wonskssästbwsvknsväswwwbwww-»si -Wrach. Roman von Hanng von Zosektitz. smdmmmwmmmmdlmidibmsnthmmmgut r I FOOIUIUIUIOOIIOM (9» this-hung-) nTags-harte es, und es ist mir eine seen ung, daß Sie darum wußten. Nun weiter, Fräulein Lora: Halten Sie Hardi fiir so reif und ihre Liebet flir so tief, daß leg meine Einwilli eng den dar ? ch gestehe Ihnen, M die ern esten Bedenken habe.« · smal kam die Blutwelle in ver slckrktem Maße zurück. Jur, ersten Augenblick wollte sie tundwe bitten: »erlassen Sie mir die Irrt-wo für die ich wirklich nicht be ru bin.« Aber sie fühlte deutlich, da sie damit Hardi jede Hoffnung a chnitt, daß diese Antwort von dem Manne, der ihr so ernst in die Augen blickte, als Verneinung genommen werden würde. Und Nein konnte, wollte sie nicht sagen. Lügen jedoch . .. das erst recht nicht. Am allerleßten ihm gegenüber, der ihr dies seltsame Vertrauen ent gegenbrachtr. »Ich weiß, Fräulein Loka, die Ant wort muß Jhnen sehr schwer fallen; weiß, wie peinlich Sie meine Frage be rührt,« begann er wieder. »Aber Sie kennen Hardi so gut, wohl besser als ich. Denken Sie auch daran: ich habe seine Frau, mit der ich Rücksprache · nehmen könnte. Fräulein von Schot ten . . . mein Gott, sie ist eine vortreff liche Dame! . . . aber seit Hardi erwach en, Wachs in den Händen meines leinen Wildfangs. Ganz ehrlich und essen: wären Sie nicht eben Sie. räulein Lora ich würde ja nicht auf Gedanken gekommen sein. So aber, nun-ich wende mich an Sie als ob Sie die ältere, die verständi geoe Schwester hardis wären —« »Ich habe Hardi sehr lieb. Wer weiß, ob ich nicht durch meine große Zuneig Erz-W ttelte, sie unterbrechend, den KopsH s sicher nicht. Dazu werden Sie sich der Verantwortung zu sehr bewußt sein.« Lora hatte Zeit gehabt, während der Seheimrath sprach, sich zu sammeln. Uber seine letzten Worte wurden ihr zur Ursache neuen Ueberlegens, Prü nz. · Ein paar Minuten standen sie sich chtoeigend gegenüber, nur durch den isch getrennt. Und während sie, mit esenkten Augen, sann und sann, sühlte e doch auch den Blick des Geheim raths aus sich gerichtet. Jrnmer wie der störte sie dies Empfinden, nur mit äußerster, fast schmerzhafter Kraftan spannung konnte sie ihre Gedanken tonzentriren Und das mußte sie denn sie wollte gerecht abwiigen. Endlich hob sie den« Kopf und sprach: »Sie müssen mir schon Glauben« Herr Geheirnrath, rückhaltlos offen zu sein .. . . ich betone es, denn meine Ansicht wird wahrscheinlich von der Jhren stark abweichen. Jch habe mir soeben rdii Wesen zu zer liedern, recht chars vor mein geitiges Aug-e zu llen versucht, und das konnte ich nur, indem ich mich frage, wie wurde sie? Sie sagten, gewiß mit Recht: Sie ist unreif siir ihre Jahre. Daß dem so iß, ist mindestens zum großen Theil nicht Anlage und nicht eigene Schuld rdi entbehrte die sithrende Hand der tter, deren gerade sie besonders be dnrst hätte; sie lebte ihr junges Leben ohne jede ernste Aufgabe, ohne ernste Arbeit über die Schuljahre hinaus: sie wurde um so mehr verzogen, von Ih nen, in Ihrer großen Güte, von aller Welt-auch, wenn Sie wollen ein wenig von mir-weil sie gar so lieb nnd gut und hübsch war, treuherzig, —- nun ja, auch so munter und Los-Uhu Isah Ins-I Dienst-ski-. man bleib Geheimrath, ich glaube, daß die unge heure Mehrzahl der jungen Mädchen un er Kreise keine größere geistige R hat« als sie. Wenige aber wer den so viele andere gute Eigenschaften haben.