Mark schreib-Ohms von Uizzik Dunkstengei. jetzt is auch Krißmeß wie der emal vor bei un - mer sin widder in den gewöhn liche Ge schäftsgang. Die Icietdäg fm ja ganz schön, awwer mer hot doch auch viel Trubel un Eckspenzes mit. Awwer ich geb nicks drum, ich sin schon sättig seii, wann die Kids zufridde sin un der Philipp, was mei Hof-band is. For den Phil do hen ich mich arig in die Eckspenzes gestürzt. Sie wisse doch, daß er in den Bohrd off Ettju kehschen elecktet is worde un do hen ich gedenkt, ich müßt das e wenig ep prieschjiehte. Do sm ich denn auch her gange un sm hingange un hen ihn en Dest gekauft, das is e Pietsch gewese; ei tell juh, do hot er dran schaffe tön ne, daß es en Hund jammere duht. Jch hen ihn auch en Schlofrock gr iaust, wo bis an den Flohr gange is. Wisse Se, so en rothe mit blaue Bot tenö un Tassels. Er hot sich arig ge freut un ei tell juh wann ich ihn so an den Dest in den Schlafrock hen borle seh, dann bot mich mei Herz ge lacht, bikahs er hot so impohrtend ge guckt un ich hen so braut gefühlt, als wann ich en preißische Fitzeseldwebel seine Frau wör. Der Phil hot die Koht nit eckstra gegliche, awwer ich denke, das macht, weil er nit dazu ge juhst is un so bei un bei werd er’s schon epprieschjiehte. Den Weg sin also die Feierdäg ganz schön irower gange un ich hätt gar lein Kahs zu ticle, wann mich selbst nit ebbes ge häppend wär, awwer ich glauwe heut noch, daß Jemand annerschter en Drick an mich gespielt bot. Wann ich das aussinne deht, dann dehtg e Un glick gewwe, bilahs so e Fuhlerei lann ich nit ftende. Jch will Jhne emol die Geschicht verzähle. Jch hen Jhne schon lang zurück emol verziihlt, das; ich for Krißmeß immer e ganze Latt Kuclies backe. Die Kids gleiche das immer arig gut un for den Riesen hen ich alle mögliche Keind Kuckies un wann se bald all sin, dann feite die Buwe im mer dafor. Weil um widder uff be sagten Hammel zurückzukomme, wie mei Ehntie immer gesagt hot, ich hen auch diesmal «Errehnschments for en» grotze eupptei gemacht- Do ecoau cs zwei Woche besohx Krißmeß hen ichs gesagt, heut Nacht bade mer Kuctiesz un do hätte Se emol die Kids sehn solle, wie die sich gefreut hen! Jch den mein Doh gesictst, das meint, ich hen die Butter un die Ehts un den Schu cket ussgemictst un weil die Buwe so equiitt un mich so gebattett hen, daß e helfe wollte, do hen ich se den Stoff " rühre losse un ich hen immer dass Flauer dran gepohrt. Zuerscht hot" der Größte gerührt un do is es ja « auch noch ganz iesig gangex wie ich awwer immer mehr Flauer dazu ge dahn hen, do is er bald ausgeteiert ge- ! wese un den nächste sein Törn is kom me. Jch tann Jhne sage, der arme Bub hot geschafft wie en Brunne butzet, awwer er hot drusf los ge« rührt, bis ihn sein Arm ganz lehnt ge wese is. Dann is der dritte dran komme, awwer der how nit lang stende tönne un wie der letzte sein Tötn genomme hat« do hot er gesagt, s es wär impassibel for ihn noch zu! rühre. Well, hen ich gesagt. ich denke, daddelduh. Jch hen dann die Forms herbeigeholt un mer hen die Kuckies ausgestoche un ich muß sage, se hen akig schön geguckt. Jch hen se dann; gebacke un es is schon lang nach Mitt neit gewese, bisohr, daß ich mit-den i Schapp dvtch geweie sm Jch muß sage, ich hen gewunnert daß die Ku ckies bei den Backe so gar tein gute Schmell von sich gewwe hen, wie das juhschjiellie der Kehs is; awwer ich hen e wenia Kalt aehabt un do hen ich gedenii, mehbie das is der Kahs, bi iahs ich kann nicks fchmelle. Well, den nächste Dag hen ich die Kuckies in Backses gedahn un hen se an die Ger rei getrage, biiahs die müsse immer so ebaui zehn Däg bis zwei -Woche