Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 06, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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    Mun- Hkhrtihkbrikk von
Ists-zip kunsatengeL
z----k.--«-.-s.--.-.-«.-.-8-.A.-——A--5««
ssswqos
No. 136. Jch
hen schon so
oft mein
» Meind ussge
macht, daß ich
gar nicks mehr
for Hallidehs
kehre wollt,
ganz est-Esch
1Iellte awwet
nit for Miß
meß, awwer so ost so en Hallideh
komme dicht, dann tschehnsch ich auch
widder mein Meint-. Jch hen jedes
Jahr Trubel mit die Kids un mit die
Pressents, wo ich so kause duhm Die
mehtschte Zeit gleiche se nit, was se
stiege, un wann se sich e Rackelhohrs
wische duhn un ich kause eins for se,
dann kann ich schuhr genug drusf
bette, daß se Schiehts hen hawwe
wolle. Un dann is noch e anneres
Ding. Der Philipp, was mein Hos
band is, der duht immer ganz schreck
lich kicke, wenn ich e wenig Geld spende
duhn un er denkt gar nit dran, daß
met nicks geschenkt kriege dicht. Dies
mol hen mich die Buwe widder e gutes
Dheil gebattext mit was se all hen
wollte. Jch geb ja nicks drum, was
es toste duht, es is nor die Worrie,
daß mer auch kriegt, was se hen wolle.
Der Bennie hot gewollt, daß ich ihn
e Jnschein kause duhn, wo mit Stiem
apperehtet werd, bikahs die Tietschet
deht se in die Schuhl immer von ver
zähle. Jch weiß ja gut genug, daß
das atig interesting is un do hen ich
mich denn emol erkundigt, was so e
Ding koste dicht Well, ich sin mitti
niehr gesehndet, wie ide gehört hen!
Denke Se emai, der Stohrtieper hot
fünf un zwanzia Dahler gefragt! Wei
dasor kann mer ja e redgeller Pierin
schein kaufe! Well, wisse Se, was ich
gedahn hen? ich ich hen se doch ge
kauft. Jch hen mich edsplehne losse,
wie das Ding schaffe duht un ich muß
sage, es hot mich selbst Freud gemacht.
Jch hen die Maschien reiteweg mit
heim genomme un wie am Obend der
Philipp sort war un die stids hen ge
schlose, do hen ich die Maschien in den
Parler genomme un hen’5 emol ussge
sickst. Es hot nii lang genomme, do
hen ich Stiem gehabt un die Maschien
hot gestart zu schasse. Es hot immer
mehr Stiem gewe un mit einem mol
is es los gange. Die Jnschein is mich
aus die Händ gelause un ig in den
Ruhm etum geronnt, als wann se
krehsig wär. Zuerscht iH se gege e
Schardinier geronnt un binan, war
e Loch drin, dann is se nach die annere
Seit von den Ruhm gebäctt un hot
mich en kleine Tehbel unmeschmisse, wo
e ganze Lati Briciebract drusf acstanne
hof. Oss Kohrg is alle-; erunneraefalle
un derbroche. Ich hen aerreit das ver
dollte Ding zu letsche, awwer ich hen
gleich widder gehn aelosie. bikahs ich
hen mich mei ganze Hand verbrennt.
Se könne sich denke, dasi ich aus eine
Eckseitement in die annere komme sin.
Das verdollie Ding hot aar nit stavve
wolle un hot auch noch dabei aewisielt.
als wann’s Fonn iwwer mich mache
wollt. Well, dem Dina hen ich e End
mache müsse. Ich hen mei Ehpren ab
nomme un hen mich damit uss die
schein salle kosse, sor se zu stavve:
alotver denke Se das verdollte Dina
hätt sich stappe losse? Nicks lomm
kraus. Die Jnschein hot e Hohl in mei
Ehpren gepullt un is weiter aeronnt.
Krieg die Kränk, hen ich aedenkt. laus
so lang wie du willst sor all wag ich
drumm gewwex ich sin autseii un hen
die Diehr zugemachi. Das Dina is in
den Parker erum aebrummt un es bot
Fu mich geguckt, als wann’s immer
.chwister gehn deht. Alle Minnit ben
ich ebbes kräcke höre un ich hen aar nit
gedehrt nachzuguckr. Wie ich noch so
eban e halwe Stand do aesosse hen
un die Jnschein hot immer noch nit ae
stappt,sdo sin ich doch ieinder essreht
skWesb Ich hen schon dran aedenkt·
baß das nächste Dina sein werd. dasi
se dorch die Wohls« ronne debi un
mehbie autseit noch en Eckiident an
sielle dehi· In meine Angst sin ich zu
Wedesweiler’sch aelause un dort bot
der Philipp gesosse. Phil, hen ich ae
sagt, komm emol schnell heim. es is
ebbes gehäppend. Er un der Wehes
veiler hen wisse wolle was die Mätter
wär, awwer ich hen gesagt, ich tviisit’s
sekbsi nit, er sollt nur schnell komme.
