Gelühnt Erzählung von M. Schmied. - Jener Morgen wird mir, so lange K les-. unvekgeßtich visit-m Jch ek insere mich. obwohl bereits viele , seither verftrichen sind, noch genau, daß ich, als die Uhr eben . sechste Stunde anschlag. erwachte. R Stille herrschte augenblicklich in allen Räumen des Boarding IM, das ich damals als Jungge se bewohnte. Behaglich wendete ich — IN auf die andere Seite und befand m bald wieder in jenem angenehmen » halt-schlummer, der so vielen Leuten spdes Morgens ein angenehmer Gast ist. Rath einer Weile drangen schlür sinde Schritte an mein Ohr, welche ich · Fisch nicht weiter beachtete. da fie täa M um diese Zeit vorüberlamen, und » Zwar rührten sie vom Aufwärter her, welcher Schuhe und Kleidunggftücle der Gäste zur Reinigung holte. Die Schritte hielten, wie gewöhnlich auch vor meiner Thür; ich hörte das « Geräusch, welches durch das Abnehmen meiner Kleider vom Haken entstand, dann schlürfte-n dieschritte tveitcr, um » an der Thür mein-IS Nachbars zur f Rechten innezuhaltenx darauf folgte ein undeutlichrs Murmeln, und diesem « wieder leises Klopfen an die Thür. ’T Dann abermali- tiefe Stille. Ich drückte die Auan eben wieder fester zu und den Kcvf tiefer in die Kissen, als plötzlich«ein lauter Schrei von draußen ertönte, einer jener furchtbaren Laute, welche das Blut erst erstarren machen, um es im näch ftcu Augenblick mit rascher Geschwin digkeit durch die Adern zu peitfcken .Mord!!!« schrillte es von draußen herein und hallte in meiner Seele, wie in tausendfachem Echo wieder. Ein-en — zwei thbemzijge lang, herrschte dann »wiederGrake5stille, ähn lich dem abnungsvollen Schweigen der Natur-, eb: der Orkan mit vollerWucht seine Schwingen entfaltet, dann aber brach es los! Thüren wurden aufgerifs sen und zugeschlagen, und hunderte von Stimmen schienen iaut zu werden, wenngleich die Zahl sämmtlicher Dausbewobner die Zwanzig nicht son dertich überstieg. Mit einer Behendigieit, welche ich Mir selbst in meinen jungen Jahren wohl niemals zugetraut hätte, warf ich mich in die unentbehrlichsten Klei: dungsstiicke. riß die Tbiir auf und stürzte auf den Korridor hinaus, mit kn unter die, denselben füllenden, schreiendem erregt gestitulirenden und nur notbdlirstig bekleideten Menschen »Was ist geschehen?! Wer ist ermor det?« Das waren die Fragen, welche immer wieder aufs neue an den mit fchlotternden Gliedern und todtenblei chern Antlitze dastebenden Aufwärter gerichtet wurden. Noch immer unfähig zu sprechen, wies derMann nur mit stummer Gefte nach der weitgeössneten Thür meines Nachbarzimmers. Jch war der erste, welcher sich end lich ermannte und die Schwelle dessel ben überschritt. Und ich über-sah nun seit einem ein igen Blick das furcht bare Geschehni , das sich im Laufe der Nacht abgtipielt baben mußte: Jn der Mitte des Gemach-es lag, mit dem Ant tis nach oben, meinNachbar Joe Bart letz, lang ausgestreckt aus dem Boden Sein Gesicht zeigte den Ausdruck höch sten Entsetzens, den die bereits einge trtene Leichenftarre in unheimlicher Weise festgehalten hatte. Die rechte Hand rubte trampfhaft geballt auf der Brust neben einer Wunde, in welcher ein dplchartiges Messer bis zum hefte Mie. und über die Füße des offen bar Ermordeten weg, lag ein Stuhl, den er jeden-falls im Fallen mit um gerissen hatte. - Ringsherum hatten sich die mittler wseile ebenfalls eingetretenen Hausbe Mr gruppirt und umstanden nun in fcheuern Schweigen die Leiche. Nur - Mstet Datosom der hausbesitzer, lenkte in einer instinktivenAufwallung M Ordnungsgefübl den Stuhl ent und auf die Beine stellen, als ipt in den Arm fiel und mit ge er Stimme bedeutete, daß alles , wie wir es vorgefunden, zu belas T Bitte, bis der Korvner mit der Wktommisston eingetrean sei. - III-tosen gehorchte, da er einsah, daß I in meiner Eigenschaft als Advotat tät wissen mußte, was in solchen f W zu thun, und was zu lauen feI, III hoff mir schließlich auch, die an Leute zum Verlassen des ZinI Mk zu bewegen. Dann sandten wir sit-Ich nach der Polizeimachftube und M bis zur Ankunft der Gerichts ifston, im Flüstern-ne