Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 27, 1905, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Ofen-r schreibeka m ;
Sizii- Iankstengri. 1
(
No. 139. —
Den armere
Dag hen ich in
den Nuhspeper
«gelefe, daß en
»Mann in
mittlere Jahre,
wo gust ab is
un das Vät
schellcklewe im
werdtüssig is,
gleiche deht, sich zu verheirathe. Ich
sin mit den Pehper zu die W:deswei
fern gange un die is off Kohrs tettig
sok en Tschohk. Weißt du was, Lizzie,
hot se gesagt, was mer duhns Mer
enßete das Aed un ich bette mir hen
all Keinds Foun. Wei Wedesweilern,
hen ich gesagt, ich denke, mir besser
nitz denk empl, was mir da for en
Truhel kriege könne. Wei, ich wär
eschehmt, mich an die Stritt sehn zu
lasse, wann so ebbes kraus komme
dehi. Sei nit fuhlisch, hot die We
desweilern gesagt, was soll eraus kom
me, onleß mir duhn’g selbst verzähle.
Rusan Name werd gar· nit gewen
scheno un wann ou nir mnmachr
willst. dann mach ich’s alleins. Wann
einer so en verdollter Fuhl is un kann
sich nit selbst e Frau suche, mitaus daß
er die Pehpersch juhse duhi, dann muß
er geponnischt wer’n. Die Wedeswei
lern hot noch for e ganze Weil den
Weg getahkt un schließlich hen ich ge
sagt, well dann goh ehett. Mer hen
uns dann hingesetzt un hen geennsert.
Der Brief hot ungefähr den Weg ge
lese: Mir sin zwei Schweschtere, alle
beide nit mehr so ganz jung un mir
beide gucke grad sor so en Mann wir
Jhne. Sie könne also die Tschehns hen
un wen Sie von uns anspiele, der
macht Jhne schuhr genug glicllich.
Schicke Se uns Jhne Jhre Gleichniß
un dann solle Se noch mehr von uns
höre.« Den Brief hen mer Schenerell
Deliwtverie gemehlt un es sin zwei
Diig gepiißt, do hen mer en Ennser ges
habt. Der Brief hot gesagt: E Gleich
niß hen ich nii, awwer i chkann Jhne
age, daß ich en ziemlich gutguckiger
tnan sin un wann Se mich sehn
duhn, dann falle Se alle Beide ir:
Loff mit mich. Wann kann ich Ihn
sehn? Jch mache die Prapposischen
daß Sie am Mittwoch Nacht so zwi
fche siwwe un acht in die Näh von die
Postoffice sin. Jch sin auch da un
dann könne mer alles Nähre iwwcrs
tahie.« Wie ich den Brief gelese hen,
do hen ich zu die Wedesweilern ge
sagt: Jch weiß nit, awwer die Händ
reiting guckt- keinder fämilljier zu
mich. Jch kann dich sage, ich sin keinder
effrehd es is Jemand wo uns kenne
duht un dann hot er den Lähf an
mich. Die Wedesweilern is awwer voll
de Dickens un se hot gesagt, ei dont
kehr, dann hen mer umsomehr Foun.
Well, hen ich gesagt, ich gehn nit mit;
denkst du ich mache en hohlie Schoh
auch mich? denkst du, ich will, das uns
eder sehn kann, wie mer do erum
cherwenzele un warte bis en Feller
Ri uns kommt un zu uns spricht-.
osser· Well, die Wedesweilern hdt
schließlich auch den Weg gefühlt un
mer hen uns for e lange Zeit iwwer
gedenkt, was mer duhn sollte. Schließ
ich hen ich en Eidie kriegt· Morge
Nacht is e Mietung von den Bohrd osf
Ettjukehschen, wo der Philipp wag
hosband is e Member von is, hen ich
gesagt. Mir gehn hin un gehn hen un
schreiwe zu den krehsige Schicken, daß
er uns dort miete soll. Wann uns
Jemand sehn duht, dann könne mir ja
sage, daß mer zu mein Hof-band woll
te. Bei Galle,-hot die Wedesweilern
gesagt, du bist awwer emol schmart.
