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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 3, 1905)
» Frau Kommerzienräthim Messe von Reinhold Ottmann. In Ifenem süßen Nichtsthun lag der M Landschafiömalet Fritz Körting » · As dem Divcm seines von ihm auf Du hochflingenden Namen ,,Ateliet« fHEFM Zimmets, als mit freund - Gruße der Postbote eintrat. s »Nein, herr Körting, diesmal ists " nur ein gewöhnlicher Brief « «So ist mein Dasein also um eine fern-Täuschung reicher Geben Sie »Ja-i Er betrachtete seufzend die wohlve zthe Handschrift auf dem Couvert M riß es auf. Aber seine Augen 9 IIIde größer, während er las, und , ein gewaltiges Erschrecken spiegelte ., Ich in seinen Zügen. Mit einem Satz hat er auf den Füßen und rannte zum Atelier hinaus. «Vomit tann ich dienen, verehrter " Meisters Meine Mama ist leider nicht ; anwesend« »Sie ist nicht da? —- Dann gestat test Du wohl —- ——?'« « i Und ohne sich weiter darüber aus - 1Itllassem was sie gestatten sollte, oder die erbetene Erlaubniß abzuwarten, nahm er die junge Dame in seine Ar - Ue und drückte einen Kuß auf ihre i Lippen Mit erheuchelter Entriistung suchte sie sich los: «Psui, mein Herr, ich werde mich Eber Sie beschweren.« »Ach, Maus, mir ist garnicht so « ft zu Muthe. Ich habe eine » chreckliche Nachricht erhalten. Onkel ller wird mich noch heute besuchen. zan sein Zug nicht im Schnee Zfreien bleibt, kann er in einer Stunde hier sein.« jzs »Im Schnee? Bei diesem Regen lsetteri Darauf darfst Du Dir wohl huren Hoffnung machen. Aber warum ist denn sein Besuch so schrecklich? Jst dieser Onkel Müller nicht der Wohl thäter, dem Du Deine ganze Künst ; terlausbahn verdantst?« «Jreilich, aber er hat sich sehr z Efchwet entschlossen, darein zu willigen, · - spie ich nicht einen großen Erfolg .«habe oder heidenmäßi viel s verdiene, wird er sein Täißvep "« » n iiber meinen verfehlten Beruf. "« um überwinden. So ungern ichs geht-h muß ich ihm doch des guten» Zwecks wegen von Zeit zu Zeit etwas ««wrflunkern, um ihn bei Laune zu er- ’ Halt-ein« . a,Al)a, ich merke schon —! Das hast l DR auch diesmal gethan, und nun sfkrchtest Du, dabei erwischt zu wer-s - Mi« j «Leider ja! Da seiner Meinungi nach das Portraitfach der einzige ein- s ::Migliche Zweig der Malerei ist, hat set mich immer und immer wieder ge su-«ngt, die unfruchtbare Landschaf - « auszugeben und mich aus das trait zu werfen. Zuletzt wurde er « s angehalten über meine Wider —--rigkeit, daß ich ihm zu seiner Be vorschwindelte, ich hätte den .«—’ustrag erhalten, das Bild einer « merzienriithin zu malen. Seit »» aten spielt dies Portrait eine al Rolle in unserenBriefen. Bor ; It erst habe ich ihm geschrieben, El - s ich in vierzehn Tagen fertig sein ; -— de. Und nun kündigt er mir an, s er heute auf der Durchreise bei s versprechen und sich mein erstes Bestellung gemaltes Portrait an s, wolle. Wenn ich ihm jetzt ge - - muß, daß die ganze Geschichte s Humbug gewesen ist, so habe ich s r immer mit ihm verdorben.« »Ist das wäre sehr schlimm, nicht E »Gewiß! Um so schlimmer, als ich eben jett unser Herzensgeheimniß ’· wollte. Es würde ohne Kampf genug gekostet haben, Zustimmung zu erlangen, nach - solchen Katastrophe aber gäbe es - -«upt keine Hoffnung mehr.« »Du hättest das nicht thun sollen, « ! Aber was hilft es, sich jetzt mit «iirsen zu quälen. Giebt es denn seinen Ausweg? Kannst Du nicht " , Du hättest das Portrait be abgeliefert?