Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 18, 1904, Zweiter Theil, Image 4

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    Rosme de- Schutde
fangenen.
ersehn-ne v; Jen- ein«
1.
Bot dem düsteren Thore in der bo
Unifossungsinauer des Schulwe
nsnisses Lin-as Bench in London er
den an einem trüben Apriltage des
tes 1685 ein junger Herr nnd be
schrie Einlaß, woran er zunächst zu
- dem Direktor geführt wurde, der ihn
- glifch fragte: »Wer sind Sie, bester
. r «
«Edmund Howell ist mein Name,«
erwidern der junge Mann. »Jch bin
rvvisor in einer Apotheke in der
lborit straße "«
Und Sie wünschen?«
IEinen der Schulbgefanqenen zu
spiwenf
Zu wem wünschen Sie geführt zu
werden?«
»Ja dem deutschen Dokto- Johann
ou iin Becher, der seit reichlich einein
Ihre sich hier befinden foll.«
»Ganz recht. Dieser beutfckie Aben
teurer und tolle Projettenmachet bat
es verstanden, einige verjrcnicnsielige
Leute zu täuschen und große Schul
densgu machen."
» un, er ist jedenfalls ein ausge
Ieiebneier Cheniiier. den ich in einer
wissenschaftlichen Angelegenheit Zu be
fragen wünsches«
»Zum Glück tonnnen Sie nicht zu
Tät; noch befindet er sich unter den
denken. «
»Wie?« rief Howell bestürzt, »ist er
so trank ?'«
»Seit etlichen Tagen schwebt er
zwischen Leben und Tod«
t er denn qute Pflege hier?«
« o gut es sich thun läßt. Er ist
selbst Arzt und braucht keinen Kol
aus der Stadt wie er sagt. Ein
Iftvisser Erasmus zzarvig ist immer
ihm und vslect ihn.«
»Auch ein Schuldgefangener?«
.:Jawohl. Auch ein Charlatan, ein
Alchimist der bei dem vergeblichen Be
glühen, Gold zu machen, nicht nur sein
- eigenes Geld sondern auch das ande
oet Leute durch den Schornstein hat
ehren lass-In. Wenn Sie ssch viel
keicht auch mit solchen alchir.sisiisch:-n
Phantastereien beschäftigen sollten.
dann mögen der deutsche Doktor und
- dessen Freund Ihnen zur heilsamen
rnung di-«enen.
· bin Chemiler, aber sein Al
chimrst,« versetzte der jun-ge Mann.
»Nicht über liinstlickJ s Gold will ich
Crit dem Doktor reden. sondern über
eine andere und vielleicht recht nützliche
Substaan
»Umso bessert« rief der Beamte und
Magelte
Ein Aufseher tarn herein und er
hielt den Austrag, den jungen Mann
M Doktor Becher zu führ-n.
Das große Schuldgesängniß glich
einer kleinen Stadt. Denn es be
nd aus einer Menge von Gebäuden-,
welchen die Gefangenen in mehr
oder weniger guten Zimmern wohnten
m jeder nach seiner Weise leben
s M. wie er wollte. Es gab da viele
schnldgefangene Handwerker, d·.e ganz
whig ihre Geschäfte weiterdetrieben.
Solchen Gefangenen, die über Geld
Mittel verfii ten oder sich Unterstützun
M oon an . her verschaffen konnten,
erstes-g es übereyauvt Ziemlich ertragl2 ch.
Zu diesen begl iickteren Jnsoisen von
Mag- Bench gehörte der deutsche Dot
tot nicht. Davon sit-erzeugte Edmund
Weil sich sogleich, als er bei ihm ein
trat. Ein wackliger Tisch, ein alter
Stadt, ein schlechtes Bett bildeten den
uvttheil des Mobiliar5. Auf dein
te lag der K ante. ein Fünfzigser
mit vieichem adaezebrtern Antlit, teu
chend und erschöpft zurn Sterben, ab
ge It an Seele und Leib von dem
losen Kampfe um das tägliche
Bot und von der Gier nach Gold und
Zehe-u
O-k:.- h-- 42 -rt·- —:1 k-— ...-:«
SOLO-III IUUI IV UOIU IFIIO ULAU MEDIU
berühmten Dottor gekommen, besten
wissenschaftliche Forschungen in der
gelehrten Welt aroszes Aussehen erregt
und dessen phantastische Projekte noch
viel mehr Lärm gemacht hatten. Uni
tersttfitsprosefsor und Leibarzt meh
neter deutschen Fürsten wor er gewe
Em Jn Südancerita am Orinotos
risse hatte er eine große deutsche Ko
lonie « ründen wollen und was derglei
liine noch mehr waren. Weder
tk Deutschland, noch in Holland, noch
ks England war es ihm damit gealiickt.