Dann sin ich widder heim aelause un
e Minnit später is der Philipp un der
Webesweiier un noch e name Lcli von
die Häng komme. Jch ben se in den
Siiicntuhm aenomine, wo arad neloia
en Parler is un hen aesaa:, se sollte
emol lissene. Die Mennfotilg ben die
Ohre gespitzt un der Wedesrveiler bot
gesagt, es bebt iaunle. als wann e
Drefchinqineichien in den Paris-i av
perehtei wer’n del)t. Der Miit bot ne
nug Korreisch uifaevickt un bot die
Dohk uffqemacht und in die ielwe
Minnii is die Anschein erausaeronnt
un bot den Vhil vurtiniek umaeworfe
un es is ionnie aewefe, in denselwe
Mobment bot die Anschein aeiiavvt.
Well, do ben ich acfübll. als wann
mich fufzig Brickilein vom Her-i entn
ner gefalle wäre. Wie ich dann alles
ecksplehni gehabt den« do ben die Fel
let ch auch noch aelacht. answer der
P ilipp hot gleich gessen-Un wie ich ibn i
mit in den Parlee aenomme ben un
ihn gezeigt ben. was das Lunivedinal
for en Deinmeifch aedabn boi Ei iell
fuh, Iwwezig Dablet law IU for den j
Demmetsch zu bezahle. Der Miit bot
gesagt, newwer meind Lizzie ich kaufe
dich widder neue Stoff: ich sm frob
daß nicks schlimmeres aebäpvend is.
Zuekscht sin ich froh gewese, das-. es der
Philipp so iesia aenomme hot. awwer
wie ich die Such den zweite Gedanke
getvtve hen, do hen ich aedenkt. do mufi
ebbes dahinner stecke. Ich sm schubr
der Philipp hot auch ebbes anaestellt
un will jetzt nor mein aute Wille ben.
sor daß ich ihn später nii sor seine
Dummheit den Dickens rebse kann.
Well, ennihau hen ich mein Meind aff
gemacht, daß ich e wenia klth watsche
wollt. Dann hen ich mei Anschein in
die Wahrdrohb ufsaelacki. hen estim
melche gedrunke un sm in mei Bett.
Jn mein nächste Brief schreib ich ane
was das schöne Kr·ismeßfest nockr sonst
gebracht bot. »
Mit beste Rieanrds Aours
Lizzie HanfstenaeL
Umsicht-ben
Vor etwa einem Jahre entdeckte Dr.
Negri von der Universität in Pavia
in den Nervenzellen von Thieren, die
an der Hundswuth gestorben waren,
eigenthiimliche kleine Körperchen, die
namentlich in den verschiedenen Thei
len des Gehirns und des Rückenmarkes
eine ganz bestimmte Vertheilung zu
besitzen schienen. Diese Negri-Körper,
wie sie seitdem benannt worden sind,
sind von runder oder ovaler Form und
wechseln in der Größe je nach ihrer
Lage in den Nerven, nach dem Sta-.
dium der Krankheit und nach dem
Thier, bei dem sie sich finden. Die
kleinsten sind selbst mit der größten
Verstärkung des Mikroskope-Z nur ge
rade zu erkennen. Die größten maßen
etwa 25 Tausendstel Millimeter in
der Länge. Negri hat fie bei Hunden,
Katzen, Raninchen und Menschen’ge
funden und auch bei künstlich erzeugter
Tollwuth beobachtet. Der Forscher ist
zu der Ueberzeugung gekommen, daß
ihre Gegenwart ein wichtiges Mittel
zur Erkennung der Tollwuth bei ver
dächtigen Thieren darbietet, da sie in
50 von 513 Fällen gefunden worden
sind, und glaubt auch, daß sie sich nur
bei tollwijthigen Thieren einstellen.
Der Art nach hält er sie fiir winzige
Schmarotzer, wahrscheinlich Urthier
chen, die vielleicht auch eine Beziehung
zur Entstehung« der Krankheit haben.
Viele andere italienische Forscher ha
ben die Beobachtung von Negri bestä
tigt, während außerhalb Italiens bis
her wenig zur weiteren Aufklärung
der Frage geschehen ift. Selbst wenn
die Negrischen Körper nicht den Keim
der Tollwuth darstellen, sondern nur
als Mittel zur sicheren und schnelleren
Erkennung des Leidens verwerthbar
fein sollten, würden sie fiir die Be-:
kämpfung der furchtbaren Krankheit
von größtem Nutzen sein. Immerhin
ist es sehr wahrscheinlich daß es sich
thatsäcblich um Schmarotzer handelt,
die als Träger des Gifts zu betrachten
fein dürften.
