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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 6, 1905)
Ein Dutzend Handschuhe. Dummste von James Frank. Jn einem Abtheil zweiter Classe des Vorvrtzugeö saßen die beiden Herren nebenzenander und fuhren vom Ge schäft nach Haus.' Nachdem ihnen die Tagesneuigkeiten eniigend Stoff zur Unterhaltung gegegen hatten, bemerkte herr Beririch: »Heut— hat meine Frau Geburts tag." »Dann darf ich Sie wohl bitten, ihr in meinem Namen bestens zu gra tuliren und mich ihr zu empfehlen,« erwiderte Herr Altstätten. »Ich bringe meiner Frau ein klei nes Geschenk mit,« suhr Beririch fort und zeigte dabei aus ein kleines Pa cket, das zwischen ihnen lag. »Darf man, ohne indiscret zu sein, ragen, was es ist?« wünschte Herr ltstätten zu wissen. »Ein halbes Dutzend Handschuhe.« »Ist das aber ein merkwürdiger Zufall! Jch bringe meiner Frau auch ein halbes Dutzend Handschuhe mii.« »Hat Jhre Frau etwa auch Ge burtstag?« fragte Bertrich. »Nein, sie nicht, aber ich,« antwor tete Altstätten. »Ich mache ihr im mer zu meinem Geburtstage ein klei nes Geschenk.« Inzwischen war der Zug in Z. an gekommen. »Ich muß hier ausstei gen,« rief Bertrich. »Sie fahren wohl noch weiter bis S...? Also Adieu und viel Vergnügen!« Er nahm das Partei mit den Handschuhen und stieg aus. Herr und Frau Bertrich führten zusammen eine wahre Musterehe. Noch nie hatten sie mit einander einen Streit gehabt, und ihr Stolz war es, daß der eine zum andern das größte Vertrauen hatte und in allem mit ihm übereinstimmte. Nie ließ es sich Herr Beririch einfallen, an der Liebe seiner Else zu zweifeln, und Frau Berti-ich that diese-H ebensowenig, aus dem sehr einfachen Grunde, weil sie wußte, daß ihr Mann sie vergötterie. Zwei Jahre waren sie erst verheirathet und sie lebten wie in einem-Paradiese Nachdem sich Brtrieh mit seiner Frau begrüßt hatte, sagte er ihr, daß er ihr ein kleines Geschenk mitgebracht habe. Dann legte er das Packet auf den Tisch und empfand schon im Vor aus die Freude, die ihm ihre Ueber raschung bieten würde· »Hand schuhe!« rief sie entzückt. »Ach, du lieber, guter Mann! Gerade die brauche ich so nothwendig.« « Plötzlich aber verfinsterte sich ihr Gesicht. Sie waren von der falschen Nummer. Frau Beririch hatte sehr schöne, tleine Hände und trug No. 519 —- und diese waren 71,-(»-. Sie war recht ärgerlich, daß ihr Mann einen solchen Jrrthum hatte begehen tön nen. »Die Farben gefallen mir recht gut,« meinte sie. »Komm’ und gieb mir einen Kuß« Dazu ließ er gich nicht lange bitten. »Weißt du.a er auch, du böser Mann, daß du eine falsche Nummer lauft hast? Du mußt sie umtan chen. Jch habe eine ganz lleine Hand.« . »Eine falsche Nummer? Es ist doch Zwi« »Nein, aber 71,-2,« erwiderte Frau Bertrich mit überlegenem Lächeln. »Das zeigt wieder einmal, was sich Männer alles in die Hand drücken lassen.« Bertrich wurde ganz verlegen. »Ich weiß genau, daß es die richtige Num mer war,« betheuerte er, »denn ich hatte mir vorher die Handschuhe ganz genau angesehen« Dann aber schien ihm ein Licht aufzudiimmern. Voller Schreck rief er aus: »Ich habe dir.ja das falsche Partei gegeben!« Auf Frau Bertrich’s Gesicht malte sich Erstaunen und ihre Stimme tlang ganz anders als sonst, als sie fragte: »Das falsche Packet? Wie soll ich das verstehen?« Bertrich schien ihre Frage nicht ge hört zu haben, und sich zu ihrer vollen Größe aufrichtend, fuhr seine Frau mit erregter Stimme fort: »Ich warte noch immer auf eine Er klarung.’ »Diese Handschuhe," ftammelte Bertrich, »waren nicht für dich be stimmt, sie gehören jemand anders.« »Dars ich fragen, wem?« »Frau Altstätten.« »Die tenne ich ja gar nicht,« erwi derte Frau Vertrich »Ich will dir was sagen,« entgeg nete sehr lebhaft Herr Beririch »Ich will rasch hinüber nach S . . . fahren und ihr die Handschuhe bringen. Sie hat nämlich deine.« Wenn Blicke tödten könnten, so würde der Blick, den jest Frau Bert rich ihrem Manne zuwarf« ihn sicher lich in’s Jenseits befördert haben. Kühlen Tones versetzte sie: »Du brauchst dich weiter nicht zu bemühen, die Handschuhe werden schon passen.« »Ich denke, sie find zu groß,« wandte er ein. Statt hierauf zu antworten, ergriff sie einen Handschuh an der Spitze des roßen Fingers und hielt ihn in die öhe, damit er so groß als möglich aussähe. »Einen schönen Geschmack hast du sa,« meinte sie mit einer gewissen Schadensreude. Dann nahm sie den carton mit den handschuben nnd eilte auf ihr Zimmer. Beririch überlegte. Daß er und Altltiitten im Eisenbahnwagen die hetderseitigen Packete mit einander vertrauscht hatten, war zweifellos. Es war zwar sehr unangenehm, aber schließlich doch weiter nicht gefährlich, und am nächsten Tage ließ sich der kleine Schaden wohl leicht wieder in Ordnung bringen. Dem kleinen Herrn schmeichelte der Gedanke, in den Augen seiner Frau als ein Don Juan zu erscheinen; in Wahrheit war er nichts weniger als ein Don Juan, weit eher ein -—— Pantoffelheld. Auf ihrem Zimmer hatte die in ihrer Ehre getränkte Frau Bertrich sich aufs Sopha geworfen und ihrem Schmerze über die vermeintliche Un treue ihres Gatten in einem Thriinen ftrom Luft gemacht und dann fand sie einigermaßen darin Trost, daß die Hand ihrer Nebenbuhlerin von einer geradezu ungeheuren Größe fein müsse. « Ueber eins war sie sich klar. Sie wollte ihrem Manne nie wieder ver zeihen, sie wollte nach Haus, zu ihrer Mutter zurückkehren und ihren Gat ten nte wiedersehen. Und von neuem traten ihr die Thränen in dieAugen und abermals fing sie zu weinen an. Wüthend schob sie den Karton mit den Handschuhen beiseite. Dabei fielen ihre Blicke auf die Adresse dfs Herrn Altftätten, die der Karton aufwies. Sofort hatte Frau Bertrich ihren Feld ugsplan entworfen. Sie wollte zu dieser Frau Altstätten mit den gro ßen Händen fahren — Frau Bertrich überlief es eiskalt, wenn sie sich vor stellte, daß Jemand so große Hände haben könnte — und unwiderlegliche Beweise für die Untreue ihres Gatten suchen. Sodann würde sie zu ihrer Mutter fahren und die Scheidung-Z tlage einreichen. Es war gerade noch Zeit, einen Zug szu erreichen. Sie lritzelte rasch ein paar Zeilen fiir ihren Mann, die sie auf dem Tische liegen ließ. Folgenden maßen lauteten sie: »Ich verlasse dich und kann dir nie verzeihen. Jch fahre zu diesem Weibe, um ihr persönlich dein Geschenk zu überbringen; dann gehe ich zu meiner Mutter.