Se hot sich gleich hingehockt un hot en
Brief geschriwwe, wo drin sie ihn nach
den haus von den Schulrath geordert
het. Se hot geschriwwe, in Front von
den Bilding dehte mer for ihn warte
un er sollt e Bottenhohl-Burkeh wehte
un sollt e Stohfpeip uffsehe for daß
mer ihn riekanneise dehte. Mir selbst
dehte große Wehls wehre, bikahs mer
dehte nit gleiche, daß uns Jemand
annersehter kenne sollt. Wie der Brief
gemehlt war, do hen ich doch e wenig
Angst kriegt. Schiewiß, Wedesweilerm
hen ich gesagt, wann dein Hosband
ebbes ausfinne dehtl Jch hen alles ge
treid auszushiieke, awwer die Wedes
weitern hot gesagt, mitgesange mitar
hange un wann mer A sage duht, dann
muß mer auch Zeit sage. Mir sin
alle beide keine Springtschickens mehr
un wann unsere Alte ebbes augsinne
behie, dann lache mer se aus un- das is
all.« Well, es war also nicks zu mache
un am nächste Obend hot die Wehes
weilern sor mich getahli. Se war arig
schön ussgesickst. Se hat e schwarzes
Dresz gewore un ihren neue Märschen
hut un en schwarze Wehl in Front von
ihr Felss, so daß ich se hardlie riekon
neist heu. Jch hen jetzt sogar noch
ausböcke wolle, annver die Wedeswei
cern bot nit nachgewwe un do hen ich
mich dann mit schwerem Herze un
meim schwarze Dreß beileidet, hen
mich dissereni die haar gesiast un an
die Seit e Körl gemacht un ei tell jah,
ich hen wenigstens zwan · Jahr jün
ger gegucki. Dann hen K mich auch
noch e Wehl umgeteit un dann sin mer
todgeschotw Ich kann Jhne sage, das
Perz hat mich gebobbelt. das war ganz
chreckiich. Jch hätt gar mäs drum
gewwe, wann’s jeht e Gewitter mits
Fracttöck gewwe hätt, so daß me:
swidder beim hätte iaufe müsse. Wie
mer an das Haus »von den Bohrd ofs
Ettjutehschen komme sin, do hot schuhr
genug en Ieller gestanne, wo e Botten
hohl-Busch gewohre hot. All is er,
hot die Wedesweilern gesagt; er hot
auch e Stohspeip gewohre un es is
also gar tein Daut gewese, daß smet
die richtige Pahttie gehabt hen. Die
Wedesweiletn hot ihn zugewischpett.
et sollt mit inseit komme. Der Kanne (
sis auch mitaus e Wort zu sage-mit- I
komme un mer sin in den Wehting- »
ruhm. Wie mer den Feller bei Licht j
gesehn hen, do hot die Wedesweilern
en Holler von sich gewwe un is den
Jange Weg hingefalle. Denke Se emol,
der Fellex mit den Blockhut is der
Wedesweiler gewese! Wie ich das ge
sehn hen, do sin ich auch gesehnt. Das
is all was ich sm. Das nächste mol,
will ich Jhne vetzähle, wie die Ge
schicht aus is gange.
Mit beste Riegards
Yours
Lizzie HanfstengeL
..-—-.
Ameisennester als Spielzeug.
Von Jahr zu Jahr spielt die Wis
senschaft in der Welt der Spielzeuge
eine größere Rolle. Dampfmaschinen,
kleine Gasöfen und andere Maschinen
gehören schon längst zum eisernen Be
stande; aber nunmehr hat das Lon
doner Publikum ein wissenschaftlich
wirklich werthvolles Spielzeug be
scheert bekommen, einen Glaskaften
mit einer Ameisengemeinde. Der
Glaskasten ist etwa einen Quadratsuß
groß, die Tiefe des Restes beträgt
etwa 14 Zoll; umgeben ist es von ei
nem festen hölzernen Rahmen. Die
dazu verwandte Erde ist eine beson
dere Mischung, aus der keine Pilze
·vachsen. Bevölkert wird dieses Nest
·;vn etwa 200 Arbeiterameisen.
Der Herr, der aus den Gedanken
kam, diese Nester auf den Markt zu
bringen, hatte den Vortrag eines En
tomologen gehört, der ein solches Nest
gezeigt und nachher von eleganten Da
men bestürmt wurde, ihnen ähnliche
Nester zu besorgen. Durch den Deckel
kann man die Ameisen arbeiten und
sich bewegen sehen. Es werden dazu
Wiesenameisen vom Felde genom-·
men. Vom Eingang aus bauen die
Ameisen einen Gang, der in dieHaupt
kammer führt, und von dort führen
drei Hauptwerke in das innere Heilig
-hum, in dessen Mitte drei Pfeiler
·tehen. Jrn Hintergrund des Heilig- T
thums liegen die,,Kinderstuben«, wo
dieJungen vor allem Schaden bewahrt
werden. Die Ameisen halten sich auch
ihre eigenen,,Kühe«, die von denArbei
terinnen auf die Weide geführt wer
den. Mit Hilfe eines Vergrößerungs
glases kann man die Blattläuse, die
Jls »Kiihe« dienen, in einem Erdwall
sehen, aus dem die Köpfe hervorsehen;
sie dürfen nicht wie die anderen um
herschwärmen Einige Ameisen stehen
in Gruppen zusammen, als wenn sie
die Tagesneuigkeiten besprechen, an
dere gehen mit Lasten den Hauptweg
entlang, wieder andere sind mit der
Kinderpflege beschäftigt.