———-·-.-———
Ueber den Traum.
Seit dem Jahre 1899 hat sich der
französische Physiolog N. Baschide
mit experimentellen Forschungen über
den Traum beschäftigt, die zur Ent
deckung einer engen Beziehung zwi
schen der Tiefe des Schlafes und der
Natur und Beschaffenheit der Träu
me geführt haben. Diese Beziehung,
deren gesetzmäßiger Charakter von
Vaschide in beinahe 500 Fällen nach
gewiesen werden konnte, läßt sich kurz
folgendermaßen darlegen. Bei tie-·
fem Schlaf beziehen sich die Träume
stets auf latente Erinnerungen, auf
längst vergangene Thatfachen und
Handlungen oder auf entfernte Per
sonen, stehen aber niemals in nach
weisbarem Zusammenhang mit der
Tagesthätigkeit des Träumenden. Je
leichter und oberflächlicher dagegen
der Schlaf ist, um so mehr liegt der
Ursprung der Träume in dem tägli
chen Leben und in Ereignissen, die
dem Schlafe unmittelbar vorhergin
gen, oder in Reizen, die während des
selben stattfinden.
Da der tiefe Schlaf allein erqui
ckend und stärkend ist, so scheint es,
daß, wenn der Organismus wirklich
ruhen foll, die geistige Kraft in ihr
latentes Leben zurücksinken muß· Ver
sonen, die mit seelischen Störungen
oder nervöfen Leiden behaftet sind,
haben selten, um nicht zu sagen nie
mals, einen tiefen Schlaf; sie schlafen
eigentlich nicht, sondern sie befinden
sich in einer mehr oder minder aiefen
Betäubung, die einem nur oberfläch
lichen Schlafe entspricht. Jhre Träu
me bilden daher nur eine Fortsetzung
des geistigen Lebens im wachen Zu
stande; für derartige Kranke bedeutet
der Schlaf kein Losreißen aus dem
Banne ihrer Zwangs- und Wahnvori
stellungen; im Gegentheil nähren die
Träume die Vorftellungsgebilde des
wachen Lebens.
Tasse-nd
Heitathslandidat: »Unte: 100,000
Mark heirath’ ich das Mädchen nicht«
Vermittler: »Mein Herr, vergessen
Sie nicht: Wo die Ehe ein Handel ist,
dort giebt es nachher Händel. «
Logik.
tr: »Und wie lange bleibt das
Aktenstück hier liegen, bis es erledigt
wird?«
Beamter: »Drei Wochen.«
Herr: »Dann nehme ich es wieder
mit und bringe es in drei Wochen.«
I Verhängniß.
Von Julius Keller-.
· In voller Fahrt sauste die Geisti
sche die Chaussee entlang. Es ist um
Idiese Spätnachmittagsstunde still hier
draußen und still auch im Innern des
lsWagens Nur wenige Passagiere bal
» :ten die Plätze besetzt, um die sich etwa
« eine Stunde später die Menschen drän
J gen und stoßen, so daß an jeder Halte
» stelle sast der Wagen gestürmt wird.
! Jeht ist die Ruhezeit. An vielen
« Stationen jagt das Gefährt vorüber.
Jjohne halten Zu müssen; es steigt Nie
izmand ein und aus. Jetzt kann auch
»der Führer vorn auf seinem lustigen
JsStandpuntt sorglos und ohne die
Zisonst so anstrengende Aufmerksamkeit
F lustig drauflos fahren, ja sogar riski
Hrem trotz des Verbots mit einem red
; seligen Fahrgast ein Wörtchen zu plan
f dern oder gar ein bischen zu schäkern,
I wenn der glückliche Zufall ihm ein hüb
k sches Mädchen aus den Vorderperron
F schickt.
Und so ein hübsches, tectes Mauer
mit einem verwegenen Straßenjungen
gesicht, kokett blitzenden Augen und
rothblondein Haar, das unter dem
bunten Kopftuch der Sturm zerzaust,
steht auch jetzt neben dem jungen,
strammen Führer . . « Hat der glück
liche Zufall sie ihm heute hier herauf
geschickt, dieses ausgelassene, lachende
Mädchen, das so vertraulich mit ihm
plaudert, sich mit so gewohnheitsmä
ßiger Bequemlichkeit an die Vorder
wand lehnt, so daß seine Hand bei je
dem Griff die ihrige streifen muß?!
