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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 3, 1905)
Merkenloses Gut. Roman von warte Bemhäkd. (18. Fortsetzung) » .Einen Besuch aber werden wirS Nimmt zu ammen machen!« fuhr Cotta indessen fort. Er streichelte mit der einen Hand Hannas dunkles Haar Und ließ durch die andere mechanisch die lose Perlenschnur gleiten. »Ich half hier in München ——— hier in Mün chen —- eine —- eine alte Freundin cui-« stülxren Zeiten wiedergefunden, ganz durch Zufall!« Jm Gegensatz zu seiner sonstigen raschen Redeweise sprach der Professor jetzt etwas stol pernd und stockend, als müsse er sich des Wort zurechtlegen »Sie ist-— hab’ sie als junger Mensch gekannt —isi schon sitäslich lang her —- ei entlich bin ich doch schon viel zu alt "r solch« junge Braut, wie du dist nnd sie möchte dich natürlich für ihr Leben gern kennen lernen... ist er szich neugierig auf dichl« Er lachte ein-as gezwungen ,,Eisersüch iig dar du nicht sein, Msausi, sie ist eini e echzig Jahre alt, schätz’ ich, du da st dir auch über ihren Bildungs grad«ieine großen Jllusionen machen! Sie tsi nicht das, was man eine seine Dame nennt, das heißt-das heißt, der-steif mich recht: ich möcht’ sie so nennen, weil sie eben ein seines Em psitnden hat und Takt und Herzens gu e —" .th sie eine Frau aus dem Voll?« « warf Pivttowsly, der mit Interesse insehört hatte, ein. »Eigentlich nicht! Sie stammt aus sent kleinen Mittelstand-, wie wir bei Ins im Norden das nennen. Gelernt wird see wohl blutwenig haben, aber gefunden Menschenverstand und pral tilche Anschauung, und Fleiß und Richting —- viel warmes, treues Wyden, all das hat sie aufzuwei sen-, und ich meine, das wäre gerade Wal« . « werde sie gewiß lieb gewin neu!« lag-te hanna freundlich. »Wenn möchtest mich zu ihr bring-ens« »O, bald einmal, ich weiß noch nicht genau! Es hätte längst sein müssen, aber ist man denn zur Besinnung ge tomnien in diesen vierzehn Tagen? Dick und Kitty haben uns so viel in Belchlag genommen.» mein Bruder kennt sie natürlich auch, meine alte Frei-Wink Eani sie in dein Elternhaug -«Elternhaus taan man leider nicht kasgensp du weißt, dasz uns die Mutter eb, als ich kaum zwölsjährig, RE chard drei Jahrealt war. Nein, sie ist nicht zu uns gekommen. ich — wir —ith habe sie sehr oft bei einer be fveundeten Familie angetroffen, sie W dort im Hause —«« »Und wie heißt sie, deine alte Mermisan »Am-tue Erdmannl Gar kein un öhnlicher Name, nicht wahr, aufs« · Tot-la sprach jetzt ruhig, er be herrschte wieder die Situation. Mit pielendee Hand legte er die Perlen chuur um Hannas dunkeln Haarinos en, lächelte, prüfte den Effekt Der Pflegevatet stand daneben und sub den Wen Blick, den der Verlobte aus seine iungeBoaut heftete. »Er hat sie lieb, sehe lieb sogar, das merkt man sst!« dacht-e er sich. »Hätte er sie sonst set-Glis Aber zwischen lieb haben Jukd lieben. . . da besteht ein gewalti ger Unterschied. . . und dieser Mann Zumal ist keine zahme Natur, die nur lauwakme Gefühle ausgeben kann — er ist ein Vulkan! Sollte wirklich alles euer in ihm erloschen und nur Blutk« ava und Asche noch vorhanden Niemand von den dreien war es hätt-send der letzten Minuten eingefal ley nach Frau Dora hinüberzusehen - « - wandte sich Hanna zufällig nach um. . ,Mutti! Muttit Um Gottes willen I »Da-I ist diri« ; Ja ihrem Sessel lehnte die trante Z " leiehenblaß, die Augen groß und « « . die hände zuckend, der Athem — und ging in Stößen-, wie schlach . kamt ihr eschehen sein?