Yeöraska Staats-« nzejger Und Yernld J. P. Windolph, Herausgeber W Grund Jsland Nebr» 24 ,Fkbkuar1905 (Zwe1tchlIctl.) Jahrgangz) No. 2(;. Nkmni Tid! BonEdw. Cont. Was quälsi Du Di, o Menschenkind — Von fköh bet in de Nacht? Wut rennst un slöppst Du so geswind? Nimm Tib, — ga mit Bedacht! Wat fehnst Du Di na Geld un Got. As leeg bat Glück dar drin? Bedenk, Du armes Menschenblot —--— Dat End« kömmt gar gefwinn’! — Wat höllst Du jeden Dalet fast, As hüng Din Seele dran? Bedenk, Du arme Erdengast De Tod kloppt oft fnell an! Wiel nu de Tid löppt wie de Wind, Keen Mensch et so vermach; Dkäm sie vernünftig, Menschenkind Nimm Tib, s« ga mit Bedacht! Wo geht es hin ? Skizze von Hermine Villii:ger. Der Urgroßvater saß vor dem mit Schindeln bedeckten Bauernhof, ein achtzrgjiihriger Mann, mit einem Ge sicht so uberzeichnet von Linien, Fur chen und Schatten, dasz keine leere Fluche mehr darauf zu finden war. «’Habsucht, Neid. Mißtrauen hatten diese Risse gebildet, und die Gewohn heit sie tiefer und tiefer nachgezogen. Jn den Augen jener lauernde, nim mermiide Blick nach einem ortheil» um die Lippen die zögernde ebiirde des Vergebens-. All’ das sprach aus diesem tiefgefurchten Greisenantlitz und hatte ihm seine Merkmale auf egdriickt. Nun war der Mißmuth noch dazu gekommen, Langeweile, Gram »s— die Kinder waren an der Reihe und genossen das schwer und zäh erwor bene Gut ihrer Väter. » Schlürfte der alte Mann durch die Dorfstrasze ——— rechts und links in den schönsten Höfen wohnten die verheira theten Söhne und Töchter. Rehrte er ein: »Seid Jhr schon wieder da Groszdater,« hieß es, ,,Euch mufz auch die Zeit lang werden« Seit Jah ren war ihm kein Willkommgruß ge worden. Er lebte bei seinem Aeltesten. Wenn er vor dem Haus auf der tleinen Banl saß und ein Vorüber-— aehender die Frage an ihn richtete: »Wie geht’s denn, Großvater?« so gab er, mit dem Daumen nach dem Haus zurüadentend, immer die« gleiche, so bitter llingende Antwort: »Er spricht nie ein Wort mit mir —-«« Es war gekommen, wie es hatte kommen müssen » ein harter Kampf zwischen Vater und Sohn. Der alte Mann fuhr fort zu besehlen, obgleich er dem Sohn die Hausherrenrechte übertragen. Er hörte nicht auf, des sen Thun zu tadeln und zu verwecer und mit seinem starren Mißtrauen die Schwiegertochter zum Aeuszersten zu bringen. Denn immer stand er da nnd lauerte, ob auch alles geschah, wie es unter seiner Herrschaft geschehen war, ob es mit dem sauer verdienten Wohlstand vorwärts oder rückwärts gehe. Immer heftiger wurde des Sohnes Ungeduld über des Vaters Geboren, immer roher seine Reden und Zornesausbriichr. Aber der Alte war zäh und ruhte nicht, bis eines Tags der Sohn die Thiir aufrifz und sich an dem Vater vergriff. Seither war es still. Die beiden gingen sich aus dem Weg. Nur ihre Blicke redeten. HeißerZorn stieg in dem Sohn auf, wenn der Vater vor der Haus thiir sasz nnd mit den Nachbarn tu schelte. Saß der Alte im Garten, so war's der Bäuerin nicht recht: sie wollte die Wäsche aufhängen, oder die Wiese sollte gemäht, das Obst gepflückt wer denI · Jmmer war er im Weg. Beim Es sen gab es Aerger, weil seine Augen nicht den großen Bauernappetit hatten und er dann den vollen Teller stehen