« —««Unmöglich — nachdem ich ihm · erst geschrieben habe, daß ich noch Tage daran zu arbeiten »Du hast Recht, das geht nicht. . vielleicht weiß ich doch einen s Existitt denn diese Kommer « « .t überhaupt?« Spuk! Sie ist ein Gesin « Phantasie.« uDann nehmen mir das Bild mei ther, mit dem Du mich an leyten Geburtstage erfreut . Wenn sie auch nur die Wittwe s« .- Posiselretärs ist, zur Noth lann wohl auch einmal für eine Kom « —.-zlenriithin gelten.« ’ Jst denft Gesicht des Maler-Z leuch " sei au . r ti, daß ich darauf nicht se dannen bin! Eine großartige « Natürlich machen wir das, ! Wenn Onkel Müller Deine « Mma später einmal kennen «· m wir ein glückliches morden sind, betchien wir . nie aber will er nur eine j bleiben, da ist keine Entdeck Mrchten.« Wien später and das Ge Ierllich auf der ·ta lei, das · seh- tvmpaihis· n. statt me von etwa vierzig Jahren, Hi nach fest nuschwer ansah, sz ich ketpefen sein müssez IF «Mirting aber hantirte sehr eifrig mit Pinseln und Palette. »Aus der Bern eiribrosche muß ich natürlich einen rillanti mucl ma chen, der unter Brüdern eine zehn tausend Mart werth ist.—So! Rnn am Ringfinger noch einen haselnufz großen Rubin! An einer Kommerzien riithin mit einer Bernsteinbrosche Bürde Onkel Müller niemals glau n.« Eine halbe Stunde später llingelte es, und Fräulein Trade Sylvefter, die natürlich vor Begierde brannte, den gefürchteten Onkel kennen zu lernen, ließ sichs nicht nehmen, selbst zu öff nen. »Herr Körting ist, wie immer, bei der Arbeit. Und vor Eintritt der Dun kelheit läßt er sich nicht gern stören,« sagte sie zu dem alten Herrn. »So? Jster so fleißig? Das freut mich zu hören. Aber mir zuliebe wird er schon ’mal eine Ausnahme machen.« Fritz, der lauschend hinter der Thür gestanden hatte, hielt es jetzt fiir an gezeigt, den Onkel zu begrüßen. »Du hast es ja hier sehr nett,« meinte Herr Müller, nachdem er sich aus seinem Ueberzieher und verschie denen Sbawls herausgeschiilt hatte. »Und was war denn das für ein aller liebstes Mädchen, die mich empfangen bat? Du machst mir hier doch keine Geschichten?« »Gott bewahre, Onkel. Jch mache hier nichts als Bilder. Dei-diese beiden großen Landschaften sind für die nächste Ansstellung bestimmt. Jch hoffe, daß sie Deinen Beifall finden." »Dum! —- Hum! —Zu viel Grün lieber Fritz —- viel zu viel Grün! Aber wo ift denn Deine Kommerzien räthin? So ein bestelltes Poetrait ist mir tausenmal lieber als alle giftgrü net; Landschaften mit oder ohne Rind vie .'· »Hier, lieber Onkel! — Aber ich muß natürlich an vielen Stellen noch die letzte Hand anlegen.« I Mit einer gewissen Feierlichleit »putzte Herr Ferdinand Müller seine :Brille, ehe er vor das Bild hintrat. ’Wohl eine Minute lang betrachtete er es schweigend. Dann drehte er sich plötzlich seinem Neffen zu und sagte hastig ,,Wie war doch ihr Name? Schriebft Du mir nicht, sie hieße Sartorius?« »Allerdings!« »Und was für eine Geborene?« »Das kann ich leider nicht sagen." »Aber ihren Bornamen wirst Du doch wohl wissen?« »Ja —- ich —- ich glaube —- Hen riette.« Herr Jerdinand Müller nickte drei mal langsam und feierlich. »henni! —- Es stimmt! — Es konnte ja auch gar nicht anders sein. —Also eine KommerzienriithinS — und ihr Mann? —- Jst es ein guter . Mensch? —- Jst sie glücklich?« Der junge Maler fühlte, wie seine Stirn feucht wurde »Ich weiß nicht,« stammelte er, und der Wahrheit gemäß fügte er hinzu: ,.Jch habe ihn nie gefehen.