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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 25, 1904)
·t - Die MICHAE W Zu spät. Wieviele hätt’ ich wärmen tönnent — Das tst det Kohlen tei Lied, Wenn sie gemach zu nde brennen. Das tst ein trauri dunkler Sang Und Kranken darst du ihn nicht sagen. Er macht das Herz so endlos bang Nach den verlor’nen tausend Tagen. Das i der Herzen wehstes Lied, Sind orte, die wieThkänen brennen: Als ich geglüht, als ich geglüht, Wieviele hätt’ ich wärmen können! — Georg Busse-Palma. Ihr letzter Wunsch. Skizze von O. S a n d o r. f Es stand ganz eingemntntnt, ganz verhüllt und versteckt unter dem bus tenden Schnee der Kirschenbliithe — das niedrige, halbversallene Häuschen der alten Tagelöhnerwittwe Liebersch. Ueber Nacht war die Blüthe ausgegan gen und schichtete sich nnn in dichten, weißen Wolken über das moofiae Dach der Hütte, und über dem kleinen Gar-— ten, ·n dem Veilchen nnd Mugtathyas zin hen dusteten, nnd in dessen vierecki qem Grasplatz Hahnensnß, Maaßliebs then nnd Mrgiszmeinnicht ihren bnn ten Flor entsalteten. Lene Liebersch hatte ihren Spinnen ilen hinausgeschleppi. Drinnen in der talten Stube frar sie,——saber hier im Vlüthcntmnkel war es warnt nnd son nig. Durch die weißen Wolken brachen rosige Sonnenstrahlen, nnd die laue, Ulllllc Lust Iluluc Usu ryrutxunkirsuuun nnd Frühlingsdiisten . . . . Die Alte mit ihrer zusammengesuns tenen Figur und dem gelben verrun-— zelten Gesichtchen saß wie eine leben dige Zeitlose inmitten der Frühlings: s pracht. Aus dem Rasen aber trabbel ten zwei menschliche Frühlingstnospem die flachstiipfigsen Entelchen der Grei sin, die die Schtoiegertochter eben ge bracht, damit Großmutter sie während der Vormittagsstunden beaufsichtige. Sie stand noch vor der Alten« die stattliche, robuste junge Frau mit den rothen Wangen und den hellen, intel: ligen Augen. die halb mitleidig, halb unwillig aus die dürren, sleißigen Hände der Spinnenden blickten. »Da quälst Du Dich nun vomMors aen zum Abend um die paar Pfennige, Mutter,« sagte sie tadelnd, »und hast es doch garnicht mal nöthig. Du weißt doch, daß der Krinzelwirth Dein Grundstück mit dem Häuschen lieber heut als morgen tauste und gut bezah len würde, weil er es braucht, um ’ne Kegelbahn anzulegen. Dann könntest Du ganz zu uns ziehen, oder wenn es Dir bei uns wegen der oielenKinder zu laut wäre, zur Schwägerin Anna, die Dich auch gern nähme. Das Mittags essen schicken wir Dir ja ohnehin und tm Uebrigen haben wir, gottlob, auch bald so viel. daß Du Dich mit satt essen tannst.« Die Alte schüttelte den Kopf. »Du meinst es gut, Marie! Aber laß mich siir mein bischen Brod schaffen, so lange ich kann, das macht mir Freud- Lser here Pastor soll einmal zu ietker Grabrede den Text nehmen: Euer Leben währet siebenzig und wenn es hoch kommt, achtzig, -—— und ist es töstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. -—-« »Nun, ich meine, Du hättest alleweil genug geschafft in Deinem Leben," meinte Marie unzufrieden, ,,jedeosiind tm Dorse weiß, daß Du Zeit Deines Lebens geschasst hast wie einMann und vielleicht wie zwei. Neun Kinder allein und in Ehren ohne jede össentlicheHilie groß zu ziehen, das bringt noch lange nicht Jede zu Wege, Du bist allgemein aeachtet, Mutter, und die großen Bauern nehmen die Mütze vor Dir ab. eDeshalb verdentt die Welt uns aber auch darin, und