Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 28, 1904, Zweiter Theil, Image 9

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    W
Jm Walde.
Wenn bräunlich-sich diebeBuchen fär
ti
Und aoldbelaudt die Bitte steht,
Dann fühlst Du, wie ein bgroßes Ster
n
Sucht durch die müden Wälder geht.
Des Todes Stimme hörst Du reden
Im W:pfelweh'n, in Well« und Wind,
Wenn sich aus hlassen herbltesfäden
Sein Sterbetleid der Sommer spinnt.
Und ivurcichesmiid in ihre Tiefen
Zieht Deine Seele sich iuriich
Wenn still in Deiner Brust entschlie
en
Die Klagen um erster-Wes Glück.
—--s·--.--—
Hauptmann paoillon -
Novelle von Michel Thivarg.
i·
Herr Matibert, ein alter, http-gehan
drisIher Junggeselle mürrisch und
düster, trotz seiner 22,000 France
Nente, bewohnte das ganze Jahr eine
seiner Besitzungem die man »das
Schloß« nannte, und allwo er mit
dem beainnenden Alter seine Misan
thkopie nnd seinen Rheiriiiatictnng be:
grub. Freunde kamen nicht zu ihm,
Verwandte ebensowenig denn er hatte
allen seine Thiir verschlossen.
Ein einziger hatte Gnade vor der
mürrischen Laune des alten « ianneg
gefunden, einer seiner Gmßnessen,
Namens Pavillon. Als Freikvilliger
mit 18 Jahren eingetreten, hatte sich
Vanillon schnell mit seinem Degen den
Grad eines Offizierg der Colonialars
mee erobeti. Von Zeit zu Zeit. wenn
er in Frankreich auftat-eilte, kam er
nach dem »Schlosz«. und der alte
Mauhert thaute dann ein menia anf·
Dann war Pavillon stets acht Tage
lang Gast im Schlosse, dann zog er
wieder ab nnd man hörte zuweilen
drei bie- vier Jahre lrng nichts von
ihm.
Darum sagte man anm, Ils- Herr
Mautert infolge eines heftigen
Schiaaanfalleg starb: »Der Haupt
mann Pauillon wird sicherlich alles
erken«
»Du-er es lam ander-:- tlbct der Ab
nabme der Siegel durchsuchte man das
»Schloß« von oben bis unten teh:te
alle Schnbliiden um. suchte iiberall.
wo der mißtrauisite Greis feinen letz
ten Willen hätte verfterten tiinnen,
man entdeckte nichts. In Ermange
luna einer Teftamentsverfiignng fie
len ferne 22,000 Franks Nente feinen
natürlichen Erben zu, das heifit, fei
nem einzigen Neffen. einem qewissen
Rennoud, der, seit zehn Gtat-ten Witt
roer. von einer kleinen Stellung init
feiner Tochter in einer tlein n Pro
binxftadt lebte, oder richtiaer gesagt,
vegetirte.
Ter Hauptmann Padillon lonnte
von dem Tode feines Ver-wandten
nicht einmal benachricbtigt werden« er
leban sich irgendwo«tn ein-er fernen
Colonie herum, und Niemand tannte
in der Gegend feine Adresse
2.
Das Glück. das man immer mit
einer Binde vor den Augen darstellt,
hatte sich diesmal nicht blind gezeigt.
Als es zu den Rennaud« tan, nrar es
zu braven Leuten aetommen Der
Vater der Typus des ehrlichen Man
nes« und was feine Tochter betraf, fo
gab es nichts Reitenderes als diefe
lleine Geneoieve, die dannls in der
Blüthe ihrer zwanzig Jahre ftand.
Die beiden Erben lief-en sich im
«,Schlosse« nieder, das ein Jahr nach
dem Tode des Ontels ein aani an
deres Aussehen gewonnen hatte
Wie man sich denten tann fehlte es
der jungen Erbin nicht on Bemerkun.
Gencviede zeichnete ein-n aus, Rene
Durbec, den Sohn eines bedeutenden
Fabritanten. Es war ein hübscher,
etwas tiihler, junger Mann, der aber
mmer tadellos gekleidet ging. So ge
fiel er Genevievex fein Antrag wurde
angenommen und die Heirath auf die
ersten Tage des April festgesetzt So
standen die Dinge, als eines Tages
in: Februar ein an die Adresse des
Onkel Maubert gerichtetes Telegramm
im Schlosse eintraf.
