Ofen-r schreibeka m ; Sizii- Iankstengri. 1 ( No. 139. — Den armere Dag hen ich in den Nuhspeper «gelefe, daß en »Mann in mittlere Jahre, wo gust ab is un das Vät schellcklewe im werdtüssig is, gleiche deht, sich zu verheirathe. Ich sin mit den Pehper zu die W:deswei fern gange un die is off Kohrs tettig sok en Tschohk. Weißt du was, Lizzie, hot se gesagt, was mer duhns Mer enßete das Aed un ich bette mir hen all Keinds Foun. Wei Wedesweilern, hen ich gesagt, ich denke, mir besser nitz denk empl, was mir da for en Truhel kriege könne. Wei, ich wär eschehmt, mich an die Stritt sehn zu lasse, wann so ebbes kraus komme dehi. Sei nit fuhlisch, hot die We desweilern gesagt, was soll eraus kom me, onleß mir duhn’g selbst verzähle. Rusan Name werd gar· nit gewen scheno un wann ou nir mnmachr willst. dann mach ich’s alleins. Wann einer so en verdollter Fuhl is un kann sich nit selbst e Frau suche, mitaus daß er die Pehpersch juhse duhi, dann muß er geponnischt wer’n. Die Wedeswei lern hot noch for e ganze Weil den Weg getahkt un schließlich hen ich ge sagt, well dann goh ehett. Mer hen uns dann hingesetzt un hen geennsert. Der Brief hot ungefähr den Weg ge lese: Mir sin zwei Schweschtere, alle beide nit mehr so ganz jung un mir beide gucke grad sor so en Mann wir Jhne. Sie könne also die Tschehns hen un wen Sie von uns anspiele, der macht Jhne schuhr genug glicllich. Schicke Se uns Jhne Jhre Gleichniß un dann solle Se noch mehr von uns höre.« Den Brief hen mer Schenerell Deliwtverie gemehlt un es sin zwei Diig gepiißt, do hen mer en Ennser ges habt. Der Brief hot gesagt: E Gleich niß hen ich nii, awwer i chkann Jhne age, daß ich en ziemlich gutguckiger tnan sin un wann Se mich sehn duhn, dann falle Se alle Beide ir: Loff mit mich. Wann kann ich Ihn sehn? Jch mache die Prapposischen daß Sie am Mittwoch Nacht so zwi fche siwwe un acht in die Näh von die Postoffice sin. Jch sin auch da un dann könne mer alles Nähre iwwcrs tahie.« Wie ich den Brief gelese hen, do hen ich zu die Wedesweilern ge sagt: Jch weiß nit, awwer die Händ reiting guckt- keinder fämilljier zu mich. Jch kann dich sage, ich sin keinder effrehd es is Jemand wo uns kenne duht un dann hot er den Lähf an mich. Die Wedesweilern is awwer voll de Dickens un se hot gesagt, ei dont kehr, dann hen mer umsomehr Foun. Well, hen ich gesagt, ich gehn nit mit; denkst du ich mache en hohlie Schoh auch mich? denkst du, ich will, das uns eder sehn kann, wie mer do erum cherwenzele un warte bis en Feller Ri uns kommt un zu uns spricht-. osser· Well, die Wedesweilern hdt schließlich auch den Weg gefühlt un mer hen uns for e lange Zeit iwwer gedenkt, was mer duhn sollte. Schließ ich hen ich en Eidie kriegt· Morge Nacht is e Mietung von den Bohrd osf Ettjukehschen, wo der Philipp wag hosband is e Member von is, hen ich gesagt. Mir gehn hin un gehn hen un schreiwe zu den krehsige Schicken, daß er uns dort miete soll. Wann uns Jemand sehn duht, dann könne mir ja sage, daß mer zu mein Hof-band woll te. Bei Galle,-hot die Wedesweilern gesagt, du bist awwer emol schmart. Se hot sich gleich hingehockt un hot en Brief geschriwwe, wo drin sie ihn nach den haus von den Schulrath geordert het. Se hot geschriwwe, in Front von den Bilding dehte mer for ihn warte un er sollt e Bottenhohl-Burkeh wehte un sollt e Stohfpeip uffsehe for daß mer ihn riekanneise dehte. Mir selbst dehte große Wehls wehre, bikahs mer dehte nit gleiche, daß uns Jemand annersehter kenne sollt. Wie der Brief gemehlt war, do hen ich doch e wenig Angst kriegt. Schiewiß, Wedesweilerm hen ich gesagt, wann dein Hosband ebbes ausfinne dehtl Jch hen alles ge treid auszushiieke, awwer die Wedes weitern hot gesagt, mitgesange mitar hange un wann mer A sage duht, dann muß mer auch Zeit sage. Mir sin alle beide keine Springtschickens mehr un wann unsere Alte ebbes augsinne behie, dann lache mer se aus un- das is all.