II bitteres Elend war er schließlich
get-then
Eraitnus Jarvis, der Alchimist, ein
theeer Mann, lser sich mit möglichst
, bietet Würde in einen langen intuitiv
i M, kastanähnliwen Schlafrock geblillt
- W war bei ihm. «Sie wiinschen
xkso Doktor Becher zu sprechen?«
keaste er lauernd.
» a, Str,« versetzte der jungeMann
tlich ist sein Besinden derart,
- daß ich ihm mit meinem Begehren nicht
, gar zu lästig fallen tverde.«
, zEr ist zwar sehr schwach und hin
INS« aber doch bei Besinnung und
Essig-ex versteht noch recht wohl, was man
f E .Q«tdse näherten sich dem Bette. Dot
M Becher richtete ein-en sragenNnPlick
iss den fremden Besuchen Dreier
T M sich, saqte, Faß et« Apotheler
-·- Chemiter sei. und lprzch zunächst
, Männern aus, daß er den bie
Mkes Gelehrten in solchem trauri
Märkten sindr. 0Wenn Sie nurff
- : Stand werde-, herr Doktor,
f Y· vielleicht Esset-; stock- ztt gro
" M nnd Reichsthurn gelange-II
, G «
Æksliljinteser Arg-steck
mäsitth Missis
DIWSLMW
den schon so diese Träume von Clttrl
und Reichthutn kläglich zerstoben
«:Dadurch, dah Sie mir Instit-Ist
geben, und ich Jst-en dann m ne Idee
anvertraue,« erklärte der rooisor.
»Sie haben im Verlause der lesten
zwanzig Jahre drei haltvolle Werte
iiber Chemie und Mk in lateinischer
Sprache veröffentlicht.«
»Vier,« murmelte der Kranke.
»Mir drei davon sind mir bekannt.
Jn einem dieser Werte habe ich neulich
eine Notiz gefunden, die mein höchstes
Interesse erregt.«
»Welche denn?«
»Sie berichten da über Jhre For
schungen in Bezug auf die chemischen
Eigenschaften der Steintohlen."
»Jn,«« keuchte der Kranke »in weiß
jetzt. welche Stelle Sie meinen.«
»Und Sie behaupten, freilich ohne
aus oie Beschreibung des Verfahrens
sich genauer einzulassen, es iei mög
lich, aus Steintohlen ein dickfliissiges
Oel oder richtiger einen Tdeer zu de
stilliren, der irn höchsten Grade übel
riechend sei und also vermuthlich prak
tisch von keinem Nutzen, olnleich er
möglicherweise billiaer herqesiellt wer
den tönne als Holztheer, iesonders
als der angenehm und träftia bus
tende tussischr und schwediicke Bitten
tlieer. Sie erwähnen auch, die Berei
tuna des Kohlentheers müsse wegen
des dabei sich entwickelnden aiftiaen
Dunstes mit äußerster Vorlicht ar
scheitern weil sonst Lelxsnsaesahr dabei
sei. Dierch diesen Kohkkntbeer können
jetzt vielleicht Sie und ich zu ansehn
lichekn Reichthuni gelangen; deshalb
bitte ich Sie um genaue Auskunft iiber
das von Jhnen angewandte Verfah
ren.·'
»Sie haben eine Jdee zur prakti
sch-n Vetwertbnng meiner Ent
deckung?« fragte der Kranic.
»Ja, « versetzte der iunge Mann
»Meine Jdee mochte ich aber nur
Lehnen allein mittbeilen.«
»Ich verstehe!« ries der bisher aus
inerttatn horchenoe sprasn rss zart-is
Durch eine lleine Tbiir neben dem
Bette ging er in sein eigenes Zimmer,
das nur durch eine diinne Bretter
wand von Doktor Beifer Stube ac
trennt war. Er schloß die Jbiir hin
ter sich. Man sah ihn nun nicht mehr,
sah also auch nicht, wie er sein Ohr
an eine Ritze in der Bretterwand legte
und angestrengt lauschte. Wirklich
konnte er ziemlich gut verstehen, was
im anderen Zimmer gesprochen wurde.
obgleich Edrnund, iiber den Kranken
Ftch neigte, seine Stimme dämps!e.