»Seit acht Tagen in Frankreich
tomme heute Abend, bitte um Gast
freundschaft. Hauptmann Pavillon.«
Man tann sich die Verleg-ruhen des
Verm Rehnaud denken; offenbar hatte
der Offizier vom Tode des alten Man
bert feine Ahnung und hoffte, wie bei
feiner festen Reife, auch diesmal auf
freundlichen Empfang im Schlosse.
Was nun thun?
»Gar nichts!« rief Geneviebe. »Wa
ruin sollten wir ian nicht ebenfo em
pfangen, als wenn der Ontel noch
lebte?«
Chi- Imft mnbkbnftin webt « meinte
Herr Reynaud, »schließlich ist et ia
noch ein wenig mit uns verwandt·«
Der Hauptmann kam nn demselben
Abend. Als er seinen Jktthum er
kannte, erging er sich in Entschuldi
gungen und wollte sofort abteisen;
doch Genevieve vereinigte ihre Bitten
mit denen ihres Vaters, sodaß et die
ihm angebotene Gaststenndschast
schiktßlich onna-hin Ding junge Mäd
chen hatte sich den Ossiziet als einen
alten. schtoetsölligen, bkmnmigen und
toetternden Haudegen ookgsestellt. Sie
war angenehm überrascht« als sie sich
einem großen Menschen von LZO bis
35 Jahren mit offen-m martialischeni
Gesicht und elegantet Gestalt gegen
Tit-ersah.
Noch größer wurde Genevieve·s Er
staunen Abends noch dem Bitten Wie
immer brachte Reue Dsutbec seiner
Braut auch an diesem Tage ein Bou
,
Yeözraska
Staats-Zuzeiger Und Yerald.
l
- l
i
J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nein-» 28. Oktober 1904 Mitleiter TbriU Jahrgang 25 No. SI. ,
quet. Sein Vater und seine Mutter
begleiteten ihn. Nach erledigter Vor
stellung wurde die Unterhaltung all
gemein, und der Hauptmann nahm
eifrig daran theil. Er plauderte sehe
angenehm, der angebliche Haudegen,
nnd besaß Heiterleit, Schneid, ja so
gar Geist. Dann hatte er im Laufe
feiner Reisen auch viel gesehen, daß
feine Unterhaltung ebenso packend war
trie die Lettiire eines Romans
«)
()«
Am nächsten Tage befand sich Herr
Rennaud gegen L Uhr Nachmittags
allein in dem Zimmer, das der alte
Maubert als Bibliothet benutzt hatte.
ltm sich über eine geographische Frage
»Hu unterrichten, über die er sich mit
dem Hauptmann gestritten, wollte er
einen Atlas hernnternelymeih als in
folge einer falschen Bewegung einStoß
Bücher auf die Erde fiel. Herr Ren
naud sing an, die Bücher aufzuheben
Da bemerkte er, daß aus einem der
Bande ein bietfach zusammengefaltetes
Stiick Papier auf die Erde gefallen
war. Doch taum hatte er das Papier
ausgerissen, als er leichenblaß wurde,
denn er las folgende Zeilen:
»Ich Endesunterzeichneter erkläre
bei tlarem Verstande, daß ich mein
ganzes Vermögen, lsewegliches und
11nbetvealiches, meinem Vetter, dem
Hauptmann Papillen, hinterlasse . .
Genevieves Vater wankte wie ein
Betruntener. Es war unmöglich; er
hatte schlecht gelesen. Fieberbaft erregt,
las er zum zweiten Mal. Doch nein,
das Testament war datirt, gezeichnet
und vollkommen in Ordnung Mit
wirren Augen blickte er sich mn . . .er
war allein . .-. niemand sah ihn...
dieses Papier.» dieses abscheuliche
Papier, das ihn und seine Tochter
ruinirte... und dessen Existenz nie
mand ahnte... war war leichter, als
es zu vernichten? Doch sofort'wies er
diesen Gedanken zurück und inunnelte
seufzend: »Es hlieht mir nichts ande
res übrig, als dieses Testament dem
Erben zu übergeben« Langsani und
traurig stieg er die Treppe hinunter.
»Herr Padillon ist ausgegangen,«
sagte das Dienstmädchen das er aus
tem Wege traf.
