...----I----.---A--.----. No. 135. — Die Wedesweb letn is den an- J nete Dag zu « mich komme un hot gesagt: »No, Lizzie, das duht aw wet doch eini ges biete, ich sin doch immer e ute Freund zu dich gewese un hen di schon e ganze Latt Fehwersch ge n, awwer das geht doch e wenig zu weit. Ich hen schon so viel for dich edahn, daß ich doch e klein wenig pprieschjiehschen hätt eckspeckte könne, awwer in dich hen ich mich schrecklich geirrt, du host mich was mer uff deutsch sage duht, fierfull diesepcuntett Dann hot se sich an en Stuhl falle loß un hot gestart zu greinn wie e Behbie, wo sei letztes Stickelche Kendie von en Hund eweg geschnappt shot kriegt. Jch hen.gesagt: Wedesweilern, gen ich gesagt, du host jetzt e ganze att getahkt, awwer du host verdvllt wenig gesa t un was du gesagt host, sell is Non ens gewese. Wann du aw wer denkst, du hättst mich schon so viele Fe wersch gedahn, dann sollt ich lage, da du do mißtehken bist. Wann ch e hwer von dich kriegt hen, dann hen i· dich immer verdollt gut bezahlt dafor, bilahs ich will nicks geschenkt hen. Wann ich alles uffzähle wollt, ivas ich schon sor dich gedahn henn, dann könnt ich bis morge schwöße un hätt noch nit alles esagt. Jch deht dich in die erschte Lein fa e, daß mer Euch in unser Prappertie for nattinas lewe lossc, bikahs du kannst doch nit sage, daß die paar Schilling wo Jhr uns gewwe duht auch nur wie Rent gucke uht. Jch deht dich ferner sage, daß mein Hast-and der Philipp Euer Biß neß usfgebitd hot un daß Jhr ganz alleins von ihn lewe duht un daß Jhr es nur ihn zu verdanke habt, daß Jhr jetzt so gut ab seit» daß Jhr so inde endent sein könnt; ich deht dich auch sage, was Jhr in die Zeit gedahn hätt, wie Jhr so hart ab gewese seid, daß hr Jemand gern fünf Dahler for e ressent gemacht hätt, wann er Euch echs Schilling geborgt hätt; spawtver ich sin e viel zu ettjutehtete Frau un gleiche nit mit den was ich for Jemand edahn hen, zu blohe un zu htäcke, wie gIhr das duht, als daß ich auch nur ein Wort driwwer verliere deht un for den Riesen fin ich auch ganz still un denke mein Deihl. Jn die erschte Lein, dent ich is es nit mehr wie recht, daß du zuerscht emol ecksplehne duhst, was die Mätter is, hifohr daß du starte duhst Schlörs nach mich zu werse Also spitt it aut!« Jch kann Jhne age, die We desweilern war arig surpreist, wie ich den Weg zu se getahkt hen. Se hot zu erscht nit gewißt, was se sage sollt, bikahs ich hen ja doch gar nicks gesagt wo se hätt insoltet driwwer fühle tön ne. Nach e kleine Weil hot se gesagt: «J chtann e ganze Latt stende, awwer was zuviel is, das is zuviel. Mei Komplehnt geht gege den Philipp. Er is so ebaut e halwe Stund zurück in unser Platz komme un ich denke er hot chon e wenig gut gefühlt. Jch hen ge ·agt, daß ich gedenkt hätt, es deht e ganz anneres Lewe in die Schule kom me, wann er an den Bohrd of Ettju kehschen komme deht, awwer es wär ecksäcktlie noch so ratten wie vorher. Do is doch schuhr genug nicks dabei, awwer was denkste, was er gesagt hot: die Schule wäre ahlrecht, awwer wann emol e Schul for Mantis un Guhses estart deht wer’n, dann deht er dafor chasfe, daß ich in den Bohrd off Ett ukehschen elecktet wer’n deht, dikahs so e Jnstituhschen könnt ich besser ton ne, wie einiger annere Mensch. Er wollt mich blos noch den gute Ettweis gewun, nit iwwer Sache zu spreche, wo ich noch nit so viel wüßt wie sei aß; wann awwer von den besteGutts or Dischriicts un die beste Pallisch for n Stohf zu pallische die Red is,dann könnt ich mitspreche, bitahs er deht immiitschinne, daß ich davon en Ver gehsternich hätt- An die Bahr hot der app-Dieler un der Bier-Kolleckter un noch e ganze Latt annere Schentel männer gestanne un die hen gelacht, daß michs fascht das Herz abgeschnitte hot; ich hen alles ste n und liege losse, un sin zu dich gelau e for dichs zu sa e.