« Well, es war also nicks zu mache un am nächste Obend hot die Wehes weilern sor mich getahli. Se war arig schön ussgesickst. Se hat e schwarzes Dresz gewore un ihren neue Märschen hut un en schwarze Wehl in Front von ihr Felss, so daß ich se hardlie riekon neist heu. Jch hen jetzt sogar noch ausböcke wolle, annver die Wedeswei cern bot nit nachgewwe un do hen ich mich dann mit schwerem Herze un meim schwarze Dreß beileidet, hen mich dissereni die haar gesiast un an die Seit e Körl gemacht un ei tell jah, ich hen wenigstens zwan · Jahr jün ger gegucki. Dann hen K mich auch noch e Wehl umgeteit un dann sin mer todgeschotw Ich kann Jhne sage, das Perz hat mich gebobbelt. das war ganz chreckiich. Jch hätt gar mäs drum gewwe, wann’s jeht e Gewitter mits Fracttöck gewwe hätt, so daß me: swidder beim hätte iaufe müsse. Wie mer an das Haus »von den Bohrd ofs Ettjutehschen komme sin, do hot schuhr genug en Ieller gestanne, wo e Botten hohl-Busch gewohre hot. All is er, hot die Wedesweilern gesagt; er hot auch e Stohspeip gewohre un es is also gar tein Daut gewese, daß smet die richtige Pahttie gehabt hen. Die Wedesweiletn hot ihn zugewischpett. et sollt mit inseit komme. Der Kanne ( sis auch mitaus e Wort zu sage-mit- I komme un mer sin in den Wehting- » ruhm. Wie mer den Feller bei Licht j gesehn hen, do hot die Wedesweilern en Holler von sich gewwe un is den Jange Weg hingefalle. Denke Se emol, der Fellex mit den Blockhut is der Wedesweiler gewese! Wie ich das ge sehn hen, do sin ich auch gesehnt. Das is all was ich sm. Das nächste mol, will ich Jhne vetzähle, wie die Ge schicht aus is gange. Mit beste Riegards Yours Lizzie HanfstengeL ..-—-. Ameisennester als Spielzeug. Von Jahr zu Jahr spielt die Wis senschaft in der Welt der Spielzeuge eine größere Rolle. Dampfmaschinen, kleine Gasöfen und andere Maschinen gehören schon längst zum eisernen Be stande; aber nunmehr hat das Lon doner Publikum ein wissenschaftlich wirklich werthvolles Spielzeug be scheert bekommen, einen Glaskaften mit einer Ameisengemeinde. Der Glaskasten ist etwa einen Quadratsuß groß, die Tiefe des Restes beträgt etwa 14 Zoll; umgeben ist es von ei nem festen hölzernen Rahmen. Die dazu verwandte Erde ist eine beson dere Mischung, aus der keine Pilze ·vachsen. Bevölkert wird dieses Nest ·;vn etwa 200 Arbeiterameisen. Der Herr, der aus den Gedanken kam, diese Nester auf den Markt zu bringen, hatte den Vortrag eines En tomologen gehört, der ein solches Nest gezeigt und nachher von eleganten Da men bestürmt wurde, ihnen ähnliche Nester zu besorgen. Durch den Deckel kann man die Ameisen arbeiten und sich bewegen sehen. Es werden dazu Wiesenameisen vom Felde genom-· men. Vom Eingang aus bauen die Ameisen einen Gang, der in dieHaupt kammer führt, und von dort führen drei Hauptwerke in das innere Heilig -hum, in dessen Mitte drei Pfeiler ·tehen. Jrn Hintergrund des Heilig- T thums liegen die,,Kinderstuben«, wo dieJungen vor allem Schaden bewahrt werden. Die Ameisen halten sich auch ihre eigenen,,Kühe«, die von denArbei terinnen auf die Weide geführt wer den. Mit Hilfe eines Vergrößerungs glases kann man die Blattläuse, die Jls »Kiihe« dienen, in einem Erdwall sehen, aus dem die Köpfe hervorsehen; sie dürfen nicht wie die anderen um herschwärmen Einige Ameisen stehen