« Unbemertt verließ sie das Haus und fuhr nach S. Herr Bertrich hatte sich inzwischen nach seinem Garten begeben, um nach seinen Kohltöpsen zu sehen. Er hatte früher einmal ausgerechnet, daß je der selbstgezogene Kohltopf, der aus seinen Tisch kam, ihm mindestens drei Mart kostete, und man wird es daher begreiflich finden, daß er so ängstlich um das Fortkommen und Gedeihen seiner kleinen Gemiisepflanzen besorgt war. Nachdem er in anderthalb Stunden die Arbeit verrichtet hatte, zu der ein berufsmäßiger Gärtner wenigstens eine volle Woche gebraucht haben würde, fiel es ihm ein, daß seine Frau sich nicht blicken ließ. Er wollte sie in ihrem Zimmer aufsuchen, glaubte aber vor Schreck in den Boden sinken zu müssen, als er hier ihren Brief vorfand. Noch hatte er sich von seiner Bestät zung nicht erholt, als es klingelte und ihm Herr Altstätten gemeldet wurde, der ihm das Palet mit den vertausch ten Handschuhen überbrachte. »Wissen Sie auch, daß Sie das falsche Paket genommen haben?« be gann Herr Altstätten. »Die hier sind meiner Frau viel zu klein und sie war recht ärgerlich dariiber.« »Dann ging es ihr so wie meiner Frau,« erwiderte Bertrich. »Meine Frau hat übrigens die ihrige deswe gen besucht. Jch fürchte, zwischen den beiden Damen wird es eine unange nehme AAuseinanderseßung geben« »Ich verstehe Sie nicht recht,« ver setzte Herr Altstätten, der beunruhigt zu werden anfing. »Unangenehme Auseinandersetzungen?« Bertrich erzählte ihm, was vorge fallen war, und zeigte ihm das Billet, Voller Würde entgegnete Herr Alt stätten: »Soviel ist klar, daß die Damen uns recht schlecht behandelt haben. Sie haben uns nicht das Ver trauen, au das wir Anspruch haben, entgegenge racht.« »Ganz meine Meinung,« stimmte ihm Herr Bertrich bei, dessen Muth zusehends wuchs. »Man sollte ihnen eine Leltion er theilen.« »Das sollte man in der That,' stätigte Bertrach in ernstem Tone.be « cIhre Frau hat gedroht, Sie zu verlassen, dasselbe hat meine Frau ge than. Wir wollens nun ebenso mit ihnen machen, wir wollen fortgehen.« »Fortaehen-« wiederholte Bertrich, den dieser Gedanke ganz erschreckt hatte· ,,Glauben Sie denn, daß wir das tönnen?« »Wir fahren nach der Stadt, besu chen ein Theater, essen dann in einer Weintneipe und fahren um ein Uhr mit dem «Lumpensammler« wieder nach Haus. Das wird die Frauen lehren, was es heißt, uns verlassen zu wollen.« Herr Bertrich sah bei diesem Ge danken recht änastlich drein. Er war ja erst zwei Jahre verheirathet und noch nicht gewöhnt, selbstständig Ent schliisse zu fassen. »Nun, was meinen Sie dazu,« fragte Altstiitten. »Ach ja, wir wollen in’s Theater gehen.« s Aus einem ahrplan ersahen sie, daß wenn sie si sofort aus den Weg machten, ste einen bequemen Zug noch erreichen könnten. Eben wollten sie aus dem Bahnhose ihre Billets lösen, als ein Zug von S. einlief. Zwei Damen stiegen aus und beöegneten ihnen auf dem Per ron. S waren ihre Frauen. Eine Unterhaltung von nur einer halben Stunde Dauer hatte den Da men die Ueberzeugung beigebracht, daß für sie durchaus kein Grund vor läge, auf ihre beiderseitigen Herren und Gebieter eifersiichtig zu sein, Und sie fühlten sich sogar zu einander hin gezogen. Da Herr Altstätten bereits nach Z. gefahren war, so bat Frau Bertrich seine Gattin, gleichfalls mit ihr zurückzusahren. Die beiden Da men sahen recht niedergeschlagen aus· Ohne daß sie irgendwelchen Anlaß dazu gehabt hätten, war in ihnen die Eifersucht rege geworden, und auch ihnen wollte es als das beste erschei nen, die ganze Geschichte von der hu . moristischen Seite zu betrachten. ; Als Herr Beririch jetzt vor seiner »Frau stand, sank ihm der Muth. Er » war leichenblaß geworden, stierte seine IFrau hilflos an und ließ die Opern s gläser zu Boden fallen. s »Wo wolltest du hingehen, Her bert?« fragte Frau Bertrich in einem teckg süßeg Tone. errn erkrichs Lippen Ewigten sich zwar, brachten aber keinen Ton » hervor »Ja, Karlchen, wo wolltet ihr hin gehen?