalte. Jch hems drei Jahr an den Platz ausgehalte, awtvek länger hen ich’s nit stände tön ne. Dann is auch1 der Philipp was mein Hosband is in meine Eckfistenz getrete. Er hot gleich e gute Imme schen an mich gemacht un wann er auch immer e weni dumm gewese is, so hen ich doch gesagt, owell, der Mensch « werd ja zu alles gejnhft un mebbie ich I diskowwere auch mit die Zeit noch gute Seite an ihn so daß das widdet aus geiewend werd. Well, ich will heut nit weiter auf den Philipp eingehn; ich hen blos bei des Stackinmende so dran » gedenkt, daß eigentlich ebbeg ganz an netschter aus mich hätt Ivetn solle, wie so e alte eenfellige Frau. Jn meim nächste Schreiwbrief theil ich Jhne mehbie noch Näher-es mit aus meine junge Jahre, fox heut is es genug. Mit beste Rieqahtds Youts Lizzie HansstengeL — Schiller in Böhmen. Jm Jahre 1791 .befuehte Schiller den Weltturort Karlsbad und von dort aus Eger. um die Oertlichteiten fiir Wallenftein’s Tod zu studiren, sowie das gräflich Waldsteinfche Schloß in Dur, wo ihm die reichhaltigen Samm lungen eine ausgiebige Ausbeute bo ten, und er auch den Abenteurer Ca fanova kennen lernte. Ueber den sich anschließenden BefuchSchillers in Prag sagt, wie wir im »Prager Tageblatt« lesen, Jofef Sdatet in seinen ..Kul turhiftorifchen Bildern aus Böhmen«: ,,Prag präsentirte sich dem Dichter aus Anlaß der bevorstehenden Krönung-ä feier des Kaisers Leopold ll. in glän zendem Festgewai:d:. und machte dalzer auf die Antomrnenden einen sehr freundlichen Eindruck, Herr von Schil ler zählte hier viele Verehrer seiner Muse, die ihm überall einen würdigen Empfang bereiteten Mit rer zuvor tlosnmendften Treundlichteit wie-H man dem genialen ichier alle Stätten und historischen Denlniale, die auf den Dreißigjährizeti Krieg und auf ten Friedliinker H-:r,;og2?e,,.tg hatten. Bald iIvar in den fchöuaeiftigen Kreisen Prags die Ankunft Schillerg bekannt Hund auf allen Schritten wurde er mit der größten Ehrfucht behandeln Auch jdas städtifetxe Theater, Das zu jener ZZeit unter Guardafoaiks Leitung eines zgaten Rufes sich erfreute, beelsrie der TDichter mit mehrmaligem Besuche; ob aber Wiilfrend feines Verioeileng in Prag ein oder das andIre Drarna Schillers dem Dichter zu Ehren auf IdieserBiihne gebracht iourde,finden wir iu den damaligen Praqer Blättern, die noch teine Theaterzejtel und auch teine Referate über Theoterdorsteltnngen brachten, nirgend ver-zeichnet Unter jenen Periönlichteiten in Böhmen-, Hauptstadt, an die Schiller von feinen Freunden und Gönnern empfohlen werten war, ragte besonders der tunstsinniae Graf Protop La,zangty, damals Oberhoflelkenricljier in Böh men, l;-.-roor. Graf Lazaristn machte seinen Gast sogleich mit allen hervor ragenden Persönlietiteiten Pragz be tannt, und fiihrte den Dichter auch dem ehemaligen Professor der Vlefthp tit und der tlaifischen Literatur an der « raaer Universität dem durch feine zeih reichen Schriften detannten und durch feine freisinnigen Grundsätze bei der studirenden Jugend fehr populären Schriftsteller August Gotttieb Meißner tdein Großvater des Dichters Alfred Meißuer) dor. Ter gelehrte Professor, der unter den Zchönaeiftern des dama ligen Prag fiir eine große Autorität galt, nahm den Dichter der »Räuber«, des »Don Carlos«. der »Habt-le und Liebe« n. f. id. ziemlich tiihl auf. Schiller beantwortete den Empfang durch diesen von feiner Bedeutung in der deutschenLiteratur gar zu hoch den tenden Prager Professorg in den Xe nien durch ein beißendes Epigramm auf Meißners