Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 27, 1905, Sweiter Theil., Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Wiese-Wische Betrachtungen.
Ich-z uki e des Charakters und der
« Eigenscha ten menschlicher Wesen.
» —- Zwecklosigteit guter Votföhr. —
-. Zehn Nitsch E . faßt nur einen
H en Entsch uß. —- Der Rest
ist weigert.
, Mistet Editeri
ch weeß nit, wie es bei Jhne is,
Ui er Editer, awwer bei Mir is es so
un is kee Tkaam. Es is nämlich e
Säft, daß Jch grad an dene Täg, wo
« ch am meiste ze thun hab. bei «Weg
vun MMZMUZ
am läsiestr, sp zk
sage mit Respekt
ze ver me l de
stiskfaul bin.
Des heißt, des
bot nix mit der
R a i lc o a d ze
thun, sonnern
Ich mentfchen es
nor in Tschene
tell als e allge
meine philesafi
kell Obserwä
schen»
Weil nämlich
jeh die Zeit is,
wo die Mensche
so thun, als
wann sie e Freud
dka hätte, in sich
ze gebt-, sich sel
oer ze erkenne, un sich allerhand Sache ·
vorzenemme, wo sie bei Erpirienz
» wesse, daß sie es doch nit halte, indem
mer schau am zweite oder dritte Tag
aussmdet, daß mer’s gar nit halte
kann. Un wann mer’s könnt, da
kimmtmer doch sehr bald zu der Er
kenntniss, wo die richtige is, nämlich:
»Was is der Juhs?«
Un iiwwerhaupt, wann e Mensch die
Resoluschen fasse thut daß er annerscht
wern muß, da stellt er sich doch e Ar
muthszeugniß (Pauperism-Teftimonh)
ans, daß er vorher e böser Bruder war,
wahrend daß Ich. wann Ich Mir sel
ber dreFrag oorleg: »Was is derMät
ter mit Mir?« mit dem beste Gewisse
die Antwort aewwe kann: ,Ich bin all
right, all right!« Un des is aach le
Traam
Awwer weil Ich doch grad mit phi
lesosikellObserwäsclkens angesanse ben,
Möcht ich es noch als en fundamentell
Grundsatz ussstelle, wo sor alle Mensche
inst. namlichr Wann der Mensch so is,
so.is er so, weil er’s nit helfe kann.
Un wann er’s helfe könnt, wär er erst
recht so. Un gege die annere Leit is es
sehr edel gehandelt, wann er so is, wie
er is, weil es ähsolutli nir uss der
ganze Welt gebt, wo die Leit so viel
Freud macht un ihne so große Satis
säctschen gebt, als wann sie vun eme
Mann sage könne: ,,E hot es sich
selber zuzeschreibe. Warum is er so
gewese?« Also, warum soll mer die
Leit disappointe bei nit so ze sei, wie
mer is?
Awwer in Speit dervo hab Jch
trotzdem e Räsoluschen zu Neuiahr ge
faßt, un will Jhne presentli saae, was
des is. Nämlich: Jch saa gar nix
wehr!
Wann Sie Mich sor die Riesen fra
Ig warum Jch gar nix mehr sag, da
ann Jch Jhne eifach antworte: »For
was denn? Es is ja doch Worscht,
was Jch saa.'« Des heißt, Ich meen
des blos in Rigard zu der Alti.
mFor Jnstenz gestern bot die Alti an
m, was Ich gesagt un Sethan hab,
was auszesetze gehalt, un hot Mir über
alles Mögliche Vorwürf gemacht. Un
mitdie Kinner hot die Atti aeschimpst
an die Sörvänt-Görls hawwe es ge
fätsrht, daß ihne Horn und Sehn ver
ange is. Jetz srag’ Ich Ihne, Mister
diter, was hätt es gut gethan, der
Atti ze sage, daß Jrh eriictli wißt,
warum sie so bös is un nix wie schim
gecthäh nämlich weil so e miserables
schweiter war un die Wäsch nit hot
trockne könne? Was hätt es genützt?
Die Atti hätt es ja doch nit zzugegew
we! Deswegt sag Jch gar nix mehr.