stehn, bifohr daß se weich un iender wet’n. Die Buwe hen die Zeit gar nii abwakte könne, awiver ich hen se warte mache; ich hen e paar mol nach die Kuckies geguckt un hen se gedrückt, awwer se sin immer noch hart gewese. Wie endlich Krißmeß iomme ig, do hen se sich oss Kohtö nit mehr ver ieösie lasse. Der Bennie is an die Getret un hot die Kuclies erunner ge holt. Jedes hot sich e Hand voll ge nomme un dann is es los gange. Awwer denke Se, es hätt einer von die Buwe e Stick abbeiße könne? Nicks iomnveraus. Der Bennie ljot gefagi: Ma, die Kuckies sin so hart wieBricis. Tuns se emol in dein Kassee, hen ich sagt; er hat's auch gedahn un zwar ge puiiieniehr e halwe Stund. awwer denke Se, die verhallte Dinger wät’n wei geworde? Well, ich hen die Sa nii ecksplehne könne. Der Phil hat gefagi, geb mich emol eins her; er bot enei gebisse, awwer trotz seine gute "hn hat ee kein Stick abgebracht. Do n ich emol zu die Wedeöweilem Die klehmi doch immer, daß sie so en gute Ruck is un hen ich Magi- Hiey We desweiletm tehst emol mei Kuckies, ich weiß nit, was die Miitter mit se is. Wie se getreit hot, enei zu beiße, do bot se sich ihren Fronttuht ausgebissr. No, no, was hoi die Frau·angewwe! Se is immer so ptaut uss ihre s öne Tuhtsies gewese, awwet zwische hne un mich deni ich gar nit, daß sie se ohne duht. Se hot gesagt, es wär e Unverschämtheit, sie so ebbes zu os sere; das wäke teine Kucties, das wäre Brickstein. Mer hen dann mit e Hät schet getreit, die Dinger zu smiische, »awwer mer .hen’s nit duhn könne. Do is mich e Licht uffgange, das war so groß wie e Stehbelläntern. Mitaus e Wort zu sage, sm ich heimgelaufe, sin in die Botierie gesterzt un schuht ge nug: ich hen instett den Flauersäck den Sack mit Zemment getäckelt gehabt, wo der Phil juhse hot wolle, for den Sellerflohr zu zemmente! Ei tell jah, ich hen so tschiep gefühlt, wie ich in mei ganzes Lewe noch nit gefühlt heu. Jch hen die Kuckies in die Bäckjahrd vergtawe, so daß se Niemand mehr gesehn hot un sin dann in den Behin schapp gange, wo ich mich en neue Supplci getauft ben. Mit beste Rie gards Juhrs Lizzie Hansstengei. —-—-· Wie sterben die Reptitient Jnteressante Angaben über die ,,let3 ten Augenblicke« bei gewissen Thier klassen finden sich im Biologischen Zentralblatte. Ein Wiener Forscher, Dr. Franz Werner vom Zoologischen Institut der Universität zu Wien, hat seit einer ganzen Reihe vdn Jahren Beobachtungen auf diesem bisher so gut wie unbekannt gebliebenen Gebiete angestellt. Seine Beobachtungen er strecken sich allerdings nur auf Rep tilien. Der Tod tritt bei diesen Thie ren meistens in den späten Abendstun den bis Mitternacht ein, seltener am Morgen, am seltensten bei Tage. Jn der Mehrzahl der Fälle läßt sich der Eintritt des Todes recht schwierig feststellen, da viele Reptilien, die län gere Zeit kränklich gewesen sind, in ei ner Stellung verenden, die sie vorher oft tagelang eingenommen, haben. Baumlebende Thiere steigen mitunter schon wochenlang vor dem Tode von den Bäumen herab, unterirdisch le bende kommen an die Oberfläche. Bei Thieren mit Farbenwechsel — es sei nur an das Chamäleon erinnert — zeigt sich eine Aufhellung der Färbung bis zu Ger oder Gelblichweiß uno damit ein Aufhören des Farbwechsel vermögens. Bei Schlangen ist vor dem Tode häufig eine große Unruhe zu bemer ten. Unaufhörlich kriechen sie imTer rarium, lebhaft züngelnd, umher; aber allmählich werden sie ruhiger, verlangsamen ihre Bewegungen und rollen sich schließlich in eine weite, lockere Spirale ein, um so gegen Mit ternacht ihr Leben zu beschließen. Die Lage der Neptilien nach dem Tode ist davon abhängig, ob