Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 20, 1905, Sweiter Theil., Image 16
Joches Nitsch, als Gefangenen1 Mister Ersten s Wams Ich nor wüßt, wie Jch Mei lacht bewnkstellige könnt. Awmer wert-zu scharf-gewatfcht. Un fei ne i kann Jch doch aach nit mit Nacht fssstt - Bafchämas. Stippeks, eme Smoting-Tschä ket un sechs Yatdg Fläunell um die hals un eme estickte Haustäppche uff’m Kopp es käpe un horch die winterliche Stra ße laafe bis zum Tschalls oder . sanft eme Platz, wo Jch Mich kompärätivli säf fühle thät. Nämlich —- Sie wisse doch, Mi ster Editer, am» Montag, wie esi agefange hot zul fchneie un die Atti die Nonsens gemacht bot, bei so eme Wetter schappe z zu gehn, also selbigen Montag hen Jch ! tm Bronxe sosschiäl Dutti vun eme s Weldesse zu vollsülle gehatt. Es hot : sich awer erauszgestellt, daß es e Mi- ! stiikh war, indem das Wildesse erst am « Dinstag war. Well, mer hawwe — der Knödelsepp un der Dörre Quetsche Hannes un der Schambettisi, den Wir unnerwegs noch ussgsepickt hawwe, wat’n mit-also mer hawwe Uns die Sach üwerlegt un sein zu der Koncher schen gekimme, daß Wir bei dem Wet ter nit erst heim- un de nexe Tag wie der emusfahren wollte, sonnern daß es das Beste for all die konsernie Par ties wär, wenn Wir üwwer Nacht da s bleibe thäte. Des hawwe mer aach ge- s than- . Of course hen Ich der Atti getele- I grösst, daß Ich nit timkne that, weil J ch bei Büsneß priwented wär, indem ; sich e gute Tschäns for e rijell ästheti- ; sches Büsneß biete that, wo Jch nit er- ! fordern könnt, zu misse. (·Sie wern zugewwe, Mister Editer, daß es wahr is, daß alleweil im Bronx viel in rijell Uefthetit gemacht werd.) Na also is des kee Läg! Es war merklich sehr schö un gewiß reich un Ich war stolz usf die deitsche Prominenz, wo sich dorch des Blissartk wettet nit hot abhalte lossc, ze timme. Wir war"n sehr vergnügt un es is sehr viel gespendet worn un es hot großar ti geschmeckt, obwohl der Scham-et ti ,-wo sich gern uff de Feinschmecker enaus spielt, gesagt bot, die Rehteul wär e Hammel-Schlegelbrate, wo at tistikelli sauer gemacht wiir un derAen Nod-Rück wär Rindfleisch, wo schun e Bißle en Uebergang gehabt hätt un dann in saureRahtn gelegt wotrn wär, Un der Hasepfefser wär aus Dachhase gemacht. Bärnschinte hot’s aach ge sewwe, awwer da dervo hen Jch teen gegesse, weil Jch nit extra gut hen beiße könne in Konsequenz einige vun Meine Zahn derbeim uff’mJntsttind hen liege gelosse ze dumm-e. (E5 rimöndet Eint ja nie Jemand an wag-J Atower, wie gesagt, es war trotzdem sehr schö un genußreich un Sie sollte en Paragraph enei thun, daß die Ma dam Tschalli des Beste, wo Küch un Keller hen biete könne un so zetera CSie wisse schun). Wie Wir heim sein, hawwe Einige gesagt, es wär kalt. ch war awwer siz warm. Wertli ! Jch hen de set ufsgeknöpst, weil Mir’s zu heiß war un hen alle Aagebkick de Hut ab wemme müsse, for Mein Kopp e Bißle ze lüste. Wir sen in Ren York un in Brock lyn noch eigekchrt (der Tschalli in Brodllyn hot schun zu gehatt, awwer ma hawwe en erausgetloppt), so daß es schon Mittwoch hellichter Tag war, Mc Wir, des heißt Ich heimgetimme sein- Un merkwärdi9, so wie ich der heim in’s warme Zimmer getirnme bin tm die Atti begrüßt ben, hot’s Mich gest-Im Un heint, am Donnerstag, hot es sich erausgestellt, daß Jch e förchterli wes Kalt ätscht gehqtt heu. M, ister Editet, des Kalt is Hechte-lieh awwer des Trietment, wo dei Atti Mir dergege gebt, des is noch viel förchterlicher. Es sein Cruelties Im Jndigrüties. Untier dem Borwand Mr de Brust mit Gänösett eizereibe, bot sie Mir de Brustta chte blutig ge tobbt. (Jch schwör uss- es war Sändpäper un tee Gänssett, wo sie dermit geriebe hot.) Dann hot sie en TM AMICI-DR its-« : ut mi, um in Hals gelegt un Flannelldrum erum seh-nun un des kraft un beißt Mich wie-e ganzes Hotekbett voll Jenseits-« wes is awwer noch gar n(x. Aue Angebiick timmt sie mit eine Träntle un fegt: »So, des trink, des werd Dir ut thun.