Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 27, 1905, Sweiter Theil., Image 12

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    tmupfs Kosakm »
s Mitteln sdild aus der Mandschmrei.
ngenzeugm Rittrneiftet
K r as s nof nacherzählt.
Der heiße Tag wich einem klaren,
stählen Abend, und langsam erloschl
dar gplvige Abend-ach hinter denl
gehen Bergen. Als trübe Lichtscheibe
and der Mond schon hoch am Him
mel und schien auf das Schwinden der i
le ten Sonnenstrahlen zu warten, um s
in seinem vollen Glanze zu zeigen. l
Dunkle Abendschatten umhüllten schon s
die buschbewachsenen Felsenhönge ;
rechts von uns, während die-nackte»
Paßhöhe in unserem Rücken noch in
llem Sonnenglanz erglühte. Unsere
bist-on hatte eben den schwierigen
Wusftieg auf steinigen Felsenpfaden
beendet. 50 Werst waren wir heute
in engen, steingen Bergschluchten mar
schirt. Leute und Pferde waren müde,
und mit freudiger Eile wurde das«
lang ersehnte Biwal bei der reichen,
ges-anders mit Fourage gut versehenen
nestschen Branntwein - Brennerei
Schaogo bezogen. Riesige Haufen
goldgelben Gerstenstrohes, bereit ge
legte Vorräthe an Kornfutter ließen
die Herzen der Schwadrons-Komn1an
deure höher schlagen; denn Stroh hat
ten die Pferde während der letzten zehn
scharfen Marsch- und Gefechtotage
ganz und Kornfutter beinahe ganz
entbehren müssen . . . Und hier, hatte
General Rennenlampf versprochen
sollte den abgehetztem halb verhunger
LeertinThieren ein Rasttag gegönnt wer
Jch saß auf einem Urooauxen am
Thore der Brennerei und blictte in das
enge Thal, das sie von drei Seiten
umgab; tiefe Abendschatten hüllten es
schon ein. Jn den Gemüsegiirten und
auf den Feldern biwatirten in langen
Reihen die Kosaten-Schwadronen.
Schon erglänzten hie und da die ersten
Wachtseuer im schummerigen Abend
dunkel5 dumpfes Stimmengewirr
klang herüber, und munter prusteten
die Pferde, die Schnauzen tief in das
staubige, lang entbehrte Stroh gesteckt. i
Die Vorvosten-Schwadron rüstete sich i
zum Ausriickem um die Arrieregarde
abzulösen. Während die hungrigen z
Pferde ihr Futter verzehrten, schluck-!
ten die Leute eilig ihren Thee und ihr s
bißchen- Abendbrod hinunter. Kosatent
kehrten zu ihren Schwadronen zurück, «
gße heubündeL Hühner, Enten am
ttel oder mager-e Ochsen vor sich;
hertreibend, die sie in den umliegen- J
den Ortschaften für theures Geld er- s
standen hatten. Chinesen, spitze-Stroh
hüte auf den Köpfen, ritten bedächtig »
aus ihren kleinen Kleppern vorüber»
und verschwaan im grünen Wältxs
chen·am Abhange hinter der Born-(
leeren . . . ,
Man rief mich zum Ahendessen Jm 4
se der Brennerei saß der General
it seinem Stabschef an einem großen
Mühlstein, trank Thee und las auf-i
merksam die Papiere, die der Stabss
chef ihm reichte. Ein großes Feuer
brannte nicht weit vom Mühlstein,
und sein flackernder Schein, der als
Lampe diente, beleuchtete grell das
ernste Gesicht des Generals.
Jn dem Hause, das seinem Stabe
als Quartier diente, ging es munter
ku. Aus dem niedrigen chinesischen
isch brannten stolz zwei Kerzen ohne
Leuchter; daneben prangte auf zinner
nein Teller ein am Spieß gebratenes
Hahn und eine große Schüssel mit
dampfendem Reis-. Um den Tisch
herum saßen die Ofsiziere des Stabeg,
darunter unser allgemein beliebter
Gast, der österreichische Major Gras
Szepticki. immer korrekt in seinem
dunkelgrünen Waffenrock, die hohe
Ofsiziersmtitze auf dem Kopf. Und
nun gesellten sich noch die Offiziere der
AnteregardemSchwadron zu uns, die,
eben eingetroffen, sich beim General
gemeldet hatten: Gras Komarowsti.
der Chef, und sein Subalternofsizier.