ließ. Auf der Ofenbank schnarchte er zu laut. Da hatte sich zu den harten, selbst-l süchtigen Zügen deg alten Mannes ein neuer Zug gesellt, eine fremde Li nie rings um den eingefunkenen Mund s-— ein bitterer Ausdruck des Schmerzes, der in diesem Gesicht vor Dem kein heimathrecht gefunden. Vielleicht ivar es dieser Zug, der ilnn die Kinder zuflihrtr. All die klei nen Enkel und Urenkel, wenn sie noch nicht fest auf den Beinen standen, wollten vom Großvater geführt sein. Und so oft sich so eine kleine Hand in die feine stahl, erhob er sich mühsam» und schlürfte mit dem Kind längs! des Garteng zur Wiese dahinter.T Dort war ein Tümpel, und da woll-? ten sie alle hineinschauen in das stille, kleine, regungslose Wasser. Manch mal lag die ganze Abendsonne drin mit all ihrer goldenen Pracht, oder der blaue Himmel lachte heraus wie ein frohes Kinderaugr. Bei düsterern Wetter aber sah man in eine abgrund tiefe Schwätze, die dem kleinen Volk erst recht zu denken gab. Einstmali zur Nachmittagszeit stand er wieder am Tümpel, der Alte, ein Pülslein an der hand. »Schau, Großvater,« tiefe plötzlich aus, »da unten im Wasser steht ein Mann —« Der Akte beugte sich vor, und jäh zusammenscheeclend starrte er sprach los, mit offenen Augen in den Tüm Pel hinab. Der da.unten, das war ja sein Vater —- Zug für Zug, in Haltung und Gebärde. —- Ja wohl, so hatte sein Vater ausgesehem ge rade wie er jetzt, fo schwer gebeugt, so ch Lebens müde — Als kleines Büble hatte er einst mals bitterlich geweint, weil er vom Fenster aus den Vater hatte fortgehen sehen — Das fiel ihm jetzt ein. Und plötzlich: »We) geht das hin?« fragte er sich. Denn später —hatte er es seinem Vater nicht gerade so ge macht, wie sein Aeltester es ihm jetzt machte? War es nicht der gleiche Kampf gewesen zwischen ihnen « kalte der alte Mann damals ni tauch weichen müssen vor der rohen ewsalt des Sohnes-? - »Warum konnte er das Dreinreden nicht lassen?« fragte sich der Alte, »und warum hab' ichs gerad’ auch so machen müssen?« »Schau, schau, Großvater-, die Bliiinle dort, die schöne Bliimle,« ries der Kleine ganz außer sich vor Ent Ziicten und suchte sich von der Hand des Alten frei zu machen, »mei’tn Mutterlc bringe — mei’m Mutterle bringe—« »Komm doch,« wehrte derGroszvater und suchte das schreiende Kind weiter zu ziehen. Plötzlich aber ließ er’s los, sah zu, wie sich der Kleine über die Wiesenblnmen wars und dann, beide Fäuste voll, strahlend und jauchzend vor ihm herlief »Wo geht das hin?« fragte sich der Greis abermals, ,,jetzt bringt er der— Mutter die Blumen -s— ja —- aber wird er nicht, wenn er groß ist, es ge nau so machen wie wir alle nnd sei ner alten Mutter taum den Pius im Haus gönnen? Es ist wie ein ing, ans dem keiner heraus kann.