Ver Brief als Verräther. Nobellette von Le on Fet tier. Illsr Manger war bei der Post tu esiellt. Er war nicht etwa Brief tr« er, er war auch nicht etwa an den ltern mit Absertigung des Pu blikums beschäft« t oder arbeitete in Im Boreas-T —r war Bahnpostbe Unter. Und der Dienst ist nicht leicht. Denn auf jeder Station kom men die gefüllten Briesföete, die rasch sortirt und zur Weiterbesörderung gesichtet werden müssen. Alsred Manger war noch ein jun ger Mann, der das Leben muthig auffaßte und bei der Arbeit nicht säumte. Freilich, ein bischen schwer arn ihm der Dienst jetzt an: aber nicht das Verlangen nach Ruhe war die Veranlassung dazu. Er war erst seit weni en Monaten verheirathet; ein reizen es, junges Weib war sein, hübsch und klug und lustig, vielleicht ein bischen totett, aber sie war ja noch so ji«-K gerade erst neunzehn Jahre! unundda...wäre ereben gern daheim geblieben. 2· Alsred Manger hatte Dienst. Er war schon vierundzwanzig Stunden unterwegs, mit dem Kurierzug der über hannover die Verbindung von Blerlin nach den Rheinlanden vermit te t. Ein Hausen Briese lag vor Alsred, als plöklich ein Couvert seine Auf merksamkeit erregte. Es war ein gro bes, viereckiges Couvert, mit hellgrii wen schottischen Carreaumuster . . . nau so wie dieCouverts, welche seine rau benuhte und die so wenig im andel begehrt waren, daß FrauMan ger sie nur in einem ganz bestimmten Geschäft bekam. Ein merkwürdiger Zufall! Und Al Lgd Manger hätte wohl gar keinen erth weiter darauf gelegt, wenn er nicht die Adresse hätte lesen müssen . . . Was war das! Alles verschwamm vor seinen Augen . . . die Handschrift die langte er ja! Diese kleinen, seinen, schnör ligen Schriftziige, die so anz den leichten, lustigen Charakter feiner kleinen, lieben Frau, seiner An nie verriethen! Das ware ihre Hand schrift! Der Stempel aus der Marle lautete »Berlin, Postamt 47!« gerade einer Wohnung gegenüber, und als dresse stand da: Herrn Voß Hannover-Linden, e·’5undstr. 19. Alsred Manger war lein eifersiichti ger«Mann, er vertraute seiner Frau voll und ganz, und noch niemals wäh rend seiner häusigen Abwesenheit hatte er auch nur mit einem Gedanken ihre Treue bezweifelt. Aber nun! Wer an seiner Stelle wäre da wohl ruhig ge blieben! Alles stimmte: die Form des CouoertT die Art des Papiers, die Handschrift, das Postamt, ja sogar die Tinte, eine violette, glänzende Tinte, die Annie auch in derselben Papier handlung nahm! Ja selbst der Name Voß, der da auf dem Papier stand, war ihm nicht fremd. Vergeblich sann und sann Alsred Manger, wann und bei welcher Gele enheit er den Namen schon gehört satte.» von seiner Frau hatte aus-— prechen hören! « Das Blut be ann dem Manne vor den Ohren zu sausen, es war, als müßten ihm die Sinne schwinden, und wie gebannt starrten seine Augen schreckhast gewettet aus den Brief vor ihm, den Brief, der vielleicht dass Ge heimniß seines Unglücks barg. Er war seiner selbst kaum noch mächtig, alles drehte sich im Kreise um ihn. »Manger, was ist Jhnen denn? Sind Sie trank-» fragte der mit ihm zusammenarbeitende Kollege. Alsred suhr sich mit der Hand über die Stirn, aus der große Perlen talten Schweißes standen; er machte statt aller Antwort