« Gut-ef twas muß sie heftig erregt --: i« ,Unniögiich, wir sind doch bei « ’ gewesen, sie war bis vor siins Mi Zkirten völlig unverändert, und es ist sticht das mindeste vorgefallen!« - Miste-T angstvoll, erschüttert um i sie alle drei den Lehnstuhl. 14. Fra- Tltsisae Erdmann saß in ily immer allein und wartete. s « Mr Im die fünfte Nachmittags- ! —- eia sonniger, freundlichen I ·gitag, nachdem es tagelang i » Meint, geschneit und gehagelt Im blauen Himmelszelt wan große nnd kleine schneeweiße - —- die kleinen sahen aus wie so duft und zart ge . diene-r immer wob M di- —Mume und Ge ists-I leuchan Kon , weich in der stil -— UIde Postillon-e « da, as- esieebmmr onnte » s M gefiederten Schelm F sitt cis eftwas tin de; usw« an gereg un Lamm es wirklich nach iche, Ein Veilchen duften? An den Straßen ecken standen freilich Buben und Mäd chen mit ihrenKZrben und boten die reizenden lila Blüt n feil... aber überall, auch wo te nicht waren, spürte man diesen iöstlichen Hauch. »Jtalien hat uns einen Frühlings iag über die Alpen geschickt!« sagten die Münchener und dehnten wohlig die Brust und athineten tief. In Frau Alwinens Stäbchen war es sehr behaglich. Lauter alte Sachen, aber hübsche, wohlerhaltene Möbel waren es, die vom Wohlstand ihrer einstigen Besitzerin erzählten. Auch von einer gewissen Eigenart dieser Be sitzerim einem gewissen Geschmack be ri teten sie- Keine ge "kelten Schutz de en, lerne weißen erviettchen auf Sofa und Sesseln, überhaupt kein zierlicher Kleinirarm wie ihn alte, alleinstehende Bürgerfrauen lieben . . . alles in dunkeln Farben gehalten, ernst, gediegen. Frau Alwine hätte manches anders haben mögen —lich ter, freundlicher — aber sie respektirte streng den Willen ihrer Erblasserin und ließ jedes Stück wo und wie es war. In einer Ecke des ' immers lag es « wie ein kleiner Berg chwarzer Locken —- und der regte sich jetzt. Ein unde kops mit langen Ohren und lugen, dicht umzottelten Augen hob sich em por, ein leises Gähnen wurde hörbar, eine beneidenswerth gesunde sever rothe Zunge und ein schneetveißes, prachtvolles Gebiß kam zum Vorschein. Das war «Schufterle«, der Pudel der Verstorbenen der i r lange Zeit mit leidenschastlichem Ochmerz nach getrauert und sich endlich mit ebenso leidenschaftlichee Zärtlichteit an seine neue Eigenthümerin angeschlossen hatte. Frau Alwine beachtete ihren vier beinigen Freund einstweilen nicht. Sie stand vor dein Spiegel und sah, ob das schlichte schwarze Wolltleid auch beileibe kein Ständchen aufwies, ob die schwarze Spiizenbarbe tadellos iiber dem spiegelglattem eizgrauen Scheitel lag. Sie war ausgeregt,das konnte sie sich nicht ableugnen! Die Hände bebten ihr ein wenig, als sie jetzt aus ihrer Kleidertasche einen zer lnitterten Brief hervor-holte, um ihn ——zutn wievielten Male schon —zu lesen. Sie segte sich dazu aus den Fenstertritt — auf dein Gesimse bus ieten Hyazinthen, Tazetten und Mai fblikizmchen in hübschen Porzellangel a en. »Liebe Frau Erdmann, liebe alte Freundin, ich habe mich vor kurzer Zeit mit Fräulein Hanna Piotrowizth verlobt! Sie wissen, wer das ist! Die Nachricht wird Sie sehr überraschen; ich beabsichtige, Jhnen meine Braut » morgen, Mittwoch, den 15., etwa um fünf Uhr Nachmittags, zu bringen. ; Dick und Kitty sind nicht dabei, die trmrnen ein andermal. Empfangs feierlichteiten strengstens verbeten. Meine Braut ahnt nichts von ihrer