OsQIIOOOIIQ Das Ritthsel von Ecucksyiiy. Roman von Yesnljocd Ertmamn . (2 Fortstiurth M! Das Schlimmste soll ja KM komme-L Ich sah also. daß ich sich-i gleichgiiiig war, und je kWicher Du Dich bemühten es vor TIgcåk zu verbergen desto mehr Gefal Im fand ich an Dir. Daß es der An fang der Liebe sei. wußte ich damals kreiiich nicht. Jch betrachtete es zuerst sum als einen angenehmen Zeitver treib, der mir die Verbannung erträg iicher machte, und wenn ich Dichtrotz dem durch allerlei kleine weibliche Ænsie ermuthigte, so war das aller dings recht schlecht von mir gehandelt. Dann kam der Tag, an dem wir den Reinen Streit mit einander hatten — ich weiß nicht ob Du Dich seiner noch etinnerst »Wie hätte ich ihn vergessen kön nen! Deine Worte haben mir damals Kummer genug bereitet!« »Ich entsinne mich kaum noch, wie ich dazu lam, sie aus-zusprechen Wahrscheinlich hatte mich die tleinliche Pedanterie und Beschränktheit des Obeims wieder einmal zur Verzweif iung gebracht, so daß ich der Versu chung nicht widerstehen konnte, meine iible Stimmung an irgend jemanden auszulassen Jch bereute es sofort. als ich gewahrte,«wie tief meine unbe dachte Aeußerung Dieb-getränkt hatte: « aber ich war natürlich zu stolzes ein-s zugestehen, und erst, als Du tagelangl sortbliebst, als ich nicht mehr zweifeln Mie, daß Du mir absichtlich aus dem Wege gingest, wurde ich inne, wie unentbehrlich Du mir bereits gewor den warst. Und ich entschloß mich nach hartem Kampfe, den ersten Schritt zur Versöhnung zu thun, ob wohl ich recht gut wußte, daß ich Dir damit ein Recht gab, auch an meine Zuneigung zu glauben." ,DU wußtest es, Käihe, und hegtest doch insgeheim die Absicht, mich schließlich abzuweisen?« »Nein, so schlecht war ich nicht. Jch trachte mir wegen dessen, was zuletzt werden sollte, überhaupt keine Gedan ken und lebte recht leichtsinnig in den Tag hinein. Und dann —- nun, ich brauche Dir ja nicht zu erzählen, wie es geschah —- dann ereignete sich-eines Abends, was sich früher oder später nothwendig ereignen mußte: Du nah-tust mich ,in Deine Arme, und ich ließ es geschehen. Du nanntest mich Deine geliebte Braut, und ich erhob keinen Widerstand dagegen; denn ich war glücklich —- mein ganzes Herz zog mich zu Dir." »Und vierundzwanzig Stunden später warst Du verschwunden, mir nichts zurückl ssend als einen Brief mit der grausamen Erklärung, daß Du Dich in einem Irrthum befunden habest daß wir nicht zu einander paß ten, und daß es Dir unmöglich sei Dein ganzes Leben in der Einsamkeit M ländlichen Försterbauses zu ver- . . Jch sollte nicht erst nach Dir ; ehe-c, denn zwischen uns sei nunJ ases aus. « ! : denn zuvor drückte sie sich an I I nnd sah mit ihrem sinnverwirren- " U Rixenblick zu ihm aus. »Ja, so Mk ich. Aber als ich es schrieb Mich wie im Fieber, kaum meiner -M mächtig Denn zu meinem Un hatte ich am Morgen nach jener Stunde einen Brief erhalten « « mir die glanzendsten Aussichten er « — - und dieErfiillung meiner sehn Wiinsche verhieß. Eine vor .Iamilie, die mich als Erziehe tin in einem befreundeten Hause ken nen gelernt hatte, machte mir den An trag, sie als Gesellschafterin auf einer We nach dem Süden und nach Pa ris zu begleiten. Ich wußte, daß ich ins dieser Fahrt alle Freuden eines inxueiöfen Lebens-, alle Annehmlich keiten des Reichthums genießen würde. Und meine ungezügelte Phantasie Mike mit daneben noch allerlei an due Bilder vor, Bilder, die so thöricht Men, daß es mich gar zu tief be Mmen würde, sie Dir zu schildern.