nur eine verneinende Bewegung und beugte sich wieder über die Briese, unter die er den von seiner Frau geschoben hatte. Aber die Buchstaben tanzten ihm vor den Augen. Er mußte seine Arbeit ruhen lassen. Doch instinktiv hatten gch seine Finger um den unheilvollen rief gekrampst, als wenn er ihn nicht Ins den Augen lassen, nicht sortgeben onn e. Und doch war es seine Pflicht. Seine Pflicht als Beamter gebot es ihm, den Brief in den ihm zulommenden Schal ter zu legen» . und that er es, so half er vielleicht zu dem Nendezvous, das seine Frau da heimlich, als treu loses Weib, vorbereitete . . . ja! Seine Pflicht gebot es ihm, den Brief zg be fördern» . aber Alfred Manger war auch nur ein Mensch... die Kraft versagte ihm . . . wie im Fieber schau erte er zusammen, der Brief brannte in feiner Hand . . . und dann schob ihn die zitternde Hand in die Rockiasche. Da mit einem Mal, nachdem er sich dieser Pflichtverletzung schuldig ge macht hatte, kam es wie eine Art Ruhe «ber Wangen Freilich, ganz hatte er ich nicht in der Gewalt und der Kol lege sagte freundlich: Osten Sie mal, lieber Manger, Sie sollten sich wirllich nicht solchen Zwang auflegen, man sieht’s ja, daß Sie nicht wohl sind. Lassen Siesich doch beurlauben, ich werde schon allein durchlommen.« Al red protestirtr. Es würde schon voril ergehen . . . « Und der Zu sto pte in Hannoven Fünfundzwanzg inuten war dort usenthali . . . unter dem Verwand, etwas u genießen, verließ Manger den P asen . . . in Wirllichleit trieb es ihn, nur allein zu sein . . . er mußte allein sein, nachdenken . . . überlegen. Z. " Als hätte er einen Diebstahl began gen, so hastete der junge Mann aus dem’Bahnhossgebäude ins Freie. Nun ja! Er hatte ja auch gestohlen! Den Bries hatte er gestohlen und seine-Gedanken suchten das treulose Weib und suchten sich an den anderen, an ,,ihn« zu erinnern . « aber vergeb lich. .. Manger wurde sich nicht klar, wo und wann er von diesem Voß schon gehört hatte Und da mit einem Mal hielt er es nicht länger aus. Als er sich allein sah, da zog er den Brief aus der Ta sche, ris; ihn auf und las. Da stand es! Schwarz aus Weiß stand da sein Unglück: Mein Liebling! an aller Eile nur zwei Worte. Es bleibt also dabei: ich erwarte Dich sehnsüchtig Mittwoch Abends um sechs Uhr. Jch hole Dich vorn Bahnhos ab. Tausend Küsse von Deiner Annie. P. S. Die bewußte Adresse ist: Herr . . ., Berlin SO 83, Z . . . str. Das genügt Dir wohl?'« ,,Mittwoch Abends um sechs Uhr,« das war am nächsten Tag und Alsred war bis Donnerstag unterwegs. Da rum hatte das schlaue Weib also den Mittwoch gewählt! Doch was nutzte alle Erregung, alle Wuthi Gehandelt mußte werden! Und Mangers Plan war bald ge faßt. Er ging in seinen Postwagen zurück, er nahm den Dienst wieder aus, aber vorher wandte er sich an den Sta tionsvorgesetzten mit dem Ersuchen, möglichst bald nach Berlin zurückkeh ren zu diirsen. - Alles, was ihm gewährt werden konnte, war eine vierundzwanzigstün dige Abkürzung seines Dienstes, also eiti Urlaub, der am Mittwoch Abend begann. P s II Und eine halbe Stunde nach dem Zug, der seinen Nebenbuhler zum Potsdamer Bahnhos geführt, trafAl sred Manger selbst dort ein. Zum Rendez-vous kam er zu spät. Aber das war ihm auch gleichgiltig! Jn seinen eigenen vier Wänden wollte er sie überraschen. Jn seinem eigenen Heim?.