Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 27, 1905, Sweiter Theil., Image 9
Der Liebling. Wird Dir des KindeZEust zu viel Und allzu laut fein tobend Spiel. O scheuch nicht seinen Frohsinn sori Mit einem harten, strengen Wort; Bedenk, es ist ja noch ein Kind. Bedenk, es ist ja noch ein Kind. Ein Kinderherz ist leicht bedrückt, Ein Kinderherz ist leicht beglückt. Und wenns sein Köpfchen an Dich drängt, Wenn schmeichelnd Dich sein Arm um fängt, O, weis nicht seine Lieb’ zurück. Weil sie Dich stört im Augenblick; Viel besser, Du verlierst die Zeit Als Deines Kindes Zärtlichkeit NO Herr und Frau von Urceanx. Von Louis Collas. Die Zwietracht war in der Häus lichkeit eingebrochen, in der bis dahin eine unerschiitterliche Harmonie ge herrscht. Wie war diese unter den glücklichsten Auspizien geschaffene Ver bindung getrübt worden? Wen traf die Verantwortlichkeit für die Treu-H nung zweier Herzen, die lange Zeit in ’ Einigkeit geschlagen hatten? Nieinandt hätte das sagen können. Von der Ein- ; bildung vergrößerten Kummers, tvons schlechten Rathschtiigen und perfidenl Austegungen vielleicht wachgerufen, von der Empfindlichkeit des StolzesI und einer falschen Würde verschaer hatte das Seinige gethan: mehr l braucht es oft nicht, um zwei Wesen, die geschaffen sind, einander zu lieben, zu der verhängnißvollen Schlußfolge rung zu bringen, es habe sich ein Ab grund vor ihnen aufgethan und sie könnten nicht mehr zusammen leben. Da Herr und Frau von Arceaur Leute der guten Gesellschaft waren, so vermieden sie es sorgfältig, ihre lInei nigkeit nach außen bin sichtbar werden zu lassen, doch sie hatten die Dienstbo ten nicht hindern können, zn bemerken, daä sie nur gezwungen verkehrten und da der Zorn und die Neizbarteir hin ier ihren düsteren Stirnen arollien Das Wort Trennung war Von ei nein der Gatten ausgesprochen wor: den; der andere nahm den Handschich anf. und man kam iibereEn, daß sie die einst so leichte Kette, die ihnen ietzt schwer diink:e, zerreißen, und ohne das Gesetz anzurufen, ohne Skandal darauf verzichten wollten, unter dein selben Dache zu leben. Der Tag, da dieses Projekt zur Ausführung gelangen sollte, war nahe; es blieb nur noch eine einzige Frage zu regeln. Sie hatten einen Sohn, ein reizendes Kind Von 10 Jah ren, das sie mit gleicher Zärtlichkeit -liebten; trer von ihnen sollte es bei sich behalten? Sie hatten aus den Kleinen dieselben Ansnriiche; da tein Schieds gericht dazwischen treren sollte. so be schlossen fie, Georges sollte selbst ent scheiden, loeni er folgen wollte. Er wurde in den Solon geführt, wo seine Eltern düster und feierlich das Urtheil erwarteten. Er war blaß und unruhig: denn schon seit langer Zeit sah er, die er liebte, nicht mehr lächeln: instinktiv ahnte er ein düste res Geheimniß. Sein junger Verstand begriff, daß irgend ein ernstes Ereig niß sich vorbereitete, sein Herz wurde ängstlicher, und er war besorgt. »Mein Rind,« sagte der Vater mit trauriger Stimme, »Deine Mutter und ich, wir sind gezwungen. uns zu trennen; jeder von uns möchte Dich bei sich behalten; Du sollst nun denje nigen nennen, dem Du Dein· Leben widmen lvillst.