»Bitte, hören Sie mich nun aus
rnerlsain an, Herr Doltor!« satte der
Provisor. Um das holztoerl der
Seeschisse zu tonseroiren. besonders
soweit es nach außen sich unter der
Wasserlinie befindet. hat man von je
her einen dicken Anstrich von Holztheer
gebraucht, der aber in den trorsischen
Gewäisern die äusserst gefräßigen und
also höchst schädlichen indischen Bohr
wiirnier keineswegs von dein Einbein
gen in das feste englische Eicknnholz,
das ja meist bei uns zum Schi issbav
verwandt wird, abhalt, ja sogar sie
vielmehr anzulocken scheint so daß so
manches schöne und thenre Schiss da
durch viel früher untauglich wird, als
sonst der Fall sein würde In Holland
ist man in den seesahrttreibenden Krei
sen dariiber besorgt getrordsn nnd
sinnt aus Abhilfe: in England thut
man das jetzt auch. Die Direktoren
der Ostindifchen Eomvagnie haben
tiirzlich eine Belohnung von dreinm
send Pfund Sterling ausgeseßt fiir
den Erfinder eines Schissanstrichtheers
neuer Art, welcher die Eigenschaft ha
ben soll, die indischen Bohrwiirrner
nicht anzuloelen. sondern iise vielmehr
kzu vertreiben. ch bin nun ans den
Gedanken gerat .n daß wahrschein
lich der von Jhnen entdeckte Steintob
lentheer, eben weil er so iibelriechend
und wuthrnnßlich giftig ist, sich ganz
vorzüglich dazu eignen mochte. Wir
kein-hu also nasse-nächstser dei- fee-III
Belohnung und auch sonst noch viel
Geld verdienen durch die Fabrikation
von Steintohlentheer.«
Ueber das bleiche Antlitz des Dot
tors slog ein let-er Schimmer freudi
ger Erregitng. Ja, der junge Pisa-ema
zeut hatte zweifellos recht. Der ster
bende Chemiker sagte: »So bade ich
doch nicht ganz vergebens gelebt und
gesorschtl Etwas, das icb beraus
brachie, wird mir zu dauerndem Rub
rne qereichenl O, jetzt nur leben —- le
ben —- 1eben —«
Ach, es war der Feste Sonnenblick
gewesen in seinem irdischen Dasein.
ie Aufregung war zu groß- tsr rö
chelte noch einige unverständliche Wor
te, atniete schweres-, immer schwächer,
zulest gar nicht mehr. Bestiirzt neigte
Edmnnd sicb übt ihn. Keine Spuren
des Lebens me r. Die letzte Freude,
die ihm aus n vergönnt gewesen,
hatte sein Ende beschleunigt
Eeasmus Jorois snm ans den Ruf
Howelkö herein und drückte dein Ver
storbenen die Augen zu.
»haben Sie Jbren steck noch er
reicht, Sir?« fragte er dann.
»Mit-er nicht,« antwortete der junge
Mann.
»Es handelte sich um Steintohlen
tbeeri«
»sc, Sir.«
»Ich weiß seit lange daß mein ge
lehrter Freund, der eben in’s bessere
Jenseits hinübergesshlummeri ist, ei
nen solchen Tbeer entdeckt bat. Leider
ist es das stinkendfte, oräßkichste Tbeeri
Zi, das sich deuten Läßt; es ist zu gar
nichts nähe.«
ihr-» ch glaubte. das Gegentheil sei
r zol- .
tEis-tun W Hirsch griindiich ge
st Dotka See-r m Ves
» -4
k« M A Senkt-sung
W
»Mir-, Sir. Mr var und M auch
an dem Mept ar nicht« seleeen.«
Jst ahnt nt I,« dachte Edmund
im Stillen sehr zufrieden »Gott set
Dant, er weiß nichts von meine-m Ge
danken zur praktischen Verwendung
des Steinkohlentheers. Das Geheim
niß des Todten werde ich zu ergrün
den im Stande sein« und dann wird
der großeBortheil mir allein gehören-«
Nach einiaen höflichen Worten ver
abschiedete er sich und achtete dabei
nicht auf das spottische Lätdeln des
Alchimiften.