IVergangenheiL soll nichts davon ah nen, das wissen Sie ja! Sie weiß freilich, daß sie nicht das eigene Kind der Leute ist, deren Namen sie trägt —das hat der Pslegevater ihr auf ihr inständiges Bitten gegen Wissen und Willen der tranken Mutter mit getheilt — aber das ist auch aller-! Von meinen Beziehungen zu ihrer Familie ahnt sie nichts, es ist ihr so gar, glaube ich, unbekannt, daß ihre Angehörigen gleich mir in K. gelebt haben... was sollte ihr diese Kennt niß auch nützen? Sie ist sehr zart und sensitiv, hat viel über diese vergangenen Dinge ge griibelt, wie sie mir selbst eingestan den hat —- es ist aber unser aller Auf gabe, sie weiter in Mr Unkenntniß ihrer Hertunft und ilie zu erhal ten-daher bitte ich Sie, liebe Freun din, ihr völlig unbefangen, ohne jedes Zeichen besonderer Erregung oder Rührung entgegenzutreten und sich nicht die teiseste Anspielung auf gewe- - sene Dinge entschliipsen zu lassen! Meine Braut weiß von Jhnen nichts weiter, als daß ich Sie als junger Mensch sehr häufig in einer mir nahe « besreundeten Familie angetroffen habe und Ihnen neulich durch Zufallhier : in München begegnet bin, wo wir so- « fort die alten Beziehungen wieder aus frischten. Lassen Sie es mich nicht bereuen, Ihrem damals so lebhaft ausgespro chenen Wunsch, anna von Angesicht zu Angesicht zu ehen nnd persönlich kennen zu lernen Folge gegeben zir haben. Der Jhrige Willfried Cotta.« Gott —- ach Gott! Tief und zitternd athrnete die Frau ans. Ihre Lippen bewegten sichs sie sprach Leise zu· sich selbst, das tte sie sich waher ihres lan en ei amen Lebens angewöhnt. «We wird das auige ? Jst ja so gut m ihm, daß er » mir bringt, wird meine Fichte-ärm- setn... in n g aber tee Schiner ! Werd mich auch herstellen lonneiay wenn nun das Madchen ahnungtloi M—hter zu dieser Thite herein tnt und reicht mir die hand und In inir freundlich, da ich ihren . tenne, aber doch, wie I einee runden! Sänger hin-eh ——und fremd! Wo ich sie alle, alle «etannt und geliebt half und hab’ sie selbst unzähligemal aus meinem Arm Xbadtl Er hat klug reden! Keine ührung keine Etregung! Vollkom mene Unbefangenheit! Er ist einMann, er war damals so jung, tpie lange liegt das alles hinter ihm! Er hat mir’s ja selbst gesagt, er hat jetzt das Gefühl, als wiit’ er das gar nicht ge wesen, der das alles erlebt hat! Aber « ich! Jch bin’s gewesen und weiß von « allem, als wiik’ es gestern geschehen! , es hilft nichts, ich muß mich zu ammennehmen... muß!! Wenn sie nur nicht wirklich der Hildegard so sprechend gleicht, wie aus dem Bilde!! Der Oildeaard!« Hastig steckte Frau Erdmann den Brief wieder in die Kleidertasche und öffnete das untere Schubfach einer Komode,das allerlei Rollen und Pack clken enthielt. Mit sicherem Griff faßte sie ein mit einem rothen Sei denband umwundenes ziemlich flaches Packet, wickelte das Band und die äußere hülle ab und betrachtete den Inhalt. Allzuviel gab es nicht zu sehen. Ein sorgsam zusammengefalteteBZeitungs blatt, einige Briefe, ein paar in Sei denpapier gewickelte Photographien Diese letzteren nahm fie heraus, legte die übrigen beiseite und vertiefte sich in die Betrachtung eines kleinen Brustbildes, ein reisender Mädchen iopf mit großen, tärumerisch blicken den Augen und einem weichen, lieblich lächelnden Munde. . »Das ist sie, ja! So war sie, so fah f sie aus! Aber auch genau so! Das « Bill-, das mu er auch noch haben, ein anderes ha s, so viel i weiß, nicht von der hilda gegeben! Gott« wie war sie doch reizend, und hat fo jung sterben müssen, und so sterben müssen! Freiwilligt Nein, wie kann ich jetzt gerade das Bild hervorholem wo in jedem Augenblick, es ist aber kaum halb fünf, und so punltlich wird er ja nicht sein! Aber doch! Ich soll ja gefaßt und unbefangen sein, ich muß mich beherrschen!