« Er kam taum vorwärts, so wun derbar, so verivirrend war ihm die plötzliche Klarheit, in der er die Dinge sah. Alles um ihn her,«Vergangen heit und Gegenwart, schien wie durch sichtig, beinah greisbar vor ihm aus zustehen —-— « Seine erste Kindheit, wie er an Vater und Mutter gehangen, und was man ihm alles entrissen, so nach und nach mit harten, unerbittlichen Händen hatte ihm die Mutter« nicht eins über den Mund gegeben,— damals als er nach dem Vater schrie dann als dieser Vater alt und nn beholsen durch dieses selbe Haus hum velte, was war noch übrig von jener großen einstigen Liebe? Und warum war nichts mehr übrig? Nicht weit vom Tümpel, in der niedrigsten Hütte vom Dorf wohnte ·s Mehl-Wag’s Moore. Sie schaute zum Fenster hinaus und nickte ihm zu, immer mit dem gleichen zustiedenen Lachen. Aber heute schien ihm, als läge etwas Schadensreude darin. Jaloohl, er war davon überzeugt und hnmpelte gesenkten Hauptes wei ter. Sie hatte einstmals zu ihm gesagt: »Allein leben und lange Zeit haben oder mit den Kindern sein und ein Kreuz haben das ist die Wahl, die man im Alter hat - - Er hatte von der langen Zeit nichts wissen wollen und jetzt, wie beneidete er die Alte in ihrem armseligen Häus- l cheri, der es immer und zu jeder Zeit sum’s Lachen war. Jhm war es längst vergangen. Er war mit dem kleinen Urenkel vor dem hos .anaetommen, einem niedrigen, aber weitläufigen Gebäude mit einer großen Anzahl kleiner, dicht aneinander gereihter Fensterchen Die junge Frau trat heraus, die Tochter des ältesten Sohnes. .,Psui, Bühle, was bringst stir ei nen Schmutz mit heim,« fuhr sie den Kleinen an, der strahlend seine Händ chen voll Sumpsblumen entgegen streckte. Enttäuscht, verwundert blickte dass Kinder die Mutter an, als sie ihn mit " zorniger Gebärde zum Brunnen riß. »Denlst nicht dran, daß du’g Sonntagswämsle anhasi s— Jhr laßt auch alles geschehen, Großvater nicht einmal zum Siinderhiiten seid Abt noch gut-« »Hm, ja," niclte der Alte, und seine Augen blickten mit einem eigenthiim lich tiefen Blick in die Ferne, »ja, so ist’s -—-— es ift da, aber sie treiben es aus —·— alles Freundliche treiben sie aus. Er wird keine Blumen mehr bringen; er muß auch seinen Kreis lauf machen und weit abtommen von Vater und Mutter —-- biö die Hin fälligieit kommt —- dann kehrt er wieder heim. Dann kehren wir alle wieder beim.'« . Die-Enkeltochter sah den alten« ;Mann groß an und ging its-Z Haus«-. »Heute ist der Großvater völlig ionfus,« berichteie sie drinnen. Es ging lebhaft zu in den großen unteren Stuben. Es war Sonntag, da waren sie von den oberen Höer heruntergetommen, groß und klein. biin Bursche hatte eine Zieharmonila und spielte aus. Sie fingen an zu tanzen, die Erwachsenen wie die Kin der, und drängten und stießen sichs und mischten laut. Die Stuben waren niedrig« vie vielen kleinen Fensterchen alle ge schlossen. Nur die Thür nach der sonnenbeschienenen Diele stand weit offen, und helle Streiflichter züngek ten herein über den sandbestreuten Boden. Da plötzlich stand die ge beugte Gestalt des Großvaters mitten aus der Schwelle. Jm vollsten Licht stand er da, aschfahl im Gesicht, die Augen ties eingesunten, mit behenden, farblosen Lippen. -Er wollte reden. Er wollte ihnenl sagen: ,,Treibt ihnen die Lieb nicht aus, wenn sie klein sind. Es ist al les da. Sie weinen um Vater und Mutter. Sie wollen Blumen brin gen. Jhr aber macht die weichen Stellen hart. Jhr ruht nicht, bis sie hart sind. Jch hab mich schwer be sonnen, bis ich’s gewußt, wo es hin geht. Jetzt weiß ich’L-. Laßt es nicht verlommen.