das Thier ohne oder mit Todestampf verendete. Trat der Tod leicht, ohne Kampf ein, so nehmen die Thiere ihre gewöhnliche Ruhelage ein. Krolodile und Eidech sen haben den Kopf etwas seitwärts geneigt und die Beine nach hinten ausgestreckt oder in weiteren, locteren Schlingen zusammengerollt. Thiere, die einen heftigen Todestainpf hatten, liegen meist auf dem Rücken. Ganz genau hat Werner das Ber halten der Schildkröten studirt. Schild kröten, die auf dem Troctenen veren den, haben stets den Kopf eingezogen; solche, die im Wasser sterben, zeigen ihn dagegen immer lang vorgestreckt. Die BorderkineYnd nach dem Tode weit nach vorn gestreckt. Auch das Gesicht der Reptilien zeigt —-— wie das tser Menschen —-— nicht selten einen ,,hippotratischen« Zug. Bei den Schlangen verräth sich das hippotrati sehe Gesicht durch ein sehr starkes Schielen, indem die Pupille stets aus der Augenmitte nach abwärts gerückt ist, so daß man oberhalb von ihr weit mehr von der Regenbogenhaut sieht als gewöhnlich. Aehnliche Erscheinungen finden sich am Auge bei Eidechsen, Chamäleonen, Krolodilen und Schild tröten. Dieses hippotratische Gesicht ist ein sicheres Zeichen dafür, das die Thiere vor dem Tode trank waren. —--.-.----. Eine neue Gummlpflanze. Nach La Quinzaine hat der Gou verneur von Madagastar einein Kauf mann in Diego Suarez die Betriebs erlaubnisz fiir die Gewinnung von Guinmi aus einer Art Winde lum rulvulus) ertheilt, die in der genann ten Kolonie unter der Bezeichnung Qnibyri bekannt ist. Sollte es sich bestätigen, daß diese Pflanze durch das Großgewerbe verarbeitbares Rohgumcni liefert, so wäre das auch fiir das deutsch-ostafritanische Schutz gebiet, das die gleichen lliinatischen und Bodenverhältnisse wie Ajtadagas tat aufweist und daher gleichfalls zur Zucht jener Guinmi liefernden Winde geeignet erscheinen müßte, von Bedeu tung. Von »Colvulug Scammonia L.'«, einer im Orient wachsenden Schlingpflanze mit spießpfeilförmigen buchtig gezahnten Blättern, sehr lan gen, drei Blüthen tragenden Stielen und gelblich-weißen Blumen, ist schon lange bekannt, daß ihr spindelförmiger fleischiger Wurzelstock einen weißen, scharfen Milchsaft enthält, der das so genannte Scammoniurngummi liefert. Der Hoteldieb. Eine Geschichte aus Baden-Baden. Von F. Fahr-Im »Afio,« sagte der Baue-ach Dantler zu seiner Frau, ,,es hilstalles nichts-, s ich muß nach Baden-Baden.« ,,Schrectlich!« sagte Lia ironisch. ; »Wie Du willst, Kind. Ich Minte, i » daß es im Leben doch immer nur et- s ivas subjektiv Angenehmes oder Un angenchrnes giebt. Für Dich wiire es ohne Zweifel etwas sehr Angenehmes, nach BadenWaden zu reisen; aber siir mich ist es schrecklich· Du weißt’ ia, wie ungeschickt ich auf Reisen bin; ein bischen zerstreut vielleicht auch.« »Ein bischen zerstteuti Daß Gott erbarm’! Du bist der zerstreute Pro fessor im Superlativ!« s FZS war ihm wirklich fata1, oatz er L reisen mußte. Doch der Fürst Deinen stem, der ein sehr wichtiger und frei gebiger Herr war, hatte ihm eine el lenlange Depefche geschickt mit der Bitte, sogleich nach Baden-Baden zu kommen. Dort konnte man die Bau pläne durchsehen, die nach den durch lauchtigen ,,Jdeen« von dem Baurath bereits entworfen waren. Es handelte sich um den Umbau eines alten Schlößchens, der noch im Herbst in Angriff genommen werden sollte. »Ich will Dir was sagen,« erklärte Frau Lia plötzlich, »ich reife mit. Sonst verlierst Du die Pläne noch oder richtest sonst einen Schaden an; ich bin nie zerstreut.