Da war wohl kaum der Zufall
freundlicher Vermittler. Die beiden
scheinen alte Bekannte zu sein.
»Bist heute mal wieder jar nich nett,
Otteken,« sagt sie vorwurfsdoll, ,,un
so maulfaul Wo ich doch immer
so jerne mit Dir fahre un’n bisken
plaudern möchte.«
Er zeigt lächelnd auf die Inschrift
oben, die den Passagieren anzeigt, daß
jede Unterhaltung mit dem Führer
des Gefährtes verboten.
»Na, nu hab Dir man nich, Otte
ken . . .. Wenn man des allens so ge
nau nehmen wollte . . .. Was meinste,
was mir bei Tante alles verboten ist
Aber dadrum! . . .. Es is ja so schön
hier draußen --—- so —--— frei —— natür
lich —- in der Leipziger Straße mußte
den Muckschen spielen · . .
,,Bin ich mucksch, Lina? Aber muß
nn meine Verantwortung denken, an
meine Familie, verstehst de!«
Sie lacht auf.
»Na, an die denkst Du doch immer
zu. Kannst Du ja auch, sollst Du ja
auch. Als doppelter Familienvater!
Aber ----- wir sind doch nu mal Ge
schwisterkinder, un früher warst Du
immer so nett zu mir Wir haben
uns doch immer so jut verdragen . . ..
Warum nu nich mehr? Sage mal,
Otteken, hast Du Dir dieSache durch’n
Kopp sehen lassen — von wejen Dei
nen nächsten freien Tag? Ich muß
mich doch dran einrichten, nich wahr?
Wir woll’n doch endlich wieder mal’n
bißken zusammen danzen, nich waler
Immer haste keine Zeit, un wenn
De mal welche hast, denn hast De noch
teine für Dein Geschsvisterkindl Mußt
denn immer zu Hause hocken, immer
ans- Bett sitzen? Dein kleenes Mä
chen is doch nu giiieklich auf die Welt
sjekommen, un ihre Mutter wird bald
wieder ans’n Damm sein. Herrsch,
Deine Olle kann doch nich verlangen,
daß Du nu alles Verjniejen ussibst un
nich’n bißchen abwechselnden Verkehr
hast! Wir woll’n uns doch bloß ’n biß
chen barmlos amesiern, jewiß nischt
Böses thun .. .. Warum soll man nich
sein junges Leben jenießent Was
meinste, Ottelen?«
Die Glocke ertönt. Hastig greift er
zu und bremst. Mit voller Kraft ist
der Wagen über die Haltestelle wegge.
braust.
»Lasz jetzt die Redereien, Lina,« sagt
er rasch, »ich muß auspassen.«
»Ach was! Hier sdraußen .. . Paßt
ja den ganzen Tag auf —-— der Mensch
muß sich doch auch mal unterhalten!
Was, Otteken?«
Der Wagen setzt sich wieder m
Gang. Sie rückt ihm noch ein bißchen
näher und Plaudert weiter.
»Je! hab mir ’ne pielfeine nenelilust
zujeleat, «Ottelen, sollst mal sehen
seudal! Tanie sagt, del is blos wat
fiir die obersten Zehntausend. Aber
warum soll unsereiner nich auch mal
Staat machen! Das is ja det Unglück
siir uns arme ElJiächenk3, det wir Uns
nich jeniigend putzm können. Ihr
sMiinner seht doch imma bloß us die
-Kledasck)e. Du wirst Augen machen,
wenn Du mir stehst Bei Peten
hab ick’5 jetoost, et war jrade aultionsi
reis Der Psandschein war von
’ne verlrachte Schauspieler«n. Weiszte
Ottelen, ich hab schon seracht ——--- höc
ste ooch -—-- ich hab schon jedacht, ob ich
nich auch mal unter-s Theater jehn soll!
Jotte doch s-— den Klimbiin wird man
doch ooch mitmachen können. Wat is
denn da ville dabei? Wenn man ’ne
hübsche Viesasche hat un den Mund
aus’n rechten Fleck un sich zu bewegen
versieht, denn müßt’t ja mit’n Deibel
zujehn, wenn man nich sein Glück ma
chen sollte. Die Künstlerin mit’n
Psandschein -—· das war nämlich schon
’ne Olle . . . . na. da is natürlich nischt
mehr zu machen. Aber in meine Jahre
——nn bei meine Erscheinung —-——-- na,
sieh mir doch mal an, Ottelen.«
Er blinzelt ihr schmimzelnd von der
Seite zu. Wirftielk sie sieht rei
! zend aus, die kleine, zierliche Person
lmit dem herausfordernd lachenden
FGesicht.. Er wirft noch einen Blick
in die Weite freie Bahn!