« Der Onkel vertiefte sich aufs neue in eine beinahe andächtige Betrachtung des Bildes. · »Warum sollte sie auch nicht glück lich sein!« fuhr er, zu sich selbst re tend, mit einer gewissen Wehmuth fort. »Wenn man solche Brillanten besitzt! —- Aber wer hätte das gedacht —wer hätte das gedacht! — Eine Kommerzienriithinl —- Und sie wäre um ein haar Frau Ferdinand Müller geworden.« Dem unglücklichen Neffen zitterten die Kniee. »Ich glaube, Du befindest Dich in einem Jrrthum hinsichtlich der Per sünlichteit, lieber Ontel —- ein zufäl lige Aehnlichkeit vielleicht -—« «O nei ich täusche mich nicht, das Auge der iebe sieht scharf. Und ich habe sie geliebt, Frist Sie war meine erste, meine einzig, wahre Liebe. Nur weil ich damals noch tein Geld hatte, konnten wir uns nicht heirathen. Aber ich muß sie wiederfehenl Jch muß von ihr selber hören, daß sie glücklich ge worden ist. Jch werde meine Weiter reise aufschieben. Wann lommt sie hierher zur Sitzung?« Fritz Körting schnappte nach Luft. «Borläufig überhaupt nicht. Sie sie ist gestern mit ihrem Manne nach dem Süden gereist.« FerdinandMiiller wiegte das dünn behaarte Haupt. »Genern —- geraoe gestern: — Ich habe eben immer Unglück. Und ihre Kinder? Haben sie ieine?« «Jatvohl — fünf Stück.« »Fünf Kinder! Und es könnten die meinigen sein, wenn ich das nöthige Geld gehabt hätte!« Er war in eine sehr elegifche Stim mung erathenz Fritz Körting aber fühlte ich der Verzweiflung nahe, denn das Ende dieser unglückleligen Ver wirrung war ja gar nicht abzusehen. Und nun mußte zu allem Unglück auch noch jemand sehr un estiim an die Thiir des Ateliers klopfen. »Hinnnel! Wenn es der Schneider wäre!« dachte der jun e Maler. Aber ei war twaö viel S namens denn zu feinem unaussprechlichen Einsehen fah er gleich darauf seine Wirihin, die verwiitweie Frau Postselreiär Hen rieiie Sylvesier, das Original seines Fig-eh in Hut und Mantel vor sich e n. »Um Gotteöwillen, liebe Frau Syl vefier,« flüsterieer ihr zu, »ich rann fest niemanden empfangen —- ich -—-—« Aber sie ließ fich nicht aufhalten, sondern Mir-sie geradewegs ins Zim mer hinein. »Ach was, ich muss mit Ihnen spre chen. Was mir da soeben erzählt worden ist -—— ach so, Sie haben Be uch!« ie schien sich nun doch zurückziehen zu wollen. Aber es war zu spät. Denn chon hatte Ferdinand Müller sie er kannt und trat aus sie zu: «henni!« sagte er mit bebender Stimme. »Meine liebe gennil —- Er kennst Du—ertennen ie mich nicht wieder?« Die Frau Postselretär sah ihn mit großen Augen an. —- «Jch weiß wirk lich nicht, mein rr — ,«Aber ich bins ja, Ferdinandl — Ferdinand Müller!« »Ferdi! — Wahrhaftig! —- Alle gutenGeisier —- wie haben Sie sich verändert!" »Es sind zweiundzwanzig Jahre, liebe henni—zweiundzwanzig lange Jahre! —- Aber mein Neffe sagte mir doch, Sie wären im Süden?" »Der Herr Körting ist Jhr Neser —- Und davon hatte ich teine Ahnung? Sie also waren der gute Onkel Mül ler, von dem er immer Geld bekam?« »Hat er Jhnen das erzählt, der brave Junge? Und daß er gerad hr Porträt malen mußte! —- Es gesehen doch noch Zeichen und Wunderl« »Mein Porträt? Wirklich, da steht es. Aber was haben Sie denn da hineingemalt? Das ist doch nicht meine tBroschr. Das sieht ja aus wie lauter Brillantenf Fritz Körting hielt es für das Ge scheitest, überhaupt lein Wort mehr zu reden. Und der Onkel, ganz über-» triiltigt von dem unverhofften Wieder-— » sehen, hatte die Frage wohl überhört. »Daß wir uns so begegnen müssen! z Jch als alter vertrockneter Jungge selle, und Sie als Kommerzienräthin l als — ——« »Als was?