« »Ja." sagte die Mutter, ,,ioiihle, und falls Du mir den Vorzug geben soll test, wird sich nichts siir Dich ändern. Dieses haus. in dem Deine ersten Jahre verflossen sind, wird das Deine auch weiterhin sein; Du wirst als Herr in diesem Garten herrschen, lro Du zu spielen Pslegtest, alle Behaglich teifen des Lebens, alle Freuden, die das Vermögen zu geben vermag, sollst Du bei mir genießen." »Wenn Du mich begleiten toillst,« fuhr der Vater fort, »so lann ich Dir nur eine ungewisse Zukunft bieten; ich lasse den Reichthum und Luxus hinter mir zurück, um ein Leben der Entbeh rungen und Arbeit zu beginnen: ich must kämpfen, um die täglichen Be dürsnisse zu erstreiten; ich weiß noch nicht, too ich mein Exil ver-leben werde, doch sind Dir meine Liebe und meine Zuneigung sicher: sieh zu, mein Kind, ob Du sie annehmen tannst.« Georges bemerkte den Ausdruck des Triumphe-L den die Züge seiner Mut ter verriethen, die sich ihres Sieges sicher glaubte; er bemerkte auch den schmerzlichen Ton der väterlichen Worte. Einige Augenblicke blieb er stumm; die verhängnißoolle Antwort wollte nicht aus seiner gequälten Brust lommen. Doch von seiner Mutter auf gefordert. sich auszusprechen ertlärte er mit einer Stimme, die die Angst seiner Seele verrieth: »Vater, ich bin bereit, Ihnen zu folgen.« Ein Schrei der Verzweifluna und des Schmekzes entfuhr dem Munde seiner Mutter, deren Herz und Sinn allzu qetrübi waren, um zu begreifen, welche Großherzigkeit in dem Enk fchlusse des Kindes lag, das fein Herz zu dem unglückliche-ten Theile seiner Eitern hinzng er fiel erschöpft auf seinen Sessel zurück. Hätte die Lei danka nicht beider Urtheile aeikiib:, so hatte sie ·eine grausame Enttäus fchun ,« er die Genugthuunq über ei nen zea vekaessen, um. sich nur mit i dem Kindezu beschäftigen, das sie die- « T. set vorzeitigenPrüfung unterzogen. i jz , Diese Einmischung des Kindes in( den traurigen Zwist war genug. Herr von Arceaux sah das ein und befahl einem Diener, Georges in sein Zim mer zu bringen. Er wechselte mit sei ner Frau einen Blick, der von den feindlicheren Gefühlen zeugte, deren Hestigkeit dieser letzte Vorfall nur noch vermehrt hatte und ging dann fort, um sich mit den Vorbereitungen zur Abreise zu beschäftigen-; Es war am Abend: die letzten Lich ter der Dämmerung verbreiteten ein untlares Licht in den Gebüschen des Gartens. Diese Stunde, die noch nicht Nacht und noch nicht Tag ist, ist zur Erweckung der Erinnerungen günstig, und diese boten sich I Fülle Herrn von Areeaux, mit den lachenden Bildern der Vergangenheit. Da war auch nicht eine Stelle, nicht ein Fußpfad, der ihn nicht an die so schnell entflohene Zeit gemahnt, in der eine Atmosphäre von Glück und Eintracht im hause herrsch te. Er suchte sich dieser unzeitmiifziaen Eindrücke zu erwehren. Wozu dabei verweilen, da doch der unwiderrufliche Entschlier gefaßt war und er sich in den Umständen, die ihn herbeigeführt —-s— wenigstens wiederholte er es sich — nichts vorzuuserfen hatte. Doch um sonst tauchte alles- in die Dunkelheit zurück, sein Blick fand trotzdem alle Gegenstände wieder und er sah in der fernen Zukunft ein Schicksal, das von dem, das er zurückließ, weit entfernt war: und was das Schlimmste war, nicht nur er allein hatte dessen Prit snngen zu ertragen. Plotzlich glaubte er im Rebenzims kner ein Schluchzen zu hören; es war as Zimmer seines Sohnes. Er« zit terte und glaubte dann, sich getäuscht zu haben. Es war jedenfalls die Klage des Windes im Blattwert, der Schrei irgend eines Nachtvoaels. Die