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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 23, 1904)
Ajsjlerrenloses Gut. Rossen von warte Bernhard. v---s (12. Fortsetzung) Ganz genau kannte et ihr Gesicht, Zug für Zug, hatte es unzähligemal Eckchen und wußte auch, wo und wann das gewesen war . . . nur des Namens erinnerte er fast in diesem Augenblick nicht, und in inktiv wartete er da rauf, daß sie zuerst sprach. Das aeschab denn auch. »Hekt— Herr Cotta!« stammelte sie. »Sie sind es doch auch? Sind es wirklich? Jch hab’ Sie auf den ersten Blick erkannt, wenn Sie auch natür lich viel älter aussehen wie damals, und der Bart Sie verändert! Aber was ich redet Sie müssen es ja sein, weil Sie sonst nicht hier vor mir stehen blieben waren -——Sie wissen doch: llvine Erdmann, die früher so oft mit hnen in K. bei...'« «« B weiß ich! Natürlich alles! Das, was wir zwei damals erlebt ha ben, das soll man wohl nie wieder vergessen können! Dafür ist gesorgt! Kommen Sie mit mir . . . ich muß Sie sbwi Hier auf der offenen Straße isi der Platz, wo man ungestört reden tannl« »Aber wohin soll ich denn... ich ich bin...ich habe..·'« Mit einer seiner ungeduldigen, ge dieterischen Bewegungen schnitt Cotta den schüchternen Widerspruch der alten Frau entzwei. » »Findet sich alles! Kommen Sie nur mit mitl« Er warf einen raschen Blick um sich ; her und entdeckte an der zunächst ge-i legen-n Straßenecke ein niedriges, i ziemlich unscheinbares Haus-, dessen; Schild die Ausschrift trug: Konditorei und Tafe. Dorthin steuerte er ohne weiteres mit großen Schritten, so daß I seine Begleiterin Mühe hatte, ihm zu olåeru - S war zu dieser frühen Nachmit tagssiunde wenig Besuch dort. Jm Borderzimmer saßen an einem Mar mortischchen ein paar Schultinder bei Apfelkuchen mit Schlagrahm, ein junges Paar flüsterte eifrig am Fen ster oor zwei halbgeleerten Kasseetas We Das Hinterzimmer, ein gemüth- ’ ,· r Raum mit den üblichen rothen lüschmöbeln und goldgerahmten piegeln, war leer. Da hinein führte Edtta seine Begleiterin und hieß sie, sich aus das Sofa setzen. Jn der Gas rone ihnen zu Häupten brannten be reits die Flammen mit einem gedämpft surrenden Ton —- das Zimmer lag nach einem kleinen verschneiten Gar ten hinaus, und die beiden hochgelege nen Fenster gaben-nur wenig Licht. Ein Jüngling in weißer Schürze kam diensieifrig ins Zimmer. ; »Was trinken Sie, Frau Erdmanni jsaffeei Oder zunächst einmal Schob klade mit Schlagrahm, ja? Bitte also, Feine Tasse-für mich einen Hennessy, Form-Sie guten haben — aber schnellt« Die alte Frau hatte protestiren wol . -——er hatte ungeduldig nach italie cher Manier den Zeigefinger vor » nein Gesicht hin und her bewegt. " »Nun, lassen Sie —- lassen Sie! ( ist Nebensache! Wie kommen Sie her? Seit wann leben Sie hier? » : wem? Auf wie lange?'« »Mit, Herr Cotta, seit vier, H u, und für immer! Jch hab » W in München meine Schwester »," . bi, die damals so auf den Tod at lag, wissen Sie noch? Jch war se gerade zu ihr gereift, als-als — USE das große Unglück —« s r M»»( legt-e ihr leicht die Hand auf den um sie am Weiterreden zu hin d » »Ja—ja —ganz rechtl« stieß er zsastig hervor »Nun? Und? Die lzIchwesier ist gestorben, nicht wahr? Ich sehe, Sie tragen schwarze Klei , a —- meine gute Heinrite ist todt, chbin ihre Erbin geworden und werde .· u meine Tage hier in München be ießen, zumal ich zu Hause so gut « gar kein-en Anhang mehr habe nd Sie, Herr Cotta? Wohnen Sie -in Münchens Und sind Sie wirk Bildhauer geworden, wie Sie da O wolltens« catta lächelte ein wenig, während er ! ktigend nickte. Diese gute Frau keine Zeitungen, und wenn sie ess ?