« ? »Nun ja, Sie haben ein besseres ’ »Loos gewählt, alses Sie an meiner! .Seite erwartet hätte. Jch habe ja,! FGott sei Dant, mein Schäfchcn in’ss Trockene gebracht. Aber bis zum Kom merzienratb bin ich nicht gelangt. O, Henni. warum lönnen Sie nicht frei fein, wie ich! Warum habe ich Sie nicht als alte Jungfer wiedergefunden oder meinetwegen als Wittwe— !« is »Aber ich bin ja Wittwe —- schon seit neun Jahren.« »Wa — was?« »Du haft also gar nicht gewußt, Fr2itz, daß der Kommerzienrath todt ist " Fritz schwieg beharrlich Die Dame aber wurde etwas ungeduldig. »Von was fiir einem Kommerzien rath reden Sie denn da eigentlich im- ( mer, Ferdinand? Wenn Sie etwa mei- ; nen seligen Mann meinen, so weißs herr Körting recht gut, daß er nichts s weiter war, als ein simpler Poitsetre- ! J tar.« T ) Onkel Ferdinand war starr. « , »Ja, was soll denn das heißend ! Und Jhre fünf Kinders« l j »Fuan Daß mich der himmel be— ? ;wahre! Die eine Tochter macht mir Zwahrhaftig schon Sorge genug, na ? merulich wenn leichtfertige junge Her ren, wie Jhr Neffe da, darauf aus-» gehen, ihr den Käf zu oerdrehen.: Meine Freundin, « der ich eben zus Besuch war, hat Sie neulich mit mei- . ner Trude in den Anlagen beobachtet, - Herr KörtingL —- Und da Sie doch» wohl nicht imstande sind, das Mädel zn heirathen, so bin ich nach hause ge kommen, um Ihnen zu sagen, daß Sie morgen schon ausziehen müssen.« : Jetzt endlich dämmerte in Onkel Ferdinands Hirn eine Wahrscheinlich keit auf. Mit gefurchter Stirn wandte er sich feinem Neffen zu: »Ich verlange Aufklärung, Fritz! Was hat es mit alledem auf sich — mit diesem Porträt —mit der Kom merzienräthin —- mit den fünf Kin Detn und mit dem jungen Mädchen, von dem hier die Rede ift«t« Da brach es mit dem Todesmuth der Verzweiflung aus der Brust des jungen Mannes: I «Schwindel, lieber Ontel, alles Schwindel —- bis auf meine Liebe zu Fräulein Trude Syloefter, die so echt und wahr ist« wie nur jemals eine. Und sie allein hat mich zu alledem ge trieben.« Da ihn Ontel Ferdinand natürlich noch immer nicht verstand, legte er un umwunden einen Bericht feiner Ber fehlung ab. Und je längerer sprach, desto offensichtlicher glätteten sich die Falten auf herrn Müllers Stirn. Zulefh als Frih Körting nichts mehr zu einer Rechtfertigung zu fagen wußte, wandte er sich an die Frau Poftfelretiir: »Ein Teufels-junge —- nicht wahrt Aber was foll man nun mit ihm ma chen? Am Ende wäre es doch traurig, wenn es ihm und ihrem Töchterchen ebenso gehen sollte, wie es uns beiden ergangen ist« bloß weil ich nicht Geld genug hatte, um zu heirathen!« »Ja freilich,« fagt sie mit einem tiefen Seufzer. »Wenn man denkt, daß fee ch erft nach zweiundzwanzig lan n ahren finden sollten -— —« »Ri- wir,« ergänzt Onkel Fett-i nand mit auffallender haft, ,,ur.i dann einzusehen, daß sie inzwifchen beide zu alt geworden sind, um noch ans i rathen zu denken! Nein, nein-! — bin heute nicht in der Stimmung, wer Menschen unglücklich zu machen. nn Du das Madel wirtlich aufrichtig lieb haft, Junge, und fie Dich -——- is will ich Dir in Gottesnamen aufDeine künftige Erbschaft einen Vorschuß geben« der Dich in den Stand fest, ie zu heirat n. Aber das Porträt da, das m Dunoch einmal —- für «- —1 mich! Es soll seinenPlah über meinem Schreibtifch haben.