Post more-tut - Ckps Briefen erzählt von B e r sha Lehren (B. Willibald.) Ili- Schlccht kinduiggkiitz wak ge W Mit blanler Sense war der « , Wgeschritten und hatte in den . der Kämpfer eine furchtbare M gehalten. Der Ausgang des «" war entschieden. Waffenstill Mdi Das war dasWort, bei dem die M den Strapazen des Feldzugs er kith Truppen erleichtert aufath Mu; Friedensverbandlungen hieß Ue Botschaft, bei deren Klang die setzen der Soldaten aufjauchzten: »Nun geht es bald zurück in die Hei mail-« Das Blutvergießen freilich hatte ein Ende. Der Tod, der wie ein ge waltiger Held mit freiem, kühnem Antlih über dieSchlachtselder geschrit ten war, begleitet vom Donner der Beschütze, vom Trompetengeschmetter und dern Hurrah der anstijrmenden Kolonnerh hatte die Waffe niederge le . Aber ein anderer Feind hatte sie wieder aufgenommen, ein Feind, des sen seigem Morden kein Waffenstill stand Einhalt gebot, ein Feind, der alle Friedensverhandlungen mit eisi gem hohne von sich wies. Die Cholera war es, das bleicheGe spenst, das sich schon lange in den Dörfern umhergetrieben hatte. Heim tückisch schlich sie sich in dieReihen der hoffnungsfrohen Soldaten, wo immer sie auch weilten, in's Lager, ins Quartier, in’s Lazareth. Sie vergif tete dein wackeren Kämpfer denTrunl, » nach dem in der sengenden Julihitze sein Gaumen schmachtete5 sie wandelte « seine Träume von Heimath und Wie- » dersehen in wilde Fieberwantasren,l die neu erwachte Lebensfreude in bit-—- ; tere Todesquat . Fast vergebens war der opfermn thige Kampf der Aerzte gegen den« gräßlichen Würgeengel, welcher Tau-· sende binmordete, die von der Kugell verschont geblieben waren. Schwer waren die Tage bei Gitschin und Kö- - niggriin gewesen, da alle Häuser, ja alle Scheunen und Speicher vollerz Oerwundeten lagen, als jeder Arzt sich ; hundert Hände wünscht-, um all viel jammernden Bitten um Verband unds P ege auf einmal erfüllen zu können. ; A es war doch eine erfolgreiche ! Thätigleit gewesen im Vergleich zu je- s net, die ihn in den Eholeralazarettenj erwartete. j Es war a« Vormittag des ZEI. Jun. ; Wie ein Li-. feuer hatte sich von ei-J nem Truppu.theil zum anderen die’ frohe Kunde verbreitet, daß kurz zu-: vor in Nikolsburg die Friedenspräli minarien unter-zeichnet worden seien. Auch die Mitglieder der zweiten Set tion des dritten Feldlazaretts vorn siebenten Armeetorps, die etwa dreißig Mann stark —- der Stabsarzt, die As sistenzärzte und der Apotheter zu Pferde, ein Einjährig - Freiwilliger Urst, der Lazarettinfpeitor, die Ge hiler und Burschen zu Fuß —- sich an den Weg von Poysdorf nach Schloß Walterskirchen in Riederöfier reich befanden, besprachen lebhaft das freudige Ereigniß. Am Morgen hatten sie in dem nur zwei Meilen von Nikolsburg entfern ten Pohsdorf den König Wilhelm mit seinem Sohne, dem Helden von König srsh, und dem ganzen Hauptguariier, sit Bismarch Moltte und Roon but-hierinnen sehen und ihnen begei siert zugejubelt. Es hieß, der König DIE sofort nach Berlin zurückkehren, w den Landtag zu eröffnen; die Etappen sollten schon am 2. August des Mniarsch antreten, die Aerzte nnd das Lazarettpersonal jedoch wür den der vielen Kranken wegen erst etwa vierzehn Tage später als die üb rM entlassen werden. set diesem Gedanken flaute die an fänglich sehr gehobene Stimmung der Its der heißen Landstraße Dahinzie » immer mehr ab. Auch der An s der sonst sehr anmuthigen und baten Gegend war heute nicht angethaiy ein bedrücktes Ge M aufzuheitern Ueberall begegnete Im den Spuren des oerheerenden EIN-ges Traurig sahen die Felder Es .