Herr Reynaud machte eine e· gil
lige Bewegung. Abends, we n e ach
Hause kam: war es noch immer Zeit,
ihm die Neuigkeit mitzutheilen Bis
dahin aber mußte er die Durbecs auf
den veränderten Stand der Dinge aus
merlsam machen, liess deshalb den
Wagen anspannen und fuhr nach der
Fabrik Takt-et Als er drei Stunden
später nach Hause kam, war es bereits
dunkel; das Fenster seiner Tochter war
erleuchtet, Und er ging hinauf.
Geneoieve war entzückt. Sie hatte im
Laufe des Tages von der Schneiderin
ihr Brauttleid bekommen und war
eben dabei, es vor dem Spiegel anzu
probiren
»Sieh· doch, Vater!« rief sie fröhlich,
»wird deine Tochter nicht schön aus
sehen?« Doch ihre Fröhlichkeit ver
schwand, als sie das traurige Gesicht
des Herrn Reynaud bemerkte.
»Mein Gott, was gibt es denn?«
fragte sie ängstlich«
»Mein liebes Rind« versetzte der
Vater, »dieses schöne dileid wirst du
wahrscheinlich nicht anziehen«
Jn wenigen Worten setzte er sie von
dem Vorgesallenen in Kenntniß und
siigte dann hinzu: »Du begreifst, das-,
es unter solchen Umständen meine
Pflicht war, sosort die Familie Dur
bec zu unterrichten, das habe ich eben
qethan.«
»Nun und?" fragte sie ängstlich
,.Ekräthst du es nicht?«
Ja, sie errieth es, die Aermste!
»Jetzt, wo ich arm bin, wollen sie
nichts mehr von mir wissen?" mur
inelte sie. »Und er, er . .. er . .. was
hat er gesagt Bliene3« fuhr sie
fert. -
,,Herr Reue?« versetzte der Vater
bitter, ,,er war sehr lorretl, wie im
mer. Er hat mir sein tiefe-J Bedauern
ausgedriickt.«
Ez.
Bei der Abendmahlzeit ging es
durchaus nicht heiter zu, Herr Ren
naud war traurig, und Genevieve
hatte ioihe Augen.
»Was haben Sie denn?« fragte sich
der Offizier erste-unt und gab sich dann
selbst die Antwort: »Du bringst sie in
Verlegenheit, mein alter Pavillon, die
guten Leute. Du kommst zu ihnen, läßt
dich hier häuslich nieder und nisteit
kkch bei ihnen ein. Darum sind sie so
verstimmt, und darum ist es Zeit, daß
du oerfchtvsindesi.«
Als Genevieve den beiden Männern
am Kamirn in dem ein schönes Feuer
flammte, den Kassee servirte, theilte
Hauptmann Pavillon seinen Wirthen
feine Absicht mit, das Schloß am näch
sten Morgen zu verlassen.
»Ich sage Jhcnen deshalb schon heute
Abend Adieu," fügte er hinzu.
«Verzeil)ung, Kapitän, versetzte Mey
r
naud »wir haben Jhnen Adieu zu
sagen, denn Sie sind nicht bei uns, wir
sind bei Jhnen zu Gast. «
Der Ossizier sah ihn verdutzt an
und fragte fich, ob sein Wirth plötzlich
den Verstand verloren hätte·
»Hier haben Sie die Erklärung mei
ner Worte,« fuhr Herr Rehnaud fort
. »dieses Papier, das ich heute zu
fällig gefunden, und das Jhsnen gehdrt,
Herr Padillon.«
Damit übergab er ihm das Testa
ment des alten Maubert Der andere
nahm das Papier, las es aufmerksam
nnd legte es dann, ohne ein Wort zu;
reden, auf den Tisch.
»Ich brauche wohl nicht zu bemer
ten, daß ich Jhnen eine Abrechnung
übergeben werde,« fuhr Herr Rennaud
fort. »Bis dahin gewähren Sie mir
hoffentlich einige Tage Aufschub da
mit wir unsere Vorbereitungen zur
'Abreise treffen tönnen.«
»Was denn für eine Abreise Z«
»Nun, aus dem Schloß!«
Der Hauptmann erwiderte nichts
und blieb einige Augenblicke nachdenk
lich. Lange Zeit betrachtete er Gene
vieve, die, iiber ihre Stickerei geneigt,
da saf-, und aus die Worte der Mitin
ner nicht zurichten schien. Die Uhr
schlug neun.