« Offe gestanne hot michs fast zu oht getickelt, daß der Phil emol Kor retsch genug«u«ffgegiat«hot for sie emol e Pieg von sein Meind zu gewwe, vi tahs se how plentie verdient un ich hen auch schon lang zurück mein Meind ussgemacht, daß se’s emol von mich zu höre kriegt, wie se’s in ihr ganzes Lewe noch nit gehört bot, aivwer die-— elwe Zeit hen ich doch teinder farrie or se gefühlt un ich hen getreit sie widder e wenig zu beruhige. Lucie hier, Wedesweilern, du mußt nit un tiesenebbel sein, hen ich gesagt, der Philipp is mit Leib und Seel be sein neuer Seht-pp un er hot wie mer uff deutsch age duht, c Stoddie draus ge macht: pt den Riesen kannst du i n auch ni diehme, wann er’s nit iten e kann, wann ebbeg ge e die Schule ge Ekoche werd; et dugt mich ja ganz nselwe Weg triete un ich derf kein Wort sage, dann werd er qleicke ecksei tet. Awwer ich hen eingesehm daß er teJt hpt un do n ich liewer still. Ich wi dich noch e des annekfchter sage. Lo? heut eml dein Satuhn sein, der We estoeiler kann sehn, wie er mitaus dich fertig werd. Der Katlie was un ser verheiratdet Bub is, der werd heut zum sechsunzwanztgfte mai gebote un do duhn ich dich inmtte mit zu gehn. Ich hen ihn e neues Bettruhmsett Ie tauft un ich dehtdoch gleiche zu h«te wie du'3 gleiche duhfi. Mer drinke dann e Koppche Kassee un hen e paar angenehme Stunde. Willst du? Schuhe Ding, hot se gesagt un das hen ich auch gar nit annerfchter eckspecktet, dikahs neugierig is se ganz schrecklich. Se is schnell heimgelaufe for sich e we nig uffzufickfe un dann sin mer losge schowe. An den Weg hen ich se noch emol wege den Phil ins Gewisse ge sproche un se ho mich geprammißt, daß se ihn nickif nachdrage wollt un daß unsere Freundschaft kein Stoß erleide . sollt. O ei tell fuh, es nimmt mich for usszumache. i Mit beste Riegards thrs ’ Lizzie Hanfstengei. --——-.O Musik und Thiere. Bekanntlich ist das Pferd von Natur ein Freund, der Hund ein Feind der i Musit. Wie weit die musikalische Em- I psindlichkeit dieser Thiere geht, wissen wir nicht, wohl aber, das; sich das edle » Roß besonders für Fanfaren begeistert » und der Hund namentlich Saitenin- ; strumeute und Drehorgeln haßt. Der s Katze wird ob ihres Gesanges, der» Stein erweichen, Menschen rasend ma- ! chen kann, gewöhnlich jedes musik alische i Gefü l abgesprochen, in Wirklichkeit aber esitzt sie für Töne ein sehr feines Ohr. Jm allgemeinen zieht sich die » Pauska e bei ungewohnter lauter Mu ang tlich zurück, dagegen scheinen sanfiere Klänge ihr zuzusprechen. Ver uche die man neuerdings in London und Paris über die Wirkung der Mu- ! sik auf verschiedene andere Thiere ge- T macht hat, sollen folgendes ergeben ha- » ben. Spielt man Affen aus einer » Geige oder Flöte eine lustige Weise vor. so halten sie im Laufen, Klettern und Springen inne und horchen ruhig zu. Elefant und Nashorn zeigen sich für Musik völlig unempfindlich, dagegen geruht das Flußpferd, sich beim sKlang der Töne zu erheben und sein plumpes Haupt etwas zu bewegen. um sieh dann aber wieder in sein nasses Element zurückzuziehen. Die Tiaer lieben sanfte und geiragene Melodien äußern aber ihre Mißbilliguno bei lärmenden fröhlichen Weisen. Das Krolodil lauscht der Musik mit Wohl behagen und öffnet dabei seinen weiten Rachen. Der Bär sieht sich beim Ton der Fläte oder Klarinette um. be schnüfelt den Boden und die Lust, geht der Musik entgegen und wandelt dann hin und her. Der Kondor geräth durch die Musik in sichtliche Errettung die Adler dagegen nur bei scharfen Tönen. Die Pinguine setzen sich bei dein ihnen gebotenen Ohrgenuß in Larsch, und das Känguruh nimmt, nachdem es sich von einer kurzen Beftürzung erholt hat, sofort Boxerstellung ein. —--·—..