· m der ganze Erntesegen des , ei von durchmarschirenden Trup - . most und zertreten am Bo mährend an anderen Stellen schweren goldenen Aehren verge uf die- hände der Schnitter «ED ist zum Berzweifeln," sagte der Updthetey ein junger frischer Mensch m etwa siehenundzwanzia Jahren, zu dem jüngsten Assistenzarzt der Set titm, der neben ihm ritt, »wenn man daran denkt, daß sie heute daheim die steifedenshotschaft feiern und uns allen " uhren entrückt wähnen, während sit aufs neue unsere Haut zu Markte tragen. Jch hoffe nur, daß meine »Die-txt es; nicht aus den Zeitungen er Mi, daß in Schloß Walterskirchen Hek- Chdleralazarett eingerichtet ist« ""Qe würde sich ja zu Tode ängstigen. TM arme Mädel! Wie hat sie ge IDth als ich so kurz vor der Hochzeit Die Einberufung erhielt. Als ob wir III niemals wiedersähen!« Sein von »Du und Sonne gebröuntes, für ge js lich sehr heiteres Antlih nahm IN finsteren Ausdruck an. Her nur einige Jahre ältere AM , est, aus dessen gleichfalls ge s its-, von einem blonden Bollbaet Gesicht ein Paar ernste, Im Wien, die die vornehm — « sten Eigenschaften des Arztes, Klug heit und Güte, berriethen, tlopste ihm ermuthigend auf die Schulter-. »Kon hoch! junger Freund. Sie werden doch den Muth nicht sinken lassen, nun wir aus baldige Heimtehr hassen dürfen. Das wird eine Freude sein, wenn wir unseren Rhein erst wiedersehen! Sie waren doch sonst immer ein lustiger Kamerad, dessen srohe Zuversicht uns allen über manche schwere Stunde hin weggeholsen hat. Freilich, heiße Tage stehen uns noch bevor. Ueber zwei t hundert Kranke erwarten uns in Wal H tersiirchen.« »Die Zahl wird sich bald genug ver mindern,« entgegnete der andere mit einem kurzen rauhen Auslachem »Wer weiß, wie mancher auch von uns diesen Weg nicht mehr zurückreiten wird! Dieser Gedanke verdirbt mir heute immer wieder die Laune.« Doch gleich daraus fuhr er mit einer raschen Be wegung mit der Hand durch die Lust, als wollte er die trüben Gedanken wie einen lästigen Mückenschwarm verja gen. »Verzeihen Sie, lieber Doktor, daß ich heute so verdrießlich bin und Ihnen auch noch das Herz schwer machen. Haben Sie doch Weib und Kind zu Haus. Jch muß mich vor le nen schämen, wenn ich sehe, mit wel cher Ruhe und Gelassenheit Sie sich in alles finden, sogar in diese neue Ver zögerung der doch auch von Jhnen — ach——so heiß ersehnien heimkehr.« »Wenn man wenigstens wüßte, ant wortete der Arzt, »wie’s unseren Lie ken daheim ergeht. Seit einem vollen Monat bin ich ohne jede Nachricht von den Meinen. Was lann in dieser Zeit nicht alles passtrt sein! Jch dars gar nicht daran denken, sonst überläuft es mich eiskalt. Ohne die angestrengte Thiitigteit der letzten Wochen wüßte ich nicht, wie ich diese Ungewißheit hätte ertragen sollen.« »Es werden Briefe fiir Sie unter wegs sein. Aber bei unseren stets wechselnden Quartieren hat uns ja die Feldpost seit Wochen nicht erreicht. ; Nächstens benommen wir wieder einen » ganzen Haufen auf einmal.« »Ich hoffe nur, dasz sie wenigstens meine Briefe regelmäßig erhält, damit . sie nicht meinetwegen in beständiger Sorge ist.« »Sie haben ihr auch wohl nichts von der Cholera geschrieben?« »Nein, gewiß nicht! Jch habe ihr stets alles so leicht und angenehm wie möglich dargestellt. Von den guten Quartieren habe ich ihr erzählt, die wir besonders in Sachsen doch auch vielfach hatten, von der Freundlichteit unserer Wirthe, wenn sie sich erst ein mal davon überzeugt hatten, daß wir keine Plünderer und Mordbrenner waren, von den schönen Gegenden und hübschen Ortschaften, die wir kennen gelernt haben. Auch von unserem er folgreichen Bemühen um so manchen .Braven, der sein Blut für das Vater « land vergossen hat. Jch habe ihr auch überall etwas zum Andenken getauft in Meißen eine feine blaue Tasse, Stoff zu einem Kleid in Zittau, eine Brofche von böhmischen Granaten in IGitschin Für unseren Jungen habe lich ein österreichisches Kadettentäppi ! im Koffer. Das habe ich dem kleinen ; Dreijährigen versprochen. Gestern habe l ich’s noch in aller Eile besorgt, da die Friedensbotschaft jeden Augenblick er wartet wurde.