JV aut- Hut-Thus AU« Duc- DURon AU- « W W-« « WO- W W (8. Idttletuw « »Es ist ja auch nur, weil wir hör ten, Sie hätten hier einen Bruder . .« warf der Maler etwas eingeschiichtert dazwischen. »Nun ja, freilich. den hab’ ich, und eint liebe kleine Schwägerin dazu, und hab' mich herzlich gefreut, daß die Leut’ aus ihrem Norden, wo ich nie und nimmer hätt’ hintomrnen tdnnen, hierher verzogen sind, wo man sie doch einmal fassen kann! Sie haben zwei kleine Buben gekriegt, seit wir uns das leste Mal sahen, und die Be kanntschaft dieser sehr ehrenwerthen jungen Herren half ich durchaus ma chen sollen und auch llen... Kin dernarr, der ich einma bin! Zudem . . .. dem sentimentalen deutschen Mi chel, der in mir drin steckt ——ja, ja, urken Sie nur an mir herauf und rab, wahr ist’s doch —- also, dem Element in mir läßt’s doch keine Ruhe, das muß von Zeit zu Zeit sein Recht bekommen, und jetzt, wo ich jahrelang in Jtalien festgesessen habc ta mußt' ich eben deutsche Luft wieder athmen und die Geschwister wieder sehen! Ich wär’ zu ihnen gefahren und wenn sie noch in ihrem Norden gelebt hätten — ich hielt’s eben nicht aus. es litt mich nicht mehr im Sü den! Aber mich hier einwurzeln? Rein ausgeben? Nie! Und wenn ich aller Städte Reiz und Preis erkenne . . leben kann ein Mensch, wie ich nun mal einer bin, einzig in Rom!« »Brav, Meister! Mir aus der Seele FsprochenP rief Maxi enthusiastisch. nd tief ausathmend fügte er hinzu: .So Gott will, sitz’ ich im künftigen Fuhr wieder bei Ihnen in der Via argutta!« »Das soll ein Wort sein, mein Sohns Und fes-offner mail-n mir ans-i J wie die Bericrler!« »Aber Maxi shat uns gesagt, Sie hätten sich hier in München ein Aielier gemietket Hle Professor — ist das wahr? fragte der Kupfersiecher. »Und ob! Maxi hat ganz recht ge sagtl Ich hab’ mir da in Eurer Schmnthalerftraß’ etwas gemiethet, was deuer nach allem anderen, als nach ’nem Atelier ausschaut — nu — wird schon werden, wird schon korn nienl Jst noch nichts von Rom da, was ich mir hab’ schicken lassen, und die zwei Leut’, die ich nicht entbehren kann. ohne die sich nichts beschicken läßt, die sind auch noch nicht da. Slizzen und Entmärfe, dazu gebrauch ich niemanden, im Gegentdeil, Maxi weiß, das darf kein menschliches Auge ehenl Aber ich hab’ da zweierlei chon aus dem gröbsten heraus —- da zu brauch· ich meine Leut’!« «Darf man wissen . . . L« »Nein, man darf nicht« lieber Herr -nichts für ungutl Wenn’ä fertig ist, soll der Maxi Sie und Jhre zwei Freunde da hernehmen und mir in mein Atelier bringen, elf noch die Herren Kunsthändler und Kritiler drüber herfallen... da können Sie sehen, ob hier in deutschen Landen Das G’fcheites geworden ist von knei nen Werten!«« Ic-- L-- Ez- -·«t. its-— -—s.-:4«-. »Ah-Xb UUD ON UUW chkl UCUOCLU wollen, Herr Professor! Man sollte meinen, die Zeit in Deutschland brauchten Sie zu Jhrer Erholung!« »Erholung? Jch?" Cotta reckte seine tastvvlle Gestalt höher. «Wozu braucht ein Mensch wie ich denn Erholung? Wissen Sie, was meine beste Erholung ist? Die Arbeit! Ohne Arbeit tein Leben für mich! Glauben denn Sie, ich wär’ nach Deutschland herüberge kommen, blosz uxn meinem Bruder die Hand zu drücken, die Schwägerin zu küssen und die beiden Buben aus mei nen Kniee-r zu schauleln . . . allenfalls noch in den Gasteiganlagen spazieren zu laufen? So lang ich der Kerl von heute din, wird stramm geschafft... was später einmal wird, das kann ich mir nicht denken! Wie lange ich hier kleiden will? So lange es mir gefällt —ecco! Feste Pläne mach’ ich rnir keine! Die Pläne und die Grundsätze sind irn menschlichen Leben bekanntlich da u da, daß man sie nicht durch sil rtl Jn Rom liegt und steht alles so, tnß ich jeden Tag wieder eingreisen lannt Und halt’i ch es endlich nicht mehr aus ohne meinen Vatikan, mein Kapital, meine braune Campagna . . . dann brech’ ich eben hier eins, zwei, drei meine Zelte ab, lchniir’ mein Bündel nnd saus’ durch den Gottardo, daß ei eine Luft ists Sieh, sieh —- das ist ein erfreulicher Anblick!