die Leute sehen einen sckief an, daf; tnan Dich hier to auem läßt und sich scheinbar nicht um Dich tetümnrert. Uns gebt es, Gott lei dank, aut. Wir sind zufrieden, möan arbei-: ten und diettinder find gesund. Diesen Herbst bezahlen wir den letzten Termin auf unfer Feld, dann aebört alles uns und wir haben unsere Sactf frei. Dein Häuschen fällt Dir aber bald über dem Kopfe zusammen. Wenn man anfinge, auszubesferm wüßte man nicht« wo rnan aufhören sollte. Sei nicht so ei gensinnig, Mutter, zieh zu un5.« »Sieh Die teineMühe, Marie,« sag - t- die Greifen und ihr zahnlofer Mund lächelte. »Mich hält dashaus aus. Jch geh nicht anders als im Sarg aus mei nem Hä schen. Geht’s Euch gut, so bin ich roh. Spart was für Eure atten Tage und für Eure Kinder.« »Die-Ieicht gewinnen wir auch noch rnal das große Looö,« lachte die junge Frau. »heinrich hat neulich ein Achtel Von der Preußischen mit nachhaus ge bracht. und SchwagerLorenz hält mit: Wenn wir gewinnen, taufen wir uns eine Hufe.« »Und ich betean ein paar Ienie Hoienträger,« fchrie das vierjäh ttse Peterchem das mit feiner lleinen Schwester im Grase spielte. »Und der Großmutter bauen wir dann ein neues Häuschen an derselben Stelle, tvo das alte jetzt iteht,« schwatz te FMU Mute munter. »Nun schön guten Morgen, Muttercben. Bis nachher! Das Ihr mir artig seid, Jhr Nantzent Hdrt Jst-P — Das Mädchen schnurrte einförniig weiter . . . . Lene’s glanzlose Augen aber such ten den Himmel, der ftill und tlar uber der blühenden Erde dahin blaute. Sie hatte keine Wünsche nuhr. iSie hatte nur noch eine Sehnsucht nach Yeöraskä « Staatss3n313jger Und THEUW J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island. Nebr« 2."). Nov. 1904 (Zweitek Tlpcil.) Jahrgang 25 No. 1:;. einem ewigen Feierabend und einem seligen Ende. Denn sie war sehr miide vom Leben undStreben-—so todtmiide . . . Frau Marie schritt unterdes rüstig weiter, dem Felde zu, wo sie im Tage lohn arbeitete. Unterwegs begegnete ihr der Geistliche des Dorfs, ein noch junger Mann, der noch nicht lange im Amte war. Marie siel plötzlich etwas ein. Re sclut schritt sie ans den Prediger zu und redete ihn an. s »Schön guten Morgen, Herr Pa tor.« sagte sie, »ich habe eine Bitte an Sie. Seien Sie doch so gut und treten Sie gelegentlich mal bei meiner Schwieger mutter, der Wittwe Liebers , vor und reden Sie ihr doch zu, daß ie zu uns oder zu ihrer Tochter Anna, die druben mit dem Fuhrmann Pies verheirathet ist, zieht. Sehen Sie, Herr Pastor, die Frau ist alt und schwach. Sie könnte einmal während der Nacht sterben und wir würden uns ewig die Vorwürfe msÆcn Deus-n Ists usw«-s his« KA- In Herr Pastor, die alte Frau hat neun Kinder gehabt, und sich um sie gequält und schließlich ist nicht mal eine ein zige Hand da, die ihr den letzten Trunk Wasser reicht nnd ihr die Augen zu driiclt Wir werden Ihnen ewig dank bar sein, Herr Pastor, wenn Sie sie veranlassen würden, unseren Bitten nachzugeben.« »Ich bin eben aus dem Wege zuFrau Liebersch,« erwiderte der Geistliche sreundlich, »ich will gern versuchen, die alte Frau Jhren Wünschen zugänglich zu machen.