Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 30, 1904)
Staats-Anze1ger Und Yeroljs » JPWdtth ngv qu uszwgeekv» :-».3 Dk31904 ka WtTvn Jathkmggs No. 18 ,-—..——————————-J—— Ein neues Jahr, ein neues Hoffen Ein neu Vertrau’n, ein neues Glück, vTrost jedem Leid, das Euch betroffen Und tbränenfchwer noch tritbt denBltck. Erfolg dem ernsten, treuen Ringen Und jedem Streben neuen Muth, Und jeder Arbeit neu Gelingen, Dazu des Friedens kostbar Gut, Ein fröhlich Herz auf allen Wegen. Ein Heim, beschirmt vor Noth,Gefahr-, Und über allem Gottes Segen. Glück aus«-Gmel auf zum neuen Jahr! Rose und Knospe. Neujahes - Geschichte von A i: n a Monninger-Liebel. Sie müssen sich viel zu sagen haben, der stattliche Mann dort mit dem schö nen dunklen Vollbart und die schlanke blonde Frau —- denn die Beiden stehen schon seit geraumer Zeit an der Pro menade und plaudern gar eifrig. Sie haben sich eben gar lange, lange nicht gesehen, der Professor Rehden und eine Jugendfreundin und so wird nun, da sie sich zufällig auf der Straße getroffen, eiligst nach Diesem und Jenem gefragt und dies und das erzählt. - »Was macht denn Klein-Elschen,« fragt der Professor eben lächelnd, «spielt es noch immer so gern mit Peitsche und Pferdchen?« " »Aber Theodor ——— wir sind doch äl ter geworden, seit Sie das letzte Mal hier waren! Klein-Elschen ist zu einem großen Mädchen herangewach sen, das bereits die Tanzstunde be fucht." »So—-o, Elschen besucht schon die Tanzstunde? Ja, dann hat sie frei lich anderes Spielzeug als Pferdchen und Peitsche!« kommt es in so seltsam gepreßtem, fast bitterem Tone von den Lippen Rehdens, daß die Freundin betroffen zu ihm auffchaut. — »Theo dor«" sagt sie leise und vorwurfsvoll, »Sie haben mir doch damals verspro chen —- —« »Ich werde halten, was ich ver sprach —- griißen Sie mir Elschen schön, sie soll sich recht vergnügt ma chen. —— Und nun leben Sie wohl, Magdalena.« »Auf Widersehen, lieber Doctor — ich darf doch auf Jhren baldigen Be such rechnen?« »Gewiß, ich werde mir in den näch ften Tagen die Freiheit nehmen« si: «- st Vor zwanzig Jahren war’s. Er war ein jun r Student gewesen, voll glühenden ifers für feine Studien, mit einem Herzen voll Liebe zu Na tur und Menschen, mit einem Sinn empfänglich für alles Gute und Schöne. Und trotzdem besas; er eigentlich keinen Freund, der ihm nahe gestanden, und trotzdem er ein bildhiibfcher Junge war, hatten sich die Mädchen gar wenig um ihn be kümmert. Woher das kam? .Theodor war schüchtern, fast Ifurchtsam den Kame raden gegenüber, unbeholfen und lin kisch im Verkehr mit Frauen. Von diesen Fehlern wollte ihn sein besorgtes Mütterchen heilen· »Du wirst in die Tanzstunde gehen,« meinte sie, »Du wirst Bälle und Gesellschaf ten besuchen und in einem Jahr wird mein braver Theo ebenso ewandt sein, wie seine Studiengeno en.« —- Er hatte nicht widersprochen, denn er wollte immer was Mütterchen wollte. Heute soll nun die erste Tanzstunde »mit Damen« sein. Mit hörbarem herzllopfen betritt unser Theodor den Saal, denn das Tanzen gehört bis jeht auch noch zu seinen ,,schwacheni Seiten.