« fragte nun auch Frau Alt stätten. Langsam und nachdrücklich erwi derte ihr Gatte: »Lieber Schatz, wir wollten eben nach Z. —- fahren, um die Damen wegen des Versehens mit den Handschuhen um Entschuldigung zu bitten.'· Die beiden Damen, die die Opern gläser wohl bemerkt hatten, warfen sich einen bedeutsamen Blick zu. Wei tere Erklärungen verlangten sie aber nicht und die tleine Gesellschaft folgte gern der Aufforderung des Herrn Vertrieb, in seiner Wohnung eine Flasche Wein auf das Wohl der beiden Geburtstagstinder zu leeren Der mäßige Professor. Universitätsprofessor B» Vorstand des Vereins gegen den IJiifzvrauch« geistger Getränke, hält den 1. Haus- ! vall für feine Tochter. Große Ge schichte, über 100 Personen. Er selbst ’ arrangirt alles, nur daruver,·tvie viel bei solchen Gelegenheiten getrunken wird, ist er völlig im Untlaren. Ein Freund hat turz zur-or einen ähnlichen Ball gegeben. An ihn telephonirt er. Dort ist niemand zu Hause, am Tele Phon das Dienstmädchen Thut nichts zur Sache, die muß es auch wissen. — «Wieviel Bier hat der Herr Präsident bei der letzten Gesellschaft bestellt-Z« Der dienstbare Geist besinnt fich. Hundertundzwanzig Personen sind es gewesen, getrunken ist viel worden, bei ihr rechnet man bei Festlichkeiten fünf Liter auf den Kopf. »Sechshun dert Liter herunter g’habt!« gröhlt sie dann in’s Telephon. - »So,« sagt der Professor und läutet ab. Eine derartige Sauferei giebt es bei mir nicht, meint er lurz und läu tet energisch beim Bierlieferanten an. Es entspinnt sich folgende telephonische Unterredung mit ihm: »Bitte, schicken Sie ir auf Montag Abend dreihun dert iter Bier.« ,,Wieviel meinen der Herr Profes soc-e- · ,,Dreihungert Liter Viert« s (Sehr erstaunt nochmals) Wieviel?« ; (Sehr laut nochmals) ,,Dreihundert Liter Bier, sage ich.« »Aber, Herr Professor, wieviel Per sonen haben Sie denn?« »Das geht Sie gar nichts an. Drei hundert Liter, sage ich Ihnen, und » keinen Tropfen mehr!« Ruft’s und läute ärgerlich ab. ———-— - Es war sehr nett bei B.’s. Die Studenten waren alle fürchterlich be trunken, der Professor legte sein Amt als Vorstand nieder und hatte den ganzen Winter über Bier im Hause. Aus Berliner Schulen. l Ein kleines Mädchen soll iiber ein Erlebniß in einem Aufsatz schreiben; und wählt dazu die Theilnahme an der Hochzeit einer Tante und die Reise dahin. Der Aufsatz trug die ahnungs- i volle Ueberschrift: »Meine erste Hoch- i zeitsreise im Jahre 1904.« —- Ein an- ? deres kleines Mädchen in derselbeni Klasse sagt Schillers Bürgschaft her i und bildet in kindlich rophetifchem i Geiste die modernere Fassung: « Doch bitt ich dich, gieb mir drei Tage « eit Bis ich die Schwester vom Gatten befreit! Lehrer: Heinrich war zum König gewählt. Erzbischof Heringer von Mainz wollte ihn falben und krönen. Heinrich aber sprach: Mir ist es genug, daß ich durch Gottes Gnade und eure Liebe zum König gewählt worden bin. Der Lehrer fragtr »Warum lehnte denn Heinrich Salbung und Krönung ab?« Schülerin: »Er wollte nichts zum besten geben.« -- Besteht ,,Haben Sie schon jemals eine Erb schaft gemacht?« »Noch niemals-! Weder ich. noch mein Vater oder Großvater, hat jemals was geerbt!« ,,Also eine Erbkrankheit!