Yeöraska Staats- Anzeiger Und THATan J P. Windolph, Herausgeber Grund Island Nebe» LI. Mier 1905 (chiteleIeil.) Jahrgang 25 No. 27 f Vorüber. JDe Stunde kommt, ,b:ielleicht schon Ob jugendlich Du bist, ob alt, Wo mehr no wird vorüber fein Als mer ein f licht ges Jahr allein, Wo Dlt im Tod das Auge bricht, Dein Mund den letzten Seufzer spricht, Wo einmal noch. eb« Du ziehlt fort, Durch Deine Seele tönt das Wort: Votübet, vorüber! Und nonch giebt, was Du gelebt, Was ngetham was Du erstrebt, Was Du geglaubt, was Du gewollt, Was Du gekämpr was Du geldllt Dir unabweislisch das Geleit inüber in die Ewigkeit denke d’ran bei jedem Schritt: Wos Du hier lebst, es gebet mit —— Hinübet, hinübers« Das Ubichiedslied. StjzzevonRichord Keßler Es war ein sonniger Wintertag. In t das kleine Dachstiibchen, welcher das’ alte Fräulein Anna bewohnte, sandte die scheidmde Sonne ihre letztenStratk len. Reben-dem Fenster im Schatten sasz das faft siebzigjiihrige Mädchen und fliette an einein Kleide. Dann und wann ssanten die zerarbeiteten Hände wie er chöpst in den Schoon und ein leiser Seufzer glitt über die welken Lippen. »Ach Gottchen, fühly ich mich schwach! ’s geht wirklich nicht mehr. Wen-n ich nur nicht tranl werd’!" Fräulein Anna stand ganz allein in der Wett. Bis vor einigen Jahren hatte sie ihrem Bruder. einem änder losen Wittwer. die Wirthschaft ge führt. Als dieser nach langer Krani heit, die den größten Theil seines Hei nen Vermögens verschlungen hatte, gestorben war, blieb seine Schwester als letzte ihrer Familie zurück. Sie, die jeder gern hatte. half in den besseren Familien des Städtchens bei den leich teren hausardeiien und besserte Wä sche und alte Kleidungsstücle aus. und die paar Pfennige, die sie sich so vere diente, genügten gerade, um die aerini gen Ansprüche, die sie noch an das Leben stellte, zu dreien. So lebte sie ihre alten Taae still und gleichmäßig dahin und schien sich dabei ganz glücklich in fühlen; denn nie war sie unzufrieden, und nie klagte sie. Und doch lag über ihrem Wesen gleichsam ein unsichtbarer Flor, dessen Dasein alle empfanden, in deren Nähe sie tam . .. etwas wie ein verschwiege nes, uraktes Leid. Jn ihrem Stimm tlang, in ihren Augen schliimnierte es wie tief vergrabene Wehmiith, und nur wenige hatten sie jemals lachen gesehen. Als Fräulein Anna sich erhob, fühlte sie sich sehr müde. Aber bei Bürgermeisters war Rein inachen, und sie hatte bestimmt ver sprachen zu kommen. Die Frau Bür germetster verließ sich fest darauf, sie durfte sie nicht in Verlegenheit brin gen. Sie nahm ihr großes, brauner Uinschlagtuch über und- machte sich auf den Weg. Sie ging, mit Besen und Staubtüi chern beladen, in das Arbeitozimnier des Bürgermeisters-, der auf eine Stunde ins Rathhaus gegangen war, um es bis zu seiner Rückkehr zu reini gen nnd aufzuräumen. Die Arbeit, so leicht sie war, entled te ihr manchen Seufzer; jede Bewe ung war ihr eine Anstrengung jeder gandgriff wurde ihr sauer, und ganz plöhlich überiam sie auch wieder der alte Schwindel. Sie wantte und tonn te sich, die Kante des Tische-i stampf haft umtlaminernd, nur mit Mühe vor dem Fall bewahren Ein Weilchen stand sie so an den Tisch gelehnt mit zitternden Knien und schwer athinend, während bunte Flocken vor ihren Augen tanzten. Dann fiel ihn ein, daß der Paugherr