« Sie schwieg einen Augenblick. Jn einer unwilliiirlichen Bewegung glitt sit rnitlder hand iiber Stirn und - e . »Es kommt doch wohl. . . bei dem Schritt, vor dem sie steht, . . . nicht so Mschließlich ans die geistige Reife an, Herr Geheimratiy Die wird wachsen nnd sich entwickeln. wenn sie an der Seite eines tüchtigen Mannes an ern Itre Lebensausgaben berantritt, denn Dr Kern ist gut. Woraus es an kommt, das ist: ob ihre Liebe start und tief genug ist. Jch bosse eö... ich möchte lieber sagen: ich glaube es. Aber ich weiß es so wenig, wie Sie. Wir können nicht in das kleine, un rnbige her-z hineinseben . .. der Vater nicht die Freundin nicht. Aber die seit wird es erkennen lebten. Darum Möchte ich siir hardi bitten: geben, · nen Sie ihr eine Frist vor der Ent dnng, vor der Verlobung. Eine ritt. weit gesteckt genug. daß sie sich elbst prüer und innerlich sammeln kenn. nnd doch auch nicht so lang, daß U ihr das Hoffen ßch in Quai ver sandein müßie.« Lora hatte wann und herzlich ge Nase-. Run, als ße·schwieg, tain wieder die mädschenhafte Verle Ists Eber sie: was war das doch - eine settsaue Ausgabe, is einem Mann von Liebe sprechen zu müssen! Fast als ob man einen Theil der eige nen Seele vor ihm enthüllte — So feinsiihlig der Geheimrath war, für dies weibliche Empfinden hatte er laum das rechteVerständnisz. Er folgte, während sie sprach, lediglich ihren Aus Lihrungen Vielleicht vergaß er im ugenblick auch ganz, daß das schöne Mädchen nicht viel älter war als die eigene Tochter, so unendlich überlegen diinlte sie ihm. Es that ihm wohl daß er mit ihr sprechen konnte, wie » mit einer gescheiten Frau. ; Er blieb auch jetzt sachlich: »Sie empfehlen mir damit eine Probezeit, sozusagen. Das ist eine Art von »Komprorniß, Fräulein Lora; Kom vromisse haben in meinen Augen im » mer etwas Bedenlliches.« » »Gewiß. Nur setzt sich fast unser ganzes Leben, wenn man’s zergliedert, aus Komprornissen zusammen. Leider vielleicht . . . aber es ist nicht anders.« »Man könnte ein Jahr sesetzen . . .« Nun sprach doch wieder das freund schaftliche Empfinden für Hardi in ihr und —- die eigene Jugend. »Ein Jahr ist lang, Herr Geheim rath. Sechs Monate —« bat sie leb haft. Er lächelte. Diesmal hatte er ihren Gedantengang richtig erfaßt. Und er ariff nach ihrer band —- ..«’kch danke Jhnen von Herzen, Fräulein Lora. Sie sind eine kluge Rathgeberin und dabei die beste Freundin. hardi muß Jhnen dankbar sein —« und ehe sie abwehren konnte, hatten seine Lippen ihre Rechte berührt. Es war ja nicht zum ersten Male. daß er ihr die Hand küßte. Sie hatte das immer hingenommen als eine che valereste Form, die — so ungewöhn lich sie einem jungen Mädchen gegen über sein mochte —- ihm gut stand. heute fühlte sie deutlich: es war mehr « als das. Sie schrak leicht zusammen, « zog die band schnell zurück. « Mc Bewegung mochte sehr plötzlich . sein, vielleicht verletzend schnell. Denn sie sah, wie sein seines Gesicht sich rö ; thete und daß er die Lippen ein wenig izusammenpreßtr. Verlehen hatte sie fihn nicht wollen- dazu war er ihr zu ; werth. Aber die Angst. die vorhin in I ihr gewesen war, als er eintrat, Yglotnm wieder übermächtig auf. So daß sie hastig sagte: »Wir wollen Onkel nicht mehr allein lassen —'« Das Kind ist ja bei ihm —« Sie hörte es nicht« haftete an ihn vorbei, öffnete die Thür und athmete erst auf, als sie am Sofa des Greises stand. ' Ganz langsam folgte der Geheim rath. Lora hatte sich am Kopfende des Lagers ausgestellt, Maria Aprlhode genüber, die zu Füßen des Oheims