Ein solches Nest soll sich sechs Jahre
««alten; gefüttert werden dic Thiere
nur viermal jährlich; es ist nur nö
thig, einen Theelöffel Wasser und eine
Messerspitze voll Honig hineinzuthun.
Die Temperatur unter dem Glas
tasten beeinträchtigt die Ameisen nicht, »
ztnd sie arbeiten bei Tage und bei J
künstlicher Beleuchtung. Die Nach: l
frage nach diesenNestern ist sehr groß; l
die Eltern studiren das Leben der «
Ameisen ganz genau, um es ihren
Kindern erklären zu können. «
Merkwürdigen Wetterschleszem
Dr. Vidal übersandte der Pariser
Alademie der Wissenschaften den sol
genden, von »dem Oberst und den-Offi
zieren des 22. Neginients kolonialer
Infanterie bezeugten Bericht über eine
merkwürdige Wirkung der Hagelkano
nen auf ein Unwetter. Am 2. April
1904, gegen 8 Uhr 80 Minuten Vor
mittags, zog ein heftiger Schneesturm
von Osten her über die ganze Gegend
von Ohms Die Flocken fielen sehr
dicht und waren zeitweise größer als
ein Fünsfrankenstück. Nach Verlauf
einiger Minuten hörte man Dr. Vi
dal, dessen Vesihthum in der Nähe der
Kaserne des 22. Kolonialregiments
gelegen ist, 4 oder 5 seiner Hagelpe
tarden abfeuern. Die Wirkung davon
zeigte sich sozusagen augenblicklich.
Der Schneefall hörte über der Kaserne
und dem Besitzthum Dr. Vidals auf,
während er noch länger als 15 Minu
ten über den entfernteren Gebieten an
dauerte, so daß sich die Wände eines
ungeheuren Schachtes von 500 bis
700 Meter Durchmesser bildeten, des
sen Mittelpunkt zweifellos derSchieß
plah war.
O
(
! Ein Blatt in New York hat eine s
Ibesondere Spalte für die Namen sol
scher Personen eingerichtet, die seit»
Neusahr »aus dem Wasser- Wagen«
Hind. Eine ganze Seite wird nicht
sausreichen siir die, die inzwischen her
s untetpurzelten. —
Aus der »Letvis ö- Clark Ansstel
lung« in Wortlaut-, Ore» giebt es tei
ne »Midwat) Plaisance« oder ,,Pite«,
sondern eine »Ttatl«. Jetzt verstehen
wir erst, warum schon Schiller gesun- «
gen hat: »Erröthend folgt er ihren
Spuren« .
Das erste Weh.
Von Wilhelm Föllmer.
Die kleine Emma saß auf einem
Fußschemel vor dem Bett der Mutter
und hielt ihre Puppe im Arm. Von
Zeit zu Zeit reichte aus dem Bett eine
fieberheiße Hand heraus und fuhr lie
bevoll und streichelnd über das kleine
Kindergesicht. Dann legte das vier
jährige Mädchen feine Puppe behut
fam auf den weichen Bettvorleger,
kletterte .auf denFußfehemel und schau
te in das geröthete Gesicht der Mutter,
aus dem die eisgenartig glänzenden Au
gen liebiosend, ängstlich und sorgen
voll in das unschuldige Kinderantlitz
blickten. Der Stuhl ain Fußende des
Bettes, auf dem abwechselnd ihrMann
und seine Schwester saßen, war au
genblicklich leer· Mutter und Kind
waren allein. Der Doktor hatte ange
ordnet, das Kind solle aus dem Kran
kenzimmer geschafft werden. Die
Kranke bat nicht, sie befahl mit einer
Energie, die man ihr bei dem schwä
chenden Fieber nicht mehr zugetraut
hätte: »Mein Kind bleibt bei mir.«
Der Arzt wagte es nicht, seine Forde
rung zu wiederholen und so blieb Em
ma im Krankenzimmer. Sie strich
sorgend der Mutter die-Haare aus dein
Gesicht, gab ihr einen Kuß auf die
trockenen, heißen Lippen und sagte:
»Mutter, Du mußt schlafen. Onkel
Doktor hat gesagt, wenn Du schlafen
kannst, wirst Du auch wieder gesund.«
»Kind, ich fühle es, ich werde bald
schlafen. Vergiß Du nur Deine Mut
ter nicht und denke hin und wieder mal
an sie.«
»Schle nur, Mutter. Ich will im
mer an Dich denken, immer auf den
Zehen gehen und mit meiner Puppe
ganz leise sprechen, daß Du es nicht
hören tannst.«
Die tleine Emma gab der kranken
Mutter noch einen ,,Kueter«, kletterte
behutsam und leise von dem Schemel
herunter, setzte sich, nahm die Puppe
vom Bettvorleger wieder aus und
wiegte sie in ihrem Arm und redete
leise zu ihr, wie sie schlafen müßte, um
gesund zu werden.