Der Appetit war allseits ein sehr ge
» segneter —- seit 5Uhr Morgens hat
Jen wir keinen Bissen geno en. Dann
begann ein allgemeines, leb stes Ge
· ch; Graf Komarowsti erzä lte von
- interessanten Erlebni en im
renkriege, von den häufigen nächt
Uebersällen, von Cronje, seinen
. en und seiner Kapitalation
»Die Thitr ins Vorzimmer war aus
« , draußen kamen und gingen
sen und Kosalem Geschäftiges
., Gimmengewirre erfüllte die Luft,
til-drunter erscholl trampshast derSchrei
see-es Maulese15, und behaglich zufrie
·«, den klan das Rascheln des Strohes,
an dem ch« die Pferde wieder gütlich
Seen konnten.
Die Kosaken trankten ihre Pferde,
schütteten ihnen noch reichlich Korn
.uttek vor und legten sich unter ihren
änteln zur Ruhe. Auch drinnen im
Hause wurde es still: die Gäste waren
su ihrem Regiment gegangen, die Her
Ien vom Stabe hatten sich hingelegt
. " Ich trat in den äof hinaus. Die
Nacht war in ihre echte getreten: es
Mr ganz still im großen Eil-out Der
» General saß noch am Mühlstein, in ein
-Cespriich mit seinem Stabschef ver
« .xieft, die Reste feines Abendessens noch
see fich. Die Wachtfeuer brannten
Sang am ab, und alles schlief; nur die
Beute der Bereitfchafts-Schwadron
n noch aufrecht in voller Aus
E uns an ihren Feuern
Kein Lüftchen regte sich. Wie ver
· itbert vom Silberglanze. den der
seid ans sie ergoß, standen die
M der Gärten und des Wäld
Mdinter der Brennerei. nnd die
,- schienen in ihrer tiefen Ruhe
dunkler geworden zu sein. Der uner
wartete auber dieser monddurch
glänzten - acht bannte mich fest. Voll
lommene Stille herrschte ringsumher-,
und ich vergaß fiir einen Augenblick,
wo ich war . . . Da, plötzlich kracht von
rechts ein Schuß . . . nach einer Weile
ein zweiter, dann ein dritter . . .
»Auf den Vorposten, wie immer,«
dachte ich im ersten Augenblick. Aber
die Schüsse llangen so merkwürdig
nahe, viel näher, als die Feldwachen
lagen . . . Was konnte das wohl sein?
Die Feldwachen hatten nichts gemeldet
. . . Aber freilich, in diesem unbegreif
lichen Gelände und bei diesem atroba
iischen Gegner war ja jede Ueber
raschung möglich . . . Und jetzt knatter
ten die Schüsse schon ununterbrochen
vom jenseitigen steilen Felsabhang
herüber, kaum 1000 Schritt von uns
entfernt, und pfeifend flogen die Ku
geln über mich weg. Schon lief die
Bereitschafts-Schwadron rasch an mir
vorüber, und besetzte den Rand der
Schlucht, die uns jetzt vom Feinde
trennte. Ein wildes, weibisch klingen
des «Bansa-—a——a——j'« erscholl von
dort her, und gleichzeitig, gleichsam
als Antwort darauf, tnatterte auch
schon das Schnellfeuer unserer Kosa
en. «
Auf das wilde Geschrei hin erwar
tete ich einen sofortigen Bajonett-An
griff und lief in das Haus« um meine
Waffen anzulegen. Dort war schon
Alles im Begriff, ftch eilig anzutleiden
»Was ist los?« tönte es mir von
allen Seiten entgegen.
»Die Japaner treischen und schie
ßen,« erwiderte ich, »zu sehen ist noch
nichts.«
»Herr Rittmeister, soll ich satteln?«
fragte mich in diesem Augenblick mein
Bursche, der, wie immer, angerufen er- .
schien, wo er nöthig war.