bald zurücktommen mußte; ie griff wieder zum Besen und fuhr fort auszufegen. Aber sie vermochte nur wenige Be senstriche zu machen; denn als sie bis M dein großen Bücherregal, das die itte der Längowand einnahm,getom:ss inen war, übermannte sie die Er schöpfung, und sie ließ sich in den vor diesem stehenden lederbezogenen Sessel sinken. Beinahe zehn Minuten saß sie dort, ohne zu merten, wie die Zeit dadonflog, doch die Schwäche wich nicht, und an den Gliedern lastete es wie schwere Gewichtr. Mit Anstrengung erhob sie sich end lich. Dabei fiel ihr Blick auf die zwi schen den Brettern des Büchergeftells vor ihr aufgestellten Bände. Sie stieß einen ieisen Schrei aus, wankte und sitzle sauber in die ledernen Polster zu r . «Gros;er Gott!« sliisterte fie. »Wenn er das wäre!« Jn bebenber Spannung, die ihr gan zes Wesen strasske und alle körperliche Ermattung aufhob, nahm sie, während fliegend-es Zittern über sie hinlief, ein , braun gebundenes Buch aus der Reihe s« nnd preßte es zwischen den gesalteten J» Cis-en an ihre Brust, als ob sie es 7 nicht zu öffnen wage. Daan las sie ganz langsam, wie an dächiig, den Titel, der in Gold aus den Eint-and aepreszt war. Ihre Lippen slllsterten die Worte » vibrivend mit: .s;- «Wilhelm hausen — Gedichte.« sj Jn dem Regal stand noch wohl ein L» Dasend Bände, die denselben Autor ßzisamen trugen; alle braun mit Gold. Noch einmal wiederholte sie die drei Worte mit wankender Stimme Dann schlug sie den Deckel auf. und « ihre Augen glitten über das elegant ausgeführte Titelblatt. Sie schlug ein ! paar Blätter um zitternd wie im Fie ber. Plötzlich hielt sie inne und preßte das todte Papier-, das für sie so voller Leben war, an ihre alten Lippen. Die Worte, die sie gesucht, die ihr Gewiß heit gaben, hier standen sie »Mein Willhl Mein Willy!!« ju belte es leise aus ihr herauf. Adampr sast unhörbar fing sie an zu lesen: Nun muß ich dich verlassen, Mein süßes, blondes Kind. Weiter lam sie nicht; ein gebroche nes, tieswundes Schluck-Hm ein Schluchzen, aus dem das Weh eines ganzen Lebens sprach, entrang sich ihrer Brust. Endlich erstarb es in lautlosem Weinen. Während dieThtänen langsam über die runzligen Wangen rannen las sie das Gedicht zu Ende. Dabei milderte sich der Schmerz, der über ihrem Ant litz lag, schwand zuletzt ganz, und un ter den fpiirlicher fließenden Thränen blühte es aus wie lang vergessene Glück. Jhr war, als weitete sich der Raum, als liime es zwischen den-—- ach —— so wohlbekannten Zeilen hervor und zöge wie dustende, durchsonnte Waldes-lust« durch ihre einsame Seele . » Das halb aufgeräumte Zimmer war vor ihrem Geiste geschwunden, und ihr war’s. als set sie wieder jung und schön und blond und säße ties im Walde auf einem morschenBaumstumps, an einem ganz weltfernen Ort. in dessen Stille nur dann und wann ferner Finlens schlag hinüberperlte. Und vor ihr — in lebensvollster Deutlichkeit, gleichsam greifbar, war die Vergangenheit emporgestiegen in das dichte Farnkraut gestreckt, lag der, den sie so liebte, so iiber alles liebte. Und leise tönte seine Stimme durch das Waldesschweigem Nun muß ich dich verlassen, Mein süßes, blondes Kind . .. die ganzen vier Strophen. Und als die letzte Silbe zwilchen den Buchenstiimmen verklungen war, da weinte sre bitterlich an seinem Halse. Die Worte hatten ihr