Nacht war bereits vorgerückt, als er die Augen schloka es war eher die Erschlassung der Omane, als ein erquickender Schlummer; doch die Thätigleit des Geistes wirlte in der Absvannuna des Körpers fort; seine Gedanken, die der Arbeit, der Aus merlsamleit nicht mehr unterworfen waren, streiften srei umher. Die kommenden Jahre entrollten sich vor seinem Geiste, wie sie ihren Tri but an Neue und Leiden darbrachtem und sein Sohn, den er an seine bit-· tere Vereinsamung gefesselt, stand ihm nJie eine lebende Anklage vor Augen; das zum Jüngling herangetvarbsene Kind war traurig und düster, es war zu schnell gealrert, wie alle, die früh zeitig das Gewicht geheimen Kum mer-H aus sich laden. ,,Vater,«· so sprach er, ,,waru!1 ha ben Sie meine Kindheit der Liebe einer Mutter beraubt? Als ich Ihnen folgte, wußte ich nicht, daß der Weg, den zu betreten ich sür meine Pflicht hielt, so schmerzlich sein würdet Jch bin sern von den heiligen Freuden der Familie ausgewachsen; Jhre Inmi gung ist nicht im Stande gewesen, das zu ersetzen, was ich verloren habe; diese Hand, die sich so gut darauf ver steht, die Thränen zu trocknen und un sere ersten Schritte in der Welt zu leiten, dieses Lächeln, das einen so unendlichen Zauber ausübt. diese Stimme, die es so gut versteht, in’s innerste Her-r zu dringen, andere Kin der haben alles dies besessen, und die, welche der Tod von dieser nie ermü denden Freundin getrennt, haben we nigstens am häuslichen Herde die le bendige Erinnerung an sie wjederaek funden. Ueberall, wohin das sowie-tat mich aefiihrt, habe ich ein fremdes ödes Land gefunden; überall habe ich Heim weh nach dem mütterlichen Dach em pfunden. O, Vater, warum hast Du mich dem Nest entrissen dessen Erin neruna mich unaufhörlich verfolat?« Als Herr von Atceaux aus diefetn fieberhaften Schlummer er:vac«rte, em vfand er nicht mehr die Freude über den Triumph den er am ooriaen Taae errungen. Von dieser schmerskirhen Betrachtung geauält, trat er in das kleine Zimmer seines Sohnes. Dieses Zimmer, das die Liebe der Eltern einst toie eine totette Bonbonniere aus aeftattet, zeuate ebenfalls von dem Kummer. der die betten bedrückte; die tausend kleinen Nichtiateiten, die ae wählt worden, die Jugend des Kin des zu erfreuen, laaen xerstreut um her und der Staub bedeckte die Möbel. Georaes schlief. doch sein Gesicht trug die Snur der Thriinen, die er kürzlich vergaffen; er toar blaß. seine Brust hob sich mühsam. tonvulsivische Bewe aungen erschiitterten seine Glieder, und unzusainmenhänaende Worte ent strömten seinen Lippen. Herr von Arceaur öffnete das Fen ster, um die erfrischende Moraenluft hereinzulassen. Blumen schmückten das Sims und schlugen, vom Winde he weat, aeaen die Scheiben, sodafz die Blicke des Kindes heim Erwachen auf die rothen und blauen Winden. die weißen Altern, die blühenden Erhsen fielen. Doch auch diese atmen Blumen sind vernachlässiat worden; ihre halb verweltten Stenael neiaten sich trau rig hernieder. Bei diesem Anblick schnürte sich das Herz des Vaters zu fammen, denn diese traurige Verän derung fiel ihm schwer auf’s Herz. Er senkte das Haupt, neigte sich über das Bett und blieb lange Zeit in schmerz liche Erinnerungen versunken. Bei einem Geräusch, das er ber nahm, richtete er sich schnell auf und erblickte Frau von Arreaux, die eben-, falls dem