»Für mich den »Fatilisi". siir dich
die »Loreley'«, den Saurnsattel auf die
»Dapu«! Vergiß nichts, und warte
ruhig am Thor!'« Säbel und Revolver -
im Laufe anlegend, trat ich wieder auf E
den Hof. Die Kugeln pfiffen ganz ge- »
hörig iiber meinem Kopfe. «
»Löscht doch das Feuer ausl« rief
eine Stimme. »Sie zielen ja danach!'«
Der Hof war wie verwandelt in fei
ner plötzlichen Bewegung Burschen
und Kosaten der Eskorte sattelten und
packten eilig, aber ruhig. Die Aerzte
und Pfleger der Abtheilung vom Ro
tben Kreuz, die unser HauptquartieL
begleiteten, waren eifrig an ihren Kar- »
ten und Mauleseln beschäftigt. Alles «
schien ruhig; nicht die geringste Auf- H
regung klang in den abgerissenen Ne- ;
den, die lebhaft hin- und herflogen; H
einige Leute betreuzten sich andiichtig ;
Die Kugeln pfiffen immer noch ziem- »
lich hoch über unsern Köpfen; nur we- I
nige schlugen mit einem saftigen
»Wsit« ins Schindeldach der Bren
nerei.
»Wo find die Pferdedecken des Ge
nerals?« hörte ich den Stallburschen
des Division-s - Kommandeurö rufen.
— »Eben hatte ich sie hierher gehegt!«
»Zünd’ eine Kerze an, Lands
mann,« belehrt in einer anderen Ecke
mein guter Bursche einen jungen Ko
faten, der unlängst als Bursche zum
Stab gekommen war, »und sieh in der
Stube ordentlich nach, ob du nichts
vergessen hast.«
Jch lief zum Thor hinaus. Nicht
weit von mir erscholl gerade die mun
tere, wohltlingende Stimme des Ge
nerals. Vollständig gewafsnet und
gekleidet, die zwei weißen Georgs
treuze leuchtend auf der schwarzen
Lederjacke mit den Generalsabzeichen,
war er, von dem Stabschef und den
drei Adjutanten begleitet, gerade im
Begriff, von Stein zu Stein balan
zirend, den tleinen Bach zu überschrei
ten, der die Brennerei vom Biwatvlatz
trennte. Dort sattelten und packten
die Kofatem über die euer wurde
Wasser gegossen, und zi chend fuhren
hier und dort weiße Dampfwolten in
die Höhe. Der Mond beleuchtete hell
die lebhafte triegerifche Szene: vorn,
am Abhange, die feuernde Schützen
linie der abgesefsenen Schwadron, hier
—- das bunte, bewegte Bild der sat
telnden, sich rüstenden Regimenter. Die
Schii e tnatterten ununterbrochen,
und tig klagend pfiffen die Kugeln,
Blätter und Zweige auf ihrem Wege
niederreißend.
»Gott zum Gruße, Brüderl« er
klang laut der Gruß des Generals an
die nächste Schwadron. Und ebenso
energisch und hell brauste ihm die Ant
wort seiner Kosaken entgegen, sich über
den weiten, bunt belebten Platz fort
pflanzend.
»Die Nerven sind ruhig,« bemerkte
der General zu seinem Stabschef, »wir
können zum Handeln übergehen·«
Und fest und klar wie immer gab
er seine Befehle, die die Adjutanten
sofort weitertrugen. Und schon eilt
eine Schwadron aus unseren rechten
Flügel und besetzt die Lifiere der Obst
giirten; zwei Schwadronen besehen den
linken Flügel, und zwei weitere stellen
sich dahinter in Reserve. Die übrigen
drei Negimenter stehen bereit, weiterer
Befehle gewärtig. Man kann jetzt
ruhig abwarten, wie sich die Sache
weiter gestalten wird.
Das Verstummen des japanischen
Feuers schien zu bekunden, daß die
kräftig s llende Antwort der Kosaten
auf den ruß des Generals die Japa
ner mehr überrascht und beeinflußt
hatte als ihr drolliges Kreischen unser
schlafendes Bin-ak. Erst allmählich
flackerte ihr Feuer wiedet auf, und als
es eine volle Stunde gedauert hatte,
war das Er bniß —zwei verwundete
Pferde. Die ldwachen waren mütt
Fährbeh ihre trmällen noch cht am
s.
«
, .
) Jn langsamem Einzelschießen er
widerten unsere Schwadronen das
Feuer; man hatte bei dem Schutz
das Gefühl daß er berlth un
swohlge ielt war; nur wenn die klei
nen tzwarze n Schatten unten im
engen hal dichter und deutlicher er
schienen, erscholl hier und dort hall
laui das Kommandm »Esladron —
Feuer!«, und Salven tnatterten kurz
und zornig.
Der General stand jetzt bei einer
Baumgruppe im Centrum seiner Auf
stellung.
