Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 02, 1904, Zweiter Theil, Image 16

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    Ver Spielteufei.
Frau zehn Nitsch-Tava erfaßt —
ie Frauen Karten spielen. ——
Zehn in Verzweiflung —- Die
artie Pinnocklr.
Nister Editer!
Hawwe Sie schun auch mit LädieH
im annere fimäl Weibsleut Karte ge
spielt2· Wenn nit, dann geb Jch Jhne
de freiiidliche Admeis, es auch nie ze
attempte. dann des is, um die woodss
alkoholige Kränk
In kriege die
.:ummbeenige.
Nämlich. die
Atti hot wiedere
ganz neue Sott
vun Kränk, die
Gäinbling, oder,
um mehr parti
teller ze fei, die
Pinackel : Kränk,
die kreuzweig
verrückte. Mister
Editer, es gebt
Männer, bei dene
wo des Karte
spiele un Gämbi
ling zu erer Pä:
schen ausart, un
des is schun
schrecklich genug.
. Wann aivwek
exnol e Frauenzimmer dervo befalle
werd, dann her es gefchellt.
Seit die Alti das Pinackelspiele ge
lernt hot s— des heißt könne kann sie es
gar nit, awwer fie thut·5 — da is fini
pii uix mii ihr azefange. Sie vergießt
Efie un Trinte un Alles driiivwer.
G-.-»-. L«I m«- c-; sch- ssssssss ji«
IIIOUOII Ist-» »Ist sII U »s- Ist-·
werd der Tisch abgedeckt und dann
ge’ht s los Wann die Alti arad sunscht
tei Opser hot, da spielt sie en Zwei
händige mit dem Dienstmädche. Sogar
ihre Entellinner holte schon druss
abgericht’, blos damit e im Nothsall
rmol eispringie könne. Neulich bin Jch
ernol um halber Zwei Nachts heimge
timme, da hoctt weeß Gott die Alti
mit der Maud un mit m Johnnyche
da un sie spiele en Dreihändige un
hawtoe vun Mir expelted, Jch sollt noch
ussbleibe un e vierhändiges Gäm mit
ihne spiele.
Gestern Abend sein Ich derheim ge
bliwwe erstens weil es so e elendes,
miserablichtes Wetter war, un zwei
tens weil Mei verheirathete Tochter
mit ihrem Mann getimme is.
Die war n kaum bei der Thiir erei,
da segt die Altj: »Kinner desissein
da könne Wir en Vierhiindige spiele.
Un wertlich hen Jch altes Kameel Mick
breit schlage losse mit ze spiele. Tie
Maud un die Alii hawwe als Part
ners gege Mich un Mei Schwieger
sohn- in- law gespielt Well, Mister
Editer. Ich sein bekannt der-vor, als
guter inackelspieler un gelt sogar als
der schämt-non- Pinachelspieler im
Tschallh sein Platz. Mei Schwieger
sohn-in-law gilt aach als esairer
Spieler-, awwer Mister Editer, gegen
die Zwee, dieAlti un die Maud da
war nit azespiele dergege Gespielt
hawwe sie zwar wie die Schuster, aw
wer gewunne hawwe sie jedes Spiel
So was oun gute Karte triege so
was Unoerschärntes oun Glück un Du
gehen Jch in Meint Lebe nich nitge
Un ganz abgesehe da dervo is so
eFrauenzimmer- Kartespielerei um die
Kränt ze kriege. JedesrnoL wenn e
ranenzimmer am Gewwe is streit
s ab. Sie wolle jedesmal die Vor
hand hawwe. Dann sein sie schuhr je
desmal ze vergewwe un wann mer e
rnol e gute Hand bot, is mer schar,
He wieder hergewwe ze müsse, weil mer
e start ze viel oder ze wenig hot.
Oder wann mer emol e gutes Spiel
macht, dann gelt es nir. weil die Alti
D--l- -- s---: - fl-L LL - --4!"--- «
I- slsusc II- lUsIlv »Us, UIL IIUIJPL U
ner'm Tisch gefunne werd.