« Dies alles wollte er ihn-en sagen und noch mehr: »Wenn ihr alt und hinfällig seid, bleibt nicht bei den Jungen, thut’s nicht. Es ist so schwer, den Mund halten, wenn man Ur- Wort gehabt hat. Es macht so bös nnd bitter, wenn die Jüngeren alles besser wissen wollen —- druni nehmt ein Stühle, tragt die Last eure- Alters allein. Lange Zeit ist besser als harte Blicke und Worte.« Dies alles wollte er ihnen sagen, sie theilhastig machen an dem Ergeb i.isz seiner Klarheit. Zwei, dreimal schon hatte er diie Stimme erhoben, aber sie war so schwach und ionlos5, Daß niemand sie vernahm. Er trat weiter vor, in die Stube hinein, und die Tanzenden rissen ihn um« Nicht mit Absicht, es war ihnen leid. Sie hoben deti alten Mann auf nnd setzten ihn aus die Ofenbank. Als sie gewahrt-am daß er teinen Schaden genommen, lachten sie. »Aha, ter Großvater hat aiich noch einmal ’5 Tanzbein schwingen wollen er mujz halt von allein noch haben, der Großvater —---' »Ach neii1,« sliisterte er. Er sah in diese lachenden, schwitzen dciiGesichier nnd wußte mit einem Mal: »Es wär’ den Maus gepsissen, denen etwas zu sagen -——' Als aber sein Aeltester ihn hart an siihr —-—« sein Aeltester, der einstmals seines Vaters Schatten war und an ihm gehangen wie keins der anderen itinder - -- als dieser Sohn mit seinem groben, rohen Gesicht ihm grollend vorwars: »Wo man geht und steht, immer müszt Jhr einem im Weg sein «- alle Freud thut Jshr einem verder benwzu was anderm seid Jhr nicht mehr aus der Welt« -— da sah ihn der Alte mit seinem halb verloschenenBlici ruhig und traurig an. »Ich mach dir leine Vorwürf,« sprach er leise mit zitternder Stimme, ,,hab’s ja selber nicht besser gemacht, wie ich jung war —«— had’5 meinem Vater auch schlecht gemacht. --«— Aber so wie ich jetzt an ihn denl in großer Ren — so wirst du einst an mich den ten — das glaub du mir s— deine-tin der führen dich heim wie du mich.« Er stand mühselig aus unsd wankte zur Thür. Sie machten ihm Platz. Sie waren still. Scheu blickten ihre Augen dem Manne nach. Ging eine Ahnung durch ihre Ge müther, daß auch sie schon aus dem Weg waren zu jener groszeii Reue, von ver er gesprochen? »Großoater, wohin?« fragte eine Stimme. Es aao keine Antwort. I Durch das heiße Dorf schritt er, langsam, mit großer Athemnotls Heim etwas anderes dachte er nicht, als heim, zum Vater ---- Er war nicht mehr llar in seinem siopf er lächelte und schwatzte vor sich bin, indem er den Hügel hinan, zum Friedhof schritt. Ob er den Weg fand zur Grab siätte der Seinen, zu den paar ver txachlässigten Hügeln mit den schlich-—- ! ten Kreuzchen — dem unbesuchten lilatz seit einem Menschenlebens Ob er hinsank-, jetzt, halb entseelt schon, mit Augen, die nichts mehr sahen? ---- l Die Sehnsucht verlieh ihm die Kraft s und wies ihm den Weg- s Mit den wankenden Schritten und: den lallenden Lauten eines Kindes! trat er vor das Grab seines Vaters-l hm und brach zusammen. ! Arbeit mag den Geist für eine Weile s köschöpsem die’Trägheit jedoch zerstört s i n. Die "Schneemänner. Eine Dorfgeschichte von A. Ha t se t. Warum die Falkensteiner Bauern ihre Nachbarn, die Bauern in Wal Yausern spottweise Schneemänner hei sen, dürfte nur Wenigen bekannt sein. äu einer alten Chornil habe ich die eschichte kürzlich gelesen und hoffent lich werden es die guten