»Ich möchte nichi gerne fort von
hier,« sagte er zum Stabschef, und
dachte wohl dabei an die schönen Fou
rage- Vorräthe der Brennerei. »Nu:
fürchte ich fiir den Paß in unserem
Rücken. Wenn er bedroht wird, müs
sen wir zurück: eine halbe Kompagnie -
könnte dort die ganze Division auf-;
halten.
»Bis jetzt scheint teine Bewegung;
des Feindes in jener Richtun vorzu- »
liegen,« meinte der Stabsche , »svnstl
hätten wir wohl schon eine Meldung.« l
Und gerade in diesem Augenblick F
erscholl irgendwo in der zunehmenden T
Dunkelheit eine ruhige, jungeStimme: i
»Wir ist der Division-Kommandeur?l
« . Wo ist der General?«... «
»Hier bin ich?'« rief der General.
iEttpgr verlangt nach mir? Was ist
oZ «
»Leutnant Fürst Obolensli. Exzel
lenz,« theilte der Stabschef mit, »von
ten Vorposten —- ich erkenne seine
Stimme.«
Und schon erscheint in der Dunkel
heit die stattliche, etwas volle Gestalt
des jungen Fürsten. Er tritt nahe an
den General heran und meldet mit
leiser Stimme:
»Oberstleutnant N. läßt Exzellenz
melden: Unten in der Schlucht an un
serer rechten Flante ist deutlich die
Bewegung einer dunklen Masse —
mindestens einer Kompagnie —- zu
ertennen. Richtung um unsere rechte
Flante, anscheinend nach dem Paß in
unserem Rücken zu."
»Sagen Sie zu dem Oberstleutnant,
er soll drei Salben geben, falls diese
Richtung sich weiterhin bestätigen
sollte,« befahl derGeneral. Dann fügte
er hinzu: »Die Schwadron des Für
sten Melitow soll sofort aufsitzen, im
Trade auf den Paß reiten, ihn besehen
und bis auf weiteren Befehl unbedingt
halten« -
Es vergeht eine geraume Zeit. Das
heftige, aber schlechte Schießen der Ja
paner dauert fort. Wir haben uns an
das Pfeifen ihrer Kugeln hoch über
unseren Köpfen schon so gewöhnt, daß
wir erstaunt ausblicten, wenn plötzlich
in diesem Getnatter eine Pause ein
tritt. Nach solchen Pausen wird ihr
Schießen immer heftiger, und wir fra
en uns, wie schon so oft in diesem
Zelt-zuge, wo sie nur all die Munition
hernehmen.
Da erschallt plötzlich mitten im ja
panischen Getnatter deutlich und lurz
von unserer rechten Flante her eine
Salve, turz darauf eine zweite, dann
eine dritte . · .
»Also —- zuriict!« sagt der General
mit einem leichten Seufzer, und,sich
)
)
zum Stabischef wendend: »Die Divi
sion setzt sich sofort in Marsch. Das
Regiment Nertschinst marschirt vor
den Trains.« Dann fügt er hinzu:
»Und zum Abschied ein tüchtigeg eu
ropäisches Hurra!«
Und aus Leibegträften schrieen wir:
»hurra!« .
Von Schwadron zu Schwadron
pflan te sich dies Hurra fort« immer
gewal iger anwachsend· Es brauste
längs der ganzen Front, zum Feinde
in die duntle Schlucht, und hallte
mächtig in den nächtlichen Bergen
wider» . Die Japaner stutzten, ihr
Feuer verstummte plötzlich. Die Divi
sion dehnte sich langsam in die lange
Marschkolonne aus: die Tete und das s
Gepäcl sind schon im Dunleln ver- T
Ischwunden, die zwei übrigen Regimens j
Iter folgen. !
Es beginnt für uns eine kurze Zeit
unwillkürlich gespannten Erwartens.
Jst der Paß noch frei? Wird Melitow !
ihn halten lönnen? Oder werden wir
uns unseren Weg durch diesen Felsen
Korridor in Kokonne zu dreien durch
die feindliche Jnfanterie hindurch bah
nen müssen?
Und unser aller Gedanken gleichsam
beantwortend, bemerkte plötzlich der
General:
»Fürst Melitow ist ein erfahrener,
tapferer Offizier7 er wird uns schon
den Rücken frei halten!«
Die Nacht wird dunkler. Die klei
nen Lämmerwölkchen ballen sich all
mählich zu großen Walten zusammen,
und diese Wolken verdecken mitunter
den Mond; dann sehen die Berge be
sonders finster und drohend aus. Das
Schießen hat beinahe aufgehört; auch
die Japaner scheinen das Ergebniß
ihrer Umgehungsbewegung mit beson
derer Spannung zu erwarten.