« Jn stürmischer Freude umarmte Fritz Köriing seinen gerührten Onkel, und wenn auch die Frau Polllelretär zuerst etwas entiäufchl aussah, weil ne gehofft haben mochte, daß rr Fet dinand Müller statt eines ildnisses das Original selbst verlangen würde, so siegten doch sehr bald ihre mütter lichen Empfindungen, und lächelnd ge stattete sie ihrem künftigen Schwie gkthhm sie im Ueberschwang seines l Gluckes auf die Wange zu küssen. Ein kostvsreZ Fptelzeuw Einer der herrlichsten Diamanten der Welt ist der »Sancy"; er wiegt 53 Karat, gehörte ursprünglich dem her zog Karl dem Kühnen von Burgund und wurde später das Eigenthum smehrerer Könige, wie Jakob l. von s England und Ludwig X1V. von ? Frankreich. - Gegen Mitte des neunzehntenJahr lhunderts gehörte er der russischen lPrinzefsin Midejvsf- Und einer der - Freunde der Prinzessin, der berühmte l Schriftsteller Jules Janin, verlor ihn beinahe. Er besuchte eines Tages in Gesellschaft der Prinzessin denLouvre, als diese ihren Schal abnehmen woll te, vor den sie den Sanch als Brosche gesteckt hatte. Sie bat den Schrift steller, der ihr den Schal trug, die Brosche zu verwahren. und Janin steckte das kostbare Kleinod in die Tasche seiner weißen Weste und dachte nicht mehr daran, Auch die Prinzes sin dachte an diesem Tage nicht mehr daran, und erst am nächsten Tage fragte sie ihren Gatten, ob Janin den Diamanten zurückgegeben hätte. »Nein,« versetzte der Fürst. Man eilte zu Janin, - um sich bei ihm nach dem kostbaren Stein zu er tundigen. »Wahrhastig, es ist ja wahr! Der Sanry —- was habe ich nur damit ge machst-« Athemlos wiihlte der llngliickliche in seiner ganzen Garderobe, ohne den Stein finden zu können. Plötzlich tam ihm eine Erinnerung »Ich hatte ihn ja in die Tasche meiner weißen Weste gesteckt.'« »Jn diesem Falle,« sagte das Dienstmädchen, »ist er bei der Wäsche rin.« Man eilt hin und fragt die brave Frau vorsichtig aus. »Ah, ja, eine Brosche!« versetzte diese nachlässig »Ich glaubte nicht, daß Jhnen so viel daran liegt. Jch habe sie meinem kleinen Jungen zum Spielen gegeben.'« Glücklicherweise war das Kind in der Nähe, man fand den Stein bei ihm —- der Junge hatte die Brosche gerade seinem kleinen Hunde in das Zalsband gesteckt —- und weder das ind noch seine Mutter hatten eine Ahnung, daß dieses Spielzeug andert halb Millionen werth war. Janin hat seit diesem Tage nie wie der einen Diamanten in Verwahrung genommen. -.—— soltte beim Stat. Moltte spielte, wie bekannt, mit Passion Whift und Stat. Die über legene Ruhe, die in seinem ganzen Wesen lag. zeigte sich wie überall, so auch beim Statspiel. Ruhig und be dächtig mischte er die Karten, ruhig und bedächtig gab er jedem Mitspie ler seine Kartenmengr. ruhig und be dächtig entschloß er sich zum Spiele selbst. Eines Tages zählte ein etwas cholerischer Geheimer Rath zum Stat trifolium. Das bedächtige Mengen der Karten und die ebenso bedächtige Vertheilung derselben durch Molttes Hand, wenn dieser am »Geben« war, erregte den Mitspieler und veranlaßte ihn zu einigen Bemerkungen über schleppenden Gang des Spieles u. s. w. Moltle ließ sich aber nicht im ge ringsten beirren. Wie um dem Mar schall zu zeigen, daß man schon durch rasches Kartenoertheilen das Spiel beschleunigen tönne, mischte, als die Reihe an ihn lam, der Geheime Rath hastig die Karten, gab ebenso hastig und —- vergab sich. Der Feldmarschall schob ihm langsam· sein Kartenhäusi ’chen wieder zu und bemerkte trocken »Bis dat, qui cito dat« (doppelt gibt, iwer schnell gibt) indem er einen be Hsonderen Ton auf »bis·' und »cito' Lle te. Der Geheime Rath hat nie kwreder Molttes bedächtige Gebeweise fort-isten ) Uns set Qindeksiulsr. « Vater (der mit der Mama silberne zeit seierl): »Weißt Du auch, »kri chen, was das ist, eine silberne « ritTO Frische-u »Gewiß —- wenn man zum fünsunbzwanzigsten Mal verhei rathet ist« Die seiest »Wenn Sie nichts mehr haben, te Gras, dann versuchen Sie es mal mit der Arbeit.