Stübchen ihres Sohnes ei nen Abschiedsbesuch machen wollte. Sie schleuderte ihrem Manne einen zornigen Blick zu und fragte ihn mit erregter Stimme, warum er ihr die letzten Stunden streitig machte, in de nen sie sich ihres Kindes noch freuen könnte. Sie ließ die Bitterkeit ihres Herzens ausströmen, auch ibr war die Zukunft im Bilde erschienen und auch ihr Geist war von den Erscheinungen getrübt, die das Gemüth ihres Gat ten belastet hatten; auch ihr hatten sich die Folgen enthüllt, die die Trennung für das Kind nach sich ziehen würde. »Es ist seltsam,« murmelte sie; »ich habe die nämlichen Visionen gehabt.« »Wenn Sie für ihn zittern,« fuhr Frau Von Arceaux fort, »warum las sen Sie ihn dann nicht hier?« ,,Sind Sie überzeugt« das; er hier glücklich wäre, daß der Vater in sei nem Leben nicht auch eine Lücke zurück lassen würde?« f Sie antwortete nicht, ihr Schwei gen glich einem Geständniß. s Einige Augenblicke wurde kein Wort szischen ihnen gewechselt. Sie folgte ; der Richtung, die der Blick ihres Man nes genommen, der sich hartnäckig auf einen Punkt der Wand heftete. Ein kleiner Rahmen hing dort;es war die Photographie der beiden Gatten, die den fünfjährigen Georgeg zwischen sich hielten; alle drei lächelten, und Glück und Freude lagerten aus ihren Zügen. Das Gesicht der jungen Frau nahm einen bewegten und gerührten Aus druck an; alle Neigung zum Zorn und Groll war verschwunden. »Warum,« sagte ste, »konnte es nicht immer so bleiben? warum ist der un heilbare Bruch zwischen uns getreten?« »Der unheilbare?« fragte der Mann in einem Ton, der gegen die Auffas sung dieseg Wortes zu protestiren schien. III O sit Jn diesem Augenblick erwachte das Kind. Es schien zuerst noch von einem bösen Traum befangen, den es nicht abziistreisen vermochte und der seinen Geist trübte. Es liesz seinen Blick über tie ihm gleich theuren Wesen schwei sen, die zu jeder Seite des Bettes stan-« den, dann erfaßte es mit instinktiver Bewegung die Hand seines Vaters und seiner Mutter, die unwillkürlich ein wenig näher getreten waren. Diese unschuldige und unbewußte Vermitte lung sprach beredter, als die schönste Rede. »Der Entschluß, den wir an einem Tage gefaßt, da wir schlecht berathen waren, ist undurchsührbar,« sagte der Gatte mit thränenerstickter Stimme; »wir hatten kein Recht dazu; danken wir dein Kinde, das uns vor einer ver« hängnißvollen That bewahrt!« Das Uebrige geschah unter Thra nen; nach einer Scene der Versöhnung ixnd Verzeihung, die jeden Groll ang löschte, ließen sie das Kind entzückt iind freudig, hoffnungsvoll der Zu kunft entgegenblickend und innig auf die Liebe seiner Eltern vertrauend, in seinem Bette liegen, wo es jetzt bunte, schöne Träume umgaukelten. J Oh, wie kindisch erschienen den bei « den Gatten jetzt die Sorgen und Küm -inernisse, denen sie beinahe ihre Zug ztunft geovsertl Wie klagten sie über jihre gegenseitige Thorheit, daß sie seinen Augenblick daran gedacht, deni « Glücke auf ewig den Rücken zu kehren! Und zur Stunde der Mahlzeit, als sie das Kind zwischen sich sahen, das wie-— ter der Fröhlichkeit und Sorglosigkeit seines Alters zurückgegeben war, er konnten sie erst, welch unwiderstehlicher Zauber und Reiz in diesem Familien gemälde liege! Seitdem trübte keine Wolke mehr die Ruhe ihres ehelichen Lebens. Wenn iie je versucht waren, eine Uneinigteii in ihre Häuslichleit eindringen zu las sen, so brauchten sie nur ihr Kind zu betrachten, das fröhlich und glücklich unter ihren Augen auftauche- Mehr bednrfte es nicht« um alle Zwietracht verschwinden zu lassen. ROH Wno noch fehlt. «Haben Sie Ihre letzte lanqe Krani heit wieder ganz überstanden2« — »Ganz noch nicht. « -— »Was fehlt Jhnen denn noch?