« Frau Alwine wickelte das kleine Bild wieder sorgfältig ein« fügte das Packet, genau, wie es gewesen, zu sammen und legte das rothe, Seiden band darum. Dann mußte jn Ich rasch setzen, ihr zitterten die Kn ee, und die Thränen träufelten ihr aus Hand und Kleid herab. Aus seiner Ecke war der Pudel her-· . keigctommen, er rieb seine Schnauze an der herabhängenden Linien seiner Herrin und stieß leise lvinselnde Töne aus. »,,Ja, du weinft mit mir, weil du » mich weinen siehst! Hast ein guies herz. mein schwarzes Thier, möchtest mir helfen, aber das tann keiner, das kann allein der liebe Gott! So-— schvn —wvl1en mir beide vernünftig sem, Frauchen, auch Pudelchen hilft uns alles nichts, wir bekommen ja bald Besuch, der darf uns nichts an merken!« Drunten rasselten Räder-, einWagen hielt vor der Hausthür. Die Frau, die rnit stockendem Herzschlag empor gesprungen und zum Fenster gelaufen war, sah einen hochaewachsenen Mann auf dem Pflaster stehen und einer ele gant getleideten junan Dame aus dem Wagen helfen. Das Antlitz des Mädchens war weiß verschleiert »Jetzt gilt est Nun, lieber Gott, shilf du mir, wie du so oft geholfen baftt Gib, daß das Kind nichts merkt von dem, was in mir vorgeht!« Mit diesem Stoßgebet auf den Liv pen öffnete Frau Alwine die Thiir und wartete auf ihre Gäste. »Grüß Gott, liebe Freundin! Da bring ich Ihnen meine Braut! Darf ich ganz zeremoniell vorstellen: Frau Alwine Erdmann . . . Fräulethanna Piotrowzty!' Cotta betonte den letzten Namen ab sichtlich, er rnanövritte geschickt noch einen Augenblick an der Thürsckswelle, ? im der alten Frau Zeit zu geben, sich l ein wenig zu fassen — Aber jegt trat Hanna iiber die Schwelle und schlug den Schleier zu rück. Beine-he gespannt fah Willfried Catta nach ihr nrn... war sie denn Träg jetzt hildegard so besonders ähn i »Ach, wie hübsch es hier ist, und wie ich mich freue, bei Ihnen sein zu können, Sie lennen zu lernen!« Nun war es nicht nur hildegardz Qsicht dai unter dem großen der hut hervor die alte Frau anlachelte, bildenan Stimme auch war ei, die zu ihr sprach! Diese weiche, ein wenig bedeckt klingende, dunkle Stimme, die voll Lust nnd Glück und Leben er klungen war und die dann hatte ver stummen müssen-, so lange schon, to lan e! s ging wie ein elektrischer Schlag durch die Gestatt der alten Eckern aber mit aller Kraft suchte sie i er tiefen Bewegung Here zu werden. Was sollte geschehen, wenn sie die Gewalt älter sich verlor? »Mein Liebes junges Fräulein . . .« bagann sie zögernd. »Ach, nicht dacht Das dürfen Sie nicht, so dürfen Sie mich nicht nennen, nicht wahr, Wtllf Sie müssen hanna mir-fagen!« Siehattespgef - der la . 0Jahrent Sie sah si ·eht, in die em I Augenblick, int dein inde au deml Arm vor dein großen Spiegel heu, « tn der schönen, reichen ’uslichtetti Be- Hankdireätosrzi . . . »ein deerdaitzier ( uihetr un ene reizen ns und die lieblichem lebensvollen Kin der. He alle matt ten Alwine Erd Mnn, wie He das pchen tm lan su weisen Fragt in ihren Armen hoch emporhob und dem Spie- . gelbilde zunickte und in dem neckisch tosenden Tan. den man mit kleinen Kindern anzuschlagen pflegt, gesragt hatte: »Wer ist doch da drüben? Wen hah’ i doch hieri« Jst das unsere Hanna Wirklich unsere hanna?