Revrenloses Gut. Roman von Oäkie Bernhard. «» (19. Fortsetzung) halb unbewußt hoffte sie, er könnte sagen: »Nicht über alles —- jeden MS nicht über dichl« aber das ge grirhi. . « hast vergessen, was ich dir von ; meinem Vater erzählt habe! Gerade in jene Zeit fiel der große Konflikt, i meine zeitweilige Entfremdung mits ihm. Er hielt nicht genug von mei- ; nem Talent, glaubte wohl auch, mein » shardter sei den Bersuchungen derJ ünftlerlaufbahn nicht gewachsen ——» vor allem: er wollte zwei studirte Söhne haben, zwei geseyte Leute in Amt und Brod! Er selbst war metho disch, pedantisch, nüchtern... so soll- ; ten wir auch sein! Seine sogenannte; Einwilligung zu meinem Beruf war. eher das Gegentheil . . . eher ein »Geh’ sum Teufel!« als ein Segenswunsch!« Sie sah ihm ängstlich in die um- I dästerten Augen und strich beschwichti gend über seine Hand. « »Aber wir anderm waren alle von des Herrn Professors großem Talent iiderzeugtl« fiel Frau Alwine eifrig ein. «Schon als blutjunger Mensch« konnte er Figiirchen und Püppchen betet-. die ganz erstaunliche Aehnlich- . seit mit den Originalen aufwiesen. « Ich weiß noch heute . . . solche Sächel- i elxn wurden dann ganz unvermuthet « den Kindern bei uns gezeigt, denn das ’ It doch ein Prüfstein, wenn Kinder so etwas erkennen . . . ich hör’ noch unsere kleine Frida jubeln: »Das ist unsere Milcher mit ihrer dicken Nase und ihrer großen Münd« » »Sie stehen sicher noch mit all den ; Kindern, die inzwischen lauterErwarh- ; sene geworden sind, in Verbindung, ; nicht wahr, Frau Erdmann?« j s »Ich —- nein—— sie —- ich —« · Es war ein heißer Boden, auf dem I die Unterhaltung sich bewegte. Hanna ; sah mit Staunen die mühsam unter- ; drückte Erregung der Frau ——— ihre i Verlegenle —- die ernste Miene ihres Verlobten. Hatte sie mit ihrer harm- i lasen Frage an einen wunden Punkt in der Vergangenheit gerührt? · Zum Gluck wurde ore ausmemaw - teit der drei Menschen jetzt in andere, gänzlich ungefährliche Bahnen gelenkt. «Schufterle«, der Pudel, hatte es schon längst in feinem Hundegemüth übel vermalt, daß man ihm nicht die ge bilhrende Beachtung schenkte; ferne beiden Gebieterirmen, -fotvohl die ftiihere als auch die jetzige, hatten ihn : arg verwöhnt. Um jetzt ebenfalls fei- s nenAntheil an dem fremden Besuch zn Zbe , trabte Schufterle quer über ’ die ’ele. stellte sich vor hanna hin, - tvedelte auffordernd mit dem bewa fieten Schweif und legte endlich der jungen Dame eine schwarze Pfote aufs Knie, indem er sie zugleich aus feinen glänzendem dicht umzottelten Augen erwartungsvoll und vertraulich ans ah. Alle drei mußten lachen. . . es ivar ein befreiendes, ein erlösendes Lachen. , »Aber, Schufterle, wie darfst du so unbescheiden fein? Komm her zu mir!« rief-Frau Alwine, aber Hanna bat s «3ein, bitte, lassen Sie ihn! Was fär ein lieber Kerl! Sieh doch, wie nenherzig bittend er mich anfchautl spann, Schufterle, wir wollenFreund Mk schließML« . Der Pudel war das zufrieden. Er ließ sah unter leisem, zuftimmendem Mute des Behagens von Hannas Meinen händen klopfen und streicheln, " sich dann unaufgefordert ftramm M die Hilnterbjeine undexrläieb efine Hemde ang o, zum u ’um ei "ser III-net — Die kleine Episode hatte alle erhei lert. Jn munterster Laune nahm das Brautpaar schließlich Abschied von Frau Alwine, mit dem Versprechen, bald einmal wiederzukommen. Die alte Frau ließ es sich nicht nehmen, von ihrem Blumenflor auf der Fen sterbanl die schönsten Blüthen abzu schneiden und für Hanna ein Früh lingsstriiußchen zu winden. Dankbar legte das junge Mädchen beide Arme mir den Hals der Geberin und küßte sie. Es war Hildegards Gebärde, "ldegards Blick und Kuß! Hanna "hlte, wie durch die Gestalt der alten rau ein Zittern lief und sah Thränen m ihren Augen glänzen. fie nervöH, deine alte Freun din?