Oder was wär der Juhs, ergend e
Punkt ze pässe, wie sor Jnstenz, daß
die s Sounso e schöne Frau is?
« doch-atra gen-am daß die Alti
Mart dami usswindet, daß die
- »e Farb bot, als wann sie die
hätt, daß sie en Fehler am
, un en gewölbte Miete bot, daß sie
ted is wie e Barber-Pohl·. daß sie
"-hn. e falsche Pertüch ge
, » rzöpß Knechte Auges-kaufte
" otanxsgestopste Luse un alle mögliche
M cauntersit - Apbleiiinzes hat«
» das ihr Falsch - Chain blos ge
- is, daß der Stoff vun ihr’m
« an eine BargaimCaunter gelaast
Man die Frau biseits immer nach
» " Mocttails schmelle thöt un mer
dotwege nit Je wnnnern braucht,
die Frau ihr Butscher- un Grocer- (
Bill nit bezahle thät, un ibrMann ans- «
sieht, wie die theure Zeit. Deswege
« ssa M out nir- 2
Oder wann Jch —- werklich un
s wahrhaftig Mistet Editer —- en wich
tiae Büsneßqang ze mache hab, un die
Alti sagt Mir beim Formeka uff de
Kopp zu, daß Jch in erer Bknnelinie
zum Sichan gehn thät was wär da der
abs, ze sage, des wär e Mist-äht? Die
Es« lti thät’s ja dochjiit qlaabr. Des
W sog Jch gar mx.
Un daheim Neuigkeite verzäble, des
b Ich auch uss. Was is der Jubs
gros- ? Mer kann des Alletneuefte
m " Ie, un dann kann mer schur fei,
» les die Atti erstqnö schun lang weeß,
W- es besser wezß un daß sie,
Ema-, fegt, es wär kiwnsethaupt nit
Mr un Ich wsäx imme; der »Dummk
EIN kaum Lüge uffinnde losse Näh
Mo ts- Jch est vix
Awwer Eens will Jch Jhue sage,
Mistrt Editen Wann Ach auch gar
nix mehr stigde dreht Mir die Alti
nachher doch erst recht es Wort im
Mund erum un schwört, Ich hätt es
nit so, formern annerfcht gesagt. Es hot
also eigentlich auch nit viel Juhs, daß
Jch gar nix sag. Jch werd awwer doch
bei Meiner Resolufchen b!eibe. Die
Atti hot ja immer plenty ge sage, un
deswege is es for Mich kee Juhs.
Jhne das Nämliche wünschend.
Mit Regards
Yours
John Nitsch- Esq.
Hund-ein«
Die »Nature« veröffentlicht die Zu
schrift eines ihrer Mitarbeiter, worin
über einen belustigenden Fall von
Hunde - Schlauheit berichtet wird. Der
Erzähler verkehrt im Hause eines Ge
lehrten, der einen Hund hat und in sei
ner Bücherei einen Korb sammt Decken
aufgestellt hält, der dem unde als
Lager angewiesen ist. Allein er Hund
hält sich nicht an diese Vorschrift und
besetzt, wenn immer ihm dies möglich
ist, den Lehnstuhl seines Herrn vor
dem Schreibtisch, auf dem er si chseinen
Träumen hingiebt. Vor Kurzem be
suchte der Gewährsmann des Blattes
den Gelehrten und wurde in die Büche
rei geführt, wo der Hund wieder auf
dem Lehnstuhl lag. Sein Herr jagte
ihn davon und setzte sich selbst in den
bequemen Sessel. Der Hund wurde
iiber diese Störung seiner Behaglich
leit schlecht gelaunt und gab seinem
Unmuth durch mißbilligendes Knarren
Ausdruck Er wanderte unruhig hin
und her und lief endlich zur Thür, an
der er zu kratzen begann. Dies that er
gewöhnlich nur dann, wenn er das
Zimmer aus Gründen der Wohlw
stiindigkeit zu verlassen wünschte. Der
Gelehrte stand dann auch von seinem
Stuhle aus und öffnete dem Hunde die
Thüre, um ihn binauszulasfen. Aber
der Hund machte, als tsein Herr die
Thürtlinte gefaßt hatte, kehrt, lief zu
dein nun frei gewordenen Sessel und
lagerte sich in aller Gemüthlichleit wie
der darauf. Sein lebhaftes, zufriede
nes Schweifwedeln ließ erkennen, daß
er iiber das Gelingen seiner List große
Freude empfand.