Paß, auf der äußersten Kante des So fas, wohin der alte Mann sie wohl durch sein freundliches Zureden genö thigt hatte. Als oh er sie schützen sollte. beugte sich Lora über den Kranken. Aber zu gleich fiel ihr aus« wie ernst der Greis aussah, der so gern lachte. Etwas Fremdes, fast Feierliches lag auf dem vielfaltigen Antlitz Der Geheimrath schien plöhlich Eile zu haben. Er mahnte Maria zum Aufbruch, nahm ziemlich hastig von Graf Wellried Abschied — hastig. und doch mit einer, so schien es, ganz be , sonderen Herzlichteit. « Und dansn wollte er sich noch einmal über Loras band beugen. Aber dies mal tam sie ihm zuvor und bat leise: »Bitte — nein!« —————— Nun waren sie gegangen. , Lora stand in ihrem Zimmer am its-sites die Stirn aeaen die kühle « Scheibe gelehnt. Das Herz war ihr schwer Sie wußte genau, in wenigen Mi nuten würde der Onkel sie zu sprechen begehren Sie wußte, was er ihr sagen würde. Und sie ängstigte sich vor dieser Aussprache. Zweien Men schen, die sie so hoch schätzte, die ihr so lieb und werth waren, solchen Schmerz bereiten müssen! mmer wieder fragte sie sich: »Hast du rgendwie in diesem guten, in diesem vortrefflichen Mann Hoffnungen er weckt die du nie anre en durftefti Was hast du versehen Und toie machst du’i wieder guts« Es war eine folternde Pein hin-auslaufen hätte sie mögen in deni alten Wintertag, ourch die öden Straßen, weit we, flüchten — Dann rief der reis. «Lora . komm doch einmal her . ich muß etwas rnit dir bespre Und, als sie mit ihren müden ritten hinübergegongen war — rniide, als schleppe sie einen schweren Bnlloft mit sich —- »Nimm dir einen Stuhl . fes dich zu mir. .hier, bitte. b» hietrem l ihn sch onen, r onzn n, bete-TIERE Greisenantl , ans dein mer eine s se heiterkeit Me- ichs-a Måkisszg des-TM GIVE- »New sie se ais-i ihm, die Dand arn holz der Tisch gaåtheö als bitte die ihr halt und t . Er legte seine Rechte mit weichem, iirtlichen Druck, in dem solch eine tumme und so eindringliche Bitte lag aus ihren Arm: «Lora . . . glaubst du, daß ich dich sehr lieb habe und immer nur dein Gliirl willi« fragte er. »Ja, Onkel —bei Gott, ich weiß es.« Es larn ihr aus tiefsiem Herzen, und es wurde ihr doch sehr schwer. Auch ihm mußte die Fortsetzung schwer sallen —- ihm, der so gern das Leben leicht nahm. Er suchte nach Worten, nach einem Anfang. »Lora,« sagte er endlich, »du hast deine Eltern kaum gekannt, ich hab’ immer versucht, sie dir zu ersetzen, so weit das in meinen — ach so schwa chen —Kriisten stand. Und du bist mir ein so liebes, gutes Kind gewesen. Nun mußt du auch jetzt Vertrauen zu mir haben und mir antworten, als ob du vor deinem Vater standest . . . Jst dein Herz noch frei, Lora?« Jhr war, als schnüre ihr eine un sichtbare Hand den Hals zu. Die alten Möbelstücke des Zimmers tanzten vor ihr, und die Lichtreslexe des Sonnen lichts aus der glänzend polirten roth braunen Tischplatte stachen ihr plötz lich in die Augen« daß sie wie unter I törperlichem Schmerz die Lider schlos. Sie hatte eine andere Frage erwar tet. Aber was sollte sie nun sagen? Was sollte sie sagen? Denn dies war ja nur eine Einleitung — Der Greis neben ihr wartete eine Weile ganz still. Dann sprach er leise »— und sie empfand seine zärtliche »Stimme nun doch wie eine Wohlthat »——: »Liebe Loka, ich will dich nicht drängen. Bewahr mich Gott davor. Aber ich möchte dir doch gern zur Klarheit verhelfen. Sieh einmal, du bist in vieler Beziehung anders, als »Ist-. Mxhbv »Ist-i UTIO-IZ fes