Cdmund Howell verließ das düstere
Schuld-getäusan Rings Befiel-. Da es
fein dienstfreier Nachmittag war,
brauchte cr nicht nach der Apotheke in
der HolborwStraße zu ach-m vielmehr
legaber sich zu feiner Braut. um Ihr
das unbefriedigende Ergebniß seines
Besuches beim Doktor Becher und def
ten Tod mitzutheilen Das junge Lie
bespaar war atm. Howell wünschte
durch die von ihm auggefonnene Koh
lentheerspetulation rasch zu Geld zu
tommen, um dann eine Apotheke zu
taufen oder einzurichten und demnächst
heirathen zu können. Dies schöne und
erfehnenswerthe Ziel schien aber leider
unter den nun eingetretenen Umstän
den noch in recht weite Ferne gerückt
zu fein·
s)
—
Erasmus Jarvig glaubte mit Zu
versieht sich jetzt aus der bösenstlenune,
4
in die er gerathen mar, befreien zu
können. Wegen einer Schuld von
neunhundert Pfund Sterling sasz er
in Rings Beach.. Er hatte einen wohl
habenden Freund, den Londoner
Steinlohlenhstindler Tolsiag Adern der
sich auch, wie so viele Leute zu jener
Zeit, tin- Liebhaber-ei und Goldgier
nelegentlich mit Alchimie beschäftigte
Du er durch Jarvi5’ vergebliche Expe
rimente bereits- viel Geld zugesetzt
hatte, war er nicht geneigt gewesen«
für diesen noch ein weiteres Geldopser
zu bringen« um ihn vor der Schuld-—
hast zu bewahren. Nun aber schrieb
der pfiffige Erasmus ihm einen lan
gen, ausführlichen Brief und wußte
ihm die von Edmund Howell ausges
sonnene Kohlensheerfpetulation in so
günstigem Lichte dar-zustellen, daß
Adern, nachdem fein Interesse mächtig
erregt worden. ihn alsbald im Schuld
gesiingnifz besuchte, dort gründlich mit
ihm die Angelegenheit besprach und sich
daraus einließ, sein Kompaguon zu
werdn. Zunächst bezahlte er für ihn
die Schuldsurnnie, woraus survi
Kings Bruch verließ und zu einem
Freunde in’s Haus zog, um dort in
einem stillen hinter-gebände, in dem
bereits ein alchimiftisches Laborato
rium eingerichtet war, in größerem
Umsange Probeversuche zu machen, aus
Steintohle Theer herauszudeftilltren
in eigens dasiir angefertigten großen
thönernen Retorten.
Mehrere Wochen laboriten sieeisrig
daraus los, und die in der Nachbar
schaft wohnenden Leute betlagten sich
häufig über den vom hintergebäude
ber sich verbreitenden entsetzlichen und
widerlichen Dunst. Es war das bei
den Deitillations-Experimenten ent
weichende Leuchtgas, welches Jarvis
und Averh schwere Sorgen bereitete,
weil sie auf keine Weise diesen feltsa
men und gefährlichen Dunst zu ver
hindern oder in ihre Gewalt zu ban
nen verstanden.
Eines Abends kam Erasmus trium
phirend mit einem Blechnapf in der
nd in das Borderhaus und trat zu
einem Kompagnon in’i immer.
«Endlich ist es glückt.« rief er.
»Aber ich habe frei ich heute auch den
Ofen besonders start geheizt. Schau
ber, Tobia3!«
Averh beschaute und prüfte mit der
Spitre eines Zins-ers die öliao und
iikselriechende schwarze Flüssigkeit in
den Napf. »Das alfo ifi Sieinrohlem
iheer!« sagte er. · »Aber abscheulich
riecht es.«
«Was ist daran gelegen, wenns nur
recht viel Geld eindringi!'«
»Glaube Du. daß die Massenfabri
iuiion möglich isi?«
»Ganz gewiß. sobald die dafür ers
sZordderliiipen Einrichtungen getroffen
in .«
«Und kann voraussichilich der Prei
dafiir billiger gestellt werden als fiir
rusfischen und schwedifchen Holztheer?«
«Jedenfalls um mehr als die hälfie
Allin
« nn werden wir bald Millionäre
sein, Grimm-L besonders wenn der
Kohlentheer sich wirklich zum Schutz
ansirich für Schiffe eignen sollte."