das junge Herz in Unendlichem Schmerz bewegt; denn sie wußte, daß« sie ein mal Wahrheit werden mußten. Um sie her war es ganz still. Still und einsam. Die Baumkronen rausch ten taum merklich, der Finl hatte zu schlagen aufgehört, nur leises Specht getlops tlang manchmal durch die Ein samteit. Endlich faßte sich Willh, und als er ihr die Thränen aus den Augen ge liiszt hatte, gingen sre heimwärts Der Klang seiner Stimme, sein Blick, seine so traurige und doch ent schlossene Miene sagten ihr alles. Sie schrie aus: »Willy!« »Es muß sein·« »Also dacht« Und dann, die Worte von Schluch zen zerrissen, leise: »Ich hab’s doch gleich geahnt, als du es lasest! Es ist aus-» es ist alles aust« . .. Sei-n Gesicht zeigte, daß sich sein her-z irainpshaft zusaminenzog doch er blieb seit. Sanft sprach er aus die Weinende ein: Sie habe doch immer gewußt, daß es einmal zu End-e sein miisse zwischen ihnen. Der arme junge Literat und das arme Mädchen, die tonnten einan der nicht siir das Leben angehören. Er mußte einige Jahre ohne Existenz sorgen leben können, bis er etwas ge schaffen, das seinem Namen Klang gab, das den Ausgangspunkt einer Karriere bilden konnte. Und nur . .. nun wollte er sich verloben. Sie wäre sehr reich. Es würde sein Glück be gxitnden Wolle er nicht aus das Jdeal s schriftstellerischen Berufs, das al lein seinem Leben wahren halt gäbe. verzichten, so bliebe ihm eine andere Wahl. Und gestern habe ihm die an dere ihr Jawort gegeben. .. Zu sa gen habe er ihr’s nicht vermocht und deßhalb dieses Gedicht vorgelesen. Er liebe nur sie —- nur sie allein. Auch er müsse entsagen. Sie solle start Iem. « Er hatte die Arme erhoben, um sie noch einmal an die Brust zu ziehen; sie« halte sich losgerissen und war die Trep pe hinaufgestiirzt. Oben hatte sie sich schwer über das Bett geworfen und ge weint, bis mit grauen Schleiern der Morgen gekommen war. Und heute, nach beinahe fünfzigJah ren, las sie jene alten Verse wieder. .. und heute weinte sie wieder genau wie damals, als der erste Wintersturm über ihr junges herz dahingebraust war. Er hatte fein Ziel erreicht Da stan kden eine Menge ilcher, die seinen Na men trugen. Er war gewiß berühmt geworden, gefeiert, während die, der so viele seiner Gedichte galten, bei den Leuten, welche sie lasen, die Stuhen kehrte. Ob er wohl glücklich war? Die Vormittagssonne war langsam an dem Hause des Bürgermeisters nie dergeglitten, und freundlich siel der Schein in das Zimmer, in welchem Fräulein Anna in dem gepolsterten Lehnsessel saß. Auf ihrem Schooße lag das Buch. Die Sonnenstrahlen s glitzerten bunt in den hellen Tropfen,i die aus den aufgeschlagenen Seiten la- s gen. . An den Augen-wimpern der Einsa men hing eine letzte Thräne. Aber sie fiel nicht herab; denn Fräulein Anna bewegte sich nicht. Sie schien zu schla fen, doch standen ihre Augen offen. Sie waren glasig, und das gute Gesicht war sin und starr. Aber es lag etwas darüber wie ein Schimmer nie ge tannten Friedens und wie ein Hauch letzten leisen Glückes. Als der Bürgermeister nach Hause lam, glaubte er zuerst, das alte Mäd chen sei in dem Sessel eingeschlummert· Freundlich wollte er sie wecken und sah nun, daß sie todt war. Er nahm ihr das Buch aus den kal ten Hönden, deren Finger es- umspann ten, als ob sie es nicht lassen wollten, und meinte kopfschüttelnd: »Davon hat sie doch nicht eine Zeile verstanden, die arme, einfache Frau.