· Von beiden Seiten waren die jun gen Mädchen in den Salon getaznmen —- sie dildeten, unsern von den vier Herren in der Fensternische. eine plan dernde, lachend-, tichernde Gruppe. »wes-n iß Ihr Schwesterchen Maxifx Tät-s Zug-at vbflrnzeltender Mir -r n o vor.,,ie Kleine da in rosa Seide? Sehr ein Eil-M Kindl! Lassen Ste. lassen I. ei eilst nicht so Mit der Vorstel M S ruscht« halt noch s dissel , Indiens-at Sehen Sie, meine , res- ds per nni habe-J den leben HIHMI fär- dat. M ich Ihnen »Es-IX Ums-! Eis-ein« Tit-M . .-—x — ,-x, -.» s-» D . ANY- TNPFDIfROfZRFIEV - Frivoles damit gesagt haben — fern sei M von mir! Jch mein’ nur: zu nenig individuell, zu sehr-Uniform! S«chauen’s mal: die lleine Dicke da tragt genau solch’ Kleiberfacom toie die hohe Schlante dort —- das thut weh fiir die Augen, das müßt’ in einer Stadt wie München nimmer passirent Jn Rom trifft man auch viel Unnatur und Geschmacklosigleit — es verstehen es so wenige Mädeln, sieh fiir den Körper und das Gesicht, was Mutter Natur ihnen mit auf den Lebenswea gegeben hat« passend zu kleiden-— von den Manias und Schneiderinnen vol lenö zu schweigend Manche Figur tönnt’ sich mit Ehren sehen lassen, wenn ihre Besideria sich eben ihrer Mittel bewußt wär’ und teine Mode närrin in ihr steckte, die sich für Ge walt ebenso anziehen müßt’, wie Gre tel und Lifel und Katbi. Was aber für die Gretel hübsch ist« das verun ziert die Liset, und was der Lisel an-: stehen möcht', das vernichtet die HnthU Auch hier nun-— schauen’s nur! Lau ter Toiletten —- und iein einziges Ge wandt Nichts Freies, Wallendes, Künstlerischesl Alles nach der Scha blone frisirt, geschnürt, geschniegelk und gebügeltt Beim besten Willen lönnt’ man keins von diesen hübschen Kindern mit irgend ’ner Märchen oder Fabelaeftalt vergleichen, lönnt’ zum Beispile —« Er brach jöhlings ab — die blin zelnden Augen lveiteten sich« wurden ruht-; und groß. Es U- M-I..s.-- cis »Me- sss Ia »Ist-Haus« Er faßte Maxi beim Arm; dieser lachte. »Meister, MeisteySie sind der le bendige Widerspriech Eben noch sagen Sie, es sei unmöglich· eine von de.n ältliidehs mit einer Märchen-« oder Fa «Nun ja, gewiß! Aber wer ist fie?« wiederholte Cotta ungeduldig. »Welche denn? Jch weiß noch gar nicht... ach sa! Jetzt sehe ich! Die dicke Rosi Werber schob sich dazwischen. Die Seegriine meinen Sie mit dem Silbergeriesel!'« »Natürlich meine ich die! Jch kann das Gesicht noch nicht sehen, aber die Gestalt und der Anzug —« »Das ist Hanna Piatrowslh, meiner Schwester Elly beste Freundin. Jch glaube übrigens, wir werden gleich zu Tisch gehen. Verzeihen Sie schon, lie ber Meister, aber ich muß Sie jetzt endgültig einer Anzahl von Leuten darstellen! ·Jhre Melusine ist natür lich auch dabei!