« Wie sie da alle gejubelt hatten, als das Püppchen plöslich die winzigen Hände nach dem Spiegelbilde aus streate und lachte! Wie es von allen Seiten Liebtosungen und Schmeichel namen stir das Kind geregnet Zaun »Unser Kleinstes —- unser Sii estes —- unser Engelchen —- unser Spiel zeuå—— unser goldiges Hanna-Kind!« o waren sie —- ach —- wo waren sie alle, die damals unter Last und Lachen das Kindchen umringt hatten? Die beiden blonden kräftigen Knaben, die lachlustige Frida und sie, Hilde gard, die »Kronprinzessin«, wie die Fresunde des Hauses sie genannt hat ten Und eines Vorsalles noch erinnerte sich die Frau, wie sie dastand und die seine Madchenhand in ihrer Rechten hielt. Es war an einem Winteradend gewesen — sie und Hildegard allein daheim; die Eltern in Gesellschaft, die Knaben mit Frida im Theater. Al wine Erdmann, als Vertraute des jungen Mädchens eingeweiht in das heimliche Berlöbniß mit Willsried Cotta, konnte mit hildegard unter vier Augen nie genug von deren herzaller liebsten reden; wie tlug er sei, wie energisch, wie talentvoll, welchschöne Zukunft ihm dedorstände und —wie er seine Braut liebtet Yas Msdckzen sprach Und sprach, vie Augen strauc ten, die Wangen glühten —- weh miithig und gerijhtt hörte die alte Bertraute zu, nickte zu allem, sagte Ja, - dachte dazwischen nicht ohne Besorgnisz san den wilden Studenten, dem der Iausgezwungetle Beruf so verhaßt war-, von dessen tollen Streichen und leicht fmnigem Lebenswandel sie so manches vernommen —- dachte an den Vater des jungen Mannes, der mit mittel alterlicher Strenge und Härte haus und Söhne regierte . . . wie würde das alles noch enden? Da hatte das Wiegentindchen, die ; tleine Hanna, die verpflichtet war, sest Izu schlasen, während die beiden leise smiteinander redeten, plö lich, ohne Ijeken Anlaß, begonnen, s etzlich zu weinen, als ahnc ihr nichts Gutes bei »den Liebesphantasien und Zutunsts piEnen der älteren Schwester. Sie wurde ausgenommen umhergetragen, beschwichtigt, hörte zwar aus zu wei nen, wünschte aber fürs erste entschie den. nicht wieder zu schlafen, sondern richtete sich terzengerade aus und sah mit den großen blauen Augen ins Licht. « « und da hatte Himgm das Schwe sierchenleidenschastlich zärtlich an sich edriickt, die winzigen hände, das ammtweiche Gesichtchen geküßt und halb jauchzend, halb schluchzend ge sagt: »Gibt es aus der Welt was Siißeres als solch ein Geschöpfchen? Ach Gott-, Alwine, wenn ich denke, ich könnte später auch so ein sind mein eigen nennen —ich -—ich —-—« Da war sie beisz erröthet, jählings verstuman und hatte ihr junges Ge sicht im Kleidchen der tleinen Schwe ster verstect ? Mit Blitzesschnelle zuaten diese hei den Szenen am inneren Au e der alten Frau darüber-, und tvä tend dessen sagte sie lang-sann wie aus einem Traum heran-« »Aber möchten Sie nicht- Jhte Sa chen ablegen? Sie bleiben doch ein Weilchen bei mir, nicht wahr, Fräu nichi wahr. lieve Damms-« »Dort ich, Will?« Sie- hatta sich nach ihm zurückge wandt, er nickt-e ihr lächelnd zu und rauschte, während sie beide nnr anna bemüht waren, einen ernsten Blick mit seiner alten Freundin. »Halt Blut! Nichts verrathen!