- overfolgte sie nicht die Kunst- » ,» » ongen der Gegenwart Sie ’»-ie keine Ahnun daß der Mann, dein siesnii sich inzwischen einen « Namen gemacht hatte —- daß er --. i « i geworden war-! ,Ja ja, ich have iguren in Mar z- . aris, aber ich le für gewöhnlich »’ in München, sondern in Rom!" Z »s-—in Jtalienl Jst es schön h- ichs-us Und —- nnd verdienen Sie auch ge " Geld mit Ihrem Beruf, Herr « · M schon an. Ich bin zufrie :- in München bin ich jeht, , IM! Ach. ich red’ s —- ’s Mitmr. weil ich den » Isk Mundchimsittel g» jxksii Linse- W herumlief! Sie www-terms sieje vitel is» dich here Richard wie Sie k HHeFr ·Cotta? Neun Jahre sicher. Ich-W lch!« · : «Stimmt! Neun Jahre iiinaer tft er! Aber das hindert nicht. daß er biet als wohlbestalltet Baumeister mit ei ner niedlichen kleinen Frau und zwei Buben sitzt!" »Ist es die Möglichkeit! Der Ri chard Cotta —- der blonde kleine Junge, der so hübsch zeichnete! Und Sie sind auch verheirathen Herr Cotta?" «Nein!« Der Jüngling mit der weißen Schürze brachte die bestellten Getränke. »Erinnert Sie das nicht an alte Zeiten, Frau Erdmann?« sraate der Künstler mit einem eiaentbiiiiilich wehmüthigen Lächeln. .Wifien Sie noch, wenn ich Sie in K. zuweilen mit den Kindern tras. und wir ainaen miteinander zum Konditor?« »Ob ich weißt« Der Frau bebten die Lippen, sie sehte ihre Tasse so ba stig nieder, daß das Porzellan anein andertlirrte. »Wenn die kleine Frida und Paulchen immer nur Kirschtuchen wollten« und Herbert regelmäßig sagte: »ich danke für Kuchen. ich möchte lieber einen Liauör trinken!« weil er das sür männlicher hielt! Und wie Hildeaard ihn dann auslachte!" Seine Auaen blickten an ibr vor über wie in weite Ferne. und er ant wortete nicht. Sie sah ietzt da er die Mütze abgenommen hatte, dast sein volles dunkles Haar an den Schläsen einen leisen silbernen Anflua zeiate .. . . war das denn möalich? Er war doch damals so iuna aewesen —- so blutjungl Freilich aber zwischen dem Damals und Jetzt lagen beinahe zwanzig Jahre er mußte bald dreiundvierzig sein! ’" Ganz still war es um die beiden her. Die Schultinder waren aeaanaen. das Pärchen am Fenster rüstete zum Aufbruch, vom Ladenversonal liest sich niemand blicken. Gedankens-all die dichten Brauen zusammenaezoaen. drehte Cotta sein aseleertes Liköraliis chen zwischen Daumen und Reiaesim get —- die Frau waate sür’s erste nichts zu sagen, sie machte sich Bor würse, den Namen Hildeaard ausrie sprochen zu haben. Wenn e r ihn nicht nannte sie hätte nicht den An sang damit machen dürsenl Jn kleinen Schlückchen trank sie ihre Schokolade· und immer wieder saate sie in sich bin ein: »Das ist kein Traum. das ist Wirtlichkeitl Der da neben dir sitzt, das ist Willsried Cotta. mit dem du vor langen Jahren beinahe täglich der kehrt hast, der in dem Hause. das dich beherbergte, als Sohn des besten Freundes aus- und einaeaanaen ist« der dir erzählen, viele Fraan beant worten könnte, denn er musi. während du fern warst. doch alles miterlebt ha ben, und als du aus München damals zurückkehrtest, da war der alte Cotta sammt seinen beiden Söhnen nach Berlin überaesiedelt, und du hast sie nicht mehr zu Gesichtsbekommen!