Awtver des is noch nit Alles, wo
Ei’m bei der Frauenzimmerspielerei
verrückt macht. Sonnern dagSchtimw
fte is, daß die Atti es immer pörsonät
uffaßt, warm mer ihrs for Jnstenz e
Aß obtrumpft oder wann mer ihr e
unbeseytes Aß absängt. Darm fängt
sie a se heute un segt, waan ihr eige
net Mann so ätte thät, was sie dann
vtm fremde Leit expectte könnt.
Awtoer die Hauptsach hab ch bis
jest noch nit gementschent· ämtich
des Beschummtr. Mister Editer,., da
drein sein die Frauenzimmer im All
gemeine un die Atti un die Mund im
Sessrmere gar nit ze biete. So was
vun frechem Beschummte hen Jeh in
Meira Lebe noch nit gesehe, trohvem
baß Jch schau viel gesehe hen in Meint
Lebe. Bun Jn-die-Karte-gucke da will
gar nix sage. Bun uss emol be
upte, ei wär hetz Trumpf- wattn
pe gemacht war, da will Ich gar
uix sege. Wurm are-wer Eener mit die
MAX-Dame un ein Deimond-Dop
IFPinacket metde witt, des is» wo Ich
« Lein Zeh. Von die Mistäts beim
Aufschrei —- dise Atti hot sich des
Ufsschreibe uit nehme tosse —- tw im
mer in der Atti ihr’m Fävor war’n, da
sitt Ich noch nix sage.
Großartig is dagegen, wie die Atti
tm die Rand ufs enarmer eigespiett
fein. Die Mund guckt die Atti a, un
Ieeß regebticktich, was sie aus piete
. Its-wer agt werd uix. s is
e Art tau tumme Zeichesprach.
KMF M lang gedåuertgikitä
- rn. um u
Ost ät Ursttoiwkso beleidigt un
, is Witt- vftgeioßt-« daß
s ; Pest-Dich Trumpf mt hen
see-SICH THE FleFrsiBhuk
, : ,« r ’u o
, »f spiele. szi verheirathete
Tochter hot dann Met Hand enomme.
Jch henb los noch zugeguctt der viel
mehr zugehrt, dann wie es dreiFrauens
«mmer war’n wo gespielt hawtve, da
t des Spiele meistens aus Streite
un Fette tonsistet.
Jhne des Nämliche wünschend
Mit Nigards
John Nitsch, Esa.
Awtver meinde Sie Mein Adweis,
Mister Editer, nie nit mit Weibsleit
Karte ze spiele. Der Adweis is all to
the good.
———-.-.-.-——
Betst als Deutschenhaser.
Man tann ein großer Komponist
sein und doch ein schlechter Politiler.
Jn der Regel werden sich sogar beide
Fähigkeiten ausschließen, denn der
Komponist hat seinen Schaffensquell
im Gefühl, der Politiker im Verstande,
und wo das Gefühl vorherrscht pflegt
der praktische Verstand schlecht weg -
kommen und umgekehrt. Der Mut r
Berdi machte von dieser Regel teine
Ausnahme; man braucht deshalb sei
nem politischen Urtheil keine große Be
deutung bei ulegen. Immerhin ist es
nicht ohne Interesse zu wissen. daß
Verdi ein bitterer Feind deutscher Art
war. Cäsar Lombroso, der übrigens
des Meisters Gesinnung in diesem
Punkte theilte —- nennt er dochDeutsch
land in einem Artikel im Avanti eine
Macht, die sich durch ihre militiirische
Priipotenz verhaßt gemacht habe, und
behauptet, daß, obgleich das deutsche
und das italienische Volk dazu de
stimmt seien, sich gegenseitig zu lieben
und zu achten, die Freundschaft ihrer
Regierungen nur ein diplomatisches
Kunststück sei — Cäsar Lombroso
gräbt einen Brief Verdis aus dem
Jahre 1873 aus, in dem es wörtitch
heißt: »Meinerseits bin ich gezwungen,
unsere Zuneigung für die Nordmiinner
zu beklagen; es ist eine unangenehme
Sache, mit solchen Leuten von Eisen
und ohne Herz zu thun zu haben.»Wir
oewunoetn Ue uno aymen sie nun-, iw
sie nicht zu bewundern sind. Aber
sprechen wir nicht von diesem Volke,
das uns einesTages zermalmen wird."