in Gruppen zusammen, als wenn sie die Tagesneuigkeiten besprechen, an dere gehen mit Lasten den Hauptweg entlang, wieder andere sind mit der Kinderpflege beschäftigt. Ein solches Nest soll sich sechs Jahre ««alten; gefüttert werden dic Thiere nur viermal jährlich; es ist nur nö thig, einen Theelöffel Wasser und eine Messerspitze voll Honig hineinzuthun. Die Temperatur unter dem Glas tasten beeinträchtigt die Ameisen nicht, » ztnd sie arbeiten bei Tage und bei J künstlicher Beleuchtung. Die Nach: l frage nach diesenNestern ist sehr groß; l die Eltern studiren das Leben der « Ameisen ganz genau, um es ihren Kindern erklären zu können. « Merkwürdigen Wetterschleszem Dr. Vidal übersandte der Pariser Alademie der Wissenschaften den sol genden, von »dem Oberst und den-Offi zieren des 22. Neginients kolonialer Infanterie bezeugten Bericht über eine merkwürdige Wirkung der Hagelkano nen auf ein Unwetter. Am 2. April 1904, gegen 8 Uhr 80 Minuten Vor mittags, zog ein heftiger Schneesturm von Osten her über die ganze Gegend von Ohms Die Flocken fielen sehr dicht und waren zeitweise größer als ein Fünsfrankenstück. Nach Verlauf einiger Minuten hörte man Dr. Vi dal, dessen Vesihthum in der Nähe der Kaserne des 22. Kolonialregiments gelegen ist, 4 oder 5 seiner Hagelpe tarden abfeuern. Die Wirkung davon zeigte sich sozusagen augenblicklich. Der Schneefall hörte über der Kaserne und dem Besitzthum Dr. Vidals auf, während er noch länger als 15 Minu ten über den entfernteren Gebieten an dauerte, so daß sich die Wände eines ungeheuren Schachtes von 500 bis 700 Meter Durchmesser bildeten, des sen Mittelpunkt zweifellos derSchieß plah war. O ( ! Ein Blatt in New York hat eine s Ibesondere Spalte für die Namen sol scher Personen eingerichtet, die seit» Neusahr »aus dem Wasser- Wagen« Hind. Eine ganze Seite wird nicht sausreichen siir die, die inzwischen her s untetpurzelten. — Aus der »Letvis ö- Clark Ansstel lung« in Wortlaut-, Ore» giebt es tei ne »Midwat) Plaisance« oder ,,Pite«, sondern eine »Ttatl«. Jetzt verstehen wir erst, warum schon Schiller gesun- « gen hat: »Erröthend folgt er ihren Spuren« . Das erste Weh. Von Wilhelm Föllmer. Die kleine Emma saß auf einem Fußschemel vor dem Bett der Mutter und hielt ihre Puppe im Arm. Von Zeit zu Zeit reichte aus dem Bett eine fieberheiße Hand heraus und fuhr lie bevoll und streichelnd über das kleine Kindergesicht. Dann legte das vier jährige Mädchen feine Puppe behut fam auf den weichen Bettvorleger, kletterte .auf denFußfehemel und schau te in das geröthete Gesicht der Mutter, aus dem die eisgenartig glänzenden Au gen liebiosend, ängstlich und sorgen voll in das unschuldige Kinderantlitz blickten. Der Stuhl ain Fußende des Bettes, auf dem abwechselnd ihrMann und seine Schwester saßen, war au genblicklich leer· Mutter und Kind waren allein. Der Doktor hatte ange ordnet, das Kind solle aus dem Kran kenzimmer geschafft werden. Die Kranke bat nicht, sie befahl mit einer Energie, die man ihr bei dem schwä chenden Fieber nicht mehr zugetraut hätte: »Mein Kind bleibt bei mir.« Der Arzt wagte es nicht, seine Forde rung zu wiederholen und so blieb Em ma im Krankenzimmer. Sie strich sorgend der Mutter die-Haare aus dein Gesicht, gab ihr einen Kuß auf die trockenen, heißen Lippen und sagte: »Mutter, Du mußt schlafen. Onkel Doktor hat gesagt, wenn Du schlafen kannst, wirst Du auch wieder gesund.« »Kind, ich fühle es, ich werde bald schlafen. Vergiß Du nur Deine Mut ter nicht und denke hin und wieder mal an sie.« »Schle nur, Mutter. Ich will im mer an Dich denken, immer auf den Zehen gehen und mit meiner Puppe ganz leise sprechen, daß Du es nicht hören tannst.