« Schon lockten die lieblichen Klänge eines wiegenden Walzers und er ver beugt sich pflichtgemäß vor einem der dustiggeschmiickten jungen Mädchen Doch sieh, es tanzt sich überraschend gut heute. Wie eine Elfe gleitet das zierliche Blondinchen, das er im Arme . hält, iiber das Parlett — ja, wenn man lauter solche Tänzerinnen hätte. Von dem Tag jener« ersten Tanz ftunde an begann ein neues Leben für unsern Theodor. Mit Entzücken be merkte sein Mütterchen die Wand lung, die mit ihrem Einzigen vor ging: wie seine Haltung stolzer und freier wurde, sein Auftreten selbstbe wußter, sein Auge feuriger und lith ner; wie er sich jetzt- gerne ten Kamera den anschloß, und so manches-mal einem schmucken Mädchen nachblictte. Aber-· sie wußte nicht, daß es die alle mächtige Zauberin Liebe sei, die diese Wandlung vollbracht, daß Theo mit den Kameraden nur Feste besuchte, weil er sie dort zu finden hoffte, sie, die er liebte mit der ganzen Gluth einer ersten reinen Liebe, daß er man ches Mädchen nur anbliclte, um zu sehen, ob sie es nicht sei, sein Blond töpschen, feine Magda. Nun hatten Beide mit fröhlichem herzen die Tanzstunde bis zum Schluß durchgemacht, hatten sich auf Bällen und beim Schlittschuhlausen wiedergesehen und manches zärtliche Wort, manchen Händedruck getaufcht. Und dann hatte er sie in einem trau lichen Stündchen des Alleinseins ge fragt, ob er sie einst heimführen dürfe als sein geliebtes Weibchen und sie hatte mit glückseligem Lächeln das blonde Köpfchen geneigt. -— Ach. er war kurz gewesen, jener erste süße Traum von Glück und Liebe, der damals den Jüngling zums Mann gereist Kaum hatte er das beglückende Wort von dem schwellenden Münd-. chen der Geliebten geküßt brach ein schwerer Schicksalsschlag über ihn« herein. : Sein Mütterchen starb plötzlich, während es in der Ferne bei Ver-» wandten weilte und Theodor reiste, als er die traurige Kunde erhielt,j vom Schmer e überwältigt ab, ohne von irgend mand Abschied genom men zu haben Und nachdem er sein Theuerstes zur ewigen Ruhe gebettet, machte das ! Ordnen des Nach asses dem jungen Manns o unendlich viel un newohnte! Arbeit, so unzählige bange tunden, daß jeder Lichtstrahl aus seiner Seele gebannt schien und in seinem Herzen kaum mehr eine Erinnerung an das gewonnene Glück lebte. Wochen vergingen; und als infolge der plötzlichen Aufregungen ein hefti ges Fieber Theo aufs Krankenbett wars, waren aus den Wochen Mo nate geworden, ehe er wieder an die Rückkehr in seine Vaterstadt denken durfte. — Draußen fiel in diechten Flocken der -erste Schnee. »Wie ein Leichentuch,« dachte Theo, leise erschauernd, und rrat in das Haus-, in dem sein geliebtes Mütter chen einst so sorglich geschaltet und gewaltet. Mit Thränen in den Aug-en kam ihm die alte, treue Magd ent gegen, und nun berieth Theo lange mit ihr, wie alles sein solle, bis er sein Dottor-Examen gemacht und — bis eine neue Herrin in’s aus käme. ( Denn beim Wiedersehen r heimath war das Bewußtsein seiner Jugend und seines süßen Glückes wieder in Theo wach geworden ——· er glaubt-e und hoffte wieder. — »Und nun gehth vor Allem an’s Besuche machen, Hanne.« sagte er, »erst zum Reltor, und dann zu Richter’s »J, was meinen Sie, Herr Theo dor, Richter’s Magdalenchen, das hübsche blonde Din , mit dem Sie] soviel tanzten, hat ich vor 14 Tagen verheirathet. Hat eine sehr gute Partie gemacht, sie hat zwar An fangs immer nicht recht gewollt, die Leute sagten, es stäck ihr ein Anderer im Kopf, aber schließlich hat sie doch »ja« gesagt, ’s war eben gar zu verlockend. Na ja, ein Professor mit Aber, um Gott, Herr Theo dort Lieber Himmel, Herr Theodor, was ist Ihnen denn? Sie sehen ja aus, wie der leibhaftige Tod?!