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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 30, 1904)
FK r a eh . Roman von Hanns von Zoöektitz. , CL- Fortsetzung-) Eine W Viertelstunde noch Heini Minenklang im Winter satte-. Dei Mee blieb unberührt vor i · b sich Ebethatd: »Wenn tm er H. wliebe Lota machen Win und lchk » das Geschäftliche ab — M «- Lefezimmer »’gith gewiß M- " Mädchen —« « g:e stumm den Kopf. tsie allein, mitten unter Dei » Gesellschaft »M- T hatte ihr noch ein paar Blätter hingelegt und die , Unndschau«, die er sich nach ieß — das Blatt von vor nicht an Lesen Nur das wieder: »Der arme WillyI eine Willw , -«« ietzt-er Palmengruppe zirpten Mit-splittern Daztvifchen von den JHtifOn rechts und links, halb Unterhaltung, das ISYN einigen Jünglingen im » paar koketten Amerikane « " M und wann ein Rücken tiefen Kotbftiihlr. ein leises Mir »Im Tassen und Molkalöffelm von seidenen Röcken, das ’ n der stellver» ; a hatte sich weit zurückgelegt, die , M geschloss en »Der arme arme Win !« s lich richtete sie sich jäh auf und set Berliner Zeitung Sie sie oberen Bl ter auseinander, - sie zii Boden. Nun hatte sie endlich, was sie suchte. «... Die Deroute, die unseren -i i betroffen, machte heute noch e, ii si unerfreuliche Fort « an asi allen Gebieten. Die - « n aus Südasrila, die jede sicht aus Frieden ausschließen, die —-.« - Kosten der Chinaexpedition, ungiiii nstigen Depeschen von der Yorker Börse, höchst flaue Mel « vom rheinischen und oberschle Exil Eisenmarkt —- das alles drückte Anfang an auf die Stimmung. - - wirkten allerlei unlontrollir s « chie über eine unserer an sss ’ s Hypothekenbanlen durch Vet.kehr Und endlich — und das « das Schlimmste —- lagen aus der stmns aus den Kreisen des Publi sp diese, meist wohl unliinitirte »-«7« orders vor, daß selbst unsere ' «’ " — sprungweise Kurs-ein » erlitten Unter den Industrie Krschte zum Theil eine Ver - Hi in erschreckender Weise an Ta- des großen Krachs von 1873 Es folgten eine Reihe von Zahlen ad Neu nnd dann: »Auch Prome slithx in letzter Zeit ein Favorit ever MML fielen unaufhaltsam bis Mira-Wem wiederholt von sehr endet Seite der Kurs zu stützen ver winde. Das allgemeine Miß auen des Marttes bot der Konter necelegenheit zu immer neuen F dies Blatt raschelte zu Boden , Das also war es Hatte sie es Vg: geahnif Aber war das nicht assie geahnt hatte? d so weni von diesen , s undeutli erinnerte sie , nnyäßzdetr lalte Orgelh ihr ein « r se te eine a l gezeigt « « « «Mtheuslicht 506. Also IT - r ja mehr als die "« « PS . « rthes verloren haben! «—«- s· das schon Pralls Rachewerts . " war es Leichtsinn der leitenden - iietf Oder wirklich nur eine Wir , i . der allämeinen Lage? s, yl Armer Willyt U Und dann, mit einein Schlage, »deklari: Te der Selbstvorwurs: »Und dethardi Dein Mann! Denkst du an -,- — uleiti Wie wird er es tragen? z es ihr denn nicht wie Willyl Es —d«. ihn-—- ohIe Schuld!« Da hatten die beiden mit ihr am bisch ge essen, als ob gar nichts ge schehen ei. Wie war das nur mög lich, denkbar? Und jetzt hatten sie keine Verhandlung in der es vielleicht um Sein oder Nichtsein ging. Und Fig-ei sollte Hier ruhig ausharrem beim andolttieullang unter all diesen gleichgültigen Menschen, diesen Globe trottern — Hastig and sie aus und ging auf den Kot-ei r hinaus. Sie wollte ins Leseinmer, zu ihnen. Aber ais sie schon die Hand an die Thisrklwce den hatte, sah sie durch Ue h- iegeischeiben beide Herren