DREI-ch Roman von csharing von Yosektitz. (11. Fortsetzung) »Ja so!« Salester strich sich über die breite Stirn. »Die Hochzeit! Nun jedes Ding hat seine zwei Seiten. Jhr Herr Vater ist noch so jugendfrisch! ZI wollte nur, er ließe meinen armen ngen nicht so unnöthig lange zap peln. Das hat beinahe etwas Ver lekndes siir mich. —- Schon gut!« fu r er fort, als Willh einen Einwurfw machen wogte. »Lassen wir’s ruhen! Kommt Zeit, kommt Rath! Auch da! Man hat den Kopf jetzt mehr wie voll. n Sie morgen eine Stunde Zeit f r mich, Assessor? Wir müssen noch Verschiedene-; besprechen. Nur jetzt nicht —- es geht mir wie ein Mühlrad im Schädel herum ———« Salester hatte noch lange in seinem Privattontor zn arbeiten. Als er end lich in der Dämmerungsstunde heim suhr, saß er mit geschlossenen Augen in der Ecke des C-oupes, wie auf den Tod ermüdet. Jin Frieden seines Hauses schüttelte der eisenstarte Mann derartige An wandlungen sonst spielend ab. »Nu venabspamiungen?« sagte er wohl bisweilen. »Ich glau e überhaupt ni? an Nerven.« insilbig saß er heute bei Tisch sei ner Frau gegenüber, aß sehr hastig, stürzte gegen seine Art schnell hinter einander einige Gläser Bordeaux hnunter, stand so bald als möglich aus Imd ging in sein Arbeitszimmer. « Den besorgten Augen der Frau war sein verändertes Verhalten nicht ent Ritzen Vergeblich hatte sie einige a versucht, ihn in ein Gespräch zu Mwickelnx er brach stets kurz ab. . Als sie nun hörte, wie er in seinem » Zimmer rastlos aus und nieder ging, mit seinen schweren Schritten, deren Wucht selbst der weichste Teppich nicht n "rbar machte, schlich sie ihm nach r hörte ihr Eintreten gar nicht. Erst als er sich umwandte, bemerkte er an der Thitepsoste, blieb stehen und agte unwirsch: »Was soll’s noch, ·kgtvie?' .· · , . i Sie ttat vlmt zu iym gerun, regte sden Arm zärtlich um seine Schulter, blickte ihm prüfend ins Auge. »Ich sorge mich um dich, Karl ——« sagte sie J mit ihrer weichen Stimme. »Unsinn -- !" Er wollte aufbau sen. Aber der Mann von Stahl und Eisen wurde immer weich, wenn er aus das blonde Haupt der kleinen Pan hi bsah. Er verstummte, beugte . un küßte sie aus die Stirn. »Es ist nichts-. Sei nicht wunderlich, Vir grnte ——« »Du hast Aerger gehabt! Du hast Sorgen!" »Aerger? Nun ja! Kleine Nabel ·che, von tbörichten Menschen ausge heilt. Das Tät vorüber, man sollte es gar nicht chten. Sorgen? Nicht mehr, wie immer. Leben ist Kämpfen. Das weißt du ja. Aber ich bin noch bunter Sieger geblieben.« Er hatte seine Wanderung wieder ausgenommen. Sie hing sich in sei ten Arm. Wunderlich, wie gut die e kleine Frau mit dem Riesen ritt halten tonnte. ie wußte, er liebte es so gar nicht, wenn sie von dem Geschäft sprach. Mußte, daß ein nicht geringer Theil der großen Gewalt, die sie über ihn ansiibte, nicht zuletzt daraus beruhte, daß sie im eigenen Hause dem rastlos Thätigen gleichsam ein stilles Asyl schuf, an das die Wogen der Aussen weit nur von fern anbranden durften. te konnte sie nicht anders, sie Inn te weitetsragen. »Ist es mit Baldin? Du weißt, ich treue ihm nicht« »Ba!din!« Er lachte. »Baldin ist ein We . Er hält sich siir ein Hohes Lcht und ist doch nur ein auchbsrm geriebener Faiseur. Pah er muß thun. was ich ihm diktire.