« »Nichts, Hanne, gar nichts —- muß nur ruhen —- bin so müde, so müde!'« Und mit einem herzbrechenden Stöhnen vergräbt Theo das bleiche, Lchmerzentstellte Gesicht in den Hän en .. . . Drei Jahre war-en vergangen. Die Zeit, die den schwersten Kummer zu lindern, die tiefsten Herzenswunden zu heilen vermag, hatte ihre wohl thuende Kraft auch an Theo erprobt und Trösterin Arbeit war ihr treulich zur Seite gestanden. Theo fand nun als Lehrer an einem höheren Jngtitut in seinem Berufe vollste Befriedi ung. Magda, deren Gatte einer seiner Kollegen war, hatte er wiedergesehen und konnte ihr mit ruhigem Ernst gegenübertreten. Sie bat ihn bewegt um Verzeihung und er versprach, ihr immer ein treuer aufrichtiger Freund zu sein. Aos dann Klein - Elschen, das blonde Töchterchen Magda’s, zutrau lich zu ihm lam, leel die Peitsche schwang und ries: »Onkel Theo, Pferdchen sein!« da fühlte er sich bald heimisch in diesem lieben Familien kreis. Aber nicht lange konnte er seine Mußestunden mit Elschen vertändeln —- er folgte dem ehrenvollen Ruf an ein neues Ghmnasium einer größeren Stadt. Dort wirkte er lange Jahre; ab und zu erhielt er Kunde aus feiner Heimath durch Magda bis sie ihm eines Tages den Tod ihres Gatten anzeigte; dann hörten allen Nachrich ten auf. Aber fiir immer wollte es ihm doch nicht in der Fremde gefallen, vor einigen Tagen ist er wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt und als er nun heute als erste seiner früheren Bekannten Magda wiedersieht, da steht die ganze Vergangenheit mit all ihrer Freude und ihrem Leid leben dig vor seiner Seele. . Am andern Tage ist sein erster IGang zu Magda. Er wird mit gro ßer Herzlichkeit empfangen und blickt istaunend auf Elschen, die nun als "junge Dame —- als dollendetes Eben bild ihrer Mutter —- vor ihm steht. Wie viel iedt’s jetzt zu plaudern und zu erzii len! f ""’ f : « Und er kommt wieder und bald» lommt er täglich, —- fasi jede freie! Stunde widmet er den beiden allein-s stehenden Frauen, die ihn als ihren besten Freund und Rathgeber schätzen. Heut’ ist Sylvester. Blond-Elschen steht mit gerötheten Wangen vor dem Christbaum und schmückt ihn mit neuen Lichtern, denn Theo ist ja zur üblichen Punsch-Botvle geladen und da soll die prächtige Tanne noch ein mal im schönsten Glanze erstrahlen. »So, damit wär’ ich fertig —- aber unser Dottor läßt lange auf sich war ten,« seufzt Etsch-n endlich ungeduldig und schlingt dabei lieblosend die Arme um den Hals der Mutter. »Ei, ei —- ist di: Sehnsucht gar so groß?« neckt diese, und das junge Mädchen birgt heißt errbthend den Kopf an ihrer Brust. Da durchsliegt ein seltsames Zittern den Körper Magda’s und leise bebend flüstert sie Elschen ins Ohr: »Hast Du Theo lieb? Würdest Du Dich freuen.« mein Kind, wenn er —- Dein Papa würde? Da hebt sich das blondeKöpschen —- ' einen Moment starren die blauen Au gen die Mutter verständnißlos an — dann ringt sich ein wilder Aufschrei von den tödtlich erblaßten Lippen: »Mutter, Du? O mein Gott!