Das Kind mochte eine Stunde so
gesessen haben. Der Stuhl am Fuß
ende blieb unbesetzt. Es war die Zeit
der Kartoffelernte. Die Kranke war
ruhiger geworden; da hatte sich der
Mann entschlossen, einige FsahrenKar
toffeln vom Felde heinizuholen. Er
hatte die Schwester, die schon so viel
Zeit geopfert, nicht davon benachrich
tigt, hatte sie doch in ihrerWirthschaft
so viel aufgeschobeiie Arbeiten zu er
ledigen. Er wußte, sie butterte jetzt,
und sie konnte doch nicht von der But
terniaschine fortlaufen. Die Kranke
lag ja ruhig und still, sie würde wahr
scheinlich einschlafen, wie es der Arzt
wünschte, und dann hoffentlich recht
bald gesund werden.
Die Mutter hatte nicht mehr her-ab
gereicht und die Wangen ihres Kindes
gestreichelt. Enima wunderte sich da
rüber, legte die Puppe bei Seite und
stieg vorsichtig auf die Hutsche, um zu
sehen, ob Mutter schlief.
Ja sie schlief. Aber es war docti
sonderbar, sie hatte teine rothen Ba
cken mehr, dasGesicht war wailisbleich
Nein, sie schlief wohl doch nicht. Sie
hatte ja die Augen auf: aber sie wa
ren starr und hatten keinen Blick.
Emma fragte:
»Liebe Mutter, schläfft Du?«
Keine Antwort.
Dem Kinde wurde unheimlich zu
Muthe. Sie lief zur Thiir hinaus auf
den Hof. Der Vater war soeben mit
einem hochbeladenen Wagen heimge
kehrt und wandte sich dem Hause zu,
um nach der Kranken zu schauen. Da
lief ihm sein Töchterchen in die Arme
und rief:
»Mutter schläft, aber sie hat die Au
gen weit auf.«
Der Mann verstand zwar die Wor
te des Kindes nicht, aber es ahnte ihm
nichts Gutes. Er lief in’s Haus, in
die Stube-« seine Frau war todt.
Das kleine Mädchen kam auch her
ein und fand den Vater auf dem ge
wohnten Platz am Fußende des Bet
tes. Er hatte den Kon auf die Hände
gestützt, und langsam tropfte es aus
diesen auf den Fußboden.
Das Kind wußte nicht recht, was es
daraus machen sollte. Vater mochte
wohl auch eingeschlafen sein. So
schlich es sich wieder hinweg, ging nach
dein Garten, tanzte mit seiner Puppe
und sang:
»Mutter -ichläft, Mutter schläft,
Nun wird sie wieder gesund.«
Einma war voller Lust, Freude und
Hoffnung.
Sie kam in den nächsten drei Tagen
nicht aus dem Verwundern undSiau
nen heraus.
Man legte die Mutter in ein ganz
schmales, schwarzes Bett und zog ihr
das gute Sonntagsileid san. Sie
mußte doch wohl recht sest schlafen,
denn sonst spare sie doch dabei ausge
wacht. Dann kamen-Onkel und Tan
ten von nah und sern. Alle in Fest
tagslleidern mit bunten Blumen in
den Händen. Sie gingen alle herein
zur Mutter, und «—— sonderbar ——— sie
weinten ausnahmslos Dann wisch
ten sie die Thränen ab, sprachen leise
untereinander nnd gingen aus den Ze
hen aus der Stube, als oh sie dieMut
ter nicht aufwecken möchten und ihr
och einen recht langen Schlaf gönn
en.
Mm—————-— —
Sie hatte doch nun lange genug ge
schlafen. Gestern, vorgestern und schon
vorher. Als das Zimmer leer war,
kletterte Emma auf den schwarzen
Kasten, der neben dem schwarzen, en
gen Bett ftand und wollte Mutter mit
einem ,,Kucker« aufwecken, wie diese es
so oft mit ihr gethan.