Dann wendet er sich ihr ganz zu:
»Na, wenn Du denkst, Lina,« sagte
er. ,,Versuch’s doch mal. Hübsch ge
nug bist Du ja wahrhaftig.«
Sie schlägt ihm vergnügt auf die
Hand.
»Na endlich! Du Eisbär!«
s Und dann beginnt sie mit Verstärk
ster Lebhaftigleit zu Plaudern. Hier
draußen ist der Luftng noch kräftiger
sDer Wind wird vollends zum Sturm
sund verschlingt ihre Worte. Sie muß
ihm noch näher treten und er muß sich
schon ein wenig herabbeugen zu ihr,
daß sie einander verstehen.
! So sprechen sie zusammen und
scherzen und lachen . . . ihre kecke Lau
ne hält ihn ganz im Bann; ihre bli
tzenan Augen lassen ihn nicht los . . .
Der Wagen sauft in rasendem Tempo
dahin. Nun biegt er an der scharfen
Kuroe in die Dorfstraße ein. Es gibt
einen Stoß. Lina’s schlanke Gestalt
schwankt und fliegt ihm in den Arm.
’ Sie lacht laut und hält sich an ihm
fest . ..
»Aber nich doch, Lina, nich doch« —
- Sie lacht nur noch lauter und aus
.gelassener. Hier ist die Straße beleb
’ter. Fuhrwerle und Passanten
spielende Kinder . . . .
; Aber er gibt kein Zeichen . . . er lacht
mit ihr sie ist doch zu süß, die
Kleine!
, Plötzlich ein markerschiitternder
’Schrei, dem Laute der Bestiirzung,
des Entsetzens folgen . . . .
Er stößt sie zurück, daß sie tau
melt. Seine Hände umklammern mit »
furchtbarer Kraft die Kurbel —- er«
versucht mit wahnsinniger Anstren
gung zu bremsen —- es slimmert ihm
vor den Augen, fein Gesicht ist todten
blaß. Wüthende Mienen sieht er vor
sich, zornige Blicke, erhobene Hände.
Und zwischendurch ein leises Wim
mern und Stöhnen von unten her . . .
Der Wagen hält . .. verwirrt bliclt
der Führer um sich —- gerade vor sei
nem Hause . . . .
Das Mädchen kauert in einem Win
kel und- starrt entsetzt vor sich hin . . .
Er springt herab. Da zieht man
eben den Körper eines vierjährigen
Jungen hervor . . .. Die Augen des
bleichen Kindergesichtg sind geschlos
sen . . . .
»Da sehn Sie! Den armen
kleinen Kerl!« ruft ihm ein robuster
Arbeiter zu, der den bewußtlosen
Jungen im Arm hält.
Der Führer zuckt zusammen. Dann
steht er wie versteint und starrt aus
das Kind.
Die Leute drängen sich hian . ..
die wenigen Passagiere haben den Wa
gen verlassen eine junge Frau nur
bleibt drin. Sie ist ohnmächtig ge:
worden. Die Menge nimmt ein-e dro
hende Haltung an. Jn der Ferne naht
mit würdigen Schritten der Gendarm,
der Führer aber steht noch immer starr
und regungslos-. Der Schafsner des
Wagens)I tritt zu ihm nnd schüttelt ihm
den Arm .....
»Du, Otto,« rannt er ihm zu, »is
denn der nich —«
Nun rafft der andere sich mit ver
zweifelter Energie zusammen.
« ,,Geben Sie mir —- dag Kind her.«
sagt er mit bebender Stimme, »ich
mus; zum Dottor.«
»Ach was! Bei’n Doktor sehn wir
schon alleene. Sie jehör’n in Num
mer Sict;er. Nich’n eenziges Mal ha
ben Se jebinnnelt, wie doll sind Se
-drufflos.gesaust . Mensch, wo has
I, ben Sie bloß Jhre Oogen gehabt?!«
Der Unglüctliche antwortet nicht.
iEr nmtlammert mit zitternden Hän
Oben das- bewußtlose Kind, und in
schmerzlichem Ausschluchzen stöhnt er:
; ,,Lassen Sie’s mir lassen Sie’g
»
mir Es is ja mein Junge.
I ».-..-....«
Blattftclette.