»Es-at terrilsle«.
Der kleine Willy (zu seiner totetten
Tante): »Ach, Taute, biict’ Dich doch
einmal, ich will ’mal was nachsehen.«
—- Tantet »Was denn, mein Junge?«
—- Willh: »Ja, der Papa sagt immer,
Du hast es faustdick hinter den
Ohren.«
Irr-sittlich
Fremder lzum Obertellner seines
Gebirgshotels): «Sagen Sie ’mal, wie
kommt es denn, daß in Ihrem Bestan
rant da drinnen eine so auffallende
Stille herrscht? Das Lokal ist doch
dicht besetzt.«« —- Obertellner: »Ja,
wissen Sie, die Herrschaften sind eben
alle mit dem Schreiben von Ansicht-s
pvstkarten beschäftigt.«
Schon erledigt.
lDer Stofselbauer hat zumSchwei
neschlachten den Hausmetzger bestellt,
der jedoch zu spät kommt): »Jeht
brauch i’ toan Metzger mehr, i’ hab’
d’ Sau schon von an Autouobiill über
fahr’n lassen.«
Aus dem Eife.
Leutnant-A.: »Schnappen ja förm
lich nach Luft, Kamerad.«--Leutnant
B.: »Nein Wunder; habe eben die
tleine Engländerin aufgehoben . . . .
zehntausend Pfund!«
Born-örtlich.
Reumanm .Haben Sie schon ge
hört, was meine Frau für capriziöse
Wünsche hat?« —- Lehmann: «Wieso
capriziosi Was will sie denn?« —
Neumann: Mach Capri will ste."
Ritt.
Zimmervermietherin (zu dem ein
ziehenden Scheins-vielen der einen gan
zen Arm Lorbeerkan die Treppe
herausschleppt): »Ach, u meine Güte,
all’ das Orünzeug . . . . Sie find wohl
Begetarier?«
Ein Wint.
»Heeroltor, machen Sie doch nicht
immer nur Scherze —- prechen Sie
doch auch einmal ein ern teö Wort —
znm Beispiel mit meiner Mama!«
Der rechte Aue-blieb
»Auf Wiederseheni Leben Sie
recht wohlt« —- »Danle sehr! Aber
zum Wohlleben gehört Geld; können
Sie mir vielleicht welches pumpen?«
Im Eifer.
»Das war ein Beifall, als der
Schauspieler Knaxler den großen Mo
nolog gesprochen hatte. Sogar die«
Leichen, die auf der Bühne umherla
gen, haben applaudirt!«
Der Pautosselheld.
»Meine Frau hat solche Angst vor
»Gewittern, daß sie jedesmal in den
Keller flüchtet, wenn es zu donnern
» beginnt.« —- .Na, da sind Sie ja auch
einmal eine Zeit lang Herr im
? Hausei« .
; Mißverständni0.
Gefängniß - Direktor, einen Haft
Itiug cum-neun »Am-se hoffennich
Hehen wir uns hier nicht wieder. —
"ftling: «Wollen der Herr Direktor
i ch pensioniren lassen?«
EÆTTMLZELZLIWH
Californis e Geschichte
von ufus.
»Ich denke. wir nennen das Ding
die »Last Chance Cabin«, senkte er mit
einem kurzen Lachen, als endlich
vor der Bretterhiitte am Fu e des da
hinter mehrere hundert Fuß hoch fast
senkrecht aufsteigenden Felsens ange
langt waren, wel nun ihre Woh
nung sein sollte. a, hier wollten sie
ein neues Leben anfangen.