« Die tleine Emma gab der kranken Mutter noch einen ,,Kueter«, kletterte behutsam und leise von dem Schemel herunter, setzte sich, nahm die Puppe vom Bettvorleger wieder aus und wiegte sie in ihrem Arm und redete leise zu ihr, wie sie schlafen müßte, um gesund zu werden. Das Kind mochte eine Stunde so gesessen haben. Der Stuhl am Fuß ende blieb unbesetzt. Es war die Zeit der Kartoffelernte. Die Kranke war ruhiger geworden; da hatte sich der Mann entschlossen, einige FsahrenKar toffeln vom Felde heinizuholen. Er hatte die Schwester, die schon so viel Zeit geopfert, nicht davon benachrich tigt, hatte sie doch in ihrerWirthschaft so viel aufgeschobeiie Arbeiten zu er ledigen. Er wußte, sie butterte jetzt, und sie konnte doch nicht von der But terniaschine fortlaufen. Die Kranke lag ja ruhig und still, sie würde wahr scheinlich einschlafen, wie es der Arzt wünschte, und dann hoffentlich recht bald gesund werden. Die Mutter hatte nicht mehr her-ab gereicht und die Wangen ihres Kindes gestreichelt. Enima wunderte sich da rüber, legte die Puppe bei Seite und stieg vorsichtig auf die Hutsche, um zu sehen, ob Mutter schlief. Ja sie schlief. Aber es war docti sonderbar, sie hatte teine rothen Ba cken mehr, dasGesicht war wailisbleich Nein, sie schlief wohl doch nicht. Sie hatte ja die Augen auf: aber sie wa ren starr und hatten keinen Blick. Emma fragte: »Liebe Mutter, schläfft Du?« Keine Antwort. Dem Kinde wurde unheimlich zu Muthe. Sie lief zur Thiir hinaus auf den Hof. Der Vater war soeben mit einem hochbeladenen Wagen heimge kehrt und wandte sich dem Hause zu, um nach der Kranken zu schauen. Da lief ihm sein Töchterchen in die Arme und rief: »Mutter schläft, aber sie hat die Au gen weit auf.« Der Mann verstand zwar die Wor te des Kindes nicht, aber es ahnte ihm nichts Gutes. Er lief in’s Haus, in die Stube-« seine Frau war todt. Das kleine Mädchen kam auch her ein und fand den Vater auf dem ge wohnten Platz am Fußende des Bet tes. Er hatte den Kon auf die Hände gestützt, und langsam tropfte es aus diesen auf den Fußboden. Das Kind wußte nicht recht, was es daraus machen sollte. Vater mochte wohl auch eingeschlafen sein. So schlich es sich wieder hinweg, ging nach dein Garten, tanzte mit seiner Puppe und sang: »Mutter -ichläft, Mutter schläft, Nun wird sie wieder gesund.« Einma war voller Lust, Freude und Hoffnung. Sie kam in den nächsten drei Tagen nicht aus dem Verwundern undSiau nen heraus. Man legte die Mutter in ein ganz schmales, schwarzes Bett und zog ihr das gute Sonntagsileid san. Sie mußte doch wohl recht sest schlafen, denn sonst spare sie doch dabei ausge wacht. Dann kamen-Onkel und Tan ten von nah und sern. Alle in Fest tagslleidern mit bunten Blumen in den Händen. Sie gingen alle herein zur Mutter, und «—— sonderbar ——— sie weinten ausnahmslos Dann wisch ten sie die Thränen ab, sprachen leise untereinander nnd gingen aus den Ze hen aus der Stube, als oh sie dieMut ter nicht aufwecken möchten und ihr och einen recht langen Schlaf gönn en. Mm—————-— — Sie hatte doch nun lange genug ge schlafen. Gestern, vorgestern und schon vorher. Als das Zimmer leer war, kletterte Emma auf den schwarzen Kasten, der neben dem schwarzen, en gen Bett ftand und wollte Mutter mit einem ,,Kucker« aufwecken, wie diese es so oft mit ihr gethan. Sie fuhr erschreckt zurück. Hu, war die Mutter kalt. Sie mußte wohl frieren. Schnell sprang das Mädchen vom Kasten herunter und wollte zur Tante laufen und sie bitten, doch Mutter eine Zudecle zu geben, damit ihr wieder warm