« Er nickte der allgemein als brav und tüchtig bekannten Frau zu und schritt weiter nach der blüthenverschneiten Rathe der alten Wittwe, der er eine ganz besondere Botschaft zu bringen atte Am Gartenzaun blieb er eine Weile stehen und sah der spinnendenAlten zu· Ein wildes, grünes Dämmerlicht herrschte in dem blüthenverhangenen Winlel, in dem sie saß. Leise, schmei chelnd glitten ein paar Sonnenstrahlen iiber ihr weiszes Haupt und vertlärten es wie mit einem Glorienschein. Schnurr — rrr —- summte das Räd chen. Jm blühenden Kirschbaum zwit scherte ein Vogel. ,,Guten Morgen, Frau Lieberscht Jch dars mich wohl ein Weilchen zu Ihnen aus das reizende Plötzcheu setzen « redete der Geistliche die Witt we an »Ach Sie, Herr Pastor!« sagte Lene sreudig. »Sie schickt mir der Herrgott. Jch habe immer nach Jhnen ausge schaut —— — der Weg in r- Pastorat ist mir ein bischen weit. Jch habe eine so große Bitte aus dem Herzen« « »Und die wäre?« ; »Ich meine immer ich miiszte bald sterben! Und da wollt ich Sie bitten Idoch dasiir zu sorgen daß ich neben jmeinem Mann im Kirchhoswintel Ean der Mauer begraben werde. Tie IMnder haben s vielleicht anders oor jAber ich möchte da ruhen-« i Der Pastor sah nachdenklich zu Bo ; den. l »Ich will sehen, ob sichs machen ;liißt. An die Mauer kommen sonst « « UUk i »Die Selbstmiirderi Jch weiß,« sag l te die Gretsjn bitter, »me(n Peter war auch ein Selbstmörder. Aber mein : Platz ist an seiner Seite im Leben und ; im Tode.« s »Sie sollten zu Jhren braven stin .dern ziehen. Die würden wetteifern, Ihnen Ihren Lebensabend zu verschö » nen.« F »Ich gehe nicht aus meinem Hause, s Herr Pastor!« erwiderte die Alte be «stimmt, »in dieses Haus bin ich vor izweiundsiinszig Jahren als glückliche Ejunge Frau eingezogen, darin sind Ernein Mann und meine sechs Kinder gestorben, darin habe ich mein turzes Glück genossen und mein langes Leid getragen und darin will ich sterben." «Sie haben viel Unglück in Ihrem Leben gehabt, wie ich hörte,« sagte der Geistiche theilnehmend, wollen Sie mir nicht etwas davon erzählen?!« »Ich? Ach, mein Gott, das ist jetzt alles versunken,« seufzte Lene, »ich war einst ein glückliches Weib. Mein Mann war brav, fleißig, nüchtern und hatte mich lieb. Wir waren so glück lich miteinander, ach, so glücklich trotz Armuth und Entbehrungt « MDa kam das Unglück —— —- Mein Peter arbeitete damals beim Hofbauer Et hoss und· hatte wegen einer Ungerech tigteit seines Brotgebers das Mal heur, sich mit diesem zu erzürnew So wurde er aus dem Dienst entlassen. Das war nun zwar nicht schlimm, denn urn Arbeit war er nie verlegen i— — die Bauern rissen sich um ihn ) — —- ———aber das Schicksal stand dun tel über unserm hause. Jn einer Nacht brannte das Gewese des Eckhoss nieder und es hieß plshlich mein Pe Tter habe das Feuer angesteckt. Die Gendarmen kamen und holten ihn, und er mußte ins Gefängniß. Bei der Ge richtsverhandlung wurde er zwar frei gesprochen wegen Mangels an Bewei sen, aber der Makel haftete ihm noch an und die Leute guclten ihn doch über die Schulter an und das nahm er sich so zu Herzen, daß er nicht weiter leben mochte. Eines Tages fanden sie ihn hinterm Hause im Erlenstrauch — — — erhängt — —- er hatte in seiner Qual zum Strick gegriffen —— — —« Die Alte fchluchzte ,,Seitdem ist das Unglück noch oft bei mir eingelehri,« fuhr sie fort, »ich safz damals mit neun kleinen Kindern da. Sie sind sauer groß geworden, aber ich bin Niemand zur Last gefal len und sie wurden alle satt Als sie erwachsen waren und mir helfen konn ten, starb mir eins nach dem andern. Sechs Frühjahre nacheinander haben sie mir eins der hoffnungsvollen Kin der