vornehmste-H Wert, den zu jener Zeit dielgeleseneu Roman «Aliibiades«. Nach einem Aufenthalt oon vierzehn Tagen schied der Dichter von der ihm liebgervordenen Haupt ftadt Böhmens. Flora des Südpoleik Aus den südlichslen Theilen des ant s attlischen Gebietes waren bis-her nurs eine Phanerogame, nämlich das Gras Aira antaretica, das von Hooler1843 aus Südshetland unter 60 bis 63Grad südlicher Breite gesammelt worden war, ·serner Jst Moose und 15 Alaen und Fleck-ten belannt. Auch die bel ischc Südpolarexpedition auf der Belgica hat weitere Phaneroqanien, nicht aufgefunden, dagegen 30 Moosel und Flechten zwischen dem 64. nnd :)'5. Breitenqrad an den Steiltiislen der citerlacheiienße gesammelt. Die von Cardotivissenschastlich bearbeite ten L-.’.s-ose und Flechlen weisen in ih rer Gesammtheit große Aehnlichkeit, ja selbst aeineinsame Füge mit denen der Jlordpolgebiete au , aber nur sehr geringe mit denen der magellanischen ; Länder. i . — Frau Chadwiet ist schon lviede;. übeeslü elt; jetzt hat Boston die größte ampspunipe der Welt. ·- ie e Manchen Leuten kommt es spunisch I vor, wenn man deutsch mit ihnen redet. s il- sei se- i i i i i Märchen: Es war einmal ein Au tomobil —- das fuhr langsam durch die Stkaßen der Stadt . . . Fritz, der Ratten Novellette von E. Fahr ow. Die beiden ungleichen Gestalten aus der weiten Eissliiche schienen uner i:iiidlich, obwohl dieDämmerung schon längst den blitzenden Wintersonnen schein ausgelöscht hatte. Es waren Vater und Sohn, die da in glattem Lauf oder in kunsireichen Figuren über den See schossen;« Herr Gründing, eine hohe, athletische Ge stalt, und neben ihm der zehnjährige Fritz, sos zierlich« nnd schlank in seiner anlieaenden Joppe. Niemand schien ihnen zuzuselsem denn sie waren die einzigen Säufer auf dem spiegelblanlen See, der die Grenze zwischen Herrn Griindings Gut und der oenachbaricn Besitznng l·ildeie. Doch jetzi, als der Mond ausging, erblickte Richard Gründing ganz in der Ferne, nahe am Rande, eine andere Gestalt, die dort einsame tKreise zog. Das war Fräulein Jmler, seine Nach barin nnd einstige gute Freundin, die « er verscheuchi, indem er ihr letztl)in einen Heirathganirag machte Sehr ärgerlich war sie darüber ge wesen -—eiaentlich nichts weiter als ärgerlich »Sie nnd ein unprattitcherzucentch!" hatte sie gerufen und ihre llare Stirn dabei getrausst. »Miiszt Jhr Männer denn immer alles verderben? Wir was ren so gute Nachbarn und getreue Freunde, und da müssen Sie mit Ihren Heirathsgedanten totnnten? Schämen Sie sich wagt« · Geschämt hat er sich nun allerdings nicht ——er sah durchaus keinen Grund dazu-aber er hatte ste auch nicht anderen Sinnes machen können. Trude Jmler wurde selten anderen Sinnes; es war Vielleicht ebenso viel Charakter wie Eigensmn dabei. Fritz hatte ebenso scharfe Aug-en trsie sein Vater und erschosz in nallren Hechtsiitzen vorwärts. ,,Tante Trude3» rief er. »Sieh mal· da läuft Tante Trude!« ,,J-unae, bleib hier!« donnerte der Vater-; aber Fritz hörte nicht. Augen » scheinlich hielt er daE.Verbot siir einen . S erz. rrn Gründina ward ed schtrsiil und schmäler, wac- nicht nur von dem schnellen Lauf tam. So eilte er hinter dein Kleinen her der jauchzend Voll Vergnügen pfeil lchnell davonschos3. Fräulein Trure Jmler sah iIBTVXI leiden nahenden Gestalten. Tag war doch eine merkwürdige Idee vcsn die sein Gründi.ta, hier in der-Damme runa heriitertointneit zu Wollen. « Frig, den Goldjungen, den sie so sehr liebte, den hätte sie gern totnmense hen ---— aber