würde. Da öffnete sich die Thür und herein trat ein Mann, der hatte ein langes, schwar zes, faltiges Kleid an. Vorn auf der Brust hatte er etwas Weißes, wie ein Blatt Papier, und auf demKopse irug er eine runde Kappe, wie Nachbars Großvater, der immer in der Qfenecke saß. Nach diesem Manne kam der Vater, dann die Onkel und Tantent und Männer undFrauen, so viele, daß ; sie kaum alle in der Stube Platz hat-: ; ten. Sie machten alle so ernste Gesich-; ter, daß Enima ordentlich ängstlich zu s Mutbe wurde. Sie drängte sich des-i halb zum Vater durch und faßte seine s htdand Nun hatte sie keine Furcht mehr. Alles war mäuschenstill Da stellte sich der Mann mit dem langen Rock vor Mutter hin und fing laut an mit ihr zu sprechen. Sie ant wortet aber keinWort und wacht auch» nicht auf. Er ließ sich dadurch nicht stören und redete immer weiter auf sie ein. Aber Mutter blieb still Da hörte er auf zu reden. Nun traten ei nige Männer vor, saßten den schwat zen Kasten und itvollten ihn auf das schmale Bett setzen. s Das konnte das Kind nicht mit an sehen. Es stürzte vor und rief: »Nicht Mutter einsperren. Mutter schläft schon so lange. Sie soll nun munter werden und gesund.« Als man das Kind bei Seite schie ben wollte, schrie es laut: »Mutter, sie wollen Dich einsperren. Liebe Mutter, wache auf, liebe Mut ter, werde munter. Du hast nun schon so lange geschlafen.« Mit den kleinen Fäusten schlug es auf den Sargdeckel, um Mutter auszu wecken. Da blieb kein Auge thränenleer. Selbst der gemiithsharte Todtengrä ber fuhr mit seinem Rockärmel ver schämt über die Augen. Schluchzend nahm der Vater Ennna bei der Hand und hielt sie fest. Draußen vor dem Hause standen die Schuljungen. Sie singen an zu singen und zogen dieDorfstraße entlang. Da: hinter wurde die Mutter von mehre ren Männern getragen; dann folgte Einma, die zwischen dem Vater» nnd dem Mann mit dem langen Rock ging, und dann kamen alle anderen. Als derZug hielt, wurde der schwar zc Kasten, in dem die Mutter lag, an Stricken in eine tiefe. dunkle Grube hinab-gelassen und einige Leute schau selten Erde hinterher Da wurde Em ma plötzlich bange. Da mußte jaMut ter ersticken. Es war dem Kinde, als ob es selbst in dem Kasten läge und keine Luft be käme. Es wurde ihr ganz schwarz vor den Augen; sie wollte schreien und konnte nicht. Dann schwanden ihr die » Sinne Als Emma wieder zu sich l«m, lag Jsie zu Hause in ihrem Bettchen Sie wußte nicht recht, ob fie das alles ge träumt hatte oder nicht Nachdem sie angekleidet worden war, ging sie in die Küche, durch alle Stuben, Kam mern und Ställe und suchte --—— Mut ter. Als sie sie nirgends fand wurde ihr unsäglich weh zu Mutbe und sie sing bitterlich an zu weinen. -——--·-.--——-— Jnsekteuhäuser. Ein interessantes Experiment hat neuerdings der Zoologische Garten zu Frankfurt a.M. ausgeführt. Dort ist nämlich ein Jnsektenhaus eingerichtet worden, in welchem Käfer undSchniet terlinge in ihren verschiedenen Ver tvandlungen lebend ausgestellt sind. Das Haus enthält u. A. ein Aquarium mit dem in Deutschland heimischen Kolbenschwimmtäfer, mehrere Behäl ter mit lebenden einheimischen und exotischen Schmetterlingen, darunter ; verschiedene Seidenspinner aus China, Japan, Indien und Amerika mit ihren Kokons von verschieden gefärbter Seide, weiter einen Raum mit Stab heuschrecken aus Dalmatien, die in Prachtvoller Weise die Anpassung an die Zweige zeigen, auf denen sie leben, u.s. w. Jedenfalls verdiente diese Einrichtung Nachahmung, da dadurch besonders die Jugend in sehr instruk tiver Weise in die Insektenkunde ein geführt werden könnte. Wie ans