« Dann drückte er ihr die Augen zu und sagte leise: »Sie muß beneidenswerth sanft bin iibergegangen sein« . . . . Der scannihruch Eine Episode ais-s qder Prüfungszeit Australiens. Von W. Schwedler Miide lehnte Lizzie am Garten iaun; sie achtete nicht darauf, daß ihrl Strohhut zur Erde gefallen war, undl die heiße Nachmittagssonne auf ih ren Kon Prallte. Die Ellbogen aqu den Zaun gestützt, hielt sie sich mit den Fingern beide Ohren zu, vergeblich be müht, den Schall des eintönigen Ge sanges auszuschließen, der aus dein nahen Wohnhause herübertönte· Halb singend, halb sprechend, ohne jeglichen Ausdruck von ·Berftändnisz oder Gefühl, drangen sie in ihre Oh ren, bohrten sich in ihr Gehirn, die Worte des Psalmisten, die sie die gan ze Nacht hindurch nnd in Zwischen-. räumen auch während des Tages hattet hören müssen: » . . .. Denen ihre Bäche vertrocknet und die Wasserquellen versiegt waren, daß ein fruchtbar Land nichts trug um der Bosheit willen derer, die darin wohneten.« »Und er das Trockene wiederum wasserreich machte und im dürren Lan de Wasserquellen . . .« Jmmer und immer wieder flutheten die Töne zu ihr herüber: »Um der Bosheit --—- um der Bosheit willens de rer, die darin wohneten.« Das Mädchen am Zaune brach fast zusammen unter den Qualen des Kör pers und der Seele. »Gott!« rief sie in ihrer Verzweiflung ,,lasz ihn schla fen, —— und sei es auch nur fiir eine Stunde.« Der alte Jactson stand vor der Kri sis seines mithevollen Lebens. Wie tsiele Hunderte in dem von der Dürre verwüsteten Land hatte auch er zu sehen miissen, wie sein Biehftand ver hungerte und verdurstete. Erst waren die jungen Lämmer darangelommen, dann die Schafe, dann die Milchtiihe und zuletzt die Arbeitspferdr. Alles war dahin, und mit Schaudern dachte Lizzie daran, daß auch die beiden Wa genpferde, die draußen, wo einst der Gemiisegarten, der Stolz ihres Va ters, war, sich ein dürftiges Mahl aus Unkraut und verdorrtem Gras zu sammensuchten, nicht mehr lange aus halten würden. Die Nachbarn und Freunde wun derten sich, daß der alte Sonderling überhaupt noch am Leben war »Komm doch lieber fiir eine Weile in die Stadt,« hatten sie ihm gerathen, aber Jackson santwortete immer stör riscl): »Das Schlimmste ift ja doch vorüber, und da wollen tvirg lieber bis zu Ende mit ansehen. -——- Wenn der Regen lommt, giebt es eine Men ge zu thun.« llnd so konnte ihn nichts dazu be wegen, die hölzerne Hütte zu verlas sen, die er sein Heim nannte, und in der er gute und böse Tage gesehenj hatte, seit er sich vor dreißig Jahren an dem Ufer des »Creel« niederließ, der in trockenen Zeiten nur eine Kette von Pfützen oder gar nur ein Sand bett war und im Frühjahr regelmäßig zu einem starken und gefährlichen Strom anschon, fähig, selbst den TyDainrn zu durchbrechen, den der Alte im Laufe der Jahre errichtet hatte. Damals erschien den beiden die Zu lunft im rosigsten Lichte. Wenig ver langten fie vom Schicksal und noch we niger sollten sie empfangen. Nach zwanzig Jahren harter, enttäuschender Arbeit, aber warmer und froher Liebe hatte sie ihn verlassen und war im Schatten der Eichen in der Nähe des Flusses zur ewigen Ruhe gebettet wor den. Jirn, sein Junge, war nach Sidney gegangen. Was da aus ihm