« Dieser Gedankenaana war. als der Bildhauer endlich ausblickte. so deut lich aus dem Antlitz der alten Frau lesbar, als hätte sie iedes Wort davon ausgesprochen Ein rasches Rucken lief über Cottas Gesicht: er schüttelte so gern alles von sich ab. was ihm iraend wie unbeauem war —- und dies w a r ihm unbeaueml Schließlich er konnte sich einsach so anstellen. als ver stünde er das Mienensviel der Frau nicht zu deuten. Wer zwana ihn. auf stumme Fragen einzuaehens Dennoch —- er wußt-e es zum voraus: das Un behagen, das ihn seht erfüllte. würde sich nur vergrössern, wenn er den Un besangenen zu spielen suchte. Lieber sosort das heiße Eisen anhackenl »Nun, Frau Erdmanni Pech merte. Sie wollen dies und das von mit wis sen — ja, ja, suchen Sie nur nicht zu leugnen, es ist so! Wenn Sie sich mög lichst kurz saüen und mir auch Ihrer seits einian beantworten möchten — wir sind hier ganz unaestört —- und Familiennamen brauchen wir i-: nicht zui nennen! Zwei alte Freunde wie w r —« ’ »Ach, ich danke Ihnen. Herr Colta ich danke Ihnen! So lanae Jahre sind vergangen — Sie haben im Ausland gelebt und sind vielleicht soaar ein wirklicher großer Künstler aeworden . aber der liebe. aute Menscix der Sie dazumal waren, der sind Sie auch heute noch!« «Freut mich, daß Sie die aute Mei nung von mir babenl« « »Und fragen —- du mein Himmel — ja, das möcht’ ich schon! Ich bab’ auch wollen an-f)errn Cotia schreiben ; damals. aber keiner von den Menschen. E die ich fragte. hat mir die Abreise an ’zugeben gewußt, und Berlin iit arosi . .. . so aus den hlosien Namen Cotta wäk der Brief sicher verloren qegan gen! Jch bin auch so verzweifelt in meinem Gemüth gewesen« dasi ich ar dachi hab’: »Was hilft dein Schreiben und Fragen? Geschehen ist geschehen und wenn du zehn Briese abschicken und zwanzi wiederbekommen möchtest —- du weit damit nicht einen mehr von ihnen allen aus —- nicht etnenl So Find die Jahre-bergan en, und hab meine Fragen und la gm r mich behalten. Wenn aber Herr otta jest erlauben inicht wahr, mein Herr Direktor sift leichtfinnig gewesen und hat über seine Verhältnige gelebt? Weit über seine Vethältni e? - Cotta nickte stumm. I »Und — ich muß jeßt nachredrn, was die Leute rnir damals erzählt nnd nach München geschrieben haben, ich lweiß aber nicht, ob das alles richtig ; ist, mein Herr Direktor hat seine-Kasse, ide Kasse von seiner Bank angegriffen Igehabt um eine große Summe?« Wieder nickte Cotta Bestätigung »Wenn er das gethan hat —- schreck lich unrecht war es ja natürlich —— dann muß er doch aber gedacht haben, ies wieder zurückzulegen, zu ersetzen fehe die Herren von der Kommission odir vom Aufsichtsrath es bemerken konnten! Und, Herr Cotta verzeihen .. . aber man hat mir von verschie denen Seiten erzählt, unser Herr bat ischon oft früher in schlimmen Verle s genheiten gesteckt. und da hat ihm Jhr sHerr Vater, der alte Herr Cotta, je ; desmal geholfen!« ; «Ob jedesmal, das weiß ich nicht« ; aber mehrmals ist es geschehen — ja!« »Aber diesmal hat er ihm nicht hel « fen wollen —- nein«?« « « »Wollen —- hoffentlichl Aber —- die ,— die Summe ist zu groß gewesen — mein Vater war damals selbst sehr in Anspruch genommen . . . .'· Cotta sprach schwer und stockend, er sah nicht auf, seine Hand hielt immer noch das Liiörglas gefaßt und be schrieb damit mechanisch Kreise auf der Tischdecke. » « « · .- Ok »Der Heft Vater Wltv vom um« gewußt haben, daß Herr Direktor sich mit so verzweifelten Gedanken getra gen hat —- denn sonst —« »Er hat gedroht, sich das Leben zu nehmen —- Sie verstehen: s ein Le ben! Von dem Leben der —- der — anderen hat er nichts gesagt! Er war ein sehr heißbliitiger Mensch- heftigen Jmpulsen unterworfen —- ich will sa gen, er ließ sich von augenblicklichen Aufwallungen leiten —- verstehen Sie? Sie haben ihn ja gut genug gekannt, Sie wissen, wie er war! Er hat mei nem Vater verschiedene Male schon mit sein:m freiwilligen Tode gedroht, im mer hieß es auch, es sei bestmnit das letzte Mal, er werde ein anderes Leben