« »Das also war es! Und Du mach tesi nicht einmal Deinem Oheim Mit theilnng von Deinem Vorhaben.« »Nein, denn ich fürchtete. er würde feine Einwilligung versagen oder mir doch nach seiner Gewohnheit zuvor eine Szene machen. Seine Abwesen heit benutzend, packte ich meine weni gen habfeligkeiten nnd ging zur Sta tiu, um meine Reife nach Berlin an zutretew Hätte ich ahnen können, peiches Schreckliche sich hier atn näch sz Tage eeeignen "sollte——ich schwöre Hei Dit, Rudolf: keine Versuchung Asche stark genug gewesen sein, mich w Flucht zu beftimmen.« Dutzötster legte für einen Mo " - Dand über die Augen. -- nicht »U- diesem Tage, Kä gesetz-»wir- .Jch mag nicht III-« , s ein tneze selte. dann » , m M: »Wie waren als ich es zufällig ans K - ers-km Mei s Mi s I slung tann ich Dir nicht beschreiben. Wäre ich die freie Herrin meines Wil lens gewesen« so hätte ich nicht einen Augenblick gezögert, nach Deutschland zurückzukehren, um wenigstens in Deiner Nähe zu sein, wenn ich auch sonst nichts für Dich zu thun ver mochte. Aber ich war gefesselt und durfte nicht darauf rechnen, daß man fmich von meinem Vertrage entbinden »wiirde, denn ich hatte zu spät er T kannt, daß man mehr die Dienste einer Krantenpslegerin als die einer Gesell schafterin von mir begehrte und ge sonnen war, meine Kräfte rücksichts ios auszuniitzen Eine Flucht konnte ich nicht ins Wert setzen, weil es mir an Geldmitteln fehlte und es Nieman den gab, dem ich mich hätte anver trauen mögen. So war ich zum War ten verurtheilt ztnd die grausame Un gewißheit über Dein Schicksal machte mir das Leben znr Hölle. An demsel ben Tage, da mir mein erstes Gehalt ausgezahlt wurde —- es war in Sor rent —, machte ich mich heimlich aus und davon. Jn der letzten Wagen llafse reiste ich Tag und Nacht, um endlich, als ich zu Tode erschöpft in derHeimath ankam, zu hören, daß we nige Stunden vorher die Gerichtsder handlung gegen Dich stattgefunden und mit Deiner Freisprechung geendet habe· Jch wollte Dich sogleich aussu chen; doch nach endlosem Umherlau sen erfuhr ich, Du habest die Stadt bereits verlassen und seiest nach El vershöh zurückgekehrt Dir ohne Weiteres hierher zu folgen, » wagte ich nicht, denn ich hatte ja meinen Oheirn durch die heimliche Entfernung schwer getränkt und mußte bei seinem harten, nachtragenden Charakter stirchtem daß er mir die Thür weisen wiirdr. So schrieb ich ihm zunächst einen reuevollen Brief und bat ihn, mich wieder bei sich aufzunehmen. Mehrere bange Tage verstrichen, ehe seine Antwort lam. Sie war nicht sehr freundlich und erstzarte mir tei nen von den Vorwürsen, die ich ver dient hatte; doch brachte sie mir seine Einwilligung zur Rücklehr in dies Haus. Geftern Abend bin ich auf Elvershöh eingetroffen, und seitdem habe ich aus Dich geharrt wie ein An geklagter, der vor seinen Richtern ge stellt werden soll. Hättest Du Dich nicht entschließen können, mir zu ver zeihen —- ich weiß nicht, ob ich dann noch die Kraft aehabt hätte. diesen Tag zu überleben.« Rudolf Fabian neigte sich iiber ihr Gesicht und sah ihr in die Augen« als wolle er mit seinem Blick bis aus den Grund ihrer Seele dringen. .Und Du willst mein Weib sein, Käthe, trotz des bescheidenen Looses, das an mei ·ner Seite aus Dich wartet?« »Ich wünsche mir nichts mehr aus Erden, Rudolf, als dies.