Aber wie sah es darin aus! Der
Regen hatte den rothen Lehmboden
ivon draußen hereingespült, und auf
Idem Boden lagen alte Schuhe und
Lumpen von Kleidern, welche Jemand
l darin hatte liegen lassen, und der Gips
war iiherall von den Wänden und von
der Decke abgefallen und lag aus dem
Boden; es war ein trostloser Anblick.
k Da wurde es dem Manne zu viel, und
er sprach bitter: »Mutte, ich kann es
nicht mit ansehen, daß du hier hausest
—komrn’ laß uns versuchen, anderswo
sein Unterkommen zu finden, oder ir
i gendwo zu sterben, wenn es sein muß.'«
IAber die Frau war stärker als der
, Mann, und sie sagte: »Nein, wir mits
sen hier bleiben, wir haben nichts An
sderes. Und ich tann es aushalten,
lwenn du es aushältst—aber ich kann
Inirgends sein, wo du nicht bist.«
Z So sprach sie, und ihr ruhiges Auge
zkontrastirte seltsam mit seinem ruhe
J losen Blick. Nur um ihre Lippen zit
? terte es fast unsichtbar; das war das
;einzige Zeichen der tiefen Bewegung,
die in ihrem Jnnern herrschte-—an
sie dachte in diesem Moment an ihren
; tleinen Sohn, den sie mitgebracht hat-·
; ken. Was sollte aus diesem werden in
der Wildniß-?
i Und nun holten sie das Gepäck her
Tein, welches sie aus dem Pferde mitge
z bracht hatten, und bereiteten demKin
’ de ein Lager, so gut es ging, u. dann
streckten sie sich selber hin und schliefen
tbald ein —- das war die erste Nacht
! in dein neuen hause, die erste Nacht in
der »Last Change Eabin«.
Ein Leben voll von· Arbeit war es,
das nun anhab. Aber mit all der ro
mantischen Liebe, mit der Marie, das
Kind des Süden-T dem Mann vor-.
Jahren nach Colorado gefolgt war,
und mit der sie an ihm gehangen hatte,
trotzdem er sich nur zu bald als wüsier
Trinter entpuppt hatte, init all dieser
romantischen Liebe hielt sie jetzt bei
ihm aus. Als Alles verloren war in
Colorado, was sie gehabt hatten, da
hatte sie ihren Gatten dazu vermocht,
kdaß er mit ihr in die Wildniß ziehe,
sum sern von den Menschen und von
den Bersuchungen ein neues Leben an
zufangen und wieder ein Mann zu
werden. Er hatte es ihr versprochen,
und nun arbeiteten sie zusammen, wie
sie vorher nie gearbeitet hatten —- im
Scherze sagte er einst zu ihr, als sie
an der alten Hütte herumhäinmerte:
»Wenn du einen Anderen geheirathet
; hättest, so hättest du vielleicht nie ent
deckt, was für Zimmermanns-Talent
in dir schlummert-« Von Herzen war
er gut, und es war so seine Art, mit
einem Witz herauszulommen, wenn
das Herz ihm weh that; und das Herz
that ihm weh. wenn er seine Marie so
arbeiten sah.
Aber es ging, und sie tamen lang
sam vorwärts —- als ein Jahr ver
gangen war, da konnten sie schon zwei
hundert Dollars von der Schuld ab
zahlen, die noch auf ihrem neuen Be
sitzthum last«ete. Er sing an, zum
Mann zu werden, und Marie sagte
mit dein biblischen Wort: ,Jch bin
gesegnet unter den Weibern«. Dann
aber tam der Tag« an dem ihr Mann
nach der entsernten Stadt reiten muß
te, um einiges Vieh zu verkaufen —
und dieser Tag war der seines
Rücksalles. Betrunten verlie er die
Stadt und zu Ende war es mit seinen
guten Borsätzem niit seiner Selbst
achtung, mit allem Guten· Jegt ging
es schnell wieder rückwärts, da schien
tein halten inehr zu sein, und et sel
ber sagte zu ihr mit einer Art Gal
genhunior: »Du siehst- wie ei steht
Du bist ein tapferer General gewesen,
aber du hast die Schlacht verloren
und mußt nun die Din nehmen, wie
sie .sind. Nimm das ind und ge
wieder nach dein Osten. Jch bin sitz
zu retten.«
Sie blieb, sie hoffte und liebte
noch immer. Aber die Liebe starb in
ihrem herzen, wie das so weiter ging,
und die Hoffnung schwand, und end
lich iam es so weit,-daß man ihm sag
te sie wolle gehen.