« »Schöner Friede,« knurrte der Apo ibeter. ,,Lieber hinein in den dichte sten Kugelregen, als in dieses ver dammte Choleraloch!« »Wir wollen die Zähne zusammen beißen,« sagte der Arzt mit einein er muthigenden Lächeln, »und unsere Pflicht thun bis zulenL Wintt uns nun doch bald die frohe heimehr.« »Ja, Heimtehr!« seufzte der Andere sehnsnchtsvoll. »Ich hab’s mir sonst immer so herrlich gedacht, hoch zu Roß in die weite Welt hineinzureiten. Aber auch das tr· t man allmählich satt, besonders bei ieser barbarischen hi e. Wir haben’s zwar immer noch be er als die armen Teufel, die in dem sz Staub marschiren müssenj« Sie waren wayrend der Unterhal tung hinter den anderen Reitetn zuz riickgeblieben und hatten die Fußgän aer jetzt dicht hinter sich. Der Apothe ter wars ihnen, sich halb im Sattel umdrehend, einen bedauernden Blick zu· »Alle Wetter, wie sieht denn der junge Schmidt aus?« sagte er plötzlich halblaut, »ganz grün im Gesicht!« Der Assistenzarzt wandte sich gleich falls nach dem Genannten um, einem blutjungen Menschen mit einem dart losen Knabengesicht, der als Einjälp tig-Freiwilliger Arzt den Feldzug mit gemacht hatte. Dann wint:e er ihn zu sich heran und reichte ihm vom Gaul herunter seine Feldslasche. »So Kol lege, nehmen Sie mal einen berzhasten Schluck. Das wird Ihnen gut thun. Und nun seien Sie verständig. Klet tern Sie zum Kutscher aus den Medi zintarren. Sie tönnen sich ja kaum noch aus den Beinen halten. Wir wis sen doch alle, was sitt ein wackerer Kerl Sie sind." »Er ist noch so jung, der arme Schelm,« sagte der Apotheker, indem er voll Mitleid zusah, wie zwei La zarethgehilfen den sast Willenlosen aus den Karten hinausboben, »die Stra pazen der leften Wochen sind zu viel sür ihn ewe en.« »Is- ·rchte, er ist trank,« antwor tete r Ae t. »Wir werden Ihn m Waltekjki sosort in’i Bett stecken sur-« - - Apotheke erblaßte, soweit seine frische. gebräunte Wissqu das weites Seelenf« sra te et tot-los. Da ckxz nee- Uc ·. Its ne u case dte Ilsens sonne die attlichen Fenjtnreihen des Schlosses ltertlirchen vergoldete, war das junge blühende Leben des Be Idauernttverthen schon der furchtbaren l Seuche rettungslos zum Opfer gefal len. Einer nach dem anderen waren, die jaftiiber ihre Kräfte angestrenaten Aerzte der Settion bei ihm gewesen, um ihm zum letztenmal die Hand zu drücken. Nun standen nur noch der Apotheter und der jüngste Afsifienz arzt an dem Sierbelager. »Die armen Eltern!« sagte derArzt, indem er dem jungen Kollegen mit fanfter Hand den letzten Liebesdienft erwies. »Es war ihr einziaer Sohn.« Schmerzbetvegt wischte er sich eine’ Thriine von den Wimpern. Aber er» hatte keine Zeit, feinen traurian Ge- i danken nachzuhängen. j s Jru Zimmer nebenan laa ein junger j jOssiziey ein westfälischer Graf. der in i manchem Gefecht dem frischen fröhli- I Ichen Reitertod kühn in s Auge qeblicki Iund sich mit blanler Klinqe so man jches Mal sein Leben neu erobert hatte. Ihier unterlag er dem tückifchen Feinde, Igegen den Muth und Getvandtheii nichts ausrichten konnten. Unaeitiirn verlangte er in der Fieberhitze nach der Heimath, nach dem väterlichen Schlosse hinter fchattigen Bäumen, nach dem kühlen dunkeln Eichtvald und der wei ten roihen Heide Für einen Augen blick litt ein mattes Lächeln iiber seine chmerzverzerrten Züge, als der Arzt ihm jagte, daß auch er seine Hei math tenne und liebe, da sie die Hei math feiner jungen Gattin fei. »Sollte ich sie nicht toiedertehen,· flüsterte der Kranke, »so bringen Sie meine letzten Grüße meinen theueren Eltern, meinem Westfalenland.