den Vater? Ein leis es Ge fühl des Unbehsaena beschlich sie beim Gedanken an ihn· Sie dacht: aber gleich wieder nur an Fritz. Von ihm hatte sie heute Nacht geträumt tsnd zwar recht beänastiaend Eigentlich glaubte sie ja nicht an Träume, aber hin und wieder hörte man doch so allerlei. Ja und dort tainen nun Vater und Sohn übers Eik-v daher, und man konnte ihnen nicht entgehen! Fritz war toirtlich noch flinker als sein Vater; er erreicht-: zuerst die ein same Lämerin und rief athetnlo5: »Hurra, Tante Trudek Hast Du Usannluchen mit?« »Pfanntuchen.» Na, denlst Du, iet) wandle immerfort tnit bentstuchen umher?« · »Aber aus dem Eise!? Du hast mir roch zu Weihnachten versprochen, Du wolltest mir immer welche mitbringen, wenn wir auf dern See zusammen laufen würden« r »Ja, aber dann muß ich doch vorher ; trissen, wann Du totntnst. Heute, dac nsar eine Ueberraschung —--- der See ist . noch gar nicht so sicher, daß ich an- » nehmen konnte, Du würdest...« »Guten Abend, Fräulein Trude,« unterbrach sie eine tiefe« Männer stimme. »Guten Abend, Herr (Sjriindina,« saaie sie so unbefangen wie möglich ,,Entschuldigen Sie ich hatie Sie : nicht belästigt, aber —----der Bengel ist Jnir davongelanfen, und ich war in Sorge« — Während sie so sprach, lief Trnde in zierlichen Bogen rückwärts, so daf; er ihr folgen mußte. Fritz umlreisie die beiden wie ein Sperbers seine Beute. Und plötzlich schoß er auch wie ein solcher log: ,,Tante Tende, wann heirathestDa denn Papa?« Bei diesen Worten fuhr er blitz schnell zwischen den Beiden durch, so »das-, um ein Haar alle drei gestolpert wären. ——-« Aber Fritz hatte nun ein mal seine iiberinüthige Stunde, in der er schwer zu bändiaen war. Erlachte « wie ein Kobold und ülierbörteeg, daf; fein Vater murmelte: »tattloser; Schlingel.« Trude war dunkelroth geworden nnd schleuderte Herrn Gründing einen zornian Blick zic: ,,Schelten Sie doch. den Jungen «nicht!« sagte sie. Minder sind Kinder » Sie hatten ihn nicht einweihen sol lcn--oder wenn Sie es thaten, so mußten sie ihm die ganze Wahrheit sagen.« »Das habe ich gethan, Fräulein Trade. Aber er glaubte es einfach nicht!« »Was glaubte er nicht? « »Daß Sie mich ab wiesen haben! Kinder sind Kinder. räulein Tende, «die haben ihre besondere Art von Ueber eugungen. Fritz hält mich sür ein so ausnahmsweise werthvolleg Exemplar meiner Gattun?, da er es schlechterdinas siir unmöql ch be indet, daß Sie anderer Meinung sein könn ten-« Fräulein Trade war froh, daß Herr Gründing augenscheinlich feinen Hu nor noch nicht ganz verloren hatte. Aber das Gespräch war ihr doch Pein lich, und um abzulenken, blickte sie sich auch Fritz um.· Ja --— wo war der Junge? , »Fritz!« stieß sie in plötzlicher Angst heraus-, »in-o bist Du den-n, e’5ritz?«« ,,Hier!« tönte eine Stimme auc einem grünnmsteclten Winkel heraus-, wo Reusen gelegt waren. »Um Gottesivillenl Das weiß doch der Junge-, daß diese Tannenbiische . .« Ohne weiterznreden stürzte Trude zn der Stelle —-—-— der einzigen gefähr lichen auf dein ganzen See -——l7in—— da lag Fritz platt am Boden, die Nase auf das Eis gedrückt und blickte hinab in die Tiefe. »Du, Tanth ich sehe ·n-e Menge« Fische!« »Komm da fort, Du schrecklicher Junge-War wirst gleich einbrechen.« »F loo!« erwiderte er gemtithlich ,Bleib Du man-weg, Tante Trude, —mich allein trägt das Eis schon.« »Jnnge! Willst Du gleich parirent Du bist ja außer Rand und Band ge rathen!« »Das kommt davon, daß Du mich nicht mehr unter der Fuchtel hast, TanteI Unser Pfarrer sagt, es sei mir sehr anzumuten, daß Fräulein Jmler mich gar nicht mehr zu sich einladet.