»Wenn Uhr!« sagte er ganz laut,
ohne das junge Mädchen aus den Au
gen «3u verlieren. »Das Bouquett des
Herrn Durbec läßt heute auf sich war
ten.« Ein convulsivisches Zncken zerriß
den Faden in den Fingern der Zücke
rin, die sich biiette, um eine Thriine zu
verbergen, die an ihren Wimpern zit
terte.
»Wir werden ihn wahrscheinlich nicht
tehen," tagte der Vaters ,,tect heute
Morgen ist soviel passirt .. "
»Das stimmt!« erwiderte der Haupt
mann ironisch und streckte nachlässig
die Hand nach der aus dem Tische
stehenden Zigarrentiste aus. Ohne sichs
zu beeilen, wählte er eine recht blonde
nnd trockene, ließ sie dann an seinem
Ohr tnistern und biß die Spitze mit
den Zähnen ab. Dannn ahtn er das auf
dem Tische liegende Papier, drehte es
zusammen und entziindete eine Ecke
am Kantin. H
»Was thun Sies« ries Herr Reh
naud ängstlich t
»Das sehen Sie ja, « entgegnete d
Kapiteln ruhig, »ich zünde mir meine
"« igarre an. Ich habe stets einen Ab
cheu vor solchen Papier-en gehabt . ..
Und dann thut’s mir auch weh, Frän
lein Genevieve mit rothen Augen zu
sehen.«
Das junge Mädchen hatte den Kopf
erhoben und blicite den Osfizier freu
dig an. Es gab also doch noch Mijn
tier. siir die das Geld nicht alles int
Leben war!
,,Uebrigen: « fuhr der Kapitän lustin
fort, »nur-es ja nichts werth, das Te
statnent . . Dabei zeigte er aus seine
Zigarrcn »Es-eben Sie, nicht einmal eine
Zigarre tann man damit anziinden.«
Nun erhob sich Geneviebex ihretlln
gen glänzten. Auf dein Karnin stand
die Photographie von Ren-e Dttrber.
Sie riß daf- Bild aus seinem Rahmen.
zertnitterte es, wie Pavillon eg mit
dem Testament gethan, hielt eo an"—:—
Feuer und reichte es dem- Itavitiir:.
»Hier haben Sie ein andere-:- Streich
holz, Herr siapitän.«
»Das . .. Port-ritt Ihre-J Briiuti
Rings-« stammelte dieser verdutzt.
»Er ist nicht mehr mein Bräutigam
er war nur der Bräutigam mein-er
Mitais:; ich tenne ihn nicht mehr,"
entgegnete sie stolz
Der Hauptmann ist nicht nach den
k.
CIUlUlllcll «jllllkugc1ccsll, cl WIIIIUKl shU
nrch itnrner im Schloß, und gut unter
richtete Leute behaupten, die schone
Genevieve Rennand werde in strei
Monaten Madame Pariillon heißen.
--—--—-- w—
Durch Verlogenheit in Ver-legen
heit.
Hutnoregte von A. H a t s e t.
»Na. mie meins gestern ans der
Jagd, Herr ’tllttiar?«
»Famo:«-! Endlich hatte ich einmal
Glück Das heißt, ich pflegte ja sonst
auch Z It Hasen heitnzubringen ae
stern aber waren es 14 Stück.«
»Mehr«-tin «3tiicl.« ging es von
Mund zu Mund und die Herren an
der Taselrnnde waren ganz hast« ob·
dieses außerordentlichen Jagdgliiilo.
Mit einem Male erhob sich alles voll
Ehresbietung denn der gestrenge Herr
Amtschef war zu dem Tische getreten
an welchem seine Untergebenen fasten,
grüßte recht sreundlich und nalnn
ebenfalls Platz.
»Meine Herren. setzen Sie nur nn
gksckeut Jhr Gespräch sort,« sagte der
Ches, »und thun Sie, als ob ich gar
nicht da wäre. Uebrigens womit un
trrhielten Sie sichso eben?'«
»Der Herr Aktuar Rappetl erzählte
von seinem aestrigen Jagdgliick,« sagte
der Kanzlist Weltheitn »Der Herr
Attuar hat nämlich vierzehn Hasen
geschossen.«
»Zapperlot! Bierzehn Hasen. Ach
Herr Attuiar, da gratulive ich, das war
'mal eine Leistung. Und wo befinden
sich derwseilen die Thierchen?«
»Zu Hause, Herr Amtschef ich weis-,
eben als Junggeselle, der im Wirths
hause speist, nichts anderes damit an
zufangem als daß ich die Hasen ver
taufen werde.«
»L, das trifft sich gut, Herr Attuan
Ich habe nämlich Sonntag Abend
grosze Gesellschaft und muß ohnehin
eine solche Anzahl Hasen tausen.