Leut-e von Walhausen nicht übel aufnehmen, wenn ich sie hier wiedergebe. Jn Walhausen hatten sie vor unge fähr hundert Jahren einen abnorm strengen Winter mit riesigem Schnee fall. Die hohe Ortsvbrigteit that wohl, im Bewußtsein ihrer Pflicht, das Ih rige, um die Wege frei zu machen und so viel Schnee als möglich aus dem Dorfe zu fiihren, den sie am Ende des Dorfes zu Bergen aufhäufte. Jndesz, es kam immer und immer wieder neuer Schnee hinzu, und da wegen des har ten Winters niemals Thau-wettet ein trat, mehrten sich die Schneeinassen auch in den Gehöften vor den Häusern und in den Fahrstraßen, sodaß von einer ernstlichen Kalamität gesprochen werden konnte. Gleichwohl waren die Bewohner Walhausen’s nicht dazu zu bewegen, selbst Hand anzulegen, um mit Hülfe der Lastthiere den Schnee aus dem Orte zu bringen. Da nützten weder die giitlichen Zureden des -Ortsvorstan des, noch die Strafandrohungen, noch der Hinweis darauf, daß die Bauern im Dorfe sich selbst hierdurch schaden würden, wenn sie von ihren Stuben aus es mitansehen müßten, wie sich tkiglich der Schnee mehrte; es blieb Al lee, wsie es war und kam, bis zu dem Zeitpunkte, wo endlich der Ortsvor steher zu den Mitgliedern der Ortss bcrwaltung also sagte: »Wenn geht es halt nit mehr! Der Schnee wächst uns über die Köpf, und wenn wir nitRath schaffen, so ersticken wir selbst drin. Also Leute, was ist zu thun?« »J- han ein Mittell« sagte der rothe Peter, wie man ihn nannte, obgleich "«e«r als Ortsvorstandsmitglied Peter Tiipfler hieß und ein Bauer war Was ihn jedoch von den gewöhnlichen Bauern auszeichnete, das war sein Verstand und sein Witz, da er zehn Jahre Soldat war und es dort sogar bis zum Feldwebel gebracht hatte. Der rothePeter brauchte daher nur zu sagen »er habe ein Mittel«, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden Zu erregen. Gespannt lauschte Jeder seinen Worten. »Jawohl, i han ein Mittel, unsere Bauern zu veranlassen, daß der Schnee aus dem Dorfe tonnnt,« sagte er, »aber i bin nit so dumm, daß i tiut dös Mittel an die Nasen binden ioerd’ —- ——« Allgemeines Staunen. Man war es near gewöhnt, daß der rothe Peter oerb zu sprechen pflegte, aber am Ende mußteer doch das »Mittel« nennen, oas angewendet werden sollte, zumal rede Maßregel doch nur im Namen der Obrigkeit angeordnet werden konnte. Man machte ihm dies begreiflich. »Ach was,« sagte er, ,,bei unsere dummen, dielschädligen Bauern wird rie Obrigkeit nix ausrichten, da gilt’s Ä,1’seheit sein!« " Sowohl der Ortsvorstand wie des-· sen wackere Mitglieder ijberhörten diese einer Grobheit gleichende Bemerkung, woran der Borsitzende sich die Frage erlaubte, ob er selber als Antragstel ler über jenes Maß von Gescheitheit verfüge, welches nothwendig sei, um Vitalhausens Bevölkerung lirre zu ;nachen. ,,Davon ist teine Red’,« sagte der rothe Peter, »auch mit Strenge ist bei unsern Bauern nichts auszurichten, einzig und allein aber nur —---- ——«, doch als ob er gefürchtet hätte, schon bis lxer zuviel gesagt zu haben, hielt er eine Weile inne und meinte dann: »die hohe Obrigkeit kann Alles nur mir selber überlassen, i bürg’ dafür, daß, eh« drei Tag’ vergehn, die Bauern von Walhausen den Schnee sortschaffen