anfangen, wenn man ihm helfe es ist nie geschehen! Mein Vater hat schließlich weder an die Drohungen, noch an die Betheuerungen mehr ge glaubt er hat sich später die schwersten Vorwürfe deshalb gemacht. Die Erinnerung an das, was er hätte verhüten können und doch nicht verhü tet hat, ließ ihn nicht mehr los, so lange er lebte. Er tam schon trank nach« Berlin, und ich bin überzeugt, diese innere wühlende Aufregung hat seinen Tod beschleunigt· Ich war schon lange im Süden, als sein Ende kam, Richard auf der Baugewertschule Hin Hannover. Aber wir fanden ihn Hnoch am Leben, als wir telegraphisch ? zu ihm gerufen wurden .. . . und nach »in seiner Sterbeftunde quälten ihn T diese Selbsivorwürfe und der glühende zWunfch, da gut zu machen, wo nichts imehr gut zu machen war!« l »Aber Sie selbst, here Cotta — jahnten —- wuszten Sie denn nichts? ’hiitten Sie nicht Jhren Herrn Vater bestimmen können, einmal, dies eine Mal noch, dem unglücklichen Mann zu helfen? Haben Sie denn nicht durch Hildegard erfahren, wie es stand?« »Durch Hildegard? Jch?« Cotta sah jetzt der Fragenden ins Gesicht, unwillig und erstaunt. »Ja. wissen Sie denn nicht, daß jeder Briefwechsel zwischen ihr und mir abgebrochen sein mußte, seitdem mein Vater hinter un ser Verlöbnisz gekommen war? Sie er innern sich vielleicht: ich stand nicht sehr gut mit meinem Vater —- mein Bruder Richard wußte besser mit ihm umzugehen. Wir waren einander zu ähnlich, der Vater und ich —- eigensin nig und heftig alle beide. Mein Beruf gab den hauptsächlichsten Anlas-, zu all’ den S nen· die beständig in un serem Hau e sich abspielten.« »Ich weiß, ich weißt« nickte Frau Alwine eifrig. »Der alte Herr Cotta tonnte keinen Widerspruch vertragen und wollte partout nichts davon hö ren, daß Sie ein Künstler, ein Bild hauer zu werden wünschten! Mit Ge walt sollten Sie studiren, Jura studi ren —« »Das hab’ ich ja denn auch gethan, mehrere Semester hindurch. wenigstens dem Namen nach. Die Collegia hab’ ich nicht besucht, das corpus juris« hab' ich nicht aufgeschlagen — ich bin »ein wilder und berbummelter Student gewesen ..... ja! Heimlich in einem alten halbzersallenen Stall unseres Nachbars hab’ ich meinenLehm gekne tet und meine Figuren geformt — hals, was half —- unsertiges, unbehol senes Zeug natürlich, aber Talent hat doch drin esteclti Mein liederliches Le ben, das b’ ich halb aus Trotz und Verzweiflung geführt, halb auch in der hoffnung, der Vater wird doch eines Tages einsehen: so geht es nicht weiter! und wird mir endlich meinen Willen thun! Mir ist, Gott weiß es, selbst nicht wohl gewesen damals in meiner Haut, und was ich heute noch nicht begreifen kann, das ist, wie es doch in jener Zeit noch hat Menschen geben können, die mir gut waren, die was auf mich hielten —- vor allem aber, daß ein Mädchen wie Hildegard michsplieben konntet Solch ein Mäd n. Weich war seine Stimme geworden, wie er den Namen ausfprach —- weich der Ausdruck seiner Ziidgr. Da stie wieder vor ihm aus, e selige, tän schäumende Jugendzeit —- seltg troh der Qual eines verfehlten Beruses, selig durch das Mädchen. das ihm it ernd und scheu im Arm gelegen Za mais unten tm kleinen Garten am Weiher, in dem das Mondlicht silber funkelnds warum. Wie ihm das alles schön ers nen war — märchenhaft schön! Vor allem sie, wie sie das Köpfchen von seiner Schulter hob und ihn aus feuchten, glückvertliirten Au gen anfah . . . . Nein, nein! Was ihm sein späteres Leben auch gebracht hatte an Ruhm und Ersol , an Gold und Ehre, an Frauengun und Liebesraufch ..... an dies erste, reine, siiße Jugendgliick reichte nichts heran! Nichts! Die