hinausgetragen zum elvigen Frie den. Das war hart, aber es ist mir nichts so nahe gegangen als das II- s IUsccUUUsc Glis-T lllcllch PcchVi uns wenn ich manchmal hörte, daß sich die Leute dies oder das wünschten und er sehnien, da habe ich meine Augen im mer zum Herrgott aufgeschlagen und mir das eine erfleht, daß die Unschuld meines Mannes doch noch an den Tag tommen möge und er in Ehren und Frieden im Grabe ruhen könne. Das ist nun wohl vorbei. Vierzig Jahre sind nun seit seinem Tode vergangen, die meisten, die ihn einst kannten, ha ben ihn vergessen. Jetzt wünsche ich mir nur noch zu sterben und neben ihm zu liegen. Das ist alles.« Jn den Zügen des Geistlichen drückte sich tiese Erregung aus »Des Herren Wege sind wunderbar Frau Liebersch,« sagte er leise. Diese Nacht wurde ich zu einem Sterbenden gerufen, dem siebenzigjährigen Tage löhner Anton Repp —- ——— Sie kennen ihn!« Lene nictte. ,.Bevor ich ihm das Satrament reichte, leate er mir eine Beichte ab. Er war es, der vor vierzig Jahren unvor sichtiaer Weise den Brand im (7ckhosk’ schen Gewese stiftete. Von einer Ftirrnes zurückgekehrt, hatte er sieh ins Heu schlafen gelegt. Dabei war ihm brennende Ciaarre entfalten. Nur mit Mühe und Noth hatte er sein Leben gerettet. DieFurcht von derStrase hielt ihn ab, sein Vergehen einst-gestehen » --—- — s- Er bat mich, zu Ihnen tu gehen und Ihnen alles zu saaen. Sein Gewissen habe ihm in den vierzig Jah ren weder bei Nacht noch bei Tage Ruhe gelassen -—-s-« Tag Nädchen schnurrte nicht weiter; es stand still. Leneg wette Hände sanken in den Echo-use Aus ihren Auaen stürzten helle Thriinen. »Gott verzeihe ihm!« mustneite sie. »Mein armer Peter! Nun kommt denn doch noch alles an den Tag. Nun tann ich steiben.« Der Pastor sprach noch etwas in ihr aber s:e hörte nicht« Die Eireauna schien Zu gewaltig siir ihren schwachen alten Körper. Die überwiiltiaenre Freude hatte ihre Sinne aboestumriL Nach einer Weile entfernte sich der Geistliche Leneg Haupt sank aus die Breit. lsin Viindnsa snhr duriti SI- titsiiit L..- si:-k«c.l.-.-»»-b uns-s TAHOODO sieher NO sILIII UlULllisllt VI Its Schauer w ifier Vl liithenflocken its-irr den areisen Kopf und die abroaxene Gestalt --·- — Das Mädchen stand still. Der Llioassl schwieg. Die Greisin schlief. — Alg Frau Marie am Mitta1 vom Felde heimtebrte, um ihre Kinder u holen, fand sie eine selia liiche lud e Todte. — Lenes letzter Wunsch aber ist ersiiut. Sie haben sie iniKirchhofgrrintel unter blühendem Hollunder gebettet spielen ihretn Peter. —---s-.-—-— cuding und Wising in pari5. Humoreste von R u d o lf V o l) m. Der Beruf eines Pserdehiindlerä mag ja an sich ganz nett sein —- meine Schiviirmerei wäre er nich Ater mir können nicht alle als llioniir auf die Welt kommen. und wenn ein Beruf noch immer so seinen Mann niilnt i niitunter auch noch die Frau dazu —. wie der eines Pferdehiinks lers, so mag Der. der ihn ausmählt, zufrieden sein mit ihm. mit sich nnd der Welt Ludma Lehmtuhl sLud tota) und seine Frau Wisina lLouilei hatten sich diesem Beruf mit aller Inn gebuna aewidniet deren sie fähig wa ren. Während Luding, manchmal auch Vadding titulirt — das kam aber nur in zärtlichen Augenblicken vor, und die waren selten — dein Geschäft aus dem Lande nacktadia re sorgte Wisiing die Llckerwirthichaft in Penzlim diesem reizenden uralten kleinen Städtchen in der Mecklenbur get