« Etwas widerwillig nickte Cotta, er rückte sich in den Schultern zurecht, wie jemand, der ein unbe liches Ge fühl abschiitteln möchte. Ge etlschasten waren nicht sein Fall, das spürte er eben jetzt wieder einmal sehr deutlich — namentlich nicht ganz große und ganz fremde Gesellschaften, wie dies eine war. Seine guten Freunde in Rom, o, die tannten ihn und erlaub ten ihm vieles-, die bereiteten Fremde ein wenig auf ihn bor, damit die Leute sich nicht zu sehr iiber den Mann wunderten, der itst von- sprudelnder Lebhaftigteit, eit- halbe Stunde spä ter, ohne besondere Ursache, schweig sam wie ein Kartbiiuser war — zudem festen sich die Feste, die Cotta in Rom lesuchte, vielfach auf Künstlern zu sammen — und wer »dem Bau« ist, sei ei auch nur als Gattin- Mutter cder Tochter, der nimmt es nicht fo genau mit der ganzen Skala gefelliger Formen. München freilich ift auch eine Kunst ftadt —- aber der heutige Kreis wies, außer den jjungen Leuten, die Maxi hier eingeführt hatte, lein tünitleri fcheö Gepräge auf. Das Haupttontingent der Gäste ftaute sich jetzt im Salon. Maxi mußte für fich und feinen Begleiter Bahn schaan —- er wurde mehrfach dabei aufgehalten, gefragt, angeredet... fo kam es, daß er nicht gewahr wurde, wie Cotta plötzlich wie angetvurzelt stehen blieb und mit vorgeneigtem Kopf nach einer bestimmten Richtung starrte, als könne er feinen Augen nicht trauen. Es war gar nichts Besonderes ge schehen. Nur hanna Piotrowsty hatte sich zufällig umgedrebi. Cotta sah fie immer noch starr und staunend an; er bewegte leicht den Kopf bin und ber, wie jemand, der eine Thatsache bezweifeln möchte und es doch nicht kann. Seine Stirn furchte sich, die Nasenfliigel vibrirten leise, der Mund war herbe geschlossen . . . fo fah ibn Demna, der Elly eben ins Ohr gerannt hatte: «Dreb« dich unauffällig herum, Schaserh auer über’n Saal tornmt der Max-i mit fei nem Michelangelo, dem Gotte-, auf uns losgesiieuertt' - Das junge Mädchen erfchrat, ati es in dies ausdruasvalle diifteve Män nerantlid blickte. Das alfo war Willfried Gotte-, der Schöpfer des »Ge HissenP So fa er aus-i Und der feste jovial und rmlsi und kindlich heiter fein tönnenf Selbst Elly mußte der strde in feinem Gesicht auf-« fahre, denn sie tniff harrt-a in den Inn nnd ’ : «sa,s hat der Max-i mitfaimnt keines III-M sit Im Kette anf — J gestellt. das er so wllthig und in grimmi ausschanti" Jnde en drehte sich Maxi nach sei nem abhanden getommenen Gefährten zurück. »Nun, Meisteri« " «Jawok;l, ich tomme! Osten Sie-« Maxi —« Cotta legte dem jungen Mann die Hand aus die Schulter und zwang ihn, noch einen Augenblick still zu stehen —- «wie nannten Sie gleich das Mädchen im hlaßgriinen Kleid-W «Jhre Melusine meinen Sie? hanna Piotrowsth!« Wieder bewegte der Bildhauer zweifelnd den Kopf hin und her. »Kann sie wirklich so heißen?« «Nu,« entgegnete Maxi nnd-lachte .ich werde doch am End’ meiner Schwester Elly beste Freundin heim Namen kennen, zumal ich sie stark veri ehre; sehr ein anziehendes Möbel ist ras, trohdem es nicht gerade sehr aus giehig in der Unterhaltung ist und schwer an sich herankommen läßt« Cotta schwieg hierzu gleich da raus hatte er sich mehr als ein duhendx mal zu verneigen, während ein unbe lannter Name nach dem anderen an seinem Ohr vorüberschwirrte. Unter all diesen Namen war auch Dann-i Piotrowsth. Er verheugte sich vor ihr genau so fremd und gemessen, wie vor. allen anderen, nur seine Augen sorsch : ten in ihrem Gesicht —--- scharfhlickende, iufassende Künstleraugem die ohne weiteres das in ihren Besitz nahmen. was ihrerAusmertsaInleit werth schier-« Herr v. Meding trat zur Vorstel lung heran; er gerieth sosort mit Cotta in ein animirtes Gespräch und mühte sich, auch seine Nichte Ellh in dassele hineinzuziehen Es wollte nicht recht gelingen; Ellh hatte ihren Oberleut nant neben sich, einen sehr hübschen, augenscheinlich blindlings verliebten sp jungen