Sie fuhr erschreckt zurück. Hu, war
die Mutter kalt. Sie mußte wohl
frieren. Schnell sprang das Mädchen
vom Kasten herunter und wollte zur
Tante laufen und sie bitten, doch
Mutter eine Zudecle zu geben, damit
ihr wieder warm würde. Da öffnete
sich die Thür und herein trat ein
Mann, der hatte ein langes, schwar
zes, faltiges Kleid an. Vorn auf der
Brust hatte er etwas Weißes, wie ein
Blatt Papier, und auf demKopse irug
er eine runde Kappe, wie Nachbars
Großvater, der immer in der Qfenecke
saß. Nach diesem Manne kam der
Vater, dann die Onkel und Tantent
und Männer undFrauen, so viele, daß ;
sie kaum alle in der Stube Platz hat-: ;
ten. Sie machten alle so ernste Gesich-;
ter, daß Enima ordentlich ängstlich zu s
Mutbe wurde. Sie drängte sich des-i
halb zum Vater durch und faßte seine s
htdand Nun hatte sie keine Furcht
mehr. Alles war mäuschenstill
Da stellte sich der Mann mit dem
langen Rock vor Mutter hin und fing
laut an mit ihr zu sprechen. Sie ant
wortet aber keinWort und wacht auch»
nicht auf. Er ließ sich dadurch nicht
stören und redete immer weiter auf sie
ein. Aber Mutter blieb still Da
hörte er auf zu reden. Nun traten ei
nige Männer vor, saßten den schwat
zen Kasten und itvollten ihn auf das
schmale Bett setzen. s
Das konnte das Kind nicht mit an
sehen. Es stürzte vor und rief:
»Nicht Mutter einsperren. Mutter
schläft schon so lange. Sie soll nun
munter werden und gesund.«
Als man das Kind bei Seite schie
ben wollte, schrie es laut:
»Mutter, sie wollen Dich einsperren.
Liebe Mutter, wache auf, liebe Mut
ter, werde munter. Du hast nun schon
so lange geschlafen.«
Mit den kleinen Fäusten schlug es
auf den Sargdeckel, um Mutter auszu
wecken.
Da blieb kein Auge thränenleer.
Selbst der gemiithsharte Todtengrä
ber fuhr mit seinem Rockärmel ver
schämt über die Augen.
Schluchzend nahm der Vater Ennna
bei der Hand und hielt sie fest.
Draußen vor dem Hause standen die
Schuljungen. Sie singen an zu singen
und zogen dieDorfstraße entlang. Da:
hinter wurde die Mutter von mehre
ren Männern getragen; dann folgte
Einma, die zwischen dem Vater» nnd
dem Mann mit dem langen Rock ging,
und dann kamen alle anderen.
Als derZug hielt, wurde der schwar
zc Kasten, in dem die Mutter lag, an
Stricken in eine tiefe. dunkle Grube
hinab-gelassen und einige Leute schau
selten Erde hinterher Da wurde Em
ma plötzlich bange. Da mußte jaMut
ter ersticken.
Es war dem Kinde, als ob es selbst
in dem Kasten läge und keine Luft be
käme. Es wurde ihr ganz schwarz vor
den Augen; sie wollte schreien und
konnte nicht. Dann schwanden ihr die
» Sinne
Als Emma wieder zu sich l«m, lag
Jsie zu Hause in ihrem Bettchen Sie
wußte nicht recht, ob fie das alles ge
träumt hatte oder nicht Nachdem sie
angekleidet worden war, ging sie in
die Küche, durch alle Stuben, Kam
mern und Ställe und suchte --—— Mut
ter. Als sie sie nirgends fand wurde
ihr unsäglich weh zu Mutbe und sie
sing bitterlich an zu weinen.
-——--·-.--——-—
Jnsekteuhäuser.
Ein interessantes Experiment hat
neuerdings der Zoologische Garten zu
Frankfurt a.M. ausgeführt. Dort ist
nämlich ein Jnsektenhaus eingerichtet
worden, in welchem Käfer undSchniet
terlinge in ihren verschiedenen Ver
tvandlungen lebend ausgestellt sind.
Das Haus enthält u. A. ein Aquarium
mit dem in Deutschland heimischen
Kolbenschwimmtäfer, mehrere Behäl
ter mit lebenden einheimischen und
exotischen Schmetterlingen, darunter
; verschiedene Seidenspinner aus China,
Japan, Indien und Amerika mit ihren
Kokons von verschieden gefärbter
Seide, weiter einen Raum mit Stab
heuschrecken aus Dalmatien, die in
Prachtvoller Weise die Anpassung an
die Zweige zeigen, auf denen sie leben,
u.s. w. Jedenfalls verdiente diese
Einrichtung Nachahmung, da dadurch
besonders die Jugend in sehr instruk
tiver Weise in die Insektenkunde ein
geführt werden könnte.