Seenplatte mit der noch viel rei zenderen Umgebung Hier herrscht snoch Wohlstand. Große Güter link-ten hier in schattigem Grün, und ihre Magnaten boten Luding Lebmkuhl ein reiches Arbeitsfeld So waren denn erst die Strümpfe des Ehepaares mit harten Thalern gefüllt worden, dann kam-en Goldstücke an die Reihe, ? als dke Thaler ansinnen knapp zu wer- ’ den, und schließlich hatten sich Beide auch mit den blauen und braunen Pa pierlappen besrenndet, was allerdings zunächst etwas schwer gehalten hatte. - Kinder hatten sie nicht. s Der Name Lehmtnhl sollte« somit " von der Erde verschwinden Schade um Ihn; seii Generationen hatte er die Familie aeleitet. Aber Ludina war das ganz gleich, zu ändern war doch nichts daran. Außerdem war ilsxn sein Name schon seit langer Keit alsdanden aetonnncn Wenn er nisbt einmal einen Brief bekam und das war m den letzten beiden Jahren nur einmal der Fall gewesen —- wurde er an den Namen aar mth erinnert. Jedermann nannte ihn Ludiiif« für Schreiben und Lesen war er nicht, mündlich ließ sich Ia Alles besser abmachen, noch dazu, J wenn man so schön alatt reden konnte, wie Einem der Schnabel gewachsen Eiriar. Und ietzt mußte ihm aserade Graf Bahn - Basedow einen Brief schreib-en und ihn aiifforderu, hinzu kommen und zu sehen, ob er nicht seinen Viererzuq verlaufen könne-. Mit den-. Grasen oertehrte Ludina, trotz dessen arosier LiebensivürdiateiL nicht gern, er konnte mit dem Hochdeiitschen nicht so mit, und fiihlte sich immer sehr beeirgi. Aber was han da Alleg. Ludinii mußte hin. Das Geschäft tain auch rasch zu Stande, und schon wollte Ludiixa sich drücken, als dei· Graf, dem die Scheu seines Gastes wohl heiiniiches Vergniiaen bereitete, ihn noch Zum Frühstück einlud. Unter dem Einfluß des guten Tropfen-: leis-te sich dann auch Ludiiigs Befangenheit, und Beide unterhielten sich recht gut. Plötzlich fragte der Graf: ,,Sagen Sie ’inal, Herr Lehmkuhi. siir wen arbeiten Sie denn eiaentlich noch? Sie sind toch ietzt auch start in den Fiinfzigerm haben Jhr Theil aeschafft und konnten doch jetzt auch einmal das Leben ein bischen aenief,cn! Sie haben doch keine Kinder, brauchen sich um Nie mand zu tiiininern und hocken da in Ihrem Penzlim soo Sie doch eben so gut ’nial die Welt ansehen könnten. Fahr-n Sie doch ’inal mit Ihrer Frau in die Welt hinaus, nach Berlin, nach Italien oder vielleicht aar einsnxil nach Paris. Wean Sie es schon nicht klin nen, wer soll es denn iönnen7« Lus dina war Zunächst wie vor den Kopf geschlagen Aber Recht hatte der Graf eiaenilich, fiir wen raiierte er sich denn ab? Und Wisiina könnte bei ihrer Koruulenz ein bischen Abwechseluna auch nicht schaden. Die Sache gab jedenfalls- zu denken. Kurz und aut, Wisina war eben-« falls einverstanden, und irie ein Laus feuer verbreitete sich nach zwei Tagen in Peiiilin die Mär: »Ludina un Wisina siihr’ii nah Bari-IV Nun gina eg an ein Eiiipacten und Wiederaus pacten Wisina lief-, sich znsei neue ,,Sauoarzfeidene« machen, Liidina sos aar einen Fract Auch neue Leinen wasche wurde aelaiift. Vor Alkeni dachte man nach aiiter alter Väter Sitte daran, dafz man dein Maan dauernd etwa-:- bieten niiijse Und sZ tvullseklcll Drlln neuer-se Ver-nur« uuu Wiirste mit hinein in den Neitetorb Auch ein paar Pullen guten Rathspon und echten Lanahalg lMertlenburaii sclier Branntwein) —- die Sorte, die Ludina schon seit Jahren von Koop