« Gras Oel-trachtet Lebensann): »Ar beilk hin-! -——J«a, davon liest man seht so viel.« OW. Ches: »Wenn Sie schon bei Ihren Scheeibmaschinenarbeiten sin müs sen, Fräulein, dann singen Sie-unwis «slen9 nicht solch schwetmsltlnge Sa chen, sondern etwas slptled . . . an dem les-ten Brief haben Sie beinahe zwei Stunden gesunqenF Sie starb sitt ihn. Aus dem Leben eines Schmugglers. Von R u s u s. Die Wasser des Suget-Sundes sind sitr gewöhnlich glatt und still und die langen Wogen ziehen langsam an’ö Ufer. Aber heute jagte ein steisekerd vst die Wellen, und dunlle Wollen flogen schnell am Himmel dahin und versinsterten von Zeit zu Zeit den Mond, der sein helles Licht auf die Wogen herabsandte, so daß sie wie in Phosphorlicht glänzten. Alle die Fi scherboote hatten sichere Zuflucht vor dem Sturme gesucht und lagen festge hunden am Strande und unter den , Klippen· Nicht weit vom Ufer, am Rande eines kleinen Flusses, der dort in den Sund ging, stand eine kleine roh ge immerte hätte, in der Nähe des alten Fort Madison. Sie war alt und halb zerfallen, und war ein recht ungenü gender Schuß gegen Wind und Wetter. Und doch wohnten darin schon seit langen Jahren eine alte Halbblut Jndianerin mit ihrer schönen Tochter. Sie nährten sich vom Verlauf von Fischen und Clams, die sie dort in Menge fanden. Das Jnnere der Hütte entsprach dem Aeußeren. Urspriinglich war es ein einziges Zimmer gewesen, aber jeßt sah man dort eine niedrige Bretterwand, hinter der ein kleines Bett stand. Das ganze Meublement bestand aus einem roh gezimmerten Tisch von Fährenholz, einigen Stüh len, einigem Poch-Geschirr und einem gesprungenen Ofen —die Leute wa ren offenbar sehr arm. Die Alte saß gebiiekt in der Positur, wie man sie fast immer bei den alten rauen sieht, in deren Adern indianische-s Blut fließt; das junge Mädchen aber ging unruhig ab und zu und preßte hier und da ihr Gesicht gegen das kleine Fenster, als wollte sie versuchen, durch Nacht und Sturm hinauszuschauen. Und dieses Gesicht war eignthiimlich schön. Die Haut war ursprünglich so weiß gewesen wie die der Mädchen von Skandinavien, aber sie war von Sturm und Wetter gebräunt worden, und ihr schwarzes Haar stand in son derbarem Kontraste zu der Haut und ebenso die dunklen Augen, welche ihre indianische Abkunft verriethen. Und wenn sie sprach, belebte sich dieses Ge sicht, und ihre weißen Zähne und ihr wohleformter Mund deuteten auf Energie des Charakters hin. Sie war armselig gekleidet,al)er die schlecht sitzenden dicten Kleider ließen doch er tennen, daß sie eine graziöse Gestalt hatte. Der Sturm riittelte an dem schwa chen Gebäude und riß die losen Schin deln davon weg und die rauchende Lampe wurde manchmal von dem Zugwind, der durch die Spalten her einwebte, ausgeblasen »Lorin wird heute Nacht kommen,'« sagte die Alte, indem sie das Gesicht erhob, »halte das Feuer in Brand und Las Wasser heiß, wenn er tommt, wird er seinen Kaffee nöthig haben.« »Es ist eine schreckliche Nacht,« ant wortete das Mädchen, —- »vielleicht lommt er nicht.« Und ihre Züge wur den noch trauriger als vorher. »Er wird tommen, wenn er nicht cuf dem Meeresgrunde liegt, oder wenn der Kutter ihn nicht abfiingt.