alte Frau an seiner Seite hatte um dies Glück gewußt! Jhr hatten die jungen Leute sich anvertraut, da sie es nicht wagen durften. den Eltern Hil degards oder gar Willfrieds Vater ein Wort zu sagen. Man hätte sie ausgelacht ob ihrer ,,Kinderei« Das blutjunge Mädchen und den wü sten Studenten, der nichts weiter that als Geld ausgeben und Schulden ma chen! « Und doch! Alwine Erdmann, reif und verständig, wie sie damals längst war —- sie hatte den Zauber gefühlt, den dieser Mens , der weder besonders schön, noch beonders liebenswürdig war, auf die Mädchen, auf die lieblich emporgebliihte Hildegard oor allem, ausüben mußte. Sie hätte es nicht in Worte fassen können, worin diese An zieh straft bestand —- damals nicht und ute erst recht nicht —- aber sie war da, und die Frau hatte vor zwan lzig Jahren die junge Hildegard ut fgenug begriffen, wie sie sich ihr u ter leidenschaftlichern Weinen in die Arme geworfen und gestarnmelt hatte: »Hilf mir — hilf mir! Jch kann nicht vor , ihm lassen!« ; ,,Waren Sie denn damals nicht zu sgause, Herr Cotta, als — als —- das s ·chrectliche geschah?« fragte die Frau Ijetzt nach einer langen Pause beinahe Mast-tun ? »Nein, ich war nicht! Das ist es ja sehen! Was ich da gewesen . . . . glau T ben Sie. ich hätte es geschehen lassen? tGlauben Sie, mein Einfluß auf das ’Miidchen, meine Liebe zu ihr wäre lnicht groß genug gewesen, um« —- er Ischnitt mit der Hand durch die Lust ; und schüttelte den Kon —- ,,genug — s vorbei!« · » »Und ich hab’ mich damals immer I emartert, warum denn Sie nicht ge golfem das Unglück nicht verhindert hatten! Fragen mochte ich nicht zu viel in K» von der Verlobung hatte doch Niemand etwas geahnt und sollte auch nichts ahnen. Es waren Monate vergangen, Sie alle waren fortgezogen —- ich hab’ gedacht: auch der ! Auch der hat sie im Stich gelassen!« »Mein Vater ist hinter die Geschichte gekommen damals« — Cotta sprach geschwinde, wie einer, der mit einer peinvollen Aufgabe fertig werden möchte um jeden Preis —- »es hat eine entsetzliche Szene zwischen uns gege ben. Meine Schulden sind auch zur Sprache gekommen, mein leichtssnniges Leben, meine heimliche Auflehnung ge gen jeden Ztvang. Wenig fehlte, und wir hätten uns thiitlich aneinander vergriffen, mein Vater und ich. Er hat mir dann geradezu befohlen, mein bis heriges Studium aufzugeben —- der Beruf eines Richters, eines Anwalts sei viel zu ernst und heilig, urn von einem so oerlommenen Subsett, wie ich es sei, widerwillig ausgeübt zu werden. Jch möge machen, daß ich ihm aus den Augen komme, je weiter fort, um so besser; ich möge in drei Teufels Namen Lehm tneten gehen, werden könne ja doch im ganzen Leben nichts aus mir —- die ganze Bildhaue r«ei sei nur ein Born-and von mir, ein sogenanntes geniales Künstlerleben zu führen. Ein paar Jahre werde er mich noch unterstützen, mich vor dem Ver hungern bewahren —-— käme ich dann zu nichts, so würde ich enterbt, und Richard trete in alle Rechte, so wahr wir hier stünden. Das ist sein letztes Wort Wesen —- so hat er mich iiber seine welle gejagt —- und ehe ich ging, hab’ ich ihm mein Ehrenwort geben müssen, nicht eher mit bilde gard in Verbindung zu treten, bis ich auf anderem We sei, und bis er selbst mir die rlaubniß ertheilen werdet« Die alte Frau, deren Augen voller Thränen standen, wollte tröstende, theilnehmende Worte sprechen, aber Cotta winkte mit der Hand ab. »Nein, lassen Sie nut! Lassen Sie! Das hilft jeht alles nichts mehr! Das lie t so weit hinter mir für gewöhn lichz —- jetzt, da ich darüber spreche, wird mit alles lebendig, und ich sehe im Geist ihn und sehe mich und sehe kurz, ich sehe alles! Aber wenn ich daran denke, da frag’ ich mich ost: »Bist du das —- wittlich du —— der dak alles erlebt hat? Oder bildest du es dir ein?