« s-— »Die Rechnnug des Arztes. « Getan-jene Ausredr. »Carl ’mal, Piccolo, mit wem haft Du Dich denn herumgebalgt? Du haft ja lauter Kratzwunden im Gesicht.« — ,,Kratzwunden? Ach nein! Da hnb’ ich mich mit dem Rasirmesser geschnit en.« ’S Pascherhansi. Ein Grenzergsschichtfaus der guten, alten Zeit von Alexis Kolb. Der Müllerseppl wollt’ backen diese Nacht, und weil er noch ein paar Scheit Holz gebraucht hat, so geht er hinüber in lSchuppen und holt sich einen Arm voll Gerad’ wie er dieThiir wieder zu ketteln will, erhebt sich aus der Straß’ ein mörderisches Geschrei: »Halt, oder wir schießen!« »Mir nicht hierher!« schreit der Müllerseppl in seiner Angst und duckt sich, so tief er nur kann. Da kommt 's PascherhansL ein «ass’l auf dem Rücken, keuchend die « traße daher gestürmt und hinter ihm her zwei schreiende Grenzjäger. Wie ’s Paschserhansl die offene Thijt sieht, strengt er seine letzten Kräfte an, macht einen gewaltigen Satz und ist in der Holzhiitt’ ver schwanden. Den Munerseth hat er ver dem mächtigen Sprung über den Haufen geworfen. Der weiß nicht, wie ihm geschieht, richtet sich mühsam wieder auf und will gerade zu schimpfen an heben, da steht der schwitzende Ober jäger vor ihm und will zur Thür hinein. Aber da kam er beim Müllerseppl schief an. Der konnte von Kindheit auf die Grenzjäger nicht recht leiden, den Oberiäger aber schon gar nicht, irrte-il er ihn einmal lontraband gemacht at. Darum berstellte er ihm jetzt auch in aller Gemiithgruhe den Weg. »Platz, Müller!« ruft der Oberjäger unwillig, »und hindert mich nicht in meinem Dienst,« aber der Müllerseppl rührt sich nicht vom Fleck. »Wenn Jhr eine Durchsuchung vor nehmen wollt’, hab’ ich nichts dagegen, aber hübsch gesetzlich muß alles dabei Zugehen und der Ortsrichter und die Polizei muß anwesend sein, so stehteg in den Paragraphen,« gab er hämisch zur Antwort und blinzelte listig mit seinen schlauen Aeuglein. Dagegen konnte der Oberjäger nichts einwen n. MSo schluckte er seine Gall’ hinunter, stellt seine beiden Kameraden, den dicken Holterer nnd den steifen Ta dai5, als Wache beim Schuppen auf und läuft um den Richter. Der Richter war bei einer Kind tauf’ und um keinen Preis von der Tafel wegzubringen, dafür schielte er einstweilen den schnapgnasigen Ge Ineindediener zur Verstärkung der Wache· Dieweil es sich der Richter beim Schmause wohl fein ließ, der Ober jäger in größter Ungeduld vor dem Hause auf ihn wartete nnd die zwei Grenzjäger und der Polizist gewissen haft Wache hielten, sitzt der Müller-: feppl und ’s Pascherhangl im Holz schuppen bei einander. Der Miitlerseppl hat ein halbes Laib Schwarzbrod, ein mächtiges Stück geräucherten Speck und ein großes Wasserglas herbei geschafft,’s Pascherhansl wieder hat den Deckel des Fasse-H mit einer Hacke einge schlagen. So hocken die beiden Männer auf einem Holzblock, lassen sich Brod und Speck wohl schmecken und trinlen in vollen, langen Zügen den schweren, scharfen Rum aus dem Fass’l. Von Zeit zu Zeit fangt ’g Pascher hansl an zu lamentiren, daß es einen Stein erweichen tönnt’, über sein gro ßes Mißgeschick »Diesmal tomm’ ich ihnen nicht aug, beut bin ich verloren!