« »Du gräßlicher Unbandt Komm sofort da weg, sonst bin ich Dir ernst lich böse! Steh’ aus der Stelle auf!« »Wenn ich jetzt ausstehe, Tante Trade, breche ich ein! Ich muß mich erst meuchlings und bäuchlings wieder hier toegschiehen——gerade dahin, wo Du stehst. Mach mal Platz!« Trade retirirte und stieß dabei an Herrn Granding der ohne alle Angst tzinter ihr gestanan nnd gelacht atte. — Fritz schob sich weiter nnd stie , da lei mit feinen Schlittschuhen in die diinne Eisdecke, daß si: trachte. ——— Noch war er nicht in Sicherheit, da hielt er nochmals an. »Du Tante wann wolltest Du doch aleich den Papa heirathen?« »Gut nichts« platzt-: sie log. »Wenn Du ihn nielit nimmst, breche «ch hin sofort ein nnd dann bist Du schuld daran·« Dass war aber dem Vater zuviel des Itet«s.rninth5. Er alitl in einem geschick ten Bogen an Fritz vorbei und ergriff ilJn an einem Bein, woran e: ihn innchtig lreit-:rzog. »Was fällt Dir ein!« stieß er zornig Heraus-, »was- rrlczxibit Du Dir eigent sichs-« Dass- Bild lrar unwiderstehlich lo Iniich, nnd Tinte brach in ein helles einfach-irr aus-: Das erschrocken-: Ge sicht des Jnnaein das scheltende des Vaters-— »das ein-: Bein, an dem das arme Opfer treiidrgseschleifr traube Sie Lichte-, lachte, bis- Vater und Sohn mit einitimmten und sie bei tei ven Händen nahmen. »Na siehst-ek« rief Fritz triumphi !-nd. »Das wußte ich ja! « »Was mußtest Du?« fragte Trade, indem sie ihre Augen trocknen-. »Daß Du ihn doch nimmst!« Hilslog blickte Trude Herrn Grün ding an: r.l:er um ihr-: Lippen lag noch ein Lächeln. »Ein schrecklicher Junge!« sagte sie. »Er les-darf in der That einer weih lichen Handsp sagte Herr Griinding gslvichtig. .»Wollen Sie also um sei-: netwillen jetzt Ja iagen?« Und Trude sagte » a; aber sie war aroszmiithig genug, ganz leise hinzu ,-«nsetzen, daß es doch nicht um Fritzens willen allein geschähe· Damit war Herr Gründing zu frieden. l l l Das Dienstmädchen. Gieb dem Dienstmädchen so oft eLs wünscht, Ausgang sonst tränkt sie sich. Wenn Dein Dienstmädchen tect, f.iul nnd jehlampert ist, so freue Dich, laß sie nicht auch stiehlt. Schimpfe nie mit der Köchin, sonst retbrennt sie das Mittagessen. Jst es Dir gegliickt, ali« Dienstboten eine sogenannte Perle zu finden, so verschweige dies allen Deinen Freun den, sonst nimmt sie Dir ein guter Betannter weg. Wechsle nicht mit den Dienstboten; denn es tommt nie etwas besseres nach. Zerfchlsiat Dein Stubenmadchen eine thenre Vase, so tröste sie mit lieb reichen Worten· Ziehe ihr aber bei Leibe nichts als Schadcnerfatz vom Lohne ab, sonst ärgert sie sich und . . .. lersebliiat noch eine zweite. Die Rhein- und Ruhr Zeitung brachte die Atiliindignrrg: ,,Essener Ztadttheaterx Donnerstag, 12. Ja nnar 1905: Zweimaliaeg Gajtspiel der Frau Agneg Sonna. Die Meister singer von Nürnberg Erhöhte Prei se.« Es scheint, daß Frau Sorma Wagnersiingerin geworden ist« Oder führt man in Essen etwa die »Meister singer« der Ersparniß halber ohne Musik aus? III st· Il Nicht selten gleicht der Staaten Ländergier Der Bentelnit von einem wilden Thier: Viel mehr als es verdauen kann, Fällt es in feinäm Hunger an. H· F Eines reichen Mannes häßliche Frau kann eine sehr versührerische Wittwe werden. F si- II Der Weltveriichtek hat gewöhnlich rie Welt zu sehr geliebt. Wer etwas gelten will, muß Geld haben. J In japanischen Theater-. Es gibt bei uns nichts Einfacheres, als ins Theater zu gehen; man braucht