« Und sagen Sie auch nichts Vorurtheilendes über den alten Mann, meinen Vater! Sie wissen nicht ich hab’ ihn schwer gereizt, alle seine Pläne und Hoffnungen vernichtet; es sind böse, hatte Worte gefallen, auch von mir —- ich habe mich gegen ihn aufgelehnt ich that das Gleiche gegen ihn! Gottlob hat er noch jahre lang gelebt, hat gesehen. daß der ver loren geglaubte Sohn sein Ziel erreicht hat — und ausgesöhnt mit mir und mit meinem Beruf ist er aus der Welt schieden!« »Gottlob!« seufzte auch die Frau. Sie hatte die gesalteten Hände vor sich aus« die Tischplatte gelegt und nickte tummerooll. »So also hat es kommen müssen! Und das lerne ich ietzt exst durch chauen nach so viel lan Jah ren! zeihen her-r Cotta lM, daß durch mich und meinen Anblick das al les wieder in Ihnen wach geworden ist, was von Ihnen schon halb verges sen wae. Jch will auch gewiß nichts mehr fragen nur nur das erne: durch wen erfuhren Sie . . .. hat Ihnen Vilde ard —-—« « a! Einen rief von ihr bab’ ich in en, wo ich lebte, erhalten, und noch heute wei ich nicht« wie und durch wen sie ch meine Adresse hat verschaffen können. Es ist ihr still schiedsbries gewesen! Sie hat mir da rin geschrieben, sie gehe sammt ihrer Mutter und den Geschwistern freiwil lig in den Tod, da sie ihres geliebten Vaters Elend und Schande nicht liber leben wollten —- mit uns beiden sei es Ia ohnehin zu Ende und teine Aussicht, daß wir jemals im Leben vereinigt sein könnten und als ich den Brief bekam, da war dort in K. längst schon alles vorbeit« Eine lange Pause. Es war immer noch so still um die beiden her, wie wenn das ganze Haus im tiefsten Schlaf läge. Nur das Gas oben in der Krhstalltrone summte und surrte leise· Nur der Bann der Vergangenheit war lebendig und mächtig, und er hielt den Mann mit unwiderstehlichem Griff gepackt und zeigte ihm seinen alten Vater aus dem Sterbebett, lies- ihn seine leidenschaftlichen Selbstdorwürfe hören und die immer wiederholten Warte: »Ich hab’s meinem armen Freund nicht geholfen, hab' ihn und die Seinigen, alle — alle in Ver zweiflung und Tod gejagt, und hab’ ihm auf all’ seine flehentlichen Bitten immer nur das eine erwidert: lann dir nicht helfen — diesmal nicht! Mein Herr Sohn kostet mich zu viell« Das war der Stachel gewesen, der sich jahrelang in des Mannes Seele gebohrt, sich dort eingefressen hatte — der Stachel, der auch jetzt noch dort festsaß, das wußte, das fiibite er! Und wenn auch der Vater hätte helfen wollen —- es wäre nur unter großen persönlichen Opfern möglich gewesen, und daß dies so war, dafür traf ihn die Schuld! Umsonst, daß er sich da mals hundertmal gesagt hatte, diese Verlettung von Zufall und Unheil hätte Niemand voraussehen können . . . die Thatsache blieb bestehen: durch seine, des Sohnes, ziellose und sinn lose Verschwendung waren dem Vater die hilfreichen Hände gebunden gewe sen! (Fortsetgung folgt.) I Die Seheinigefchichte des Ber liner H fes. Von dem unter bigem Titel in London erschienenen Werte, als dessen Verfasser ein gewisser Hean W. Fischer genannt wird, schreibt die »Rhein.