« Seine Reden verwirrten sich wieder. Er hielt die Hand des Arztes angstvoll fest. «Bleiben Sie bei mir!« flehte er. »Ich komme wieder,« antwortete die ser sanft aber fest, indem er seine Hand aus den glühenden Fingern lö ste, »sobald ich meine Runde beendet habe. Dann bleibe ich die Nacht über bei Jhnen.« »Ist wenigstens bei ihm Hoffnung aus Genesung?« fragte der Apotheler, als sie draußen aus den-i Gange an den Thüren vorbeigingen, hinter de nen die Kranken üchzten und stöhnten. Der Arzt schüttelie traurig den Kopf. »Noch menschlichem Ermessen wird er die Nacht nicht überleben. Nun aber, mein junger Freund, sehen Sie sich der Gefahr der Ansteckung nicht unnöthig noch weiter aus. Daß Sie unseren armen, jungen Kameraden pflegen wollten, war ja wohl verständ lich. Der Himmel lohne es Ihnen. Sie haben ihm die letzten schweren »Stunden nach Kräften erleichtert. Nun »aber hinaus mit Ihnen aus dieser sKarbok und Kranken-Atmosphäre in ;die frische Lust. Denken Sie an Jhre Braut! Machen Sie einen Spazierritt durch den Part, der groß und schön zu ( sein scheiui.« 1 »Und Sie? Sie müssen doch such einmal ausspannen.« »Vorliiusig ist daran nicht zu den ken. Jch muß jetzt in den Haupt trantensaal.« Er lächelte mit schmerz licher Jronie. »Es ist der Festsaal des Schlosses. Dort allein liegen vierzig Kranke, wenn die Zahl sich seit heute Morgen nicht wieder um ein halbes Dutzend vermindert hat. Es ist grauenhaft da drinnen.' Draußen von dem spitzen Thurm der kleinen Kirche begann ein Glück lein zu läuten. Die beiden Männer horchten auf. »Wohl die Abendglocke?« »Die Todtenglocke.« sagte der Ver walter des Schlosses. der gerade vor überging. »Küss’ die Hand, Euer Gnaden, heute sind’·5 ihrer wieder vier zehn, denen sie draußen das letzte La- ; get bereitet haben. Gott habe sie selig, die armen Burschen· So jung zu ster ben und fern von der Heimatht i Ein böses Jahr ist’z, Euer Gnaden« eine traurige Zeit. Wir werden noch ; lange, lange daran denken.« l e si- i . Drei Tage toaren vergangen, drei Tage voll Qual und Grauen. »Machen Sie einen Spazierritt mit mir, Dottor,« bat der Apotheter den jüngsten Assistenzarzt, zu ihm in’s Zimmer tretend. »Sie müssen doch auch mal etwas Luft schnavven. Wenn ich allein rei:e, werde ich ganz melan cholisch. Vier von denen, die mit uns heriamen, sind nun schon todt. Mit dem jungen Schmidt fing-s an. Dann folgte ein Bursche, ein Lazarettgehilse, und vor einer Stunde starb unser gu ter, braver Juspettor. Jeden Tag ei ner von uns! Da fragt man sich un willkürlich: Wer kommt morgen an die Reihe? Nun, Doktor, machen Sie’s kurz mit Jhrem Brief, und reiten Sie mit mitl« »Gedulden Sie sich einen Augen blick,« antwortete der Arzt. »Ich muß doch den Brief an meine Frau schnell beenden, da der Bote von der Feldpost unten wartet. —- So, nun noch die Adresse. —- Geioiß reite ich mit Ihnen. Jch habe gerade eine Stunde Zeit. So eben schrieb ich es an meine Frau: Die Zahl der Kr ten hat sich sehr vermindert —- nur chrieb ich nicht auf welche Weise. Jch will den Brief hin untertra en; dann mache ich mich zum Ausritt, ertig·« »Wer ift denn Ihr Bursche?« »Mein Bursche? Der hat schon seit vorgestern die Cholera. Aber mai denken Sie! Der Kerl will nicht in’s Lazaretlfz Liegt unten im Stall bei den Pferden. Jch glaube fest, daß er durchtornmt. — Schenken Sie sich un terdessen ein Glas von dem guten Un thein ein, den unser trefflicher losverxvalter mir chickt hat.