»Ich zweier daran nicht«
« --—- Doktor Becher ifi auf dem
Armenfriedhof eingescharri worden?«
» wohl.«
. un, lieber Ernst-rus, wenn wir
durch ihn. den genialen Urheber dieser
wichtigen Entdeckung reich werden,
wollen wir ihm ein Ehrendenlmal
seyen lassen.«
»Von Marmor, lieb-er Tobiasl Ja.
ich bin ganz Deiner Meinung. Wenn’s
erlaubt wird, spll’6 in der Besinnu
fterabiei errichtet werden neben den
vielen Denlmälern anderer berühmter
Männer.«
Er wandte sich zum Gehen.
»Du willfi wieder in’S Laborato
rium?« fragte Adern iknn die Stuben
ihiir öffnend. Ein widerlichen siechen
der Geruch, der alle säume durch
drang, machte sich unangenehnr be
merkbar. .Teufel. was ist das deute
Abend fiir ein gräßlich-r Daniel«
STE- isgxåitginäiä als jezh ice
I- t
still Bisses-II Hätt tin-Kenng
MU- M Mr sie , im im
Weg-Idee i Dei
til U- Uttscho Ich mut- tett legt-is
danach sehen«
Its ers in's Laboratorium trat
drang then ein so nnleidlichrr Ga
dunst entgegen baß er entseit zuriict
weichen w Es war aber schon z
spiit Plötzlich erfolgte mit gewaltigen
Knalle eine fürchterliche Explosion
Alles um ibn her stand in Feuer, unt
in dieser Flammenlobe stürzte er zr
Anden. Das Hinternrbiiude gerieth n
Brand.
Polizeibeamte, Löschtnannschastei
und bilssbereite Bürger eilten herbe
nnd hatten groß-: Milde, weiterer
Feuers-baden zu verhüten.
Nachdem nachher der Schutt ausge
sänmt worden war, san-d man die ver
toblte Leiche des Alchimisten Jarvis
Es fanden iiber den eigenthiimlichrr
Vorfall polizeiliche nnd gerichtlich·
Verbote statt, in welchen Tobiar
zlvetd wahrheitsgemiisz Auskunft aat
uber den sonderbaren Sachverhalt
welcher Aussehen erregte und bald ik
weiteren Kreisen bekannt wurde.
Auch Howell hörte davon und ent
deckte somit zu seinem nicht aerinner
Erstaunen, daß er von dein nsissiaer
Erasnms getäuscht worden sei, daß
dieser ilsn um die neue Idee bade de
triinen wollen.
Nach reiflicher lieberlcgnng begab
tfdmund sich zu Adern, um mit ihm
iirer die Angelegenheit zu sprechen und
itnn vorznsmlanen nunmehr mit ihm,
dem Urheber t:r Idee, gemeinsame
Sacke In machin.
Aber der durch so viel Mißgeschick
beinahe ruinirte Steinlohlenhändler
wollte sich durchaus nicht darauf ein
lasen. Er verwünschte seine Ver
trauensseliateit, seinen todten Freund
Gras-mus, den todten Toltor Becher
und auch den let-enden Provisor Ho
irtlL .
Dieser suchte nun anderwärts Un
s terstiitzung für sein Streben nnd
wandte sich an die Direktoren der Ost
indischen Kompagnie. Diese unter
dreiteten seinen Vorschlag einem ge
lehrten Sachoerstiindigen, der äußerst
ungünstig darüber urtheilte, den Dol
tor Becher einen Phantasten und Nar
ren, Erasmus Jarvis nnd Thobias
Avery ein paar hirnlose Schtvachropfe
und den Provisor Howell einen über
spannten Projetteninacher nannte
Der solcherrnaszen abgewiesene jun
ge Pharmazent prohirte dann in fei
nem Eifer im Kleinen die Destillation
der Steinlohlen inr Laboratorium der
Apothetr. Als lich aber dabei der wi
derliche Gasdunst sehr bald bemertlieh
machte. untersagte sein Prinzipal ihm
streng solche gefährliche und vermeint
lich unnütze Experimente, indem er
ihn im Nichtbefolgungssalle mit so
sortiger Entlassung bedrohte.
Doktor Joachim Bechers Entdeckung
war offenbar zu frühe in die Welt
gekommen.
3
Einige Monate waren seit den ge
schilderten Ereignissen vergangen. Da
unternahm eines schönen Sonntag
nachmittags Edmund howell mit sei
ner Braut einen weiten Spaziergang
in der ländlichen Umgegend der
Stadt, die damals noch nicht einen so
ungeheuren Umfang genommen hatte.