« fragte das Mädchen, als das Brautpaar Arm in Arm die Straße entlang ging —-—es war, nach einem kurzen, heftigen Regenschauer, jetzt wieder das herrlichste Wetter, leuch tender Sonnenschein, die Lust so mild wie im Mai. »Aera-ZU Nicht, daß ich wüßte-— se lange ich sie kenne, ist sie immer das Bild der Gesundheit gewesen! Warum fragst du mich das, Mausi?« »Ich ———nun —- tveil——l)ast du gar nicht bemerkt, wie erregt sie war, ais wir einander Lebewohl sa ten? sie hatte ja Thriinen in den ugen M itterte am anzen Körper!« » « i Ja, ind, es liegen lange Ist-m zwilchen des-Zeit- da ich sie ge-. irrt-U kannte und dem heutigen Tag-et N til eine site rau geworden, da Ists-It skye auch even bekommen »Sie im dich ichs neben... over ihr müßt viele gemeinsame, ergreifende Erlebnisse gehabt haben, von denen ich noch nichts weißt« bemerkte Hanna nach einer Pause in nachdenklichem Ton. »Du hast vielleicht nicht so da rauf geachtet, aber ich bemerkte mehr mals, daß sie nur mit großer Mühe ihre Rührung niederkiimpfte, wenn sie dich oder mich ansah. Nicht wahr, Will, später —nach und nach — da wirft du mir alles erzählen, deine ganze Vergangenheit, die Kämpfe mit deinem Vater, das Ringen um deinen Beruf —die Leute, die dir früher nahe standen, mit denen du befreundet » warst! Jch möchte alles wissen — jedes s Detail interessirt mich —— du könntest ! mir nie ausführlich genug davon er- i zählen! Mir ist es so schön, dir jeden . Gedanken sagen zu-können, alles, was s mich gedrückt und quält, was mich froh ; und glücklich macht! Geht es dir nicht I ebensos« ] Er sah mit einem gerührtenLiichelm j wie er es oft siir Hanna hatte, in das ; süße, zu ihm emporgerichtete Mäd- i eben-gesicht, in diese Augen, aus denen I so unendliche Liebe, ein so tief gläu- s biges Vertrauen sprach. Unwilltürlich » drückte er den zarten Arm, der in dem feinen lag, etwas fester an sich. : »Miinner denken in diesen Dingen ’ etwas anders, mein Kind, sie haben. im ganzen nicht dies unabweisbare Be dürsniß, sich auszusprechen, wie ihr« kleinen Mädchen. Daß wir beide uns » noch reichlich genug über tausend Dinge unterhalten werden, steht aber ; fest-und daß du mit jedem Gedan- 1 ten, jeder Sorge zu mir und immers nur zu mir kommst, das versteht sich von selbst! Jch hoffe aber, meineMausi bat jetzt nicht mehr allzu viel, was sie drückt und quält, was sie eben sagtel . . . oder doch?« »Nein!' Sie atbmete tief. wie befreit auf, die schönen Augen betamen einen vertliirten Glanz. »Wie sollte mich jetzt noch etwas drücken und quälen. da ich dich habe? Jch weiß ja doch » nun, zu wem ich gehöre!« s »Gewiß!« vollendete er ernst. »Du; bist mein Eigenthum fürs Leben —-—? so bab’ ich es gewollt! Du sollst nie wieder von dir sagen dürfen, du seist «herrenloses Gut«!" 1.5. l Elly Rade war zu Hanna Pio- ! trowöty gekommen, noch in später Abendstunde —- Cotta war soeben fortgegangen —- jubelnd, stürmifch er regt, athemlos. Sie war Braut ge worden, offizielle Braut —- sie hatte den Eltern die Erlaubniß abgerungen, ; abgefchmeichelt, abgeht-ZU nachdem 4 Onkel Mebing nach langen Prälimi narien endlich feine Cinwilligung ge geben hatte. ; »Liebe Frau Piotrowslu und liess ber, guter Herr Piotrowsty,« schloß die neugebackene, glückftrahlende Braut , ihren überftürzten Bericht. »nicht wahr, Sie nehmen es mir und Hanna nicht übel, wenn wir jetzt noch in Han nas Zimmer geer und uns ba noch ein halb Stündchen allein erzählen? Sehen Sie, vor Jhnen beiden kann ich doch nicht alles sagen, und Hanna muß haarklein die ganze Geschichten fahren, dazu ist fee verpflichtet! Wo- T für ist sie meine beste Freundin? On lel Mebing hat das auch eingesehen, er bat mich in feinem Wagen hergeschicki, und der wartet unten. Also ——«ja— Sie erlauben es!