ass-- «-I·-s Is " du so viel um mich alten Mann warst, manche Sorge schon srüh mit mir ge ;theilt . . . sie mir redlich tragen gehol sen hast. Aber in der Hauptsache ist es doch Anlage. Du bist eigentlich immer ein innerlich merkwürdig aus Jgeglichener Mensch gewesen, hast dich Ein gewisser Beziehung ja aiich selbst erzogen. Erst in letzter Zeit, so schien es mir, ist eine tleine Veränderung in »die vorgegangen. Jch habe bemerkt, oder ich glaube bemerkt zu haben, daß deine Ruhe nicht mehr ganz Natur ist, deine Selbstsicherheit bisweilen er zwangen Jst es nicht so, Lora?« Sie nickte stumm. «Jch bin ein sehr alter Mann. Aber ich habe mir, denk’ ich, Verständniß für die Jugend bewahrt. Zumal, das hosse ich von herzen sür dich, liebe Lora. Jch bin in Sor e um dich heute aus ganz beson rem Anlaß. Darum mußte ich dich fragen —" Da schlug sie endlich die Augen aus, sah ihn mit einein ver weiselten Aus druck an und sagte weh: »Ich weiß es ja nicht. Jch tann dir nicht antwor ten.« »Mein armes Kind —« Wieder saß sie stumm neben ihm und sann und sann. »Ich weiß eö nicht.« . . . hatte sie die Wahrheit gesagt, die volle Wahrheit? Oder war das doch Liebe, die sie in sich sühlte2 Liebe Der flotte Korpsstudent tauchte wie der vor ihren Augen aus« mit dem weißen Stürmer aus dein dunklen Haar, dem grün-weißen Sachsenbande iiber der Brust, der lustige, tolle Win . . . Ein Kind war sie damals gewesen, ein Basisch mit einem kleinen dummen Herzen voll unklarer Sehnsucht... Das war vorüber und vergessen ohne alle Schmerzen. Nun war ei wieder in ihr Leben getreten. Er hatte sie nicht einmal erkannt bei der ersten Begegnung. Ein wenio hatte das ge schmerzt. Dann . . . ja dann? Dann war die übermüthige, ausdringliche Französin der kleinen rta einmal am Schluß der Stunde ins Schutzm mer gehuscht und hatte von dem jun gen reichen Herrn geschwatzt, der «der Gniidigsten« jeßt zu Füßen liege. Dumnies Gewiisch —- uiid doch hatte es weh gethan. War das schon Liebe? Ein paarmal war sie in seinem Hinterbeinf- rriit ihm Iiisnmmmaktmf sen, sie hatten miteinander gesprochen, evlaudert· Einen ernste-ten Ton chlug er nie an. Und wenn sie bis weilen gemeint hatte, daß in seinen Augen ein Ausleuchten sei . .. das war wohl Einbildung gewesen. Aber auch wenn das nicht: sie wußte ohne «ede Eitelkeit, daß sie schön war und daß ihre Schönheit viel bewundert wurde. Von der Bewunderung bis zur Liebe —welch weiter Weg. Daß er mehr siir sie empfinde, hatte er ihr nie ge zeigt. Er lag wohl auch in festen Banden -—hatte nicht hardi noch gestern ge schwahh das Bild von Frau Baldin stünde auf seinem Schreibtisch — Mit dieser Frau um einen Mann kiirnpseni Nie-nie Oder aber: liebtest du ihn wirklich, dann würdest du tämpseni . . . . du liebst ihn gar nicht. Es ist nichts als ein flüchtigei Interesse. Es ist das unbewußie Fortspinnen der kleinen Jugendeselei — deiner so ganz unwerth — so kindisch —- so thöricht— Jrnrner bist du stolz gewesen. Deine Armuth hast du rnit Stolz getr n, und seztnwarst du auf dem en Use-, Eisensie in dir fortzuma fen, ohne das es begehrt wurde —--— Der alte Herr fährt- toohl, wie die Wie beni ' . Meyådcslen ukd Markt-M i geilich liefen auf ganz falscher Fii te. ; n Eugen rall dachte er und lit lte i dabei in fii er Jronie vor sich hin. Einer großen Leidenschaft hielt er keine kühle Lora überhaupt laum sür ühigis Einer auf Mitleid ausgebau ten ei ung . . . das war schon mög lich. ber das ging vorüber. Nicht ohne Leid