Wollen Sie daher die Hasen in mein-e
Wohnung expediren lassen, ich werde
Jhnen den verlangten Preis dafiir be
zahlen«
»Bitte, bitte!« sagte der Altuar ver
legen, woraus der Chef sofort um den
Preis frug, damit in der Gesellschaft
tein Mißverständnis-, auflomme. Zwei
Minuten später hatte der Attuar auch
schon den Betrag sijr die zu sendenden
Hasen, wenn auch mit Widerstreben in
Empfang genommen.
Doch Ile- das geschehen, der Handel
also vollständig erledigt war, da be
mächtigte sich des jungen Mannes eine
knan besondere Unruhe. Worttarg saß
er da, keines Lächelns fähig, obgleich es
in Folge der gehobenen, gemiithlichen
Stimmung Ursache zum Lachen genug
gab. Ein aufmerksamer Beobachter
hatte übrig-eng wahrnehmen können,
dass, irgend eine Sorge urplötzlich das
litemiith des Attuarsz bedrückte, denn
ncchdentlich starrte er vor sich hin, so:
gar ängstlich. Jm Uebrigen war das
tein Wunder, wenn man erwägt, daß
sein Renonuniren ihn ganz zufällig in
eine Peitsche gebracht hatte, die nebst
der Blamage auch ernste Folgen nach
sich ziehen konnte, zumal er den Be
trag für vierzehn Hasen übernahm, die
er aus dem Grunde nicht zu liefern
vermochte, weiler auch nicht einen ein
«:igen Hasen geschossen hatte und seine
Erzählung von seinem besonderen
Jegdglücte eitel Lüge, oder milder ge:
sagt, vure Ausschnesduna war Eine
.f)ossnuna, einTrost war ihm geblie s
t-.en Gab es doch im Städtchen einen
Wildbrethändler, wo er die Hasen,
wenn auch sür theures Geld, taufen
ten-me Frühmorgens, so lange er noch ;
nicht besürchcken mußte gesehen zu wer
ken, wollte er die Hasen taufen und!
iudas Haus seines Chess schicken. »
Diese Jdee galt ihm fiir sicher und
leicht aitsfiihrbar. Deshalb gelang es
ihm auch, nach und nach seine Froh
laune wieder zu gewinnen Und als
die Gesellschaft ausbrach und der Herr ;
Amtschef ihn noch beim Abschiede er !
suchte, die Hasen im Laufe des morgi
gen Vormittags zu senden, da ver
sprach er, daß dies bereits sriihmor
gens veranlaßt werden würde
Beim ersten Hah.nenschrei. der den
Aktuar sonst niemals zu weden ver
mochte-, erwachte er, schlüpfte in die
Kleider und begab sich so rasch, als er
nur gehen konnte, zu dem Weldpret
händler.
»Was, Eie wünschen vierzehn .an
senk« srug der Wildbrethändler und
lachte ob dieser Humuthung
»Ja, bester Herr, wissen Sie denn
nicht, das; ich jeden Hasen, der mir ae
brachtw ird zehnmal deriansen tiinnte!
Wo sollte ich vierzehn Hasen herneh
Inen?«
»Aber-, lieber Herr, ich tezalle sie
Ihnen siirstlichR
»Bah nicht mal, wenn Eie mir die
Hasen königlich bezahlen wiirden
könnte ich Ihnen Irelche liefern: ich
t. .«':«-- t-: .-«.. . -.
Ukilvs lLlIl-ll LIIlJIsQLle
»Schön: Besdxeeruna dag,« lispelte
rer Attuar vor sich hin, als er den
Laden verließ. »Doch wag läßt sich da
thun? Meine Ehre-, meine Stellung,
Alles steht ans dein Spiele, wenn ich
die Hasen nicht im Laufe des Vortnit
tagg auszutreiben im Stande hin.«
Gebeugten Hauptes schritt er durch
Gassen und Straßen, er wußte selbst
nicht, wohin und wozu. Jn solch dii
sterer. verzweifelter Stimmung befand
er sieh noch niemals. »Ach, wenn ich
mir diese-I verdammte Ausschneiden
atgewöhnen lönnte,« seufzte er, »das
trägt die Schuld an allein Unaliicl.