»Komm’ mit mir«, sprach sie, »tomm
mit uns auf die Berge hinauf wo es
einsamer ist, und fange noch einmal
neu an, hier geht es nicht mehr, und
der Platz wird uns genommen, denn;
wir haben nichts mehr bezahlt«. —«
Aber er hatte wieder getrunken, und
voll von Grimm und Hohn antwortete
er: Verd . . » ich habe nun genug
neue Anfänge gemacht —- es hilft
nichts-L« —- Und er ging fort und
sagte, daß er heute nicht mehr tomme
.—-— sie solle machen, was sie wolle und
was sie nicht lassen könne.
Da packte sie ihre Sachen und sagte
zu ihrem Söhnchen, der nun ein tüch
tiger Bursche geworden war, daß fie
nach Virginien reisen wollten, wo ihre
Eltern seien. Der Junge war übe-r
rascht, aber er war bereit dazu, we
er seinen «KönigXerxes«, das war n
Esel, mitnehmen könne. Daß ein
Vater nicht mitgehen sollte, dai be
griff er nicht, und das war ihm nicht
recht. Aber schließlich fügte er sich.
Bald waren die wenigen hol-selig
teiten in Bündel geschniirt nnd ctxf
den Esel ges-ach und fort ging’s. Der
Junge wurde munter, der Mutter
war das Herz so schwer. wie ein
Stein — aber es mußte sein, es
mußte um des Jungen willen sein.
Wie sie aber so durch das langeThal
dahinmarschirten, da brach sie sast zu
sammen, denn die alte Liebe zu ihrem
hat-old, zu ihrem Gatten, kam wieder
in ihr Herz, und sie sragte sich immer
wieder, ob es wohl recht von ihr war,
ihn jetzt zu verlassen, ihn sitt immer
zu verlassen. Ja, es ist recht, sagte der
Verstand —- nein, es ist nicht recht,
sagte das Herz. Und der Verstand
und das Herz kampften einen schweren
Kampf bis der Abend nahte. Da aber
hatte das Herz gesiegt, und noch ehe
die Mitternacht lam, da standen sie
wieder vor der Hütte. Der Knabe
hing schlafend im Sattel des Esels,
wo sie ihn estgebunden hatte, sie war
daneben ge chritten, durch die helle
Mondnacht aus dem ihr bekannten
Pfade. Aus der Hütte schimmerte
Licht — sie öffnete leise die Thür, der
Mann schlies, über ihm stand die bren
nende Lampe. Ob er wohl mit der
Laterne nach ihr gesucht hatte, als er
sie nicht mehr zu Hause sand? Sie
legte den Knaben aus sein Lager; er
erwachte nicht. Und dann beugte sie
sich über ihren Manch-er schlies, und
im Traume murmelte er: »Marie, geh’
nicht fort, gieb mir noch eine lebte
Chance!«
Ja. die gab sie ihm, dazu war sie ja
zurückgekommen Und es war, als ob
ein neuer Geist, derGeist starker treuer
Liebe, mit ihr gekommen war, denn
Alles wurde nun besser. Wenige Jah
re spiiter war Harold ein geretteter
Mann und sie konnten eine kleine gute
Farm tausen. Und wieder einige Jah
re spiiter waren sie glückliche, wohlha
bende Leute und wohnten in einem
schönen Hause undLangdon wurde auf
eine gute Schule geschickt. Dir »Last
Chance Cabin« aber stand noch, und
wurde immer wieder reparirt, denn
aus ihr war das Glück emporgebliiht,
welches nun herrschte.
(Cal. Dem.)