« Un trinke muß Jch des. -- a helft gar nix. Denn die Akti, die wär im Stand, Mir die Nas zuzehalte un Mir des Träntle mit Gewalt eige flöße. Was des Alles for Zeug is, des weiß der Dein-eh Awwer schmecke thut’s —- bett. Un alle vernünftige Drints hot die Atti vexfteckh so daß Ich nit emol en Wage-ich uff des Zeug trinke kann, fin- tk de schtetktiche Teihft weggewi be. Außerdem bot die Atti deklärt, da keep-, daß Ich die M noch aussehn LML war gar see Red« weil Ich Mir san edt fchut »de Tod We könnt. , Wer Zwet, könne Sie dann nit M n, for en arme Peisesmsetf Sei-e e was mei ;- Jhk Pape-z daß inteer eine Dipartineantm ziem- i lich weit we nun Meiner Residenz ei ’Bargiin -ääl vune te Sielstins netth wide hungert fn zich Dollars s redjuft uff en Dollar achteneunzich Trutz oder die beste Grograhn- Silts for en Penny die Yard (hrnmertfech zich Jntsches breit) ze hawwe wär. Dann geht die Atti wenigstens e Bißle schappe un Jch tann uff ens Sprung zum Tschalli. 4 Jhue des Nämlich- wünscheav ( Mit Rigards Yours JohnRitsch Esa. Vettelbriesp Wer nicht zu den Kreisen gehört, hat kein-: Ahnung, in welchem Umfang die Damen der Gesellschaft mit Bettel driefen überschüttet werden. Frau Oa den Mills erhält durchschnittlich 30 solcher Briefe per Woche, von denen eine große Anzahl so offenbar betrü gerisch sind, daß sie nicht einmal eine abschlägige Antwort verdienen- Die beiden Damen Burden sind besonders einziehend fiir solche Spinbnbem die sich durch den geroerbsmäßigen Bettel eine-n leichten Lebenserroerb schaffen. Dabei sind manche von diesen Betrü gern so frech, daß sie sich nicht einmal Mühe nehmen« den Inhalt ihrer Briefe verschieden zu gestalten sondern lediglich ein selbstgeschriebenes Ciria lar an verschiedene Adressen von Da men sogar desselben Vertehrstreises senden, oft mit dem Resultat, daßihre Frechheit entdeckt wird. Frau Lloyd Brye und Frau James B Hagg in em pfingen jüngst solche Bettelbriefe von einem Manne der jährlich ein kleines Vermögen auf solche Weise zufam menbringt Die beiden Damen tausch ten zufällig die ganz gleichlautenden Briefe aus und entdeckten dadurch den Betrug; jedoch ließ sich keine dazu bewegen, den betreffenden Mann ge richtlich zu belangen, obgleich er es reichlich verdient hat, eine Zeit lang hinter festen Gatdinen zu verbringen Aehnliche Erfahrungen haben vor Kurzem Frau H. McKay Twornbld und Frau William Douglas Sloane gemacht. -« Probateö das-Irgend So höre denn und gib wohl acht, Wie man die Heiterkeit braut und macht, Denn nicht jede ist echt und rein, Doch diese hilst für jegliche Pein. Zuerst schau in’s Herz und spitl’ es recht aus Und wasch’ alle Selbstsucht tüchtig heraus; Dann nimm Gedulg und Nach-ficht zur n Da Und schüttle sie um mit etwas Ver stand. Ein Tröpfchen Lethe thu auch dabei. Es macht von vergangen-ern Weh dich stet; Nicht Leichtsinn, doch leichten Sinn , rühre darein, Ein Körnchen Lenz doch gerieben ganz ein. Viel guten Willen und feste Kraft, Und Menschenliebe, die