« - »So werde ich gleich jetzt mit Dei nem Oheim reden. Du sollst unter der Tyrannei des mürrischen Alten nicht länger leiden, als unumgänglich noth wendig ist.« Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »O, ich mache mir gar nichts mehr da raus, und vielleicht ist seine pedanti sche Art die beste Schule sür mich, um auch den letzten Rest von Hochmuth Und Eigenwillen in mir zu ertödten. Laß uns immerhin noch eine kurze Zeit vor ihm verbergen, daß wir uns lieb haben. Er ist augenblicklich nicht sehr gut aus Dich zu sprechen, und erfi, wenn es mir gelungen ist, ihn nach und nach anderen Sinnes zu ma chen, darf er alles erfahren. Er wäre sonst vielleicht im Stande, mich gleich wieder fortzuschicken und ich hoffe, daß Du- davon ebensowenig erfreut sein wurdest als ich.« Das unentschlossene Schweigen des Försters verrieth, daß er sich nicht ohne Kampf ihrem Vor-schlage anzu bequemen vermochte-, aber die Mög lichkeit, von der sie zuletzt gesprochen, mußte wohl auch für ihn von aus ’schlaggebendem Gewichte sein; denn « er firäubte sich nicht ernstlich gegen ihr Verlangen, und in leisem, hastigen Gesliister entwarfen sie jetzt allerlei Pläne, wie sie sich täglich sehen und sprechen könnten, ohne den Verdacht des mißtrauischen Obergärtners zu erregen. Dann wurde draußen aus der Diele ein schrvetsälliger Schritt vernehmlith, und Käthe sprang bebend von ihrem Platz an Fabians Seite empor. « »Daß er nur nichts merkt!« » rannte sie dem Geliebten warnend zu, ; um dann mit bewundernswerther »Flinkheit eine Handarbeit aus dem Schubsache des Rähtischchens zu zie hen, mit der sie auf das eisrigste be schäftigt schien, als ihr Oheim ein trat. Der Obergiirtner Redlich war ein kleiner grauhaatiger Mann, dessen eine Schulter etwas sher als die an dere, und der beim hen den linken us beträchtlich nachschleisen ließ. sama-D gleichsam verknittertes W verrieth ans den ersten Blick eine mi- ltebenilstirdise Natur nnd ein galliges Temperament Seine kleinen tiefl.-genden Augen schienen nichts anders als argwöhnisch blicken zu können. »Das Gewehr-, das Sie draußen hingestellt haben, ist hoffentlich nicht geladen,« sagte er nach kurzem, knur rigen Gruße. »Ich möchte nicht, daß sich in meinem Hause ein Unglück er eignet.« »Sie dürfen unbesorgt sein. Ich hätte die Waffe nicht aus dem Auge gelassen, wenn noch ein Schuß darin wäre.'« »Na, ich denke, Sie hätten auch alle Ursache, vorsichtig zu sein. — Woll ten Sie übrigens meine Nichte besu chen oder mich?« »Ich wünschte wegen der neuen An lage hinter dem Schlößchen mit Ihnen zu sprechen. Der junge Herr hat mir verschiedene Weisungen gegeben, die mit dem ersten Plan nicht überein · ftimnien.« »Der junge Herr? Welcher junge Heer Jch tenne aus Elvershöh nur einen, der etwas zu besehlen hätte, und das ist unser Herr Baron. Die Anordnungen, die ich Jhnen übermit telt habe, waren von ihm. Sie wis sen, an weis Sie sich zu halten haben, und brauchen sich um andere Wünsche und Weisungen gar nicht zu litt-i mern.« »Aber die Jdeen des Herrn Prosper waren sehr gut. Es würde der An lage meiner Ueberzeugung nach nur zum Vortheil gereichen, wenn wir den ursprünglichen Plan danach änder ten.« »So thun Sie es ans Jhre Verant wortung« mein Lieber! Sie werden bald erfahren, ob Ihnen der Herr Ba ron Dank dasiir weiß, daß Sie seine Pläne nach den Ansichten des Herrn Prosper verbessern. Jch fürchte nur, Sie könnten bei der Gelegenheit aller lei unangenehme Ueberraschungen er leben.