Danach steht zweierlei jedenfalls sest:
1.Berdi war ein schlechter Polititer7
denn seine unheimliche Prophezeiung
ist heute nach 30 Jahren so wenig ein
getrossen, daß Jtalien statt von dem
«Volte von Eisen und ohne Herz« zer
malrni zu sein, durch seine Hülfe zu
einer Großmacht emporgestiegen ist«
2. Trotz seines Deutschenhasses hat
Verdi der Berlockung nicht widerstehen
tcnneru sich einige Federn aus dem
criichtigen Gefieder des deutschen mu
ssjalischen Genius Wagner zu rupsen
und mit diesem Raub aus dem Schatze
des »Voltes von Eisen und ohne herz«
"seine gealterte Muse wieder auszu
putzen. Der arme Verdi!
1582 H 1904.
Daß jemand, der bis 1904 gelebt,
einen Menschen gesprochen hat, der ei
nen dritten kannte, der im Jahre1582,
also vor mehr denn 320 Jahren gebo
ren wurde, sollte man für undenlbar
halten« und doch ist dieser Fall that
siichlich vorgekommen. Wie »Natio
pings Tidning« berichtet, sprach der
(ausangs 1904 verstorbene) Journalist
und Notar C. h. Weinberg seiner
Zeit der älteste Journalist Schwedens,
oft davon, oakz er in feiner Zugeno
ein altes Mütterchen kannte, das den
in seiner Art berühmten JohnAnders
son in Kafrabv geiannt und gespro
chen habe. Dieser John Andersson
war am 18. Februar 1582 geboren
und wurde am 18. April 1729 (also
147 Jahre alt) auf dem Kirchhof zu
A. begraben. Einige 40 Jahre lang
hatte dieser Mann im Hause feiner
Eltern gewohnt, 40 Jahre lang war
er fahrender Schuster gewesen, 40
Jahre lang Kätner, bis er dann ins
Armenhaus kam, wo er starb. Mit
diesem Manne war das greise Mütter
chen noch zusammen gewesen, an das
sich der Veteran der schwedischen Jour
nalistit ans jungen Tagen erinnern
konnte. Diese drei Personen haben
danach eine lebende Kette von 322
Jahren gebildet.
Der schlaue sichel.
Jn einem Dorfe hatte der «geistli«
HerrUrlaub genommen. Um nun ihrem
wackeoen Seelenhirten eine Freude zu
machen, beschlossen die Bauern, das
Pfarrhaus vollständig renoviren zu
lassen. Eifrig wurde »geweifzingt"
und gemauert. Bliyblant stand das
hans da. Es war nur die Sonnen
uhr noch in Ordnung zu bringen. Das
sollte der Maler besorgen. Endlich war
auch diese in Ordnung, und Jeder
mann hatte seine Freude daran. Da
kam ein großer Regen und verdarb die
schäne Sonnenuhr. Die ganzen Zif
fern waren vermischt. Darob große
Beftiirzung unter den Bauern. Doch
der »lange Michl«, ein Zimmermeister,
war gar arg pfiffig. »Laßt’s rni nur
machen,« sagte er.
Und als die Sonnenuhr wieder fer
tig war, machte der Michi, damit der
’verflixte Regen nicht wieder salles ver
derben kann, über der Uhr ein ziemlich
großes «Wetterdach1«.
Use-schrieben
A.: «Verzeihen Sie mir, tönan Sie
mir vieeicht sagen, was die Uhr ist?«
— B.: »Mit dein größten Vergnügen«
Die Uhr ist ein mechanisches Instru
ment, um die Zeit zu messen« — A.:
»Ganz recht; aber was zeigt die Uhr
jetzt gerade?« — Q: »Wie spät es ist«
—- s.: »Ich meine, welche Zeit Sie
— auf Ihrer Uhr hab-ruf —- B.: »Ich?
« Jet- hobe ja gar keine Uhr.
W
Wenn Frauen schlau sind.
humorezte von A. H a t s e t.
Man befand sich bereits im Monat
Juli und noch immer machte der Pri
vatier und mehrfache Dausbesiser
herr Kneiserl teine Miene, eine Bade
reise anzutreten, oder, wie es seine
Gattin gewünscht hatte, eine Som
mersrische auszusuchen.
»Wir sind gottlob gesund,'« pflegte
Herr Kneiserl zu sagen, wenn sein
hannchen ihm Vorstellungen machte,
daß der Aufenthalt in der Stadt. zu
mindrst im Hochsommer. die Schlaf
und Eßlust mindere und überhaupt
ungesund sei.