·. Und wenn die Frau nun gar nicht da war? Wo würde sie sein... wo wollte er sie absassen? . . . Eiligst schlug Alsred Manger den Weg zu seiner Wohnung ein... Bei jedem Schritt wuchs seine Angst, seine Unruhe. Für Augenblicke überkam ihn die Wuth und gab ihm die wildesten Rachegedanken ein . . . er wollte einen Revolver kausen . .. er wollte die Po lizei in Anspruch nehmen . » er wollte im Haus selbst Liirm schlagen . . . alle diese Gedanken jagten wild durch sein Dirn. Mit einer gewaltigen Willensan strengung gelang es ihm, sich zur Ruhe zu zwingen, als er vor seinem Hause stand. Panz leise ging er die Treppe hin au Aus dem Flur vor seiner Thiir lauschte er: nichts... alles still... Vorsichtig, ganz vorsichtig stectt er den Schlüssel ins Schloß, dreht um, öffnet und . . . Ein Schrei der Ueberraschung schlägt ihm entgegen: seine junge Frau stößt ihn aus . . . sie ist ganz sassungs los . . . Das Schuldbewusztsein war es! Und als sie ihm um den Hals sallen wollte, da wehrte er sie ab... »Alsred, was hast du denn?« ries die junge Frau. »Bist du krank? . . . Du machst ja ein ganz komisches Ge sicht . . . so hab’ ich dich noch nie ge sehen!« Und Angst, Unruhe, Bestiirzung stehen deutlich in Annies Augen. Alsred sieht sich rasch und miß trauisch in der kleinen Wohnung um . . Nichts . .. alles in Ordnung . . . alles wie immer . . . Und das junge Weib müht sich be sorgt um den Gatten: »Sag doch, was sehlt dir denn? . . . Was b st du denn so eigenthümlich . . . so kenne ich dich gar nicht . . .« Alsred will Klarheit, will Gewiß heit! . . »Ich habe furchtbare Schmer zen . .. muß mich aus-ruhen . . sagte er sast unverständlich und geht in das Schlaszimmer . . . auch dort nichts . . . aus den ersten Blick nichts . .. aber er will nachsehen, will suchen . .. Und da die junge Frau ihm angst voll bis in das Schlaszimmer gefolgt war, so gab Alsred ihr, um freie and zu haben, den Austrag, aus der po thete etwas sür ihn zu holen. Nun war er allein. Und rathlos stander da. Er wurde an sich selbst irre. .. überall hatte er Musterung gehalten... nichts, gar nichts Berdachtiges... und da hörte er sie auch schon hastig wieder die Treppe heraustonunen». da... jetzt .. . was war das?... Jetzt sprach sie leise mit-jemand Mit einem Ruck riß Alsred die Thiir aus. » Die Flurnachbarin steht da mit seiner Frau zusammen. »Ach, guten Tag, Herr Manger, Sie können mir als Postbeamter gewiß einen Rath geben . . . Jhre liebe Frau meint eben, ich solle mich an Sie wen den. .. ich bin, wie Sie wohl wissen, Frau Voß . . . ich habe mir vorgestern die hand verbrannt und da ist Jhre liebe Frau so freundlich gewesen, sür mich an meinen Mann zu schreiben. Bosz ist vor einer halben Stunde von der Reise zurückgekommen, den Brief hatte er aber nicht empfangen! . . . Was kann ich da toohl thun? Der Brief enthielt auch eine Adresse von einem Kunden... undi habe den Zettel mit der Adresse ver oren, wenn wir den Brief nicht wiederbekommen, muß mein Mann erst an Bekannte deswegen schreiben...« »Ja, liebe Frau Buß, das thun Sie nur . . . ein Brief lann wohl mal ver loren gehen . . . sich —zwischensehieben.