« — Und wie gebrochen sintt die zarte Ge stalt neben der Magda nieder .. .. Diese steht wie erstarrt —- wie der Blitz ist plötzlich eine Erkenntniß über sie gekommen, eine Erkenntniß, die sie überwältigt. Elschen, ihr Kind, liebt den Mann, den sie selbst noch zu besitzen hoffte — und er? Wie Schuppen fällt ihr’s von den Augen. Er kommt nicht um ihret willen, nicht die Rose begehrt er, die ihm erschlossen entgegenleuchtet, die Knospe will er an sein Herz neh men und dort fiir sich aufblühen lassen. Eine feste Entschlossenheit malt sich in ihren Zügen, mit sanfter Hand richtet sie das Mädchen auf und legt sein Köpfchen wieder an ihre Brust. Und dann beginnt sie dem Kinde mit leiser Stimme die Geschichte jener Tanzstunde zu erzählen und-. lang-« sam lehrt wieder eine sanfte Röthei in Elschens bleiche Wangen zurück.. Und als nun die Mutter schließt: « »Es war sur ein Jrrthum, Kind,i« ich glaubte wirklich, er komme seinl altes Recht zu fordern und wollte es um seinet- und deinetwillen nicht weigern; aber nun es so gekommen ist, ist es ja gut, nein, zehnmal besser, mit freudigem Herzen will ich ihm mein Kind in die Arme führen ——« Da liegt eine ganze Welt von Son nenschein und Glück auf den lieblichen Zügen Elschens und stürmiseh küßt sie die geliebte Mutter. —- —— — -—— Feierlich tönt draußen das Geläute der Glocken durch das glitzernde Flo ckengewimmel, »Gliick und Gesundheit stir’s neue Jahr,« ruft drinnen im behaglichen Zimmer ein fröhliches Brautpaar der Mutter zu —- »Got tes reichsten Segen über Euch!« ant wortet diese mit bewegter Stimme und mit hellem Klang tönen die Glä ser nebeneinander. Sylvester. Slizze von Peter Bergen .Jn dem großen, gemiithlichen Wohn zimmer steht der Weihnachtsbaum. Es ist ein ganz altmodischer Baum mit duftenden Wachslerzen daran und schönen, eßbaren Dingen behangen. Seine Zweige sind schon start ihres fußen Schmuckes beraubt; denn jeden Tag in der Woche zwischen Weihnach ten und Sylbester haben die Kleinen ihren Zoll erhoben. Mama hatte es ihnen gestattet, ein wenig zu naschen der Baum war da, um Freude zu bringen und Genuß, nicht nur zur Augenweide und zur Uebung im Ent . - « s Am Sylvester werden die schönsten l Stücke, die ganz oben hängen, begehr lichen Kinderhänden so entzogen, ver theilt. Nun standen sie alle um den Baum versammelt, die Mutter mit ihren vier Kindern. Es war eine blasse, schlanke Frau mit tiefen Falten um den Mund und traurigen, ernsten Augen. Sie lauscht dem fröhlichen Gewan der der Kinder mit stillem Vergnügen Sie ist froh, daß sie ihren Kindern das Weihnachtsfest so freudig gestalten konnte. Auf ihr liegt Alles. · Sie ist die Pflegerin die Erzieherin, die Ernährerin der Kinder-. Sie muß » zeigen, wieviel eine Frau kann, und’ ihre ganze Kraft, ihr ganzes Könnens daransetzew Alle ihre Fähigkeiten und( Talente muß sie aufbieten, um neben ihren Pflichten als Mutter, als Haus hälterin den Vater zu ersehen. Trübe beschattet Ich das schmale, blasse Ge sicht, wenn sie an den Vater denkt. Er ist nicht todt, er ist mehr als das, er ist ehrlos, verachtet, schuldig durch bodenlosen Leichtsinn, durch Genuß sucht und Arbeitsschem Was seines Amtes war, mußte sie nun auf ihre Schultern laden, mußte Vater und fMutter zugleich sein, mußte arbeiten für zwei, um ihre Kinder zu erhalten, zu erziehen.Das Glück stand ihr zur Seite und segnete ihre Arbeit, die Kinder wuchsen und gediehen. Die Dämmerstunde war hereinge brochen. Sie kommen alle vier und schmiegen sich an die Mutter. ,,Schade, morgen wird er ver brannt,« sagen sie. · »Ja, Kinder, er nadelt zu sehr, und das neue Jahr muß wieder mit Arbeit begonnen werden« »Armer, lieber Tannenbaum,« sagt r Jüngste und streicht tosend mit den öndchen über die Zweige, daß ein alttizer Schauer Radeln herniederrie e . »Nun seht Jhr, wie das Schöne ver geht, wie es nicht immer bestehen kann, wie es dem Nützlichen weichen muß.