« III der Doktor zu inm. hatte der ils- crmrtende zwei Gläser gestillt. s . Sie stießen miteinander an. »Auf un sere Lieben in der heimaihP · Der Apotheke leerte iein Glas auf Teinen Zug. »Ein guter Tropfen!« jsagte er, mit der Zunge schnalzend. EDann hielt er dem Manne, der in den jledien schweren Wochen sein Freund geworden war, die Hand hin: »Ver sprechen Sie rni: eins: Kommen Sie mit Ihrer Frau zu meiner Hochzeit« j »Von hetzen gern,« antwortete der Andere, den Händedruck ermidernd. »obgleich es fast tolltiihn ist, jetzt et was für die Zukunft zu verfvrechen.« »Nami! Seit wann sind Sie denn so zaghaft? Jch habe wieder guten Muth, seitdem ich weiß, daß Nieder- . österreich jetzt von den Preußen Ak räumt werden muß, nnd daß wik höchstens noch zwei bis drei Tage hier bleiben. Morgen soll in bereits eine Anzahl Leichtertranlter und Gutestu der nach Möhren evatuirt werden — Eile Hans auf gut deutsch zu nennen re .« »Es werden aber immerhin noch ei nige zwanzig Schwerkranke die nicht transportabel sind, hier bleiben müs sen, wenn die Oefterreichen wie ge plant, in drei Tagen, al o am Mon tag das Lazarett übernehmen werden« ·»Hoffentlich liegen wir bis dahin nicht auch auf der Nase. Das wäre Pech, alle Wetter! Aber was dagegen thun? Was purzeln soll. das vurzelt doch.« Er warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel, aus dem ihm ein ge bräuntes Gesicht mit dunkeln Augen und einem tecken Schnurrdiirtchen ent gfegenlachtr. »Gott sei Dank, vorläu fig sehe ich noch nicht aus wie eine Frucht, die bald vom Baume des Le bens herabvurzelt.« Der Arzt hatte sich unterdessen zum Ausritt geritstet, und sie gingen hin unter in den Schloßhof, um die unge duldig stampfenden Pferde zu bestei gen. Es war ein schwüler Tag. Auch unter den alten Bäumen des herrlichen Schloßparts war die Luft dumpf und drückend. Blutroth leuchtete die un tergehende Sonne zwischen den Stäm men hindurch. Jn der Ferne wettet leuchtete es. Aber lein frischer Wind hauch verkündete das ersehnte Nahen eines Gewitters »Es thut mir fast leid, lieber Dot tor,« sagte der Apotheter, »daß ich Sie heute herausgeloelt habe. Dieser Ritt ist wahrlich tein Vergnügen. Mir wenigstens macht er Kopffchmerzen Jch weiß nicht, obs der Ungarwein thut. Mein Schädel springt vor Hitze, vor meinen Augen flimmert’s, und meine Glieder sind so matt und schwer, als ob ich den ganzen Tag nicht vom Gaul heruntergetommen wäre-« Der Arzt warf ihm einen besorgten Blick zu. »Wir wollen zurückreiten,« schlug er vor. Als sie auf dem Schloßhof von den Pferden stiegen, schickte der Apotheler seinen herbeieilenden Burschen fort, um ihm ein Glas frisches Wasser zu holen. »Trinten Sie doch ietzt tein Was ser," warnte der Arzt. »Ich werd-. wahnsinnig vor Dursi!" »So kommen Sie mit auf mein Zimmer, und trinken Sie Ungar wein, so viel Sie mögen,« drängte der Besorgte. »Rommen Sie mit. Wir wollen Brüderschaft trinken.« Ein Lazarettgehilse rief ihn in diesem Au genblick zu einem Schwerkranten. »Trinten Sie tein Wasser!" bat der Arzt, noch im Fortgehen. Als jedoch eine Minute später der Bursche mit dem gefüllten Glase er schien, tonnte der Durstende der Ber suchung nicht widerstehen. Er leerte es mit ierigen Zügen. Dann stürzte er mit Fast irrem Blick zur Pumpe, füllte das Glas von Neuem und leerte es noch zwei-, dreimal hintereinander. Schon war das entsetzliche Gespenst an seiner Seite und grinste voll Tücke. Ein jäher Schrecken durchzuckte den Arzt, als er, verspätet zum Abendessen kommen, den Freund nicht wie ge- » wöhnlich bei Tische fand. ; «Wieder ein leerer Plagt« hörte er ’ Jemand sagen z UT suchte Vcn UPOIMTCI Alls