« Alfred ertheilte den Rath mit zittern der Stimme . .. Die Nachbarin verschwand in ihrer Wohnung: das Ehepaar Manger that ein gleiches . .. Alfred aber schlang den Arm um seine junge Frau und küßte sie zärt lich ohne ein Wort zu sprechen. si· si- di· Und in dem Glücksgefühl, das ihn überlant, ließ er sich ganz gehorsam als Kranler behandeln, und die junge Frau war nicht wenig stolz, daß unter den von ihr angewandten Mitteln das böse Leiden sobald überwunden und der Gatte wieder genesen war. .-—--. Ein statuten-Stückchen. Seit dem Beginn des russisch-japa nischen Krieges ist das früher einmal sehr rege gewesen, später allerdings mehr und mehr erloschene Interesse an dem K«osaken- oder richtiger Kosaken Volke und seiner verwegenen Reitkunst wieder wachgeworden. Es dürfte da bei auch angebracht sein, der hohen Vollkommenheit der iosakischen Pfer dedressur zu gedenken. Als Beispiel sei hier-ein von einem Deutschen selbst erlebtes Kunststückchen wiedergegeben: »Es war in den Jahren 1877—-78 zur Zeit des russisch-tiirlischen Krie ges. Die rufsischen Armeen überflu theten San Stefano, die kleine, am Marmarameer gelegene Vorstadt von Konstantinopei. Damals noch nicht mit der Hauptstadt durch eine Eisen bahn verbunden, mußten wir daselbst wohnende Kaufleute zu Wagen oder zu Pferde unsern Verkehr mit Stam bul bewerkstelligen, da es uns meist an Muth gebrach, mit den aus den Pol stern der öffentlichen Tramweh her umspazierenden, zahllosen kleinen Thierchen den Kampf auszunehmen. So ritt ich denn auch einmal wieder mit einigen Berufs-genossen gen Kon stantinopel. Es war an einem Tür kensonntag, d. h. am Freitag. Plötz lich blieb mein Pferd stehen. Ich schnalzte mit der Zunge, gab ihm ein paar leichte Hiebe — nichts zu machen: Das Pferd hatte offenbar einen Neu gierdeanfall! Jch schaute umher und erblickte richtig einen dichten Men schenhaufen. ,,Charilao,« sagte ich zu meinem griechischen Freunde, »laß uns hinüberreiten und sehen, welche inter essante Geschichte das Thier wieder wittert.« Der fidele Grieche war es zufrie den, die andern desgleichen, und wir sprengten alle sechs hinüber und zwängten unsere Pferde durch die Menschenmenge. Bald befanden wir uns in einem von russischen Soldaten und anderem Volk gebildeten Kreise, in dessen Mitte ich einen heulenden und tlagenden Kosaken auf den Knieen vor einem todten Pferde liegen sah. Der arme Kerl schluchzte wie ein Kind und jammerte unaufhörlich iiber sei nen krepirten Gaul. Er tüßte ihn auf die Stirn und flüsterte ihm die zärt lichsten Worte zu, wie sie nur ein Verliebter sich aus-denken kann; flü sterte aber nach und nach so laut, daß alle Umstebenden es hören konnten: »Mein Süßes-, mein Geliebtes, wo bist du hin! stönnte ich doch mit dir, du warst mir alles, meine Heimaih, meine einzige Liebe, und nun bist du mir ewig verloren! O und ein neues Pferd kostet so viel Geld, und ich habe nichts, gar nichts; ich bin so arm, so arm!