« Fabian schien unschliissig, aber ein bittender Blick. den ihm Mithe hinter dem Rücken ihre-s Oheiins zuwatf, machte seinem Zaudern ein Ende· »Ich werde also nach den ersten Weisungen bandeln,« sagte er, »und die jungen Bäume noch heute an Ort und Stelle schaffen lassen. Einige Einzelheiten, die noch zu erörtern sind, können wir dann wohl dort bespre chen.'« »Befser als hier, das meine ich auch. Vergessen Sie nur Jhre Flinte nicht. Guten Morgenl« i Es war eine sehr kurze und wenig höfliche Verabschiedung: am meisten aber mochte es die beiden wohl ver sdrießen, daß Redlich bis zum Mo ! ment, da der Försier die Thür hinter ’s1ch schloß. seine Nichte unvertvandt beobachtete und ihnen somit die Mög lichkeit nahm, sich durch einen zärtli chen Blick noch einmal ihrer Liede zu versicherrn Drittessiaditel Das Haus, das der Majoratzherr Baron d. Linderode seiner verwitt koeten Schtviegertochter und ihren Kindern zur Verfügung gestellt hatte, wurde zwar auf Eloerghöh von jeder mann das Schlößchen genannt, aber es hatte seinem Aeußeren nach wenig Anspruch auf eine solche Bezeichnung Einer von den Vorfahren des jetzigen Gutsherrn hatte es als Wittwensitz für die durch unglückliche Zufälle ver armte Mutter feiner Gemahlin er baut, und er mochte triftige Gründe gehabt haben, es in so beträchtlicher Entfernung vom Herren - Hause, in einem wenig gepflegten, fast ganz verwilderten Theile des Partes zu er richten. Auch war er nicht eben der schwenderisch zu Werte gegangen. Je de über-flüssige Zierarth war vermie den, und nirgends hatte der Baumei ster einer kostspieligen Laune nachge ben dürfen. Die beiden gemauerten Säulen vor der Eingangsthiin die einen aus dem ersten Stockwerk vor springenden Balken zu tragen hatten, machten thatsiichlich den einzigen ar chitektonischen Schmuck dek- kleinen Gebäudes aus· Und von prunklofer, tleinbiirgerli eher Einfachheit. wie sein Aeußeres, war auch die innere Einrichtung Der iin unteren Stockwerk gelegene Solon unterschied sich kaum von der typischen «guten Stube« eines zu bescheidenern Wohlstand gelangten Bürgerlichen und einige anscheinend wetthdollere Kunstgegenstände. welche hie und da Aufstellung gesunden hatten, lie ßen die Düeftigkeit des Ganzen nur urn so augenfälliger zu Tage treten. Eine dunkel gekleidete, bleiche Frau, mit vornehmen, doch scharfen und der bitterten Zügen saß über einer seinen handarbeit an einein Fenster dieses Zimmer-L Sie blickte nicht von ihrer Sttekerei empor, als Edithas hohe Gestalt die Schwelle älter-schritt Das junge Mädchen hatte den weiten gdurch den Wald und den Park sehra rasch zurückgele t, und ihre Wan gen waren von d eser Anstrengung lebhafter gefärbt. Ohne ein Wort dee Begriißung legte sie ihren Hut ab und streifte die Handschuhe von den schlan ten Ländern »J- tß ein Rief fiir dich ungelern men,« sagte die Frau am Zenker. »Er liegt dort ans dein Tische « Mr Editda hatte ihn bereits ge sehen. Sie wars einen fwichtigen Blick Eies die Adresse und chiekte sich an, den W in erben-sen- Dvch iclm ten Ms Demut engste sie wieder « anderen Sinnes geworden sein, denn sie legte ihn nngeöffnet auf den Tisch zurück. Mit einem scharfen Seitenblirl hatte ihre Mutter dies Gebahren beobachtet. »Er ist von Erwin —- nicht wahrs« »Ja —- ich glaube.