« »Aber Weihnachten ist« diesmal ganz besonders schön gewesen,« stimmen alle überein. » Siesind so froh, daß sie die Zeit uber m Mutters Arbeitszimmer sein durften, daß die Mutter sich ihnen ganz gewidmet, daß auch sie sich Weih nachtsserien gemacht und die Arbeit ruhen ließ. . Baader nahen Kirche tönen wuch ti«ge, feierliche Glockentöne in die start dammerige, traulich warme Weih nachtsstube. Sie lauschen eine Weile alle den mächtigen Tönen. »So, nun zünden wir den Baum zum letzten Male an und Jhr könnt ihn plündern.« Das ließen sich die Kinder nicht nochmal sagen. Die Leiter wurde her beigeschasst, und nun gings an’s.An ziinden und Plünderu. Als der Kinderjubel sie jetzt um schwirrte, als sie all die lachenden Au en, die rosigen, plaudernden Lippen sah, die glühenden Wangen fühlte, die sich weich an die ihren schmiegten in dankbarer Freude, da vergaß sie, daß sie unglücklich geworden war durch sähen-s da dachte sie nur an das Glück, das viele, viele Glück, das ihr doch ge blieben in ihren Kindern, ihrer erfolg reichen Arbeit und der Achtung, die man ihr zollte. IHei, wie die Niisse knackten, die Aepsel zwi en den weißen Zähnen verschwan , daß es nur so eine Lust war. »Wie lange können wir ausbleiben, Mutti?« »Heute ausnahmsweise bis neun Uhr.« »Ach, ich möchte so gern Mitternacht heranwachen, das neue Jahr,« bat der Zwölfjährige. »Nein, mein Junge, Du würdest Dich unniitz anstrengen. Jhr geht um neun zu Bett und schlaft. Jhr wacht dann um Mitternacht wohl aus von dem Lärm, dem Zurusen aus der Straße und über die Straßen hinweg von Fenster zu Fenster.« »Aber Punsch und Psannkuchen?« »Die gibt’s noch,« beruhigte dies Mutter. Mama nahm aus dem Busset die Gläser, und die vier rosigen, strahlen den Kindergesichter blickten mit gro ßen, lachenden Augen auf Mamas Hände, die nun vorsichtig einen Kin derpunsch brauten. «Prost, Pr-ost, Prof —«« jubelte es in lustigem Durcheinander zwischen Mutter, Kindern und dem Mädchen, die auch lachend mit anstieß und in ihren Psanntuchen biß. Da tlingelte es draußen an der Korridorthiir. Sie schralen alle zusammen. So spät, gleich neun, wer konnte das sein? Jm Zimmer ward es mäuschen still, während das Mädchen öffnete. II It- Il Jn der nahen Destillation ging es hoch her. Lauter Sang, lustiges La chen, dichter Qualm von dampfendem Grog und minderwerthigem Tabal mischte sich zu einer Atmosphäre der Lust und des Wohlbehagens für die Gäste, die schweigend an den weißge scheuerten Tischen saßen, in echter Sylvesterstimmung Nur einer saß still in einem Win kel. Ein unheimlich stiller Gast bei all’ dem jubelnden Lärm. Nur ein Schat ten von einem Lächeln glitt bei den derben Späszen über sein hageres, bartloses, bleiches Gesicht mit den tief liegenden Augen. Das Haar war ganz kurz geschoren. »Na, so ein unheimlicher Kerl, sitzt schonst drei geschlagene Stunden und trinkt einen Kümmel nach dem anne ren, de reene Zuchthausphysonjomi,« spricht die Wirthin zu ihrem Manne. » »No, Männeken, wo kummen Sie sdenn doher?« i Wie aus einem Traum fuhr der LAngeredete auf, als der Wirth sich zu Zkhm setzte· I »O—ich—ich gehe bald, ich wartete nur hier.