« »Wenn Onkel Meding so viel Ein sehen für die Wichtigkeit dieser Mit tbeilungen hat, dürfen wir damit nicht zurückstehen, nicht wahr Dorchen?'« erklärte Herr Piotrowsky mit humo ristischem Augenzwinkern »Ich habe nuk eine Bedingung dabei, liebe EllyL Sie sehen gar hübsch aus in Jhrem kräutlichen Glück. mdchten Sie mir als Jhrem alten Freunde, hier, vor den Augen meiner Ehegattin, einen Kuß geben?" »Aber mit tausend Freuden, Papa PiotrowskhL Mein Rudi. wenn er hier z«wiir’, hätte sicher nichts dagegen — ich « glaube, Sie sind noch zwei, drei Jahre älter wie mein Vater! Da! hat er Ihnen gemundet? Frau Piotrowsky bekommt auch noch einen zur Gesell schaft. Nun komm flink, Hanna!« »Ein Wetterniiidel!« schmunzelte Herr Piotrowsky. sich den Bart strei chend, während Clly gleich einem Wirbelwind zur Thür hinausfegie. »Wie ihr das Glück aus den Augen lacht! Und alles um so ’n windigen Leutnantt Na, laß Onkel Medstng nur seine Tasche gehörig ausknöpfeni Die beiden werdens brauchen können!« «Hanna," ries unterdessen besagtes; »Wetterntädek", als die Freundinnen in dein reisenden Stäbchen der Tochter les hauses waren, »Damit —- wer ron uns beiden ist nun wohl die glück lichere Braut? Jch sag’ dir: ich-—ich! Denn glückliches-, wie ich bin, kannst du gar nicht sein!« Die Thränen glizearten ihr in den : Augen — lachte zu und verbarg ihrg rufglühen i Gesicht an haan Bwe erwiderte nichts; sie r lte nur Ellht Haar und lachelte—- st Mel selig, ggeigeutsihbC triumphi chekte gut,da ßdie Freund-in m nicht sah. Lieberß Gott! Die bei den waren auch recht miteinander zu vergleichen... ibt enialer, bedeuten der Willsried, de en Künstlan m durch die ganze Welt ging, und di er unscheinbare, kleine L»eutnant. der nichts auszutreisen hatte als seine Uni sorm, sein lachendes, hübsches Gesicht und seine Schulden. »Ja. streich’ mit nur die Eure zu recht, du lieber Schneck!« ·e errö thende Elln richtete sich aus, wars einen Blick seitwärts in den Spiegel, zupfte an ihren Löckchem bauschte an ihren Schlafen- und Stirnhaaren. »Wie er mich bloß zugerichtet hat, der Rubi, dieser Bösewicht! Küssen lann cr, sag’ ich dir, so was gibt’s gar nicht mehr, und hat nie und nie genug . .. na, du kennst das ja aus Erfahrung! Mich wundern-H bloß, daß du mit deiner Frisur, die dir übrigens bildsüsz zu Gesicht steht, noch so adrett aussiehst!« Es kam ganz harmlos beraus,Elly war viel zu sehr mit sich selbst be schäftigt, um dem soeben ausgespro chenen Satze ernstlich nachzusinnen, irgend welche Konsequenzen daraus zu ziehen — aber um l.Ls-(1nnas-Mund zuckte es. Sie sagte sich jetzt, was sie sich während der vier Wochen i res Vrautftandesheimlich schon oft ge agt hatte: ein besonders zärtlicher Bräuti gam war ihr Willfried nicht! Er war lieb und gut zu ihr, überschüttete sie mit Geschenlen und freute sich ihrer Dankbarkeit. . . immer aber mehr wie ein Vater seine Tochter liebt und be schentt. Hanna selbst war durchaus teine demonftrative Natur, sie lonnte sich nur schüchtern an ihn schmiegen, seine Hand fassen, höchstens einen lei sen, halb verftohlenen Kuß auf sein haar drücken. Sie wäre wohl einer besonders stürmifchen Zärtlichteit ge genüber in rathlose Verlegenheit ge tommen... allein, ihr selbst unbe wußt, hatte sie gerade von Willfried Cotta diese ftiirmifche Zärtlichkeit halb und halb erwartet. Der Schöpfer des »Gewissens«. der »Retlame«, so