natürlich —- eingebildetem oder wirtlichem — aber ohne Norden Derartige Wunden schließen sich ganz glatt. Man brauchte nur etwas Bal sam darauf zu streichen, und an der linden and sollte ei nicht fehlen. Schließlich: solche Schmerzen geseten nun einmal zum Menschenleben nn dann Jahre vergangen sind, erinnert! ma sich ihrer mit einer leisem heimli chen Luft, möchte sie nicht ganz aus löschen im Gedächtniß . . . Lora war sehr reif sür ihr Alter — gewissi Aber ein junges Mädchen bleibt doch ein junges Mädchen. Und weil Lora so reif und so verständig war, hatte diese Sache gewiß nicht all zuvielaus sich, wurde sicher leicht über wunden . . . So wunderte er sich gar nicht, alsi Lora plötzlich nach seiner Hand grifH sie stark drückte und impulsiv sagte: »Onlel Bruno... ich . « lann dir antworten. Jch .. es war ein Traum, eine Phantasterei. Du kannst ruhig sein. Jch din frei... ganz srei...« Er wunderte sich nicht. Er drückte ihre band wieder, meinte zwar: »Lora es drängt dich niemand. Laß dir Zeit. —-—«, doch er setzte hinzu: »Hast du wirtlich erkannt, daß es nur ein jeu de coeur war, so wirf es hinter dich, Loka. Nicht in dem Sinn, daß du’s derachten sollst. Warum das-? Auch Jrrthümer tragen zu des Lebens Schmuck bei. Nur wiffen must du, ob du ganz frei bist.J' »Ganz freil« Sie sprach es mit hel lerer Stimme, gleich als ob sie eine Last von ihrer Seele abgewälzt habe Die seinen Falten auf ihrer Stirn aber sah der alte Herr nicht. Er überlegte. Alles, was er gesagt hatte, war ja nur eine Vorfrage ge-: wesen. Sollte er weiter sprechen. Es war ein großes Mitleid in ihm: hieß das dem lieben Kinde nicht zu viel zu muthen? Und doch: war’s nicht rich itger, klüger, alles zu- sagen? Gerade jetzt . . . Und sie dachte wieder: könntest du doch fliehen, flüchten. Denn nun — nun wird er ja erst recht weiter fra gen. Steh aus! Lauf hinaus, fort ins Gewühl der Menschen oder über das einsame Schneefeld. —- Aber was war damit gewonnen? Ein Aufschub, eine elende Gnadenfrist — Und Klarheit muß schließlich doch werden. Auch ihm fchulde ich Klar heit — Plößlich faßte der Onlel wieder nach ihrem Arm und begann hastig: »Liebe Lora, du bist ein fo verstän diges Mädchen. Man tann wirklich mit dir vernünftig reden. Sieh —- ich bin ja ein alter Bruder Leichtsuß. Aber bisweilen übertommt mich doch die Sorge. Nicht um mich. So lang ich lebe geht’s schon. Aber wenn ich einmal die Augen zuthue —« Er spürte eine heftige Bewegung der Ab wehr. »Still, Lora! Sprich mir nicht von deinem Beruf. Das ist im betten Falle eine Zubuße. Jch gebe dir zu, eine höchst achtungswerthr. Der Gedanke aber, daß du einmal ganz — und so ein anzes langes Leben hin durch —- aus dies Stundengeben an gewiesen fein solltest, Lora, der Ge danke könnte mich zur Verzweiflung bringen. Bitte, laß mich ausreden. Sieh, die Frage, die ich dir vorhin vorlegte, die wurde mir heute von an derer Seite gestellt, . . . von fehr schätzenswerther Seite·« Da war es, was sie gefürchtet hattet Vor dem sie hätte flüchten mogen — Eö war unabwendbar: sie mußte Rede und Antwort stehen. Und doch hob sie die Hände und rief in ihrer Seelenanng «anel Bruno... lieber Onkel Brunol Sprich nicht weiter! Jch flehe dich anl« »Mein Kind, ich muß weitersvrechen. That ich’s iest nicht, dann mii te ich ei morgen thun. Jn dieser Wer e, mit einem Aufschrei, läßt sich solch eine Angelegenheit nicht erledigen. Jch sehe, du weißt was ich meine. Nun also: Der Geheimrath hat mich nur gefragt, ob ich glaube, daß dein Herz noch frei kei? Nicht Ins-be VII-»- diese Inm- in Verbindung rnit seinem ganzen Beneh tnen dir gegenüber tann nur die Ein leitung zu weiterem gewesen sein. Und weil ich's so ansehe, wollte ich dir rechtzeitig Gelegenheit geben, dich zu prüfen. Jch werde mich jedes, aber auch jedes Versuchs, dich zu beein flussen, enthalten. Du mußt —- nach allen Richtungen hin — selbst entschei den. Denn du entscheidest über dein eigenes Geschick.