Plötzlich tönte ein Ujiorgengrusi an
sein Ohr: »Guten Morgen, Herr At i
tuar; ei, ei, schon so sriih auf den Bei l
nen?« I
»Ah. Herr Liheförster, schönen guten
Morgens Wahrlich Sie erscheinen mir i
jetzt als ein Engel, den der Hinnnelt
pesandt.« l
;,Na, na, wozu die Flansen, derleis
können Sie meinem Käthchen sagenH
wenn Sie wieder ’mal Süßholz ra «
speln wollen. Also, wag aibt’g, brau
then Sie vielleicht Mode-Z« ’
»Aber Herr Oberförster!«
Reine Flausen, was brauchen
Sie?«
»Wer-zehn Hasen brauche ich, Herr
Lbersörster, dann bin ich glücklich ge: s
rettet.«
»Vierzehn Hasen?« lachte der alte
Herr. »Aha, haben wahrscheinlich
wieder ’mal renommirt und gewettet;
nicht wahr, ich hab-J errathen?«
,,Beinahe, aber nicht ganz, Herr
Oberförster, allein in diesem Augen
blick machen mich 14Hasen glücklich. «
»Hm, hm, schwere Sache das, Herr
Altuar. Und da sieht man wieder,
daß die Zahl 18 eine Unglückszahlisi.
Hier aus meinem Wagen befinden sich
155Hasen, die können Sie haben, den
vierzehnten müßte ich Ihnen nachlie
fern. Die Hasen gehören eigentlich
nicht mir, verstehen Sie, aber ich kann
sie mir vielleicht von einem Kollegen
in der Nacharschast ersetzen lassen.«
»Gleichviel, Herr Oberförster, ich
bitte um die 13 Hasen«
»Und wohin soll ich den vierzehnten
schicken?«
Der Aktuar gab die Adresse seines
Chefg an
Nachdem ttllleg bestens besorgt war.
der Altuar der Gnädigen noch sagen
ließ, daß der 14 Hase noch im Laufe
deg Tages abgeliefert werden würde,
kehrte die Ruhe des Attuarg wieder
zurück, und froh über diesen glücklichen
Ausgang der Sachse, begab er sich auf
sein Bureau.
Zwei Stunden später brachte der
Bote des Obersiirsterg den 14.Hasen
in das Haus des Amtgchef5, sowie
einen Zettel, der freilich nicht für dies
sen, sondern für den Herrn Aituar be
stimmt war. »Der O rdnung halber
bestätige ich Jhnen den Betrag von 28
Mark siir die gelieferten Hasen«, hieß
eg auf dem Zettel, den der Herr Amts
ches Tags daraus dein Attuar eben
falls »der Ordnung halber« wieder
anb.
»Ho-———-E
Glasausem
Wie um die Bärte, Nasen und son
stigen körperlichen Eigenthünilichtei
ten berühmter Männer, spinnt sich auch
um Waldeck-Rousseair eine Legende:
es ist Ioie Mär von feinem Glaseiqu
Ja, Walreck-Rousseau soll, ivie Garn
betta, mit Dem er so oft verglichen
.vorden ist, ein Glasauae gehabt ha
ben! Und doch haben seine intimsten
Freunde nichts davon gewußt, und
Niemand hat etwas davon gemerkt.