scillcM Zimmer. Dort lag der Beiamrnerns- « werthe, in qriißlichen Krämvsen sich windend, aus dem Boden, mit blauen ;Lippen, die Augen verqlast und ein gesunten in den Höhlen Der Freund brachte ihn zu Bett. Er .that Alles, was er zur Erleichterung Jdes Schwertranten thun konnte. Wäh Hrend der ganzen Nacht wich er teinen IAugenbliet von seinem Lager. Die Aerzte lamen Einer nach dem Anderen und gingen traurig wieder sort. Ein ganz verzweiselter Fall! Der Kranke fredete unaufhörlich im Fieber von sei Jner Hei-nicht« seiner Hochzeitsfeier. lDazwischen jammerte und stöhnte er lzum Erbarmen. Als der Morgen sdärnmertz wurde er ruhigen Das sBewußtsein schien zurückzukehren. Er sah den Freund an mit einem Blick, der diesem durckfs Herz schnitt. »Mein armes Mädel!« hauchte der Kranke tonlos. Dann iatn das Ende. — Zwei Tage später verließ die zweite Seltion des dritten Feldlazaretts vom siebten Armeetorps in sehr verminder ter Anzahl Schloß Walterstirchem nachdem sie gerade eine Woche dort ge weilt hatte. Mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder war von der tückischen Kraniheit besallen worden« und ver schiedene gehörten jeht noch u den Sehn-erkranken, die nicht nach ähren hatten gebracht werden können. Sechs liebe treue Kameraden hatten aus dem kleinen Friedhof zu Walterstirchen ihre lehte Nuhestiitte gefunden. Da noch sechze n Seh-vertraute irr-Schlosse W- MU k- dtt Musik« AMICI-M zurückbleiben mn an- folgenden s--— Ae t zu hergeben. iit betloniinenem Versen schaute er den Fortstehenden nach, die sich immer wieder nach ihm umwandten und then herzlich zunirttem »Sie brauchen nur bis morgen sriih hier ubleiben,« hatte ihm der Stabsarzt gesagt, »dann tön nen Sie ruhig sortreiten. auch ehe der Oesterreicher zur Stelle ist. Thun Sie nicht mehr als Jhre Pflicht· Sie ha ben schon Uebermenschliches geleistet. Also auf Wiedersehen morgen in Ni tolsburg!« Mit nassen Augen hatte er den Zu rückbleibean umarmt. »Seht-neu Sie sich! Nehmen Sie sich in Acht!« So waren sie Alle von dem jungen Assistenzarzt geschieden, als giilte es ei nen Abschied sür lange Zeit. Und doch ivar’s nur sür einen Tag, daß sie sich sur- L »in einem take-ethischen trennten. Aber wie Manchen hatte die ? entsetzliche Seuche in wenigen Stun den dahingerasstl Auch der Zurückbleibende lonnte sich dieses bedrückenden Gedankens nicht ganz erwehren· Zu srisch noch waren die grausigen Eindrücke der letzten Woche in seiner Seele. Wenn es ihm nun erging wie seinem Freunde, dem Apotheter, wer würde ihm die Augen zudriickeii, durch wen sollte er an seine Gattin, an seinen kleinen Sohn die lehten Grüße senden? Er glaubte sie beide vor sich zu sehen, wie er sie vor einem Vierteljahr zuletzt an sein Herz gedrückt hatte. Eine Ewiglett schien ihm seit jener Stunde verstrichen zll sein. Was sollten sie beide beginnen ohne ihn? Hatte er es ihnen wohl ie nials so recht gezeigt, wie lieb er sie hatte? Wußten sie es wohl, wie schmerzlich er sie entbehrte, wie heiß er sich nach ihnen sehnte? Es schien ihm. als habe -er seiner Frau noch so vieles zu sagen siir den Fall, daß er aus immer von ihr gehen müßte. Er mußte ihr schreiben, heute noch, sosort! Diese eine Viertelstunde H mußte er seinen Kranken entziehen! Er ging aus sein Zimmer. Die Feder flog über das Papier. Worte der Liebe, der Sehnsucht, der Sorge füllten die Sei ten des Briesbogens. Dann saliete er » ihn zusammen und steckte ihn in einen . Umschlag. Seine Hand zitterte ein wenig, als er ihn mit der Ausschrist versah und nach kurzem Zögern in die Eile oben linls die Worte setzte: »Post » mortem.