vieler anderer herrlicher Werte. die sammt und sonders von Leben und Bewe gung, von individueller Genialitiit strotzten... mußte der nicht leiden schaftlich empfinden, heiß fühlen, bis in die Fingerspitzen hinein? Verrie: then nicht seine Augen« seine Mienen, seine Worte diese seine innere Leiden-— schaftlichteit, sobald er irgendwie ins Feuer gerieth? Ihr gegenüber aber, feiner Braut, blieb er, wie er von An beginn gewesen war, nicht tiihl, nicht abweifend —- im Gegentheil: warm und herzlich, aber unweigerlich in der gleichen Temperatur. Ueber irgend einen zu heftigen Gefühlsausbruch seinerseits zu erfchrecken oder sich iiber eine von seinen zärtlichen händen zer störte Frisur zu beklagen. dazu hatte hanna Piotroswsth bisher noch nie Gelegenheit gehabt — und uneinge standenertnaßen lriinlte es sie seht, als Ellh ihres Verlobten topflose Ver liebtheit pries. »Du, Hanna, siehst du, ich weiß ja nicht, was ich aufPstellt haben würde, wenn Ontel Arthur nicht endlich nach gegeben hätt’!« plauderte Ellh unbe fangen weiter· »Wir zwei, der Rudi und ich, sind schon völlig rabiat gewe sen vor unglücklicher Liebe —- und, schau, ich bin eigentlich dafür so gar nicht geschaffen! Jch taug’ bloß für die glückliche Liebe, der Rudi auch-! Aber nun ist alles gut; er kriegt seine Schulden bezahlt —er sagt, die leh ten zwei Jahr' hat er bloß noch von Schulden gelebt, komisch. ich hab’ nie gedacht, daß man so was tann —- und ich trieg’ meine Zulage, aber nicht bloß den gewöhnlichen Kommiszzu schuß... nein! Was sollten zwei ele gante Leut’, wie der Rudi und ich, mit den paar Batzen anfangen? Jch sind’ es nur in der Ordnung, daß Onkel Arthurs vieles Geld schließlich feine Verwendung findet! Was thut er damit —- ich bitte dich? Ein Jung gesell -—- alt noch dazu —- wag hat denn der noch vom Leben? Jmmer lxlukz Kunstschätze zusammentratzen . . . txt Kunstschätzen sällt mir ein: Du, Sckatzerh Onkel Meding ist hin von deinem Willsried und seinen Schöpf engen, aber völlig hin! Er sagt, so etwas wie der kleine Hirt-ich dent’ mir, es ist doch ein Hirt —- oder ist’s was anderes-? —- ja, also, wie der, das ist in der ganzen neuen Siulthr seit zwanzig, dreißig Jahren überhaupt nicht dagewesen! Na, er muß es ja :toisfen:' Aber du bist wohl fürchterlich Stolz aus deinen berühmten Schatz — tn« « »Das kannst du glauben!« betonte Hanna mit strahlendem Lächeln. ,,«Jta, mein Rudi ist nun r nicht berühmt und wirt« auch tcher nie werde-n That nix! Für mich ist et der schönste, liebste, oldigste herzens schntz, den es gibt! u, bannen treibt denn der deine auch allenIeil so schreck lich verliebte Possen?« »Was siir Possen denn?« »Nun —- mit meinen Händen zum Beispiel — da hat sich der Rudi ans närrisch! Jedes Fingerspitzerl tii ter ;mir—-und innen die Dank-flachen na... und so! Deine Hände sind ja eigentlich viel hübscher wie meine, die verdienen das Geiiißtwerden biet mehrt« .Nein,« erwiderte hanna etwas be klommen, »Wil! küßt mir ja zuwei len die hand, aber — aber solche Dinge, wie du sie Will-M die sind nichts siir ihn. Wir haben auch int cner so viel miteinander zu reden —« «Woriider« um Beispielli« rr te ben Archöologie nnd Au geschieht-e zusammen —- das heißt, so kann ich ei eigentlich nennen, das l t so, all stünden r aus gleicher Stn ! Er hat mir Bücher empfohlen, nnd nun erzähle ich ihm, was ich gerade gelesen habe nnd wie ich es aussasse —und er stimmt zu foder tadelt und fragt mich dies und das-ich lerne o viel, denn natür lich iit er eine er te Autorität in allen kunstfragenk Hanna hatte ganz ernst und sachlich gesprochen, in ehrlicher Begeis«-erung. Sie war sehe erstaunt, als Ellh in ein