« .Du83u ihn nur nicht unterschätzt, Karl. habe ost Sorge, du traust M zu seh « r. , Etat-. bitte, das sind Frauenanti , Its-eu! "Richts weiter. Nein s -»— W Sorgen liegen aus ganz ande M " « Die kommende Zeit fürchte II ich’3 auch vor mir selbst ver " It M mschtdc »Die kommende Heu-r »Ja! Jch habe an ein längeres An dauern der Konjunktur geglaubt Fel senfeft All’ meine Pläne hab’ ich da ran aufgebaut Und nun fühle ich — infänkttv —, daß ein Gewitter naht. So wie der Krieger wohl an alten Narben den Wettetumschlag im Vor aus bemerkt Siehst du, Virginie — das Gewitter an si fürchte ich auch nicht. Aber die Fei it der Menschen vor ihm —- verste vu michs-« Sie nickte eifrig. »Den Zusammen brach des Vetteauens meinst du?« »Das ist es. Und heute hatte ich einen Barthen davon. Jkgend ein Ratt, der seine Zwei el, seine Zaghaf tägkeit an recht unpa endet Stelle vor itsthtr. Nun —- ich bin heute noch mit ihm ferti geworden. Leichfen als ich zuerst te. Aber es werden an dere kommen. Und man wird mich W its-m verstehen, wenn ich ihnen Its-Ufe- .6lauben müßt ihr an mich, — Ism- w mit mit siegen westl« Das jfx III mir in den Gliedern steckt.« II Ist is selten, das er sich aus-i » sprach wie heute. Fast machte sie es noch besorgter, daß er es that. »Du wagst viel — ich weiß es, Karl ——« sagte sie zaghaft. Er bog aus der Mitte des großen Raumes nach der Fensterseite ein und blieb vor der geöffneten Thür der Ve randa stehen. Eine Weile fah er schweigend auf »den Vorgarten hinaus, der im ersten fpärlichen Frühlingsgrün lag. Sie laubte schon, et wolle über haupt nicht antworten. Doch da sprach er plöylich: »Ganz recht, Birginie. Jch wage viel. Viele swürden meinen: zu viel. Aber das liegt in meiner Na tur. Jch lspann nicht anders —« , Wieder unterbrach er sich, um dann, nun mit dem alten spöttischen Lächeln um die derben, vollen Lippen, fortzu fahrem »Erinnerft du dich, wie wir in Monte Carlo waren, wo jth die schön-e Frau Paula von nebenan ihre Künste treibt, und wie kalt mich das ganze Jeu ließ! Es kam mir so dumm vor, das Glück auf diese Art zwingen zu wollen. So läppisch, diese Jagd dort nach dem elenden Gelde. Für die Art des Wagens habe ich gar kein Vetstiindniß, solch Gewinn würde mir nie Freude machen. Aber auf meine Art das Glück zu zwingen: mit klu ger Berechnung und mit kühnem Wa gen nnd mit eiferner Ausdauer — das zieht mich! Das packt mich, spornt mich, hält mich fest, treibt mich vor wäkts. und das Glück laßt sich so zwingen —- man muß nur wollen!« Unten klang die Gartenpfortr. »Das ist Konrad!« sagte Frau Vir ginie, und sie traten auf die Veranda hinaus. DenSohn sah sie und kam aus sie zu. Die Sporen klirrten leise. als er die paar Trepperiftufenheraufsprang und er sah so fröhlich aus. u,.Jurige, wo kommst du her? Du glanzt Ia über das ganze Gesicht- Hast du irgend ein besonderes Glück ge habt?« rief ihm der Vater entgegen. Konrad lachte. »Vom Bahnhof komme ich. Fräulein von Schotten reiste ja mit Maria ab und mit Bern hardine —« »Und das stimmt dich so froh, du r uar rich sich den flotten Schnurrbart. »Na ja, Papa! Es war schon etwas dabei, was mich froh machen konnte. Du verstehst das wohl nicht — aber Mama sicher —« - Ueber das Antlitz von Frau Vir ginie flog das leichte Lächeln, das sie immer so mädchenhaft erscheinen ließ. Und ein ganz zartes Roth stieg aus ihren Wangen auf, als sie ihremMann zuflüsterte: »Verstehst du’s wirklich ggktkhskarM Der erste Kuß —- sein u .« Zwölftes Kapitel. Auf der Terrasse vor der Kirche San Pietro in Moniorio standen sie und schauten hinab auf die ewige Stadt. Seit zwei Monaten Mann und Frau. Seit sechs Wochen in Rom. Er neckte dann und wann: »Siehst du nun ein, Lora, wie gut ich prophezeien kann?