waschNägel-Mann itgellassenem Ge W zwei Männer-, für die es am Æsein oder Nichtsein handelte, schen? War das auch MMTEWsibeherrschung oder ,: - ;- « hats-ihr die err ete Phantasie CW gespielt? Zas war am - « » gar nicht schlimm. Nur . idung malte es sich so. som nGeschäsh von Ge vvn der Kunst, diese zu vermeiden ssgteich dee Kräfte» lt . Meine kluge Lora! hatte der Onkel immer gesagt. War sie nicht soeben c if dem besten Wege gewesen, eine rechte Thorheit zu begehen —-« Sie blickte noch einmal, schärfer hin. Ja, Willh sah nervös aus, . abge spsnnh Aber war er nicht ohne Un terbrechung von Berlin nach Rom ge fahren! Und Eberhardi Vielleicht war das liebe kluge Gesicht ein wenig ge töthet . . . aber er tauchte seine Zigarre und laulspchte anscheinend in größter Gelassen eit. . . . Thörin, die du bist! Sie hätten dich ausgelacht! Etwas beschämt ging sie weiter, den Flur entlang, zum List und fuhr auf ihr Zimmer. Als fe das elektrische Licht auf drehte, ah Toilettentisch liegen. sie einige Briefe aus ihrem » Der erste von Maria Apende JuI der noch etwas unbeholfenen großen Handschrift... vier Seiten, voll rüh render kindlicher Anhänglichkeit ,,...und eins muß ich Dir noch sagen, liebe gute Lora, aber ganz unter uns muß es bleiben, und keinem Menschen darfst Du es sagen, auch Onkel Eberhard nicht — Deine kleine dumme Maria fängt ganz langsam an zu glauben, daß ihr Hardi doch am Ende noch gut werden kann. Ge stern hat sie mir zum ersten Male einen Kuß gegeben, und Heimchen hat sie mich genannt und mir erzählt, daß Du mir den Namen gegeben hättest. Ein Geschenk also von Dir wieder. Ach Du gute Loka, wenn ich mich doch nur zu andern so aussprechen könnte wie zu Dir, auch ihnen sagen, wie schön ich hier alles finde und wie dankbar ich allen bin. Aber auch, und das ist gewiß nicht gut von mir, daß ich mich heim sehne, ich dummes Heimchen. So sehr sehne ich mich nach Lora vor allen, meiner Beschütze rin, meiner guten Fee, die mir der liebe Gott geschenkt hat...« Ein Brie; in Onkel Wellrieds mi kroskopifch einer Schrift dann. Lora mußte die elektrische Lampe vom Nachttisch holen, um ihn entziffern zu können. Es ging ihm gut, wenn er auch seine Lora entbehrte. Eine ileine Ab handlung, wie sie Michel Angelos Decke in der Sistina anschauen solle. »Einen Gruß an Professor Stein mann, wenn Jhr ihn seht, und ich bin seht begierig aus sein Wert über die Kapelle .. .« »Vergißt nicht, Euch die Sibyllen in Santa Maria della Pace wiederholt anzusehen, beiguter Beleuchtung... der alte Vasari sagt mit Recht, das sei doch das Schönste Zon allem, was Raffael geschaffen at.« Und dann... und dann —- ganz, wie er war, zuletzt — Der Briesbogen zitterte in ihrer Hand. ,, . . . was sind das denn siir merk würdige Gerüchte, die selbst bis in meine Klause dringen? Die große Prometheusgesellschast soll sammt al len Nebengründungen wackeln oder, wie andere sagen, in allen Fugen krachen! Unseren Doktor solltest du sehen, den Prall! Als ob er verwan delt wäre! Salestergöoll ja auch start betheiligt sein und illy Möller. Der große Schnitter Krach geht durchs Land, sagt Prall und lacht. Ein tref sendes Bild das übrigens: Schnitter Krach. Man denkt an einen alten Todtentanz dabei, an Holbein. Hof fentlich macht die Geschichte Deinem guten Eberhard keine Sorgen und siört Euch nicht in Euren Kunstgenük sen, Jhr Beneidenswerthen . . .