« Dann begab er sich zu seinen Kran- « len. E A sie Jn dieser Nacht endlich endlud sich das Gewitter, das schon seit Tagen allabendlich herausgezogen war, ohne zum Ausdruch zu kommen. Die Blitze flammten, der Donner dröhnte, Re-. gensluthen strömten hernieder. End lich, endlich wich die Schwiilr. Alle; Fenster des Schlosses wurden geöff- J net. Die Kranken athrneten freier, be- « gierig tranken sie die reine erquickende . Lust. Als der Arzt am nächsten Morgen aus lurzem, unruhigem Schlummers erwachte, lachte die Sonne hell in seine ’ Fenster hinein. Ein tiihler Wind schüttelte die letzten schweren Tropfen » von den ersrischenden Bäumen und. Sträuchern. Die ganze Natur schien I dem jungen Manne verschönt und der- ; fängt. Er selbst fühlte sich wie neu boren. Er dachte nicht mehr an den I od; nur an die Heimtehr dachte er J und an das Wiedersehen nach der lan- . gen Trennung. . Der Brief mit der Asistchrist »Post mortein« lag noch aus dern Tische. Mit einem tiefen Ausathrnen ergriff er ihn, um ihn zu zerreißen. Doch er zögerte —- einer seltsamen Regung sol gend. Er löchelte über sich selbst. Ahergliiudisch war er doch niemals ge wesen. Aber dennoch tonnte er sich nicht entschließen, den Brief zu ver nichten. Er legte ihn unten in feinen Koffer zu dem Meißner Fäßchen, dem Kleid aus Ziitau, den höhmischen Granaten und dem österreichischen Kadettentöppi. Nun lonnte er iortreiten. Seine Pslicht war hier ersiillt. Ader er ver mochte sich nicht zu entschließen, die Schwertranten zu verlassen, ehe er sie wieder in ärztlicher Pslege wußte. Noch eine letzte Liebespslicht wollte er nicht versäumen. Er schritt hinab in den morgensrischen Garten, wo Ro sen und Nelten, Levtojen und Neseden aus langen Beseten blühten. Mit Hülfe des Gärtners band er vier prächtige Sträusze von Sommerblumen. Zum stillen Friedhof trug er sie selbst, vier frische hiigel damit zu schmücken: das Grab des jungen Kollegen, das des westsälischen Grasen, des braven Jn spettors und zuletzt das Grab des fröhlichen Kameraden und Freundes. Als erst gegen Mittag der österrei chische Arzt erschien, um das Lazarett zu übernehmen, ließ er sich sein Pserd satteln. Noch einen letzten langen Blick warf er aus das helle, stattliche Gebäude, in dem er in einer Woche mehr Leid erlebt hatte als in seinem ganzen bisherigen Leben. Allein ritt ’et von hinnen. Die Worte des Apo theters sielen ihm ein: »Wer weiß, wie mancher von uns den Weg nicht wieder zurückkeiten wird!« Wie trau rig hatte sich diese Ahnung ersiillt. Jn ernste Gedanken vertiest ritt der Arzt die Straße nach Nitolsbutg Aber noch ehe die Thürrne des Städt chens inSicht kamen, ital-ten ihm vier Reiter entgegen, seine treuen Kriegs -larneraden, die ihm, iiber sein lange-« -res Rast-leiden beuaruhigt, den hal ben Weg entgegen eritten waren. Sie Famarmten und tli ten ihn und schilt ltelten ihm die stände, während ihnen diesan iiver die gevröunthausj gen liefen. CI war ein« Miit-u als ob er aus dem Grabe karne Kurz doerolibur erwarteten ihn die übrigen, unter i nen fein treuer Bursche, der fchon vor einigen Tagen mit den Leichtererkrankten von Wal terilirchen fortgebracht worden war und die Krankheit glücklich überstan den hatte. , . Als der von allen Seiten so herzlich IBegriifzte fich endlich auf feinem int ’ mer befand, fchrieb er zuerst an eme Frau: »WennDu in einer der nächsten Nummern der »tiölnifchen Zeitung« die Todeönachricht von drei Mitglie dern der zweiten Settion des dritten Feldlazaretts findest, erfchrick nicht! Ich befinde mich gottlob frisch und gesund und bin der Gefahr glücklich entronnen. Nun darfst Du es ia wis sen: Es war eine chreckliche Zeit, die wir in Walterstir en verlebten, und wir waren alle auf den Tod vorberei tet. In unferer Trauer um den Ber luft manches lieben Kameraden lann uns nur der Gedanke ein wenig Trost verleihen, daß wir trog der Gefahr unsere Schuldigieit bis zum Schluß gethan haben. Nun endlich nach diefen ifchweren Tagen dürfen wir uns der beseligenden Hoffnung auf ein baldi ges Wiedersehen hingeben.