Jhr Weg führte an einem kleinen
seichten Teich vorbei, an dessen Ufer
mehrere Kinder sich belustigten, indem
see einen alten Blechtessel, in den sie
eine Puppe geseht hatten. aus dem
Wasser schwimmen ließen. Mit einem
dünnen Bindfaden zogen sie den Kes
sel hald nach dieser, bald nach einer
anderen Richtung
»Sieh doch, Edmund!« rief Eve
line scherzenlx »Die Kinder da schei
nen das schwierige Problem, welches
Dir so viele Sorgen machte und noch
macht, glücklich gelöst zu haben. " Ihr
Schiffchen braucht teinen Kohlentheer:
anstrich; es ist vor den Bohrntiirmern
gesichert, denn es ist von Metall.«
Jhre Worte zündeten ein helles-Licht
in feinem Geiste und ließen sofort in
seinem Hirne ein neues Prosett ent
flehen.
»Du hast recht, Eveline,« sagte er
freudig. .Das scheint tnit wirtlich
zweckmäßig zu sein. Merkwürvig ift’s,
daß bisher noch kein Mensch an solche
einfache Sache gedacht hat.«
»So einfach ist es wohl doch nicht,
große Seefchiffe vonMetall zu bauen.«
»Nein, nicht ganz von Eisen oder
anderem Metall. Möglich, daß rnan
in späterer Zeit dereinst auch solche
Fahrzenge zu bauen verstehen with.
Soweit sind wir aber noch nicht. Bor
liiufig handelt es sich darum, hölzerne
Schiffe besser vor dem raschen Verder
ben zu schützen, und das lann ja aller
dings arn besten geschehen, wenn man
den Schiffsrnrnpf vom Kiel bis zur
Wasserlinie hinan oder noch darüber
hinweg rnit gewalztem ftarten Kupfer
blech befchlägt.«
»Dann versüche doch damit Dein
GlücM
»Unser Glück, süße-Z Herz! Ja, das
will ich-"
Heiter gestimmt und angenehmen
Hoffnungen sich hingebend, festen sn
den Spaziergang fort.
Am folgenden Tage bereits macht(
Howell die Direktoren der Ostindifchsen
Kompagnie mit seiner neuen Idee he
langt.
Diese Idee gefiel den herren unt
auch den fassgckxderstänbigen Schiffsbau
meiserm welch-e fie für iiuszerfi pral
kifäi nnd aifs höchst ernnfehleinsipertt
ABBE-· ,
Be- dex sit ab also begann Im
die Ich Iritmpfe nrit einer-ichs
den Ku- erbaut zu bedecken.
erwies sich wirtlich als sehr zweckent
«- sprechend.
Allerdings war es ja tein neuer
Schucanstrich sondern etwas ganz
anderes, und deshalb erhielt Sordell
- nur die hölste der ausgeseyten großen
Belohnung.
Aber auch die Admiralität, welche
sofort von der Neuerung Kenntniß er
langte, beschloß alsbald, fortan mit
- gleichen Schutzhiillen von Kur-fahle
, chen die Kriegsschiffe, besonders die
gerade im Bau befindlichen, versehen
zu lassen. Von dieser Behörde wurde
dem Provisor eine gleich hohe Beloh
nung zuertannt.
Eine dritte Belohnungssurnme ern
. psing er von einigen reichen Besitzern
von Kupferhiitten mit Walzwertem
weil diese Herren durch seine Jdee
plötzlich zu ihrer Freude ganz außer
gewöhnlich große Lieferungsaufträge
erhielten auf newalzte Kupferbleche,
deren ja nun so viele fiir die Schiffe
gebraucht wurden.
Jetzt konnte Edemund sich selbst
ständig machen« ein schönes stattliches
Haus taufen und darin eine Apotheke
begründen und seine Eveline als Gat
tin heimführen Damit war er an’s
ersehnte Ziel seiner Wiinsche aelnngt
Doktor Becher -:- Entdeckung-« sank in
Verressrnheit und schien s it ein Jahr
hundert lang qänz li ch verloren zu sein.
m- .. ..- -...... - 1-· -.- ki. Lrt :-r
UIULI Ists OVUIIIILL Jst-IV ULIOUUIIISIS
sich dann ein Baron v. Haacte aus
Seht-Mem der Bechers Schriften stu
dirt hatte, wieder init der Rohlentheep
angetegenheit. Er reiste eigens deshalb
nach Netvcastle und suchte dortige
Steinxahieninteressenten für die wich
tige Sache zu aewinnem was ihm auch
gelungen zu seinscheint. Er selbst ge
langte freilich nicht zu erheblichen Er
folgen mit seinen Destillationsvetsui
chen, aber einein anderen, der dadurch
zu ähnlichen lfxperimeriten angeregt
wurde, gliictte es besser.