« »Und du bist nicht neugierig, zu erfahren, was er enthälti« »Nein, nicht im geringsten. Ich bin nur müde.« Und sie liesz sich nachliissig ans das altmodische Sosa fallen. Wohl fünf Minuten lang wurde tein weiteres Wort zwischen ihnen gewechselt, und Frau v. Linderode stictte noch emsiger als zuvor. Dann erhob sie plötzlich den Kopf und fragte: »Hei deine merkwürdige Gleichgültigteit gegen Erwins Mit theilunaen einen besonderen Grund? Jch habe mich bisher nicht viel um euren Briefwerbsel bekümmert, aber ich muß gestehen, daß ich deine Ver schwiegenheit der eigenen Mutter ge aeniiber nicht passend und kindlich finde.« »Es sind leine großen Gebeimnisse, die er mir anvertraut —«- Garnisons acschichten nnd Kasinogeschwiitz. nichts weiter.« »Noch dem Interesse, das du noch Vor Kurzem an diesen Briefen nabmft, Hätte man ihren Inhalt nicht fiir so l·ctanglos halten sollen, Editha!« »Nun, so waren sie mir vielleicht; damals interessanter. Jedenfalls; möchte ich dich darauf aufmerksams machen, liebe Mutter, daß ich über dies Zeit hinaus bin, roo ich dir ein Recht zur Beaufsichtigung meines Brief wechsels einräumen mußte.« «Freilich, du bist ja schon vor acht Monaten volljährig geworden, aber ich weiß nicht, ob der Gedanke an diese Thatiache danach angethan ist, dich und mich mit besonderer Genug tbuuna zu eriiillen.« Editha zog die Brauen zusammen und lreuzte wie in trotziger Kann-flie reitschast die Arme über die Brust. »Das alte Lied also! Und das Ende lautet natürlich, dasz du mich im Gei ste bereits als alte Jungfer hier aus Elvershöh verweilen siehst. Jch lenne die Melodie und den Kehrreirn ja nun nachgerade zur Genüge·« «Weshalb zwingst du mich denn durch dein Verhalten, immer wieder daraus zurückzukommen? Oder be siteitesl du mir am Ende auch die Be fugniß, mir wegen deiner Zukunft Sorge zu machen?« »Nein. Doch ich wünschte, daß du endlich bearissest, wie sehr eine solche Art von Fürsorge mich peinigt und verletzt. Es ist etwas Schmachvol-. les in der Vorstellung. daß ich aus den Männersang ausgehen soll, nur um eine sogenannte Versorgung zu sin den.« »Was sür eine Ausdrucksweise das nun wieder ist, Edithai Wer spricht von Männersangl Aber muß ich nicht in der That sast verzagen. wenn ich daran dense, was uns bevorstehen lann? Dein Großvater ist achtzig Jahre alt, und wenn er morgen stirbt —« »Ah, Werner v. Linderode ist ein Mann wie eine Eiche. Warum sollte er nicht hundert Jahre alt werden gleich so manchen seiner Borsahrens« »Die hundertjiihrigen sind sehr sel ten, mein Kind. und gerade die Eichen starlen trisstes ost iiber Nacht· Wenn ee stirbt, sind wir einzig aus die Groß muth des neuen Majoratsherrn an gewiesen. Auch er würde uns ja wahrscheinlich nicht verhungern las sen, aber hättest du wirklich Lust, dei nen Lebensunterhalt als ein Almosen aus der Hand deines Vetters zu ern psangen?« Editha warf den stolzen Kon noch Unmuthigcr zurück. ,,Weshalb fragst du mich danach? Du weißt, daß ich von Erwin nie einen Pfennig als Ge schenk annehmen würde. Doch ich denke, wir werden daraus auch nie mals angewiesen sein. Der Großva ter kann seine Vorliebe für den Hins tigen Majoratsherrn unmöglich so weit treiben, die Kinder seines jünge ren Sohnes bei der Erbtheilung ganz leer ausgehen zu lassen.'« »Er wird euch in seinem Testament bedenken, gewiß! Schon an dem Tage, da toir hier aus Elvershöh eine Zu flucht fanden, hat er sich gegen mich darüber ausgesprochen, ohne viele Uni schroeife und zarte Rücksichtsnahme, wie es eben seine Gewohnheit ist.