wirkt und schsffL Auch etwas Selbstvertrauen und Muth, Bescheidenes Hoffen und ruhiges Blut. Dies alles rühre zusammen recht sein, Und nimm es mit reinem Herzen ein, Und klopft es dennoch, und will nicht zur Ruh, So bitte blickend nach oben dazu. Du wirst es sehen, dann kommt dir « der Muth, Und alles andere ist wieder gut, »Die Thriine trocknet, das Auge lacht, ,Urid doch weiß keiner, wie du es ge l i - macht. Der dankt-h Richter: »Dein Lindenbauer haben Sie bei der Rauferei mehrere Mal mit .einem schweren Stuhl auf den Schä del gehauen?« — Angeklagtere »Ja, »ich wollt' aber nur den Stuhl entzwei schlagen, damit ich was hätte zum i Dreinhauenl« Unter Freundin-rein ( »Die Baronin schreibt mir eben,i jdaß, wenn wir den Mut-Blaue er- ! xfteigem ihre pedanten uns folgen wer- « ’den.« — »Die Aertnfte, so hoch hinaus ; werden ihre Gedanken sich nicht schwin gen können« Unseföhrtich. Anna: »Franz hat mir heute ge schweren, daß er sich aus dem Fenster seiner Wohnung stürzt, wenn ich ihn nicht erhöre!« —- Marie: »Laß ihn sich stürzen, er thut sich dabei keinen Scha den«-T denn ich weiß bestimm, daß er Passerre wohnt!« Gesi. Fräulein Scharf: »Ich feieke heute meirssr vierundzwanzigsten Geburts tagLV —- Fräukein Aeltlich: »Das ist aber merkwürdiöx Ich ja auch!« — Fräulein Scharef »R, ich feiere Inei nen aber zum ersten l!" Ins Erfahrest-. Pessimist: »Mein Lieber, ich kann Ihnen nur rathen, nicht zu heirathen, denn die Sache ist sehr kostspielig, Sie werden dann schon sehen, wie theuee die Porzellangeschitre sind!« Er kennt sich tue. »Weder Dani, Müller hat jehi auch ein «Auiomobil gekauft!.. .Run mußt Du auch bald eins anschaffen!«— Schön —- ich werde das Auiel des Mike-: in der Zwansgöversteigernng laufen!« De- Fdrsterz Heirath. humoreste von G. A. Miiller. J »Ja vier Wochen geht's auch bei mir los, Kinder,« sagte der Fsrster Lange gelegentlich einer Stammtisch debatte iiber Ehe und Familienleben. Doch ein allgemeines spöttisches La chen ward ihm dafiir Seitens der Tischrande zu Theil. Denn so oder ähnlich hatte er bereits iiber hundert mal gesagt und doch nicht Wort ge halten, was ja auch bei einem Förster, einem Lateiner von Gottes Gnaden, gar nicht zu erwarten ist. Dazu war Förster Lange als ein Knicter und Pfennigfuchser ersten Ranges be tannt, der schon aus Scheu vor den Kosten der Hochzeit lieber sein Leben lang unbeweibt bleiben würde. Aber der Förster ließ sich nicht beirren. »Von mir aus lacht soviel ihr tvollt,'« fuhr er ernsthaft fort. »Wer zuletzt lacht, lacht am besten und in vier Wochen seht ihr mich als recht schaffenen Ehernann. Jhr seid na türlich alle zur Hochzeit eing’laden — arn fünfzehnten im nächsten Monat — und grad sidel muß es werd’n. Echten Schampus laß ich aufsahr’n und z’essen giebt’s, daß ihr plagen sollt. Ein jeder tann sich bestell’n, soviel und was er mag!« Ein neues ungläubiges Gelächter war die Antwort, indessen hatte der Förster diesmal doch mit einem ge wissen Ernst gesprochen, so daß man das Thema nicht so ohne Weitere-« fallen lassen wollte, und so fragte der Lehrer mit einer Art ironischer Theil nahme: »Darf man denn wissen, Herr Förster, wer die Auserwählte ist?« »Di)«s ist einstweilen noch ein G’heimnisz,« antwortete der Förfter mit psiffigem Schmunzeln. »Bei der Hochzeit werd’s es schon sehen. Von hier und der Umgegend ist sie nicht.« »Also a Fremde —- schaust’n oa, den Herrn Förster, von hier is eahm toane guat gnua!