« Er sprach in gutem Hoch deutsch, mit einem Tonfall, der den Gebildeten eigen ist und den Verkehr mit der besseren Gesellschaft verrath. »So, so, Sie warten. Dat dauert en bieten länglich, bis der lummt, ufs den Sie warten dhun.« ,,Jawohl. Hier sechs Kümmel und ein Eisbein mit Sauerkohl.« » Aus der Westentasche zog er ein Markstück und legte es auf den Tisch, vor dem Wirth, dann stand er auf. Eine lange, hagere Gestalt mit schlotternden Kleidern, denen man die »ehemalige Eleganz ansah, schritt er zdurch die Reihen der Tische mit den , lauten Gästen. - Mit wankendem Schritt ging der « hageke, unheimliche Mensch einige » Häuser weiter, dann stockte sein Fuß. Ein langer Blick streift zaghaft das Haus gegenüber, sein Kopf sinkt tief, :tief auf die Brust. Dann hebt er ihn plötzlich mit einem Ruck. Jn langen Schritten setzt er über die Straße, geht er in’s Haus, die Treppen binan und klingelt an einer Thür, an der sein eigener Name steht, der Name feiner Frau, die hier wohnt mit seinen vier Kindern. — Das Mädchen öffnet nur wenig, sehr vorsichtig, als sie den lanaen, ha geren Menschen mit den tiefläeaenden Augen vor sich sieht. ,,Zu wem wünschen Sie denn?« fragte sie. Jn seiner Kehle würgte etwas, et was wie eine Geschwulst. »Ich wünsche die Frau zu sprechen.« Er hatte es laut, mit einer gewissen Anstrengung gesagt. T »Ein Herrl« Sehr wichtig kam-das »Mädchen und sagte es, ganz erstaunt E über seine Herrin, die bleich und erregt die Kinder zurückdrängte in den äu ßersten Winkel des Zimmers, als wollte, müßte sie diese behüten vor einer Gefahr. »Bleibt hier, ich — ich werde —- rnit dem Herrn sprechen.« Sie ging hinaus auf den Korridor, Eestddie Zimmerthiir hinter sich schlie en . Ein Blick auf die Gestalt, ein Blick ig das hagere, blasse Gesicht genügte i r. Ein ekler Dunst, der Qualm aus der Destillation, der in den Kleidern steckte, der Geruch des genossenen Branntweins, jener unbeschreibliche Geruch der Verkommenheit quoll ihr entgegen und sagte ihr so viel, sagte ihr Alles. Das war kein Reuiger, kein Gebes serter, der dort vor ihr stand-, mit heuchlerischer Rührung kämpfte, bis er in Thränen ausbrach. »Ich werde heute entlassen und «weiß nicht wohin.« Sie hatte die Thiir nach dem Flur nicht geschlossen hinter ihm, sie fürch tete die Luft, die von ihm ausging, wie eine·Ansteclung, welche die reine Luft ihres Hauses verpestete. »Die Kinder —- —« »Wage es nicht, die Kinder sehen zu wollen, wage es nicht, ihre Unschuld durch Deinen Anblick zu entweihen. Für sie bist Du ein Gestorbener.« »So habe Mitleid, ich weiß nicht, wohin —- wohin!« »Ich habe kein Geld —- nichts — woher sollte ich es auch haben?« Sie griff in die Tasche, das einzige Goldstück nahm sie aus ihrer Geld tasche, das sich darin befand, und gab es ihm ,,Schick mir Deine Adresse für’s Erste, bis Du Arbeit hast, will ich Dir das Nothwendige geben.« Gierig griff er nach dem Gelde, er wollte ihre Hand halten, aber sie ent zog sie ihm. »Aber Du wirst nie wieder kom men, Dich nie den Kindern zeigen-J »Auch wenn ich ein Anderer gewor den, auch dann nicht?« Sie kämpfte. Sie wollte ihm nicht. jede Hoffnung nehmen. ,,Werde ein Anderer, beweise es — beweise es.« Stolz hob er mit theatra lischer Gebärde den Kopf und die Hand in dem Glacehandschuh: »Ich werde es beweisen s——- ich werde es!