Menfchen — die reizendeieleine sah mit einem ganz vertraulichen Blick zu Cotta empor, einem Blick, der deut lich genug sagte: »Nicht wahr, du willst nichts von mirs Du weißt recht gut, daß wir zwei, ich und du, ein ander nichts zu sagen haben, und du überläßt mich demjenigen, der mir alles ist und dem ich alles hint« Sie hatte dem Oberleutnant ihre Blumen und ihren Fächer zu halten gegeben — iekt wünschte sie, ihr Eigenthum wie der zu haben ———er wünschte, es noch zu behalten — sie griff danach —- die Hände begegneten fich — die Augen trafen ineinander . . . Onkel Medin runelte unmuthig die Stirn. Wenn eine Nichte einen gro ßen, berühmten Künstler fo ohne wei teres lints liegen ließ-seinen Mann, um den« sich die schönsten, reichften Damen drängten —- um dafür einem kleinen, absturen Leutnant deutliche Avancen zu machen, fo war das zum mindesten thöricht von ihr und wahr lich tein Wunder, wenn der Professor das bel nahm. Davon war allerdings nichts zu merken, aber Eindruck schien Elly dem Künstler gemacht zu haben denn immer wieder gingen feine Au gen zu ihr und Hanna Piotrowsty, die zufammenftanden, hinüber. Die Flügelthiiren zum Speifeiaal öffneten sich, man ging zu Tisch. Cotta hatte man zum Kavalier einer hüb schen, gut tonfervirten Ministerial riitbin ausertoren, die sich sehr für die Kunst, noch niehr für interessante Künstler begeistern sollte. Die Dame war viel gereift, gewandt in dei- Un terhaltung -—- wollte Cotta es sich be quem machen, so ließ er einfach sie reden, und dieSache war gut. Er machte es fich bequem. Nach den eeften zehn Minuten hatte er heruas, wes Geistes Kind seine elegante Nach barin war, und als er sie mit ein paar Schlagwiirtern in Stimmung ge bracht hatte und der gute französische Sekt dazu kam, da machte die Dame, die fich selbst unendlich gern sprechen hörte, fo brillant Konverfatiom dafz Cotta, der sich gut enug auf feinen Vortheil verstan . Fast nur den Zu hörer zu spielen brauchte. Selbstver ständlich erzählte die Ministerial riithin später jedermann, der berühmte Bildhauer Professor Cotta habe sie vortreff ’ch unterhalten, er sei ein viel seitig ge ·ldeter, ungemein geistreicher Mann. Maxi Rode hatte es nach einigen Debatten mit feiner Frau Martia durchgefesh Hanna Pia rowsty zur Tifchnachbarin zu bekommen- Sie war ganz wohl Eh· zufrieden, fie III - Z L « seist-.- MossZ tust l-! -- - Ists-»s- «o- s du Ists-III » ...-..,.. ..,. , und durfte sich nicht mit der Konser vation quälen. Gleich beim Nieder setzen vertraute ihr Maxi mit wichti ger Miene an: »Sie —- Fräul’n bannen unser Cotta hat nach Jhnen gefragt — zweimal sogar — und hat Sie »Me lvsine" genannt, von wegen Ihrem ariinsilbernen Gewand, das einzig und allein Gnade bei ihm gesunden hat unter all den schönen Toiletten hier herum. Daran können Sie sich was einbilden!« Wenn hanna dies that, so tat-n nichts davon zum Vorschein. Sie lächelte « ic.lieblich, wie nur sie es konnte, dann bat sie ihren- Nachbar, ihr doch einigesf von Rom Und ro fessor Cotta s- erziihlen, und axi. der in dies "cheln «wild vernarrt« nar, wie er das nannte, erzählte nicht ,einigec«, sondern sehr viel. da diese keißden Themata ihn so bald nicht los te en. Nach dem Essen tatn der Tanz, nnd fiir hanna, die eine sehr begehrte Tän zerin war, wurde es richtig eine Ge sellschaft wie hundert andere, und ihr freudiges, schönes Vorsicht ließ sie ganz nnd gar im Stich. Seite hatte eine Meine Beile dem Wllllg —-l. L M l . Tanz, dem er selbst als junger Mann nicht leidenschaftlich gehuldigt hatte, zu schaut, dann war er gegangen. t Hanna Piotrolosly hatte er lein einziges Wort gesprochen. 