« stichelte der Schneider. »Und wo find’t denn d’Hochzeit statt?« forschte der Bader. »Wi) die Braut wohnt,« antwortete lakonisch der Gefragte. »Und wo dös ist, braucht Jhr ehvor nicht z’wissen! Am fünfzehnten Mai fahr ich zu ihr und am Abend nachher erwarte ich euch im Gasthaus zu den »drei Tan nen« zum Hochzeitsschmaus!« »Schau, schau, so weit draußen, a guate Stund von hier, dös wird a schwerer Hoamweg,« fpöttelte der Schmiedlenz. »Kann’s nicht ändern,« bedauerte der Förster. »Aber hier in unserm Nest sind die Leut’ auf so eine Gaste rei nicht ein'grtcht’ und nobel muß es ’runter gehen. Also auf Wiedersehen am fünfzehnten in den drei Tannen!« Mit einem etwas zweideutigen La chen schritt der Förster hinaus und die Zurückbleibenden machten sich noch lange über den «Bräutigam« lustig und überboten einer den andern in ironischer Ausmalnng der lukullischen Genüsse, die ihrer am fünfzehnten Mai Farren sollten. — De große Tag kam denn endlich auch heran. Die Stammtischrunde war wie gewöhnlich versammelt, nur der Förster Lange fehlte. Sollte er doch etwa — —- -—— ——?« Denn der Bader hatte ihn am frühen EIN-gen wirklich zum Bahn hof eilen sehen. Doch es war ja- schon öfters vorgekommen, daß der Förster dienstlich nach der Kreisstadt musßte, und daö würde nun wohl auch heute der Fall gewesen sein. Der kommende Abend brachte jedoch dem feucht fröhlichen Kreis eine große Ueber raschung: Förfter Lange präsentirte sich als neugebackener Ehemann und versprach, demnächst fein Weibchen gleichfalls vorzustellen. Alle schauten sich verdutzt an. s-" Anfangs hielt man die Sache für einen Scherz, aber bald bewieg der Herr Förster durch mitgebrachte Do tumente, daß er diesmal« keinen Scherz gemacht habe. Wie freute er sich heimlich, daß er die große Aus gabe für die Feier gesparrt hatte. —— Auf den Gesichtern der Anwesenden aber konnte man deutlich die Schmer zen darüber lesen, daß sie Um den sel tenen Schampusgenuß und das feine Hochzeitsmabl gekommen waren. De Förfter verstand den Schmerz der Ta felrunde und sagte in getränttem » Ton: »Aber warum seid ihr denn nicht zur hochzeit gekommen in die drei Tannen? Jch bab’ each doch alle T genügend eing’iad’n.« ; —-—-——-— Nichtstun-ex »Ihr Herr Sohn, der Medizin stu dirt, i aber jeht sehr stolz geworden, der gr i nicht mal’ mehr.« —- »Mein müssen’s halt schon entschuldinen, der hat seinen Kopf immer so voll Bozillen und Batterien.« stellt-esse sorbereituns. Heiratbscandidat: »Nun, zeigen Sie mir einmal die Photographie meiner äusünfti en.« —- Bermittler: »Den — «er trin en Sie erst einmal einen Eognar!« verzeihst-er Inst-me Heu-here Cur Köchin): »Gegen Sie, ier riechkö so miserabel, di As pbolt eder sind wohl im Zofe « — Wm »Nein, das nicht, aber die gnädige Frau kocht heute seiber.« Iie Deo Tom-it dichten Jn der Deutschen St. Petersburger Zeitung erzählt ein rr Gemeromo von der Art wie Tol i dichtet, sol gendes: Tolstoi hatte soeben seine be kannte Erzählung vom Gelde nieder geschrieben und las sie den Bauern vor. Diesen gefiel die Erzählung Ein Bauer zeigte sich besonders gerührt. Lew Nitolajewitsch wandte sich an ihn: »Nun, Konstantin Nitolajewiisch, es wäre schön, wenn Du uns die ganze Erzählungv wiedererzählen würdest. Thu mir en Gefallen!« »Das kann ich, warum denn nicht; s ich habe sie Wort fiir Wort behalten.« ; Und es kam eine fließende Wieder erzählung des Vorgelesenen zustande. Doch war das, zurVerwunderung gar vieler unter uns, gar leine Wiederer ziihlung, denn sie stimmte oft mit dein Original nicht überein. Viele Stellen . waren ganz anders. Aus der Menge I begann man ihn zu unterbrechen und argerlich zu korrigiren. - »Lüg doch nicht so war es!