« Weit, weit hinter ihr lagen ihrem Erinnern die Bitternisse des-kurzen Braut-Bandes Sie hatte sie verges sen,wel sie vergeben wollte» Vergessen all die kleinen Unarten Hardis, ver geben auch den trotzi , hochmüthigen Zug in Willhs Ge chi, mit dem er ihr Glück gewünscht hatte. Das mußte überwunden werden, und sie überwand; denn sie fühlte zu deutlich, daß sie das Außergewöhnliche ihres Entschlusses selbst erst rechtfertigen gis-sie —- bor allem oor seinen Kin n. mng aver, oag fuyue ne auch, würde sie nie vergessen: den liebevollen Zartsmn und den ruhigen, klugen Takt, mit dem ihr Mann ihr die Brücken zu- dem neuen Lebensab schnitt schlagen half. Als ob eine ei s gene Gabe, ihrem innersten Wesen so s verwandt, in ihm sei, Wege zu ebnen, s auszugleichen -— und auch mit einem einzigen herzlichen Ausdruck, ohne Worte, zu trösten, zu heilen, mit einem stillen Lächeln zu sagen: »Geduld, und die Klüfte schließen sich von felber.« Sie war so dankbar. Sie war so innerlich frei. Sie war glücklich. Mit Berhardine bahnte sich das freundschaftliche Verhältniss von ehe dem schon wieder an. Vielleicht —- sie fühlte es — von Hart-is Seite mit kleinen egoistischen Nebengedanken. Das war erklärlich, war verzeihlich, und Lora ergriff ja so gern die noch mit verstohlenem Schmollen dargebo tene Hand. Eine jii re Schwester erschien ihr Fardi jetzt, iir die sie mit denääy für ie sie rathen und thaten wo . Gerade sprachen sie von ihr. Heute Morgen war eine lange konfuse Epi stel von ihr eingetroffen —- auö Pal lanzaieiwo dieSäeåitsten IliiiidcheårB Breit rau n von eneaige o n kleiden sollten. Matt-S ed ireeaptmltote ein paar drolltge das-en des Briefes s »Der-le nur nicht, , das ich sat knen Ton-h ver-Ieise · nd rot-M II l . ! auch —- hier im Grand tel ist ein ; junger Engländer, der sie ihm zum xBertoechseln ähnlich und mahnt mich i täglich an ihn. Ein bildhübscher Tun Ige —- nur trägt er, ich bitt’ ich, s Röllchen!« l »Sie ist und bleibt ein Kind« Er i fah zärtlich seine Frau an: «Wenn«ich Paäan denke, daß ihr fast gleichaltrig . ei .« Lora lachte heiter: »Miichtest Du mich vielleicht älter haben, Eberhard? Jch freue mich meiner Jugend. Ja, bisweilen ist mir, als würde ich ihrer jetzt erst recht bewußt. Und das danle ich Ditt« , »Aber Lora —« »Doch! Docht« Sie nickte eifrig. »Jetzt fühle ich erst, wie schön das Le ben ist. Jn jeder Stunde. Auch nun wieder . . .« - Sie deutete hinunter aus die ewige Stadt. »So sieh doch nur: dort die Chpres sen auf dem Palatin! Die braunen Riesenmauern des KolosseumsL Drü ben die feinen, blauen Schwingungen des Gebirges! Da links die Kuppel von Sankt Peter! Das gewaltige Häusermeer im Sonnenlicht —- diese eradlinigen Dächer und darin hurm an Thurm — und über dem allen der blaue Wunderhimmel, klar, wolkenlos. Ah —- ist dasschön!« « Noch dichter trat sie an die Mauer briistung heran und spähte mit ihren scharfen Augen in die Ferne. »Manchmal, wenn wir hier oben sind, denk’ ich, aus Schutt und Asche müßte vor uns das alte Rom wieder erstehen. Dann seh’ ich im Geist das goldene Haus des Nero und die Säu lenpracht des Forums aufwachsen, sehe den todten Cäsar in der blutigen Toga oder den Zirtus mit jubelnd-en Volksmassen erfüllt oder eine siegrei che Legion im Triumphzuge . . . Aber ich fchwatze Alltägliches —- wer sollte Inn hier nicht das Gleiche empfin n —« Er hatte seine Hand in ihrem Arm gelegt. »Nein, Lorat Glaube mir . . . die allerwenigsten sehen mit gei stigem Auge —« »Und dann wieder das andere!