-s— Griechische Stenographie. Bis jetzt war die älteste besannte Stenographie eine aus dem Jahre 164 nach Christo, obwohl man weiß. dafz auch Tiron, der Sklave Ciceros die Kunst der Schnellschrift verstand: von ihm stammten die Tironischen Noten. Doch durch die Auffindung eines Paphros in der alten Stadt Oxhrrhngon erfahren wir, daß schon im Jahre 155 nach Christo ein dortiger vornehmer Bürger feinen Sklaven ammon dem Stenographen onios in die Lehre gab worüber ein Vertrag auf dem Papyros voll ständig erhalten ist. Danach soll der Sklave zwei Jahre von dem Sohn des Apollonios Dionhsios unterrichtet werden, wofür 120 Drachmen zu zah len waren, wenn der Schüler vollstän dig stenographisch schreiben und lesen gelernt hatte. Dieser Pavnros ent hält somit den ältesten Nachweis sür griechische Stenographie, denn der ne nannte Lehrer Apollonios sowie -der Name des Sohnes Dionysios lassen daraufschließen, daß sie Griechen wa ren. —- —-—.-.——-—— Silber-rieb Wohnung Eine silberne Möbeleinrichtung siir S100,000 ist in London siir einen in dischen Fürsten angefertigt worden« Sie besteht aus einem Himmelbett, zwölf Eßzimmer- und Lehnstiihlen, zwei Nuhebetten, vier Tischen, einem Salonschrank sund einem Toiletten tisch. Alle Möbel sind aus gediegenem Silber; sie wiegen über 2000 Pfund. Die Bettstelle allein wiegt 500 Pfund und jeder Stuhl durchschnittlich 75 Pfund. Die Möbel sind im Stile Ludwigs XIV. und XV. Das Kopf ende des Bettes zeigt eine allegorische Darstellung des Schlases nach einem Entwurf von Alsred Moore, und das Fußende stellt tanzende Nymphen dar. Die Verstellung dieser Möbel, die wie ein Traum aus Tausend und eine Nacht wirken, hat sast ein Jahr in An spruch genommen. Ein New Yorler ist um 810 gestraft worden, weil er ein Umsteigebillet der Straßenbahn verschenii hat. Es gilt, bemerkt die Washington Post dazu, in New York als Verbrechen, über hauptetwas zu verschenken. i- s- se Jn erster Linie kommen die Anna herungen an Kaiser Menelii regel mäßig den zoologischen Gärten zu gute. «- sis s Das Glück ist blind; man öffne da her, wenn es einem einmal begegnen sollte, die Augen. si- - « Kannst du Großes nicht, so thut das Geringste mit Treue Ein Tag im Jahre . . . Von Alsred Semetau. Ein Tag im Jahre . . . Daß die Erinnerungen doch nicht weichen wollten! Als sei Alles gestern erst geschehen, so stürmisch drangen sie auf ihn ein. Aber nie stärker und überwöltigender als an solch’ einem grauen von Nebel und Feuchtigkeit erfüllten Oktober-oben « Wie einsam es n war! Wie still, todtenstill im Haus. Als habe Nie- » mand in ihm je gewohnt! J Und doch —- war es gar so lange her, daß ein Yauensuß über diesen dicken, bunten eppich geschritten und ein kleines Kindersußpaar über die farbigen Muster getrippelt waren? Und ihm schien es jetzt länger als ein Jahrzehnt her zu sein: Da hatte hier ein Weib, sein Weib gewohnt, das ihn mit aller echten Liebe ihres starken Herzens geliebt hatte,, da hatte ein Kind, fein Kind, ein blond gelock tes Mädchen mit zartem Gesicht und blaugrauen Augen hier auf dem Tep pich gespielt — —- und wie sehr er das ind eliebt hatte, kam ihm erst zum Bewu tsein, als es ihm für im