Wie ans Washington berichtet wird,
lehrt der russische Botsctsaster dein
Vertreter Japans am liebsten den
Rücken zu. Angesichts der jüngsten
Ereignisse im fernen Osten darf man
es ihm allerdings nicht verdenken,
; wenn er die Sache nicht von der humo
srtstischen Seite aufsassen kann.
s seit-sie
» Sogar die wilden Thiere können
sich dem Zauber der Musik nicht ent
ziehen. Aber das junge Mädchen, das
Piano spielt, sollte bedenken, daß die
Nachbarn civilisirt sind.
i st· P
i Wenn man seine Feinde nicht ver
I nichten kann, so muß man ihre Feind
schaft vernichten.
, Ein despotisches Kaisers-nun
Eine deutsche Handelscxpedition be
gab sich dieser Tage nach Abessinien,
um dsie bereits zwischen Deutschland
und der afrikanischenSchlveiz bestehen
den Handelsbeziehuugen fester zu knü
Pfen, neue anzubahnen und zugleich
dem Negug Menelik, dem König der
Könige«, und sein-er Gemahlin Taitu
Geschenke des deutschen Kaisers zu
überbringen
Als Herrscher eines großen Reiches,
das durch seine geographische Lage die
gewaltige, zwischen Aegypten und dem
Kap der Guten Hoffnung geplante
Verbindungslinie beherrscht, ist Negus
Menelik zugleich eine der interessante
sten und originellsten Persönlichkeiten
unseres Zeitalters. Menelik der Zweite
ist der Enkel des Salla-Salassie, der
unter dem Namen Menelik der Erste
Schoa bseherrschte, bis er durch den
Negus Theodorus sein Reich verlor.
Mit zwölf Jahren wurde dieser Kö
nigssohn Menelik, der seine Herkunft
von Salomo und der Königin von
Saba ableitet, in die Gefangenschaft
nach Gondar abgeführt. Nach einem
ganzen Roman von Jntriguen gelang
es dem jungen Gefangenen, eine Toch
ter des Theodorus zu heirathen, und
bald ist er Prätendent der Krone des
Negus. Seine Absicht ist, zu seinen
Gunsten die äthiopische Einheit wie
der herzustellen. Er kämpft siegreich
gegen seine Rivalen, unterwirst den
König von Tigre, Johannes, feiner
Herrschaft und zwingt seine Anerken
nung allen benachbarten Rassen auf.
Am Z. November 1889 wird Menelik
feierlich als »König der Könige, Kaiser
Aethiopiens« in der Kirche von En
totto, seiner neuen Hauptstadt, pro
klamirt. Seit dieser Zeit haben es
sich die europäifchen Mächte angelegen
sein lassen, in Beziehungen zum neuen
Reiche zu treten, das die Wege zum
Nil und Central-Afrika beherrscht und
eine große Zukunft für den Handel
bietet. Die Missionen am Hofe Me
neliks folgten aufeinander in raschem
Wettbewerb. Russen, Engländer,
Franzosen, Amerilaner bewarben sich
um die Gunst des Herrschers.
Der Negus ist von hohem Wuchs,
wohl gebaut, trägt ein würdevolles
Benehmen zur Schau und geht ele
gant gekleidet. Er ist ein intelligenter
Mann, weiß sich sehr leicht jeder Si
tuation anzupassen und zeigt sich für
das Wohl feiner Unterthanen sehr
besorgt. Stark entwickelt ist in thn
der Wunsch, immer mehr zu lernen.
Er läßt sich von den Europäern die
neuesten Erfindungen erklären und
sucht daraus für sein Volk Nutzen zu
ziehen. Außerordentlich versteht er
es, die Würdenträger und abhängigen
Könige in Schach zu halten. Bekannt
ist, daß er auf strengste Disziplin in
seinem Heere hält. Jm großen und
ganzen darf man von Menelit sagen
daß er »Figur macht«.