« Herr Dantler pflegte sich nie lange gegen einmal ausgesprochene Wünsche seiner Frau zu sträuben, weil es nutz los und anstrengend war. — Baden-Baden! —- Ein Glanz von Licht, Lust, Schönheit, Musik, Ele ganz liegt über dem-Wort. Der Fürst Helpenstein wohnte im »Badischen Hof« und hatte Dantler aufgefordert, ebenfalls dort abzustei gen. Gleich in der ersten Stunde hatte der Baurath eine Besprechung mit dem Fürsten, Und am nächsten Tage sollte eine weitere stattfinden; für den Abend aber war man frei und für den Nachmittag auch. Lia hatte ein wunderschönes schwar zes Tiillkleid angezogen, trug einen blaßrofa Schäferhut und sah entzü ckend aus; ihr Gatte, trotz feiner knap Pen fünfzig Jahre im wallenden» schneeweißen Bart ,,stand ihr gut,«l wie sie zu sagen Pflegte. s Man hatte famos foupirt und hörte ; jetzt dem Concerte der Zigeuner zu,t , die ohne Noten hinreißend fiedelten.« Der Fürst ging vorüber und grüßte mit einem huldigenden Lächeln den l Baumeister und feine Frau. Alles war Pracht, Glanz, die Wellen des Le bens flutheten hoch hinauf. —- Plötz lich ein Anhalten, eine Frage: ,,Gustav, wo hast Du Deine Bau pliine?« «Jn meiner Hand:afche.« Das kam so großartig, so unbe dingt sicher heraus, daß es fast beruhi- i gend klang; aber Lia kannte ihren’ Mann: »Und die Handtafche? Du hattest sie um fiinf Uhr bei RunckelmaherJU »Nunctelmayer s- -- richtig. Ja —--—«i ich dente doch, von da habe ich siej wieder mit in’g Hotel genommen!« ; Ver-zweifelt sah Lia ihren Gatten; an. Jn dieser Handtasche befand sich ; auch die Reifebaarfchaf:, einiger » Schmuck von ihr und die Schlüssel’ zu den anderen Kosfem Lia eilte, gefolgt von ihrem Gustav, zu Runckelmayer. Nein, diese alt ehrwürdige Stätte wußte nichts von einem liegengebliebenen Täfchchen. --— Und nun nach dem Hotet Nein die Tasche war nicht da! »Gustav!« stöhn:e Lia, indem sie auf einen Stuhl sank, »Du bist ent schlich! Jetzt sind die Papiere fort!« »Aber liebes Kind, Du wolltest doch auxplassent Dazu bist Du blos mitge rei t.« Ein vernichtender Blut trat inn: ,Jch dachte, es wiirde genügen, wenn ich Dich ohne Unfall bis zur ersten Ronferenz buasirte. Auch gab ich Dir die Tasche bei Rundelmaner noch ers ira in die Hand, als ich hineinging, um mir Chalolade zu iaufen.« ,,Lia!« rief der Baurath in Plötz licher Erlenchtuna, Jetzt fällt mirs ein! Jch habe die Heichnungen beim Fürsten liegen lassen! Jn Nummer 38!« »Gott sei Dank! Geh’ also und hole sie — der Fürst ist noch im Kur garten.« « Leise klopfte der Baurath an dem Wohnzimmer des Fürsten -— dann nochmals stärker —--- und da niemand» antwortete, trat er ein. Jrrte er sich oder huschte jemand durch das Zimmer? Rasch drehte er das elettrische Licht auf nein, es war niemand zu sehen. Dort aber cruf dem Schriibtisch stand das länaliche Töfchchen ach braunem Rindleder. Er ergriff es und eilte damit aus dem Zimmer, prallte jedoch auf dem Gange mit ei nem Herrn zusammen, der ibn merk-s wiirdig forschend ansah und ihm dann auf dem Fuße folgte. Dieser mertte sich die Nummer des Zimmer-T in dem der weißbärtiae Herr verschwunden war, und ließ dann draußen einen sonderbaren, pfeifenden Laut hören. Wie aus der Erde gewachsen stand ein Mann neben ihm, der saluiirend die Hand an den Hut legte. »Dort!« sagte der Herr, indem er auf das Zimmer des Bauraths wies. »Ich glaube, wir haben ihn! Weißer Bart, nicht wahr? Kneifers Etwas schleppender Gang?« »Ja, ja! Aber er ist so kolossal fschlau —- sollte er wirklich-die Sachen Ibei sich haben? Bisher haben wir schon dreimal vergeblich nach den Be weisstiicken gesucht.« »Aber diesmal hatte er sie in der Hand! Warten Sie nur einen Mo ment, ichswill nur noch einmal im Zimmer des Fürsten nachsehen ....« Der Herr ging hinein —- das Zim mer war dunkel. »Na — was ist denn das?