« schluchzte er herzzerbrechend und rich tete feine von Thränen gefüllten Au gen auf uns, so daß wir alle ganz ge rührt wurden, und meine Freunde und ich zuerst, dann viele vom Polt nach der Börse griffen und dem armen Ko saken reichliche Spenden in die ausge streckte Hand legten. Bald hatte er eine erkleckliche Summe zusammen, küßte dankbar die Hände der großiniithigen Spender und kniete noch einmal neben seinem todten Pferde nieder; dieses Mal, wie um zu zeigen, daß sein armer Gaul wirllich unwiederbringlich dahin sei, zerrte er ihn an den Ohren und am Schwanze, hob bald die Vorder-, bald die Hinterbeine in die Höhe, die jedes mal schlaff und todt wieder herunter fielen. Endlich bnt er die Menschen, ihm doch ein wenig Platz zu machen, damit er seinen todten Liebling weg bringen könne. Er setzte sich wie um Abschiede zärtlich noch ein letztes auf den Rücken seines lieben todten Gefährten zog eine Pfeife aus der Tasche, that einen schrillen Pfiff — und im Nu sausten Roß und Reiter mit der Geschwindigkeit des abgeschaf senen Pfeile-Z auf dein freigemachten Platz mitten durch die verblüffte, laut auffchreiende Menge hindurch. Manche Türken versuchten ihn zwar einzu holen, indem sie hinter ihm herliefen und schrieen: Thut thut! Chrsisl Küs clek! Giaur! HFangh fangt ihn! Dieb! Hund! Unglaubiger Hund!) Aber sie lehrten fluchend und underrichteters Sache wieder zurück. Dann zogen wir s auch mit erleichterten Börsen unseren . We weiter; aber lachen mußten wir do über dieses gelungene Cirkusstürl : chen eines geriebenen Koiaken Die Granate. Slizze von Julia Bueren - Hahn. I Als ich aus der Kriegsschule J(Saint-Chr) war, frühstiickte ich öfter bei meinem Onkel von Ralles. Er war ein großer, schlanker Mann, on ein wenig grau, von militäri chem Aeuszern, der nur wenig sprach. åSeit er seinen Abschied als Artillerie sHauptmann genommen hatte, lebte er ruhig und zurückgezogen. Er ver Lbrachte seine Tage in ernstem Stu dium und schien nicht allein eine Be schäftigung, sondern wohl mehr Ver gessen zu suchen. Vergessen ein-er furchtbaren Erinnerung, die sein Ge mütl) zu quälen schien Vergessen einer unendlichen Traurigkeit, die von Zeit zu Zeit seinen Blick verdunkelte. Jn solchen Momenten richtete sein Auge sich mit starrem Ausdruck auf ein Stück von einer Granate, das aus seinem Schreibtisch, zwischen dem Tintenfaß und dem Briefständer, lag und als Briefbeschwerer diente Eines Sonntags, als ich mit inei nem Onkel gefriihsktiickt hatte und ihn besser als sonst aufgelegt fand, wagte ich ihn zu fragen, was diese ,,Nipp sache« bedeute. Dies Wort entlockte ihm ein Lä cheln, ———- aber es war ein unsäglich trauriges Lächeln, — und er antwor tete mir: . »Diese Nippsache, wie du sagst, imein Junge, würde sich schlecht in idem Boudoir einer hübschen, jungen Frau ausnehmen. Es ist sein entsetz sliches Schmuckstiick!... Einige Se ltunden, nachdem es abgeseuert war, hatte es meinen besten Freund getöd »tet, und ich hatte »Feuer« komman dirt.