»Ich bestreite es nicht, daß wir ge
sund sind,« meinte alsdann hannchen,
»aber wir wollen es ja auch bleiben
und zu diesem Zwecke ist es nothwen
dig, daß wir die Stadt so schleunigst
als möglich verlassen.«
»Leicht gesagt, wo soll ich das viele
Geld zur Reise hernehmen und wer
wird mir zu Hause unterdeß die Ge
schäfte besorgen?"
»Mach Dir darob teine Sorgen,
hermann,« sagte sie, »siirs Erste kostet
die Reise nicht so viel, fürs Zweite
giebt es hier keine Geschäfte. denn wag
die Miethzinsen anbelangt, so sind die
selben ja bereits siir ein Quartal im
Voraus bezahlt« "
Troy dieien sehr einleuchtenden Ar
nssnisncsn mo- Cnssfssef AIDIÄMAEI Its-IS
fu bewegen, eine Sammet-frische aufzu
u n oder in ein Bad zu reiten, denn
di« e Gespräche wiederholten sich regel
mäßig fast täglich und erzielten bei
ihm die gleichen Resultate, wie das
gestrige oder vorgestrige.
»Nun warte, ich will Dich schon von
hier fortbringen,« dachte Hannchen und
zerbrach sich den Kopf darüber, auf
welche Weise sie am rafchesten zum
Ziele gelangen könne.
Es war, wie gesagt, imMonate Juli
und diesmal einer jener heißen Som
mer, wo das Thermometer 30 Grad
im Schatten aufwies. Jn den Stuben
war es fast garnicht zum Aushalten
und wenn herr Kneiferl sichNachts zur
Ruhe begab, da vermochte er tein Au
ge zu schließen, denn die Hitze plagte
und quälte ihn.
heute tonnte man tagiiber die hiße
mit Recht als tropisch bezeichnen und
die Nacht brachte auch teineAbtiihlung.
Unruhig verließ Kneiserl fortwährend
sein Lager und eilte ans Fenster, um
dort etwas frische Luft einzulassen.
Aber fo oft er dies-« that und es ihm
auch gelang, umso öfter tonnte er sich
überzeugen, daß der Aufenthalt in der
Stube einer Höllenqual gleichtam.
Auf seinem Schreibtiiche itaan ein
Thertnometer. »Heiliger Himmel 34
Grad Celsius und das zur Nachtzeit!«
sagte er, schloß die Thüre auf, qing in
den Hof hinab und verweilte dort wa
chend bis zum Morgengrauen. Beim
Frühstück sagte er zu seiner Gattin:
»Hannchen, die Hitze ist in Wirtlichleit
dies Jahr eine mörderiscke, ich glaube,
u -k.-.. e:. ...:..-. ..:.«.« r»..«.« mskp »Hm-I
PUNI- Its Ists- aus-Y- --·»3- -·s--,· ---.,
ten.«
»Wenn ich eine Wetterprophetin wä
re, könnte ich Dir es falgenf meinte
sie, ,aber aller Vorausicht nach ha
ben wir das etlergsie an Hitze roch nicht
überstanden.«
»Hm, hin, was ließe sich dagegen
thun?«
»Garnicht-it Kannst Du den-. Him
mel besehlen, daß er Regen schickt, so
thue es!«
»Ich deute« ich denke. wir sollten
doch —- — —- eine Sommerreiie antre
ten?« »Wie Du willst, ich derliere tein
Wort mehr darüber.«
Die nächste Nacht verging. noch
schlimmer. Kneiserl verbrachte sie aber
mals machend aus der Haasslur.
»Hannchen, diese Hitze ist nicht mehr
erträglich,« sagte er, »wir müssen noch
heut-e fort. Packe alles so rasch als
möglich ein! Wohin es aeht ist einer
lei, die Hauptsache aber, daß wir von
hier sorttommen.«
» , wenn das so rasch ginge!« be
mer te sie.
»Es wird schont Rasse nur das Nö
thigste zusammen, auf dem Bahnhos
wollen wir dann sehen. wohin wir sah
ren. Also spute Dicht«
Werhannchen jetzt gesehen hätte, der
hätte vermeint, daß sie die verdrieß
li te Miene zur Schau trage. Jndeß
sro lockte sie innerlich, daß es ihr ge
lungen war, ihren Willen durchzuse
den.