mann« Reimer kaufte --- sollten mit und endlich, von halb Vernlin zum Bahnhof geleitete, zoaen Ludina und Wisrna in die Ferne, naei Kinder, die zum ersten Mal aus die Reise aehen Bis Neubrandenbara ainaitltles aut. Hier wurde es mit der llmsteiaerei als lerdings schon etwas schtuieria, aber schließlich tlappte es auch da. Durch Berlin kamen sie mit Hülfe einer Droschke schnell hindurch, ohne sich aufzuhalten, und langten auch ohne weitere Fährlichteiten in Wiezbaden an, loo, wie Wistng gehört hatte, die feinen Leute baden sollten. Wiesbaden hätte ihnen ja an sich ganz gut gesal len. aber es war Alles so furchtbar sein und genirlich. Die Kellner behandelten sie immer so von oben herau, und an die Table d’Hote des Hotels trauten si- sich kaum heran. Endlich kamen sie aus den Einfall, ihre Schwen und Wurstvorräthe oben in ihrem Zimmer zu vertilgen, und so lebten sie dort die vzwei Tage, die Wising brauch te, um sich von der bisherigen Reise zu erholen, ganz vergnügt. Endlich war Wising so weit, daß man an die Wei terreise denken konnte. Man fuhr mit dem Orient Expreß und konnte schon am Nachmittag in Paris sein. Bis zur Grenze ging auch Alles noch glatt. Aber hier kamen sehr unangenebme Mißhelligteiten vor. Der sranzösische Zollbeamte, der übrigens sehr gut deutsch sprach, verlangte sür die Ein sährung der Schinlen und Würste so wie des Weines soviel Zoll, daß Lu ding dafür bei sich zu Hause das Zehn fache hätte kaufen können. Der Beamte ließ sich eben angesichts der starken Vorrräthe nicht davon überzeugen, dasz Alles lediglich fiir den Alleingebrauch der beiden Leutchen bestimmt sein soll te. Seinem glatt gestrichenen Magen mußte das allerdings zweifelhaft er scheinen. Er wußte ja auch nicht im Entferntestem welch liebevoller Pflege es bedarf, enn ein Bäuchlein die saftige Rundung annehmen soll, wie das bei Luding und Wising der Fall war. Kurz, nach langem Lamentiren entschlossen sich Beide, den Koffer auf der Station zurückzulassen, obwohl sie überzeugt waren, damit den besten Theil ihres Jch geopfert zu haben. Sie wollten die Reise nach Paris eben ent sprechend ablijrzm Sie ganz auf geben, wie Wifing erst zaghaft befür ioortet halte, traute sich Luding nicht, denn einmal waren die Billetg doch be zahlt, zweitens aber fürchtete er iible :l2achrede. So ging denn die Reise weiter, bis Paris erreicht war. Aus dem Bahnhios herrschte ein fürchterliches Getümmel. Jetzt galt es zunächst ein Hotel zu finden. Luding wandte sich an einen Herrn mit einem Blechschilde am Kopf. Dieser antwortete mit einer Fülle von Worten. Blos Luding verstand sie nicht, denn der Gedanke, daß man hier sranzösisch spreche, war ihm vorher noch gar nicht so recht zum Bewußt sein gekommen. Eine Frage an einen Sweiten Herrn hatte das gleiche Ergeb niß. Rathlos sahen sich Luding und Wising an. Da erblickte Wising durch die Scheiben des Bahnhossgebäudes die gedeckten Tische des Wartesaales, und bald waren Beide dort angelangt, um ihren nach der langen Fahrt ermü deten und der gewohnten Schintenlost entbehrenden Magen wieder etwas auszusrischen. Mit dem Kellner war insofern eine schwache Verständigung möglich, als er den Unterschied der Geschlechter Beider durch die Anrede »Herr« und »Frau« deutlich machen konnte. Das waren aber auch seine einzigen Sprachtenntnisse. Gleich-wohl entströmten lavagleich die Worte sei nen Lippen, sodaß