Bei den Audienzen trägt der Negus
einen breitrandigen Hut. Die auf
rechte Gestalt ist in einen Burnus von
schwarzer, mit Gold durchtvirtter
Seide gehüllt, die Beine sind von einer
weißen Hofe bedeckt, an den Füßen
trägt er Lackschuhe. Alle Europäer
schildern ihn als sehr gesprächig bei
solchen Audienzen. Er hält diese in
seinem Palaste ,,Guebi« ab. Der
Guebi liegt auf einem Hügel, von dem
man eine herrliche Aussicht hat. Auf
der Spitze des Hügels erhebt sich eine
Art Schweizerhänschen mit weißen
stallmanern und rothen aus Europa
bezogenen Dachziegeln. An der Spitze
des Palastes befindet sich ein unge
heurer Saal, der ,,Aderasch«, dessen
Bau Menelit aus’s peinlich-sie geleitet
bat nnd der für die den Soldaten ge:
gebenen TIJtahlzeiten dient. Etwas
weit-er daon befindet sich ein Häuschen
mit einem Thurm, der Init einem
Blitzableiter versehen ist; es dient als
Justizgebäude Der Platz ist umgeben
mit einer Umwallung, die von mit
schweren sinotenstöclen bewaffneten
Dienern bewacht wird. Drei ineinan
derlaufende Höfe, in denen es von
Soldaten, Pferden, Bettlern wimmelt,
werd-en von Askaris (Polizeisoldaten)
bewacht, die strengste Ordnung halten.
Der Guebi als Ganzes bildet die
Form eines riesigen Schirines, der in
vier parallele Kreise getheilt ist und
sich um den Central-Palast gruppirt.
Am Fuße des Hügels fließt ein Bach
mit dunklem Wasser, der als Fisch
behälter, zum Wafchen und Tränten
dient.
Jn diesem »Palaste« werden die
Europäer jeden Sonntag empfangen.
Menelit sitzt mit untergeschlagenen
Beinen unter einem Baldachin und
wohnt dem Mahle seiner Gäste bei.
Diese, um einen Tisch sitzend, bedienen
sich des von dein Herzog von Orleang
geschenkten Porzellanserdiceg nnd deg
von dein Russen Leontiew gewidmeten
silbernen Tischgeriitheg. Als Koch
waltet ein Grieche seines Amtes. Me
nelik aber verschmäht rassinirte Ges
niissen nnd begniigt sich, mit den Fins
gern von dein in Streifen geschnitte.
nsen roh-en Fleisch und von dem Hirsc
tuchen zu nehmen, die mit einer scharf
gewürzten griinlichen Sance begossen
werden. Am Ende des Mahle-s bebt
sich der Vorhang, und man bemerkt
den großen Saal, in dein Tausende
von Soldaten den nationalen »Bron
do« verzehren und aus Ochsenhörnern
das beliebte Honigwasser trinken. Me
nelik redet sie an: »Dahna noth«
tSchineckt es ench?) —-- ,,Egziabeier
Ystelega« (Gott sei Dank, wir danken
dir), antworten die Soldaten iniChor.
sDann wird derselbe Dialog zwischen
’dem Kaiser und seinen Gästen der
weißen Rasse auggewechselt, denn Me
nelit versteht, entgegen der landläufi
gen Meinung, keine europäische
Sprache. Der Negus steht sehr sriih
auf und verlangt auch von seinen
Räthen die peinlichste Pünltlichkeit; er
wies seinen Staatssekretär, den
Schweiz-er Jlg, scharf zurecht, als die
ser an einem Regentage einige Minn
ten nach der gewöhnlichen Zeit im
Palaste erschien. ,,Gott«, sagte er
ihm in feierlichem Tone, »hätte, um
dich für dein spätes Aufstehen zu be
strafen, die Beine deines Maulthieres
zerschmettern sollen. "
Die Frauen haben im Leben Mem
lils eine große Rolle gespielt und stets
auf ihn einen großen Einfluß"ausge
iibt, mit Ausnahme seiner ersten Ge
mahlin, der Tochter des Kaisers Theo
dorus. Diese hat keine guten Tage bei
ihm ver-lebt. Der despotifche Gatte
.1rar damals wegen seiner galanten
Abenteuer bekannt. Eines Tag-es traf
er eine Kurtisane von seltener Schön
heit, namens B-asana, in die er sich
verliebte· Diese Bsafana schwang mei
sterhast den Pantoffel, wurde awr
später, als sie gegen den Kaiser lon
spirirte, verstoßen, um von dem ver
liebten Menelit bald wieder in Gna
den aufgenommen zu werden. Da
treuzte Taitu seinen Lebensweg, die
zwar aus guter Familie stammt-e, aber
doch schon eine etwas stürmische Ju
gend hinter sich gehabt haben soll.