sich nur in ein festliches Gewand zu werfen — sagen die einen, die anderen halten die Bureaujaele für vollkom men ausreichend. Anders in Japan. Wenn daselbst um die Mittags stunde eine Bürgerfamilie ver«nugt durch die Straßen stelzt, niit Eß ober, Theeserviee, Matten, Kissen und Ta liatkasten beladen, so denkt der Un k:1ndige: Aha, die machen eine Land parihie! Nicht doch, die Leute gehen esnfach ins Theater. Was uns in mehr oder minder angenehmer Weise einige Abendstnnden ausfüllt, bedeutet für den Japaner ein gutes Tagewerk. Sein Drama ist von unheimlicher Auggiebigteit, unter zehn Stunden Spielzeit thun es die japanischen Bühnendichter nicht, oft genug aber nehmen sie auch mehrere Tage für sich in Anspruch. Daß man unter solchen Umständen ungewöhnliche Vorberei tungen treffen muß, versteht sich von selbst, denn auch der hitzigste Theater enthusiast kann seinem Körper nicht Jumnthem zehn Stunden lang ohne Nahrung nnd Komfvrt zu bleib-en. Hat also ein japanischer Familienpapa den Entschluß gefaßt, etwas fiir die Bildung nnd das Vergnügen der Sei nigen zu thun, so macht er sich zu nächst fin den betreffenden Tag von allen Geschäften steh-dann beauftragt er, falls er ein gntsituirter Mann ist, ein in der Nähe des Theaters befind liches Theehaug damit, ihm eine Loge zu besorgen nnd in der Lege zu be nnnmter Stunde ein Mahl aufzutra gen. Billig ist das nicht. Lage und Filtahl kosten etwa sechs Ddllarå Wer nch solchen Luxus nicht leisten rann, geht ins Parlett und nimmt sich in der oben neschilderten Weise alles rnit, was zu des Leibes Nahrung und Nothdurft gehört. Ich habe in Japan mehrere Theater besucht, aber nur eines von großem und bornehmem Stil, in Yolohama. Die Vorstellung, die ich dort sah, fand Iium Besten der Hinterbliebenen ge fallener Krieger statt und gab nicht ein einzelnes Demna, sondern eine Blumenlese aus den besten Stücken verschiedener Art. Als icb um rin Uhr Mittags ins Theater tain, war die Vorstellung schon in vollem Gange und das-Haus dicht besetzt; aber da uns Fremde aern Rücksicht genommen wird, fand sich noch ein Stuhl für iciich hinter den Bogen. Eggibt auch eine ('!,’c;rderol«e, aber nur für die Pan-: tofseln, die der Japaner beim Betre ten eined Hauses stets ablegt. Zu Hunderten standen sie dort, und ich yetbracb mit den stopf, wie die Be incher itachhIk ihr Eigenthum wieder ertennen würden. Man ließ mich weine Stiefel anbehalten. Der Thea tersaal ist auadratisch: die eine Seite wird von der sehr geräumigen Bühne eingenommen, die noch nach rechts und tinte schmale Auglüufer hat« so daß sie also dass Partett hufeisenförmig linifchließt. Um dieses zieht sich in Stocktverthöhe eine Altane mit den Loaern Stühle werden nur für die wenigen Europäer bereit gehalten, die Japaner lauern in gelvohnter Weise snit untergefchlagenen Beinen auf klei nen Rissen. Ich habe es auch versucht, aber nach einer Minute den Waden trampf betommen. Als ich Platz nahm, stand ein statt licher Mann mit einem Sud-ermann bart auf der Bühne, er hatte einen schtoarzen·.5iitnono an und in der Eli-echten einen Fächer. Während er fortwährend fächelte und lächelte, redete er unansgesetzt mit einer behag lichen, fetten Stimme und machte hin und wieder Verbeugungen nach rechts Jtid links. Als er fünf Minuten ge sprochen hatte, dachte ich: nun wird er hoffentlich bald aufhören, denn ich ver stand natürlich lein Wort. Aber er redete immer weiter, nnd loas er vor t"-.ug, mußte seh-r belustigend sein, denn Wogen stiller, sanfter Heitertcit