mer verloren gegangen und mit der Mutter für immer verschwunden war. Und wer trug daran Schule Nie mand alsert Hätte er sich nicht durch jene An dere verführen lassen, wäre er gegen ihre lockenden Worte und glühenden Blicke fest geblieben —- alles wäre noch wie einst und er kein einsamer Mann. Wie konnte er sich nur von der Anderen verleiten lassen, mit ihr hin aus in die Welt zu ziehen, Weib und Kind zu verlassen, im tollen Taumel Ehre und Pflicht zu vergessen? Er begriff es später selbst taum Und war nicht die Strafe dem Fre vel in Kürze gefolgt? Sie, um deret willen er das T uerste verließ, was er besessen, verlie ihn, betrog ihn mit einem Anderen, wie sie vorher einen Anderen mit ihm betrogen. Wären seine Augen nicht früher ge trübt und verblendet gewesen vor Lei denschaft, so hätte er dies Ende vor aussehen müssen. Daß sie ihn betrog und verließ, schmerzte ihn weniger als daß es seine Eitelkeit verletzte — er tam sich lächerlich vor; aller Augen, meinte er, seien auf ihn voller Spott und Zufriedenheit gerichtet; ihm war ganz recht geschehen. Je mehr die Treulose ihm ein Schatten wurde, der ihm nichts mehr galt, desto deutlicher trat die Vergan genheit mit ihren alten freundlich hel len Bildern aus der Tiefe seiner Seele hervor. . Sie rief ihn an und zu sich zurück, sie spiegelte sich ihm llar und sonnig, er schloß die Augen und sah doch alles deutlich wie's gewesen. Und beschä mender Schmerz überwältigte ihn, Es zog ihn mit aller Kraft zu seinem mißhandelten und getäuschten Weibe, er hätte sie um Verzeihung anflehen mögen —- aber immer wieder hielt ihn der Gedanke aus: »Sie kann Dir nicht verzeihen, sie wird Dir nicht ver zeihen.« Um der ihn mit schmerzlich süßen Bildern umdrängenden Vergangenheit zu entgehen, hatte er sich wieder in den Strudel gesellschaftlicher Genüsse gestürzt, und als das nicht half, war er auf Reisen gegangen, die ihn Jahre lang fernhielten. Doch auch so war er ein einsamer Mann geblieben: er vergaß nicht, er lonnte auch nicht ver gessen, selbst wenn er gewollt hätte. Noch stärker drang das Schuldge fühl auf ihn ein. Als sei es am vergangenen Tage geschehen, so leibhaftig greifbar stand die Scene vor ihm. Auf seiner Heim reise war's, am Bortage von Allersee len zu Augsburg Da hatte es ihn binausgeführt mit den Menschenm gen auf den Friedhof, willenlos hatte er sich vom Strom treiben lassen. Ein grauer Nebeltag, der schon in dieDäni merung überging! Da lagen die Gräber, lange, breite, große, lleine und kaum eins, auf dem nicht ein Bäumchen mit brennenden Lichtern stand, aus deni es nicht bunt von farbigen Blüthen war. Und über all an edn Gräbern knieende, betende Menschen. Vor den großen Fenstern der Lei chenhalle, hinter denen die Todten lagen, staute sich der Strom: Da lag, die Hände über die Brust zusammenv gelegt, zwischen den Fingern ein paar Veilchen, ein alter Mann, dem das Leben nichts mehr hatte bieten können und dem der Tod als Erlöser gekom » men war. Neben ihm ein Mädchen im blonden Haar den Brautkranz, die Finger um ein dünnes, weißes Kreuz geklammerü Daneben zweigeschloss » sene mit Kränzen bedeckte Särge. Vorbei an den Fenstern wälzte sich ’ die Menge und er mit ihr, um vor dem letzten Halt zu machen. Dort stand taghell erleuchtet in einem klei - nen Blumengarten ein Sarg und in ihm lag wie umfangen von tiefem Schlummer ein Kind —- sein Kind. Er wußte nicht, wie ihm wurde. Er mußte sich bezwingen, um nicht laut auszuschteien. Als peitschten ihn die Furien, so jagte er davon. Nun begann eine neue Zeit der Un kast für ihn. Nitgends fand er Ruhe und Frieden. Er sah immer das blasse, wie in einem glücklichen Traum noch lächelnde Kindergesicht vor sich --—-— ge schlossen die Augen und Lippen« er garbtt die Hände und der jugendliche et . Und neben diesem Mädchengesicht ein anderes, dessen Augen sich aus ihn voller Schmer und Anklage hefteten: »Auch das haft Du verschuldet!