Schöne Blattstelette lann man ers
halten« wenn man Blätter in einen
Teich oder Tiinipel mit Algen oder
anderen Wasserpflanzen legt. Die
Stelettirnna wird aber nicht« toie man
Zzunächst vermuthen könnte, durch
Batterien oder Pilze bewirkt, sondern,
wie Albert F. Woodg nachgewiesen
hat, durch tleine Muscheltrebse (Cy
prididen) hervorgebracht. Diese nur
I,.-«T,- bis 1 Millimeter großen Thierchen
besitzen kräftige, zum Nagen geeignete
Zähnchen, mit denen sie das Meso
phth der Blätter anateisen, während
sie die Blattnerven, wenigstens solan
ge kein Nahrungsmangel eintritt, uns
berijhrt lassen. Jin Darmkanal meh
rerer Cyprididen sand Woodg zahlrei
che Blattzellen aus dem Mesophhll in
vorgeschrittenem Verdauungszustaw
de. Die Thierchen, die den Namen
Muscheltrebse deswegen erhalten ha
ben, weil sie zweillappige Schalen be
sitzen, sind in Süß- und Salzwasser
weit verbreitet nnd gedeihen am besten
in solchem Wasse: das durch Atgen
oder andere Waffe-pflanzen frisch ge
halten und nicht von Fischen oder
anderen Thieren, denen die Muschel
trcbse als Beute dienen, bewohnt wird.
Der japanische Prinz Fushixni
wohnte in der theuerften Zimmerflucht
im St. Regis Hotei. Dag- geschah
Hahrfcheinlich in der Absicht, den Kre
t Japans für Aufnahme- eine:· neuen
rieqöanleihe zu stärken-·
z Iß -!· sk
I Jm Bemühen um dass Glück Ande
Zm finden wir unser eigene-Z- Gliick.
»Anmutiger-a
Wenn der Großstiidter veraniiat und
gekräftigt aus der Sommerfriscbe
heimkehrt, froh des wieder errnnaenen
Gesundh-eitsgesühls, der ruhiaeren und
gleichmäßigeren Stimmung. welche er
in dem intimen Umaana mit der
Natur zurückaewonnen hat. dann
ist ihm nur noch eine kurze Frist
gegiinnt und schon stiirmen wieder eine
Fülle neuer Erregungen auf sein Ner
vensystem ein, welche die kaum be
zwungenen Leiden wieder aufleben
lassen· Das gesellschaftliche Leben
stellt ja heutzutage die höchsten Anfor
derungen an unsere Ausdauer und
Leistungsfähigkeit Und das gilt nicht
etwa nur für jene, die« durch ihre
Stellung besonders hervorragen, für
die Spitzen der Geburtst, der Geistes
und Geldaristokratie oder für die,
welche ihr Beruf dazu zwingt, iiberall
mit dabei zu sein; jeder, auch der
Ruhigste und Nüchternste, der sich nicht
gerade in der Enge seines Studier
zimmers vergräbt, wird mehr oder
weniger von jenem Strudel mit fort
gerissen. Keine Krankheit wirkt so
ansteckend, wie das gesellschaftliche
Leben mit allem, was damit zusam
menhängt, auf den, der sich seinem
Bannkreis nähert. Und wenn auch
je nach Geburt und Lebensstellung ein
himmelweiter Unterschied besteht in
der Art und Weise, wie die Gesellig
teit gepflegt wird, so existirt doch
heute kaum mhr eine Bevölkerungs
schicht, die nicht auf ihre Manier am
gesellschaftlichen Leben theilnimmt.
Was der Proletarier in der Kneipe,
der Kleinbiirger beim Glase Bier oder
Wein, der Mittelstand und die wohl
habenden Schichten in Theatern, Kon
zerten, in ästhetischen und kulinari
chen Genüssen aller Art suchen, im
Grunde klingt doch überall dasselbe
Motiv wieder. Man dürstet nach Ab
wechselung, nach einer anders-artigen
Erregung der Sinne und Nerven, als
sie das Berufsleben gewähren kann;
man braucht neue Reize, um das in
steter einseitiger Anspannung sich ab
marternde Nervensystem wieder fri
scher, leistungs- und ausnahinesähiger
zu machen.