« sagte der Blick. Es gesiel Hanna bei Alwine Erd mann Sie rnusterte die an Woh nung, ließ sieh von der er denen nnd deren Gewohnheiten erzählen nnd larn alsbald, wieeö ja so nahe lag, aus Frau Alwinens eigenes Varleben und deren alte Beziehungen zu ihrem Verlobten zu sprechen. »Ja welcher Stadt lernten Sie ihn kennen? Und was siir Leute sind das eigentlich gewesen, in deren hause Sie ihn so ost trafen?« »Ach, höhere Beamte, sehr seine, liebenswürdige Menschens« sagte rau Alwine hastig. »Ich hals in der l milie die Kinder erziehen, den ushalt führen, die Leute über-» wachen -" : «Waren auch Töchter dort im hause? Erwachsene Töchter-, meine» ich!« Hanna wars einen neckischen Seitenblict aus ihren Bräutigam. «Erwachsen war nur eine!·' Es tara-rieselte die alte Frau kalt, wie sie-» das aucspraeh J . ·«bsch?« inquirirte Hanna schel-! Uns weitst. ·« »Gut-an so hübsch wie-dul« Cotta sprach es gan ernst, aheri das junge Mädchen hi t es nattirliehx nur siir einen Wih und lachte. , »Er ist damals doch so jung noch gewesen -—er hat ei mir selbst gesagt —- lamn dreinndstvanzigl Bitte. er zählen Sie mir ein wenig von ihm! ie waret? Aehnlich, me jeht, oder ganz anders?« . «Beidesl« Die Frau war froh, aus Farinlaseres Terrain gekommen zu ein. äu vielen Dingen ganz andert, natürl - unreifen voll-er wechselnden Stimmungen und Lanmn.« aber m mancher Beziehung sa wie heute; erwaßte genas-, was er- wallte er. konnte die Menschen für sich gewinnen, fo bald es ihm beliebte —« »Bitte, Frau Alwine, machen Sieg gnädig mit mitl« fchalieie Coiia ein. »Wie hat er denn damals ausge feheni« »Wunderfchön natürlich, Mausii Das Bild männlicher Vollkommen ii.·« »Nein, das nichi!« bestritt die Frau mit sachlichem Ernst. »Richard war lyüdfcher als er, aber was man inter essant nenni, das war in feinem Ge sicht und auch in feinem Wesen, denn ich weiß von vielen —« »Halt, hali!« Cotia hob beschwö rend beide Hände auf. »Ich proiefiire feierlich gegen diese Art der Magra rhiel Ihre Beobachtungsgabe in allen Ehren, liebe reundin, aber ver ssen Sie, bitte, ni i, daß hier meine raut neben mir sitzt, die sich, kraft ihres Berufs als solche, verpflichrei hai, mich als Jdealgefiali zu fehen und aufzufassen —- sie hai einen rofenfar denen Schleier über mich geworfen, den man »Jllufion« nennt, den dürfen wir ihr vorläufig nichi zerreißen,das beforgt fpäier die Ehe schon von « felbfi!« « «Wirilich?« Thui sie das?« Hanna bog sich ein wenig zurück und fah den Geliebien löubiäncån »Auf alle "lle, usi! Das Lieb haben wird drum doch nicht aufhören, mein’ ich!« »Das lann es nicht! Nie — nie malsl« « Die wenigen Worte wurden ohne Jedes Pathos, ohne besondere Beto nung gesprochen, aber von einem Blick begleiiei, der der alten Frau Thränen in die Augen trieb. Wie dies Kind den Mann lieben mußiei Genau fo zärtlich-hingebungsvoll, fo leiden schaftlich-blind wie es Hildegard ge than hatte. ,·.·Aber feine Kunfl!« hanna war erroihet, wie jedesmal, wenn sie meinte, zu viel von ihrem Gefühl ver rathen zu haben. .Hai er die damals, als junger Mann, auch schon fo fana klich AOHOVL daß sie ihm über alles ging ?