« Und es lam wirllich das Wieder sehen, das so heiß ersehnte, oftmals taum noch erhoffte, wenn auch mit dem Rückmarsch durch Mähren und Böhmen bis zur endgiltigen Entlaf sung immerhin noch einige Wochen hingingen. Noch ein paar Tage länger dauerte es bis der Koffer eintraf. Als die El tern ihn gemeinsam auspackten, stand neugierig der kleine Junge dabei, und fein Gesichtchen strahlte, als der Vater ihm das mitgebrachte Käppi auf den Blondlopf drückte. Die junge Frau aber stunte, als sie zwischen ihr-n Ge schenken einen Brief fand, der dieAuf fchrift »Post mortem« trug. »Was bedeutet basi« fragte sie. Jhr Gaiie aber nahm denBrief aus ihrer Hand. »Diefes Schreiben," sagte er ernft, »follte Dir nach meinem Tod meine letzten Grüße bringen, wenn ich die legte Nacht in Walterslirchen nicht ilberlebte. Lies es nicht! Es würde Dir nachträglich noch das Herz schwer machen. Was ich Dir Liebes darin fchrieb, es ist doch nicht verloren fiir Dich und mich«. Er blickte sie innig an. »Komm, ich selbst will den Brief verbrennen am neugewonnenen eige nen Herd. Und mögen sie nun zur Zsriedensfeier die Freudenfeuer empor lodern lassen. ein schöneres als das unsere gidt’g nirgendwo im großen Preußenland8« »Poft mortem!« Nach alten ver gilbten Briefen erzählte ich diese Ge schichte. Die warme, treue hand, die einst sie schrieb, fern von der heimath, ist nun auch erlaltet. Eine neue Ge neration ist herangewachfen, die nichts tennt von Krieg und Kriegsnoth. Aber gar zu gern hört es der Enkel, was sein Großvater als junger Mann in den Rriegen gegen Oefterreich und Frankreich erlebte. Voll Andacht be trachtet er die Kriegsdenlmiinze und cas Eifer-re Kreuz, das der nun Da lnngeschiedene im Kampfe gegen die Franzosen erhielt, und die Augen des Jungen leuchten vor Stolz, wenn er. Las Kindergewehr gefchultert, das alte osierreichische Kadettenkäppi auf dem Blondtopf, vor dem Haufe der Groß mutter Schildwache steht. ——«-. -—-—-——-— Der kleine Dis-langt. «Mama, sagtest Du nicht immer-, daß Lieschen von Allem den größten Theil bekommen soll?" . »Ganz recht, mein Junge! Warum fragst Du?« »Wir haben nämlich zusammen die große Vase im Salon zerbrochen!« Institute Nehmt-w . »Ich kenne einen Denn, der Ihnen so ähnlich sieht, daß man Euch fast gar nicht von einander unterscheiden kann!« »Dein haben Sie doch nicht etwc itethiimlichet Weise die zwan ig Dol lats zurückgegeben die ich Jst-en vor drei Monaten geliehen habe?!« Auch etwa-. »Du, Bummel. warst Du gestern. bei dem interessanten Vortrage ber Professors X.?« »Nein, ich gehe überhaupt nur anr Sonnabend auf die Universität.« »Warum dass« »Weil ich mir Sonnabends die Briefe, die während der Woche an mich auf die Universität kommen. abhole.' I Sammariich Försten »Gnaden, herr Graf .... i' hätt’ a’ große Bitt’!« Der Graf: »Nun, mein lieber Loiöl. was wollen Sie denn?« Der Förfter: »J’ taat' ana recht schön bitt’n, Gnaden, herr Graf, daß S’ nia a’ biß'l »Das von Jhr'm Bart siirbmittel gebet’n mei« Waldl lriegt auch schon a’ weiße Schnauz’n!« Verzweiflunsstchrei. unge Frau: »An’s Klavier soll ich ni t, tn die Kit «foll ich nicht und ietzt will rn r mein Mann nicht ’mal ein Automobil laufen!« Miste-stich· »Vater, der Onlel hat efo t, an derllganzen Erde leben überganserthallk Mt Kbgnslkeiöxchew « ·e that gefati Dann wirt- bte haltte davon toalsrgleirno