werden« Am zweiten Tage nach dieser Sitz 1sng der Ortsbehörde erschienen in Walhausen zwei FallensteinerBauerm von deren leeren Wagen Ochsen ges sdannt waren, ein Zeichen dessen, daß sie von hier Frucht nach Faltenstein »Hu fahren hätten. Wer beschreibt aber das Staunen der Walbauser Bauern, als die Falkensteiner Bauern sich an die Arbeit machten, Schnee auszu laden, wobei natürlich nur von einem sehr geringen Quantuin die Rede sein konnte. Eine Viertelstunde darauf umstan ten die beiden Wagen bereits hunderte Bauern und srugsen was das zu be deuten habe. »Daß ös dös net wißts!« meinte ein Faltensteiner. »Aus n Fallensteiner Hottet führ’n wir’n hin, dort laden wir den Schnee ab, weil nächsten Tag die Amerilaner kommen, die ’n Schnee kaufen, 1veil"g in dem Jahr für ihre Aecker tan Schnee net ham, dort drunt in Amerika.« »Na, und Euer Schnee?« ’ »Mir han bös Jahr nsit viel kriegt, das Wenige aber, han mir schon vor’g Dorf g’fübkt, wo’s ihn in amerikani rche Säcke füllen werden, damiter sich lang hält.« Ein allgemeines Gemurmel entstand jetzt in den Reihen der heimischen Bauern, erst leise und unverständlich, nach und nach aber laut und vernehm dar, so daß man bald den Ruf hören kennt-e: »Jagt’5 die Falkensteiner zum Teufel, wir könna unsern Schnee allein verlaufe!« ,,Abladen! Schnee liegen lassen!« ertönte es laut und drohend, worauf in der That den Falkensteinern der Schnee abgenommen wurde, und diese selbst mußten, soweit es die schnee l«-cdeclte Straße zuließ, ihre Ochsen zur Eile antreiben, wollten sie nicht Prü ael davontragen. Von diesem Augenblicke an bot aber « Walhausen ein großartiges interessan etes Bild, denn es dauerte kaum eine halbe Stunde, so stand Wagen an Wagen eng gereiht und hunderte ge schäftige Hände hatten dieselben mit Schnee vollbeladen. Es war staunens werth, wie präeis die Abfahrt der Wagen nacheinander erfolgte, die lee ren stets wieder zurückkehrten um neuen Schnee zu holen, und wie Alles dem Komrnando der Dorsältesten ge horchte, welche die ganze Manipula lion leiteten. Ja, es wurde sogar ein regelrechter Ueberwachungsdienst ein gerichtet, der darin bestand. daß eine Anzahl der Burschen des Dorer den bereits ausgeführten Schnee bewachen mußten, damit die Faltensteiner nichts Davon stahlen. Inzwischen vergnügte sich der rothe Peter drüben im Nachbsardorfe ge miilhlichbeim Heurigen in Gesellschaft einiger Bauern, die ihm bei seinem Streiche behülslich waren. Und als er drei Tage später heimkehrte, da fand er Walbausen reingefegt, als ob in den Geiyöftem Gassen und Straßen Alle-J zum Tanz vorbereitet worden wäre. Zu Ostern gab-; in Fallenstein Kirchtag und da hatten sie in einer Marltbude ein Stück unter dem Na men »Die Schneeinänner« aufgeführt. Das hatten die Walhausener Bauern übel genommen, denn abgesehen da Von, daß sie für ihren Schnee keinen Heller vereinnahmten und so lange derselbe auch anhielt, bei ihm getreu lich Wache hielten, mußten sie jetzt den Spott iiber sich ergehen lassen, indem aus der Bühne ein mit Säcken belade rses Schiff sichtbar war, dessen Seiten- " wand die Anfschrist trug: »Von Wal liausen ——— nach Amerika.