geworden war, wußte er selbst nicht ganz genau, denn nur selten und un vollkommen dringen die Nachrichten in die versteckter-en Regionen des austra lischen Buschlandes. Einige sagten, er sei unter die Soldaten gegangen, andere er sei ein Omnibuslutscher geworden. So war nur Lizzie ihm geblieben, Und zusammen hatten sich die beiden mit aller Macht der alles vor sich her treibender Dürre entgegengestellt, bis gestern das schrecklichste lam: Der alte Jackson betam den Sonnenstich, und das Fieber, das« bald daraus eintrat, crsrhütterte seinen alten Körper ge fährlich. Merkwürdig genug, man hörte in seinen Fieberphantasien nichts von den kräftigen Buschsliichen, die ihm sonst so geläufig waren, sondern im Delirium wanderte sein Geist zu riick zu den Tagen der Kindheit, in de nen er Abend siir Abend den Eltern aus der alten Familienbibel vorgele ien hatte, und unaufhörlich kam der selbe Vers des Psalmisten über seine Lippen, bis Lizzie sich in den Garten flüchtete, um den halb singenden, halb gepredigten Tönen zu entfliehen. Kaum dreiundzwanzig Jahre alt, groß und start gebaut, hatte sie bisher allen Priisuiigen muthig Widerstand geleistet, aber Hunger und Elend hat ten ihre Spuren aus ihrem Gesicht hinterlassen, nnd ihre großen brauneni Augen waren infolge der Nachtwachen 7 in ihre Höhlungen zurückgesunten. War es ein Wunder, daß auch sie selbst fühlte, wie ihre Nerven der über menschlichen Anstrengung zu erliegen Mien? Ein siebernder, halbverhnnU gerter alter Mann, zwei schwachet dürre Pferde, der nächste Nachbar zehn Meilen und mehr entfernt, nur ein geringer Vorrath von Thee, Zucker nnd Mehl im Hause, -—-- und das Was ser iin Flusse ain Austrocknen. Ge tantenvoll ließ sie ihre Blicke über die wüste Fläche schweifen, auf der einst ihre Schafe geweidet hatten. Hier undi da slog ein Geier oder eine Schaart Strähen aus, um sich bald wieder an einer Stelle niederzulassen, wo etwas weißes in den Strahlen der unbarm herzigeir Nachmittagssonne glänzte. Thränen traten in ihre Augen, denn sie dachte daran, daß das bischen Wol le alles war« was die Dürre von ihrer Herde übrig gelassen hatte, aus die sie einst so stolz war. Sie dachte daran, wie im letzten Winter die neugebore iien Lämmer an der Seite ihrer Müt ter niedergesunlen waren, ermattet uoni Hunger und zitternd vor Kälte, tisährend der bittere Westwind über sie hinwegsegte. Und durch alle ihre Ge danken tönte unaufhörlich der Gesang des tranken Mannes iii der Hütte: .. »Um der Bosheit willen, die darinnen nohnen.« ! Plötzlich sah sie sich um. Die Gewalt « der Sonnenstrahlen hatte iiachaelasiens und über der Hütte hatte sich Plötzlich, " nie durch Zauber hervorgerufen, eine; dichte schwarzeWoltenwand ausgebaut. Jack, der alte treue Schäferhand, dessen Beschäftigung längst dahin war, kroch init surchtsanien Winseln näher zu ihr heran. Linie saltete die Hände: ,,(fndlich der Regen — - Gott sei aclobt!