« Doch Lew Nitolajewitsch verfolgte gerade die veränderten Stellen mitj größtem Jnteresse und wehrte den an-1 deren: »Nicht doch! nicht doch! laßt I ihn doch erzählen! bei ihm kommt es I so schön heraus.« ! Dieser Bauer war der ärmste desi ganzen Dorfes; er wohnte am Rande des Dorfes und wurde deshalb Kon- I stantin vom Rande genannt. Seine l Hütte war ungedeclt; das Flechtwert war schief und oerwüstet.- Darum i nannte man ihn auch Konstantin den ? Verwahrlosten. Dafür besaß er aber « in hervorragendem Grade die Gabe der Rede. Auch war er ein großer Bü cherfreund. Ssawichins Buch »Es-stoß vater Ssofron" hatte er etwa fünf zig Mal durchgelesen und es aus-ven dig gelernt. Dieser Konstantin erzählte nun die Geschichte vom dummen Jwan wieder. Lew Nitolajewitsch machte sich eiligst Notizen und strahlte vor Ent zücken, wenn in der Erzählung eine besondere Phrase, ein origineller Aus druck oder ein treffendes Wort, worin KonstantinNiiolajewitsch Meister war, vorkam. Die Erzählung »Jwan der Dummtovf« tam in der Form der Wiedererzählung Konstantins an die Oeffentlichieit. »Ich mache es immer so,« sagte mir Lew Nitolajewitsch »Ich iontrollire mich und lerne von ihnen dichten. Das ist der einzige Weg zum Schaffen eines volisihiimlichen Stückes. So kam auch die Erzählung »Gott schaut die Wahr-« heit, aber er sagt sie nicht so bald« zustande. Sie ist die Wiedererziihlung eines Schülers.« Die Freundin des deutschen Kronprtuzem Aus Schönsließ in der Neumarck wird der »Mutschen Tageszeitung« geschrieben: Seiner »Freundin«, der Frau Kritger in Jägersdorf, die ihm zu seiner Verlobung ihre Glückwiinsche übersandt hatte, hat der Kronprinz eine Photographie verehrt, die ihn und seine Braut darstellt. Eigenhiindig hat er darunter geschrieben: »Zum Andenken an Jhren Freund. Frie drich Wilhelm, Kronprinz. Die Be tanntfchaft dieser Frau hat der Kron prinz im Jahre 1900 gemacht, als er während des Kaisermanövers einen Tag bei de mBauer Hühner in Jä dersdorf im Quartier lag. Nicht weit davon hat die Frau Krüger ein Stüh chen inne in einem kleinen häuschem Sie ist eine hejahrte Frau, die Vet traute des Dorfes, die Botengänge be sorgt, Gesinde oermiethet und daneben auch einen kleinen Handel mit Butter, Eiern, Geflügel und dergleichen treibt. Sie hatte an dem Tage, wo der Kron prinz- nach Jägersdors in’s Quartier kam, gerade heftige «Tahnwehtag« und trug deshalb ein Tuch um den Kon gebunden. Als sie der Kronprinz sah, fragte er sie freundlich: »Nun, was fehlt Jhnen denn, mein gutes Miit terchen?« Sie antwortete daraus: »Ach, liebster Herr Leutnant, ich habej so schreckliche Tahnwehtag«. »Wü1-i den Sie sich wohl den Zahn ausziehen s lassen?« fragte der Kronprinz weiters und ließ, als die Frau ihre Zustim mung gab, einen Militärarzt holen,I der ihr den Zahn auszog. Später er kundigte sich der Kronprinz noch ein mal nach ihrem Befinden und ließ sich sodann mit ihr zusammen aus einem Bilde photographiren. Ein solches Bild erhielt die Frau bald nach dem Manöver aus Potsdam, da sie aus drücklich darum gebeten hatte. Aus. Danlbarleit versehlte sie dann später niemals, dem Kronprinzen zu seinem Geburtstage und zu Neujahr und so auch vor Kurzem zu seiner Verlobung zu gratuliren. Sie hält die beiden Bilder natürlich in Ehren. Erziehung der Japaner zur