« (Forifeßung folgi.) q fsf Die »oui«-nies- Rom. Jbsens Schauspiel Nora verfehlt nie einen tiefen Eindruck zu hinterlas sen. Nur eines befriedigt nicht — der chluß. Daß Nora die Kinder verlii t, ist vielen unverständlich. Nur wenigen »Beste bekannt sein, dasz das Schauspiel in Deutschland vor 24 Jahren noch mit einem sog. »versöb-nlichen« Schlusse gegeben wurde, derart, daß Nora in der letzten Szene sich entschließt, doch bei kaem Gatten zu bleiben — um ihrer Ktndet willen- Die erste Ausführung des Stückes mit dern richtigen Schluss sand am 3.Miirz 1880 in München statt: Marie Ramlo spielte die Titel rolle, in der sie seitdem zahllose Male lgeseieri wurde. Jn Norddeutschland dagegen vor man uerst vor dem »un » befriedigen-sen« usgange zurückge schkectt, wenigstens spielte edwtg NiemannMaabe das Stück n det ersten Zeit mit dem abwänderten Schlusse. Wenn via-n «rdoch, wie dies schon des öfteren ges » n ist« behaup tet, daß diese vortreffliche Litnstlerin sich selbst den versöhnciches S laß auftritt »zurecht gemacht« habe, o ist das ein Jertbunn die Aendmm hat vielmehr Anrik Jbsen selber sitt Frau Riemann- aabe hergestellt. Das Nahere dariiber enthält ein bislxr nich wenig bekannter Brief Jbsens att Heinrich Laube nach Wien, dessen BUka hist von Interesse tritt dirrste. München tm 18. mai 1880. Sehr geehrter here irettort Es war mir eine große reade, zu cfshkem daß mein neuestej chartsprel Nora untethrer weitberiilzenten Lei tung« Mk « iener Stadttbeater zur Auffuhumg gebracht werben wirb. Sic finden, daß das Stück des Schlussez wegen der Kategorie »Schauspiei« nicht entspricht. Aber, verehrter Herr Direktor, legen Sie denn wirklich den sogenannten Kate gorieen einen so sehr großen Werth dei? Jch jedenfalls glaube, daß die dramatischen- Kategorieen dehnbar sind, und daß-dieselben sich nach den« vorhandenen Thatsachen in der Lite ratur richten müssen, nicht umgekehrt So viel steht wenigstens fest, daß das Stück mit dem jetzigen Au « ang so wohl in Kopenhagen wie in torthotm und in Christiania einen dort fast bei spiellosen Erfolg gehabt hat« Den geändetten Schluß habe ich nicht nach Ueberzeugung abgefaßt, sondern nur auf Wunsch eines nord deutschen - inpresario und einerSchau spielerin, ie in Norddeutschland als Nora gastiren wird. Jeh füge eine Abschrift dieser Aenderung bei, wo raus Sie hoffentlich erlennen werden, daß die Wirkung des Stückes durch die Benußung dieser Aenderungnur ab geschwächt werden kann. Jch stelle Jhnen deshalb anheim, die Aenderung nicht zu berücksichtigen sondern das Stück in ursprüngliche-r Gestalt dern Publikum vor-zuführen Mit vorzüglicher Hochachtung Jhr ganz ergebener Henrit Jbsen. O O III Aenderung. Nota Daß ein Zusammenleben zwischen uni· beiden eine Ehe werden könnte. Lebe wohl! (Will gehen) helmer. Run. denn —- gehel Gast sie am Arm.) Aber erst ollsi tm deine Kinder sum lehtenmale eben pra. La mich las. Ich will sie nicht sehen. Ich tannes nicht! Delmer Sieht xse gegen die Jhüt links). Du so st sie se n! Kcnet die Thür und fa t lei e) Sie u; dort schlafen sie fo sorglos und ruhig. Morgen, wenn sie erwachen und rufen nach ihrer Mutter, dann sind sie — mutterlos. Nora (bebend) Mutterlvs —- ! Helmer. Wie du es gerissen bist. ora. MutterlosL (Kämpft innerlich, läßt die Reisetasche fallen und sagt) Qich versündige mich gegen mich selbst. aber ich kann sie nicht verlassen. (Sinkt halb nieder vor die Thüre.) ' Helmer (freudig, aber leise) Not-as lDer Vorhang saut.) I . I Jm Anschluß an dieses Schreiben bat darin seinerzeit Frau Hedwig Niemann-Raabe folgendes mitgetheilt: » . . . Der Schluß von Jbsens Nora ist allerdings fiir mich geändert, doch wurde die Initiative dazu nicht eigent lich von niir ergriffen, weil ich ein«-m Meister, wie Jbsem ge set-aber eine solche Forderun zu s . en niemals gewagt haben wurde, vielmehr war es Jder berühmte Leiter des Hamburger ThaliasTheaters, Cherie Mauriee, der in seiner tiefgegriindeten Kenntniß des Publikums die zu damali r Zeit wobl noch berechtigte Bewng hegte, ein Ausgang. wie ihn J senö Nara ur sprünglich hatte, wiirde die Zuschauer unbefriedigt lassen. Als inich Direktor Maurice um meine Meinung fragte, erwiderte ich ihm allerdings: »ich wiirde meine Kinder nicht veriassen!!»