Washington berichtet wird, lehrt der russische Botsctsaster dein Vertreter Japans am liebsten den Rücken zu. Angesichts der jüngsten Ereignisse im fernen Osten darf man es ihm allerdings nicht verdenken, ; wenn er die Sache nicht von der humo srtstischen Seite aufsassen kann. s seit-sie » Sogar die wilden Thiere können sich dem Zauber der Musik nicht ent ziehen. Aber das junge Mädchen, das Piano spielt, sollte bedenken, daß die Nachbarn civilisirt sind. i st· P i Wenn man seine Feinde nicht ver I nichten kann, so muß man ihre Feind schaft vernichten. , Ein despotisches Kaisers-nun Eine deutsche Handelscxpedition be gab sich dieser Tage nach Abessinien, um dsie bereits zwischen Deutschland und der afrikanischenSchlveiz bestehen den Handelsbeziehuugen fester zu knü Pfen, neue anzubahnen und zugleich dem Negug Menelik, dem König der Könige«, und sein-er Gemahlin Taitu Geschenke des deutschen Kaisers zu überbringen Als Herrscher eines großen Reiches, das durch seine geographische Lage die gewaltige, zwischen Aegypten und dem Kap der Guten Hoffnung geplante Verbindungslinie beherrscht, ist Negus Menelik zugleich eine der interessante sten und originellsten Persönlichkeiten unseres Zeitalters. Menelik der Zweite ist der Enkel des Salla-Salassie, der unter dem Namen Menelik der Erste Schoa bseherrschte, bis er durch den Negus Theodorus sein Reich verlor. Mit zwölf Jahren wurde dieser Kö nigssohn Menelik, der seine Herkunft von Salomo und der Königin von Saba ableitet, in die Gefangenschaft nach Gondar abgeführt. Nach einem ganzen Roman von Jntriguen gelang es dem jungen Gefangenen, eine Toch ter des Theodorus zu heirathen, und bald ist er Prätendent der Krone des Negus. Seine Absicht ist, zu seinen Gunsten die äthiopische Einheit wie der herzustellen. Er kämpft siegreich gegen seine Rivalen, unterwirst den König von Tigre, Johannes, feiner Herrschaft und zwingt seine Anerken nung allen benachbarten Rassen auf. Am Z. November 1889 wird Menelik feierlich als »König der Könige, Kaiser Aethiopiens« in der Kirche von En totto, seiner neuen Hauptstadt, pro klamirt. Seit dieser Zeit haben es sich die europäifchen Mächte angelegen sein lassen, in Beziehungen zum neuen Reiche zu treten, das die Wege zum Nil und Central-Afrika beherrscht und eine große Zukunft für den Handel bietet. Die Missionen am Hofe Me neliks folgten aufeinander in raschem Wettbewerb. Russen, Engländer, Franzosen, Amerilaner bewarben sich um die Gunst des Herrschers. Der Negus ist von hohem Wuchs, wohl gebaut, trägt ein würdevolles Benehmen zur Schau und geht ele gant gekleidet. Er ist ein intelligenter Mann, weiß sich sehr leicht jeder Si tuation anzupassen und zeigt sich für das Wohl feiner Unterthanen sehr besorgt. Stark entwickelt ist in thn der Wunsch, immer mehr zu lernen. Er läßt sich von den Europäern die neuesten Erfindungen erklären und sucht daraus für sein Volk Nutzen zu ziehen. Außerordentlich versteht er es, die Würdenträger und abhängigen Könige in Schach zu halten. Bekannt ist, daß er auf strengste Disziplin in seinem Heere hält. Jm großen und ganzen darf man von Menelit sagen daß er »Figur macht«. Bei den Audienzen trägt der Negus einen breitrandigen Hut. Die auf rechte Gestalt ist in einen Burnus von schwarzer, mit Gold durchtvirtter Seide gehüllt, die Beine sind von einer weißen Hofe bedeckt, an den Füßen trägt er Lackschuhe. Alle Europäer schildern ihn als sehr gesprächig bei solchen Audienzen. Er hält diese in seinem Palaste ,,Guebi« ab. Der Guebi liegt auf einem Hügel, von dem man eine herrliche Aussicht hat. Auf der Spitze des Hügels erhebt