Keine Muskel seines Gesichtg oerrieth
eg, teine Starrheit does Ausdrucks fiel
aufs-Jedenfalls liegt die Thatsachse
ivolJl im Bereiche der Möglichkeit,
denn man hat jetzt so täuschende
tünstliche Augen hergestellt, daß der
Laie nichts sbeniertt, und nur der Au
genarzt an eine charalteristische Ver
änderung des oberen Augenlideg Das
falsche Auge erkennt. Zu Dieser Höhe
ist, wie Ier ,,-Gauloi5« bemerkt, die
Fabrikation künstlicher Augen oor ei
nein Jahrhundert etma durch Fran
cioie Hazard erhoben .oorden. Dieser
geschickte Mann machte den Versuch,
indem er Eniaillen in Den feinsten
Niiancirunaen sür die Jrisz undBruch
stücke alter venetianischer Gläser für
Herstellung der Hornhaut verwandte,
fdie Farbiateit und den Glanz der Ra
tur nachzuahmen Er .ousite auch Iae
schwierige Problem der Be«oe,1lict)teit
des Auge-·- zu lösen. So sind diese
gläsernen Gebilde tleine zinnsiioerte
aexdor:e::, die odllia den Schein des
Lebens aortäuschen. .oie ein richtiges
Aug-. rollen, funkeln unI leuchten. E:
besuchten einmal. der etwa fünfzehn
Jahren, «i.vei französische Schriftstel
icr, Lunis Teste und Franciszi Mag
na:d, eins Flartliiiuserstloster unI
sai den trier einen Pater, den sie als
der russilclien General Baron Nionaj
ert.ii.rteii, der ein sieareich aeaen den
tanlasischen Nrkpheten und Zultan
Zetanint aetäindft hatte. »Formen Zie
lieinertt« ·’-—te Mannier nachher, ,,tvie
Dac- linte Auge des Bateis leuchtete
uia glänzte, alLs er mir von seinen
militiirischen Heldentdaten er3iil)lte?«
UnI Teste erwiderte lachend: »Aber ex«
rrar Doch ron Glas-A Eine andere
Geschichte niit einein Glagauae passirte
einem französischen Jnoustriellen, de:
ans die Jagd zaira und in einer Her
berge iibernachten .vollte. stir besaß
ein prachtvolleg Glasauae, Das er be
hütete wie seinen -- «".tluaansel. Um
eg sorgsam aufzuheben rief er eine
Tieiterirr eine alte Fran, tietbei una
aab iltr Jag künstliche Lin-»Je, mit der
Weisung. ec« an einen sicheren Ort zu
legen. Doch die aute Frau blieb ru
bin vor itirn stehen ltnqevnlsoia rief
unser Nimch WWaJ ist Denn? Wa
raus warten Zie denn isocl!«s.’«, und die
Magd erwiderte naiat »Ich denke-,
mein Herr, Sie werden mir auch has
andere noch stehen«
Ho I-————
Fami.
Geet keine junge Dame auf der
Straße anredend): »Mein Fräulein,
Sie kommen mir so bekannt vor; ich
muß Sie schon irgendwo gesehen has
ben!«
Fräulein: »Das ist leicht möglich,
ich bin Buchhalterin- -inr stiidtischen
Leihhaufe!«
W
Pech-tue- sitt
Der Stuhlriehtee von Maroshaza
ist in heller Verzweiflung« IMWS Mk
hat den Jstoan Kovnes verklagt, weit
er ihm ein Ferlel gestohlen Habt- Jst
van bestreitet die Angaben desselben
aus das Allerentschiedenste, und nach
zuweisen ist ihm nichts-, ta Ihn Nik
inand gesehen hat und einvFerkel im
Allgemeknen so aussieht wie das. an
dere. Beide bleiben bestimmt be: ihren
Aussagem iind er weiß wirklich nicht,
wein er Rein geben sollte. Da dämmert
es ihm plötzlich-er läizt das-Ferke! zur
Stelle bringen nnd sprichit »Hei Jst
nan—wenn ich veriirtheile Dich —- is
viellaicht nicht richtig, wail Du ge
wissermaßen Viellaicht gar nicht gestoh
len host das Schwainehen ——-anderer
seits is viellaicht auch nicht richtig,
wann ich verurtliaile den Janvs Fert,
weil er Dich hat falsch beschuldisst —
blaibt mir az ebadta nichts ander-es
iibrixy um Schnltsigen sicher zii bestro
fen, til-J los-, ich aich verobraichen jeden«
von nich 25 aiif die Lebewesen-denn
Strofe inusz sain -——- und do ich nicht
wissen kann, wein aiaentliili qeljtirt von
Rechtsweaen das Strastobiett, irird
Selnvainclieii lonfiszirt!«
M
Zwei Karlsvader mirs-ist«
Ec- Ioar im Jahre 12"6-«-?. als in
Karls-end Zwei seltsame ’.ltiiraii«ste
miteinander Bekanntschaft niaitktein
Der eins wohnte in dein Hause ,,Zu
den zwei tietteii«, der and-sie im Hause
»Hu Mariahils.« Der eine sah so
triidselia drein, als ob er das aanze
Weh der Welt mit sich beriinisilsleppta
der andere, tlei2-. nnd hager, mit
sit-eisen, iiielancholiscksen Anat-n, als
iviirde er Print geringsten Geräusch
schon siirchtiaiii Jiisainnieiitnicken oder
aar davoiilaiisen. Eines Tages, als
sie wieder einmal schweigend neben
einander aeschritten waren, blieb
Dlöizlich dr letztere stehe-i, und nach
dem er seinen Begleiter eine Weil-e be
txdkjilcs billfk fu«-Th- os- f,«5«-.c»·:.4--«L
sp. « - --.--—- « ·-·k-»p,-u«(.ulu.