« Editha, die das Gespräch bisher nur mit offenkundigeni Widerwillen geführt hatte, horchte plötzlich aus. »Er hat dich über seine Absichten un terrichtet? Und du konntest mir bis heute ein Geheimniß daraus machen?« »Das Thema war mir zu peinlich, und ich wollte deinen kindlichen Ein pfindungen schonen. Aber-ich dars nicht zugeben, daß du dich noch länger in betrügerischen Hoffnungen wiegst. Die Rente, die der Großvater dir nnd Prosper in seinem Testament anwei sen wird, soll nach seiner eigenen Er klärung leineswegö dazu dienen, euch einen standesgemäßen Unterhalt zu gewähren, sondern nur dazu, euch vor dem äußerstrn Elend zu bewahren Und dem entsprechend wird sie bemes sm sein« Die junge Dame drehte die Lippen zusammen, nnd ihre Nasensliigel beb ten, »Den er das gesagtlsp fragte sie. »Und du thatest nichts, ihm die unge heure Liebloßgleit eines solchen Vor habens zum Bewusstsein zu«btinsen?« W Kannst du im Ernst annehmen. daß er sich von mir hiitte umstimmen lassen? Und dann —- es war eben leidet nur wenig gegen seine Gründe einzuwenden.« »Ja der That, sie miissen vortreff lich gewesen sein, da sie sogar dich zu überzeugen vermochten. Dars ich sie vielleicht erfahren?" »Er erinnerte mich zunächst daran, daß dein Vater —- aber du solltest mir besser erlassen, das zu wiederholen« «Weshalb, Mutterit Dass mein Vater seine Pflichten gegen uns nicht so ersiillt hat, wie er es hätte thun müssen, weiß ich längst. Es hieße, ein zweckloses Spiel mit erheuchelten Em pfindungen treiben, wenn wir einan der da noch irgend etwas verbergen wollten« Ihre Worte klangen lalt und schroff. Ein harten Zug lag aus j ihrem schönen Gesicht. Aber auch Frau v. Linderode schien ihre pietätvolle »Bedenllichleit rasch überwunden zu haben «Vielleicht hast Du wirllich einen Anspruch darauf, die ganze Wahr heit zu erfahren. Dein Vater ist Zeit seines Lebens ein schlechter Haushal ter gewesen. Die Pserde und die Karten waren sein Verderben. Jch hatte niemals einen klaren Einblick in seine Vermögenslage und tonnte es deshalb auch nicht hindern, daß wir iiber unsere Verhältnisse lebten. Das Entsetzliche der Katastrophe. die bei seinem plötzlichen Tode iiber uns her einbrach, brauche ich Dir nicht zu schildern, denn Du warst alt genug· ihre Schrecknisse zu verstehen. Aber erst bei jener Unterredung mit Dei nem Großvater habe ich erfahren, daß mein Gatte beinahe das Doppelte des ihm zustehenden Erbtheils empfangen und verbraucht hatte. Er war aus seinen dringenden Wunsch schon bei Lebzeiten seines Vaters vollständig abgesanden worden« «Weshalb hat man ihm dies Geldi gegeben, da man doch wissen mußte, ! daß er die Absicht hatte, seine Kinder darum zu bestehlen?« ! »Editha!« l »Nun? Soll es mir nicht gestattetj sein, ein Verbrechen beim rechten Na-; men zu nennen, nur weil es mein et gener Vater war, der es beging? llm seinen noblen Passionen nachgehert zu lönnen, machte er uns zu Bett-1 lern. Denn unter solchen Umständen zweisle ich nicht mehr daran, daß e31 dem Großvater völlig ernst ist uml seine Absichten. Wenn die Interes- i fcn seines Lieblingsenlelö in Fragei kommen, giebt es natürlich leine Großmuth gegen uns." Jhre Augen sprühten, und ihre Hand hatte den silbernen Knopf einer aus dem Tische liegenden Reitpeitschei umtlammerl, als sei es der Griss einer Wasse. l Frau v. Linderode nickie in weh müthiger Zustimmung. »So ist es. Er will sich nicht dazu verstehen, das Erbtheil Erwins zu verkürzen, das hat er mir mit dürren Worten gesagt. Und obendrein ist dies nicht einmal der einzige Beweggrund seian Ent schlusses. Er hält es siir gefährlich, Prosper in den Genuß bedeutender Einkünfte zu setzen, und glaubt ihn in seinem Interesse aus die eigene Krasi anweisen zu müssen.