« Er schöpfte tief Athern. Das Spre chen war ihrn schwer geworden. Nur rnit einern Seitenblick streifte er er wartungsvoll ihr Gesicht. Es war wie versieint. Als ob sich der Aus druck eines großen Schmerzee für im mer in die schönen Züge geprägt hätte. Sie saß regungslos, den Kopf ein wenig zurückgelehnt, wie in tiefern Denken, die Augen zur Zimmerdecke gerichtet. Es war doch merkwürdig, wie sie s aufnahm. Er hatte durchaus nicht auf ein hastigej Zugreifen gerecht-H ebensowenig wie auf ein schnelles Ad- ; lehnen densalls aber auf eine ,ernfte queinandersegung aus . ein Mgen nach allen Seiten hin. II wer ierSein freilich ein Entschlsß — , s Seine oersitindige Lora — » Und nun dies Schmerzensantlii. Was rang nur noch in ihrs Es war sehr ftill im Zimmer. Die alte holländerin .tickte nielancholisch Der leste Sonnenstrahl lroch langsam von der rothbraunen Mabaoniplatte des Tische-. Mit einem Male schrie Lora auf: »Wie —- niemalz!«, sprang jäh empor, schlug die hände gegen die Schlafen. Und sie warf sich neben dem alten Manne auf den Boden, umtlammerte ihn: »Ich kann nicht . . . nie . . . niemals!« Ueber sein Greisengesicht zuckte es weh. Er begrub eine Hoffnung, und er wußte einen andern, den dies »Me« bis ins tiefste Herz treffen würde. Aber er meinte nur leise: »Kind! Man follte niemals so entschieden »Nie —- nie« sagen —« Dabei legte er feine hand zärtlich auf ihren Scheitel: »Lora! Laß dir Zeit! Denle an Tasso: »Ja der Entfernung zeigt sich alles reiner, was in der Gegenwart uns nur ver wirkt!'«« Zehntes Kapitel. Weihnachten war vorüber Ein stilles, ernstes Fest fiir Lora. Der lleine Christbaum leuchtete nur dem alten, noch immer lränielnden Obeim und ihr. Am Spätnachmittag des Heiligen Abends wurde für sie ein großer Korb wundervoller Rosen abgegeben mit der Karte Möller-S-iegl)ards. Sie war ihm dankbar, daß leine Zeile diesen dung begleitete- lein Wunsch eines frohen Festes. So unfroh wie sie war — Nicht einmal der Brief bar-dies hatte ste gepackt. »Warten . . . warten! Jhr kalten VerstandesmenfchenI Ei halbes Jahr fremd nebeneinander her gehen, sich innerlich verzehren! Jhr wißt nicht« was das heißt! Es ist ein Raub an unserm Glück! Lora, ich be greife das nicht, begreife Dich nicht. Jst das Freundschaft? Meinen Ohren habe ich nicht trauen wollen, als Papa mir sagte, daß er mit Dir berathen. Berathen mit Dir — und Du konn test das über Dein herz bringen! Aber wartet nur: auch dies halbe Jahr wird vorübergehen. Connh und mich und unsere Liebe wird es nicht ändern —" Und darunter: »Ich bin rasend wüthend auf Dich Komm bald ein mal zu mir, damit ich Dir Deine schö nen Augen austrasen kann· Jch muß Dir doch auch meine Weihnachtöge schenke zeigen —« Vielleicht hatte sie schlecht berathen. Vielleicht war es so: auch dies Halb jahr änderte hardi nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen« derVater hätte rundweg »Nein« gesagt. Aber das alles war ja gleichgül tig — Nun hatte die Schule wieder begon nen. Es war eine leise, halb unbe