« Bei-rathen. Händler (zum Herrn): »Und diese Hofe, die Sie in Jhrem anzen Leben weder zerreißen, noch verfchleißen kön nen, kostet ganze 99 Cents, drei große Flicklappen bekommen Sie gratiö." l Max-f - " i Von Gebhard Schätzlers ( Perafini. ( Er,sa auf einem Stuhl und starr- " ie dump brütend vor sich hin. Das eine Fenster stand zur Hälfte offen und vom Hofe herein drang die feuchte Morgenluft. Er hatte den Kon ge senkt, die Arm-e über die Knie gelegt und rieb mechanisch die Hände über-i einander. Die Zähne zusammenge-! preßt, das Gesicht völlig farblos, das-« Haar wirr in die feucbtkalte Stirne hängend Jn seinen Augen flaclerte mitunier ein fieberhafteg Licht. ; Todtenstill war es in dcr großen» Stube. Nicht einmal die A: hemzüge des jungen Mannes waren zu verneh men. »Ein Hahn krähte draußen. Jm rujckwärtigen Stall schlug der Braune mit den Hufen gegen die Bohlenver schalung. Langsam schlürfte ein Knecht in den Folzpantosfeln über die Steine drau en. Johann Berthold bewegte den Kopf. Er blickte nach der offenen Thür des Nebenzimmers. Dann drang ein jammernder Ton aus seiner Kehle. Aber er stand dabei nicht auf. Jhm schien dte Kraft dazu abhanden gekommen zu sein. Wieder ein Klappern der Holz schuhe, diesmal draußen im Gange. Die Thiir öffnete sich. Die alte Martha trat ein. »Sie kommen den Weg herauf,« wisperte sie mit verhaltenem Athem. Jhr Blick ruhte in höchster Angst auf die Gestalt des Herrn. Dann fuhr sie sich mit dem Aermeliiber die Augen. Johann Berthold regte sich nicht. Die Alte schlich wieder hinaus. Es vergingen mehrere Minuten. Darauf entstand im Hosraum ein Ge räusch. Johann Bertholds Lippen bewegten sich und die Zähne schlugen ihm frö stelnd gegen einander. Jm Hofe waren drei Männer er schienen, der Vlmtmanm grosz, mit mächtigem Leibunisange und etwas schlaff herabhängenden Baden, der Kreisarzt mit verbissener Miene , ste hendern Schnurrbarte, dessen Enden abgerissen waren, dann noch ein Schreiber. Er war über vierzig alt und bezog ein Einkommen von sechzig gjtarb Danach war auch sein Ausse en. Die alte Martan empfing sie in der Küche. Man sprach im Allgemeinen gediimpft. Nur der Kreisarzt ließ sei ner blechernen Stimme nngehinderten »Lauf. Aber er redete nicht viel. »Wo ist er?« fragte der «Anitmann, die Brauen hochziehend »Ja der Stube sitzt er —- auf einem Stuhle seit Stunden, die ganze Nacht hindurch. Ein Jammer ist eg. Und wie er aussieht! Um Jahre gealtert, todtenbleich. Das wird er nicht über winden. Dieses Unglück, diese-«- Un glück.« Sie fuhr wieder mit dem Aermel wischend über die Augen. Diesmal kollerten ihr aber doch ein paar dicke Thriinen über die Backen. ,,Wo ist —- sie?« frug der Amt mann weiter. »Sie liegt in der Nebenstube auf dem Bett. Er hat sie selber hingelegt, gleich nachdem das Unglück geschah. Der Gensdarm den sie noch gestern holten, hat verboten, dasz man sie aus kleidet oder sonst etwas mit ihr vor nimmt. Das ist das Schrecklichste!« Der Amtmann nickte. »Wir wollen jetzt hineingehen und das Protokoll aufsetzens Die Alte ging voran. Der Schrei ber machte den Beschluß. Er hatte sein nervöses Gesichtszucken bekommen, wie immer, wenn ihn etwas ausreate. Johann Bertholt saß auch jetzt noch aus dem Stuhle, als die Commission eintrat. Er schien völlig gebrochen zu sein ,,Mach das Fenster zu das zieht ja greulich:« sagte der Kreisarzt. Der Amtmann trat vor den Guts herrn hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. ,,Schlimme Geschichte, JohannBert hold,« nickte er. »Aber Jhr seid ein Mann und werdet’s überwinden. Wenn alles ordnungsgemäß aufge nommen ist, könnt Jhr Euer Weib, wie sich’s gebührt, einsargen.