« meint er mit weinerlicher Stimme; ,,bierzehn Tage Arrest, bei Wasser und Brod, sind mir gewiß, das hali’ ich nicht aus.« Dabei laufen ihm die Zähren in ten Schnurrbart, nnd er schüttet ein Glas Rum auf einmal hinunter-, nur um sein Weh zu ersäufen. Der Milllerseppl hört ihm lauend und trinkend zu, zum Reden hat der jetzt leine Zeit. Jetzt fährt auch ’5 Pascherhansl etwas gesaßter fort: »Wenn ich heut schon einmal auf ten Leim ’gangen bin und nimmer aus kann, meinen Rum aber sollen die Grenzjäaer nicht bekommen. Trink! Vetter Miillergesell, soviel Du kannst, und wenn wir nimmer können, lassen wir den Rum auslaufen« So tranken denn die Beiden tapfer daraus los, bis es endlich mit dein be sten Willen nicht mehr ging. »Da lippt ’«s Pascherhansl das Fassl um und läßt den Rum aus fließen. Weil aber im Schuppen eine hölzerne Rinne eingelassen ist, um das durch das schadhaste Dach eingedrun aene Regenwasser wieder ins Freie zu leiten, so sucht auch der Rum aus die sein Wege seinen Abzug. Der Müllerseppl verläßt mit un sicheren Schritten den Schuppen, um seiner Arbeit nachzugehen. das mit allen Salben geschmierte Pascherhansl aber stützt den pfiffigen Kopf in die Hände und beginnt nachzudenken, ob es nicht doch vielleicht noch seinen Feinden entschlüpfen könnte Aber kein rettender Gedanke wollte ihm ein fallen. Um dieselbe Zeit pairouillirt der Genieindediener mit feinem Säbel um die Rückseite der Holzhiitte und kommt gerade an die Stelle, wo die Rinne ins Freie mündet. Wie er das plätschernde Geräusch des aussließenden Rumes wahrnimmt und den kostbaren Trank unmittelbar vor seinen Füßen aus dem Schuppen hervorquellen sieht, bleibt er bestürzt stehen und will kaum seinen Augen trauen. Einen Augenblick lang zau dert und über-legt er, aber verführerisch und verlockend steigt ihm der Geruch feines Lieblingsschnapses in die Nase. Da konnte er nicht länger widerstehen Seine Würde vergessend, wirft er sich flach auf die Erde und beginnt gie rig zu trinken, in langen, durstigen Zügen. Wie ihm schon der Athem auszuge hen droht und er ganz blau wird im Gesicht, kommt zum Glück der alte Ta dais um die Ecke. ,,Geschwind Kamerad!« ruft er ihm, nach Luft ringend, zu, und macht dem Alten in der Rinne Platz. Der läßt es sich auch nicht erst zwei fmal sagen, taucht den bärtigen Mund in das feurige Naß, und laut glück sende Töne verrathen, wie trefflich es »ihm schmeckt. » Weil aber der Gemeindediener eine gutmüthige Seel’ ist und seinem Näch sten auch gern etwas vergönnt, so löst er den dicken Holterer bei der Thüre ab, damit auch der sich gütlich thun kann an dem raren Trunk. Und noch einige Male lösen sich die drei Wächter an der Rummquelle ab, bis diese endlich versiegt und sich die Holzhütte, die Mühle und die Straße um die Trinker im Kreise zu drehen beginnt Stoclfinfter war es geworden, da larn der Richter mit dem Oberjäger aus den Holzschuppen zugesteuert. Der Oberjäger trommelte Undanks herrn aus der Mühle, und der Mr herrn aus der Mühle und der Müller seppl kam auch bald mit verschlafener Miene, roth aufgedunsenem Gesichte und einer Laterne zum Vorschein. Unheimliche, beänsgstigende Stille lag über die in Dunkel gehüllte Holz hütte. ,,Holterer! Tadais!: ruft der Ober jäger leise seine Leute. Keine Antwort. »Polizei!