Taitu hatte in jungen Jahren die
Aufmerksamkeit des Kaisers Theodo
rns auf sich gelenkt, der, um den
Schein zu wahren, sie einem seiner
Anführer als Gemahlin gab, den er
indessen einige Zeit nachher einkerlern
ließ. Nach dem Tode ihres hohen Be
schützers heirathete sie den Degiac
Tarle-Gorgius, von dem sie sich aber
kald scheiden ließ, um einen reicheren
nnd mächtigeren Chef zu heirathen
Jhr Ehrgeiz veranlaßte sie« wie··m·an
behauptet, ihren Gemahl zu einer Re
rolte gegen den Kaiser Johannes auf
z.nstacheln Das Unternehmen schlug
fehl der Chef wurde gefangen genom
men, und Kaiser Johannes, der wohl
die Rolle der Taitu kannte, zwang sie,
einen seiner Soldaten zu heirathen,
bei dem sie nun das traurige Leben
oer armen Frauen oeg Borreg rennen
lernte: als Sklavin behandelt, mußte
sie ihrem Mann auf den langen Mör
schen zu Fuß folgen, und kaum im
Lager angekommen, das Getreide zwi
schen zwei Steinen mahlen«und«s-dasnn
die Ma eiten bereiten-»
Einige . it darauf finden wirTaitu
wiederum als Gemahlin eines Anfüh
rer-» den sie aber wieder verließ, um
einen der Offiziere Meneliks, den Ca
gnagtnac Zekagascia, zu freien. Da
mals stedte sie sich das Ziel, die Ge
mahlin Meneliks zu werden, dessen
erste Gattin, die Tochter des Theodo
rus, gerade gestorben war. Es hieß
nun für sie, Bafania aus dem Felde zu
schlagen —— eine ziemlich schwierige
Sache. Für Beseitigung des damali
gen Beschiitzers sorgten andere. That
siirhlich ließ Menelik nach einiger Zeit
den Cagnasma Zekagascia verhaften
und tödten, und nun entspann sich
zwischen den beiden Rivalinnen ein
erbitterter Kampf, der mehrere Jahre
hindurch dauerte. Das waren böse
Zeiten fiir Menelit. Taitu, damals
noch jung, war von mittlerem und
zartem Wuchg, von fast weißer Ge
sichtsfarbe, dunklen, sehr ausdrucks
vollen großen Augen; aber sie konnte
in Bezug auf Schönheit mit der un
vergleichlichen Bafansa und deren ver
sijhrerischer Anmuth nicht rivalisiren.
Sie verstand jedoch die hohe Kunst,—
sich zu beherrschen und zu warten.
Menelik gab Bafana den Laufpaß.
Nun heirathete er Taitu im Jahre
1887. Zwei Tage nach sein-er eigenen
Hirönung ließ er sie zur »Kaiserin
von Aethiopien" am 5. November 1889
krönen. Seit dieser Zeit hat die Kai
serin stets einen großen Einfluß aus
ihren Gatten ausgeübt. Jhr starker
Charakter hat sich noch weit-er ent
wickelt. Eis gibt kaum eine Staats
angelegenheit, die nicht zuvor ihr un
terbreitet wird. Der Kaiser trifft
keine Bestimmung, schreibt keine Zeile,
ohne sich vorher mit seiner Frau zu
besprechen, deren Fähigkeiten er schäyt
und deren Charakter er fürcht-et. Sie
steht den Europäerm besonders den
Jtalienern, feindlich gegenüber und
spielt am Hofe des Negus überhaupt
eine unheilvolle Rolle. Man spricht
offen von einer Partei der Kaiserin.
Jn den letzten Jahren ist Taitu, die
die Liköre und den Champagner lieben
soll, sehr stark geworden. Sie hat
ihren besonderen Hofstaat, ihre Zelte,
ihre Ghrendainem ihre Eskorte;unter
ihren direkten Befehlen steht ein Ar
rueekorpg von 15,()()() Mann, das sie
irn Kriege wie im Frieden mit der
Geschicklichkeit eines alten Generals
Inanövrircn lässt. Ueberhaupt ist Taitu
sehr eifersiichtig auf ihre königlichen
Vorrechte Sie gestattet nicht, daß
neben ihr eine andere Abesfinerin in
Gold gefaszte Juwelen oder farbige
Schirme habe, während sie den lang
gestictten Königsmantel mit der Lö
wenagrafffe stolz zur Schau trägt.
--, ——— - ——- .
Ein tfnaliindksh der Marquis of
Anglesey, ist der neueste Entdecker
eines S1)fte11c-«J, um die Bank in Mo
naco zu sprengen. Hoffentlich behält
der edle Lord genug Geld für die
Heimreise übrig. Es giebt nur ein
System, um eine Bank zu sprengen,
und das hat Meg. Chadwick ange
wendet. -
. s- -s- y
Parfiimirteis Benin soll jetzt für
die Automobile gebraucht werden« ——-.
Durch diesen besseren Geruch wird die
iüclsichtslosigkeit mancher Fahrer und.
Ueberfahrer nicht weniger ruchlos.