« Diese Antwort war fiir ihn entschei dend, und so richtete er an lesen die Bitte, dein Drama einen bersödiW Ausgang zu geben! Ob ich später iik Berlin und anderen Städten mit dem ursprünglichen oder dem geänderten Schlusse gespielt ist niir nicht mehr erinnerlich. Da iibrigensoder gean derie Schluß dem Stätte nicht gescha det, beweisen der Erfolg nick) DIE Kai sen-Rapporte.« Diese Nora-Bariante aus dein« Fahre 1880 bat zweifellos tiefere Be eutung, als sie sonst eine doppelte Lesart zu haben pflegt. Man geht vielleicht nicht zu weit, wenn man in ihr-zumal sie nur auf Deutschland Bezug bat —- den seinen Grenzpunkt zweier Literaturepochen sieht. Beiläufig bemerkt, ist diese Schluß iinderung mit Rücksicht auf Bühnen wirtung und Publitum kein vereinzel ter Fall. Es sei nur an Sudermanni Ehre erinnert in der ursprünglich zum Schlusse Robert heinicke den Ver fiihrer seiner Schwester Alma iiber des Hausen schoß. was noch aktf den Pto ben in die jedige unbluixxie Schluß fUssUUg Umgemildert wurde M . Menschen ohne Gitte s Schon vor einer ganzen Reihe bon Jahrzehnten wurde der wissenschaft liche Nachweis gestier daß der Besi einer Gallenblase sur das Leben nich, wesentlich ist, so daß ein Mensch-ihn dies Organ sich einer guten Gesund heit erfreuen tann. Allerdin lud Falle dieser Art nicht sehr häus; im Lanze der Zeit doch genügend o festgeste t worden, uin den Beweis jener Behauptung mit aller Zuverläs sigseit erbringen zu können. Einmal wurde sogar an einem Zöjährigen Mann»die Beobachtung gemacht, daß ihm nicht nur die Gallenblase fehlte, sondern ubekhaupt scheinbar jede-Ver bindung zwischen der Leber und dem Dapnz Diese- Angabe wäre wohr fcheiulsch einfach auf die Lifte der J · thwner gesetzt worden, wenn sie fis von einem tuchtigenitlrzi ausgegange ware. Freilich hat man auch bei Opera-s iionen die Erfahrung gemacht, daß das Leben noch etwa ein lbes Jahr bestehen tann, wenn die T iglett der Leber aufgehoben ist. Man« hat sich ja überhaupt mehr und mehr daran gewöhnt, sich nicht mehr so leicht über etwas Außerordentliches in dessha tvmie zu wundern, nachdem sich bei spielsweise auch der Magen alsein nicht unbedingt zum Leben nöthiges Organ herausgestellt hat. Die all gemeine Aussassung geht jetzt dahin, taß eine fehlende Gallenblase von Ge-" burt an einer Entzündung zuzuschrei ven ist, die in dem kleinen Menschen« törper schon vor der Geburt statt e sunden hat. Meist ist dann auch ie Leber in Mitleidenschast gezogen. Der wichtigste Bestandtheil der Gallens siiifsigleit wird übrigens auch nicht lediglich von der Schleirnhaut der Gallengänge erzeugt, sondern findet sich ständig auch in der Aussche dung anderer Schleirnhiiute des Kör ts. Auch gibt es viele pflanzensresiknde Thiere, denen eine Gallenblase iibers haupt fehlt. Damit das Gegenstiict nicht schle, kommen auch Fälle vor, tn denen ein Mensch zwei vollständig ausgebildete Gallenblasen nebst den dazu gehörigen Gängen besitzt. W Der Fehler vieler Mens n i ,d e das Glück am Wege.che staiit ais hrem Wege suchen. i ·- e Dasz der Zar einen neuen K ie mit Japan ansanIn möchte, das rdes weist, da er m m igen Kriege lieber nt mehr. mitsp möchte. «