« ruft der Richter. Wieder keine Antwort. Nachdenk lich bleiben die Männer stehen. Wie aber der Müllerseppl an die Wand hinleuchtet, da liegt der Ta dais friedlich und einträchtig neben dem Gemeindediener und beide schnar chen um die Wette. Dem Oberjäger wird schwül zu Muth; gerade will er den Pflichtver gefsenen Grenzjäger etwas unsanft aus feinem Schlummer stören, als ihn ein neuer Gedanke zusammenschrecken ließ. Schlimmes ahnend, eilte er nach dem Eingang des Schuppens und seine Befürchtung war nicht umsonst ge wesen. Vor der halb offen stehenden Thure lag im tiefsten Schlafe der dicke Hol terer. Jetzt war es um die Selbstbe herrschung des Oberjägerg geschehen. »Wo habt Jhr den Pascher?« schrie er tvüthend und schüttelte den Schlafenden, daß dieser entsetzt empor fuhr. »Den Pascher?« fragte er erstaunt die Augen aufreißend —— aber jetzt be gann es in ihm auszudämmern. » »Der ist da drinnen im Schuppen«, Janttvortee er ausspringend und tau melnd, noch halb schlaftrunten, über »schritt er die Schwelle. s ,,« a, freilich ist er drinnen und schon lseit Stunden wartet er, bis Ihr ans tgeschlafen habt und ihn vernehmt, das brave Pascherhansl!« schreit jetzt bog haft lachend der Müllerseppl, der seine Schadenfreude nicht mehr länger ver bergen tonnte nnd dabei springt er in diesHolzhtttte und schwingt in toller Ausgelassenheit die Laterne wild in dem finsterer Raume herum. »Seht, gerade dort oben sitzt der Pascher —— langt ihn doch rasch her unter,« und bei diesen Worten tanzt der außer Rand und Band gerathene Müllerseppl um den Grenzjäger her um, und leuchtet hinauf in die Balken. Aber als der arme Holterer nun wirklich emporblickt, um nach dem Pa ·scher auszuspähen —- da erfaßt ihn der vor Zorn behende Oberjäger beim Aermel und zieht ihn gewaltsam aus der Holzhiitte. »habt Jhr Euch noch nicht genug lächerlich gemacht heute? Wollt Ihr Euch noch mehr zum Narren halten lassen?« schreit er empört. Und mit hängenden Köpfen ziehen die Grenzjä ger ab. Jhnen folgt der Richter mit dem Gemeindediener. Nur der fidele Müllerseppl bleibt zurück. Der freut sich unbändig, weil das kluge Pascherhansl den Grenzjä gern ein Schnippchen geschlagen und glücklich aus der Falle entkommen ist. Der war jetzt über alle Berge und die Grünröcke hatten das Nachsehen. Jetzt wollte der Müllerfevpl nur noch den Schuppen absperren und sich sodann zur Ruhe begeben. Wie er aber die Thüre zzuziehen will, da vernimmt er ein gar seltsames Geräusch, welches aus dem Hintergrunde der Hütte zu kommen schien; Eiskalt rinnt es dem Müllerseppl über den Rücken, aber von Neugierde getrieben, schreitet er auf die Stelle zu, von wo die sonderbaren Töne an sein Ohr dringen. Und die Laterne will ihm vorSchrecken aus der behenden Hand fallen: Da liegt’s Pascherhansl und schläft so sorglos und ruhig, als wenn es auf der ganzen Welt kein Rumfass’l, keine Grenzjäger und keine Arrestftrafe ge ben möcht. Sonderbare Geschenke. Ueber meriwtirdige Geschenke, die oft hochgestellten Persönlichkeiten an geboten werden plaudert eine englische Zeitschrift: Dem Präsidenten Roose velt wurde kürzlich eine sonderbare Gabe dargebracht. Ein Einwohner von Georgia übersandte ihm eine zar te