Luding und Wi smg ganz ängstlich aneinander tro chen. Von der Speiselarte verstanden sie ebenfalls kein Wort. Schließlich tippte Luding aus’5 Gerathewohl mit dem Finger aus eine Speise. Der iJtellner brachte eingemachte Ananas. iDas war natiirlich nichts sitr einen - n.eellenburaischen Magen. Jetzt tippte ; Wismg dicht darunter. Der .5lellner trachte inalitiös lachend Sensgurlen. J Das war nun schon gar nichts. Jetzt ? dachte Luding, eg sei wohl Prattischer. s die Speisetarte einmal umzudrehen, i isr tippte wieder, aber war er higher s tonsequent bei den Kompots geblieben, so war er nun zwischen die Schnäpse erathen. Inzwischen sammelten sich mehrere Kellner an und amiisirten sich » königlich iiber das eigenartige Diuer, [ das sich die beiden Leutchen zusammen l stellten. Dadurch wurden die Beiden l noch ängstlicher gemacht. Plötzlich stieß ! Wising einen leisen Schrei aus-. Sie ihctten einen Automaten entdeckt, ges . pau so wie er in Penzlin im Schützen J haus stand. Natürlich stürzten sie aus 1ilm zu, aber o Schrectt Für diesen .«-."lutomaten paßte ihr guter deutscher Groschen nich-t. Jetzt eilte ein Fielluer . l;.eran, lamentirte eine ganze Weile und tals Wisina ihm treuherzig erzählte, daß sie Chokolade wünsche, kapirte er z doch so viel, das; er schleunigst zwei z Tassen brachte, das erste, aber auch das seinzige Warme, was Beide in Paris I genießen sollten. Als sich nun gar bei « der Bezahlung iviistes Gezänk erhob, i ter stellnrr wollte zunächst das deutsche «Geld nicht annehmen, nahm nachher aber mit Vergnügen ein Zwanzig-: martstiick an, ohne natürlich zu wech seln, ging das denn doch Luding start gegen den Strich. Erst muß man sitzen, kriegt nichts zu essen, dann muß man dasiir noch 20 Mart bezahlen. Das war ja doch ein ganz niedertriichtiges Land, dieses Frankreich! Der bloße Gedanke, daß dies hier nun Tage lang so weiter gehen sollte, blos solchen siißen und saueren Kram mit Schnaps und Schokolade heruntergespiilt sp nein, das hielt sein guter alter meck lenburgischer Magen nicht ans-. Sein schöner Schinken mußte draußen blei ben, weil der Unverstand der Franzos sen ihn nicht ins Land ließ. Ne, da spielte er nicht mehr mit, mochten die Franzosen ihre Kost allein verzehren. Wisrng beschäftigten ähnliche Gedan ken. Da sahen Luding und Wising sich zufällig in die Augen. Endlich flüs sterte Wising: »Hatt’st Du nich’ ’n Retourbillet nahmen?« »Ja,« meinte Luding halb fragend. «Willn wi denn nich lewer glik retour siihr’n, mi gefällt Tat hier gor nich, hier kriegt ’n jo nir to eten!« »Ja, Wising, wann Du nieenst!« Nach einer Stunde fuhren beide wieder der Grenze zu, imsVorgesiihl cus den Genuß desSchintens schwel W gut-, der ihrer an der Grenze harrte endete Luding und Wisin Ist s-r Reise auf dein dortigen stK: hofe. Noch heute aber lautet ihre K ! uber Frankreich, Paris und die Fran zosen ebenso einfach wie vernichtend: ,,Dsor kriegt ’n jo nix to eten!« Ver mer muss-as richtet-re. Die Frau Professor sagt zum Um ziegsmanm »Besonders sorgsam be handeln Sie, bitte, diese zwei Biiften. Der Venustopf kommt auch in der neuen Wohnung in die Fensternifche ind der Sokrates über meinenSchreib iisch.