Es ist ganz verkehrt, wenn man hier
und da die Meinung vertreten hört,
das weitverzweigte gesellschaftliche Le
ben der Großstadt sei einzig die Folge
wirkung der besseren Einkommens
verhältnisse in den Städten und der
damit einhergeheuden größeren Freude
am Genuß. Gewiß spielt auch dieser
Umstand eine gewichtige Rolle, aber er
allein ist es nimmermehr, der das Be
dürfniß nach geselliger Anregung auch
in Kreise trägt, die vor wenigen De
zennien noch solchen Ansprüchen ver-«
ständnißlos gegenüberstanden Das
! städtische Leben stellt aber auch an die
s geistige und Nerventraft die höchsten
sAnforderungen Selbst wer sich in
sgesicherter Lebensstellung fühlt, ist
gezwungen, fort und fort wachsam zu
bleiben und die Augen offen zu halten,
sdamit er nicht von seinem Platze ver
, drängt wird. Die Schwierigkeiten
der Existenzgriindung und Existenz
behauptung sind in unserer Zeit der
schrankenlosen Konkurrenz außeror
dentlich gewachsen. Die Gemiiths
ruhe und Bedächtigleit, wie sie einer
früheren Generation eigen war, ist fiir
die Mehrzahl der Berufe dahin; heute
muß immer weiter und weiter gehastet
werden, um das einmal Errungene
festzuhalten und zu vertheidigen· Und
das gilt fiir die oberen Zehntausende
febensa ja in noch höherem Maße, als
sfiir den« der von der-Hand in den
IMund lebt. Ein guter Theil Ner
sventraft wird dabei verbraucht, viel
’ ursprüngliche Frische, Lebensfreude
und Widerstandsfähigteit geht dabei
junwiderbringlich dahin. Kein Wun
der, wenn nun mächtig der Trieb sich
regt, den Nerven andere Reize zu bie
ten. Sind es doch überhaupt die Er
regungeu, von denen das Nervensystem
lebt und wie ein gleichmäßig wieder
tehrender Reiz uns einlullt und un
. lustig macht zur Arbeit, fo bedarf auch
das in steter einseitiger Anspannung
arbeitende Nervensystem des Wechsels-,
um sich zu erholen und von neuem
Tiichtiges leisten zu können.
Da wäre nun freilich weitaus- das
Beste die Erholung in der schönen
Natur, die Beschäftigung icn Garten,
die Ausübung aller Art von Sport;
aber nicht jede Stadt bietet derartiges,
und wo es der Fall ist, da benimmt
ihm auch wieder die Groszstadt das
harnilos Ungebundene, das gerade fiir
die jugendliche Generation von so
hohem Wserthe sein könnte, und drückt
ihm den Stempel ihres Wesens anf.
Kein Wunder darum, daß man aus
dem Lande und in kleinen Städten
gesunden wenigstens in seinem Ner
benshstein gefestigter bleibt: dafür ent
behrt man aber auch wieder zahlreicher
geistiger Genüsse und Anregungen,
welche jeder, der sie einmal genossen,
nicht mehr missen möchte, musz er auch
die Schattenseiten mit in Kan neh
men. Nicht allein die angespannter-e
Thätigteit, auch der Lärm und die
mannigfachen Geräusche der Groszstadt
erzeugen fort und fort das Verlangen
« nach Veränderung, nach Abwechselung
So wirken denn die verschiedensten
Faktoren zusammen. txm jenes Gefühl
in ian hervorzurusen. dass man tref
send als »Reizhunger« bezeichnet hat
und das eigentlich dort, ioo es stärker
hervortritt, schon das erste Symptom
der Nervosiiät i-: sieh schließt.
« Wie haben geschen, wie all das,
tun-J- die Großsiadt bietet, und ande
rerselis die hohen Anforderungen die
das Beruf-edlen In uns stellt, noth
« wenns-g das «!’-e:·la«««;p:i- nach Abwechse
lung, nach art«·e·s:i«a:«tigen Reizen in
uns wachrufen, seien es nun edlen
ästhetische und gesellige oder grob ma
terielle Genüsse. Es wäre darum
falsch, das Stadtleben an sich alt
wesentlichste Ursache der zunehmenden
Nervosität verantwortlich zu machen;
zum Theil ist es vielmehr schon die
Folge jener Erscheinung, es kommt
einem immer wieder erwachenden Be
dürfniß entgegen. Aber aus der an
deren Seite wirkt freilich auch das ge
sellige Leben oft verhängnißvoll auf
den zurück, der sich ihm bedingungs
los hingiebt. Ein echter circulus vi
’t·iosus! Ein schon nervöser Mensch,
der einzig im Gesellschaftsleben Aus
spann und Ablenlung sucht, « muthet
idabei seinem Nervenshtern so starke
Leistungen zu, daß völliger Bankerott
» der Nervenkraft nach ein paar Jahren
; nur zu häufig die Folge ist. Am ge
s sährlichsten wirkt immer der Mangel
» an Ruhe und Erholung; wo die Vet
; gniigungen sich regelmäßig weit in die
Nacht hinein ausdehnen, wo aufregende
! Theaterauffiihrungen mit dem Genqu
schwerer Musik fortwährend wechseln,
wo alltäglich und allnächtlich die stärk
sten Reize auf die Sinne, aus Auge,
Ohr und Gaumen wirken, da ist es
gar nicht and-ers möglich, als daß
»unter solchem Ansturm, namentlich
wenn dazu noch die Anstrengungen des
"Beruses treten, ein nicht aus-nehmend
- kräftiges Nervensystem zusammen
: bricht.