8. Ein llarer und sonniger Wintertag war auf sehr viel Regen und Kälte ge folgt. Die Münchener athmeten aus, die vielen Fremden thaten ein Gleiches; um diese Zeit begann bereits der Durchzug nach Italien. Var einein stattlichen Hause in der Schwanthalerstraße hielt ein Mieth wagen. Die Dame, die demselben ent stieg. war dunlel und elegant gekleidet, namentlich das Pelzwerl, das sie an sich trug,·tvar von großer Kostbarkeit Sie hieß den Kutscher, zu warten und ging ins haus. Sehr langsam erstieg sie die breite Treppe, und doch bewegte sich während dieses bedächtigen Aufs-— stiegs die freie linle Hand unaufhör lich, ballte sich zusammen. spreizte die Finger, wie wenn ihre Eigenthiitnerin » besonders unruhig uno ungeduldig ’ wäre. Die Dame lüstete jetzt den dichten Schleier, der ihr Gesicht fast vollstän dig verborgen hatte, und starrte wie im Bann aus eine schmale, löngliche Visitenlarte an der Thiit rechts. Will-: sried ckotta war daraus zu lesen, wei ter nichts. « Seltsam heiße Augen waren ess, die aus dem Namen hasteten. Lebens durstige dunkle Augen. Sie mußten doch schon viel gesehen, viel durchlitten haben, denn fse standen in einem reisen Frauengesicht. Edle, regelmäßig ge schnittene Züge, üppigese braunrothes haar —- aber ein ichlaffer. müder Ausdruck spielte um die vollen Lippen. kleine Fältchen zuckten um Schläfen und Augentoinkel -——— die Jugend, die schöne, lachende Jugend dieser Frau war unwiederbringlich dahin. Mit einem tiefen Athemzug warf die Dame den schwarzen Schleier vol lends zurück und lauschte. Drinnen zvar alles still. Das konnte mancherlei bedeuten. Der Künstler tonnte Mo dell haben und intensiv arbeiten -—er konnte einen Entwurf machen —— er konnte måiszig sein —- endlich, er konnt. einen Aus ang unternommen ha . Um diese Frühe Stunde war letzteres sehr unwahrscheinlich... und Modell . . . in diesen wenigen Tagen, die er in München zugebracht, würde erschwer lich ein passendes gesunden haben. Cotta war in den römischen Künstler kreisen als sehr ioiihlerisch bekannt — die landläufigen Modelle vom spani schen Platz fanden sast nie Gnade vor seinen Augen —- gewiihnlich ging er selbst aus die Suche. Das dauerte oft wochenlana, und hatte er endlich ein passendes »Exemplar« gesunden, so hütete er es eifersüchtig und zahlte lieber den doppelten, dreifachen Preis. ehe er es litt, daß es von anderm ausgebeutet und »professionsmiißig ichablonirt und verslacht« wurde,tvie er das nannte. Leise klopfte fest die Fremde an die Thür... in zwei Absätzen, aus eine bestimmte Manier, die der Künstler kennen mußte. Ohne eine Aufforde rung zum Nähertreten abzuwarten driirkte sie den Thürgriff nieder und trat ein. ; Cotta war allein. Er stand neben einem großen, viereckigen, mit Papier rollen aller Art bedeuten Tisch neben dem riesigen Fenster, hatte ein Etwas in der leicht erhabenen rechten Hand und drehte et prüfend im vollen Son: nen- und Tageslicht hin und her. Er trug über dem modernen dunklen hauöanzug einen weißen Leinenkittel. der Kon war unbederkt. Die Störung schien ihm sehr unge legen zu kommen —- unter usammen gezogenen Brauen hervor fah er nach der Thür, mit einer Miene, die nichts weniger als einladend genannt werden konnte. »So böse, lieber Freund? Gan-z böses« fragte die Dame mit angeneh mer Altsttmme. indem sie ihrn mit ausgestreuter hand und einem addit tenden Lächeln niihertrat. «Cillh! Wahrhaftig!