wußte Hoffnung in Lora gewesen, die geregelte Thätigteit, der Zwang wür n ihr den inneren Halt zurückgeben, Leben und Kraft, Frische und Freu digteit. Auch das war ein Jrrthum —- — Lora kam, die tleine schwarze Mappe mit den heften unter dem Arm, vom Institut zurück und ging iiber den hof, dicht an der hausmauer entlang- wo ein schmaler Weg in den hohen Schnee geschippt war. Sie ging wie ein müder Mensch, langsam, mit hängendern Kopf. Als sie an dem Prallschen Labora torium vorüberschritt, wurde heftig ein Fenster aufgeftoßen· Vom Fen sterbrett ftob der Schnee bis auf ihren Mantel, ein paar Flocken trafen ihre Wange, so daß sie leicht zusammen schrat und aussah. Eugen Prall stand am Fenster, nickte ihr zu und fragte: ,,Wenn’s nicht unbescheiden ist« eFräulein Lora — haben Sie Jhren Siegelring am Fingers« Lora erzwang ein tleines Lächeln. .M«inen Siegelring? Gewiß. Aber was soll's damit?q «Wollen Sie nicht auf einen Au genblick bei mir eintreten? Solch La boratorium ist ja neutratez Gebiet.« Oft genug war sie früher, mit dem Onkel und allein in der Arbeitsstube des Gelehrten gewesen. Sie war auch »..-».. Its- ..-: —- .----L J Icsc zu Ulltuuqusssuy usu usua- us tedenken zu hegen. Trohdenr zögerte ie. »Ich möchte Ihnen gern etwas zei gen, Fräulein Lora. Es hängt mit deni Siegelring zusammen-« Plöhlich nickte sie. »Meinetwegen, Doltor —« und ging die paarSchritte weiter zum Eingang. · Der Doktor kam ihr bis zur Thiir entgegen. Sie trat rasch durch den Korridor in das Laboratorium. Eigentlich war’s nur die Küche der kleinen Wohnung. Aber Prall hatte sie sich geschickt für seine Zwecke einge richtet, den herd erweitert, längs der Fensterfront ein paar Arbeitttiirkie aufgestellt, auf denen allerlei 7Appa rate standen. Sogar eine tleine Dy narnp fehlte in einer Ecke nicht« »Was gibt’s, Doktor?« fragte sie und legte die Mappe zwilchen einige Retorten auf den nächsten Tisch- schob ihr Pelzbarett ein wenig hoch und strich rnit der Rechten über ihren Scheitel. Er stand dicht vor ihr und blickte E aufmerksam an. »Sie sehen nicht gut aus. Fräulein Lora,« meinte er lopsschiittelnd. Es klang ganz bekümmert. »So matt . abgearbeitet . . . ich weis nicht . . .« »Ach ichl« Sie erzwang wieder ein müdes Lächeln. »Lassen Sie mich» nur aus dem Spiele!«« Dabei hatte sie schon den Vandschuh abgestreift und den Wappenring: »Da, Doltor — er steht zu Jhrer Verfügung« Er nahm den Ring und betrachtete scheinbar mit größter Aufmerksamkeit den Blutjaspis mit dem eingeschnittei nen Wappen. Es war nur ein Vor wand, er kannte diese drei ineinander verschlungenen Ringe im Schilde ja längst. Aber er war ein wenig be sangen. Damit wandte er sich einem großen länglichen Kasten zu, der an derWand angebracht war. »Ich möchte Jhnen etwas zeigen, Fräulein Lora. Es hat noch kein Mensch außer mir gesehen, und ich bitte auch Sie, das, was Sie sehen werden, ganz für sich zu behal ten-« Er schloß den Kasten auf, der vordere Deckel llappte herunter. Jn dem Jnnenrauni, durch den ein Gasrohr geleitet war, brannten ne beneinander sechs Flammen. Davon —- man konnte es selbst jetzt, im Däm merlicht des Winternachmittags, deut lich unterscheiden —- leuchteten die drei rechten in strahlender Helle; ihr Glanz war so groß, daß er das Licht der drei linken sast grau erscheinen ließ. Lora war neben ihn getreten- .nun doch interessirt. Fortsetzung solgt.) Tåtcwikkcn km Cuk Kunst. Tätrzwiren gilt heute als Rudiment barbarischer Gewohnheiten und ist nur