-—
Auch eine Heidentlsah
.Unter dein Titel »Wahrheit und
lerne Dichtung.« der auf Goethe’s
»Aus meinem Leben. Dichtung und
Wahrheit« anfpiel:, ließ ein Zeitge
nosse des Dichters, der sich nicht ge
nannt hat« ein Büchlein erscheinen,
das wohl nie viel beachtet worden ist«
Es enthält faft nur einfältige Marsch
gefchichten aus dem alten Weimar, die
—auch wenn man sie lritifch betrach
tet — keinen neuen Zug zu dem be
kanntlich bis zu den geringfiiaigften
Rleinigieiten ausgeführten Lebens
bilde des Altmeifters hinzufügen
Eine Erzählung des Verfassers ver
dient jedoch der Vergessenheit um fo
mehr entrissen zu werden, als sie ge
wiß nur —- Wahrheit ift. Karl Au
gust von Weimar hat ja felbft, von
feiner Ergriffenheit fortgerissen, ei
nem größeren Kreis der Hofgefellfchaft
über den Vorfall berichtet. und der
Verfasser führt diefe Personen als
Zeugen an. Es handelt sich urn die
HerzogimMutter Amalie, die eines
Tages in Erfahrung gebracht hatte,
daß Hei-der nicht das nöthige Geld be
faß, um die ihm vom Arzt verordnete
Kur in Karlsbad durchzumachen Die
herzogin hätte gern geholfen, aber —
in ihrer Kasse war Ebbe. Sie hätte
sich die paar hundert Thaler nur ver
schaffen können, wenn sie ihre zahlrei
chen Schuldner ein wenig gemahnt
hätte. Diesen wollte fie aber auch
nicht weh thun, und fo blieb nichts
übrig, als — ihr Schmuck. Damit
Herder fein-e Kur absolviren konnte,
wanderte ein Stück ihres Schmuckes
zutn Juwelier. Niemand erfuhr da
von, nur in ihren Aufzeichnungen no
tirte die Hersogin den Verkauf des
Stückes. Als dann nach ihrem Tode
in Gegenwart Karl Augufts ihre Cha
touille geöffnet wurde. fand man an
Stelle des fehlenden Stückes die Aus
tunft über den Verbleib. Der anwe
fende Chatouillier, der den Verlauf
besorgt hatte, brauchte jetzt das Ge
heimniß nicht mehr zu bewahren, er
gab den Kommentar zur Aufzeich
nung, und der Herzog war von diefern
edlen Zu feiner Mutter, wie gesagt,
fo er riLfEm baß er fofort den eben
anwe en n Kavalieren nnd Damen
davon Mittheilung machte.
sie hat f- aksse Eite.
Aus Budapest erzählt das dortige
«Politische Vollsblati«: Eine alte
Dame winkt dem Konduiteuk eines
Omnibus aus der Andtasshstkahe, er
möge halten. Das geschieht promot.
»Nun, leben Sie wohl, Frau Grün
bergek,« sagt die alte Dame zu der sie
begleitenden Freundin. »Ich schreibe
Jhnen und lasse Sie wissen, wie es
mit gefällt, sobald ich einige Tage dort
gewesen bin. Sie haben ja meine
Adresse, nicht wahr? Nein? Ach, ich
war der Meinung, daß ich sie JFDUM
Flegeben hätte. Jch habe sie in meinem
rbeitsbeutel hier, zwischen meinem
Taschentuch und meinen Schlüsseln.
Jch werde sie gleich finden, einen Au
igenbliclt Es ist besser, daß Sie sie
"gleich mitnehmen, sonst können Sie
mir ja nicht schreiben. hier ist sie —
nein, das ist ein Rezept sitt meinen
hustem Ach, sehen Sie wohl, jetzt
habe ieh sie! Nun Sie werden doch
nicht vergessen, mit zu schreiben, nicht
wahr-? Und wenn Sie Frau Steiner
sehen, grüßen Sie sie, bitte, von mit.
Sie ist eine teizende Frau, nicht wahr?
Aber daß die einen solchen brutalen
Mann·geheieathet hat, ist einfach un
laubl ! Aber so geht es überall
Lin der eltt Meiner atmen Schwesker
Marte ist ei ebenso ergangen; die war
so sanft wie ein Lamm — gerade so
wie ich —- sagte niemals ein böses
Wort,.—— that nie ein Unrecht — und
konnte sich mit jedem Menschen ver
tragen. Nun sehen Sie doch einmal
die Unverschämtheit des Konduiieurs,
der Mensch ist wahrhaftig abgefahren,
ohne mich mitzunehmen. Nun muß
ich Uvch ehrt Minuten warten. bis der
nächste agen kommt, und ich habe so
große Eile!"