Jm Jahre 1781 brachte nämlich ein
gewisser Dundonald, ein Schotte, ein
zweckmäßige-i Kohlentbeer - Gewin
nungsiVerfahren zu Stande und er
hielt darauf ein Patent. Sein Theer
wurde anerlannt als sehr brauchbar
und einpsehtenwerth siir Seeschisse.
Hafenbolliverte nnd in Hafengewiissern
eingersznnnte Pfahlwerie. Des iiblen
Geruchs wegen fand er aber vorläufig
zu noch anderen Zwecken keine Ver
wendung. (Nach Philipp Andreas
Nennichs »Reije durch England,
Schottland und Jrland, hauptsächlich
in Bezug auf Produkte, Fabriten und
handel.«) lTiibingen 1807 bei J. G
Cotta.)
Dann aber ——— etwa ein Jahrzehnt
später —- larn man endlich dahinter,
daß nicht derKohlentheer, sondern viel
mehr der bei der Gewinnung desselben
sich entwickelnde widerliche Dunst ei
gentlich die Hauptsache sei: dasLeuchts
gas. Man erfand Varrichtunaen, das
gefährliche Gaä zu bannen und es ein
zuspserren in geeignete dichte große Be
hälter und es durch eiserne Möhren
zu leiten, urn es dann nutzbar zu ma
chen fiir Beleuchtungszweckr. Und so
gelangte es mit der Zeit im modernen
Kulturleben zu der großartigen Be
deutung, die wie alle tennen.
—
ssr Oeftstchie der seiest-aben.
Die erstere Brieftauben wire-r jene
Tauben, die Noah vorn Berge Ararat
aussandte· um den Stand der Sünd
sluth zu erkunden. Den Bewohnern
des Pharaonenreiches war gleichfalls
der gefiederte Bote nicht unbetannt
Seeteuie AeihptenT dann die von
Chpern und Candia bedienten sich
. der Jenes-per imr den Anwhiirinon ans
dem festen Lande die bevorstehende
Landung der Schiffe anzuzeigen
In den langwierigen Krieg-n des
Römerreiches wurdenBrieftauben viel
fach verwendet Plinius erzählt in
feiner Naturgeschichte daß während
der Belagerung von Modena die Kon
fuln im Feidlager Briefe empfingen,
die ver Absender Decimns Simiuö
Bruies an die Füße von Tauf-en ge
heftet hatte. Auch die rönsiichen Gla
Brutus an die Füße von Tauben ge
dient haben, um die Nachrichten ihrer
Siege den Freunden in der Heimatl
bekannt zu geben« Uebrigens besagen
die Römer auch Briesschwalben die zu
Trägern von Borfchasten abgerichtet
waren.
Ja der-. Stürmen der Völkern-zaude
rung geriethen die Brieftaulsen in
Europa vollständig in Vergessenheit
Jrn zwölften Jahrhundert vers-wandte
--.-.--.--.-.. » W--» -,-, -
der Salt-n Neue End-in in W
rege-mäßig die peititgelten Bote-n In
C Mannen und Städte-i hatte
Mfkk Herrscher Vriesiaukenktaiionen
eingerichtet durch deren Lin-fassen er
von» allen wichtigeren Vorgängen un
terrichtet wurde. Jm ganjen Reich
waren Thürme in bestimmten Entfer
nungen erbaut, in denen sich die Tan
ben tummelte-n Jedem vor steinernen
Taubenschliige standen ein Oberster
und zwei Unterbeamte vor. Sie t
ten fiir ihre Sckittzbesohienen Zu or
gen nnd sorqfiiltig über die »Boten
des Königs« zu wachen.
Die Depesctsem Cataz gen-rund wur
tien unter den Fiiiqeln der Tat-sen be
festigt. Stets wurde dieselbe Nach
richt durch zwei Tauben an den Be
stimmungsort befördert. Erst im
Jahre 1450 n. Chr. ging diese Brief
taurenpott fiir immer ein. ·
Jn Europa ist aus dem Jahre 1572
ein Fall von itrategifcher Verwendung
der Brieftauben bekannt. Bei Her Be
iaqerung haarlems durch die Spanier
veriiindeie der Print von Oranien
den Eingefcknossenen das Herein-rohen
seines Entiayungsheek»-. Ebenso soll
Lenden 15733 durch Brieitnuben vor
der Ueberane bewahrt morden sein.