« Sie las noch, als die Thiir gin . Da sprang sie auf und auf igren Mann u, nun wieder ganz von der alten ngst erfüllt, legte ihre beiden Hände auf seine Schultern, schaute ihm mit feuchtem Blick in die Augen und bat: »Sag mir alles, Eberhardt Alles -—« Er war nicht ganz so ruhig, wie er vorher geschienen. Sie sah einen fremden Zug, ein paar Falten auf sei ner Stirn. Aber er sagte doch gelas-« sen: »Liebe Lora, sorge dich nicht« Wir haben schon Schlimmeres über .itanden.« Und wieder flehte sie mit bebenderj Stimme: Eberhard, verheimliche mir nichts. OF mich doch deine Sorgen theilen! Jch bin ja kein Kind, ich bin» deine Frau. Jch will mit dir tragenj ——·ich bin stark —du wirst es sehenj —- ich weiß auch schon . . . aus der Zei- i tung vorhin . . . hier aus einem Briese J von- Onkel Bruno —'« . Er schob seinen Arm um ihrenj Nachen und küßte sie. »Wie kannst du glauben, daß ich dir etwas ver heimlichen würde, Lora!« sagte er in ärtlichem Vorwurf. «Dazu kenne ich« ich zu gut, weiß ich zu genau, was ich an dir habe . . . die treuesie Kame radin. Nur unnöthige Sorgen möchte ich dir ersparen. Und ich hoffe noch immer bestimmt, es ist nicht so schlimm wie es erscheint. Auf Zeitungstratsch und aus vage Gerüchte, wie man sie wohl dem guten Wellried zugetragen haben mag, darf man nichts ben . .« »Als-I schlimm ist es d —- du — sagst es a selbst! Wie wiire Win auch son gekommen!« »Willy! Ja... nun, der Sohn kommt eben zum Vater, wenn er Vilse braucht. Das ist der Welten Laus. Zilse —- Rath oder That oder beides. omrn, seh dicht Wahrhaftig, du zit terst am ganzen Körper. Aber Lora!« »Du wirst ihm doch helfen, wenn du kannst, Eberhard?« Es lam so angstvoll be-1us, in slehender Bitte ,,Soweit ich kann. gewiß. Aber zu nächst muß er sich selber helfen. Er hat die Karte verfahren, er muß sie herausziehen und sich selbst. Ganz srei von Verantwortung bin ich sreilich nicht, ich hätte ihn energischer warnen sollen —- unb auch deshalb will ich thun, was ich kann. Aber c J hat seine Grenzen -—« »Eliernliebe nicht, Cberhard!« » »Auch sie muß sich der besseren Ein ; sicht fügen, Lora.« . Das Wort wurde ihm, so sest er es sprach, schwer. Sie sah es, und sie sah noch schärfer als vorhin die Fal ten in seinem Gesicht und einen Sehntys ten unter den Augen. Er schritt im Zimmer aus und ab, neßte sich an der Waschtoilette die» Stirn mit Kölnischem Wasser. Bisz sie leise bat: »Komm zu mir, Eber-i hard. Sprich mit mir . . .« s Da setzte er sich dicht neben sie, nahm» ihre Hand in die »seine; »Schlimm genug ist’s "a, auch nach Willhs Darstellung. Elbe weit die Ursachen in der allgemeinen Konjunk tur liegen, ob ein Bersuchlden Bal dins vorliegt, tann ich nicht übersehen Aber die Hauptsache steht doch est, Willh hat sich trotz meiner ausdrück lichen Warnung über unsere Kräfte engagirt. Ninus-damit du siehst, daß ich vollstes Vertrauen in dich habe, Loka: als ich vom Geschäft zurücktrat, zog ich zwei Millionen heraus, um sie in sicheren Objekten anzulegen. Die eine davon gehäri Hardi——sie ist in meinen Augen unantastbar. Nach mei nen Abmachungen mit Willy konnte ich in diesem Jahr eine dritte Million zurückziehen und habe das vor acht Wochen gethan —" Sie wollte aufspringen. »Eber hard!« rief sie vorwurfsvoll. Aber er drückte sie sanft zurück: ,,Gottlob, daß ich es that, Lora! Jch bin um viele Jahre älter als du — glaubst du, ich hätte eine ruhige Mi nute, wenn ich nicht deine Zukunft über jede Eventualität hinaus sicher gestellt wüßte!