« Wie konnte er nur diesen Augen entrinnen? Er suchte sich zu zerstreuen, zu betäuben, er ging wieder auf Rei sen — — alles war umsonst. Er konnte sein, wo er wollte, — die Augen sahen ihn mit stummer und doch so beredter Anklage an. Und als er nach Jahr und Tag heimkom, zog es ihn mit unentrinnbarer Gewalt in die Stadt zurück, in der sein Kind begraben war. Wenigstens im Tode mußte er ihm nahe sein. Er schloß sich ab gegen Freunde Und Bekannte; gegen jeden Verkehr, er war eineinsamer Mensch, der mit der Welt, in der er einst gelebt, nichts mehr zu schaffen haben wollte. Wo seine Frau lebte, wußte er nicht. Er erfuhr nur, daß sie auf Reisen gegangen war. A auch Je tzt wie früher kam ihm der Gedanke, mit ihr Frieden zu machen, ihre Verzeihung zu erbitten, um so Ruhe auch für sich zu finden, dann aber kam ihm der Gedanke: »Sie wird Dir nie ver geben«, und der war stärker als der erste. Es war nichts mehr zu ändern — l Alles war dahin. Er mußte sich darin finden. Und doch —— was konnte er thun gegen die Erinnerung? Nun kam ihm ein Gedanke, der ihm noch nie aufgeblitzt war — —- ihn mußte er verwirklichen. Wieder kam Allerfeelen mit seinen leuchtenden, bunten Gräbern und knieenden, beten den Menschen —- ein feuchter, grauer Nebeltag. Noch nie war er diesen Weg gegan gen, das Schuldgefiihl hatte ihn fern gehalten. Auch jetzt ging er ihn langsam, zögernd —- dahin zwischen Gräbern und betenden Menschen. Alle hatten sie jemanden zu bewei nen, aber war ihr Schmerz größer als der seine? Da lag das Grab. Jhm schwamm es vor den Augen. Er sank in die Kniee. Er lehnte den Kranz an die Ruhestätte. Den Kopf stützte er auf die Hände — so that er Buße. — Wie er die Augen erhob, sah er eine Frau das Gesicht in dunklenSchleiern verborgen, regungslos, die Augen auf ihn geheftet. War sie später erst gekommen, oder sah er sie erst jetzt, nachdem es in ihm stiller geworden war? Da waren sie wieder, diese Augen. Er taumelte auf, er wollte fort — fort — — Aber es zog ihn nieder vor sie. Worte dkgmgten sich chihm in die Kehle, aber kei kam über die Lippen Er konnte nur mit flehenden Augen die Hand der Frau nehmen, die sich Ihm leise zuneigte Und er fühlte, daß sie ihm Vergab, vergeben mußte — hier am Grade sei nes Kindes. Und nun kam der Friede uber ihn. Brennende Berge. Die Selbftentzündung von etwelchen Massen im Schoß der Erde ist eine der merkwürdigsten und gefährlichsten Er scheinungen, denen ein Bergmann be gegnen kann, zumal ihre Entstehung weder den Sachverständigen des Verg baues noch den Ehemilern so hinrei chend bekannt ist, daß sie in ihren Er klärungen übereinstimmen Der be rühmteste brennende Berg, von dem die Menschheit weiß, ist eine Stelle in Kleinasien, die zur Entstehung der Sage von Chimära, dem von Bellero phon besiegten feuerspeienden Unge heuer, Anlaß gegeben hat. Vermuth lich hat es sich dort um einen ganz ähnlichen Naturvorgang gehandelt, wie er noch jetzt glücklicherweise nicht allzu häufig beobachtet werden kann. Für eine Selbstentziindung muß eine Reihe vonVoraussetzungen erfüllt fein. Eine der Vorbedingungen ist eine schnelle Aufnahme von Sauerstoff durch Kohle, verbunden mit einer leb haften Erhitzung Der Zutritt von Feuchtigleit kann dann zu einer noch