-Weftf. Zeitung«: »Dieses Buch will das intimste und innerste Leben ain Berliner Hofe be schreiben. ETJ rührt offenbar von einem erbitterten Feinde des Kaisers her, oder eigentlich von einer Feindin. Denn ob es sich hier wirklich um die »Bevbachtungen und Aufzeichnungen einer Hofdame der Kaiserin vom Juni 1888 bis zum Frühjahre 1898« han delt, wie das Titelblatt des Buches besagt, oder nicht— jedenfalls ist das Material, das ersichtlich Wahre, und das, was man sich zu glauben sträubt, von einer eingeweihten Persönlichkeit emsig zusammengetragen worden, und zwar von einem Weibe. Es ist das Gift einer Borgia, und, wenn wir uns nicht sehr täuschen, einer nichtpreußi schen Borgia. Denn das innige Be Eagem mit dem Friedrich Wilhelm der rste und sein großer Sohn wiederholt als Münzfiilscher bezeichnet werden, die Ausführlichteit, mit der zu gewis sen Vergleichszwecken die Krankheits gschichte Ludwigs des Zweiten von ayern gegeben wird, und noch manche andere Bemerkung deuten darauf we nigstens hin· »Dean W. Fischer«, der das Buch aus jenen Aufzeichnun gen zusammengestellt haben soll, ist offenbai ein Pseudonym, und der li terarische Beitath ohne Zweifel ein Mann, kaum eine Frau, mit roßer Belesenheit in der pornograp schen Literatur der Antite des 18. Jahr hunderts. Nichtsdestoweniger wird das Buch ungeheures Aufsehen erregen, und mit Recht. Nebst persönlichem Klatsch unversälschtester Art gibt es, wenn auch immer natürlich in der Form per sönlicher Aneldoten, Beiträge zur in neren und äußern Politik Deutsch lands unter dem neuen System, deren Wahrheit oder Unwahrheit der spätere Geschichtssorscher kritisch zu bestim men haben, die er aber nicht unbeach tet lassen können wird. Das Buch beginnt ad ovo: mit der Geburt des Kaisers und dem Zeugnisz der damals assistirenden Hebamme, grau Stahl· »Ist es, ein seiner »unge?« hatte damals Königin Vic toria von England telegraphirt, und der Kaiser viele Jahre später das Telegramm unter den Papieren seines verstorbenen Vaters, Kaiser Friedrich, gefunden, wofür das Zeugnis des gleichfalls verstorbenen Herrn von Normann an siihrt wird. Folgteine Auseinander etung der über die Ge sundheit des Kaisers umlausenden Gerüchte, eine Schilderung der priva ten Gemiicher und des privaten Lebens des tat erlichen Paares, der Tages beschäftigung des Kaisers, wobei alle bisherigen Schilderungen, darunter die von rrn Bigelotv, als umbug nachgewie en werden sollen. usslihr lich wir das Studien immer des Kaisers mit seinem P to til-hien rei thurn beschrieben, seine eisen, die Au nahme an geraden Pfen, seine Be uche in den fsi ierla not und auf adeli en Jagdschlo ern. Die Kobe Brie erhalten eine ausführliche Dar stellung nebst saftigen Stiel-droben und über ihren Ursprung wird eine anz sensationelle Vermuthung ausge llt. Auch die finanzielle Seite des. kaiserlichen Voshalteö wird ausführ lich erörtert und noch zwei andere inanzielle Themen behandelt: Der , lsensonds und der Jnvalidenfonds. Gewisse Phasen der deutschen Politik, .B. die haltung im türkisch-griechi schen Kriege werden auch aus die per sönliche Note in der Geschichte zurück gesiihrt, und allerlei angeblich von hochstehenden Personen, die genannt werden, herrührende, witzige oder fcharse Bemerkungen angeführt. Das Familienleben des Kaisers wird ein gehend-Z erörtert, und auch sein Freun desleben besprochen, wobei seine voll ständige Selbständigkeit betont wird. Wir erfahren, daß die höchsten Da men des Hofes den Grafen Herbert und Wilhelm Bismarcs nicht grün waren und namentlich die Entfernung des Aelteren lebhaft wünschten, wäh rend die Waldersees die Stellung des Kanzler-J unterminirtrn, daß die vor zeitige Bekanntgabe der bevorstehenden Entlassung Bismarcts an den Zar Alexander das Heirathsproekt zwi schen dem damaligen Zarewtsch Ni tolaus und rinzessin Margarete von » Preußen zer törtr. Wir erfahren auch, daß, als im März 1892 nach dem Jallenlassen des Vollsschulgese s Minister Zedlih resignirte