« ries sie aug; aber dann erinnerte sie sich mit bitterem Lächeln an die oielen Enttäu schunaen, die sie in den letzten Tagen und Wochen schon erlebt hatte, wenn sicti die Wolken iiber ilirzn Weesen zu s.nnengeballt hatten, Und dann wieder anseinanderainqem ohne die durstiae Erde aenetzt zu haben. Da bemerkte sie, trie die beiden Pferde im Garten sich mit änsgstlichein Winseln dicht anein ander drängten, unverwandt nach der Richtung starrend, aus der der Wind kann der sich während der letzten Se tunden in einen heulenden Sturm ver wandelt hatte, und Plötzlich —--— noch ehe sie die Hausthiir zu erreichen vermoch te, kam das Gewitter insit aller Ge walt hernieder. Blitz aus Blitz zuckte durch die Lust, daß es dein sausqiereaten Mädchen schien, als stünde das Weltall in Flammen, und unter dem Krachen des Donners erzitterte die schwache Hütte, während der Regen, der langer sehnte Regen-, zur Erde niederkam, nicht in Tropfen, sondern in dicken un durchsdrinalichen Strahlen. die wie Peitschewhiebe aus das Wellblechsdach des Wohnhauses prasselten. Der furchtbare Lärm riittielte selbst den kranken Mann aus seinen Fiebertriiu men. Er richtete sich in seinem Bette auf und schaute um sich. Wilde Freu de leuchtete aus seinen Augen nnd durchdrang seine plärrenide Stimme, als er wiederum anhsob: »Und er das Trockene wiederum wasserreich machte, und im diirren Sande Wasserquellen!« Aber für Lizzies erschütterte Nerven war die Veränderung zu plötzlich ge kommen. »Um des Himmels willen, Vater, sei still,« rief sie gseängstigt aus. ,,Horch, der Regen ist da, die Dürre ist zu Errde.« Und dann beugte sie sich über den Kranken und kühlte seine hei ßse Stirne mit frischen Umischlägem bis der alte Mann, unter deni eintri nigen Geprassel des langersehnten Re: gen-Z, endlich- den Schlaf fand, dessen sein siecher Körper so sehr bedurfte. Die qanze Nacht hindurch ging der Regen in Strömen nieder, und den ganzen Tag unsd wiederum die folgen de Nacht und so fort ohne Aufhören, bis am Morgen des dritten Tages Liz zie in der Ferne ein Geräusch hörte, das sie zu Tode erschreckte. Sie war gerade damit beschäftigt, für sich und den Kranken die mehr als einfache Morgenmahlzeit zu bereiten und über legte dabei, wie lange wohl der spär liche Vorrath von Thee und Mehl noch reichen wurde, als ein Brausen von der Richtung deg Flusses her sie auf schreckte. »Der Creek ist geschwollen, Bater,« rief sie entsetzt, aber der alte Mann schien sich darüber keine Sorge zu ma chen. »Er muß schon ziemlich hoch stei gen,« sagte er ruhig, ,,bevosr er unsere Hütte erreicht. — Wir sind stehen« Lizzie erwiderte nichts-. Aber den ganzen Tag hörte sie das Verhängniß volle Rauschen und den ganzen Tag tourde sie von bangen Ahnnnaen ver folgt. Am Abend erklommen die kei den Pferde in ihrer Angst die Stufen der Veranda vor der Hütte «- der Fluß irar aus seinen Ufern aetreten, und immer näher kam die Wassermen ae auf das einsame Haus zu. Voller Angst und Schrecken saß das Mädchen an dem Bettes des tranken Mannes, zu ihren Füßen der alte Schäferhund, in unruhiaem Schlaf, ab und zu auf stehend und an der Thiir schnuppernd, als wenn er draußen einen unsichtba ren Feind vermuthete. Gegen Mitter nacht öffnete sie die Thür und sah hin aus. Der Regen hatte aufgehört, aber im Iliondschein sah sie vor sich, um sich herum eine endlose Wasserwiiste, die sie und alle, die im Hause waren, von der Außentrelt ahschnitt. Jn ei niaer Entfernung duntle Massen mit furchtbarer Eile den Strom hinabtrei bend, theils entwurzelte Bäume, theils Trümmer von zerstörten Häusern, in manchen Fällen ertrunkene oder ertrin tende Thiere. den Strom hinabtrei bend· Die Pferde, die von Hunger Und Anast ermattet, vor