schnelleren Zersetzung des- brennbaren Stoffes führen und daher auch zu ei nem wichtigen Faktor in der Erzeu gung eines Brandes werden. In je dem Falle, in dem eine solche Selbst entzündung in den Bergwerken be obachtet wurde, ist das Vorhandensein von kleinen Kohlentippen oder anderen brennbaren Stoffen in der Nähe des Ursprungsortes nachgewiesen worden. Zur Vermeidung solcher Katastrophen tann der Bergmann nur insofern et was thun, als der überniäfsige Zutritt s von Sauerstoff in taubeg Gestein ver s hütet wird. Gelöscht können derartige -Br«cinde nur durch Ablühlung der er hitzten Stoffe oder durch deren Be « seitigung werden. - —---—— 994,762 Kriegs - Pensionäre hat Onkel Sam, beinahe alle noch vom Bürgerlrieg. So ein Pensionat ist jedenfalls ungemein gefundheitsför dernd. si- -i· is General Kuropatlin benütztJetzt im Felde ein Automobil. Wenn’s eines ist, mit dem man gegebenen Falles schnell genug umlehren kann, ist das ja sehr praktisJ V In Klondile kostet Pfeffer drei Dollars per Pfund. Wirklich ein ge pfefferter Preis. « is Es giebt Erfahrungen, von denen man schweigt, weil man sie auch an deren gönnt. -l- si- DI Nur mit den Augen anderer kann man seine Fehler sehen. ————-——————"—« -....,..— — .- ..-. ——-;—-.—F.—— « Wem gehört Los-dont London, 24. November. Jin Hause tupper Grosvenor Street No. 33 ist sdieser Tage ein Knabe geboren wor sden. Sie-meinem das-wäre«nichts. ! Besonderes, denn es passire alle Tage. ;Gewiß. Dieser neue Hemdenmatz ijedoch ist seinen Mitsäuglingen um ; mehrere Gummipsropsen vor-v aus. Sein Familienname ist Gros »venor. Aber sie ermessen dessen Nim sbus so ohne weiteres natürlich nicht. sKurz gesagt also, der kleine Erden biirger ist der Sohn des Herzogs von Westminster und Erbe des vielleicht werthvollsten Grundbesitzes im ganzen Jnselreich. Sein Vater ist einer der größten Grundrentner Londons. Sie Iwerden gleich sehen, was das heißen Iwill. Belannt ist, wie sehr in der Vertheilung von Grund und Boden im Vereinigten Königreich der Lati fundienbesitz überwiegt. 7000 Grund herren besitzen als Eigenthümer von 11,000 Gütern vier Fünftel des nutz baren Landes. Ein Viertel von Eng land gehört seinen Lords. Jn Schott land besitzen gar fünf Peers zusam men eins-Viertel des gesammten Bo dens. Halb England ist im Besitz von 150, halb Schottland von 75, halb. Jrland von 35 Personen. Daß in London ein ähnliches Verhältniß ob waltetJ ist weniger bekannt, aber That sache. Beschreibt man um die Nel sonssäule aus dem Trafalgar Square einen Kreis mit dem Radius einer deutschen Meile, so steht das davon eingeschlossene Areal im Besitz einiger weniger Grsanden des Reiches. Nur, daß die 50 Hektor, die zum Beispiel der Herzog von Bedford im Londoner Westend besitzt, um ebensoviel schwerer wiegen als die 100 sQ dratmeilen schottischer Moore des H zogs von Sutherland, wie etwa ein 800 Qua dratmeter großer Bauplatz Unter den Linden mehr bedeutet als eine Herr schaft von 3000 Morgen in Ostpreu ßen. . Noch vor einigen hundert Jahrenl war es anders. Damals gehörte der größere Theil des unbebauten Landes in Londons Umgebung der Kirche. Das Erzbisthum Canterbury, das Bisthum London und das Kapitel von St. Paul waren die großen Grundei genthümer des unteren Themsethales. Aber die anglikanische Kirche erbver pachtete zum Beispiel einen breiten Streifen des heutigen Bezirks von Canden Town und St. Psancras der Familie Fitzroy, deren Haupt heute der Herzog von Grafton ist, und zwar zu dem schon für damalige Verhält nisse lächerlichen, für heutige grotes ten Jahreszins von 300 Pfd. Sterl. 