« Urn Edithas Mundwinlel zuckte es sartastisch. »Der unglückliche Pro sper mii seiner schwachen Gesundheit und seiner empfindsamen Seele muß also entgelten, was Werner v. Linde rode bei der Erziehung seiner Söhne gesundigt hat. Welche grausamer nie, gerade ihn aus die eigene Kraft zu verweisen, ihn, dem die Natur so bitter wenig von der physischen Stätte seines Stammes verliehen hat! Aber ich verstehe die eigentliche Absicht sehr wohl, die sich dahinter versteckt Wäre Prosper ein siotter Lebemann, ein tolltiihner Reiter oder waghalsiger Spieler — er vursie gewiß auf dies unbegrenzte Nachsicht seines Großva ·erö rechnen. Nur seine menschen freundlichen Phantasien sind es. die man ihm nicht verzeiht. Man darf ihm keine Kapitalien anvertrauen — natiirlicht Denn er« könnte ja sonst daran denken, einen seiner Träume zu verwirklichen, die in den Augen des Großvaters nichts anderes sind als eine unverzeichliche Versündigung gegen die geheiligten Traditionen un serer bevorzugten Kaste.« Verwundert, ja bestürzt blickte Frau v. Linderode aus. »Willst Du etwa auch anfangen, Prosper in sei nen thörichten Ideen zu bestärken? Wahrhaftig, das hätte uns gerade noch gesehlt." »Fiirehte nichts! Es wäre wohl kaum der Mühe werth, hier aus El vershiih die Revolutioniirin zu spie len. Nur die Ungerechtigkeit empört mich, die man gegen Prosper begeht. Wäre ich ein Mann wie er, ich würde iie gewiß nicht stillschweigend hin nehmen« ·Wad soll er thun, so lange alles von dem Belieben des Großvaters abhängt? Ein einziges unbedachtes Wort könnte ihm auch noch jene arm selige Rente iosten.« »Nun. ich habe teinen Grund, die Vorsehung fiir ihn zu spielen, und er mag es mit seinem eigenen Ehrgefiihi abmachen, wie ties man ihn demüthi gen dars. Aher vielleicht hatte der Großvater auch in Bezug aus mich noch irgend einen besonderen Grund site jenes überaus zärtliche Testa « ineni.·' i · z »Ja. doch es wird Dir wenig Freu - de machen, ihn iennen zu lernen.« »Als wenn es überhaupt noch da raus ankäme, mir Freude zu machen! Ich verlange durchaus teine Schonung meiner Empfindlichteit, Muttert« »Da Du es denn hören willst: Mein Schwiegervater ist der Mei nung, daß Du zu hochmüihi seiest I siir Deine Verhältnisse, daß u aus siegend etwas Unmögliches, auf ein k Wunder wartest, wie es sich seiner Ue fberzeugung nachs niemals ereignen twird. Und« er will nicht dazu bei s tragen, Dich in diesem verderblichen Wahn zu erhalten. Editha lächelte spöttisch anf. »Also nur zu meinem Besten! Wie für i sorglich er doch ist, mein Herr Groß !rater! Wer aber, wenn ich fragen !darf, hat ihm denn eigentlich ver ?rathen, das; ich in sträflichein Hoch muth aus irgend ein Wunder ivarie?