« Natürlich kam es damals zu einer großen Rauferei, wobei die Walhau: fester mit dem Namen »Schneeniiin: uer« beschenkt wurden, den sie bis Zum heutigen Tage noch tragen. —-—--— Der Schatz in der Flasche. Am 21. Juni 1895 wurde derNord ostseetanal dem Verkehr übergeben. An diesem für die Schiffsahrt und ge sammte Gesctyäftswelt so wichtigen Tage fand sich in einein dicht am Strande gelegenen Hotel eine fröhliche Gesellschaft von Geschäftsleuten und Inhabern größerer Handelghäuser zus samtnen. Als die Stimmung den Höhepunkt erreicht hatte, machte ein Herr folgen den Vorschlag: »Wie wäre eg, wenn jeder von uns zur Feier dieses denks würdigen Tages eine Waarenanwei sung auf seine Firma ausschriebe, sie den Wassernixen überanttvortete und dann abwartete, wag diese damit an-" sangen.« Der Vorschlag fand jubelnden Bei« fall, und Anweisungen auf die ver schiedensten, nach Güte und Werth nicht schlecht bemessenen Sachen wur den aus Papierstreisen verzeichnet und in einer gut vers lossenen Flasche un ter heiteren Sche en in die See ge worfen. — — Wochen waren vergangen, da findet eine arme Wittwe an der Jnsel Nord strand eine Flasche verlorlt und ver siegelt, nnd sie meint, sie rühre von irgend einem verunglückten Schiffer her. Sie hält sie gegen das Licht und bemerkt darin eine größere Anzahl von PapierstreifetL Gespannt öffnet ’ sie die Flasche und zieht einen von den wunderlichen Papierstreifen heraus-. Darauf steht geschrieben: »Dein Jn i3aber dieser Anweisung verabfolgt N. N. zu N. einen Sack Kaffee.« - Streifen auf Streifen zieht die Frau aus der Flasche hervor, so daß ihr kleiner Tisch davon bedeckt ist. Kopfschüttelnd steht sie da, aber warum soll sie den Versuch nicht ein mal wagen? Sie schickt den ersten Papierstreifen an die bezeichnete i Adresse, und siehe, nach einigen Tagen wird ein Sack des schönsten Kaffees ihr ins Haus geschickt. Ihr» Herz klopft freudig, sie sendet einen zweiten Streifen aus, und nach einigen Tagen mandert ein Sack Reis in ihre Woh nung. es folgt ein Stück Tuch U. f. w. Die arme Frau, welcher das alles märchenhaft vorkam, wurde durch die wohlthätige Flasche in eine Art von Wohlstand versetzt, wie sie ihn sich nie hatte träumen lassen. Schiller und Goethe. Von einem Leser geht einer Berli ner Zeitung folgende Mittheilung zu: Aus dem Frühstückstische lie t der Schillerkalender, in dem das elsjährige fTrudchen blättert. »Papa,« fragt sie plötzlich, »wann wird denn Göthe sei nen Kalender bekommen?« (Sie hat die Büsten beider auf Papas Schreib tisch gesehen.) — »Noch etwa 27 Jah ren, mein Kind,« lautet die Antwort des Zeitung lesenden Papa-Z. Eine kleine Pause. »Weißt Du, Papa, ei gentlich habe ich Goethe lieber als Schiller.« Ordentlich erschrocken blickt der Papa vom Zeitungsblatt auf. Also auch schon in der unschuldigen Kinderseele dieser unselige Zwiespalt, der leidige Streit, wer der größere von beiden! »Aber, Kind, was weißt Du denn von den beiden Dichtern?« — »Ja, Goethe ist sanfter und milder. Er hat gedichtet: »Ich ging im Walde so für mich hin u. s. w.« ——·— »Nun, und Schiller?« — Schiller fängt sein Gedicht —- (sie sagte wirklich »sein Ge dicht«, hielt es also augenscheinlich für seine einzige dichterische Schöpfung) an mit »Wer wagt es, Ritters mann oder Knapp, zu tauchen in die sen Schlund?