un auch die Restgnation Caprivis bevorstand, die englische Kö nigin telegraphirte: »Hier verlautet, daß Caprrvi resigniren will. Verhin dert das um jeden Preis. Es wiire gerade jetzt eine Calamitiit«; daß der Kaiser gerade aus der Jagd war und die Kaiserin Caprivi brieslich bat, be kanntlich mit Erfolg, im Amte zu ver bleibn· Zwei Jahre später habe aber gerade die Kaiserin die Ernennung des Fürsten Hohenlohe gewünscht, als eines Verwandten und guten und -sansten Menschen, während Caprivi als »streitsiichtiger und widerspensti ger Diener« angesehen wurde; daß »Ouiel Chlodwig« die Entscheidung über Annahme oder Nichtannahme des Amtes seiner Frau Marie überließ, die von Aussee ihre Zustimmung schickte; daß aber gleich nach Hohen lohes Ernennung die 56 anderen Hohenlohes, unterstützt von einigen 160 Großmütiern, Müttern, Tantem grauen und Töchtern, den Hof mit « schwerden überflutheten. daß das Gehalt ds Reichskanzlers so viel ge ringer sei, als sein Gehalt als Statt halter von Elsaß-Lothringen und daß ein Mann mit so vielen Verwandten ein derartiges sinanzielles Opser we der bringen, noch es ihm zugemuthet werden sollte.« d Die »Rheinisch-Wests. Zig.« bemerkt azu: »Ein sliichtiges Durchblättern be stätigt die vorstehend gegebene Londo ner Anschauung. Die Behauptung, daß hier ein einfach erlogenes Mate rial vorliegt, ist unhaltbar. Der Ver fasser berührt zu viel eingehendste, durch Beispiele zu beweisende Einzel heiten. Er lennt sämmtliche Hos beamte bis zu den Kammerdienerm weiß, wann sie ins Amt tamen und wann sie entlassen wurden, lennt den geheimsten Hosllatsch, spricht von Frühstiicten und Abendessen an einem ganz bestimmten Tage des Jahfås 1888 oder 1893 und nennt die Namen der anwesenden Personen. Er tennt das Jnnere aller taiserlichen Schlösser und beschreibt die Vettstelle und die »Sterbelommode« im laiferlichen Schlaf immer. Kurz und gut, der Versa er arbeitet nach echten Quel len. Wie weit nun aber die den ein zelnen Personen zugeschriebenen Be merkungen und Charaktere richtig sind, muß einer besonderen Kritik vor behalten bleiben. Das ganze Buch ist mit Giststvssen geladen und greift den Kaiser fast in seiner ganzen Persön lichkeit an. Da aß allemal ein schlechter Geschichts chreiber ist, muß mian daher das Buch mit Vorsicht le en. Wir wollen hier nur zunächst eine einzige Bemerkung anknüpfen: Es ist dies nicht das erste Buch dieser Art, und es ist dies nicht der erste Standal dieser Art. Wir erinnern nur an die Rose-Brief« an das Buch der Gräfin Wedel und anderes. Warum hat es solche Erschinungen am hose Wil heims des Ersten nicht gegeben? Of fenbar, weil Wilhelm der Erste ein Menschentenner war, der Schmeich lern abhold und kritisch in der Beur theilun seiner Leute, sich eine fast tadelloe Umgebung schuf, und weil er in seiner stillen, unpersönli en Art durch seinen Hof und durch ie Weltgeschichte ging, dem Spott und dem Klatsch so selten eine Blösze zei gend, wie es ein Mensch nur eben vermag, und doch immer die obersten itgel in der band behaltend. Es cheint. als wenn in der Umgebung Wilhelms des Zweiten sich Leute de finden, denen zu mißtrauen man alle Ursache hat.« ’ Die Bescheid-Mk müßte vie Tu gend derer sein, denen die andern seh len. s If O i Einen Ueberschusz soll die St. Louiser Weltausstellung zu verzeich nen haben? Dann tvar’s also doch keine wirkliche Weltausstellungt ·- is · ,,Warum muß Rindsleisch so theuer seini« fragte der Kunde se nen Fletsch MKiimsn one-ich übe de e u c gegen r n meisten anderen Bedarssartiteln tin Rachtheil i ; es kann nicht durch M ligere Sto e verfälscht werden« ,