sich eine Art Schweizerhänschen mit weißen stallmanern und rothen aus Europa bezogenen Dachziegeln. An der Spitze des Palastes befindet sich ein unge heurer Saal, der ,,Aderasch«, dessen Bau Menelit aus’s peinlich-sie geleitet bat nnd der für die den Soldaten ge: gebenen TIJtahlzeiten dient. Etwas weit-er daon befindet sich ein Häuschen mit einem Thurm, der Init einem Blitzableiter versehen ist; es dient als Justizgebäude Der Platz ist umgeben mit einer Umwallung, die von mit schweren sinotenstöclen bewaffneten Dienern bewacht wird. Drei ineinan derlaufende Höfe, in denen es von Soldaten, Pferden, Bettlern wimmelt, werd-en von Askaris (Polizeisoldaten) bewacht, die strengste Ordnung halten. Der Guebi als Ganzes bildet die Form eines riesigen Schirines, der in vier parallele Kreise getheilt ist und sich um den Central-Palast gruppirt. Am Fuße des Hügels fließt ein Bach mit dunklem Wasser, der als Fisch behälter, zum Wafchen und Tränten dient. Jn diesem »Palaste« werden die Europäer jeden Sonntag empfangen. Menelit sitzt mit untergeschlagenen Beinen unter einem Baldachin und wohnt dem Mahle seiner Gäste bei. Diese, um einen Tisch sitzend, bedienen sich des von dein Herzog von Orleang geschenkten Porzellanserdiceg nnd deg von dein Russen Leontiew gewidmeten silbernen Tischgeriitheg. Als Koch waltet ein Grieche seines Amtes. Me nelik aber verschmäht rassinirte Ges niissen nnd begniigt sich, mit den Fins gern von dein in Streifen geschnitte. nsen roh-en Fleisch und von dem Hirsc tuchen zu nehmen, die mit einer scharf gewürzten griinlichen Sance begossen werden. Am Ende des Mahle-s bebt sich der Vorhang, und man bemerkt den großen Saal, in dein Tausende von Soldaten den nationalen »Bron do« verzehren und aus Ochsenhörnern das beliebte Honigwasser trinken. Me nelik redet sie an: »Dahna noth« tSchineckt es ench?) —-- ,,Egziabeier Ystelega« (Gott sei Dank, wir danken dir), antworten die Soldaten iniChor. sDann wird derselbe Dialog zwischen ’dem Kaiser und seinen Gästen der weißen Rasse auggewechselt, denn Me nelit versteht, entgegen der landläufi gen Meinung, keine europäische Sprache. Der Negus steht sehr sriih auf und verlangt auch von seinen Räthen die peinlichste Pünltlichkeit; er wies seinen Staatssekretär, den Schweiz-er Jlg, scharf zurecht, als die ser an einem Regentage einige Minn ten nach der gewöhnlichen Zeit im Palaste erschien. ,,Gott«, sagte er ihm in feierlichem Tone, »hätte, um dich für dein spätes Aufstehen zu be strafen, die Beine deines Maulthieres zerschmettern sollen. " Die Frauen haben im Leben Mem lils eine große Rolle gespielt und stets auf ihn einen großen Einfluß"ausge iibt, mit Ausnahme seiner ersten Ge mahlin, der Tochter des Kaisers Theo dorus. Diese hat keine guten Tage bei ihm ver-lebt. Der despotifche Gatte .1rar damals wegen seiner galanten Abenteuer bekannt. Eines Tag-es traf er eine Kurtisane von seltener Schön heit, namens B-asana, in die er sich verliebte· Diese Bsafana schwang mei sterhast den Pantoffel, wurde awr später, als sie gegen den Kaiser lon spirirte, verstoßen, um von dem ver liebten Menelit bald wieder in Gna den aufgenommen zu werden. Da treuzte Taitu seinen Lebensweg, die zwar aus guter Familie stammt-e, aber doch schon eine etwas stürmische Ju gend hinter sich gehabt haben soll. Taitu hatte in jungen Jahren die Aufmerksamkeit des Kaisers Theodo rns auf sich gelenkt, der, um den Schein zu wahren, sie einem seiner Anführer als Gemahlin gab, den er indessen einige Zeit nachher einkerlern ließ. Nach dem Tode ihres hohen Be schützers heirathete sie den Degiac Tarle-Gorgius, von