« Langsam lagte er das, als hätte er Mühe, fich n die Wirklichkeit zurückgufinden »Ja, wie kommen denn Sie... ich habt ia keine Ahnung gehabt —« »Ich klop te doch eben darum aus meine beson e Manier!« »Das hab’ ich ganz überhört —» vielmehr nicht beachtet wich bin — " eine Hand kann im Ihnen nicht geben — Sie sehen, ich habe da was gekne tånßentfchuldigen Sie — ich möchte o — Er sprach überhastei, drehte ihr hall den Rücken zu. bemüht, die Sache, die er in der hand hielt, unbemertt weg zuftellem Jn offenbarer Unruhe fah fte ihm nach den Augen. — »Sie dürfen gar keine befonder Freude oder Ueberraschung marliren"« vewerlte sie ein tvenig bitter. »Die Freude, mich wiederzufehen, blüht Jlss nen oft genug, und unsere Trennung . . . lassen Sie einmal feden... wie lanae ift’s den-n her, feit wir einander in Rom adieu sagten Kaum vierzehn Tage! Sie haben es erwartet, dafz ich J n früher oder pater nack Münchkit olgen würde —- oder haben Sie das »a rivederei« von mir bei unserem leiten Beifannnensein in der Bia Marautta wirklich nicht verstehen wolleni' Er ließ diese Frage irr-beachtet und schob ihr mit der freien hand einen Stuhl hin. »Ur-wen einmal few-, Eillyl Sehen Sie sich, bitte, aber lieber nicht bei mir um! So ein-Mich das noch keinsift W . . . der reine Mord, nicht wa r? Nackte Wände, Geriiste, Modellir i zer, Lehmttumpen.» etn reisende Jnterieurt Und ebenso leer. wie hier runduni, iteht’s auch zur Zeit in mei nem Schädel aus-« von Arbeiten natürlich noch teine Rede...« »Halte la! Keine Aus-flüchte, aniicok Zeigen Sie einmal her, was Sieda in der Hand halten nnd vergebens vor mir zu verstecken streben Das gibt es nicht bei mir das sollten Sie doch tsissent Jch habe ja diesc langen Jahre hindurch immer alles zuerst sehen dür fen, was Sie arbeiteten — ,,Dies ift doch teine Arbeit, ich bitte Sie. Dies ist --« »Sie brauchen wir gar teine Er tliirungen zu tiefern Zeigen Sie es trinker dann werde ich ja sehen, was esi " Sagen Sie doch, Cilly —- haben Sie denn hier gute Freunde in Mün chen?« »Ich habe vor allen Dingen Sie aber sonst, o ja, Betannte genug — Leute, die von War-schau hierher ver zogen sind» . nun lassen wir das! Ehr-lich gesagt, Cotta: freut Sie’5, tcß ich getommen hin?« »Jmtner!« betonte er tovfniktend. ..Meine beste Freundin ist mir allemal willkommen!« »Auch kxute«.da Sie entschieden präokkupirt sind?« »Noch schöner! Jch soll —-" s »Guter Will ——- führen Sie mit mir doch keine Komödie aus, bitte —-- nein? Es hat so gar keinen Sinn! Ich kenne Sie so gut. Ivie mich selbst —- nein, bessert Zunächst also: her mit dieser sogenannten neuesten Arbeit!« Mit einem tief hervorgeholten Sens zkr und einem tragischen KopfschiiL teln reichte er das aewiinschte dar. »Da kann eher die Welt untergehen« eh’ so ein Weibertops von seinem Eigenfinn tiisztt Jn Gottes Namen also »- ecroko! Und nun draus los mit Jhrem Wolkenbruch von Fragen: wer? wo? wie? wann? warum?« Er seßte sich auf eine Kante des Tisches und ließ beide Arme wie kam psesmitde herunterhiingen Entsetzung solgt.) — Dee forttee persstakom Leben und Antlih dieser Stadt blei ben sich ewi gleich. Der Fiaker, der mich vom ahnhos abholte, suhr wie jener, der mich vor sieben Jahren dort absetzte, langsam, wenn die Straße stei, und schnell, wenn sie gefällt war. Der Pariser Droschtenkut cher treiß die Ausregung eines Zu sammenstoßeö zu schätzen. Jeder Wa genknäuel zieht ihn an. Um jeden Preis muß er hinein. Herunter aus mich blickten wie einst Reihen von Zu schauern aus Omnibuodächern, und vorbei an mir schtvankten Marktwa gen, beladen mit gelben Rüben und rothen Radieschen und gelenkt