Jn der eingetretenen Stille hört
man weit links Schüsse fallen: Das
sind unsere Patrouillen in ihrer ge
wohnten Jagd nach japanischer Rei
terei, die nie stand hält und sich immer
hinter den Fußtruppen versteckt.
»Schade, fchade,« wiederholt einige
Male der General. Er kann die schö
nen Mundvorräthe in der Brennerei
nicht vergessen.
, »Na, wir kommen bald wiedert«
setzt er dann hinzu, indem er zu Pferde
steigt und in der Kolonne weiterreitet.
Wir reiten langfam hinaus aus
Schago. Es ist ans dunkel gewor
den; der steinige g ift kaum zu un
terscheiden. Die Pferde treten vorsich
tig und stokpern nicht.
. hart am Anfang des suffttege zum
l
TPaß steht ein größerer Bauernhof, von
einer rohen Steinniauer umgeben.!ln
der Mauer steht eine hohe Platane, die
im L· t des plshlieh wieder erschiene
nen ndeö einen scharfen Schatten
über den Weg wirft. hier hält der Ge
neral und läßt die Kolonue an, sich
vorbeiziehen. Er hat dem Trompeter
Korps des Negiments Nertschinst, das
die Tete hat, den Besehl.zugefchiclt,
oben auf der Paßhöhe, fobald es sie
erreichen würde, die russische Natio
nalhymne zu spielen.
An uns vorüber zieht langsam
Schwadron auf Schwadron und ein
töniges Pferdegetrappel erfüllt die
Nacht. Plöylich tnattert von links
unten, von halber Höhe, heftiges Ge
wehrfeuer dazwischen, dann wüthen
des Schnellfeuer: die Japaner hatten
offenbar die Umgehungsbewegung
aufgegeben, nachdem sie gewahr ge
worden, daß der Paß besetzt war, und
befchofsen nun unsere Kolonne und die
Gruppe bei der einsamen Platane, die
sie vortrefflich sehen mußten. Jhre
Kugeln flogen wieder hoch über unsere
Köpfe hinweg und von der Platane
fielen abgeschossene Zweige und Blät
ter zu unseren Füßen nieder... Da
schmettern plötzlich scharf abgerissene
Salt-en in das mörderifche Gelnatter
der Japaner hinein. Deutlich hören
wir das Hauen dieser Kugelmassen
durch die Nacht und ihr Aufprafseln
auf die jenseitige Felswand der
Schlucht. Das waren des Fürften
Melitow Kosatem und ihr Feuer
scheint nicht ergebnißlos zu sein, denn
dass Schießen der Japaner verstummt
so ort.
Die letzte Schwadron ist an uns
rorübergezogen. Wir wandten unsere
Pferde und folgten ihr langsam. Da
strömen plötzlich von oben her, von
mondbeglänzter Höhe, leise und feier
lich die vollen Attorde der Zarenhymne
über das nächtliche Thal. Alle Ge
spröche verftummen, alle Köpfe ent
blößen sich. Und etwas Myftifch-Ge
heimnißoolles, etwas Heilig-Großes
entströmt in der duntlen Wildniß die
sen hehren harmonien und ergreift ein
jedes herz dieser Männer, die hier im
tiefsten Asien fiir die ferne heimath
tämpfen. Viele stimmten in die feier
lichen Klänge ein... Erst leise, dann
immer lauter und gewaltiger brausen
die maiestätischen Töne der hymne
durch die nächtliche Luft . . . «
Und unten, tief zu unseren Füßen,
an die zerrissenen Felsenhönge ge
tlammert wie unheimliche Fliegen,
lauschten japanische Soldaten den
feierlichem fremden Klängen. Sie
waren in die Nacht hinausgeschlichen,
um uns in unserem Rücken die Aus
gangsthiir zu verschließen, durch die
wir ziehen mußten: ihre List war nicht
gegliickt —- fie kamen zu spät, und
jetzt tönte es langsam, feierlich von
der Höhe zu ihnen herab:
»Furchtbar den Feinden und start
durch den Glauben!«
-—
Ein Bot-schlag zur Güte.
Mancher tann das Sauerttaut
Keineswegs vertragen,
Mancher triegt ’ne Gänfehaut
Bei ’nem Schwartenmagen.