helles Lachen ausbrach. »Na, ihr seid gut, das muß ich schon sagen! Ein schönes Brantpaar seid ihr mir! Treibt Archiiologie nnd Kunstgeschichte, anstatt —- aber das sieht wieder meiner hanna ähnlich, meiner ehrbaren, gelehrten hannal Wie iomm’ ich bloß zu so einer Freun diei Jch möcht’ euch sehen wollen« wie ihr da beieinander sigt und über die ollen verwitterten lcepteinfiguren und die Reliess Und die Sarlophage redet! Du, der Rudi hat von dem allen nicht den blauen Dunst, lann ich dir sagen! Der könnte dir lein assyrisches Miachwert von ’nem griechischen unter kscheiden Hat er auch gar nicht nö thig! Wir zwei haben andere Dinge x zu thun, als so ’n Zeug zu besprechen. j Nimm mir-I nicht übel, Mann-Mii I deri, aber ich iönsnt’ mich todtlachen! ; Also eine »Autorität« isi dir der deine l—o du heiliger Franziskus! Mir ist ( der Rndi das Gegentheil davon — der thut alles, was ich will, findet alles schön, was ich sage, will und tann zuichtö anderes als das, was ich mag! - Jch wüßr auch nicht was ich mit einer Autorität« beginnen sollt«l Mein Schatz, mit dem muß ich um springen tönnen nach Gefallen — ge ; stern hab’ ich ihm einen Damenscheitel ; gemacht nnd ihm meinen Rembrandt « Hut ausgesetzt —- zu niedlich sah der süße Kerl aus! Aber schau’, das lomint davon —- ich hab’ mir s ; .·aleich edacht dein Schatz, der ist » ein bisf el reichlich alt für dich nicht : wahr-, das findest du auch? Wie viel « H Jahre hat er denn gleich?" »Wald dreiundvierzig!« sagtehanna leise. »Um Gottes willen! Der könnt« ja dein Papa sein! Nein, siir mich wör’ sdas nix! Jch möcht' keinen Mannz haben, der schon so viel vorn Leben hinter sich hat und alles Beste und Schönste aus- und inwendig tenntl Mein Rudi ist achtundzwanzig. vorz dem liegt die ganze Welt noch offen, der hat noch viel zu genießen» und ich bin immer mit dabei! Du nimmstz mir das doch nicht übel, wenn ich so z offen red’!« »Gar nicht!« Hanna richtete sichz strass empor. »Aber ich dars doch z ebenso ossen sein wie du ich habe doch z dasselbe Recht? Und da iaun ich dir nur sagen: auch ich möchte nicht tau- 1 schen —- nicht mit dem Alter — nicht l mit dem Stand —- nicht mit der Un terhaltung« . in keinem einzigen Punkt! Gliicllicher wie ich bin, mehr wie ich liebe — .LJ-ho!« rief Ellh dazwischen, »du. willst doch nicht behaupten, daß du beides besser verstehst als ich2« » ch verstehe es aus meine Art — du aus die deine s— das ist alles! Wenn es mir nicht einfällt. mit mei nem Verlobten Allotria zu treiben —« «Allotria! Erlaube! So was gehört einfach zu ’nem richtigen Brautstand, daß diks weißt! Sich hinsetzen und über Kunstgeschichte debattiren, das können ebensogut zwei Onkels oder zwei Tanten oder ’n paar alte Jung- « sern —- aber —" »Und sich Dameuscheiiel machen und Frauenhiite aus den Kopf setzen —- das öunen ebensogut ein paar alberne Kinder — »Du wirst grob, meine liebe hauna!« »Bist du etwa sein gewesen?« Die Freundinnen, die beide eben noch sehr rasch und erregt gesprochen hatten, verstummten plötzlich u. sahen einander lampsgerüstet an· Dann slog ein Lächeln um Hannas Lippen, wie sie in das erhitzte, eregte Gesicht Ellyg sah. Was war ihr denn beige tommen, mit diesem »Kindstops« über ihr tiefstes, heiligstes Gefühl reden zu wollen«-l Obgleich Elly genau so alt wie sie selbst und gleichfalls Braut war... sie kam ihr so unreis, so tin disch vor —- sie stand ihr innerlich auch gar nicht nahe genug, um ihr Bekennt nisse über Willsried Cotta und ihr Verhältniß zu ihm zu machen. Wie war sie nur überhaupt daraus versal len? Daß sie und Ellh Rode, grund verschieden in ihrer ganzen Lebens aussassung, auch zwei grundberschies dcne Bräute sein würden, das hätte sie sich doch denten können! Mochte sie doch weiter mit ihrem Nudi tändeln und Kindereien treiben! Jede von ih nen mußte aus ihre eigene Fasson selig werden, das stand sest. »Komm, Elly!