« Seine Stimme war rauh geworden Find zitterte merklich. Dann fuhr er ort: »Höre, mein Junge. Dieser Gar-« natsplitter, den du da vor dir siehst, » . war der Grund, der mich plötzlich aus »der Armee stieß und mich veranlaßt! hat, daß ich heute nur noch an meine lustige Regimentszeit wie an ein ent-l setzlich-es Alpdrücken zurückdente. Am; 126. Juni 1888., —— und mein OnkelJ ’zeigte mir das Datum eingravirt aufs dem Granatsplitter —- riickte ich Mor gens bei Tagesanbruch mit meiner Batterie aus, um eine Schießiibung abzuhalten. An jenem Tage wurde auf Kopf- und Brustscheibe geschossen. Das Schießen ging ohne Zwischenfall vor sich, und nachdem die Geschütze geleert waren, ritt ich im Galopp zu den Ständen, um das Resultat zu konstatiren· Hinter der ersten Scheibe, die 1 20 Meter hoch war, fand ich un ter seinem Pferde liegend meinen Freund, den Hauptmann von ErcuiL den die Granate meiner Batterie ge tödtet hatte. Neben seinem mit Blut überström ten Körper lagen diese einzelnen Blät ter, welche er in Erwartung des kom menden Todes beschrieben hatte. Ders Tod mußte schnell erfolgt sein, denn die Kugel hatte ihn mitten in die Brust getroffen. i Ein schreckliches Verhängnisz hatte» aus mir den Mörder meines liebsten’ Kameraden gemacht Mein Schmerz iwar grenzenlos, ich lonnte nicht ein imal weinen! -—— Damals war ich dein sWahnsinn nahe .. .Als ich in meinl Zelt zurückgekehrt war, blieb ich stun denlang, ohne einen klaren Gedanken ’fassen zu können. Jch war in einer( traurigen Gemiithsverfassung Zu fällig faßte ich in meine Tasche und fand diese Blätter die neben dem Leichnam meines Freundes gelegen hatten. Jch habe sie gelesen und bit terlich geweint Das rettete mich vor dem Wahnsinn! — Und doch. wäre er nicht diesen immerwährenden Vorwürsen, die mich Tag und Nacht quälen, vorzuziehen gewesen? Am anderen-Morgen bat ich um meinen Abschied, und ich habe die Unisorm zum letzten Male an dem Tage getragen, an welchem ich die sterbliche Hülle meines Freundes mit zu Grabe getragen habe. Da, mein Junge, lies, was auf die sen Blättern geschrieben steht, Und möchte ein gütiges Geschick dich vor solchem Leid bewahren, wie es dein alter Onkel täglich, ja stündlich durch lostet.« Mit zitternd-er Hand nahm ich die Blätter, die mein Onkel mir reichte, in Empfang und las Folgendes: " ,,.... Jch finde in meiner Tasche einige Notizbuchblätter und einen Bleistist. Gott sei Dankt Jeht kann ich meine Gedanken niederschreiben. — HDie Zeit vergeht so schneller! —Mein ;Gott, dieser dumme Sturz! — Wa rum mußte ich auch iiber die Mauer setzen, ohne zu wissen, weis dahinter verborgen? — Meine arme Stum Sie stürzte beim Sprung in ein mit Granaten gestilltes Loch und hat sich den Hals gebrochen. Sich habe das rechte Bein verletzt und liege unter meinem Pferde. Es ist mir unmög lich, mich zu rühren. —- Hinier diesem Schießstand muß ich liegen bleiben, bis man mich findet und mich auf hebt, — höchst wahrscheinlich bis morgen früh, denn es ist, Schieß übung angesagt. Uebrigens habe ich keine zu großen Schmerzen mehr, die Nacht wird aber dennoch unangenehm werden; aber ein Soldat beißt die Zähne zusammen und hält aus« hält aus. Es ist nicht die erste und auch nicht die letzte Nacht, die ich im Freien zubringe! ——« »... Mit meinem Messer habe ich ein Loch in die Leinwand geschnitten. Jetzt habe ich ein Fensterchen und kann weit, weit in die Ebene hinaus sehen.« " ,,..» Jch höre den Iapfenstreich blasen; wie deutlich der Klang mein Ohr trifft. Es fängt an, dunkel zu werden; bald wird die Nacht vollstän dig hereingebrochen sein.« ,,.. Werde ich schlafen können? . . .