h noch bei« Seeleutenz bei Atrohkaten ht lkkul, ucl Leute-H me uus uic neun us rer Muskeln stolz sind und ihre Brust, ihre Arme frei und bloß tragen. Und doch ist diese Sitte uralt und blickt aus eine ehrwürdige Vergangenheit zurück. Schon Moses mußte den Jsraeliten untersagen, Einschnitte in ihr Fleisch zu machen oder irgend welche Zeichen in ihre haut ein udriicken. Die Phö nizier waren diesem Brauche so erge ben, das; sie Tätowirunaen selbst an ihren Götterbildern anbrachten. Eini ge solcher Statuen, die in Sardinien entdeckt wurden, sind über und über mit Bildern bedeckt, die von Sachver ständigen als Zeichen der Tätowirun erklärt werden. herodot berichtet, da die Thratier und andere wilde Berg völker dieser Sitte buldtgten. Unter den Jndianern gilt das Tra gen von Tötowirun siir ein Zeichen von Ansehen und acht, besonders verbreitet ist dieses Einritzen in den Südsoeinseln, aus deren Sprache, von dem tahitischen Tatau, dasWort über haupt genommen ist, in Neuseeland, Japan und Burrnah. Es wird von unseren Vorfahren berichtet, daß sie ,,ihre Haut mit punktirten Zeichnungen ausschmiickten". So sandte man, als aus dem weiten Schlachtfelde von ha stings unter den hausen todter Leiber der Leichnam harolds nicht zu finden war, nach Edith Schtoanenhals, seiner Geliebten, daß sie ihn an den »Man-n« aus seinem Leibe erkennen möge. Dies war ein Grund, aus dem man das Tätowiren übte. Daneben wurde auch durch diese in die haut einaeschnittenen Zeichen dargetham welchem Stamm« welchem Geschlecht, welcher Familie ein jeder angehöre. Tratifche Häupt linge z. B. erwiesen allein durch die Tötowirung ihr edles Blut und ihre hohe Abstammung. Cook sand, daß alle Häuvtlinae der Hawaii - Jnseln Hieroalvvhen auf ih ren Armen trugen, die den Namen des verstorbenen Königs und das Datum seines Todes bedeuteten. Bei den wil den Völkern war es sehr wichtig, d»·n Stamm, zu dem ein Fremdling nehiiri te, durch einen flüchtiaen Blick aus sei ne Tätowirung zu erkennen. Eewisse Veränderungen in Form und Farbe zeigen Krieg oder Frieden an und wei ten daraus hin, ob in guter oder bö ser Absicht sich nahen. Durch Tätowi rungen erkennen die Mitglieder eines eheimen Bandes einander, und auch ute noch dienen die meisten solcher ssseichen da u, um eine abgesonderte Bruders it näher und enaer zu ver binden, re vertreten gleichsam den ge heimen höndedruch an dem die Frei xmaurer sich erkennen. Man hätte kaum erwartet, eine ge sheinre Verbindung unter den Korans nas, dem unkultivirtesten Stammeder Kaptolonie zu sinden. Doch Dr. Hohn, der unter ihnen lebte. bemerkte das- ei nige Manne drei lleine Einschnitte aus der Brust hatten. Jahrelang fragte er vergeblich der Bedeutung dieser Zei chen nach. Schließlich erzählte ilnn »ein Korannm »Ich kann durch unser anzes Land und durch Grigualand sicher wandern. Wenn ich meinen Rock össne, dann muß jeder, der das Zeichen sieht, mir helfen und mich aufnehmen« Vor einigen Monaten wukde allen-nein erzählt, daß die russische Polizei ge wisse Abzeichen entdeckt hätte, durch die alle Anarchiften iiber ganz Europa sich gegenseitig erlennen könnten Es Zoll dies eine unaussiillige Tätorvirung ein. -.--s—— Ein Idealist. NAlso lieber Alwin wenn ich mich verheirathe, erhalte ich außer meiner Mit ift noch das Landbaus in der Vorstadt ein Automobil den Scheust meiner verstorbenen Mutter, eit Uente von meinem Onkel, eine pet felte Auisiattung I »Ich sprich weiter, is könnte Dir bit morgen fräih siehst-est