Aufmerksamkeit in Gestalt einer wilden Katze. Der Empfänger ließ sie urngehend dem Zoologischen Garten überweisen. Nützlicher schon war das Geschenk, welches dem verstorbenen König Alexander von Serbien gemacht wurde. Man brachte durch öffentliche Sammlungen eine erhebliche Summe auf, die dazu dienen sollte, ein neues Regiment zu bilden und zu erhalten, welches den Namen ,,Königin Draga« siibren sollte. Die verstorbene Königin Viktoria von England erhielt anläsz lich ihrer Vermählungsfeier von-den Bewohnern Von Ost- und West-Pen nard einen riesengroßen Käse, der«ein Gewicht von etwa einer halben Tonne hatte. Nicht zufrieden damit, daß das Geschenk angenommen wurde, erbaten sich die Spender dafür eine Anerken nung in klingender Münze. Jhr Ge such wurde genehmigt, gleichzeitig ers hielten sie aber auch den Bescheid, daß Ihre Majestät unter diesen Umständen dieAnnahme des ihr auf eineso eigen thümliche Art gemachten Geschenkes verweigere. —-- «Geehrter Herr! Jch nehme mir die Freiheit, Jhnen hier mit einen Sarg zu übersenden, der aus dem Hauptmast des Schiffes ,,L’Orient« hergestellt worden ist. Wenn Sie Jhre glorreichen Tage be schlossen haben werden, mögen Sie in Frieden darin ruhen« So schrieb Ka pitiin Benjamin Hallowell an Lord Nelson, als er thn einen Sarg über sandte, den der Schiffszimmermann aus einein Maste des französischen Schiffes gearbeitet hatte. Das Ge schenk wurde angenommen. Eine Zeit lcng führte Nelson den Sarg auch auf dem Schiffe mit sich. Seine Freunde veranlaßten ihn aber später, davon Abstand zu nehmen« -—-— Dem Lord manor von Liverpool wurde vor zwei Jahren zu Weihnachten ein gewaltiger Ftniittel anonym übersandt rnit der Bitte, ihn in Anwendung zu bringen, wenn es gelte, während der Sitzungen des Magistrats die erforderliche Ruhe herzustellen Dem Mikado hätten sei ne Unterthanen gern Port Arthur als Geburtstagsgeschenl übergeben Jhren angestrengten Bemühungen ist es aber nicht gelungen, ihm dieses ersehnte Ge schenk zu machen. —.——-· --.-———-— Thüringer Geschichte. Jn einem kleinen Thüringer Städt chen hatte ein Obftgartenbesrtzer viel unter Obstdieben zu leiden. Um seinen Garten vor nächtlichen Besuchern zu schützen, brachte er eine Warnungsta fel mit der Auffchrift: »Hier liegen Fußangeln und Selbstschiisfe.« Trotz dieser schrecklichen Drohung wurde frisch und fröhlich weiter gestohlen. Da schreieb der unglückliche Obstgar tenbefitzer voller Verzweiflung an seine Thür: »Hier liegen wahrhaftigen Gott Fuß-angeln« Am Schulter-. Beamter: »Das Packet kann ich so nicht annehmen. Die Adresse ist zu undentlich das Wort »Magdes barg« iann ich überhaupt nicht lesen!« In der Eile-. Frau ldie unvermutbet von der Ba dereise zurückgekehrt ist): »Das war eine Ueberraschung, wag-Z Und Du hast in der Ei sogar den Ehe ring an den verieh en Finger ge steckt!« Vorbereitung, A.: »Sie essen jetzt so oft italieni- « schen Salat· Thun Sie das vielleicht, weil Sie demnächst nach Italien reisen wollcn?« — B.: »Ganz recht, ich will einen Vorgeschmack von Italien be konnnen.« Aufrichtig. Junger Mann lzu einem Laden inädchen): »Mein Fräulein, Sie glei chen einem Veilchen.« —--- Mädchen: »Das sagen alle, aber nachher fragen sie gleich, ob man wag hat.« - 3. SlBinbolpl), .$erau$flebcr. (VJranb 30t«nb. yfebr.. 27. 3|uiwr 1905 (^weitcr Xbcil.) ^a^rgattg 25 yto. 22.