der Thiir nie deraefunken waren, krochen näher heran, und eins derselben, das ihr frü her als Reitpferd gedient hatte, raffte sich auf und rieb den Kovs aeaen Liz zies Schulter. Sie drehte sich rasch um und streichelte die stumme. furcht same Kreatur. Dann änastlich, daß sie vielleicht selbst unter der furchtbaren Aufreaung zusammenbrechen möchte, aan sie in die Stube zurück und he ioachte den Schlaf des Kranken. Das-J Rauschen des- Wassers war in der Stille der Nacht stärker als je zu hö ren, und näher und näher kam das Wasser, bis sie die Wellen aeaen die schwachen Planken der Hütte vlsitschern hörte. Aber der alte Mann schlief ru hig weiter, nur ab und zu anzusam menhänaende Worte sein-es Vsalms murmelnd »Trockene . . . Wasser-s reich . . . Wasserquellen im dürren Land. -. .« Plötilieh hörte sie die Hufen des ei nen Pferde-J gegen die Thiir schlagen, sein Stolpern, ein Schrei, fast wie aus einer menschlichen Kehle. und ein Plät fchern —--— eines der Pferde war ins Wasser gefallen und wurde Vom rei ßenden Strome nin die Hiitte hernni: getrieben und dann den anderen Op fern nach. Wenige Augenblicke später wußte Lizzie, daß auch das zweite ver loren war, und dann drang das-Wasser unter der Thiirspalte in die Stube. Bald war das Feuer ausgelöseht unsd der kleine Raum in Dunkelheit gehüllt. Nur ein schwacher Strahl des Mond lichteg drang durch die Scheiben des kleinen Fensters. Sie fühlte das Was ser an ihren nackten Knöcheltn und in ihrer Todesangst kroch sie auf das Bett neben den sterbenden alten Mann. So wachte sie allein während der Dämme rung. und als das inatte Licht des jun gen Tages durch die Scheiben drang, wußte sie, daßbsald der ganze Himmel iin strahlender goldiger Morgenröthe ! erglänzen würde. Während sie so wachte, schien der Tod seine Schrecken zu verlieren. Sie , fsah dem Ende mit dem nnbeugsamen Muthe entgegen, den sie in allen Schwierigkeiten nnd Prüfunsgen ihres kurzen, harten Lebens bewiesen hatte. Sie glaubte und wußte, daß, wenn alles vorüber wur, sie ihre Mutter wie dersehen würde, und sie hoffte zuver Fa--—» ist-hinan daß »der da droben-« sie-i zu charf mit ihr oder ihrem Vater ins ) Gericht gehen würde, denn — so agte ; sie zu sich selbst in der Einfalt es sHerzens —- schließlich hatten sie beide ihr bestes gethan, —— »und die Zeiten waren so furchtbar schlecht gewesen« Als es heller wurde, sah sie, daß das Wasser fast das hohe-, altmodsiisehe Bett erreicht hatte. Mehr als einmal hatte die schwache Hütte gezittert unter dem Anprall eines schwimmend-en Baumstatttmes. Das ganze Gebäude schwankte schon bedenklich. Lizzie wußte, daß das Ende nicht mehr lang-e auf sich warten lassen würde· Sie streichelte Jack, indem sie ihr Gesicht abwandte damit sie nsichst den hilsefle---v henden Blick in den treuen braunen Augen sehen sollte. Dann, während sie eine Thräne herunterschsluckte, die ihr bei dem Gedanken an Jim, ihren Bruder, ins Aug-e trat, beugte sie sich nieder und küßte innig und feierlich den alten Mann. Aufgeweckt von ihrer Zärtlichkeit, fuhr er ihr mit sei nen schwachen Händen über die Wan gen. Dann richtete er sich auf, mit der Stärke, die so oft den Sterbenden gegeben ist, und mit dem Gesicht auf das Fenster gerichtet, durch das die Strahlen der Morgensonne jetzt start und voll in das Zimmer drangen, rief er in unsäglicher Freude: »Und sie wurden froh, daß es stille war, und er sie sicher geleitete in das Land, nach dem ihr Herz sich sehnte« Sie klammerte sich san ihn in ihrer Verzweiflung als er ermattet in die Kissen zurücksank; dann ein Schrei, ein furchtbares Getöse, ein wilder Strudel s—- und so—»geleit-ete er sie in das Land, nach dem ihr Herz sich sehnte . . .