Vertheilung goldener und sil
berrer Verdienstmedntllen
an langsähetge Dienst
Idckiio
Alljährlich vollzieht sich in Mün
chen ein erhebender Festatt, die Aus
zeichnung treuer, ausdauernder
Dienstboten und Arbeiter. Troh der
immer kritischer und lästiger werden
den Dienstbotennoth konnten kürzlich
sechs Dienstboten, welche länger als
25 Jahre dienten, und einunddreißig
mit über zwanzigiähriger Dienstzeit
bei derselben Herrschaft ausgezeichnet
werden. Der Bürgermeister sprach
warme Anerkennungsworte, ehrenvoll
für die Deiorirten, aber auch für de
ren Dienstgeberinnen, welche größten
theils mitgeiommen waren. Er be
tonte die großen Erleichterungen, wel
che im Zeitraum dieser fünsundzwan
zig Jahre für die Dienstboten entstan
den seien, von der Wasserleitung, dem
Gas- und elektrischen Lichte u. s. w.
an bis zu den Alterszulagem den Sa
natorien und Erholungsstätten. Diese
wackeren Beteranen des Dienens be
weisen aber auch, daß Arbeitsfreudig
krit, Fleiß, Gehorsam, Treue und An
hänglichkeit am sichersten da zu finden
sind, wo kein Acht- oder Zehnstunden
tarif existirt, sondern deren Beruf aus
völliger Unterordnung des eigenen
Willens unter einen fremden, aus stil
lem Ertragen menschlicher Fehler und
Schwächen, Bescheidenheit und neid
loser Anerkennung der Wohlhabenheit
anderer beruht. Solche Dienstboten
sind die Zierden ihres Berufes und
liefern den besten Beweis, daß der in
nere Werth des Menschen von äußer
lichem Range unabhängig, daf: reines,
echtes Glück nicht durch Glanz und
Reichthum bedingt ist. Ebenso ehren
voll ist die Auszeichnung aber auch
sur die Dienstherrschaften, welche
durch ihre menschenfreundliche Gesin
nung ihren Untergebenen gegenüber
ein gutes Beispiel der Allgemeinheit
geben.
Wittweuvetbrenmms in
stumm
Der S. December 1904 stellt einen
wichtigen Gedenltag in der Geschichte
Indiens dar, nämlich den 75. Jahres
tag des Verbotes der Wittwen - Ver
brennung. Man tann sich heute laum
vorstellen,was siir ein muthigerSchritt
es war, denLord WilliamBentinck, der
damalige Gouverneur von Indien, un
ternahm, als er den Gesetzentwurs ein
brachte und durchsetzte, denn er hatte
nicht nur« mit einer geradezu winden
den Opposition der Eingeborenen zu
kämpfen, sondern auch viele seiner ei
genen Landsleute waren Gegner des
Gesetzes, welches, wie sie meinten, ge
gen die religiöse Toleranz verstoße, die
den Bewohnern Indiens gewährleistet
sei. Diese Annahme aber war unhalt
bar. Die Sitte der Wittwenverbren
nnug war zwar eine sehr alte bei den
Jndiern, und sie beruhte aus Ausle
gungen gewisser Stellen in einigen den
Hindus heiligen Büchern, aber die
Forschungen europäischer Gelehrter
ellten sesi, daß sich in keinem der ge
heiligten Bücher eine solche Vorschrift
wirklich besinde. Die Sitte verdant
ihren Ursprung einer wahrscheinli «
geslissentlich falschen Auslegung von
Seiten der Priester, und einmal zum
Bestandtheil der Religion erhoben,
war es selbst siir die Aus etliirten un
ter den Hindus nicht mög ich, dagegen
anzutiimpsem Lord William Bentincks
Gesetz aber stellte jede Mitwirkung
oder Ausreizung zur Wittwenverbrew
nung mit der Mitthiiterschast an ei
nem Morde aus eine Stufe, und mit
der strengen Strafe, die das Gesek da
silr vorsah, verschwand die Sitte sast
mit einem Schlage. Merkwürdig
schnell verschwand auch die Anhäng
lichkeit der Dindus an die Sitte, deren
Unterdrückung sie zuerst siir eine Ber
gewaltigung hielten, und heute wird
ei selbst in ien tautn Jemand -
ben. der die ittwenverhrennuns DI
der eingestihrt sehen möchte.