Sie that daher auch etwas nachlässiz
und 9ezwunaen beim Verpaclen der
Koffer und Reisebiindelz zunächst hatte
es den Anschein,» dass sie keineswegs die
gleiche Lust hege, gleich ihrem Gatten,
so rasch wie möglich abzureisen
Trohdem war nach Verlaus eines
eiqu Stündcheni Alles in bester
Or ung und na einer zweiten
Stunde saß das hebiirchen bereits
im Eoupee und fuhr —- ja wohin?
Auch da ür hatte Wunchen bereits
Fsorgt ie wollte rchaus einen
lpenturort autsuchen, und so richtete
sie ei derart ein, daß sie erade um
jene Zeit aus dem Ba, nh e anlang
ten, als der IZeug nach eteiermart ab
dampste. » rtwiirdig!« sagte Inei
serl, «,niuß gerade der theuerste
Lustkurort i n, zu dem wir gelangen.«
»Aber wir können ia unterweas
aussteigen,« bemerkte das schlaueWeilk
ehen sehr weib.
»Unsinn! Jch habe doch die Kar
ten bis Jschl.« .
,Ra, erlanhe mir, das is dsach eine
Verschwendung Deinerieit5. hätten
wir nicht nach einem wohlseileren Kur
ort fahren können7«
Jest Fauste er sie noch beschwichti
aen, weil er so ungeduldig war nnd
—
ntcht warten wollte, die ein späterer
Zuscha
genas hold endete der Streit der iu
tlch keinen weck hatte und wie
Beide sahen, um o ungerechtfertigter
war, als, je weiter sie die Lotomotioe
brachte, desto heiterer sie aufathmeten,
Herrliche Wochen waren es, dieKnei
serl mit seiner Gattin im Sol-stammer
ut verbrachte und er that seinem
Zonnchen im Stillen Abhitte, daß er
nicht früher ihren weisen Rath befolgt
hatte, um die Reise onzutreien. Mit
dem festen Vorsatz daß er steti- ihren
Wünschen sich fügen werde, gab er sei
nem Hannchen auch zu erkennen, daß
er ihr Dank schulde wenn sie, wo es
sich um seine Gesundheit und sein
Wohl andle, das Richtig-e anzurathen
ortftan .
Der Spätsommer brachte Kneiferl ;
sammt Gattin wieder frisch und wohl- .
behalten heim.
Fant, die alte Haushölterin hatte
inzwischen daheim Alles aufs Beste
hergerichtet, die Stuben in Ordnung
gebracht, geilopft, gebiirftet und ge
cheuert sodaß die Wohnung wieder in ’
ihrem früheren Zustande strahlte denn
Sommers über; na, man weiß ja wie
es da in jeder Haushaltung, wo die
Herrschaft im Bade weilt, aussieht.
Nur noch die Oesen hätte sie in
Ordnung zu brinoen, meinte Fanni.
auf Befrogen ihrer Herrin.
»Wozu die Oesen?« fragte Amt
serl, »in den Sommermonaten wurde
doch nicht geheizt!«
»Gewiß wurde neheizt und wie start
noch!« versicherte Fant. »Es war im
Monate Juli, wo die lonädiqe Fieber
und? rostschiitteln hatte, iodaß ich Tag
und streicht heizen mußt-J »
»Wa»" trug Herr erneuern noch
Hannchen stieß Fan unsanst zur Thü
re hinaus.
»Das Mädel spricht häusia so «nen
Unsinn!« sagte ste, »man muß idr das
Wort abschneiden, sonst läszt sie gar
nicht los."
Draußen aber bekam Fani ihrer
Schrosrnhastigteit wegen, noch manches
Schimpstoort zu hören.
Die Stille eile Auszeichnung.