Dieser tann tein Oel verdau’n,
Jener teinen Rettig,
Andern thut’s vor Schnecken grau’n
Und vor dem, was fettig.
Wer nun etwas nicht verträgt,
Meidet es beflissen;
Doch dem Andern, dem es schmeckt,
Gönnt er gern den Bissen.
Jst Dein Magen schwach und trank,
Iß nicht, was ihn schädigt;
Wer gesund ift, Gott sei Dant!
Braucht nicht Deine Predigt.
Und was für den Magen gilt,
Gilt auch fiir’s Gemüfe:
Diesen freut der Schönheit Bild,
Dem greift’s in’ö Gebliite.
Was der hergott schuf, ist gut,
Niemand soll’s verachten,
Hist es ihm fehr das Blut,’
Braucht er’s nicht betrachten!
Darf er’s aber Andern drum
Gleichfalls untersageni
Das wör’ unverschämt und dumm
Da sie’s doch vertragen!
Irtsh - englische
Ein Jrländer, der sich mit feiner
Frau zantte, gerieth über den Wunsch
einer Frau, er mö e todt sein, so in
Wutb, daß er ausrief: »Freilich, Du
möchtest Wittwe sein; aber so lange
ich lebe, werde ich dafür sorgen, daß
Du es nicht wirst!«
Gladstone leistete eines Tages im
zParlament den tlassischen Satz: .
! »Wenn Jemand sich verheirathen will,
Izu wem gebt er? Zum Priester-. Will
’er sich endlich begraben lassen, zu wem
geht er? Abermals zum Priester sei- .
net Gemeinde!« Es dauerte einige
eit, bis der eifrige Redner durch die
I chaaknvehcisekkeii des Hauses auf
den wunderlichen Sprunes seines red
neriLchen Rosses ausmer sam gemacht
tout e.
»Ob«-—
sitter siir beide Theile.
(Das Dienstmädchen bat nach been
deter Gesellschaft den Verlobten von
der Tochter des Hauses soeben die
Treppen hinunter Menchteta Tochter
des hausek »Nun, inna, at Ihnen
mein Bräutigam ein Trint eld in die
band gedriickti« —-—- Dien mädcheeu
»Nein, er bat nur die hand geder«
Rette-— Psiänzchen. ·
humoreöle von Adols Thiele.
Mit feuchten Augen blickte Erna
ihrem Gatten nach, der eben, nachdem
er ihr noch einmal freundlich zuge
wintt, an der Ecke der stillen Straße
verschwand. »
Daß er jetzt, nachdem sie kaum ein
halbes Jahr verheirathet waren, seine
junge Gattin so ost verlassen mußte
und daß es gerade Berlin war, wohin
ihn seine Reise stets’siihrte! Als Filia
lenleiter einer großen Berliner Bank
hatte er gerade jetzt viel zu thun. Das
hatte er ihr schon öster dargelegt und
dagegen war nichts zu machen. Aber
doch schien es ihr, als ob ihn seine
Gedanken, wenn er bei ihr weilte, bis
weilen in die Ferne flogen
Oder irrte sie sich- war dies ein
Gebilde ihrer Einbildungstrast, die
allerdings hier in dem stillen Hause
und dem stillen Garten Gelegenheit
hatte, Wurzeln zu schla en.
Wäre Erna ihrem atten, diesem
so jovialen und gutherzigen Manne,
nicht so zugethan gewesen, hätte sie
sich weniger bekümmert, so aber be
stätigte es sich auch hier: Viel Liebe,
viel Verdruß.
Natiirlich durchstöberte Erna die
Briefschaften, Papiere und Rocktaschen
ihres Mannes, um etwas Nähere-Z
über seine etwaigen Nebenbeschäfti
gungen zu erfahren, aber außer eini
gen Theaterzetteln forderte sie nichts
zu Tage. ·
Eines Morgens —- Feodor war
eben wieder abgereist—fanv sie auf
seinem Schreibtisch ein Zettelchen und
mit erstaunten Augen las sie: »Vin
menrechnung von Gärtner Hermann
12 Mark. ür Mina vaata.«
Wie ein lag durchzuckte es die
junge Frau. Wer war diese Mina2
Doch gewiß eine Künstlerin, wie der
augländische Name verrieth.
Und ihr Gatte hatte ihr Blumen ge
sandt. Blumen siir 12 Mark!