« fuhr sie fort. »Hier, gerade hinter uns, die Grabstätte des gekreuzigten Petrus — das alles dort unten, wie es jetzt sich breitet, von dem Prunlbau der Basilika San Paolo fuori le mura bis zum Vatikan ein Zeugniß für die Macht seiner Nachfolger! Aber siehst Du’s . . . ganz hinten noch ein klei nes Stück von der Fassade des Late ran. Muß ich da nicht an den armen Augustinermönch denken, unseren Doktor Martinus, der dort gläubige-i Herzens auf schmerzenden Knieen die Stufen der Scala Santa heraus tlomm, um dann, heimkehrend, seinen Wetterstrahl gegen dies selbe Rom zu schleudernt Und weiter da die gelben Mauern de Quirinal . . . dass neue Italien — unere Zeit —« Ein Betteljunge schob sich zwischen sie, die bunte Miitzn im Genick, die braune Hand ausgestreckt: »Pe: gra zia di dio . . . misericordia, abbia pieta, bellissima Signora!« Sie sah ihren Mann bittend an, und beide lächelten. Er wußte schon: Vor jeder Aussahrt mußte er sich die ganze Tasche mit den dicken Kupfer soldis füllen. Denn sie wollte keinen Bettler unbeschentt lasset-. Es war ja Unsinn für einen-alten erfahrenen Jtalienfahrer, aber es half nichts. Er warf dem Bengel eine Münze zu —- aber der streckte Signora gleich die hand noch einmal hin. Und rich tig. sie zog ihr kleines Portemonnaie heraus und gab, was sie gerade sand. »Du bist doch noch ein Kind -—« sagte er belustigt. »Laß mich nur. Jch bin ja so froh, geben zu können —« Der Kutscher mahnte: «Wenn die Herrschaften noch aus den Monte Piu eio wollen . · " Das war auch eine kleine Leiden schaft von ihr, die ihn immer auf’s neue freute, weil sie ihm so recht als» Ausfluß ihrer Jugend erschien: Lora fuhr so gern. Sie sagte auch gan un befangen: »Weil’s mir was eues ist — ich weiß wohl. Aber wenn ei nein zwanzig Jahre lang eine Berliner Droschle ein Ereigniß war, darf man sich wohl in einr bequemen, eleganten Equipage behaglich fühlen« Durch die Passaggiata Margherita sihren sie, den neuen Wunderweg überd en Janilulus, am Riesendent mal Garibaldi s vorüber Die Mag-· nolien standen in voller Blüthe, und die Judasbäume leuchteten ihr Gra natroth aus dem Grün der Anlagen, aus Lorbeer und Korneltirschem Tief unten lag Rom, und jenseits seiner Mauern und Thürme die Kam pagna im Frühlingstleide. Ein weicher wonniger Dusthauch-— Veilchen —-— Rosen —- Jasmin — »Ein paar Wochen noch, und wir müssen Abschied nehmen,« sagte er. »Vielleicht ist’ö Thorheitx die Aerzte behaupten ja, jetzt blieben die oberen Stadttheile sieberfrei Aber man dars nieht spaßen mit der Malaria. Und so wollen wir denn lieber aus einige Zeit nach Frascati ziehen, dort drüben im Albanergebirge, ehe wir nach Flo renz geben« Abschied von Rom! Sprich noch nicht davon! Sag’5 mir erst am Abend, ehe wir abreisen mii en. Mir ist’i ja, als seien wir erst ge ern an gekommen.« Ihre· Augen blickten ssezttiziirmeriseh irrt Weite. Und dann a sie seine Hand mit leisem Druck . Der Wagen rollte die Serpentinen bergab, an Gan Onosrio mbeino Tasse seine Leiden endete, und durch sdie Potta di Sau Spitito in das Borgo, die alte düstere Papststadi. Ui d so wettet am Tiber entlang un ter dem massigen Mauern-cis der En .gelsbutg, die wie ein gewappneter ärie eet am Stromuk er sieht, dem neu om zu mit seinen gradlinigen Höuferfkonten und den sagten schnur geraven Spekulationsftran »Die Augen möchte man schließen« meinte Loka. ; »Ein paar Minuten Geduld nut!