« »... Die Morgenröthel — Der frische Wind hat mich geweckt. Mich friert . Jch leide . . . Meine Glie der sind von dem Liegen auf dem har ten Boden ganz steif geworden. Gott sei gedankt. Jn fünf Minuten wird die Patrouille kommen und mich von meinen Qualen befreien. Meine Ka meraden und mein Bursche werden sich in schöner Unruhe befinden! »Wie ist es nur möglich, daß sich die Patrouille so verspätet? Will man vielleicht so auf die Scheiben schie ßen, wie sie sind? Nein! —- Das ist unmöglich! —- Es wäre mein Tod! — Nein, sie muß kommen. Jch höre ein Geräusch von Wagen da sind sie rechts ....« ,,· . . Nein, es ist keine Patrouille .. Es wird auch keine kommen!« »Die Scheiben sind übrigens tadel los, gewiß sind sie einige Minuten vor meinem Sturz aufgestellt worden. Daß ich das noch nicht bemerkt habe! —— Was nun?.. .« ,,. . .. Jch muß also liegen bleiben, ohne mich rühren zu können, unsicht bar hinter dieser Mauer aus Lein wand! —— Man wird schießen und mich treffen! —- — Wenn ich mich nur ein wenig bewegen könnte, mich zeigen, schreien! Nein, es ist unmöglich, mein Bein liegt unter der Stute.« ».... Jetzt fehe ich einen Reiter! — Jetzt zwei ...drei Es ist ein Hauptmann der Batterie, die heute Schießiibung zu machen hat. —- Diese Silhouette sollte ich doch kennen! . . .. Gewiß, es ist von Rallcs Mein bester Freund! Durch dich muß ich sterben! Welch ein Schick fal! . . . .« « ,,· . .. von Ralles läßt die Gefchiitze ausfahren.... Werde ich den Muth haben, ruhig zu bleiben? Werde ich bis zum letzten Augenblick schreiben können, um aufzuzeichnen, was mein Herz bedrückt? Jch möchte es? Ja. Das wird das beste sein. Jch will ruhig sterben, mitthig wie ein echter Soldat, als fiele ich in der Schlacht angesichts einer ganzen Armee.« ,,. . .. Jetzt fahren die Geschütze aus. Sie stehen in Front! —— Jhr schwar zer Schlund ist auf mich gerichtet . . .. Geladen, schußbereit! — Der Haupt mann kommandirt: »Feuer!« — Der erste Schuß geht los; die Distanz war zu weit bemessen. »Dann entladet sich das zweite Ge schütz. Der Schuß traf zu kurz Jn wenigen Minuten wird die Ent fernung genau bemessen sein und der Schuß wird treffen . . . .« »O! .Der Tod!. Er scheint mir bitter! Mein Leben war so schön .. so reich! ..... Jch sehe meine Kindheit vor mir meine arme Mutter .meine geliebte Frau und meine beiden reizenden Kinder chen, so hübsch und sein . . . . Morgen werden sie um den Vater trauern! Die Kriegsschule mein Regiment, meine Frau, meine Lieblinge!...« ,,. . . Jetzt ist’s zu Ende, die Schuß weite ist genau bemessen. Jch werde sterben . . . . beim nächsten Schuß . . · . es ist keine Rettung.« 1 Gern Acht Beten habe ich verlernt und« L. drängt es sich mir auf die LW schöne Gebet: ,,Baier unser, deg bist im Himmel . . . .« « s. -.k«-" Jetzt verstand ich mit einWck-«« warum die Augen meines Onkeli M starkem Ausdruck auf dem Granaiss ftück haften blieb« und sich vers-· fchleierten .» Es war der Sch Y, der ihm vors-, der Seele in’s Aug ,·«t-eg... . Französisch - eanadische Ost knuæo « - Manche AmerikanerZ welche ihre Sommer-frische in Canada, irgendws am St. Lawrenusstrom z« isehenWom I treal und dem Golf, verle ten, konnten auch in der verflossenen Sausen viel fach Zeugen einer uralten« haus frauen-Gepslogenheit sein-I die man sonst im nördlichen Americas wohl nir gends mehr findet. » . Die Französisch - Eanndrermnen hierherum werden in der Meist des Backens, sowie auch des Flei rostens von keiner anderen Hausstale , r Welt übertroffen. Allermeistensnv «.’