« mur melte Herr Brich einer der berühmte sten Detektivs Deutschlands. Jch möchte doch daraus wetten, das; das Zimmer hell war, als der Mensch her auskam! Aber hol’ der Teufel alle Hoteldiebe —- lieber bin ich jedem an deren Gauner auf der Spur, als solch einem. Und warum schleppen die Leute auch ewig ihre Juwelen mit aus Reisen herum! Zu thörichi!« Er hatte unterdessen das Licht wie der aufgedreht und sah sich um. — Ja, war er denn verhext? Dort stand » ja doch die braune Ledertasche wieder auf dem Schreibtisch! Und er hatte doch gesehen, wie der weißbärtige Kerl (natürlich trug er einen falschen Bart) mit der Tasche in der Hand in No. 23 verschwunden war! Er nahm die kleine Tasche hoch nnd betrachtete sie — in demselben Mo ment erlosch von neuem das Licht, eine Thiir ilappte, und ein Schlüssel drehte sich draußen im Schloß. . »Himmelsakra!«·— Herr Brick hatte Augen, die sich nur sehr schlecht an Dunkelheit gewöhnen konnten, und deshalb tastete er sich unsicher durch das Zimmer, stieß an Tische, riß Stuhle um und gelangte dann an eine falsche Thür, denn diese siihrie zum Schlasgemach des Fürsten. Zeus es ihin endlich gelang, wieder Licht zu machen und wüthend an der verschlossenen Thür zu riit«teln, war draußen längst ein anderer Herr mit einem weißen Barte, einein Kneisser und etwas schleppendem Gange da dongeeilt. «Auch dieser Herr fluchte dor sich hin, aber nur, weil er heute Abend ganz erfolglos »gearbeitet« hatte ·. . Inzwischen war Lia, als sie ihren ·Gatten mit der Tasche eintreten sah, in bester Laune wieder aufgesprun gen: »Komm, jetzt gehen wir noch eine Stunde zu den Zigeunern! Mir ist ein Stein voin Herzen herunter.« Bei diesen Worten wollte sie die Tasche in einen Schrank einschließen und sagte lustig: »:,Na, die Juwelen und die Pläne waren also gerettet! Nun lomm —« ·,,Hali!« sagte eine strenge Stimme. Eine Männerhand griff ihr iiber die Schulter und bemächtigte sich der Tasche. Sie schrie auf und hafchte danach, aber wie dersteinert hielt sie inne, als sie sah, daß man ihren Mann ain Arm ergriffen hatte. Zwei fremde Männer waren ini Zimmer; der ältere von beiden sagte: »Sie haben ausgespielf, mein Lie ber! Diesmal haben wir Sie ertappt — diese Juwelen gehören dem Fitt sten Heldenstein.« »Was?« rief der Baurath. »Sind Sie von Sinnen? Diese Tasche ge hört mir; ich bin der Bniiratli Dant ler aus Berlin! Jn der Tasche sind meine Baiipliine.« »Ach, was Sie sagen! Nun sehen Sie mal anl« —— Und der Deteltiv öffnete die Ledertasche, die voll von Giuis mit kostbaren Schniiiclstüclen war ..... Noch einen Schrei stieß Lia aus, dann fuhr sie wie der Blitz znin Zim mer hinaus und auf die Straße. Fünf Minuten später· stand sie atheinlos vor dem Fiirsten Helden steiii iin Kurgartenx ,,Durchlancht -—— etwas Unerhörteg — man beschiildigt meinen Mann des Diebstahls —- wir half-en di-: fal sche Tasche --— —-— bitte, kommen Sie init und rekognosziren Sie nieinen Gatten. Was blieb dern Furnen andere-J übrig, als sofort dem Verlangen die ser tleinen Fee in schwarzem Tiill zu willfahren? Der rosa Hnt stand ihr auch gar zu reizend. Er fuhr mit ihr in dab Hotel und befreite den Bauratb aus seiner Un angenehmen Lage. " Aber die Poinie Ivar die, daß beide braune Taschen die falschen waren nnd beide dein entflohenen Dieb ge hörten! Die richtige hatte Frau Lia höchst eigenhändig in ihren Koffer einge schlossen gehabt. Sie durfte nach diesem Erlebniß nie wieder von der Zerstreutheit ihres Mannes reden. Nach Baden-Baden mochte sie auch nie wieder fahren; sie behauptete, die Luft greife die Nerven zu sehr an· Miß Dimean wird in Berlin eine Barfuß - Tanzfchule errichten. D gleichzeitig bedeutendes Steigen der Schuhpreise berichtet wird, ist dass je denfalls eine ganz vernünftige Idee. Il- sk II Ein Mädchen in Cincinnati prügelte einen Mann durch, der sie beleidigt hatte und warf ihn dann in einen Teich. Sie hätte ihn noch schlimmer bestrafen können, indem sie ihn heira thete, aber so hartherzig war sie nicht. se si- si .Wenn jemand bescheiden bleibt, nicht beim Lobe, sondern beim Tadel, dann ift er’s. I II « Mancher ist schon über einen Schatz gefiolpert un hat sich die Nase an ei nein Stein wundgeschlagen Jan alten Berlin. - Die Mai-Feier des Jahres 1905, die hundertjährige Wiederkehr des Todestages von Friedrich Schiller, wirst bereits spielende Lichter in un sere Tage hinein. An allen Orten, wo »Deutsche wohnen, beginnen schon die Vorbereitungen, diesen denlwiirdi gen Tag festlich zu begehen, das ganze deutsche Volk wird sich einig um den großen Mann schaaren. Die erste derartige Schiller feier, die ich mitgemacht, liegt sast ein halbes Jahrhundert zurück, sie spielte sich hier am 10· November 1859 ab und ist mir noch in ziemlich deutlicher Erinnerung geblieben. Auf dem ,,Gendarmenmarkt«, wie damals der Schillerplatz hieß, befand sich seit Wochen eine viereckige Bau grube, etwa zwei Meter im Gebiert groß, von einem rohen Bretter-sann umgeben, an dem in der Nacht an zwei Ecken je ein trübes Oellämpchen sta ckerte, um die Vorübergehenden vor dem Stolpern zu bewahren. Es war damals bekanntlich noch ziemlich trau rig mit der Berliner Straßenbeleuch tung bestellt, und wir Schuljungen ver mieden es, spät Abends den »Gendar menmark:« mit den beiden gespenstisch düsteren Lämpchen zu iiberkreuzen. Von der Feier am Vormittage, den Reden und Ausziigen der Studenten und Deputationen, habe ich nur noch eine dunkle Vorstellung behalten, aber der abendlichen Jllumination der Stadt, zu deren Besichtigung ich mit meinen Eltern ging, erinnere ich mich deutlicher. US war dies wohl die erste allgemei ne größere Jllumination in Berlin, die dann nach den siegreichen Feld-zügen an Schlachttagen und an Königs Ge burtstag regelmäßig wiederkehrte. Wir waren von der Leipzigerstraße durch die Jerusalemerslraße die M-ohren straße hinauf gegangen, um an die Szätte zu gelangen, aus der sich später das Denkmal von Reinhold Begas’ Meisterhand erheben sollte. Da scholl uns vom Platze her ein Gebrüll ent gegen, wie ich es von Menschen im Leben nicht wieder gehört habe. Ein bestisalisches Schreien, ein Toben, ein Gröhlen, dazwischen schrille Pseiftöne, eine Höllenmusil, die sich aus einer Klopserei aus Gießkannen, Kochtöpfen, Kupferlesselm Kindertrommeln zu sammensetzte dazwischen wieherndes Gelächter-, ängstliches Geschrei von Frauen und Kindern, ein Tohuwabohu disharmonischer Geräusche, wie von einer Horde wahnsinnig aelvordener Kannibalen ausgesioßm Wir gingen noch einige Schritte die Mohrenstraße entlang, bis knapp an die Markgrafen straße heran, als wir einer kleinen Ge sellschaft anständig gekleideter Bürger begegneten, die niit dem Rufe »Die Rehberger sind ’reingetonnnen!" schnell in die Martgrasenstraße abbog, der »wir uns in genauer Kenntniß der ge »s·ahrlichen Sachlage zu unserem Heile ’anschlossen. Die Worte »Die Rehberger« war ein Schreckensruf in Alt-Berlin. Wiisie Gesellen, die in den bewaldeten An höhen an der Tegeler Chaussee hausten, vereinigten sich mit den Altaschinew dauern der großen Fabrilen im Nor den Berlins, vor dem Oranienburger Thore, in der Chausseestraße nnd wei terhin, den Fabriten von Borsig, lfgells, Ohm, Wöhleri, den Arbeitern der Königlichen Eisengieszerei in der Jndalidenstraße u. s. w. Und