« ! Da waren sie auch schon unter der nachmittäglichen Kotsofluth, die vom lMonte Pincio nach der Piazza del iPopolo herabftrömte, auf den schönen Schlangenwindungen des Weges, mit den sichi mmet mehr an Umfang und Schönheit fieigetnden Ausblicken auf die Stadt. — .-. .- s« , v Fast an feoem Sparnachmurag sah ren sie hier hinauf. Denn Lora konnte sich nicht sattschauen an den ewig glei chen, ewig wechselnden Bildern. Rie senhaft zur Rechten die Kuppel der Peterskirche und die hohen Mauern des Vatikans und wieder das für die Ewigkeit gebaute Grabmal Hadrians lAuf der hühe des alten Janikulus, ganz in der Ferne, das gewaltige Rei terdenkmal Garibaldis. Dazwischen sdie Stadt. Die flache Kuppel des s Pantheon gleich einem Gigantenschild. fDas Kapital . . . die Marc Aurel ;säule, von der sie den Imperator her iabgestürzt haben, um die Statue des Apostels Paulus hinaufzusetzen . . . ein fchmaler Streif blauer Kampagna . . . die Cypressen aus dem Palatin. Und dann eine Wendung des We ges, und das verzauberte Auge ruht auf den breiten grünen Wipfeln der Pinien in den weiten Gärten der Vor hese . . . " ,, iebe Schwärmerin!« sagte er zärtlich, wenn sie ihm immer neue Ausrufe des Entzückens zuraunte. »Sieh nur den Abendhimmel, Eber hard. Diese violetten Düfte ganz dort hinten... und wie das wechselt . . . jetzt hebt sich die Kuppel Michel angelos fast auf Goldgrund ab...'« »Die Sonne sinkt. Wir werden nach Hause fahren müssen, Lora. Da, die junge Ecclesia militans rüstet sich auch schon zum heimmarsch.« Er deu tete auf die kleinen Kolonnen der geist lichen Seminaristen, die wie allabend lich ihren Erholungsspaziermarsch machten. »Die dort mit der violetten Soutane sind Schotten, Lora . . . aber in denen drüben können wir Lands leute begrüßen. Gamberi nennt sie der Römer: Krebse, weil sie die rothe Soutane tragen.« Der Wagen rollte langsam bergab, in der großen Reihe der Korsofahrer. Vor der Terasse ließ der Geheimrath halten« Sie stiegen hier meist auf einige Minuten aus, um den Wunder blick über das Häusermeer in größerer Ruhe zu genießen. Aber der Wagen hielt taum, als Lora erstaunt, erschrocken zusammen uckte. Unwilllürlich griff sie nach m Arm ihres Mannes. Und da sah auch er — Neben ihnen, kaum zwanzigSchritte entfernt, hielt eine sehr elegante Equi page. Jm Fand saß, allein, Frau Baldin . . . am Wagen aber stand Willy . . . Er konnte sie nicht sehen, denn er wandte ihnen den Rücken zu und sprach eifrig mit der schönen Frau. Sie hatte den Arm auf den Wagen schlag gelegt nnd lächelte ihm, unter dem duftigen Frühlingshut, heiter zu. Jrn nächsten Moment schon hatte sie Lora erkannt. Sie slüsterte irgend ein schnelles Wort, nei te ein wenig den Kopf wie zum Gru . Willy zog sofort den hüt, drehte sich um und schritt, während der Wagen von Frau Baldin sich in Bewegung setzte, aus den des Vaters zu. Lora hatte die erste Ueberraschung schon überwunden, aber ihre Züge nah men einen eisigtalten Ausdruck an. Nichts als ein starkes Empfinden der Abwehr war im Augenblick in ihr n diese rau . . . und gegen den .ann, der ich am Narrensel herum führen ließ. Und sie wunderte sich nur, daß ihr Mann gar nicht sonder lich erregt schien über diese plötzliche Begegnung. Willh war doch ein wenig verlegen, trotzdem er einen möglichst unbefan enen Ton anzuschlagen suchte: »’n ag, liebe Lokal Tag, Papa! Vor einer Stunde bin ich angekommen, fand in eurem Hotel kein Zimmer frei und fuhr zum Grund Hotel weiter» es ist ja nur um die Ecke. Seid ihr wohl und munter? Ja . . . und so bin »ich hier hinausgepilgert, und das erste bekannte Gesicht Ist das von Frau Baldin. Da konnt’ ich denn gleich die Grüße ihres Mannes ausrichten und von seiner Sehnsucht erzählen. Scheint aber keinen sonderlichen Eindruck ge Irnacht zu haben.