« sagte sie jetzt, legte ten Arm um die zierliche Gestalt ihrer «besten Freundin« und zog diese, die nur ein ganz klein wenig widerstrebte, fester an sich. »Wir beide werden dochi iicht miteinander Yanten — so glück lich, wie wir sind Glück verschieden aussassen und ver schieer genießen... was thut denn das « «hast recht, Schaherll Bist allemal die gescheitere von uns beiden. Da, gib mir einen Kuß! Du, man lernt doch s Küssen ganz anders aus, wenn an verlobt ist! Männer ver stehen daö Metier zehnmal gründlicher wie die beste Freundin! Was ich sagen wollte... daß du und R nicht in derselben Tonart lieben ·rden, das war eigentlich vorauszusehen — meinst dn nicht auch? Und un ere denen Verlobten, die sind erst re t aus ber schtedenem Material gesamt. wie? s Wenn wir unser. Ich glaub’, mit dem Nudi müssest du gar nichts aneusangen.» und nun fei mal so u und deni’ dir aus« ich wör« mit deinemsProsessor verlobt — was das wohl abgeben würdet« . Dann-a mußte lachen. Elly Rade als Willsrieds Braut —- es war stir sie einsach nicht auszudeuten! »Aber daß er dich hübsch findet, das wird dir der deinige doch auch zu verstehn geben . . . denn hübsch bist du nnd wirst es von Tag zu Tag mehrt« » a —er —er meint das auch!« So leise und zögernd lam es über ihre Lippen, daß Elly es kaum ver stand. «Wird er dich denn nicht in Mar mor verewigen, nicht meißeln —tvas tenlst du?« »Später . . . ja! Wenn — wenn wir erst verheirathet sind!« Wieder dies seine Rosenrotb ans den Wangen — — die gesenkten Wimpern ——— die ge diimpste Stimme. »Und als was? Hat er dir das schon gesagt?'« »Er —- er meinte, mein Gesicht passe gut siir eine Psyche!« »Thui es auch! Kann ihm nur bei stimmenL So etwas dent’ ich mir nun geradezu goldig! Schaust du, Hanna, wenn der Rudi das tönnte — mich recht schön als Psyche meißeln und alle Welt wüßte, das bin ich, das ist des Künstlers Frau-» ’nen Heidenspaß trürd’ mir das machen. Er tann’s aber nicht, der liebe, dumme Kerl der, der goldige Herztiiser, der zueirige Schneck! Und ich wär’ am Ende auch iein richtiges Modell siir eine Psnchek Jetzt möcht’ ich gern noch eine Frage an dich thun . .. aber ich dab’ Angst, so wie du nun mal bist, du nimmst sie mir übel!« lFortsetzung solgt.) Das Eisen in unserem Blute. Ein Eisentheilchen ist und bleibt ein und dasselbe Ding, lautet ein be kanntes Wort des geistvollen Phoswlm gen Dubois-Reymond, »gleichviel ob es im Meteoriten den Welttreis durchfliigh im Dampswagenrade auf den Schienen dahinschmettert oder in der Blutzelle durch die Schläfe eines Dichters rinnt.« Jn der That ist das Eisen gerade deshalb ein so besonders interessantes Element, weil es unter den Metallen das einzige ist, das nicht nur im weiten Welten raume vorkommt, und nicht nur in der unorganischen Natur auf unserem Erdball anzutreffen ist. sondern zu gleich auch einen wesentlichen Bestand theil aller irdischen Lebewesen bis hin auf zum Menschen bildet. Bekanntlich ist ja die Zahl der Urstosse, aus denen sich das große Wunder der belebten Natur, der Pflanzenwelt, der Thier welt, der menschlichen Geschöpfe auf baut, verglichen mit der Menge der in der anorganifchen Welt vorkommenden Elemente an sich eine erstaunlich ge ringe; unter ihnen nimmt das Eisen einen nicht unwichtigen Platz ein. Seine Bedeutung ist hier vermuthlich nicht immer die gleiche; so bildet es bei vielen Thieren, besonders bei niederen, einen Bestandtheil der