« ; »Du selbst, mein Kind. Er tann es Dir eben nicht verzeihen, daß Du den Antrag des herrn v. Lengeseld abgewiesen hast« Eine heiße Röthe, die Gluth wild cufflammenden Zornes«, brannte plötz lich auf Edithcks Wangen. »Ist daf wahrs Er hatte im Ernst erwartet, daß ich diesen Tölpel von einem Arantjunier heirathen, daß ich auf seiner armseligen Schalle vielleicht selbst mit Schlüsselbund nnd Wirth schastsschürze hantiren wiitdesi« Frau v. Linderode bejahte mit gro fzem Nachdruck. »Er war aufs äu ßerste erzürnt iiber Deine Ablehnung. Du solltest Gott danken, sagte er mir, wenn sich ein braver Mann fände, der nicht viel nach der Mitgift fragte und im Stande sei, Dich rechtschafer zu ernähren. Ein Königssohn würde schwerlich kommen, Dich heimzuholen, und hier auf Elvershöh könntest Du auch nicht ewig bleiben, denn nach Er win’s Verheirathung wiirde da taum noch Platz genug sein siir einen gro ßen Anhang von unversorgten Ber wandten.« Editha war ausgestanden, und in dem sie ihre lönigliche Gestalt noch höher reckte, führte sie mit der Reit gerte einen sausenden Hieb durch die Luft. »Darum also war ich fiir den Bau ern gut genug! Wahrhaftig es tönns te mich reizen, ihm einen dickten Strich durch seine schöne Rechnung zu ma chen.« »Wie wolltest Du das anfangen, Editha? Soll ich etwa glauben, daß zwischen Dir und Erwin —" Fortsetzung solgt.) Ein entgegentomruendet Dichter. Der jüngst in Kopenhagen verstor bene Romanfabritant Möller, der un ter dem Namen Louis de Monlin die Revue herausgab, deren Schauen-) mane zahlreiche Leser in Spannung und ständiger Aufregung erhielten, war trod des ungeheuren Erfolges seines Blattes, das dem Berleger Jor dan eine Jahrtseinnahme von 30,()00 bis 40,000 Kronen verschaffte, häufig in Geldoerlegenheit. Anfänglich er hielt Miiller 35 Kronen wöchentlich, später, als das Blatt zweimal in der. Woche heraustam, erhielt er entspre chend mehr. Vor einigen Jahren bat Miiller um einen Vorschuß von 100 Kronen, den Jordan rundweg ab schlag. .,Gut«, erwiderte er mit sin sterer Miene, »in diesem Falle wird Donna Mercedes in nächster Nummer mit Tod abgehen«. Donna Mercedes war ein junges Mädchen in einem der Romane, und Mäller wußte wohl, in welch hohem Grade Jordan an deren Geschick Antheil nahm. —- «Was, soll sie sterben?" fragte Jordan erstaunt. —- »Ja, das soll sie, warum sollte sie auch am Leben bleiben und glücklich sein, während andere sich mit Gläubi gern und ständigen Geldsorgen ber nmplacten müssen!« —-—- »Lassen Sie sie am Leben und bald den Grafen rriegen,« bat Jordan, «da sind 100 Kronen«· — »Gut,« erwiderte Möller und steckte das Geld in seine Tasche. »in nächster Woche soll sie den Grafen heirathen.« —- Und so geschah es, zum Trost und zur Befriedigung unzähli ger Leser, die mit dem alten Jordan erleichtert ausathmeien. Möller starb an einem Kehltopfleiden im Alter von 69 Jahren. Er war der größte »Masfenmörder« der dänischen Litera tur, hat er doch während seines Schriftstellerlebens über 20,000 Men schen umkommen lassen. Wer in dem britischen Städtchen South Molton in der Oeffentlichtett lacht, wird« zu einer Geldstrafe verur theilt. Das wäre eine ideale Stätte für die Auffzhrung ganz moderner to mischer Ope n. s- e i Diamanien-Preise sollen also, tote der Trust bekannt giebt, erst nächsten Sommer wieder erhäht werden —- eine frohe Botschaft fttr die Armen, Mith seligen und Yeladenent s- e - Mancher rühmt sich, nirgends auf Widerstand zu stoßen, verschweiqt aber, daß er selber ausweichc s I I «heueeta!« rief einst der Wei e, dem eine Entdertung gegliiett war L heute telephonirt er in sol nen Intervtetoen W Falle um m