Tapferkeit. Die heroifche Tapferkeit und die zähe Kraft, die das japanische Voll in dem jehigen Kriege an den Tag le t, ist zum großen Theil aus der Er - hung des ju en Japaners u er lä ren, die von rith an ähnli wie im alten Sparta auf die Pflege der Va terlandsliebe und die Auszeichnungg des persönlichen Muthes gerichtet ift. Der -" panische Staatsmann Baron S » atsu hat sich in London da rüber zu einem englischen Correspow deuten geäußert: Auf unseren Schulen und in un serer Armee wird Tapferkeit und Pflichterfüllung gepredigt, ohne alle Verbindung mit religiösen Ideen, was »dem Eukapäkk vix-nacht sein«-n ekU scheint. Es ist die ja schon diselbespro-«: chene Weltanschauung des »Bushido«,« di ein unserem Volke tout elt. Seil- » dem unser Land der europaischen Kul- ; tur aufgeschlossen worden ist, hat eins Edikt des Kaisers die Grundgesehe unserer moralischen Jdeale sestgelegt,; .die in den Schulen gelehrt werdens und die großen Beispiele, die vorge- ! führt worden, sind natürlich die Na- ! tionalhelden, die unsere Geschichte de-« sitzt. Jn alle Theile der Bevölkerung dringt diese hohe Auffassung von Pflichtgefühl und Opfermuth; sie wird ( vor allem den Soldaten durch ihre Ofsiziere eingeslii-ßt; die Ossiziere sind nicht nur die Vorgesetzten ihrer Leute, sie sind auch ihre Seelenhirten und geistlichen Berather, fiillen also die Stelle des Regimentskaplans aus. Alle japanischen Soldaten haben eine gewisse Bildung, können lesen und schreiben, das macht sie den Russen überlegen, Klassenunterschiede, Bevor zugungen giebt es nicht; in der Ba racke schläft der Sohn des Adligen ne ben dem Kuli. Schon aus den Schu len werden die Knaben militärisch einexercirt; in höheren Schulen lernen sie mit wirklichen Waffen umgehen Jn den oberen Schulen giebt es sogar Manöver mit Feuerwafsen. Vom alten Wem-geh JOieser war Chef des Oftpreußischen KurassiepRegiments No. Z. in dem Herren vom hohen Adel in Preußen stehen« Bei der Vorstellung der Of fiziere durch den Kommandeur nennt j dieser dem Chef, dem alten WrangeL die Namen: »Rittrneifter Gras zu : Dohna.« —- Der alte Wrangel: »Frau ’ mir sehr.« —- Riitmeister Baron von - Kalnein.« —- ,,Freut mir fehr.« — «Rittmeister Graf Dehnhoff.« — ,,Feeut mir sehr.« —- »Nittmeisters Schulze." —- Der alte Wrangel: T »Schaut nichts.« l Oder eine andere Geichichte: Er fragt einen Landwehrosfizien »Wie heißen Sie?« — »Meier, Euer Eitel lenz.« — »Jsraelit?« — »Nein, Euer Exzellenz.« —- Wrangel droht mit dem Finger mit den Worten: »Na, na« na.« Wrangel hatte einen Adjutanåen,4! der ihn nach der Königs-berstet Univer sität begleitete, wo ein gelehrter Herr einen lateinischen Vortrag über Spel tralanalhse hielt. Als der Vortrag be endet ist, fragt Wrangel den llasstsch gebildeten Adiutantem »Was hat er gesagt?« Der giebt ihm in kurzen Stichworten den kurzen Inhalt der Rede. und nun geht Wrangel an den gelehrten herrn heran, und indem er das eben Erfahrene benutzt, bedankt er sich für den lehrreichen Vortrag. Der Gelehrte aber steht starr darüber da, daß der alte Herr, der nicht einmal richtig deutsch spricht, seinem lateini schen Vortrag hat folgen können! Die Teinkgelvee der Ionarchen Man schreibt aus Paris vom 23. November: Da Paris, als republika nische Stadt, die meisten Monarchen besuche empfängt —- jetzt eben beher bergt es wieder ein Königspaar von Portugal —- weisz man hier auch am besten Bescheid über die Trinkgelder hoher Gäste. Unter dem Kaiserreich gab ein