von Frauen. neben denen vom Kutschersitz ein kleiner Kettenhund bellt. Um die Wette mit ihm heult noch immer der Kamelott, wie immer bereit, auf den Wink eines Führers in Maife ans den Faubourgs nach den Boulevards zu matschiren, um mit allem Bestehenden Fangball zu spielen. Mit schwarzem( Rock und weißem Häubchen tänzelten wie einst Dienstmädchen durch die Straßen ——- am Arm den Korb« in der Linken den langen, dünnen Brotlaib. Entlang die Boulevards ward von Promenirenden die gleiche schädige Eleganz wie einst getragen. Wie im mer wandelt dieseo Statistentum des Pariser Lebenstheaters in von Ge wohnheit und Tradition bemessenem Kreise. Jmmer wieder tritt es am Case de la Paix aus der linken Ku lisse, zieht vor denen aus den Sperr schen die Bühne entlang und hinter ihr den gleichen Weg zurück. Auch im hotel sint unten noch im mer die Dame in Schwar , und oben im Zimmer begrüßt den intretenden noch immer das runde sreundliche Ge sicht der Uhr aus dem Kamim jene Uhr aus dem Kamm, die in keinem Gast zimmer Frankreichs sehlt und mir als Sinnbild und Wahrzeichen von Pa ris gilt. hier iin altersgrauen Hause der Rue St. Honore ist —- die einzige Neuerung —- ein Badeztmmer einge richtet worden. Aber die Uhr aus dem Kamin ließ man in ihm stehen. Sie rickte schon vor sieben Jahren nicht J erst s is « luccslu Alls- llisc lallt-III sclslsclch Uc sicht lacht weiter wie das von Paris nnd —- imrner wie einst! Und immer noch versteht dieses Pas rid, aus nichts ein Ereianiß oder ein Schaustück zu machen. »Den eben vollendeten Eingang zur Untergrund vahn am Opernplatz müssen Sie se hen!« Jeder Mund und jede Zeitung rieth rnir so. Arn Opernplatz drängten sich Hun derte um —- ich wußte noch nicht was-. Mithsam bahnte ich mir einen Weg durch die Menge. Genugthuung und Bestidigung aus den Gesichtern, be trachtete sie eine ins-—Erdinnere süh kende Steintreppe. umschlossen von ei nein halblreissörmigen Mann-Irge liinder. Ein Loch in der Erde. Nichts weiter! Dringender noch wurde, namentlich von der Presse, zu einem Besuch des herbstsalons gerathen. Die Jungen, die Modernen, die Dekadenten, die Degeneeirten, die Radilalesn oder auch die Ansatchisten dee Kunst —- so nennt Paris die Maler, deren Bilder heute ins Stand-Palä- des Champi Ely seez hängen. Wie dieser Solon Essetmrne zustande lam, isi bekannt Illzee seinosesnchrr gewinnt den Ein M druck, daß die ausstellenden Minsiler erft in elfter Stunde den Wirbel der Rellametrommel vernahmen. Anschei nend in diefer erft griffen sie zu Pin fel und Palette. Die Zeit muß ge drängt haben. Mehr als ein Bild sieht aug, als wäre es in höchstens ei ner halben Stunde entstanden. Gans fertig ist wohl kaum eins geworden. So wenigstens dürfte mit wir jeder andere nüchtern blickende Durch schnittsmensch denken. Es ma ihm und mir an Sachverständniß fehlen. Aber wir beide sind nun einmal das Vublituny der große Kunstrikhter höchster und letzter Instanz, dessen unt-sit aus fiekvtichen Menschen un fterbliche macht llaum eine Leinwand fesselt beim erften flüchtigen Rundgang den Blick des Befuchers genugsam, um feinen Schritt langsamer werden zu lassen. Trotzdem irrt, wer deshalb glaubt, diese Ausstellung in kurzer Zeit be sichtigen zu können. Jedes zweite Bild gibt ein Räthsel auf. Jedes dritte ifi ein Nebus. Nicht immer findet man die Lösung« - . Aber nicht ldas Räthselrathen allein » us zutraut-end m vielem Vollm- Mc Hausherren wissen anscheinend die Anwesenheit von Besuchern zu schätzen. Darum halten sie solche mit ndch an deren Mitteln fest. Eine dünne