« »·Eberhard, was schiert mich das Geld! Schimpfliche Last wär’s für mich! Gib es Willh -—« Nun lächelte er doch: »Lora . und du wolltest verständig fein!« »Nicht verständig, wenn Willhs Ehre und die eures Geschäfts auf dem Spiel steht!« Es kam in einem leiden schaftlichen Aufschrei heraus. »Ich gab ihm heute Anweisung, eine Million für sich flüssig zu machen ——mit schwerem Herzen. Jch fragte ihn dann, ob seine Ehre als Kauf mann, als Mensch irgendwie gefähr det sei. Wäre das der Fall gewesen, Lora —- voll unbedingten Vertrauens wäre ich zu dir gekommen, um dir zu sagen: wir sind arm geworden. Denn ich hätte von die gewußt, du würdest auf alles verzichten. Siehst du« Lora, darum war ich ruhig, konnte ich ruhig bleiben. Gottlob, das Opfer ist un näthi —- Willh mag sehr unklug, mag reichtsertig gehandelt haben. abkt die Ehre ist rein -—« Er hatte sehr ernst gesprochen. Noch immer hielt er ihre Hand fest in der seinen, mit warmem Druck. -»War’s so recht, Lora?« Stumm neigte sie den Kopf. Und das feste Vertrauen, von dem er sprach, das war nun auch wieder in ihr und wuchs und wuchs. Das Ver trauen, das sie zu ihm geführt hatte: auf ihn kannst du dich verlassen in guten und in bäfen Tagen. Jehi mochte kommen, was da wollte — Er hatte auf sie gerechnet, er hatte in ihrer Seele gelesen. Darauf war sie stolz. Den Ehrenschild rein er halten! Seine Losunåwar es wie die ihre. Eine ganze eile saßen sie wortlos beieinander, band in hand. En ihrem Versen war eine roße, sti e Freudigkeit. Im Emp inden geistiger Uebereinftimuiunse des Ein klangs von Fühlen und nten. So recht ute Kameraden fein in Glück und ngliick, Freud und Leid. .. Za —- vielleicht —- tm Schatten no mehr als im Sonnenglanz Flir ihn —- fiir feine Kinder —fiir fein Haus. - Zu Lung? O nein-nein doch! Die J en hat ftärbere Schultern... ute reilich hatte sie Stunden des Zagens ehabt. Das aber-das war nun vor ber. ht war sie stark, im wechselseitigen trauen . . . Und sie hob den Kopf und bat «Eberhard —- wir wollen heim —« Da um bannte feine Hand die ihoe mit noch sesierem Druck- « a, Lokal Wir wollen nach hause. Es ft Pflicht. ute konnte ich noch KEP- urtt der i«hat. Falk-lädt itsdm N w wächs rfy zu en m a danke dir, Lora —« l i DreizehniesKapiieL I Eugen Prall wanderte durch dies Großstadt, seiner Gewohnheit nach,: und suchte mit dem durchdrin enden Blick seines einen Auges den ndel der Zeit. Wer da obecflächlich schaute, dem mochte das Bild anz unverändert er scheinen. Der s F immer den gleichen ; haftenden Bette r, c den Prunk und »den Luqu in den g eißenden Ausla en der Hauptstraßem elegante Frauen ign ihren Karossem fröhliche Gesichter. Eugen Prall sah schärfer und tiefer Er ging naui zum Norden, in die Stadt des isengewerdes, hinaus zum Osten, wo neben hundert anderen Be trieben die Textilindustrie ihre Stät ten hat. Und er sah die hälste der Maschinen ruhen. die langgestrecktem taum vollendeten Neuanlagen leer stehen — aber vor ihnen, wandernd von der einen Fabritpsorte zur an .dern, die dit eren Schaaren der Ar »beitslosen, änner und rauen mit i vergrämten, sorgenvollen jenen, aus sdenen geschrieben stand: i uns ; Arbeit, gebt uns Brod-un e Kin ; der hungern! ; Er sah aus den Lagerplähen die Vorräthe anschwellen und wachsen. Denn die Käuser, aus die man in den Geschäften so sehnsüchtig wartete, blieben aus —- dieselben Häuser, die noch vor wenigen Wochen aus schnellste Lieferung gedrungen hatten, fehlten. Als sei plötzlich, mit einem Schlage, jeder Bedarf geschwunden. Und Eugen Prall