dem sie sich aber kald scheiden ließ, um einen reicheren nnd mächtigeren Chef zu heirathen Jhr Ehrgeiz veranlaßte sie« wie··m·an behauptet, ihren Gemahl zu einer Re rolte gegen den Kaiser Johannes auf z.nstacheln Das Unternehmen schlug fehl der Chef wurde gefangen genom men, und Kaiser Johannes, der wohl die Rolle der Taitu kannte, zwang sie, einen seiner Soldaten zu heirathen, bei dem sie nun das traurige Leben oer armen Frauen oeg Borreg rennen lernte: als Sklavin behandelt, mußte sie ihrem Mann auf den langen Mör schen zu Fuß folgen, und kaum im Lager angekommen, das Getreide zwi schen zwei Steinen mahlen«und«s-dasnn die Ma eiten bereiten-» Einige . it darauf finden wirTaitu wiederum als Gemahlin eines Anfüh rer-» den sie aber wieder verließ, um einen der Offiziere Meneliks, den Ca gnagtnac Zekagascia, zu freien. Da mals stedte sie sich das Ziel, die Ge mahlin Meneliks zu werden, dessen erste Gattin, die Tochter des Theodo rus, gerade gestorben war. Es hieß nun für sie, Bafania aus dem Felde zu schlagen —— eine ziemlich schwierige Sache. Für Beseitigung des damali gen Beschiitzers sorgten andere. That siirhlich ließ Menelik nach einiger Zeit den Cagnasma Zekagascia verhaften und tödten, und nun entspann sich zwischen den beiden Rivalinnen ein erbitterter Kampf, der mehrere Jahre hindurch dauerte. Das waren böse Zeiten fiir Menelit. Taitu, damals noch jung, war von mittlerem und zartem Wuchg, von fast weißer Ge sichtsfarbe, dunklen, sehr ausdrucks vollen großen Augen; aber sie konnte in Bezug auf Schönheit mit der un vergleichlichen Bafansa und deren ver sijhrerischer Anmuth nicht rivalisiren. Sie verstand jedoch die hohe Kunst,— sich zu beherrschen und zu warten. Menelik gab Bafana den Laufpaß. Nun heirathete er Taitu im Jahre 1887. Zwei Tage nach sein-er eigenen Hirönung ließ er sie zur »Kaiserin von Aethiopien" am 5. November 1889 krönen. Seit dieser Zeit hat die Kai serin stets einen großen Einfluß aus ihren Gatten ausgeübt. Jhr starker Charakter hat sich noch weit-er ent wickelt. Eis gibt kaum eine Staats angelegenheit, die nicht zuvor ihr un terbreitet wird. Der Kaiser trifft keine Bestimmung, schreibt keine Zeile, ohne sich vorher mit seiner Frau zu besprechen, deren Fähigkeiten er schäyt und deren Charakter er fürcht-et. Sie steht den Europäerm besonders den Jtalienern, feindlich gegenüber und spielt am Hofe des Negus überhaupt eine unheilvolle Rolle. Man spricht offen von einer Partei der Kaiserin. Jn den letzten Jahren ist Taitu, die die Liköre und den Champagner lieben soll, sehr stark geworden. Sie hat ihren besonderen Hofstaat, ihre Zelte, ihre Ghrendainem ihre Eskorte;unter ihren direkten Befehlen steht ein Ar rueekorpg von 15,()()() Mann, das sie irn Kriege wie im Frieden mit der Geschicklichkeit eines alten Generals Inanövrircn lässt. Ueberhaupt ist Taitu sehr eifersiichtig auf ihre königlichen Vorrechte Sie gestattet nicht, daß neben ihr eine andere Abesfinerin in Gold gefaszte Juwelen oder farbige Schirme habe, während sie den lang gestictten Königsmantel mit der Lö wenagrafffe stolz zur Schau trägt. --, ——— - ——- . Ein tfnaliindksh der Marquis of Anglesey, ist der neueste Entdecker eines S1)fte11c-«J, um die Bank in Mo naco zu sprengen. Hoffentlich behält der edle Lord genug Geld für die Heimreise übrig. Es giebt nur ein System, um eine Bank zu sprengen, und das hat Meg. Chadwick ange wendet. - . s- -s- y Parfiimirteis Benin soll jetzt für die Automobile gebraucht werden« ——-. Durch diesen besseren Geruch wird die iüclsichtslosigkeit mancher Fahrer und. Ueberfahrer nicht weniger ruchlos.