Dame sah ich zwischen vierGoldleisten durch’s Gras wandeln. In der Linien hielt sie ihr ausgelöstes Blondhaar, in der Rechten eine Gänseblume. Um Gottes Willen, wo will die hin? sragte ich meinen Katalog. Nun trägt jedes Bild eine Nummer. An diesem war 1687 zu lesen. Natürlich glaubte ich, dieselbe Nummer des Katalogs wiirde mein Interesse an der Dame befriedi gen können. Es war ein Jrrthum. So altmodische Pfade wandelt diese moderne Kunst nicht mehr. Unter 1687 sagte der Katalog: Seestiick. Also gilt es von neuem das-Buch auf der Suche nach dem Namen des Ma lerö zu durchblättern. Indessen auch dafür, dasz dieses nicht zu schnell e schehen kann, sorgt die junge Pari er Schule. Wunderlich wie ihre Bilder sind nämlich auch die Schnörlei in der Ecke jeder Leinwand. Gewöhnlich ver liert ja nichts-, wer den Namen nicht entziffern kann. Aber in einem Falle bedauerte ich es, nämlich, als ich vor einem Bilde stand, das wirklich zu mir sprach. Zwischen all diesem Farben chaos, zwischen diesen franenhast ver zerrten Joiotengesichtern und verrenk ten Atrobatenfiguren hing auch ein Kunstwerk an der Wand. Es zei i die alte griine und bizarre Landschast Japans, aus der hinten Iudschiuama, ler Bergeiese unter ewig schneeweißem Haarschopf aufragt. Vorn steht, klein und unterseszt, gedrungen und breit schulterig ein japanischer Jnfanterist in blauer Uniform. Seine band hält die Fahne mit rothem Sonnenball, nnd sein Gesicht trägt einen Ausdruck, der sich eben nicht mit der Feder be schreiben läßt. Die opferwillige Hin aabe, der blinde Gehorsam und die duldsame Ergebenheit von Jahrtau «enden sprechen aus seinen gelben Zü gen. Den Geist eines Bolteö und ei nes Heere-Z zeigen uns dieses Malers cinselstriche Nicht mit leuchtenden Tlugen blickt der Soldat aufwärts zur Fahne empor. Abwärtg zur Erde ist der niederaeschlagene Blick gewandt Gleichmiithig schaut er larcin, obwohl droben in den Wollen der Kriegs ott, der Furchtbare, der Jenschi- an, schwebt, rereit, ihn mit blanlern Schwert zu erschlagen. Negungsloö steht er in tiefem Schweigen, das auch aus den alten IlurenliegL Kein Lüft chen regt sich. Schlaff hängt die Fah ne in Falten am Stock berab. —- Nie werden diese balbgesckilossenrn Solda tenaugen in stummer vorwurfsvoller Frage lich zu dem General ausschlagen, dessen Degen denWeg zu sicherem Tode weist. Auch diesem werden sie unter gleichmiitbig halbgeschlossenen Lidern entgegenblictcn. Nie wird ein jubeln der Siegesschrei von diesen festgeschlos srnen Lippen ertönen. Aber wir sehen, wie hinter ihnen Grimm und Muth die Zähne auseinander beißen, in ei nem festen Willen, zu siegen oder zu sterben. Noch haben wir alle vergeblich ver sucht, mit der Feder den uns nahezu unverständlichen japanischen Voltschas kalter zu schildern. Wer lange genug vor diesem Bilde steht, lernt ihn ver stehen! Den Namen des Malers konnte ich auf Grund der erwähnten llekelitönde leider nur ungefähr selt ltcllen. Er dürfte sich etwa Felix Le aarney nennen. fspksa Crawlordt Ich hörte Sie zu Ihrer Frau sprechen. Hatten Sie einen Streits Grablhawt O nein; wenn wir einen Streit haben, besorgt meine Frau alles Reden allein-. se i e Ein Denker and Grübler einsamen Schlags Mag Menschenlenntniß lxesikem Doch selten wird er im Kampfe des Tags Verftehm sie nagst-nützen is- e i Ja, ei tode einem innerer schwerer emachi. den Lebensunterhalt zu be streiten. —- st50,000 hat Fel. Altar iir ein Halsband bezahlen niiiiieeh i i i gar-an und Ausland in's Staren-n lm : Das Ball, das auf Wär Ist- ! , Beinen wär-: M W M- ai ,