österreichischer Erzherzog 20, 000 Franlen für die Dienerschast des laiserlichen Hofes, an dem er einige Tage geweilt hatte. Am freigebigsten hatte sich der Zar Nikolaus der Zweite vor drei Jahren gezeigt: 80,000 Franken an Trinkgeldern und 80,000 Franten an Geschenken. Edward der Siebente kann nicht so freigebig sein, denn er reist öfter und hat dabei viel weniger Einkommen als der deutsche Kaiser. Ja seinem Dank-halt sind 160,000 Franken für Trinlgelder an gesetzt. Kaiser Wilhelm der Zweite ist — nach Pariser Quellen —- beson ders freigebig im Auslande — hier weiß man nämlich alles oder glaubt es zu wissen. Bei seiner letzten Fahrt nach Cotves soll er 50,000 Fr. an Trinlgeldern verausgabt haben. Was die übrigen Monarchen betrifft, be merkt hierzu die «humanite«, so thun die meisten, was sie thun können, oder was sie auch vermögen — vermögen aber oft nicht viel." Paris ist näm lich auch Zufluchtstiidte für gewesene und fremdliindifche Scheinlönige. Ein heteuntenrr Gesandter. i Aus den Erinnerungen, die Herri Andretv D. White, früher GesandterF in Berlin und Petersburg im »Cen-’ tury« veröffentlicht, sei noch folgendes erbauliche Geschichtchen mitgetheilt. White erfuhr es von Mrr. Prince, der in den vierziger Jahren des vori gen Jahrhunderts Konful der Berei nigten Staaten in St. Petersburg war. Eines Tages tam der Leiddie-. ner des amerilanifchen Botschafters, ein Jrliinder, in's Konfulat und sagte in seiner breitesten Mundart: »Ich bin fertig mit ihm, ich will nicht länger bei Seiner Excellenz bleiben." »Was ist wieder loj?« fragte Mr. Prince. «Run,« sagte der Mann, »heute Mor- . gen dachte ich, es wäre Zeit, wenn JSeine Exeellenz aufstünde, denn er. »wer feit beinahe einer Woche betrun Jlen und lag die meifte Zeit im Bett. sJch gehe daher zum Bett und sage in lfreundltchem Tone: Will hre Ex eellenz eine Tasse Kaffeef erhebt er sich und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Daraufhin packte ich ihn beim Kragen, hob ihn aus dem Bett und trug ihn durchs Zimmer vor den Spiegel und zeigte ihm sein garstiges Gesicht im Spiegel mit den Worten: Sieht ein außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Botschaster so au5?" -— Die Antwort,.die die Bot schaster aus die an ihn gestellte Frage gab, ist uns nicht aufbehalten. Die gebratene Saus-. Ein Oelonom in nächster Nähe einer bayerischen Stadt verfeindete sich mit seinem Nachbar wegen eines Beichte-as sers. Er ging zu ein Advotaten in die Stadt dieser san te ihn an den Vertreter des Gegners mit einem in lateinischer Sprache geschriebenen Zet tel. Neugierig iragte er aus derStraße einen Studenten, der ihm lächelnd über-setzte: »Die eine Gans rupsst Du, die andere rups’ ich.« Der Bauer, der sich vom Studenten verhöhnt glaubte, fragte nun einen Professor-; doch auch der gab ihm zu seinem Erstaunen die gleiche Uebersetzung Er ging nun zu seinem Pfarrherrn, der ihm das La tein auch nicht anders verdeutschen konnte, zugleich lud er die beiden ver feindeten Bauern auf Nachmittag in ein Gasthaus ein, lvo sie zu dritt bei einer gebratenen Gans und einer Fla sche Wein Versöhnung seierten. Als nach einiger Zeit der Advolat bei dem Bauern anfragte, erhielt er die Ant wort: Geehrter Herr! Leider sind Sie viel zu spät daran. Die Gans haben wir nun selber gerupst, gebraten und verspchfi. —».