durchquerte die neuen Viertel des Westens-. Sonst reckten und dehnt« i sich um diese Jah res-lett hier die Straßenziige, wuchs Hausmauer an Hausmauer empor. Heuer vollendete man nur, was be gonnen war. Der jähe Sturz der Hupothetenbanlen hatte auch die Le bensader des Baugewerbes, den Kre dit unterbunden. Und auch hier stan den die Männer mit finsteren Blicken, arbeitslos, und starrten neidvoll den wenigen Glücklichen nach, die noch Hammer und Kelle handhaben durs ren. Und Eugen Prall sah auf den Bahn höfen die Rückfluth derer, die der Traum leichtenVerdienstes, die größere Ungebundenheit von der Scholle weg nach der Großftadt gezogen hatten. den breiten Strom derer, die aus den Bergwerlsdistrilten des Westens nach dem Osten heimflürhteten. Nun moch ten Pflug und Egge bei ihnen wieder zu Ehren kommen — Er sah hinein in die großen Ver miethungsgeschäfte. Vor Jahr und Tag lagen sie verödei, und die Haus frauen vriesen sich glücklich, gegen höchsten Lohn eine helfende Hand zu finden. Heute waren sie überfällt von geduldig Wartenden: die Fabrilen, die nicht genug Arbeiterinnen einstel len konnten, gaben sie jetzt zu under ten und Aberhunderten dem ur prüng lichen Berufe zurück. Hundert und Aberhundert andere ballten sich vor den Zeitungsexpeditionen zusammen, bis die ersten, noch druckfeuchten Blät ter des Arbeitsnachweises vertheilt wurden und von Hand zu Hand gin gen, bis dann die Schaaren sich lösten und der große Wettlauf begann nach der kleinsten Brodstelle — Die Treppen zur , Börsengallerie stieg er hinan und blickte hinunter in den weiten Raum. ’ Auch hier, als ob ein Hauch des Verderbens über die viellöpfige Ver sammlung geweht hätte. Eine Stille, wie sonst kaum je in den schwülften Tagen des Hochsommers. Plötzlich ein nervöses Aufzucken in der Masse... irgend eine Schreckensnachricht, ein Fallissement, das Moratoriumsbegek ten einer angesehenen Firma, eine neue schlechte Kundesvorn westfiilifchen Ei senmarlt, aus den fchlesischen Kohlen be irten, überras ende Verlaufs or res eines rhein schen Großspckm lanten! Svrungweises Fallen der Pa pteke . .. ein paar ishr-nd- prhek, vie sich auf die Seite der Kontermine warfen und den Kurs weiter und tm tner weiter herunterzuschreien ver suchten . . . dann wieder die öde Stille von vorher. Die bleierne Wolle der Kraftlosigleit — Schiir er blickte Prall hinab, und sein Ge icht verzog sich chmerzlich. Dort rechts an der chranle die hohe stattliche Gestalt mit dem- feinge schnittenen Kopfe... war das nicht Möller-Sieghard. . . Loras GatteZL Die waren doch in Italien, in Rom — Aber er mußte es fein. Da war ja der Sohn neben ihm, der Wage hals, der sich hatte hinreißen lassen in dies wüste Treiben . . . ·Unten umdriin ten sie den Ge im rath, schüttelten igm die Hand, a s ob sie ihn beglückwünfchen wollten zur heimkehr, zur Rückkehr... viellecht auchnoch zur Heirath Einer nach dem andern von den Börsengewaltigen, den Chess der gro ßen häufen den Direktoren der ersten Bauten, kam heran, utn ein paar Worte mit dem Freunde, dem lang jährigen Bekannten, dem all einein beliebten Manne zu wechseln. nd er lächelte —nickte dem zu— gab dort die Hand-schien mit dem dritten ein Scherzwori auszuiauschem Der Geheimrath mußte soeben ein getreten sein, die Nachricht seines hierseinö sich gerade erst verbreiten. Mit einem Male kam drüben, wo die ndustriepapiere gehandelt werden, eben, Bewegung in die träge Menge. Man sliisterte, rannte, und dann ein paar