Ueber den Geschmack läßt sich be
kanntlich nicht streiten. Jn der zwei
ten hälste des 17. Jahrhunderts leb
ten die Spanier in der Uebetzeugung.
nichts verschönere den Menschen so sehr
als eine Brille. Und so gingen auch
die reizendsten jungen Mädchen mit
Brillen herum, und wer etwas aus sich
hielt, legte seine Brille, wie unbequem
sie ihm auch sein mochte. den ganzen
Tag nicht ab. Ja. böse Zungen be
haupteten sogar von dieser und jener
Vornehmen Dame, daß sie auch mit dee
Brille zu Bett gehe. Jn jener Zeit
wurde aber betanntlich noch mehr als
heute daraus gehalten, daß nicht etwa
Leute aus den unteren Ständen sich
ebenso schön machten, als solche aus
den oberen, und so war die Brille ein
Rot-recht d-» Vornehmen nnd selbst in
l
l
sJ
den höheren Negionen wurden wieder
Unterschiede gemacht. Nur die Ange
hörigen des hohen Adels die Granden,
dursten ganz große Brillen tragen.
die sogenannten »Ocales«. Ausnahms
weise wurde auch niedrigstehenden
Personen, die sich besondere Verdienste
erworben hatten, die Erlaubniß er
theilt, Brillen zu tragen, und eine
Madrider Chronit aus jener Zeit er
zählt von einem jungen Falobineh
mönch, de: sich um sein Klo ter so sehr
verdient gemacht ',atte, daß ihm aus
Vorschlag seines Priors gestattet
wurde, eine Brille zu tragen, und zwar
tsie ztveitvornehmstr Nummer, die
gleich hinter den »Lcales« der Gran
den karn.
Die rechte Mutter-.
Der berühmte sranzösische Schrisl
steiler d'Alembert war ein Findeltind.
Nachdem er durch seine lchriststelleri
schen Arbeiten und vor allem durch sein
großartiges Rednertalent zu hohem
Ansehen gelangt war, stürzte eines
Tages eine vornehme Dame in sein
Zimmer and ries ihm zu: »MeinSohn,
lontrne in meine Arme, denn ichbin
deine Mutterl«
Der berühmte Mann blickte sie einen
Augenblick kalt und verächtlich an,
ging ins Nebenzirnmerund führte als
bald an seiner hand ein altes Miitters
chen herein und sagte- »Sehen Sie,
Madame, diese hat mich aufgenommen
gevsle t und erzogen, als Sie mich
ausg e t und verlassen hatten; freist»
meine utter, sie liebte und verehrte
ich-Sie, Madame, tenne ich nicht!'«
»Die-i est sit-ein«
Aeltere Dame: »Wenn Sie hei
rathen toollen, Herr Dottor, in unse
rem Städtchen giebt es ja viel liebliche
Nixen.« —- Junger Arzt: »Jatoohl,
die haben zumeist nix.«
Revltt .
Gnädige lhiißlich): Anna ich
wünsche nicht, daß Sie so nobel ges
tleidet gehen.« -—- «Seien Sie beruhigt
gnädige IrFau, ich bin bisher noch
nicht mit Jhknen vertvechselt ioorden!«
Sinkt-s set-them
Waben Sie Bermii en? — ,,Ja,
unbetveglichesl« —- » oraus besteht
ess« —- ,,Aus einer alten Tante, die
nicht zu bewegen ist, das irdische Jam
merthal zu verlassenl«
Ganz Inder-.
Schmierendirektor laus der—Probe):
»Ach was, »Ein Königreich siir ern
Pferd« i antiquirt —- rusen Sie
Lin Abg reich siir ein Autornobil«:
das ist ein Schlager siir’s PublilmnP
L
«- M
sinke tue Ichuveenauh
An einern schönen Herbsttage des
Jahres 1868 war Gras Moltke in
yrinem schwarzen Zivilanzuge Mittags
»von Berlin nach Potsdam gefahren.
i Dort angelangt, ging er vom Bahnhose
zu Fuß in die Stadt behaglich seine
’ Zigarre rauchend. Ohne aus die Tafel
mit dem damals noch aufrecht erhalte
nen Nauchverbot zu achten, betrat er
- durchs Brückenportal dm als Cur-zier
« plasz dienenden Theil des Lustgartens,
der um jene Stunde menschenkeer war.
Wohl rust der Posten von der hohen
Schloßrampe: »Rauchen ist hier ver
boten!« jedoch Moltke, in Gedanken
vertiest, den Zurus überhörend, geht
unten ruhig weiter. Kaum aber biegt
er um die Schloßecke, so wird er von
dem Wachtposken von der Fahnen
treppe, den der Anrus des Kameraden
aufmerksam gemacht hat, angehalten.