« »Das kam mir auch so vor,« schob der Geheimkath trocken ein. »Kann ich bei-en einen Teller ; Suppe essen, Loka? chön — danke herzlich! Jch bespreche dann gleich mit dir, weshalb ich hier bin, lieber Papa. — Um sieben Uhr . . . vortreff lich. Dann half ich noch Zeit, mich ein wenig zu erkobern. Jch bin in einer Tour durchgesahren und will morgen wieder zurück. .. Gute Nach richt von unseren Kleinen, Papa? Ja ...da3"ist ja schön...« »Willst du nicht einsteigem Willhi« «Danke sehr. ch habe noch in der corsostrahe eine letntgkeit zu kargen Al o aus Wiedersehn um sieben le Mk die Dank-, Loka. Udd , Cpa s O O. Sie fuhren betgab an der Villa Medici vorbei, unter den immergrü nen Eichen, ut spanischen Treppe und die Bia iftina entlang. Beide schweigend. Ueber Lvta war eine Tiefe Traurig keit her-eingebrochen Als ob sie em Unglück nahen fah, das sie noch mehr etlchteckte, weil es fo ganz im Dunk len, Ungewiffen lag. So glücklich, fo frei hatte sie sich all diese Tage und Wochen gefühlt —- nun kam dethüch schls,g«— l Weinen harre ne mogen. Endlich konnte sie das Schweigen nicht mehr ertragen, faßte nach ihres Mannes Hand und fragte leise: »Wa rum mag Win gekommen sein?« Auch er hatte in Gedanken versun ten in feiner Ecke gesessen. Aber nun, da er den sorgenvollen, schweren Aus druck in dem geliebten Antlitz sah, lachte er. »Jn Geschäften, Loka, sagte er ja. Ob ihm irgend ein klei ner Flirt mit dieser... Dame den Entschluß zu der langen Reise erleich tert hat« weiß ich freilich nicht. mußt das mit den Geschäften aber nicht etwa tragisch nehmen« Demzu tage scheut ein energischer Kaufmann um irgend einer wichtigen Rücksprache willen eine Fahrt von sechsunddreißig Stunden nie. Ein Hambur r Freund von mir fuhr im vorigen ahre nach New York, brauchte eine halbe Stunde zu einer geschäftlichen Erledigung und lam gerade noch zurecht an Bord des anderen Dampfers, der heimwärts fuhr. Es gibt eben Angelegenheiten, die sich nur mündlich erörtern lassen.« Sie mochte nicht weiter fragen-— Aber er selbst ergänzte nach kurzer Pause im ruhigen Plaudertom »Es wird wohl mit den Baldin’schen Un ternehmungen zusammenhängen. Jch zeigte dir doch neulich den wüthenden Angriss der Frankfurter Zeitung aus die Prometheusgesellschast·.. es ist« da wo l nicht alles, wie es sein sollte.j Viellei t spielt auch die neue Erfin dun deines Doktor Prall hinein, von; der u mir erzählte-st« ’ Nun fragte sie doch betlommenw »Du fürchtest Verluste?" ! Er zuckte die Achseln. »Das mag» wohl sein. Aber auch das mußt duj nicht allzu tragisch nehmen« Lora. Jn! einem Geschäft wie dem unsrigen Iht es selten ganz ohne Verluste ab. ie Kunst ist nur, rechtzeitig abzubrechen, wenn Gefahr droht. Uebrigens ist Willh —das muß ich ihm zum Lobe nachsagen — ein tüchtiger Geschäfts mann. Kurz: mach rnir nicht ein Ge sichtchen, wie der berühmte betrübte Lohgerber... dazu liegt tein Grund vor.