« « gen sie das. Backen im Freie ( I in einem eiförmigen, ung — Eslimo-Hiitte erinnernderz — O »F Steinen und Lehm. Dies-Bau genau dieselben, wie die ersten T fünf Fuß hoch, der eigentliche O s-:«. theil aber nur etwa we" letzterem wird ein tüchztiges macht und dann wird in dem « ·; bau das Backwerk eingeschoben. dieser Oesen sind weit älter. als k» Menschenkinder, welche um sie hernsi wohnen; sie stammen noch ans dik ersten Jndianer- und Betst-iean tagen, leisten aber noch immer vorzii liche Dienste. -——-—-·-O-f-s-O— Der Züricher Schuster und de Zar. Der russisch-japanische Krieg scheir in eine neue Phase seiner Entwicklun treten zu wollen: Ein biederer Schul machermeisier aus Zürich hat den h s roischen Entschluß gefaßt, sich einzi mischen und als ehrlicher Mutter d Frieden zwischen Europa und Asis herbeizuführen Der gute Mai weiß, wo Rußland der Schuh driicl er hielt es daher für das besie, ( lden Zaren einen langen Brief i schönsten Schweizerdeutsch zu schreib und ihn höflich, aber dringend zu e ’suchen, die Mobilmachung einzustelle Es sei schade um das schöne Geld, do Idabei verthan werde, zumal wer ) man bedenke-, wie mit diesem Gelde d« szilinhandwerh besonders die Schust »rei, unterstützt werden könnte. E Hqu Himmel schreiendes Unrecht s .es, daß man so viele Menschen- ge einer solchen Satidquth wie es rem Vernehmen nach die Mund n « sei, umkommen lasse, und dersk sollte in seiner gesicherien Position» " Erwägung ziehen, daß jeder SQWQ sozusagen auch eine Mutter hat. Dei friedliebende Schuster aus iiriå wundeit sich sehr, daß der Zar iesel Brief, der schon vor einigen Wochesx abgegangen ist, bis jetzt nicht beant? loortet hat, obwohl das Schreibei ganz richtig: »An den Zaren Nikolau! m Petersburg Rußland" adresftr und mit einer Freimarke beklebt war Der rechte Kandidat. , Jm »Rockenhausener Tageblattjjs findet sich, wie aus Ludwigshaferfs (Pfalz) gemeldet wird, die folgen Anzeige: »Aus zur Wahl! Wählt wählt einstimmig Herrn Jakob Gie denn derselbe gibt Folgendes nm B sten: 600 Liter Wein, 8 Re Köcke, - Fasanen und UHasen Solche Leu müssen in den Gemeindevåth,.denn sorgen auch fiir den NaÆfMF » Viirger.« « - .- —— Zier-streut K IS ; Frau Professor: ,,Christi oNe iKüche sitzt schon eine JStunI Soldat. « " Professor: »Der muß hal « sitzen « « s Aus der Sehnt-k Lehrer: »Sag’ mir, Fritzchech haben wir für Cokonien?« « Fritzchen (mit freudiger Hast): riencolonien, Herr Lehrer!« Backfisch - Schwäcmerei. z. " »Ach, Eise, der neue Tenor ist : entzückend! Und eine Stimme hat wie Schlagsahne!« "« Ob er Recht hat? -. » »se- ssw ·-" d IYOlgm »Dente Dir, Onkel, der Papa will nicht zugeben, daß Ellen den Lientenant heirathet; ek- « " Umm ' Onkel: »Na, ich finde, er ist ein netter Menschl« Olam »Ja, uns will er fchpn ohne Mitgift l)eimthenl« , Onkel: »Für so dumm hätte ich ihn allerdings nicht gehaltenl« ; , .,z«;.-IL»2"-c«, . «