sfiutheten durch den Saal. Da der Mann also durchaus sprechen wollte, unter-zog ich inzwischen die Riielseiten oer vor mir tauernden Damen einer fachmännischen Musterung und be wunderte die zierlichen Frisuren auf den etwas ungeschickt gepuderten Pup pentöpfen. Papa drehte sich eine Cis garette nach der anderen, Mama und die erwachsenen Töchter nippten fleißia an den winzigen Theetäßchen, die eine Dienerin immer wieder füllte, nnd die tleincn Mädchen lutschten Bon vons und leckten sich die Finger ab. Rings in den Logen Dame an Dame, nur lrsenige Herren dazwischen; ein allerliebster Kranz von hübsch-en, bus tigen Blumen, ein heiteres sicherm Niclen und Spielen mit dem Fächer. Da selvst einein Obstruttiongredner schließlich die Luft ausgeht, lseendigte der Schauspieler mit dem Ender mannbart seinen Monolog und trat unter lebhaftem Händetlatschen der Zizhörerschast ab. Es folgte eine Pause, und es ging ein Rascheln und slnistern durch den Saal, die Deckel von eingen hundert Eßtobern flogen hoch, und das Schnabuliren von tali Iem Reiz, gedörrten Fischen und »Friichten begann. Glücklicherlveise :esien die Japaner keinen Käse. Auch Inie Schauspieler aus der Bühne zschrnausen nnd machen, wenn sie ge Yrade Zeit haben. Inzwischen stellten JDie Theatetdiener, von keinem Vor hang verhüllt, in aller Gemiithgruhe die Dekoration auf; dann nahm das Orchester, ein halbes Dutzend Weib lein, aus der Bühne Platz und begann zu musiziren. Diese japanische Natio ralmusil ist gräßlich, aber dem Volke gefällt sie außerordentlich, und ein Haus ohne Samisen, Flöte nnd Tann isnrin ist kaum denkbar-. Ein mimischesDrama begann. Sei tsen Inhalt erzähle ich nicht« denn ich habe ihn selbst ni t ganz exsasktsnur so viel ward mir lar, daß es uin l ein paar Kulis handelte, die irgendwo ; im Gebirge auf eine Art verwunsche ; ncr Prinzeß stoßen. Auch die männ » fJchen Rollen werben von Frauen ver « tdrpert Sosort beim ersten Austritt stand ich- im Banne des Seltsamen,, ganz und gar Ungewöhnlicheu. Von welchem Planeten stammen diese We sne? »So schreiten keine ird’schen Weiber, die zeugeie kein sterblich Hang-A Bei uns- sucht die Schauspiel lunst Natur zu werden; dort gibt sie sich die größte Mühe, jeden Zusam menhang mit der Wirklichkeit zu ver leugnen Die natürliche Hautfarbe verschwindet unter kreideweißer Schminte, die Augen blicken ins Starke, die Bewegungen erfolgen ruckweise, als ob ein Ulerwert im Körper steckte. Der Schau pieler will ·«,ur Marionsettc met-den Selbst die Stimme wird Verstetlt; bald klingt sie in hohen Fisteltöueu, bald dumpf wie aus dem Giabc Die verwunschene Viinzeß trippelt mit einwärtg gekehr Len Füßen, gebeugten Knieen und zu rikclaewarsenciu Kopf über die Bühne, die Sände unter den bauschigen Ki iuonoiirmeln vorstreelend, und piepst wie ein nackter Spatz. Ihr Gebahren ist unglaublich verschroben, vollkom men Verrüelt. Im Zeitalter der Damian könnte man sagen: sie tanzt Marterlinck und Jan Ton-kopf. lind vom, obwohl er altem YJeenschnchen entfremdet, oder vielleicht gerade des l-alb, packte mich dieser bizarre Stil, das Traumhafte der Darstellung so, daß ich kein Auge davon wenden konnte und wie von Haschisch betäubt war. Das ist metaphysische Kunst. Die Griechen und Römer besaßen ähnliches-, und im Pierrotspiel besitzen auch wir es: Der kreideweiße Pierrot irrt auf, Fleischund Blut zu sein, er wird zum Symbol. Es klingt vielleicht wie ein Scherz, wenn ich sage, daß diese halbstiindige Vorstellung mich geistig zu sehr in