Als der Zivilist sich auch hier nicht
bequemen will, den Glimmstengel weg
zuthun, stellt ihn der Gardist ohne
weiteres ins Schilderhaus, mit der
Aussicht, dokt bis zur nächsten Ablö
sung zu stehen.
Nun giebt sich Moltke zwar zu er
kennen, aber der Posten erklärt, das
könne jeder sagen, daß er der General
Moltke sei. Moltke vermag demManne
nicht unrecht zu geben, hat aber leider
keine Legitimation bei sich. Zum Glück
kommt nach einiger Zeit ein Herr des
Weges, den der General unter Neu
nung seines Namens bittet, das Er
-.--;t- h--I. --c"«·fIZ-.0 hpm iu--(-0I»sfs·n«
DIE-»so EDU- Zsissesssss »I-« s·-·--·--s-s
den Offizier zu melden
Dieser eilt nun schleunigst herbei
und befreite alsbald den großen Stra
tegen. der sich aus seiner Gefangen
schaft unmittelbar zur Commandan
tur begab und dort feinen tragilomi
schen Empfang im Lustgarten berich
tete. Schon eine halbe Stunde darauf
waren zur Freude aller Raucher die
Rauchderbote von den drei Portalen
des Plates verschwunden, denn der ge
niale Schlachtendenter hatte darauf
aufmerksam gemacht, daß die Kies
schiittung des Erezierplatzes ebensowe
nig feuergefiihrlich sei, als das Stra
fzenpflaster.
W
sub amtlichen Verkehr.
Das töniglicbe Amtsgericht in h.
fragte bei dem Dorfbürgermeister in
Z. an, ob der Zimmermann Alovs
Schmidt identisch sei mit dem aLnd-’
manne Alons Schmidt. Es traf da
rauf die Antwort ein: (
»Jdentisch ist er nicht, aber verbei
ratbet und bat drei Rinder.« —
Der Amtsrichter bei demselben
Amtsgertcht erhielt von einer Wittwe
in N» deren Mann vor Kurzem ge
storben ist, einen Brief, der folgender
maßen anfing:
»Geehrter Herr Lbervormund. Da
mein Mann gestorben und Sie nun
der Vater meiner vier urrmiindigen
Kinder sind« u. «s. ro. —
Bei dem zur Zeit in Nasfau statt
findenden Grundbuch - Anlegungs
verfahren ist es üblich, die Ladungen
der Ortseingesefsenen zu den in den
Dörfern stattfindenden Terminen dem
Bürgermeister zugehen zu lassen mit
dem Ersuchen, diese den Einwohnern
zuzustellen und mit der Bitte, falls
der eine oder der andere verstorden sein
sollte, die Ladung einem der Erben
auszuhiindigen oder leytere mündlich
zu dem Terrain zu bestellen. Aus ei
nem Dorf, dessen Bürgermeister er
trantt war, gingen die nicht bestellbas
ren Ladungen mit folgendem Bericht
ein:
»Den Lebenden habe ich zugestellt,
den Todten zuzustellen, würde zu weit
führen, da ich nur Stellvertreter bin.«
-—-—-—-—-——
Das Einitschstr.
»Ich muß ausziehen, weil ich schon
seit einem Jahr die Miethe nicht be
zahlt habes« —- »Das ist aber merk
würdig, ich auch!« «- «Weißt Du
was s— tauschen wir da die Wohnun
gen.«
O Oel-!
Ve etarianer (den Freunde in ein
,,Fleifch-Restaurant« verschleppt ha
ben, vor einem Schweinelotelettp »Ach
ich lann es wirklich nicht über’s Vers
bringen, etwas von dem armen Thier
u genießen, das man auf so gewalt
same Weise getödtet t!'· —- Wirth:
»Essen Sie nur« das hier ist freiwil
lig gestorben!"
—O—
w— Si iit est
Professor der Medizin Gian Eandts
Edaten): »Was halten Sie sin- das be
stie Schlafmittel?« —- Candidat: »Das
s ett.'«
Ei mi- iia zu wes-.