81500. Aus ähnliche Weise ge langten die Grafen Cadogan in den Besitz des Bohemeviertels Chelfea, die Baron-e Howard de Walden, eine Zweigfamilie des herzoglichen Hauses Norfoll, in den weiten Strecken nörd- - lich von Oxford Street, die Grafen Jlchester in den von Holland Pakt und seiner Umgebung, die Marquesfes von Salisbury in den des Striches zwischen Themse und Strand, wo der riefenburgartige Prachtbau des Hotels Cecil weithin sichtbar den Familien namen des Grundherrn verkündet. Jüngeren Datums, aber verwandten Ursprungs ist der Londoner Grund besitz der Markgrafen von Northamp ton im Clerkenwellbezirl, der Lords Alington in Hoxton, Lord Llangat tocks in Camberwell, Lord Batterseas in Brompton und Lord Amherfts in Hackneh. Sie alle ziehen aus ihren Liegenschaften- Jahreseintünfte mit fünfstelligen Zahlen in Pfunden Ster ling. Ueber der kleinen Schaar von großen Grundeigenthümern jedoch schwebt eine Tetrarchie von ganz gro ßen. Diese besteht aus den Herzogen von Westminster, von Portland und von Bedford sowie dem Viscount Portman. Lord Portman ist zweitausendfacher Hausbesitzer. Diese Ziffer ist schnell hingeschrieben, und noch schneller läßt sich darüber hinweglesen. Jhre Be deutung zu ermessen ist nicht viel leich ter, als sich den Kubitinhalt eines Sternes oder eine Siriusweite vorzu stellen. DerPortmansche Grundbesitz bedeckt ungefähr 100 Hektar des werthvollsten Westendareals Er um faßt sämmtliche Häuser zwischen Ba ker Street und Edgware Road und die aristotrsatischen Quartiere von Gloucester Place, Manchester Square und Portman Square. Vor 16 Jah ren kam der jetzige Lord Portman in die glücklichste Lage, in die ein Haus wirth gerathen kann; er durfte seine sämmtlichen Miether erbarmungslos steigern. Fast alle langen Kontriakte des weiten Koniplexes, der ihm gehört, liefen im Jahre 1888 ab. Seit ih rem Abschluß war infolge der allge meinen Entwicklung Londons der Bo denwerth enorm gestiegen. Mit einem Schlage konnte der Beneidenswerthe die Miethen in seinen 2000 Häusern auf das 7- bis 8fache der alten Nor mirung erhöhen. Lord Portman be-« kam die Sache ausgezeichnet Er istj einer der reichen Männer Europas. Unmittelbar an den seinen stößt der herzoglich Porilandsche Grundbesitz.. Dazu gehört vor allem die breite, schöne Avenue, die als nördliche Ver- » längerung von Regeni Street unter-! dem Namen Poriland Place vorn Langham Hotel nach dem Regentö Park führt. Sie ist eine der fashio-; nabelsten Londoner Straßen. Außer vielen andern reichen und angeseheneH Leuten wohnei dort der Minksex Indien St Ihn Brodtich z ; here Minister dks Jnnern Rid frühere liberae Kabinett-J «. H Bryce, Prinz Guard von T-—’-,.«-E . Weimar und Si George Lewisszt . erste der englische: Sachwaltet. T Höhe der Häusermiethm entspri « Eleganz des Viertels- In Street, unweit Bertelet Saurer-, t« ein unscheinbarer Rohziqelbau. Seine Bedeutung entspricht deimigeu man-. ches deutschen Finanzoänisterian. Dorthin fließen die Metherttiige sämmtlicher Häuser des Pntlgnpschen Grundeigenthums Sie bei-lasen sich insgesammt annähernd 21X3 Millionen Dollar, damit balancirt ungesähk der· Staatshaushaltsetat des Großherzog thums wOldenburg Die Domänen des Herzogs Bedford liegen etwas weiter östIInsl Sie umfassen rund 50 Vettar Bloomsbury und des 7 bisZ essettak großen Bezirk von Covetdt Gardetr. Bloomsbury mit seinen lange gerad linigen und rechttvinklige » kennt beinahe jeder, der mehrere Wochen in Lond ten hat. Wem die eigene Romanen. Es ist das Qui-H -, das Britische Museum« « « ding· HOUSC«- chltk par