Diese Tauben genossen in Lenden das
Gnadenbroi bis zu ihrem Tone und
nach ihrem Tode wurden sie basnrnirt
und im Nathhause zu Lenken »Ja ewi
gem Gebeine-M aufbewahrt Im
neunnimten Johrhnnderi bedienten
sich dse tiiotkzichklds in London der
scliriei«.1ul«en, um von allen Norqiinpen
kbruf tun eurapjiisdsen Heitzgsidiauplgiz
rechtzeitig unterrichtet zu ie!n. Do
kam es. daß der Chef des Londoner
Hauses Rothschiid drei Tage « früher
von der Niederlage Napoleons I. bei
Waterloo wußte als die engiische Re
gierung-. Diese nntiirlich ftrenkr cre
beim gehaltene Nachricht trug den
Rothschilds qan3 sabelbafte Summen
auf der Börse ein.
Die gegen Mitte des vergangene
Jnhrbunderts neuerirehenden Ver
lehrseinrichtungem erit der optische.
dann der eleltrische Telegrapb und die
durch die Eisenbabnen ermöalichte ra
scte Briefbefötderunq machten die
Vrieitauben überflüssig, bis sie bei der
Belagerung von Paris 1870«! wie
der zu Ehren lamen. Die Heere aller
Kulturvölter haben seii jenem denk
toiirdigen Krieg die Nützlichkeit der
Brieimuben im Felde erkannt und
ihre Zucht systematifch betrieben.
Einen guten Ruf genießen die Brief
tcruben der italienissitm Armee, die in
then ins-isten großen Gsarnisonen Ita
—Iiens qeziicbtct und gepflegt werden.
Ein italienischer..f«-a1inmann Mr der
erste, der 1887 Brieiicniben Zum hin
und Rückfluq abrichtete. Cr fiitterte
feine Tauben nicht in iiirem heimath
schiag. sondern zwang iie, es von einer
auswärtiqen Stetion Zu holen. Bei
belagerien Festungen würde diese Art
des Votendietestecs von qriißler Wich
itigleit sein
Die abzuiendenden Depeschen wer
den mit möglichst kleiner Schrift auf
iein vorbandenes Farmular auf sehr
’diinncm Papier niedergeschrieben und
»in eine, etlv1 drei Centimeter lange
qunsmitapiel neitectt. Diese wird an
seinem zwei Centinzeter breiten Garn
jsnirinn tiefes-int, der über einen Fuß
Ider Taube gestreift ist. Diese Art der
sVersendung ist hauptsächlich auf den
Taubenitationen der Kriegsrnarine
-:briiuchlich· Beim Landbeer werdet
bierzu auch aus Aluminium berge
itellie nnd an einer Schwanzfeder nn
zubringende Federliele keniidt
I Von den Preisen, die nute Brief
tauben besonders bei Beriteiqernnaet
erzielen« macht man iich gewöhnlich
keine rechte Vorstellung. Vor einiqen
Wochen wurden in Jrankeich siir 92
Tauben des Ziichters Coucke 3772
kFrnnt bezahlt, also durchschnittlich 41
Jchmt für jede Taute. Bald darauf
brachten 106 Tauten von M. Han
serme, Tiresias HUIO Frnnh rrac
;einen Preis von 71 Fran! für nie
Taube erqiebt. Einselne vielmns:ritte
ne Tauben brachten 240 bis 550
III-unt Max Bauer.
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Inzüslscet Jetsmcks
Frau A.: »Mein Sohn hat gestern
in der Schule eine Prämie Momenten
wir haben uns herzlich gehet-ff
Frau B. Gattin eines Schlächters
meisteri): »Ja, ich kann Ihre Gefähle
verstehen; dasselbe empfunden wir, als
unser Masiochie auf der Mast-stehend
ftellung prämiirt wurde.«
Vers-nun
Sie; »Ach, Arthur, ich fürchte Pel
pn’s Widerstand.«
Er: ..Laß nur, ich werde schon Inst
ihm handelseinig werden«
Im Kst - Him.
A
»
»Den-gewettet- ssaamtkkb daß wir im ock b' «xd· -
- ask-Z hat eine Wind-the höhe. H W uoe i« Selbst M VIII