verschiedenen Körpergewebe, und scheint unter ande rem öfters dazu bestimmt, diesen. ähnlich etwa wie der Kalt, eine gewisse Festigteit zu verleihen. Bei höheren Thieren aber und beim Menschen ist jedenfalls seine Hauptfunktion, mögli cherweise sogar seine einzige, die, wel che es als Bestandtheil des Blutes zu erfüllen hat, und in Uebereinstimmung damit steht es, das; bei ihnen die Hauptmasse des gesammten Körpern sens eben im Blute anzutreffen ist. Wenn das Blut schon von jeher als ein «besonderer Saft« gegolten hat, um wie viel mehr kann es heute dar auf Anspruchsmachem nachdem uns die ntoderne Forschung mit allerhand wunderbaren Eigenschaften und Kräf ten desselben betannt gemacht hatt Unter den mannigfachen Aufgaben, die es nach unseren gegenwärtigen Kennt nissen im Körperhaushalt zu erfüllen hat, ist und bleibt immerhin die we sentlichste die, das- es bei seinem Um lauf sämmtliche Organe ständig mit Nährstoffen und mit Sauerstoff speist. Die Nährftoffe werden dem Blut von den Verdauungswegen aus zugeführt; alle verdaute Nahrung gelangt schließ lich in’s Blut. Den Sauerstoff aber empfängt es beim Fließen durch die Lungen, in die ihn der Luftstroni mit ieder Einathmung bringt. Das Blut ist ja bekanntlich leine bloße Flüssig leit, es besteht vielmehr aus einem flüssigen Medium, in welchem eine un geheure Menge fester, rundlicher Ele mente schwimmt, die Blutzellen oder Bluttörperchen, wie sie genannt wer den; die Mehrzahl von ihnen ist roth gefärbt und nur ein tleiner Theil blasz und farblos. Während nun der flüs sige Bestandtheil des Blutes der Trä ger der Nährstoffe ift, find die rothen Blutscheibem deren jeder Kubitmilli meter Blut gegen fünf Millionen ent hält, odie eigentlichen Sauerstoffträger. Wenn fie mit dem Blutftrom die Lun gen passiren, reißt ihr rother Farbstofs den Sauerstoff der Lungenluft an sich und geht mit ihm eine lockere Verbin dung ein; so gelangen sie dann, mit Sauerstoff beladen, in den großen Kreislauf, tvo sie diesen an die Ge webe des Körpers abgeben. Eben die set Farbstoff der rothen Bluttörperil chen aber ist es, in dem das Eisen des Blutes steckt; er ist seiner chemischen Eonftitution nach ein eisenhaltiger Ei weiszliirpeq er tann sich nur bilden. »wenn Eisen im Körper vorhanden ist. So wichtig das Eisen ssiir des menschlichen tilirper ist, so gering ist andererseits seine Gesammtmenge; sie beträgt für den Erwachsenen nicht viel mehr als drei Gramm, also nicht me r, als etwa in einem kleinen Ra gel ist enthalten ist. Auch im rothen Blutsarstoss, der sich als lrhstallinis scher Körper ans dem Blute gewinnen läßt« ist der Eigengehalt noch immer ein verhältnißmiifzig kleiner. in 100 Gramm stecken etwa vier Zehntel Gramm Eisen; und tm gesammten Blute eines erwachsenen Menschen, das ungefähr 5 Kilogramm an Ge wicht ausmacht, befinden sich alles in allem gewöhnlich noch nicht L Grannn Eisen. Soweit das Eisen nicht im Blute vorhanden, ist es in ganz be stimmten Organen des Körpers abge lagert, die man gleichsam als Vor rathslamntern für das Eisen betrach ten iann; es sind dies das Knochen mart, die Milz und die Leber. Aus diesen Magazinen wird das Eisen nur dann für die Blutbildnng herangezo gen, wenn es besonders noth thut, z. B. wenn nach heftigen Blutverlnsten eine rasche Blntneubildung ftattfindetx umgekehrt wird mehr Eisen in jenen Organen anfgespeichert, wenn etwa innerhalb des Körpers ein stärkerer Blutzerfall, ein siiirlerer Untergang von rothen Blutscheiben statt hat, wie das bei gewissen Krankheiten vor kommt. Unser Organismus verliert ständig« gewisse Mengen von Eisen· Die ein zelnen rothen Bluttörperchen haben nur eine