machten bei öffentlichen Festen und seierlichen Gelegenheiten eine Art Vergniigunas zug nach den ,,bcsseren« Stadtgegenden, um dort in allerlei Uebermuth und Rohheiten ihr Wesen zu treiben. Die Sache sah im Allgemeinen schlimmer aus mit dem wüsten Geschrei nnd dem tobenden JnstrninentalspettaleL als sie in Wirtlichteix war, -— aber meiner Erinnerung nach war die Schillerfeier jenes Jahres ein RehbergerIag von ganz besonderer Wildheit. Furanerucn sah es am anderen Mor aen an der Stätte des Grundsteineg alt-J. Der Zaun war umaerislem die ganze Anlaae zertrampelt und zerrisse ne Reste von männlichen und weibli chen seleidunagstücten zeugten auf dein Kaknvfplatz und feiner Umaebunxe wo die ,,tstehberger« Stunden lana nsie die Wilden aehaust hatten. » Die Rehberger waren ein Erbe der achtuudvierziaer Bewegung. Der Ber Iliner Maaistrat unternahm es nach »den Märztagen, tausenden von hung ernden Proletariern Arbeit zu geben. Die Rehberge sollten von ihrem Fich tenselzmuel befreit, der Boden planirt werden. Da trieben diese Erdarbeiter ihr tolles Wesen. Sie arbeiteten we nig, lebten einträchtig, priiaelten sieh gemiithlich widersetzten sich den Schachimeistern nnd Abends zogen sie durch dagOranienburaer Thor, schwer beladen mit Holzllobem die sie als stillschweigend bewilligten Lolnnstsebnß zum heimische-u Herde fel)leppten. si- -1: sc Aber noch eine freundlichere Erin« neruna, als diese es ist, bewahre ich an jenen Schillertaa. In den Anfän gen meiner journalistischen Thätiakeit, um 1875, lernte ich einen älteren Ber liner Redakteur kennen, Herinann Bernhardt, den alten Bernhardt, wie er damals schon hieß, einen ganz Prachtvollen Kollegen nnd ein wirt liches Original. Der kleine, untersetzte Herr, mit dem dunkelrothen, bierfriih lichen Gesicht, dem cis-grauen starren Haar und Bart, der immer huslete und Prustete, wie ein überheizter Dampf-— lessel, war noch ein Journalist von der alten Schule. Echt liberalen Sinnes war Bernhardt, von goldiaein Humor, von taustischem, schlagfertigem Witz, saber von der modernen Journalistik, lwie sie damals begann, hielt er nicht viel. Nächtliche Schnellatbeit« Rohr post und Telephon, Privatdepeschea und Originalberichie hat er Zeit seines Lebens —- er starb 1891 —- souverän lverachtet. ,,Gl«auben Sie mir, lieber ;Colleae,« pflegte er zu sagen, «es ist sdem Publikum wirklich gleichgültig, H ob es den neuen Mort in iter«Mdrgen Initmmer oder in der Abendausgabe liest. Uebrigens, und überhaupt — der Teufel hole die Abendblätter.« Bernhardt war der eigentliche fpiriitus rector der alten Tribttne gewesen« die nur drei oder vier Mal in der Woche erschien, durchaus den damaligen Ver hältnissen entsprechend,simährend er in der Zeit unseres Kennenlernens ein tägliches Blatt leitete. Es wurde von ihm der etwas boshafte Spaß erzählt, er sei nie an das Fenster seines nach der Straße aeleaenen Redaktionszim mets gegangen, aus Furcht, es könnte dort etwas passiren, worüber er berich ten müßte. Nicht wenig zu Gute thiat sich der alte Bernhardt aus eine Erfindung, die inzwischen Gemeingut vieler ge ioorden ist: die huiiioristischenGerichts verhandlunaen, die er, seinen Erzäh lungen nach, zuerst als- ein neues G-enre, in seiner »Tribji-ne« einführte. Einer anderen Ueberliesernng zufolge ist jedoch der alte Thiele, der einstige Besitzer des längst entschlasenen Blat tesj »Publizist«, der Urheber dieser lu stigen Schilderunaen aus dem Leben isind Treiben in den Berliner Gerichts älen. Aus dem alten Berlin der vierziger und fünfziger Jahre hatte Bernhard-i die lebhaftesten und genauesten Erin nerungenx man brauchte nur einen Namen zu