Stimmen: »Prometheuslicht 188 -—190 —-—193 —« Doch es war nur wie ein tut er Windstoß, dem gleich wieder die laute so gie, Lein Aus slackern, cin ersolgloser Versuch. Eugen Prall wollte lachen, recht bitter lachen. Aber über seine Lippen tarn nur ein leiser Wehlaut, der sast klang wie: arme Lora . . . Dann stand Eugen Prall vor den hohen stolzen Mauern des Prunlbaues der Salesterschen Bank. Wie der sich breitete, selbstbewußt, massiv, sitt die Ewigkeit gebautl Wie die Frii sings »svnne sich spiegelte in den lanlen Nie enscheiben und aus den goldenen Au schristen: Aktienkapital ech ig Millionen, Reserven fünfzehn til o nen. Und nun das schlichte graue Haut daneben! Er wollte nicht, aber es wang ihn, hinauszuschauen zu den nstern des ersten Stocktoerked, »ob ich nicht einer der gelben Stotes luf Ecke-T Die Zähne biß er auseinander, dasz sie schmerzten, so fest, wie damals, als Lora zu ihm gekommen war und ihm gesagt hatte: »Ich habe mich ver lobt mit dem Geheimrath Mitme Sieghard.« Ausscheeien hätte er mögen und hatte doch nur ihre Hand genommen und sanft gestreichekt: »Möge es Jhr Glück sein . . . ich hörte, er ift ein Ehrenmann.« Nein-nein! Es war doch besser. die Vorhänge dort oben blieben ge schlossen ———--— Und nun das dritte, das Riesen haus aus Glas und Eisen, das Haus der Prometheuögesellschaft mit den ; breitausladenden Schaufenstern im JErdgeschoß und den Guirlanden von Glühlampen darin, buntfarbig, schil slernd in allen Niiancen des Regen bogens. Jetzt konnte er· lachen, bitter, mit den geballten Fäusten in der Tasche. Denn dicht daneben lag ein ganz » unscheinbarer kleiner Laden mit einem einzigen Fenster. Aber davor blieben seit oorgestern sriih die Leute stehen, wieder und wieder, sahen aus den merkwürdigen Schrank in der Aus lage, schüttelten die Köpfe und lachten auch. Der Schrank hatte zwei Hälften: in der linken Hälfte brannten in sechs Reihen übereinander je sechs Müh-; strüinpfe und jede Reihe trug eine Jn- i schrift »brennt seit vier Wochen«, »seit drei Wochen«, »seit zwei Wochen«,» »seit einer Woche«, »seit vier Tagen«, » ,,seit gestern«; daüber in Riefenbuch-" staben: » abriiat der Prometheus licht-Gesell chaft; nebenan gekauft.««» Ganz entsprechend war die echte Hälfte J eingerichtet, aber sie trug nur eine; Aufschrift: »Neue Erfindung von Dr. Eugen Prall — Reichspatent 249,231 —- brennen sämmtlich seit acht Wo chen. Vorläufig unverläiiflich.« Die Leute lächelten oder lachten. Arn Abend nun gar, wenn die linke Hälfte wie in einem Schatten lag. Aber heu Morgen hatten bereits alle Zeitungen über die seltsame Reklame berichtet, und gestern war —- Prall ; hatte es erfahren —- Herr Direktor Baldin persönlich auf dem Polizeipräs i zsidium gewesen, um die Entfernungi » der Schauftellung auf Grund des Ge- I J setzes über den unlauteren Wettbewerb s zu verlangen. Vergebens —- man ver- s wies ihn auf den Weg der Klage. Und Prall lachte wieder, wenn er an die zu erwartende Verhandlung vor dein hohen Gerichtsho«e dachte. War sie zu » ,erwarten? Vielleicht auch das nicht leinmal — s Ein paar Augenblicke stand er zwi-· sschen den sich vor dem Schaufenster Z drängenden Leuten und vergnügte sich ’iiber ihre neugierigen Gesichter, über einige kurze Sätze: »Das ist mal ein Schlaufuchs!'« »Ameritanische Re klaine!« »Ach» . ’s wird wohl auch nur ein Schwindel sein!