« »Wo?« fragte der Arzt die alte Martha. Sie öffnete die Thitr zum Neben kaum. Der Schreiber zuckte heftig mit dem Gesicht. ,,Kommt, Johann Berthold, Jhr müßt mit vor die Leiche,« bat der Amt mann. »Es ist Vorschrift.« Der junge Mann schlug plötzlich beide Hände vor das Gesicht. Ein Krampf erschütterte seine Brust. Dann stand er auf. Er schwankte wie ein Betrunksener, und im Nebenzimmer mußte ihm der Amtmann einen Stuhl hinstellen, damit er nicht umsalle. Aus dem vordersten Bett lag eine Frau, jung, kaum zwanzig. »Die Hände lagen glatt am Körper. Die Augen waren geöffnet, und es lag ein Ausdruck jähen, furchtbaren Er schreckens in ihnen. Nur die Lippen Preßten sich noch fest aufeinander. Es sah trotzig oder schmerzlich aus, je nach der Auffassung. Ohne umftande ging oer Arzt an die Untersuchung. » »Ein Herzschuß, sofort todt-aber aus einfache Geschichte,« ließ sich nach eingeyZeit der Arzt vernehmen. »Die Frau war sofort todt.« Minutenlang herrschte dumpfes Schweigen. Dann fuhr die fettige Hand des Amtmannes über die braune Sammet weste und der Gesetzesvertreter fragte mit Würde: i »Johann Berthold, habt Jhr Ange ssichts Eurer todten Frau eine Mitthei lung von Wichtigkeit zu machen?« T Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Nein.« »Dann wollen wir draußen das Protokoll aufsetzen.« Sie gingen in die Vorderstu«be. Dsann begann das Berhär. Johann Bertholdss Blicke schienen die stumme Bitte zu enthalten: Macht es kurz. Jch bin am Ende meiner Kraft angelangt. Als nach einer halben Stunde alles zu Protokoll gebracht war, sank er wirklich lautlos um und fiel wie ein Stück Holz zu Boden. Zwei Monate später« stand er als Angellagter vor dem Gericht. Man bedauerte ihn allgemein. Vor einem Jahre etwa hatteJohann Berthold die Lene heheirathet, das schönste Mädchen im Dorfe. Sie war die Tochter des verstorbenen Lehrers. und der Vater gab ihr eine bessere Er ziehung, als man es sonst hier gewohnt war. Sonst freilich nichts. Als er vor drei Jahren Lene als Waise zu rückließ, mußte das hübsche Mädchen sich eine Stelle suchen. Jm nahen Walde lag eine gräfliche Försierei. Dein Förster war seine Frau gleichfalls gestorben, und da nahm er Lene als Hilfe an. Das währte ein Jahr. Dazwischen heirathete der junge Förster Franz eine ihm schon längst bestimmte reiche Bauerntochter. Lene war überflüssig geworden. Johann Berthold, der junge Guts herr, kehrte oft an den Abenden im Forsthause ein. Dabei hatte ser Lene kennen gelernt. Er bot ihr nun an, zu ihm zu kom men als sein Weib. Sie zögerte nicht lange, und bald fand die Hochzeit statt. Es gab auch kaum ein glücklicheres Paar. So meinten alle. Man hielt mit dem Forfthause auch unter den veränderten Verhältniss-en gute Freundschaft So war man «auch an jenem Sonntag Abend drüben zu Besuch gewesen. Ein milder, warmer Abend. Erst sehr spät brach Johann Berthold mit Lene auf. Lene war dabei mit Franz in den Garten voraus gegangen. Er wollte ihr noch einen Strauß Flieder abschneiden. Auf dem Gut schlief schon alles, als die Ehe leute nach Hause kamen. Plötzlich trachte ein Schuß. Auf dem Hofe war sofort alles alarmirt. Am Boden fand man die junge Gutsherrin. Johann Berthold kniete neben ihr. Er sah aus wie ein Wahnsinniger. Die Augen wollten ihm aus den Höh len dringen. Dann warf er sich liber die Todte. · Man hote den