« Er ging. Einen Augenblick lehnte sie an der Thür, die sie hinter ihm schloß. Sie T kämpfte mit einer Ohnmacht, wankend schritt sie zurück, in’s Zimmer zu den Kindern. »Wer war es denn?« fragten neu gierig die Kleinen. »Ein armer, unglücklicher Mann, ein Mann, der schwer büßen muß, daß er schlecht ivar.«' Die Kinder waren zu Bett gegan gen. Jn einem tiefen Lehnstuhl, am Ofen, saß die Mutter und dachte an Vergangenheit und Zukunft. Heiße Thränen perlten über ihre Wangen, schwere Seufzer hoben zuweilen ihre Brust. . »Man muß tragen, was das Schick- » sal uns aufgebürdet hat. Jch will es, « ich will es.« Da iönten die zwjiif - der nahm Kirch-, langsam, ,,Prost Neujahxst - Jubelnd klang es in , , Stube « ! Jubelnd Pflanzie es sich foi » eine Welle ging s unter im den Strom des roßfiadtgetöfes.· ; Da kam es herangeschlichen zu-« s Jn weißen Nachttleidchen, Eli-z ßen Füßen kamen alle vier auk warmen Vettchen geschlichen. ,,Prosi Neujahr, Muttchen!« Keines wollte zu kurz kommen, da lachte und jubelte durcheinander Jn dieser Stunde len iete ein Son nenblicl des Glückes ii r ihre trübe Zukunft. , ( L ' Jahreswet Vorwärts fluthet der St Fliichtig entgleiten diel W Kaum erschienen, wie wl »z. ;n-,s wie Liegen die lachenden Ufer J .» s Möchten wir gerne zu ti-! Hemnien des Schiffleånkk Von der mächtigen Sit- s Hält unser Wünschen sei an Scheidendes Jahr, - St, Der sich in dämmernde : « Aber im Osten taucht n Aus den leuchtenden Fl i « Zwar noch liegt es Uebel Macht es die Träume desils wa Hoffend betreten wir sei Sei uns gegrüßt, du ne s Freundliche Bild-er u "««· S-· Glockentone, sie klingen . Flöszen uns Ahnung vossc ipl Hoffnung kiinfigen Glücks Reichgesegnetes Mensche Das, wie oft auch sein 3 » Immer noch aus bergan Neuen Glückes Verheiß , · Neues Jahr, du täuscher Denn wir wissen: es birLg Diistereof age und Tage ’7» Freude mit Leid ist s: · Bleiben auch Stürme "· er Hoffnungssreudig inN Dürer wir rufen: Frissv Lenkt doch das Steuer -«. Profit Ncuj Dieses bedeutsame n» sich am 1. Januar in v seit 400 Jahren zu. « feierte man früher N theils als Fest der Mariä«, also am 25.«s später am Weihnachtstqåf lich einigte man sich s-« Zeitpunkt, der jetzt allg liche ist Heute begnüssp meistens damit, am Ne fitenlarte oder eine in k Form gehaltene andere - den «5n früheren Zeite dieser Hinsicht zuthunl chiger Durch das S man die Gedanken au fließen, und wer irgen sen in gutem Einverne brachte auch wohl ein,," stande — etwa wie sol-» nein Neujahrswunsch s . 15 sitt entstammt: «" »So wünsch’ ich dich so Bis daß ein Lins’ I. Bis das-, ein Mühls; J Und ein’ Bien’ ein Und bis ein Krebs Ba Und man mit Schnee i Hiermit ein gut’s selig-Z Schlag ein! — Und . Des weisen Mannes EU «» » . «cst Wasser das dem Wie klaren Elementes Jst seine Seele reine u Und wie das Wasse Eies lj·" Un jede Schale, die es »F Wird sich des Weisen kl Nach jeder Lebensform i- sk si- »sp« Die österreichischen geordneten sollten en G iriegfiihrende Partei a den s- II- s« die Et· Louiser Ausstrss dass- noch zutreffendcr«," Alle Märchen sangen .·«I'· war eimnal«. sc s v« Wir Menschen lönn Wahrheit lernen, denn » ·s nur große Verwirrung is- si Das Hamburger «·«1—-" bringt eine Besprechusikå rnng von Fuldcks Cis »Der Traum eines Ue» lings, der die Tochter « liebt, verprügelt und Y. det im Schlaraffenl , Wünsche gestillt s kurzer Zeit doch wiebe nen Jnhalt.« Dem Traum mit Alpdtiickc ; wesen sein. «