« So sprach die Alte und versank in ihr vorheriges Schweigen. Langsam ging die Nacht dahin, und die beiden Frauen warteten-die eine ungeduldig, die andere in aleichgilti ger Ruhe. Faft war es Mitternacht, da erhob sich das Mädchen plötzlich vom Stuhle und rief voll Angst: »Es muß irgend etwas passirt sein —ir gend was Schlimmes ist geschehen. Jch muß hinaus!« »Sei lein Narr,« antwortete die Alte. Aber das Mädchen wars ihren Shawl um die Schultern und fort war sie, hinaus in die Nacht. Schnell eilte sie zum Strand hinab, bis sie die lange Sandbant erreichte, welche weit hinaus in die Fluthen "uing. Dort sehte sie sich nieder, am äußersten Ende der Sandbant, aus einen alten Baumsturnpf, der vor lan get Zeit da angeschtvemnit war. Der Wind zerzauste ihr langes schwarzes Haar, der salzige Schaum des Meeres durchniißte ihre Kleider, aber sie be achtete es nicht ——-sie blickte hinaus in die Finsterniß und in den Sturm. »Sollte-n sie es ausgegeben haben?« murmelte sie vor sich hin. «Heute Nacht sollte es geschehen, ohne Rücksicht aufs Wetter-—nnd das Wetter konnte nicht besser dazu sein, als es heute ist.« Aber was war das, was sie jetzt in der Ferne sah, als der Mond wieder durch die Wollen schaute. Ja, es war ein Boot —- ader es war nicht der kleine Schooner, nach dem sie ausgeschaut hate, sondern es war ein langes nie driges Fahrzeug ohne Masten —- es hatte kein ichter, und es ging so nahe an der Sandbank vorber, daß das Mii en einen Stein aus das Deck dessel en hätte werfen tönn n. Langsarn suhr es in die kleine Bat ein und verschwand in der Dunkelheit. Unbetoeglich wie ein Stück holz saß das Mädchen aus seinem Baumstumps. Was sollte sie thun? Was konnte sie thun? Also ein Verräther hatte sieh gesunden, der dein Zolltnttee den Weg in die Bat gezeigt hatte-Alles war verrathen, die Beamten waren gekom men, um die Schmuggler abzusangen, wenn sie heimkehrte-n Lorin war in Gesahr. Und wenn sie vorher rntt Sehnsucht « und Verlangen nach dem weisen Segel det Monte- ,.Itndeoer nasses-hast hatte, auf wel Lortn war, o blickte sie seht so Angst hinan-; e betete, daß er nicht kommen möge, das irgend etwas da sitt sein mitge. das ihn sorthielt. Denn er ging hier sei nem Schicksal entgegen. Lieber wollte - sie, daß sein Fahrzeug ir endwo trn Sturm ges itert wär-» n dann ab es noch ettun fiir ihn, aucheine schifbriichige Mann chaft ist noch nicht immer verloren. Aber wenn er in die Hände der Zollbeamten fiel, dann war er verloren — das bedeutete jahrelange Gefangenschaft fiir ihn, das bedeutete vielleicht seinen Tod. Denn Lorin Williams war seit Jahren einer der waghalsigsten Schmuggler an der ganzen Küste, und-es hieß sogar, daß et beim Schmuggeln einen Zollbeam ten getödtet habe, dessen mit einer Kugel durchbohrte Leiche am Strande von Richmond gefunden worden war. Er aber hatte ihr selber gesagt, daß er an diesem Morde unschuldig war, und sie glaubte ihm, sie wußte, daß er ibr nie eine Lüge sa te. Sie tannte alle seine GeheimniZse —- sie wußte, daß seine Hände nicht niit Menschen blut befleckt waren. Und daß er ein Schmuggler war, daß er für einige Dollars sein Leben in die Schanze schlug, daß er Chinefen einschmuggelte oder sonst was Anderes —- das war thr nichts Anstößiges, das galt ihr für ein· legitimes Geschäft wie jedes an dere. Nur daß es so gefährlich war, das war das Schlimmste, aber er war. ja ein Mann, von Kopf bis zu