texts-UT wo über jeder Hausthür ein »Es-; s L vermiethungsplakat prangt-» H — nicht mehr die Gegend deth « « - Eleganz, bloß der schiibigen « trotzdem die Zimmerpreise irr B- J » bury durchaus nicht billig · das Pensionsessen dort ithF schnitt niederträchtig ist, so ist du« weniger die Habgier der Pensio wirthe, die auf ihre Kosten-»Im · müssen, schuld, als das Wettst Finanzgenie des herzogkichin W herrn und seiner Agenten. Jn Gent Street oder auf RusselI Square hu ich immer das Gefühl, inmitten ein Stadt von Raubburgen zu stehe Nur lauert der Ritter dem arglos« Fremdling nicht mehr in eigener Pe son auf, sondern er zieht ihm die Si berlinge durch seine Miether indire aus der Tasche. Jst der Herzog Bloomsbury außerdem der Grunde genthümer des British Museums m des University«College, so stehen I Covent Garden auf seinem Grund us Boden das Opernhaus und die Mart hallen Diese bringen den schwerst( Tribut ein. Von jedem Korb Ki schen, der verkauft wird, erhebt d Herzog eine Abgabe von einem halbi Penny. So wirft die Besteueru der Obst- und Gemüsekarren alle jährlich 850,000 ab. Dazu kommt d ungeheure, von Jahr zu Jahr was sende Miethzins der Tausende vr Verkaufsständen in den gewaltige glasiiberdachten, aus Stein und Eises erbauten Hallen Stunde mir arme-n Schluckef Wahl frei, ich würde mich trotzalled weder mit dem Portman’schen, not mit dein Portland’ schen, noch auch ml dem Beford schen Grundstücksbesitz bk gnügen, sondern keck nach dem Herzog-H von Westminsier greifen. nennen das unbescheiden und meine die andern thätens schließlich au f Gott, ja; aber warum soll der Mens( , jselbst im Wünschen luielerig sein Und bedenken Sie: das Herzvgthut Westminster begreift außer 12 ,0q Hektar in Chesire und Flintshireits-«s ..50 Hetiar Londoner Bodens in s-J sdarunter die beiden vornehmsten u«:. ztheuersten Quartiere des Westend Belgravia und Mayfair, deren blo Namen längst Symbole sür meirch haften Reichthum« unaussprechli Arroganz und raffinirtesten Lu geworden sind Jn die Taschen, gHerzogs von Westminfter steuernn. wie m die seines OberhaustospÅH von Bedford, Zimmervermiether Griinkramhändler —s. - —-,. lauf den höchsten Stufen u Eins s Sipsel der Gesellschaftspyramide steh sist ihm grundrentenpflichtig. Eis Kategorie von Häuserpächtern jedol ist allen diesen Grundstücksmagnat sgemeinsam an das edle Herz gewaå jsen. Das sind die Schankwirthe Ei s»Public House« bringt im Verhaltni Wehr Miethe ein als der Palast de Gründertönigs und das Stadtha " des provinzialen Ländereibesihers J 28 der dem Marquis os Salisbu gehörenden Häuser befinden si Branntweinschänken. Daher die ziir liche Rücksicht der Tories auf die» rechtigten Interessen« der Knei ni l)aber, daher die laxe Durchsii tun des neuen Schankgesetzes, das die allerschlimmsten Austvüchse . Altoholismus gerichtet war. Am Spätabend des Tages-, der di Geburtsanzeiqe des Westininstererbg brachte-. ging ich durch eine densng erleuchteten Nebenstraßen von jet» ria Street. Durch die blanken, mahc goniumrahinten Spiegelscheiben eidez »Public Hause« fiel durch die nebelt erfüllte Herbstluft gtelless LampenlW bis mitten auf den kothigen » damm. Dort lag, besinnungslos s l trunken, eine Mutter mit ihrem L-« läng. Jch dachte an das rei gcntind von Upper Grosvenot auf dessen dereinftigem ers gebiet das arme Weer rii elte.·"·« gleich darauf fiel mirein graues in Montague Street ein, das R · des Herzogs von-«Bedford.«s-s wächst ein Baum aus einem K das früher einmal bei Nachgra arbeiten zutage gefördert ward-. ses Kästchen ist-ein Mut-ersl Conftantin von