« Er sah sie an und lächelte und nickte ihr zu: »Wir wollen uns die Sommertage hier nicht verkümmern lassen, Sorg-" Zu dritt saßen sie dann im mau rischen Speisesaal des Hotels an dem kleinen Wandtisch, von dem aus man die langgestreckte Halle und die inter nationale Gesellschaft völlig übersehen konnte. Neben Lora lag der große Strauß schwerduftender Marfchall Nielrosen, den ihr Win überreicht hatte. Sie konnte sich noch immer von der Herzensangst nicht freiringen, die sie seit der Begegnung oben auf dem Pincio überfallen hatte. Sie war sehr schweigsam, und dabei verwun derte sie sich, wie ruhig, ja heiter Va ter und Sohn plauderten. War das Selbstbeherrschung oder war es Selbsttäuschung, der sich beide hin gaben? Auf ihr lag es wie mit Zent nerlassen. Nur mit Mühe folgte sie dem lebhaften Gespräch der beiden, beantwortete sie deren Fragen. Aber allmählich begann sie doch auf- . zumerlen. Eberhards Art war auchj heute ganz die alte. Aus Willh sprach s ein Zwang, ein nervöses Hastem Er war anders als sonst. Gegen sie von ausgesuchier Ritterlichteit, fast ein wenig übertrieben, fast als werbe er um ihr Wohlwollen. Dann und wann bege nete sie einem scheuen Blick, der zu ragen s ien: » st du Einfluß aus Papa? ie wir t du ihn nükeni Das peinigte und verletzte re zu aleicher Reit. Oder war sie heute nur besonders empfindlich? Warum schmerzte sie jetzt auch Eberhards Frage: »Nun, mein Jun . . . und immer noch die alte Berekrung sür Frau Baldin?« « Diese Frau! Was brauchte ihr Mann sie zu nennen vor ihren Ohren «in dieser Verbindung! Es sollte ja nur ein Scherzwort sein —gewiß! Aber es that ihr weh. Und doch mußte sie aushorchen bei Willys Antwort. Er zuckte lachend die Achseln: »Verehrung? Die war nie groß, Papa. Ein bissel Cour Lchneiderei — meinetwegen. Aber auch as ist begraben. Jch sah Fraul Paulck heute seit Monaten zum ersten Male wieder ———und dann: sie macht ihrem Mann wohl schwere Stunden, soll Unsummen im Teufelsparadies aus Monte Carlo verspielt haben.« War das echt-—- war das unechi? »Uebrigens, liebe Lora, da iällts mir ein: als ich vorgestern bei Baldin war, zu einer Besprechung, sah ich» auch deinen Liebling, die Verta. Heißt i der Blondtops nicht Herta?« ! Wieder stieg ein wehes Empfinden; in ihr aus. Und ein leiser Selbst-. vorwurf war dabei: in deinem Glücks- - rausch hast du ia des armen Kindes kaum edachti hastig fragte sie: »Wie geht's r Kleinen?« Er gab Auskunft. Aber ihr schien es, wie jemand, der eigentlich nichts wußte und bereute, sich nicht senauer informirt zu haben. Worte ——·nicht mehr Es schnitt ihr ins herz, wie sie sich ’vergegenwiiriigte: Der Baker iodis die Mutter am --Trente et nannte-Tisch in strahlender Toileiie; e n Siiesvaier, der» nur Sinn für das elende Geld hat. Sie war die einzige gewesen, die dein Kinde das entgegenbrachte, wonach ei sich sehnte: ein freundliches Herz einen Brocken Liebe — Nun war auch sie fern. Armes Kind — Und da war es wieder Eberhard, der in ihrer Seele zu lesen verstand. »Armes Kind!" sagte er auch. »Wenn wir heimkehren, wollen wir versuchen, ihm etwas zu sein« Und, Lora,schreib einmal an die Kleine. Ein gutes Blick-es Wort richtet solch armes Herz chen ost wunderbar aus.« Das Dessert lam. Sie gingen ? hinüber in den Kuppelraukn des Win ! teraartens. i Der Geheimrath und Lora ingen I voran. Und Willy, der ihnen Lsolgttz isagte sich inmitten all seiner sorgen vollen Gedanken: »Sie schreitet doch - wieder wie eine Fürstin.« E Dann fiel ihm plötzlich ein: »Vat sie ! deine Rosen eigentlich mitgenommen?