Eis kleines-statuier
Lehrm Also ei meidet sich derse
nige nicht, der die Karritatur aus die
Tafel gezeichnet hatt Gut, dann be
tommt Jeder von Euch eine Tracht
Prügel! —- — (Nachden1 er jedem
Schüler einige Klapse gegeben, hält
er vor dem letzten in der hinter ten
Bank inne). Also Du, Schrie er,
wenn Du sagst« wer es gezeichnet hat,
betommst Du teine Schläge!'« —
Schneller: »Ich war’s, Herr Lehreri«
Hin der Schmierr.
Director: »Meine Herrschaften,
die Kerlerszene bitte besonders zu be
achten, die spielt der Herr Maier sehr
gut; er war nämlich schon wirklich
eingesperrt!««
Der kürzeste Wes-.
Sie: »Wollen wir unsere Verlo
bung unseren Freunden telegraphiren
oder telephoniren?«—— Cr: »Wir wol
len sie einer Dame mittheilen!«
Darum
»Die Meiers führen, scheint es, tei
ne besonders harmonische Ehe.«—
»Nein Wunder; sie ist Staatsanwäl
tin und er Vertheidiger.«
Gemüthlich.
Eulalia (in’s Wasser gefallen, als
ihr ein Herr einen Balken zuwirst, in
der Meinung, der Herr sei ihr nach
gesprungen): »Mein, mein!« —- Herr:
»Na, meinetwegen, behalten Sie ihn!«
Moder-ne Frauen.
.So, ist es also wirklich wahr,
daß sich unsere Männer morgen duel
liren werden?«- »Ja! Um sieben
Uhr im Stadtwäldchen!« — »Hm,
wenn man jetzt nur auch wüßte, ob
wegen Dir oder wegen mir?«
tin-linkshin
A.: »Sehen Sie, dieser Mann dort
bat unser ganzes eheliches Glück zer
stört.« —- B.: »Was,« — A.: » a
woblc meine Frau bat selbst zu kochen
angefangen, als jener dort uns unsere
Köchin weggeheiratbet hatt«
Ein Nirnler.
Herr Schulze ivorlesend): »Der Ar
beiter, der bei dem Einbruche beibri
ligt war, wurde in flagranti festge
nommen. — Ja, da sieht man wieder
die Tüchtigkeit unserer Polizei. Schon
bis nach Flagranti haben sie ihn ent
kommen lassen ebe sie ihn erwischt ha
ch.« r
Hautsohlen
Bauer izu seiner Tochter): »Was,
den Hias möchst heirathen, den Lum
pen, den Schafdieb, der bat ja nix.«
Beim Boseldändlnn
Dame: «Spricht de Papagei auch
Schimpfworte?« — ändler: »Nein,
aber solch’ junger Vogel lernt ja
leicht.«
Deshalb.
A.: »Sie bleiben ja in lehter Zeit
manchmal Abends zu Hause, wie ich
l-emerie.« —- B.: »Meine Frau ist
ftockheifer.«
Ein Seliftlsier.
»Nicht wahr, Artbnr, Du hafi mich
doch nicht wegen meines Geldes gehei
ratbei!« —- ,,Aber, ich bitte Dich, das
baben doch fast alles meine Gläubiger
gekriegt.«
Vor Gerieb t
Richter Our Zeugin): »Alfo Sie
rveigern sich- Jbr Alter anzugebeni
(Zmn Gerichtsdiener): Müller holen
Fre. mal den gerichtlichen Taxator
r.«
Ein Schsetenstdem
Studiolus (in der Badeanstaltkr
»Bei-Jahren Sie meine Brieftasche
recht sorgfältig auf, «..0emeifter, es
sics für mebr als 1000 Mark —- Rech
’gen d’rtn!«
Inn-nee
,,Wittwe wünscht die alten Kleider
ihres gestorbenen Mannes zu verlau
fen. Bei solchen, denen sie passen, —
Ebe nicht ausgefchlossen.«
. ...-..-« .--M-«.-. Ass
Uuek bitt.
etwa-, ges-tragele schon wieder ein« Schachtel Eigaccttcn — Du machst doch IIW
r«