begrenzte Lebensdauer; schon in gesunden Zeiten geht tagtäglich ein gewisser Theil von ihnen zu Grunde, nnd andere werden neu gebildet. So finden sie beispielsweise Verwendung li der Bildung der Gatte, indem der Gallenfarbftoff ans dem Blutfarbstosf entsteht. Da ersterer nicht eifenhaltig ist so man bei dieser Umwandlung knien rret werden« uno m oer war wird mit der Galle auch regelmäßig Eisen aus dem Kriipee abgeschieden. Aber auch aus anderen Wegen. wie z. B. durch die Niem, verlassen immer tleine Eisenmengen den Körper. Sie müssen durch die Nahrung ersetzt wer den. Alles Körpereisen sprmmt in letzter LQeihe aus der Nahrung. und es ist nicht ohne Interesse, zu erfahren, wes che Nahrungsmittel eigentlich unsere Hauptlieseranten sür das Eisen dar stellen, wie groß, mit anderen Wor ten, der Eiiengehalt der verschiedenen Nahrungsmittel ist. Von Früchten sind arm an Eisen Kirschen, Orangen, Neineclauden, Aepfel, Bienen, Dat teln, etwas reicher Pflaumen, himme ren, Feigen, weiterhin Mandeln nnd Nüsse und noch reicher Trauben, hei delbeeren, Walderdbeeren. Ziemlich viel Eisen nehmen wir mit den Gemü sen zu uns; an der Spitze steht hier der Spinat, es folgen SpargeL Grün lohl, Linsen, Karottern Bohnen, Erb sen, Kartoffel. Wenig Eisen enthal ten Reis, Graupen, Weißt-rot, mehr schon Roggen, Gerste. Von den ani malischen Nahrungsmitteln ist natür lich am eisenreichsten das Blut selbst. wie es etwa in der Blutwurst und ähnlichen Speisen enthalten ist; weiter ist hier zu nennen der Eidotter, wälz rend das Eitlar überhaupt eiserssrei ist; auch das Fleisch, insbesondere das Rindsleisch liesert uns das Eisen. Das Eisen nimmt im ärztlichen Meditamentenschatz schon von alters her und wohl mit Recht einen vorde ren Platz ein, wenn es auch nicht gera de jenes Allheilmittel ist, als welches es eine geschäftige Industrie, die sast täglich immer neue Eisenmittel aus den Markt bringt« so gerne auszude saunen pflegt. Aber es ist neuer dings mehr als fraglich geworden, ob die hauptwiriung des arzneilichen Ei sens, zumal in der Art und Menge, in der es vorwiegend gebraucht wird, thatsächlich stets bloß daraus beruht. daß es, wie man sich immer dachte. le diglich als Baumaterial siir die Blut bildung dient. Gerade bei jener Form der Blutarmuth nämlich, vei der sein Erfolg noch am sichersten ist, bei der typischen Bleichsucht der Entwick lungsjahre, fehlt es dein Organismus in Wirtlichteit wohl nur selten je an Eisen; woran es hier meist fehlt, das ist vielmehr die Fähigkeit des Orga nisinus, das vorhandene Eisen zur Blutbildung zu verwerthent Hier scheint nun das Arzneiwesen wesentlich in dein Sinn zu wirken, daß es einen trästigen Reiz aus die darniederliegen de Funttion der Blutbildungsorgane, insbesondere des Knocheninart5, dieser hauptbildungsstätte der rothen Blut scheiben, ausübt und sie zu erhöhter Thätigteit anspornt. Auch ii vielen anderen Fällen bedeutet die sogenannte Blutatinuth leineswegg schlechthin Ei senarmutb; ost ist sie z. B. die Folge der Einwirtung von Krankheitsgistem die ini Körper treisen, von schlechter Lust, von niangelnder Bewegung; alle diese und noch viele andere Momente beeinflussen ja die BlutbeschassenlieiL unter solchen Umständen aber wird diese sich natärlich vor alleni dadurch ausbessern lassen, dasi jene Ursachen beseiti t werden; und wenn auch in derartigen Fällen das nieditanientöse Eisen einen gewissen unterstiitienden Nuten schnit, so ist auch hier sicherlich s .ine Wittungsweise eine ganz andere, als inan zunächst imiiiet anzunehmen geneigt ist. De. M. Cato-. —«-—s—--. w-- — Künstler wird nur der, welcher i vor seinem eignen Urtheil fürchtet M