»Jet) niochfe nur wissen-, Herr Profes
sor, wie ein Mann, der so aussieht wie
Sie-, so viele lustige Sachen schreiben
konnte.« Der also aneeredete F— es
war Gellert —— zuckte die Achseln. Unid
dOMI sal) er den anderen an nnd ent
gegnete mit einein mselancholischen
Lacheln: »Und ich, Excellenz, möchte
nur»tvissen, wie ein Mann, der so
aussieht wie Sie, die Schlacht bei Ku
nerSdors gewinnen und Schweidnitz
in einer Nacht nehmen tonnte.« Der
Begleiter Uellerts war der berühmte
osterreichisilie Feldberr Frht v. Lau
don. ·
W —
Ans den Tiefen dei- scheint-.
Eine Brillantbrosche im Werthe
ori. 2000 Mart war in Biebrich in
nerhalb einer Badeanstalt in den Rhein
gefallen. Zur Wiedererlangung des
werthvollen -Schrnuckstiickes, das gleich
zeitig ein kostbares Andenken war,
sonnze ein Taucher aus Mainz berufen,
dem es i-ach1-,5stiindiaer Arbeit ge
lang, die Brillantbrosche aus dein
Grunde des Rheines wieder an das
Taaeelicht zu befördern. Wie der
Taucher nachher erzählte, .var das
Wasser aoni Grund bis zur Ober
fläche Durchaus klar, so daß er die ge
ringste Kleinigkeit ini Rheinbette deut
lich .Dat1rnet)men konnte. Als Beweis
dafijr brachte ei, dein ,,Rl)ein. K.« zu
folge, zwei Etectnadeln hervor, die er,
elie er die Briosche auffand, entdeckt
kniete-.
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Böse-J Zeichen.
Student: »Frau MundeL Sie glau
ben, das; mein Freund Spund wirt
lich nach der starken Kneipe von ge
stern ernstlich trank ist?«
Vermietherim ,,Sicher, denn wie er
nach Hause tani, setzte er sich an den
Tisch und stndirie.«
Ein Wink.
Er: »Wird Dich die Frau kiiätiiim
da Tit ihr bis jetzt erst einmal begeg
net hist, wiedererkeiineii."
Sie: »Zweisellos . . . . ich lisskse ja
iininrr noch dasselbe Kleid an.«
Zu. dumm.
Frau Hur Fidchiiut »Und daß Sie
inir niemals widersprechen, das de
cinae ich niir.«
Köchin: »Das tl)ue ich auch nicht,
Denn ich dent’ immer: Der Kliigere
qibt nach«
Sinkt empfindlich.
Richter: »Wie, für dass einfache
Wort Esel haben Sie den Kläger
braun und blau gefchlagen'?«
Llnaellaateu »Einfacheg Wort, o
Herr Richter, dieses einfache Wort ent
bält aber sent diel!«
Avgeletiut
Herr: »Ich möchte eine aoldene Ta
fetienulir »in-n Verschenken«
- Uhrenlnindler: »Diese bier geb’ ich
Ihnen lialli geschenkt«
Herr: »Nein, ich will ein ganzes
und lein halbes Geschenk machen.«
Stoßseufzer-.
Kaufmann lim Hauptbuch blat
ternd, für fich): »Wenn ich mein Gut
haven besehe, wird mir schlecht!«
Zur Samm.
Landwirthin lihrem Mann, der
nach der Stadt fährt, nachrufend):
»Und vergiß net, Joseph, aus einem
feinen Nestaurant a Speistarten mit
zubringen, damit wir die Preis ab
fchreiben tönnen.«