« Zur und Maler. Jn dänisahen Künstlerkreisen erzählt man sich das folgende Erlebnis; des dänischen Malers Professor Tut-en Herr Tuer ist der dänische »Hofma ler«, das heißt, er erhielt vielfach Auf träge des Hoer und fbiner vielen Ver bindungen. Auch die letzte englische stönigsirönung hat Professor Tuxen auf der Leinwand verewigt, zu wel chem Zwecke er sich längere Zeit als Gast König Eduards in London auf hielt. Nun wünschte der Kaiser von Rufiland eine Kopie des Krönungs lsildes und bestellte sie bei Tuer für ein Honorar von 12,000 Nabel Kürz lich durfte der Maler in Petersburg sein Bild abliefern. Der Zar em pfing ihn, sprach seine große Zufrie denheit aus und stellte eine Anweisung über 12,000 Rubel aus. Im Hof marschallamt aber sagte man dem Ma ler, der die Anweisung präsentirte:,» »Es ist Jhnen wohl bekannt, daß An weisungen des Zaren nicht mit dem vollen Betrage honorirt werden«. Un ser Professor sprach hierüber eine ge iinde Verwunderung aus, mußtespsich aber mit der Antwort beruhigen, es sei das nun einmal so. Wirklich er hielt er denn auch nur einen Theil des vereinbarten Honorarbetrages. Vor seiner Abreise empfing ihn der Zar nochmals und bemerkte beiläufig, er habe wohl sein Geld erhalten« Pro fessor Tuer erwiderte, jetzt, wo man ihn direkt dariiber befrage, müsse er gestehen, nicht unwesentlich weniger ausbezahlt erhalten zu haben, als ihm angewiesen war. Der Kaiser zeigte sich nicht im allergeringsten verwun dert, stellte natürlich aber eine neue Anweisung aus, die dem Künstler den Rest seines Honorarg einbrachte. Ein ideales Vergnügen. »Gefiillt’5 Ihnen bei diesen Leu ten?« »Aus;erordentlich, alle möglichen be rühmten Leute sind anwesend Dich ter, Musiker, Sänger» aber es wird grundsätzlich nur gegessen und ge trunken« Anstrcnnend. Siiffel: »O die schrecklichen Kopf schmerzen! Nie mehr schreib’ ich Abend-J lBriefes« Svundz »Sirenqt Dich denn das so sehr an. T« Siisfel: »Das weniger! Aber der Brief sollte gestern Abend noch ab gehen, und da bin ich in zehn- Wirth schaften gewesen« bis ich eineFreirnarte belam!« Auch ein Grund« Richter: »Der Hanneg hat sich doch von der Rauferei ferngehalteni Wa rum haben Sie ihn dann so geprü gelt?« G·irgl: »Weil der fade Kerl net hat s« initraus’n woll’n. Am Staniiiitifch. A.: »Es ist ein rechtes Kreuz, wenn die Zähne nachlassen, tann gar nim mer recht beißen.« .: »Jet) auch net, es ist nur a Glück, daß man das Bier net beißen braucht.« Der Schlangenbäuviqer. »Wie find Sie denn neulich nach unserem Stiftungsfeste auf die Jdee verfallen, mich einstweilen zu Jhrer Frau mit der Meldung voraus-Michi cken, Sie kämen bald nach?. Die hat mich schön behandelt! Jch dank’!« »Wissen S’, mir hat einmal ein in difcher Schlangenbändiger verrathen. man solle, bevor man sich solch’ lieb lichen Geschöper nähert, sie erst in ei nen Lappen beißen lassen!« Manche Frauen gerathen aus dem Häuschen wenn der Mann ans dem s Haus will.