Gendarm. Dieser nahm den Revolver an sich —aus Sorge, de rwahnsinnig erregte Mann könne sich selbst ttödten —- und ging wieder. Die Sache war ja ganz einfach: Fahrläfsige TödtungL Jo hann Berthold hatte, bevor er schlafen ging, den an der Wand hängenden Re volver heruntergenommen,' um etwas nachzusehen Lene stand in seiner Nähe. Und dann lrachteder Schuß. Nun war der Tag der Verhandlung da. Der Zuschauerraum war übervoll. Auch Franz, der junge Förster, war mit seiner Gattin anwesend. Seit dem Unglück hatten sie Johann Berthold nich gesehen, er kam nicht mehr in das Forfthaus. Ebensowenig lam Franz herüber. Nicht einmal an der Beerdi gung vermochte er theilzunehmen, da er im Auftrag-e des Grafen oerreisen mußte. Johann Berthold sollte noch einmal gen Verlauf der Unglücksaffaire schil ern. Mit stockender Stimme that er eB. Jedes Wort rang sich mühsam aus der Brust. · Jn den Augen mancher Zuhörerin standen Thriinen des Mitaefühlsx Wie hatte dieser Mann die Todte geliebt! Die Verhandlung währte nicht lan ge, dann erfolgte der Freispruch. Alles athmete auf. Eine wahre Be geisterung ergriff der Zuhörer. Ein Mann drängte sich vor und ergriff Jo hann Berthold’s Hände, der noch wie entgeistert vor sich hin starrt-e. »Johann Berthold, laß mich der Erste sein, der Dir gratulirt.« Auf dem Gesicht des Gutsherrn zeigte sich plötzlich eine furchtbare Ber änderung. Seine Augen flackerten aus. Und dann: schlug er mit einem brüllen den Schrei die eisenharte Faust dem jungen Förster inis Gesicht. ,,Schuft —!« Wie ein gefällter Baum sank Franz zu Boden. Ungeheurer Tumult entstand. Zwei Gerichtsdisener hielten Johann Bert hold fest. Alles ioar verwirrt — ent setzt! »Ich habe gelogen!« schrie Johann Berthold. »Nicht ein Zufall war es. Mit Vorbedacht habe ich mein Meib ermordet. Jn jener Nacht überraschte ich sie und den Schurken dort im Forst aarten, wie sie sich in den Arm-en lagen. Aber ich ließ mir nichts anmerlen — bis ich mit oem Weibe, das mein gan zes Glück gewesen, zu Haus-e ankam. Ohne en Wort zu sagen, nahm ich den Revoloer uno schosz sie nieder. Rasch zogen sie ihn hinaus — in die Gefängnißzelle. Am Boden lag det Andere —- und über ihm ein junges Weib. Langsam, unter dumpfem Schwei gen, leerte sich der GerichtssaaL sQ Wahres Geschichtchcn. Jn einer größeren Stadt Westsalenz wurde des Nachts ein Rechtsanwalt, der sich erst kurze Zeit zuvor dort nie dergesassen hatte und ein Anhänger des Gambrinus war, von einem Poli zisten in einer Straßenrinne schlafend gefunden. Dieser entreißt ihn ziem lich unsanft Morpheus’ Armen und erhält auf die Frage: »Was machen Sie hier?« zur Antwort: »Ich habe mich hier als Rechtsanivalt niederge lassen!« Ah Zii wenig. Herr: »Na, da haben Sie fünf Cents, trinken Sie auf meine Gesund heit!« Bediirftiger: »Lieber Herr. ich glaub’, Ihre Gesundheit wird Ihnen schon mehr werth sein als 5 Cents!« Tüchtig, Astronom (zu seiner Wirtbschafte rin): ,,Denken Sie, Frau Müller, ge stern habe ich im Sternbild der Jung frau einige Nebelflecke entdeckt.« Wirthschafterim »Machen Sie sieh keine Sorge, Herr Professor, die werd’ ich schon mit Benin wieder heraus bringen!« Falsch aufgefaßt - I v ;T.’ »U- G’å7-J.WLUH EXPRE- HTMIIM RYW Herr A.: »Wie ergreifen-d ist doch Violinsxsicli Füblcu Sie nicht auch beim Hören verivandtc Saiten in Ich er klingeiis« . Herr B.: »Herr! . . . . Wollen Sie mich beleidigcn —- habc ich Schafsdärwc im Leibes«