»Du mußt Dich bei Gärtner Her
mann erkundigen!« sagte sich Erna
sofort. Aber gleich darauf bedachte
sie, daß es in Berlin gewiß viele
Gärtner dieses Namens gebe und daß
der Betreffende, wenn sie ihn wirklich
erkundet, wohl diskret sein werde.
Zunächst brach die unglücklicheFrau,
die in ihren heiligsten Gefühlen ge
kränkt war, in einen Thränenstrom
aus. Wie ein Schatten lautlos schlich
sie dann durch das Haus-·
Daß Feodor sie derart hintergehen
konnte, es war zu entsetzlich!
Während des ganzen Tages grü
belte sie, was sie beginnen sollte. End
lich, gegen Abend, faßte sie einen Ent
schluß, der von großer Weisheit zeugte.
Sie erinnerte sich, von einer Freundin
gehört zu haben, daß drinnen in der
Altstadt eine kluge Frau wohne, die
aus den Karten die Wahrheit künde.
Wie so viele ihrer Mitschwestern
hohen und niederen Standes warf
Erna mit Leichtigkeit die Fesseln der
sogenannten Kultur des 20. Jahr
hunderts ab und begab sich vertrau
ensvoll zu der Kartenlegerin Sie
theilte ihr mit, ihr Mann fahre viel
nach auswärts und nun wolle sie wis
sen, ob er sie noch liebe und ihr treu
ei.
Die kluge Frau hatte das Gesicht
der Fragenden scharf beobachtet und
legte nun die Karten.
»Ihr Mann liebt Sie, aber augen
blicklich steht noch eine andere Person
zwischen Jhnen.«
»Eine andere Person?« rief Erna.
»Ist es eine vom Theater?«
Die kluge Frau sah aufmerksam
auf die Karten und sagte dann:
»Ganz genau sehe ich es nicht, aber
es scheint eine Tänzerin zu sein.«
Nun wußte es Erna! Reichlich ent
lohnte sie die Kartenlegerim die vor
sich hin lachte, als die Besucherin sich
entfernt hatte; wahrscheinlich freute
sie sich, wieder einmal in der Lage ge
wesen zu sein, einer forschenden Seele
die Wahrheit zu verkünden.
«Also eine Tänzerin ist est« sagte
sich Ertra.
Schmerz und Zorn durchwühlten
sie in der schlaflosen Nacht, doch er
wachte auch das Gefühl der Nache in
ihr. Wenn er nicht um Verzeihung
bat, wenn er sich nicht ernstlich bes
serte, dann —- o dann kam die Schei
dung.
» Und doch —- sich von ihm zu tren
nen schien das Schwerste.
Aber es mußte sein!
Gegen Abend kehrte Feodor zurück.
Er war sehr erstaunt, von seinem
jungen Frauchen nicht wie sonst in
zärtlicher Weise empfangen zu wer
»Was hast Du, mein Schatze-«
fragte er. »Bist Du trant?«
Sie antwortete ausweichend und
verließ das Zimmer
Wie sie schon seinen Bemühung-Z
gruß abgewehtt hatte, so that sie dies
auch, als er sie später zärtlich an
redete. Sie wich ihm talt und trotzig
aus, daß er ganz betreten wurde.
»Ich weiß nicht« was mit Dir ist«,
sagte er, »doch wie Du tvillft«.
Damit nahm er ein Buch aus dem
Schranke und vertiefte sich hinein, eine
»Herzlosig»ieit«, über die Erna sich im
Stillen entrüstete.
. Ptöklich —- es war gegen sieben
Uhr —- tlingelte ei. ,Der Postbote
lbrachte einen großen Korb. Feodor
knahrn ihn dem Dienstmädchen ab und
Löffnete ihn, indem er’ feiner Gattin
III
T »Es find neue Blumen sitt den
Garten.«
Bei dem Worte Blumen durchzuckte
es Erna. Doch blieb sie standhaft und
half die prächtigen Blumen auspacten,
die blaue, doldenförmige Blüthen tru
gen.
»Da ist auch die Rechnung!« sagte
sie und nahm das Papier-.
Sie öffnete und las.
»Nechnung von Karl Hetmann,
Kunstgärtnerei«, lautete es da. »40
Stück Mina Lobata 12 Mk. dantend
erhalten. Karl Hermann.«
Erna stieß einen lauten Schrei aus
und taumelte einen Schritt zurück.
Erstaunt blickt Feodor aus.