»Na den Adiagebrief Deiner Braut
hast Du wohl in tausend Stücke er
!rissen?« —-— »Wo denkst Du hin! m
»Gegentheil. Es war ja nur eine Sei
ltc beschriebe-n Da habe ich gleich auf s
ldie drei anderen eine «Elegie an eine
; Ungetreue« gedichtet.«
! Thut nicht-.
»Sag’ mai, Einma, Du heiratheit
zten jungen Schulze?" —- ,,Wenn Du
;nichts dagegen hatt, ja.« — »Aber wie
ikannst Du nur! Der Mann hat ja
iabfcheulich rothe Haare!« —- »Meine
jMama sagt, das macht nichts, die
sfallen mit der Zeit so wie so aus.«
; An!
! Wirth (in der Küche zu seiner
jFrau): »Deine Dir nur, rau, drin
im Gaftzimmer siyt der hieigeScharf
richtet und will zu Nacht en; was
setze ich dem nur vor?«—Frau: »Aber
das ist doch ganz einfach. Bluttvutfi
mit Kopfsalat und dazu ein Glas
Hackerbräu!«
Virtreudr.
Lehrer: »Nun, Nikolaus, nenne
Its-—
mir noch eine Winterfreude.« — Schil
ler: »Ich freue mich während des gan
zen Winters auf den Frühling und
den Sommer, wo die Bäume wieder
grün sind, die Kirschen reif und die
Stuben wieder warm sind.« .
Im Bilde.
Schliichtermeister (zum Gefellen):
»Na, Fritze, man immer een bißckc
stink, schmeiß' man die Braun i
Rippen in den Korb und dann hat-'
die Lehmann die Knochen entzwer.«
—-—— Fritz: »Gleich Meester, ick will
bloß die Neumann det Been absiigen!«
Der Oeiikslee als Latein
»Na, Girgl, Du strahist ja vor
Freude!« —- Gedirgler (stolz): »Fa.
.mei’ viertiihriger Bub’ hat zum er en
lMal mit Nachbarstindern getauft!«
Seine Angelegenheit
Condutteut: »Bitte, here Leut
nant, umfteigen — Wagrnwechsel!«
——— Leutnant (sich den Schlaf aus den
Augen reibend): »Den Bankier, pro
tongiren Sie nur noch ’mal!«
somiva
»Was ist Ihr Sohn geworden here
Hubek?« — »Der ist Dichter.« —
»So, was dichtet er denn?« —— Augen
blicklich macht er Schütteleeime.« —
.,Na, sagen Sie mal, wird ihm davon
nicht schiecht?«
tfin heitlee Auftrag.
Katlchem »Papa, gieb mir Geld,
ich will mir ein Lineal kaufen.« —
Vater: »Da hust Du Geld, aber tau
ein staetes, damit ich Dich auch dam
prügein kann, ohne daß es zerbricht«
statement-titsche
Unterossizien »Mülle·r, wackeln
hinl- -ZJ-s mmmmm h-- --i--- E-85- -
Zie« ciiiderelun S.ie«·i)raiicheir :Z·B
nicht gleich zu zeigen, daß Sie ei
Schiss der Wüste find.«
! Heim Heirath-vermuten
s herr: »Wie alt ist die Dame?"—
Vermittler: »3weiunddreißig Jahre
Isagt sie." —- herr: »Wenn sie schon
»zweiunddkeißig Jahre sagt, wie alt
muß sie erst in Wirtiichleit fein?!«
Romnnphralr.
» Als Heinrich völlig durchniißt, be
jgleitet von fürchterlichen Donnerschlii
Igen, zu Hause anlangte, erwartete ihn
dort ein zweites Gewitter, wenn auch
von anderer Natur.
Feine-I Leben
A.: »Sie sprechen nur immer von
Nebenbeschäftigungem die Sie haben.
Was ist denn da nun hre baut-the
tchöfti ung?« —- B.: eine haupt
belchäfgtigung ist: nichts thun.«
such ein Geschmeid
Lehrerin: »Welche Blüthen ge allen
Ihnen am besten, Melanie?« —- chit- ·
lerin: »Die KalernenhofbliithenX
Ihn-a scat.
-- —
Tisch-pedes ( im Nase-neu die aku
Eig- Iiebt es heim wieder e umal em
—«, .,
angekommen-: Rekruer betrachtetde
Mathem-sche- Jus-.