« und das klingt so hef tig und rauh." —- Der Papa will, um das bedenklich zerstörte Gleichgewicht zwischen den beiden Dichterheroen wie derherzustellen, eben erinnern an »Mit dem »Pfeil, dem Bogen« und »Willst Du nicht das Lämmlein hüten?«, da kommt ihm voller Eifer schon die neunjährige kleine Elfriede zuvor mit dem nicht ohne vorwurfsvolle Ent riistung gemachten Einwurf: »Aber Trudchem du ißt doch Schillerlocken sein bekanntes G-ebäck)« so gern!» Die Erwachsenen stimmen lachend bei. Und Trudchen schweigt beschämt, von der Kraft des gegnerischen Arguments iiberwiiltigt. Für diesmal ist Schil nsrs Ehre noch gerettet aber wer weiß auf wie lange. Bernardin-Mein Der sranzösische Humorist Juleg Stienard erzählte jüngst folgende Echnurret »Bor einigen Wochen war ich nach langer Zeit wieder einmal in meiner dorslichen Heiniatb. Eines Ta ges machte ich einen Spaziergang und traf auf der Landstraße einen Stein ttopfer, der emsig bei der Arbeit war. »Pardon, mein Freund,« fragte ich ihn, »wir lange gehe ich wohl von Hor vignn nach Saint - Reverien?« »Der Zteintlopfer blickte aus, betrachtete mich durch seine Schutzbrille und ant wortete nicht. Jch wiederholte daher meine Frage, aber er antwortete wie-— der nicht. Der Mann ist taub stuinni,« sagte ich zu mir und ging weiter. Kaum war ich aber 100 Me ter gegangen, als ich eine Stimme hörte; der Mann rief mich zurück und sagte: »Sie werden wohl zwei Stun den braucheiit« -— »Warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt?« fragte ich. »Sie haben eine merkwürdige Art, Leute augzusragen,« entgegnete er bedächtig. »Sie fragen, wie lange Zie von Corbiguy nach Samt-Reve rien gehen? Kann ich das wissen? Tag hängt doch ganz von der Gangart ab! stenne ich vielleicht Jhren Schritt? Ich lies; Sie also gehen und habe Sie ein Stiict Weges mit den Augen ver folgt. Ich zählte Ihre Schritte, und nun bin ich unterrichtet und kann Ihnen Auskunft geben. Sie werdenUZ in zwei Stunden schaffen!« NO Ein meüthsmenfap Hauptmann Z. hatte einen sehr zuverlässian Burschen und wünschte schr, ihn zu behalten. auch als der Hauptmann sich verheirathen wollte. Ein paar Tage vor der Hochzeit sagte er zum Burschen: »Du, Fritze, Du Ivciszt, ich heirathe jetzt, Du bist ein tiichtiger Kerl, ich möchte Dich behal tru, aber in so ’ne«r Wirthschaft mit ’ner Frau aeht’5 anders zu als bis jetzt bei mir; wenn Dir das nicht Paßt, kann saa’g ruhig, dann nel)ni’ ich Ynien andern Fterl!« ---- Da grinst Fritze ge riihrt nnd stottert: »Ach nee, Herr Hauptmann, wenn der Hauptmann erlaubt, bleib ich, hab mich immer so nach einer Heiglichkeit giesebnt!« —..-..—-—-.-- —--——--— Mifxverftauvem Tenorist lnachdem er Probe gesun genlt »Na, Herr Kapellmseiftcr, wie ricfällt Ihnen meine Stimme?« siapse llxneisier: »Ich sage nichts wei ter: aber mit dieser Stimme kommen Sie durch die ganze Welt!« Tenorist (entziickt): »Mit-einen Sie lvirilich?« Fiapellrneisten »Gewiß, mit der Stimme behält Sie keins Theater.« Er kennt ihn ,,Ach,.5 Jerr Doktor, wissen Sie nicht i vielleicht tin Mittel gegen die abend tiiche Nervosität meines Man«nes?« »Hm Versuchen Gnädige viel leicht einmsal ein Eisenpräparat in Hausfchliisselform!«