»Was ist Dir, Erna?" fragte er.
»Was hast Du?«
»Ach nichts!« flüsterte sie. »Die
Pflanze da heißt Man Lobata?«
»Ja, so heißt sie. Jst sie nicht
hübsch?««
»Ja und es ist ——— leine Tänzerin?«
»Steine Tänzerin?« fragte der
Gatte erstaunt.
Erna warf sich ihm an die Brust
und rief: »Ach, wie war ich so thö
richt!« und sie beichtete ihm ihr Ge
heimniß.
Als sie dann am Abendtisch saßen,
hob Erna ihr Glas und rief:
»Hoch lebe Mina Lobata!«
Und lachend ergänzte der Gatte:
»Die Tänzerin!«
Führe uns nicht tu Versuchung.
» Jn der englischen Monatsschrist
Boudoir erzählt Frau Humphry, eine
bekannte Schriftstellerin, es sei heutzu
tage bei vornehmen Hochzeiten der
Brauch. die Juwelen unter den Braut
eschenlen aus Tischen in wohlver
chlofsenenGlastasten auszustellen, weil
andernfalls einige Geheimpolizisten zur
Bewachung in Dienst gestell werden
mußen. Es ist merkwürdig, bemerkt
die Dame, wie leicht Schmucksttiete sich
bei solchen Gelegenheiten in Muff, Ta
schentnch oder selbst in Aermel ver
fangen. Und sie bleiben nicht nur hän
g:m sondern befestigen sich sogar. Wie
uie die Dinge liegen, scheuen sich so
gar die Besitzerinnen wrrthooller Klei
dungsstiicke, aus Furcht oor Jrrthii
mern, sie in der Garderobe zur Ans
bewahrung zurückzulassen. Die Mög
lichkeit solcher unangenehmen Zufälle
wird so allgemein anerkannt, das; die
Dienerschast selbst sich wundert, wenn
unersahrene Persönlichkeiten ihr einen
mit Zobel besetzten Mantel oder einen
Spisleniiberwurf zum Abendanzuge
zur usbewahrung einhändigen. Frau
Humphreh stellt mancher ihrer Lands
männinnen aus der Gesellschaft da ein
sehr böses Zeugnisz aus.
Zehn Gebote der Mutter-.
1. Umgieb dein Kind mit Licht und
Lust, mit Ruhe und Reinlichteit, mit
Wahrheit, Einfachteit und Frohsinn,
so haust du einen starten Wall um
deines Kindes Leib und Seele.
2. Kleine Kinder haben die Nei
gung, große Tyrannen zu sein. Gieb
acht, daß ein solcher nicht dein Haus
regiert.
B. Erinnere dich oft deiner Kinder
lust und deiner Kinderthränen, so
wirst du auch dein Kind in Lust und
Leid verstehen. » -
4. Schafft deinen Kindern eine
ssonnige Jugend; das bleibt eine stets
ersrischende Wegzehrung stir. die Le
bensreise.
- 5. Eine tluge Mutter . giebt ost
nach, ehe es das Kind merkt. Steht
aber erst Elternwille" gegen Kindes
wille, so muß der erstere obsiegen.
6. Verheimliche oder verdecke, um
dein Kind zu schonen, dem Vater nie
ein wirtliches Unrecht deines Kindes.
7. Hüte dich. eine schlimmere
Strafe anzudrohen, als du schlimm
sten Falls gewillt bist, auszuführen.
8. Leite stets, zwinge so selten wie
möglich.
9. Achte in dein heranwachsenden
Kinde die selbstständige Persönlichkeit
1.0. Lasse das Wohl des Kindes
stets über der Erfüllung gesellschaft
licher Pflichten stehen.
NO
Gemüthttch.
Bauer lzum Advotaten, der schon
wei Jahre einen Prozeß fiir ihn
führt): »Verddammi’ noch mal, duert
dat diitmal aber lang, bit wi’ den
Prozeß verleert?!"
Aussensute Situation.
»Ich weiß nicht genau, hab’ ich Sie
nicht erst vorige Woche hinausgewor
sent« —- Faustren »Vielleicht Bro
schüre gesii ig: »Wie erlange ich ein
gutes Gedächtniß?««
such ein Kunst-aussenan
»Mu» Zszip warum sind Sie denn
nth mehr bei Staatsschuldentilgungh
M etc-MAY
ie Mit Frau kat mir geht-wiss
weil n Titel ne ganz hab's sagen