? Es ist aus unserem modernen ge
ssellschaftlichen Leben die Harmlo g
; leit geschwunden, und keine Macht er
s Erde scheint im Stande zu sein, sie
Iihm zurückzugeben Das gilt ebenso
» gut von der Geselligkeit des Proleta
I riers, die so häufig nur im stärkeren
» Alkoholgenuß ihre Würze findet, wie
» von den Gebildeten, Die Anläufe, die
jman genommen hat, durch Sport
iibung, durch Tennisspielen, Ruder
vereinigungen, Fußballclubs u. f. w.
; Besserung zu schaffen, dürft-en wohl
s nicht allzuweit führen. So sehr man
Jvom ärztlichen Standpunkt au all
J diese Bestrebungen begrüßen mu , zu
. harmlosen Vergnügungen, bei welchen
flediglich einem vernünftigen Sport
f gehuldigt wird, werden sie nur in der
l Minder-Zahl der Fälle den Boden eb
nen. Das verhindert schon Vereins
; meierei und das leidige Berufssports
f thum. Immerhin bleiben solch-e Ver
s anstaltungen jederzeit ein wohlthätiges
s Gegengewicht gegen die brutalen Ner
’ ben- und Sinneseregungen des Groß
! vornehme-.
l Es ist ausgeschlossen, daß in dem
Charakter des gesellschaftlichen Lebens
sobald eine Aenderung eintreten
könnte. Um so nothwendiger ist es,
die Gefahren, welche hier drohen, nicht
zu übersehen und im Genuße Maß zu
halten. Die ästhetischen und gefelligen
Genüsse unserer Zeit werden die We
nigsten entbehren wollen, aber darum
heißt es auch unbedingt sich selbst BE
schränkungen auflegen und die richtige
Auswahl treffen. Es ist ein wichtiges
physiologische-s Gesetz, daß das Ner
vensystem Zeit braucht zur Erholung
und eines Wechsels der Reize, um wie
der leistungsfähig zu werd-en. Wir
dürfen also nicht Tag für Tag immer
wieder die gleichen Zerstreuungen fu
chen, wir dürfen nicht überall mit da
bei sein wollen. Ausruhen bei unter
haltender Leltiire, Spaziergänge und
Ausslüge, vernünftig ausgeübter
Sport, das sind die besten Gegenmittel
gegen die Schäden des Gesellschafts
lebens. Ganz besonders gefährdet ist
die heranwachsende Generation; sie
müßte unbedingt an harmlose, dem
Alter entsprechende Vergnügungen,
nicht an rassinirte Genüsse gewöhnt
werden« denen ihre Nervenkraft erlie
gen muß, noch ehe sie zu voller Ent
wickelung gelangt ist.
Vielleicht wird die Dezentralisation
der Städte, die Gartenftadt der Zu
kunft uns auch in dieser Richtung ein
mal gesundere Zustände schaffen,vor
läusig liegt alles Heil in der Einsigt
jedes Einzelnen, iu der Selbstzu t
icnd der Abkehr von allen übermäßi
gen und darum unnatürlichen Erre
gungen der Sinne·
Dr. F. Bernhart.
Ein fluglofer Vogel.
Jn Schichten, die entweder zum
Oberniiocän oder Unterpliocän gehö
ren, fand man in Log Angeles einen
vollständigen Humerus (Armknochen)
von 68 Millimeter Länge. Die Kür
ze und Breite desselben weist nach der
Untersuchung von Fr. Lukas darauf
hin, daß der Knochen einem Vogel oh
ne Flugvermögen angehört hat. Der
selbe war, nach der Beschaffenheit des
Knocheng zu urtheilen, noch besser als
der ebenfalls fluglose Riesenalk dem
Schwimmen Unter Wasser angepaßt,
dagegen waren seine Flügel nicht so
außerordentlich umgestaltet, wie die
unserer heutigen Pinguine. Dsie
isächstverwandte lebende Art scheint
die pacifische ,,Lomoia troile ralifor
nie-a« zu sein. »Mancalla californien
sie'; wie Lukas den Vogel genannt
hat, war vermuthlich etwas- größer
alH der Riesenall. Das-z Vorkommen
einer fluglosen Alienart schon in
oder an der Grenze des Miocän ist
von großem Interesse und deutet auf
das hohe Alter dieser merkwürdigen
Schwimmvögel hin.
Die Aerzte sagen, man könne, ohne
den Menschen zu tödten, irgend ein
Organ aus dem Körner entfernen,
ausgenommen Herz nnd Gehirn· s-—
Trotzdem erreichen sehr Viele ohne Ge
hirn odcrHerz ein sehr hohes Alter!