Anspruch nahm, als daß ich noch fähig gewesen wäre, den weiteren Darbietungrn zu folgen; aber es ist ernst gemeint. Heute noch, nach meh reren Monaten, sehe ich die gespensti sien Gesichter, die ruckweisen Bewegun gen, die starren Papillen, höre die unwirtlichen Stimmen. Jch verließ das Theater, obwohl ich kaum ein Zehntel meines Eintrittggeldes abge sessen hatte. In Kobe und Kioto besuchte ich mehrere Budentheater, die kleinen Bühnen des kleinen Mannes, theils bei Tageslicht, theils Abends, wenn die arellvnnten Papierlaternen und die geltenden Lobreden des Ausrufers die draußen griffende Menge in den Mu srntempel locken. Der Eintritt kostet nur ein paar Pfennige Da wohl selten ein Europäer solche Kunststätten letritt, erregte mein Erscheinen immer .e7.nge5 Aufsehen, und die Herren Di ’reltorrn, die mich hineinkomplimen litten-, thaten auch gerade so, als ob sie mich mit den bekannten »großten s Opfern-« als srnsationelle Haut-trium mer extra aus Europa verschrieben hätten. Mit jener (T.sjefälligteit,« die den Mann aus dem Volke auszeichnet, beeilten sich stets ein paar Zuschauer, mir aus aufgehäuften Kissen »ein-en Sitz zu bereiten. Jeh sah verschiedene Arten des Draiiras: Ritterstiicie, knir gerliche Komödiem Pantomimen Und Possen mit endlosen Prügelszeneln Diese schienen am besten zu gefallen. Merkwürdig, wie dankbar überall itr der Welt das Publikum für Ohrrin uenasfiiren ist. Jn dieser Hin chi Orient und Oceident nicht mehr zu trennen; wir freuen uns, wenn sich auf unseren Varietebiihnen die Jsrish druoctabouts vermöheln, nnd die Ne aer, Elltalanrln Chinesen und Japaner halten ex; gerade fo. Aber hier fiel mir auf, mit welcher realisiischen Treue sich die japanischen Schauspie ler mißhandeln; diese Piisfe und Schläge waren nicht markirt, sondern unheimlich echt. Jm Japaner steelt eben trotz einer äußerlich-en Gelassen l,eit eine durchaus triegerische Naiui. lstampfspiele sind sein liebsier Sport, und seitdem ich in der Gynmastit schnle von Kioto gesehen habe, mit welcher Inbrunst Männer, Knab-en n.-d Ajiädclsen sich gegenseitig die Staunen über Kon und Leib hauen, oersiehe ich manches. Auch in diesen kleinen Theatern wird ,,!lJt11sit" verübt, der gräßlichste Kerl aber ist der Oioshige-Schläger. Er kauert aus der Bühne vor einem Schlaabrett, in jeder Hand einen Holzklot3, nnd schlägt damit schallend auf dag Brett, um jede bedeutsame Triendung des Dinng gewissermaßen zu unter-streichen oder auch, um die er schlafste Aufmerksamkeit wieder anzus senern, aler in derselben Absicht, die Hahdn bei seiner berühmten »Sinso nie mit dem Partienschlag« hegte. Jch sah auch Vorstellungen von Affen. Die urlomisch in japanische Hsosstüme gxesteettcn Affen aqirten ans der Bühne« während der »Herr Direktor-« und . seine Frau mit net-theilten Rollen den . Text detlamirten. , Hieraus ersieht der Leser, wie wenig« kroch das japaniscrr Theatern-essen von anendländisehen Einflüssen berührt ist. fttllser eiI gibt schon seit mehreren Jah i i ren eine modern realistische Schau spielersdjnle, die langsam an Ausdeh nung gewinnt· Zum Schluß noch ein sinriosunn Eg- eitt in Japan siir un iein, Premieren zu besuchen. Stil-ernie rcn finden bei herabgesetzten Preisen statt, damit dirs kleinen Leute den ersten Eindruck non dem neuen Stück «e1halten und, da sie noch nicht dlasirt « nnd »kritiseh verroht«« find, harmlosen Gemüthds den Ruhm der Ndvität ver tiindigen. Mich diintt, es liegt ein « iieser Sinn in diesem Brauch. Viktor Otttnanu im Berliner Tag.