-—-- —--,— Die Tafel des Kaisers. Die vor Jahren vielfach geäußerte Behauptung Kaiser Wilhelm sei ein Verschwender, hat sich längst als irrig erwiesen. Er ist nicht geizig, aber sparsam, da er für seine sieben Kinder sorgen will. Er hat denn auch bereits mehrere Güter siir sie gekauft. Auch seine Tafel ist einfach. Er hält viel aus Gemiise. Ein Lieblingsgericht des Kaisers ist deutsches Beefsteal mit Quetschtartosseln Gegen Austern hat Kaiser Wilhelm eine gewisse Abnei gung, seit bei einer Hofjagd in Letzlm gen der Genuß von gebackenen Austern schlimme Folgen hinterlassen hatte. Die kaiserliche Mahlzeiz besteht ge wöhnlich aus Sappe, Fisch sdieser darf nie fehlen), Gemiise mit Beilage, Bra ten, süßer Speise und Käse. Unter den süßen Speisen giebt der Kaiser dem deutschen Eierluchen den Vorzug. Die Weine werden stets in unetilettir ten und ungetapselten Flaschen verab reicht. Jeden Abend vor dem Schla fengehen nimmt der Kaiser eine Mi schung von Apfelsinen- und Zitronens sast zu sich. Zum Frühstück liebt der Kaiser geröstetes Weißbrot mit Butter. —- Wir bemerken zur Ergänzung, daß der Kaiser auch große Vorliebe sllr Jrish Stew und siir Obst hat« -.--—-«-— Ein «Geheimbotschastee«. Unter dem Titel Don Pedro Garcia Antonio Jose Carlos di Billanooa h Maneanxes h Bedoga, n Pico, Mar quis de Bestriota, General der Attil lerie, Inhaber des Großtreuz des Isa bellenordens, Grnde von Spanien, Pair von Eastilien usw. logirte sich in einem Lnoner Hotel ein höchst elgeant getleideter Fremder ein, welcher dem geschmeichelten Wirth sehr bald in’s Ohr tuschelte, er sei «Geheimgesand ter« des Königs von Spanien, mit der Mission. dessen bevorstehenden Besuch in Paris vorzubereiten Von da ab wimmelte es in dem Hotel förmlich von eleganten Weltdamen und ähnli chen Besuchern. welche sich die vom Hotel gelieserten großartigen Diners und andere Mahlzeiten prächtig schme cken ließen. Der spanische Grunde trant stets nur die kostbarsten Weine, hielt sich zwei Equipagen, alles natür lich aus Rechnung des Wirths, dem er bei seiner Abreise denn auch mit vielem Dank siir die freundliche Ausnahme einen Checl aus eine Lyoner Banl ein hiindigte. Als derselbe aber tags da raus vorgezeigt ward, stellte er sich als eine iiihne Fälschung heraus. Bei Ab gang der jüngsten Post sahndete die sranzösische Polizei aus diesen exoti schen Botschaster, tvelchen selbst die von seiner Anwesenheit benachrichtigte Ly oner Geheimpolizei durchaus ernst und siir echt genommen hatte. Sonderharer Vor-satt. Ein seltsamer Vorfall hat sich nach der »Schles. Ztg.« in Fallenau an der Eger abgespielt. Jn der Umgebung des Städtchens jagte ein Mann in wil oer Flucht daher und stürzte sich kopf iibek in einen Teich, ein Hund, der dem Fliehean aus den Fersen folgte, hin terdrein. Mann und Hund erreichen vollkommen durchnäßt das Ufer. Um seinen hund möglichst sicher und schmerzlos aus der Welt zu schaffen, hatte ein Bewohner von Faltenau zu einem eigenthiimlichen Mittel gegrif esn. Er hatte eine Dynamitpatrone aus dem Rücken des Hundes befestigt, den bund an einen Baum gebunden und sich, nachdem er eine Lunte mit längerer Brenndauer entzündet, schleu nigst entferni. Der Strick war offen bar nicht start genug. Mit seiner Dy namitpatrone und brennender Lunte riß der Todestandidat sich loi und raste seinem herrn nach; dieser stürzte sich in Todesangst, um der drohenden Explosion zu entrinnen, in die Fluthen des Teiches, denen der treue bund mit durchseuchteter Dynamitpatrone und gelöschter Lunte entstieg, um nach aus igehobene-n Todesurtheil sich mit sei lnem Derrn no chliinger des Daseins zu erfreuen.