« Dann schlen derte er langsam zurück. Als er vor dem Müller-Sieghardschen GZiortal vorübertani, stizsagerade der heim rath aus dem gen. Die rren hatten sich nur ein ein iges al gesehen und gesprochen. Bei Graf Wellried, kurz nach Loras Verlobung. Aber Möller-Sieghard hatte ein außergewöhnlich gutes Per sonengedächtniß —- die Physiognomie Pralls war ja ach nicht zu vergessen —- und was hatte ora nicht alles von ihm erzählt. So grüßte der Geheim rath, und beide blieben unwillkürlich einen Augenblick stehen. »Schon zurück von der Reise, Herr Geheinirath2« fragte Prall, wie im mer etwas befangen, wenn er mit Fremden sprechen mußte. »Seit gestern, herr Doktor.« Eigentlich wollten sich beide damit trennen. Aber beide blieben unter der Einwirkung eines ganz verschiedenen Ideenkreises stehen. rall rang mit der Frage: »wie ge t es Jhr . . . Lora . . . Jhrer Frau Gemahlini« Möller da te: »vielleicht gebrauchen wir den Be stand dieses merkwürdigen Mannes noch sehr nothwendig . . . und Zeiss ein Unrecht an ihm gu zu ma « rr Doktor, meine Frau würde sich ehr freuen, wenn Sie einmal bei uns vorsprechen wollten,« sagte der. Geheimrath dann. »Sie hat mir so viel von Jhnen erzählt.« Prall antwortete nicht direkt. Er bewegte nur kurz den Kopf. Es konnte ebensogut eine Zustimmung, wie eine Art von Ablehnun bedeuten. Aber er fragte nun doch: » ie geht es der ntidigen Frau?« ,, anle sehr. Gut, Herr Dottor.« ;Bttte, meine Empfehlung —« Der Geheimrath streckte ihm dies Hand ·n. Mit leichtem Zögern legte . ier die eine hinein. Dann war es, als i i f gereue ihn selbst das, so plötzlich ! wandte er ich ab, mit inappem Gruß, ; so schnell chritt er die Straße hin-f unter. s Es war sast verletzentn Auch Möl- ! ler-Sieghard empfand es so, aber er sagte sich wieder, während er dieTreppe hnausstieg: »man hat ihm unrecht ge than . . . er muß ja verbittert sein . . .« . Auf dem Absatz blieb er stehen, um « Athem zu schöpfen. Vielleicht zum ersten Male, seit er diese Treppen em porstieg, seit seinen Kindheitsjahrem » Er war miide, abgespannt, überarbei- ( tet. Fast non der Stunde der Untiean an tte er mit Willy nnd den Pro Iukt en zusammen betathen, Ein in die ei enen Bücher enomnien, d letzten Bilan en, die ßten Jahres betichte der rometheusgesell chakh die Protokolle itber die leiten f TU rathssiyungen geprüft. Und as fBetkiidenvste fük ihn war dabei var « Gefühl gewesen: du stehst hier wie vor einer Mauer, über die du mit deinem erfahrenen Blick nicht hinwegschanen ! kannst. Tranft du allen diesen Dar legungen, Zahlenreihen, so darfst du stoohl einzelnes tadeln, die Gesammt ; anlage des Unternehmens bleibt jedoch : eine glänzende. Es ist nichts verloren. Aber verdienen alle diese schönen » Worte dein Vertrauen? Verbet en sie, jbeschönigen sie einen beispiello en — : und immer wieder schoß ihm das starke Wort durch den Sinn: einen beispiel losen Betrug? Die Organisation der gan en Ge sellschaft war durch die za lreichen Filialem die Tochtergefellschaften in ast allen europäischen Ländern, die fortgeseßten Erweiterungen des Ge schäfts, den Ankaus von Konkurrenz unternehniungen, die Berschmelzung niit anderenFabriken eine so verwickelte und verzwickte, daß er noch immer keinen tlaren Ueberblick zu gewinnen vermochte. Den ungeheuren Unkosten standen scheinbar riesige Gewinne ge genüber. Aber es gab einen solchen Rattenkönig verschiedener Konten, daß er —- so sorgfältig sie in den Abschliis sen geordnet schienen — die unange nehme Empfindung nicht loswerden konntet es liegt ein System der Täu schung vor. Ein genial erdachtes, mit