Fuß ein ganzer, starker, muthiger Mann, das war es ja, warum sie ihn so liebte, mit jeder Faser ihres Herzens ihn anbetete und liebte. Aber getödtet hatte er nie einen Menschen-—- das wußte sie Doch die Beamten hatten ex- gesagt, und sie glaubten es -—und wie sollte sich Lotin von einer solchen Antlage, reinigen, wenn er gefangen wurde? Wie sollte er beweisen, dasz er den Mord nicht begangen hatte. Und wenn er das auch konnte, so würde man ihn doch sür lange Jahre hinaus einsperi ren, denn er hatte viel auf dem Hierd holz als Schmuggler——-es war ent setzlich, daran zu denken. Aber viel leicht kam er nicht; vielleicht hielt ihn irgend etwas zurück. Jede Minute war gewonnene Zeit; sie wartete und lauschte und fing an zu hoffen -—die Minuten vergingen und es war nun schon eine Stunde um. Wenn der Morgen lam, ohne dasz der kleine Schooner erschien, dann fuhr der Kut ter wieder ab, denner mußte es ver .nteiden, sich am Tag hier sehe- zu lassen, dann konnte er siir die nächsten Monate nichts mehr fangen So hoffte sie -s— da sah sie plötzlich in der Ferne etwas Helles im Mond licht —- ja, das war der Schooner. Was sollte sie thun? Sie wußte, daß man sie nicht sehen konnte vom-Schw ner aus, daß man sie nicht hören konnte, und doch mußte sie ihn war nen. Näher und näher tam das Schifflein —- sie watete ins Meer hin aus, so weit sie konnte, bis die Wogen ihr an die Brust gingen. Und end lich, als sie meinte, dasz man sie nun hören könne« schrie sie aus Leibes lräften hinaus: »Lorin, der Kutter ist hier —- der Kutter ist hier—!« Jn diesem Augenblick dröhnte ein Kanonenschuß von hinten her auf ihrer linken Seite, und eine Kugel flog durch das Tauw rk des Schooner5. Aber getroffen war derselbe nicht — auch ein zweiter Schuß hatte keine Wirkung, und nun hörte sie das Ge knatter von Gewehren. Doch der Schooner wandte sich und fuhr hin aus, und der Autter dampfte hinter her. Fast ohnmiichtig kam das Mäd chen auf den trockenen Sand —- es war ihr. als müsse sie hinausrusem »Ihr dummen Kerle, wie konntet Jhr nur erwarten, einen Mann wie meinen Lorin zu sangen?« —- Denn sie wußte, daß er jede Klippe und jed Bucht hier tannte und daß er nun den Beamten , entgehen würde. —————— se Der Morgen graut. dichter Nebel lag aus dem Meere und dem Ufer. Jn der Hütte saß die Alte vor dem ge sprungenen Ofen, lethargisch wie im mer, mit ausdruckslosem Gesicht, — das Mädchen lag in seinem Bette, sie war schwer erschöpft heimgekommen und hatte sich kaum bis ins Bett ge schleppt. Da ging die Thiir aus« und herein trat ein Mann mit weitergeröthetem Gesicht, in Seemannstracht, mit dem Gummi-Mantel, vollständig durch näßt. »Da ist Lura?'« fragte er. Die Alte zeigte nach dem Bett — »das Mädchen schläft —- sie ist todt niiide heimgetomnien.« Leise ing er nach der Ecke und zog den Vor ng von der Thitr zurück; dann trat er ans Bett, schlug die Decke zurück und wollte einen Kuß aus die weiße Stirn pr ssen. Aber mit einem Schrei sank er u riick, seine Lippen wurden weiß, se ne Gestalt erbebte. —- Die Alte trat herzu und hob den auf dem Kissen lie enden Kopf des Mädchens in die Fii e, und dann murnielte sie: »Sie i todt die Anast um Dich hat ihr Vers ge brochen.« ---— Daseins-ais Frau (bei Tisch): »Deine Vormittag beobachtete ich von der Speisetammer aus einen Bettler, der an der offenen Küchenthiir stand. Er schien ei auf meinen Braten abgesehen Fu haben, verschwand dann aber schne .« Mann: »Er r den lls Bratenk M j· i« M