« s Er blickte zurück: da lagen die gelben TBlüthen Vielleicht war es Zufall ein Vergessen. Rosen in Rom sind jetwas so Alltägliches. " Aber es tränkte ihn tief. Es konnte auch eine Absicht sein. Und es er ’ schien ihm wie eine üble Vorbedeu . tung. Da wandte sie sich plötzlich um. «b»Meine schönen Rosen! Willy, ver g( —« » Zum ersten Male sahen sie sich voll ins Gesicht. Und, über alles andere hinweg, stieg plößlich ein großes Mitleid in ihr ,empor. Wo hatte sie denn nur ihre Augen gehabt? Wie elend er aussah, wie nervös! Wie sorgenvoll-» Jn ihren beweglichen Zügen mochte sich das alles wiederspiegeln. So le bendig, daß er dachte: »Was ist ihr? Was bewegt sie? Denkt sie daran. weshalb du hier bist?... Oder . . . oder ist sie nicht glücklich?« Er sprang schnell zurrück, ihr dieRo sen zu bringen, und als er sie ihr reichte, schoß ihr unwillkürlich das Blut ins Gesicht. »Warum?« fragte er sich wieder. Sie hatte in diesem Augenblick nur den einen Wunsch, ihm etwas Gutes, Freundliches zu sagen. Als ob sie damit den Alp, der auf ihr lag, ab wälzen tönne. Aber sie kam über das kurze: »Vie len Dank, Willy —'« nicht hinaus. Denn ihr Mann stand schon, mitten im Gästeschwarm, an der Thür und winite. —————— - (Fortsetzung solgt.) -.—-———— Der Ietsobelist des Uont Pelee. Nach den..leßten Ausbrüchen des Bullans von Martiniaue hatte sich eine riesige Lavasiiule gebildet, die senkrecht bis zu einer Höhe von 800 Fuß aus der Krateröffnung empor ragte. Nach der Ansicht des französi schen Geologen Lacroix hat sich dek Riesenthurm aus Lava gebildet, die so zäh war und sich so schnell ver festigte, daß sie nicht einfach nach des Seiten überfloß, sondern sich unter dem kolossalen, von unten her wirken den Druck einfach aufwärts bewegte und rasch zu einem festen Fels erkal tete. Demgegenüber macht der ame rikanische «Geolog Angelo Heilprin neuerdings geltend, daß das Aus sehen des Felsobelisken mehr für ei nen alten, durch die Wärme veränder ten Felsen als für neugebildete und schnell erstarrte Laoa spricht. Heil prin hält den Thurm für den altes Kern des Bulians, für den Riesen pfropfen, mit dem sich der Vulka einst »zugestopft« habe, und der nun durch die Gewalt der Eruption als Ganzes aus der Kraterössnung an die Oberfläche emporgehoben worden sei. Ein solches Heben von Gebirgskernen haben schon früher Abich im Kauka sus und Scrope in der Auvergne be obachten wollen. .Die Thatsache, daß sich in der gan zen Armee von Panama nur 25 Ye rneine Soldaten befinden, ermuth gt eine englische itung zu der Hoff nung, daß die rbeiten an dem Canal keine ernstliche Störung erleiden wet den. Doch laßt uns lieber ni t zu sanguinisch sein; denn wer wei , wie viele Ossiziere in der Armee von Pa nama steckent s I Aus Dankbarkeit daß sie ihre er sten Erfolge in St. Petersburg errun gen, hat die Patti in einem Wohlthä tigkeitsconcert sitt die russischen Bev wundeten umsonst mitgewirkt thc Zuhörer werden wohl gewünscht lieu ben, daß der tus tsch- japanische Kr dreißig Jahre rüher ausgebrochen wäre. «- ili · Allerdin S hat Deutschland im Frieden n Mal so viele Soldaten wie die Ver. Staaten. Aber wir ha ben in Kentucky allein zehn Mal so viel Körnels als die deutsche Armee Obersten hat. « e- s Denlen kann man sich’s, dasz Nuß land egenwärtig nicht recht Zeit sin lPet, ber den Weltfrieden nachzuden . en. . . . Die Rrussist Unleiben ist »ylacirt«. l sidn aber meisten theilt New-; —- aus dem Laufendein