nennen, und mit jugendli cher Lebhaftigieit, die wiederum nur durch häufiges Räuspernund Huftcn gedämpft wurde, erzählte-er dieganze Lebensgeschichte des Betreffenden-von seinem ersten Auftauchen in Berlin bis zum Ende. Bernhardi spielte in dem alten, kleinen Berlin eine Rolle; man sprach von seineu humoristischeu Ar tikelu, von seinen Epigrammen und von allerlei echt Berliner·Scherzen, die er theils in der »Tribiiue,« theils in einem nur kurze Zeit bestehenden Witz blatt ,,Pipifiax« veröffentlichte. Und nun zu meiner Schiller-Erinne rung. An den«-Tage der allgemeinen Jllumination wollte auch Bernhardts — Zigarrenlieferant bei dem großen Jubel nicht zurückbleiben und erbat von «seinen!« populären Schriftsteller einen schönen Vers fiir das Transpo rent, das über seiner Ladenthür pran gen sollte. Und Hermann Bernhardi stiftete dem enrhusiastischen Figura-n hiindler dazu folgende hübsche Verse: Kurz lnuu trts helle meine Wünsche soffen Vrruetnntsps Berliner, Alt und Jung: Juli known- nllrs lnsnt vermuthen lassen — Nur nie-txt iiir Zwitter die Begeisterungt ,,Einen doppelten Friedrichsd’o"r trug mir diese-S epigramrnatische Wort spiel ein schmunzeltse der alte Bernhardt, wenn er das Erlebniß zum Besten gab. Hoffentlich hat er es mir, da er nun seit Jahren in die große himmlische Redattion eingetreten ist, wo es keine störenden Abendblätter giebt,nicht iibelgenominen, daß ich sei nen Berg einer schönen Frau mit ei ner tleinen Aendernng auf eine Zigeu reuschachtel geschrieben habe, ohne den wirklichen Aufor zu nennen-Z —-—-.-.—tm Steinschlucker. Warum die Seehunde Steine ver schlucken, hat Dr. Lucas in der Wo chenschrist Science des näheren unter sucht. Er weist darauf hin, daß du« fiir bisher keine genügende Erklärung gegeben worden ist, obgleich- die See hunde wahrscheinlich nicht die einzigen Thiere mit dieser Gewohnheit sind. Jst doch erst tiirzlich aran hingewiesen worden, daß nach paläontologischen Befunden auch die alten Plesiosauren, die Zeitgenossen der Jchthyosauren, sSsteine in ihrem Magen mit sich ge sfiihrt haben. Man ist aus den Ge ldanlen verfallen, daß diese Steine den l Thieren als- Ballast dienen, was aber Z nicht der Fall sein tann, weil die See Jmnde ohne Steine ebenso leicht tau Jchen wie mit denselben. Die Steine sweren auch nicht zum Zermahlen der lNahrung im Magen gebraucht, denn ssie tommeiz auch schon im «Magen der Jungen vor, die noch von der Mutter milch leben. Ebenso wenig zutressend ist der Verinuthung, daß die Steine den Reiz beseitigen sollen, den schma rotzende Würmer im Magen der See hunde verursachen. Endlich weren sie auch nicht etwa aus Versehen mit der s Nahrung verschluckt, wie sich schon aus sihrem Vorkommen bei jungen See - hunden ergiebt. » Es ist nach den neuesten Forschnn « gen durchaus- sichser, daß die Seehunde die Steine nicht zufällig verschlingen, sondern sogar mit besonderer Sorg salt unter den längs der Küste ver streuten Steinen auswählen und im mer die abgerundeten bevorzugen. Diese eigentliche Thatsaehe wird schon dadurch bewiesen, daß in der Regel lxnmer Steine von einer Art in eitlem Magen vorfinden, obgleich man den Seehunden schwerlich zutrauen kann, daß sie eingehende petrographische Kenntnisse besitzen. Es ist ein eigen thiiinlicher Anblick, wenn ein junger Seehund Steine suchen geht und mit großer Vorsicht seine Wahl leis-speise » er einen verschluckt. Da die Seehunde Zsknochen und andere unverdauliche lDinge zuweilen wieder von sich-geben, Ho muß der Vorrat an Steinen im Magen von Zeit zu Zeit erneuert wer den. Der eigentliche Zweit der Ge wohnheit bleibt danach noch spie-M riithselhast.