« —— Darauf geht die Dame in die neue Wohnung voraus. Dort erscheint später der Umzugsmann und dreht derlegen die Mütze: »Jnäd’ge Frau, ncit den Venus lsat es janz jut jejan gen, sehen Se, er kommt schon de Treppe ruff! aber was der ältere Herr war, der is meinen Willem een kleen tifichen ausgeschlidsdert und nun bam meln ihn fo«"n paar trriemelchen an de Nase. Aber mein Willem is jleichs mit ’rum nach’n Stukkatör, dat der’t an Jipsen thut.« —— Die Frau Professor ahnte nichts Gutes. Nach zwei Tagen erscheint Willem mit Sokrates im Arm; der hat eine ganz unmögliche schöne grade Nase im Gesicht, beinahe der der Venus ähnlich. »Das geht nicht,« sagt die Frau Professor trau rig, »die Nase ist ja völlig unähnlich; fo mag icb die Büste gar nicht anfehen.« Daran Willenu ..Entfchuldiien Se roch man jiitigstt Wir haben uns da Jar niskht bei jedacht. Jck wußte doch nich, dat Se den Herrn jekannt haben; wir dachten, dat er bloß aus’n Laden !r-äre! Nu is et wohl jar Schwiejer tapachen!s« —-..·. Das hemmte L ed. An unser Ohr drinat mancher Klang, Manch selt’ne, eig’ne Weise; Doch nichts wohl jemals ihm erklang Bald laut, bald zart und leise, Wie Eines, das voll Harmonie, Voll Wohllaut und Empfinden Die deutsche Art verleugnet nie, Lln’s Vaterland muß binden: — Das liebe, traute deutsche Lied Mit seinen weichen Klängen, Das stets Gemuth und Geist verrieth, Zu Lieb nnd Lust muß drängen, . Worin der Kern der deutschen Brust: Die wahre Treu’ sich spiegelt, Das Kampf, Natur und Sangeslust Mit Licht und Glanz besiegelt. Drum baltet hoch das deutsche Lied, Laßt gern es froh erklingen, Daß Manchen es zum Himmel zieht, Jn’g Herz niufz Jedem dringen, So daß selbst in dem fremden Land, Auf nnbetanntem Pfade, Die deutsche Art bileib’ anerkannt So schlicht, so wahr, so gerade! Frau Friedrich, New York. ..«-..... Die lpochherrschaftliche Zofe. Gnädige: »Unser neues Dienst j mädchen ist doch noch furchtbar bäue t risch.« i Zofe: »Sie hat eben ein bischen s auf dem Lande gelebt, und da müssen gnä’ Frau Nachsicht üben. Wir sind eben alle Resultanten unseres Mi iietis.« " Immer im Geschäft Friedengrichten »Nehmen Sie die Beleidigung zurück, die Sie gegen den Herrn Schulze aus-gestoßen haben?« Kaufmann: »Ich nehme prinzi piell nichts zurück . . . aber umtan schen will ich stel« Ein sicheres Plätzchem »Sie sitzen den ganzen Tag in der Weinstube Und essen Austern. Fürch ten Sie denn gar nicht, von diesem oder jenem Jhrer vielen Gläubiger hier angetroffen zu werden?« »Nein . . . die können sich das nicht leisten, hierher zu gehen!« Anstaunen-tm Lenrert »Wer yat oag Ocyiekzpuis ver erfunden ?« Schiller: »Aha, jetzt toird’«5 gleich wieder heißen, ich nicht.« Nach der Scheidung. »Ehe toir auf ewig scheiden, Hans, gestatte mit-, daß ich in dieser Stube noch einmal in Ohnmacht salle.« Kritik. »-—— Die Gerichtsszene in dem neuen Stücke wurde unter Ausschluß der Oeffentlichlcit gespielt, denn das Publikum ging davon.« Kinder-wund Der kleine Otto zum Onkel. der eine sehr rothe Nase hat: »Ach, On tel, schlase doch wieder im Lehnstuhl, wie heute morgen, wir wollen Alpen gliihen spielen!« Trottreich. . Hauswirthim »Und das Zimmer ist auch sehr ruhig, keine Musik im Hause. Nur meine Tochter lernt Kla- - vier, aber die ist erst bei den Anfangs gründen.« Der Herr Professor-. Landwehr - Hauptmann (Mathe matit Professor, zu einem beschränk ten Soldaten): »»Mann, ich glaube, .Sie können nicht mal das einsachste Jntegral auflösen!« - Vom Kniee-sendet Kerls-, tretet doch ftrammer aus! Erde kann ganz gut noch ’nen abge platteten Pol vertragen."