eiserner Konsequenz durchgeführtes Schwindelsystein. Nicht die leiseste Spur eines Beweises hatte er dafiir gefunden, dazu reichte das vorliegende Material jedenfalls nicht aus, nur sein Instinkt sagte es ihm. Aber durfte er auf diesen Instinkt bauen? Aus Vermuthungen hin einen Mann wie Baldin vor sich selbst einen Schwindler nennen? Einen Mann von unzweifelhaft erstaunlichem Organisa tionstalent und ganz ungewöhnlicher Begabung! War es nicht auch möglich, daß er sich täuschte? Daß das Miß trauen, mit dem er von vornherein Blatt um Blatt, jede Bilanzzahl he irachtete, ganz falsche Vorstellungen in seiner Seele wachgerufen hatte? Aber weiter: wenn nun doch ein großartiger Betrug vorlag, wie er in der deutschen Geschäftswelt seitMen schengedenken nicht vorgekommen war, dann mußte Baldin Mitwisser haben und Mitschuldige. Es mußte eine Quelle geben, aus der ihm die Riesen mittel zu all diesen undurchsichtigen Transaktionen zugeslossen waren — Salester . (Fortsetzung folgt-) W Weihnachtssspteltvaarem Der oftasiatische Feldzug scheint, wie aus den Schaufenstern der Lon doner Spielevaarenläden ersichtlich ist, die Mode des diesjährigen Weihnachtssestes werden zu wollen. Deutschland, der größte Spielwaaren lieferant Englands, hat ganze Armee torps von Russen und Japanern aller Wassengattungen nach Großbritans nien entsendet, die numerisch nicht allzu weit hinter ihren Originalen in der Mandschurei zurückstehen dürften. sDas Bestreben der deutschen Jndus jstrie, dein besonderen Gefchmacke aller lihrer Kunden mit größter Sorgfalt gerecht zu werden, äußert sich auch »auf diesem unscheinbaren Gebiete mit lunveitennbarer Deutlichkeit, denn der Ipolitischen Stellung Großbritanniens Jzum Kriege entsprechend zeigen die in den Schausenstern von Westboutnx Grove, dem Spielwaaren - Stadttheil Jvon London par excellence, aus eftell ’ten apaner unter allen Umsiinden feine iegreiche haltung und die Nuffen befin n sich stets in unlieblsamen Si tuationen. Dieser in gew sfem Sin ne hiftorische Realismus des deutschen Zinnfoldaten - Bildners fiir den eng lischen Markt prägt sich hauptsächlich » darin aus« daß die Jaæner in den zur Darstellung gelangen n Schlachten stets mit erhobenen Bajonetten in aus rechter Stellung den Rassen begegnen, die ihrerseits zumeist in einer erbarm lichen liegenden Position sich kraftlos ; zur Wehr zu seßen suchen· Jn ande Tren Bildungen für den Weihna ts » tifch der Kleinen erscheinen die Nu sen jin erschreckend haßiichek Gesteins-, während die Alliirten des en lg lWeihnachtsgeschäftes in o ftleidsamen Uniformen, mit ideali Iten Gesichtern paradiren. - Eine ähnliche parteimäßige Auf as kung bekundete die Spielwaareni uftrie ja auch während des irden lrieges, wo die Buren als gr«ßliche indianerhafte Buschklepper auf den englischen Markt gebracht wurden, während ihre «britifchen Gegner die Ehren pra tvoller Gala-Cauipirung und alle r cheinungsinerkmale der überle nen asse uerkannt er ielten. Na riedensschlu läuftige ch die abf reckende «ßlich eit r Buren nicht bloß in r Spielwaaren - Jn dusirie, sondern au? in anderen Branchen, in den J ufirationen der Blätter sowie in der bildenden Kunst in Oel etc.,» ein Beweis, daß wenn der Stist die Geschichte, auch die Geschichte häufig den Stift macht. CI k Auch in Mexico weiß es jeder Schuljunge, daß ihm die Gelegenheit geboten wird, eines Tages Präsident zu werden, vorausgesesh daß Präsi Pegt Die-z jemals amtjmüde werden o te N