alle Even Gästen des grauenhaften Ereignis bespkechend, vor der wieder gefchlof Thüre Wache M etwa halbftündigem Harten Heu die Etwakteten ein und machten K gsfagxeich an die Arbeit. W Kote-net stellte var allem fefj, der Tod durch das Eint-ringen der Rockffe in’s Herz, und zwar sofort . seit-I sei Während nun hierüber , Staats-U aufgenommen wurde fä- ein Keines bedendes n eifring un Zimmer zu schaf , Hi feinen lißig funkelan An belåe Etsch des Mifnntesien Win Medic-. maGte ek zsanz der-. eikxs assch dem Wizdc fes stspätßendez Zuge-Kre- otfs dafän daß fut kj TM M Meist-es »Es it Mndekåm saß-abi M et B M stei I »Dan! der Anordnungen dieses Herrn,« erwiderte derselbe, aus mich weisend» «ia". »Was-l auch mit vom Preuss« frag der Kleine, rnich mit sein-en hellen Au gen schars anblitzend »So halb und halb,« erwiderte ich; und dann mich darstellend, mit turzer Verbeugung: »Nechtsanwalt Hoptins.« «Detektioinspettor Marlow,« gab der andere zurück. »Sie wohnen im Hause?« »Gewiß, seit einem halben Jahre.« »Kannten Sie den Ermordeten?« »Ob ich ihn kannte? Mein Gott. wie man sich eben in einem Boardinahause f tennen lernt —- wir sahen uns täglich. » grüßten einander, und damit waren s wir auch schon sertig.« l Waben Sie aus irgend jemanden ! Verdacht?« : »Nicht, daß ich wüßte.« ; »Hm — ein Raubmord scheint nicht - vorzuliegen,« murmelte Marlow; da siir sprechen sowohl der Zustand der Zimmereinrichtung als auch diewei » der des Mannes-, welche durch keinerlei Durchsuchung der Taschen in Unord nung gebracht erscheinen —- wie groß ist Ihr Personal?" wandte er sich dank-. an Dawson. »Ich beschäftige gegenwärtig insge samnit vier Leute.« berichtete dieser, »und zwar den Aufwärter, der den Mord entdeckte, eine Köchin, ein Stu benmädchen, und dann noch ein zwei tes, das ich vor einigen Wochen zur Ausdilfe annahm-" »Kann man die Leute sehen?« srug der Jnspettor. »Gewiß,« erwiderte Dawson, sich umsehend, ,,hier sind sie ohnedies alle —dieser ist mein Aufwärter Jack, Diese die Köchin hie-r seh-n Sie ha Stubeninädcknn und — ah! Nelld ist nicht hier!« unterbrach er die Vorstel lung, »Nclln ist nämlich das c«tlushilfs3 miidchenf wandte er sich dann erläu ternd wieder an ten Jnspettox »So —- und von den Miethern ver missen Sie niemanden?"« inauirirte dieser weiter· »Nein, meine Miether sind alle an wesend,« bemerkte Dawson, sich aber mals im Kreise umblickend »Hm ——« machte Marlow, »e5 würde mich ungemein interefsiren, diese ein zige, trotz des durch die Entdeckung des Mordes jedenfalls entstandenen Lärmeå, nicht anwesende Person ten nen zu lernen! Wo schläft das Mäd chen?« »Ich wies ihr ein Kämmerchen unter dein Dachboden ari.« entgegnete Daro son, .will übrigens gleich nachsehen lassen, was eigentlich mit Nella los ist denn von rechtswegen hätte ihr Dienst schon begonnen — heda — .,"Lassen Sie das!« unterbrach ihn Marlowz wir wollen dem Fräulein selbst einen Besuch abstatten, wenn — n: —- wenn der Vogel nicht etwa ·ngft ausgeflogen ist!« Sie meinen doch nicht etwa —« stotterte Dawson. »Ueber meine Meinung wollen wir später sprechenf brummte der Inst-et tor, »haben Sie vor allem die Güte uns nach dein Logis dieser Nellh zu führen, das Weitere wird sich darin - wohl finden. Sie begleiten uns doch l Herr Dottor2« wandte er sich dann an finish, »m:in tann nie genug Zeugen F und hauptsächlich rechtklundige haben!« l Jch bejahte und schloß mich derKom mission an, welche nun, von Dawson geleitet, ihren Weg nach deinDachboden nahm. Vor einer niederen Thür machte tiefer Halt; eh: er jedoch noch die Hand auf die Klinke zu legen vermochte, tarn ihm der kleine Jnspettor Zuvor, indem Ier die Thür mit einein raschen Ruck weit ausstieß und so einen unt-erwache ten, insafseiiden Ueberblick des ganzen Gemaches ermöglichte. » Unsere Blicke fielen unwillkürlich vor E allem auf das Bett, auf welchem in der That Nellh, iii anscheinend tiefem s Schlaf versunken, ruhte. i Jnspettor Marlow legte uns durch eine Gebärde Stillschweigen auf und schritt allein an die niertwiirdigerweise völlig angetleidete Schläfer-in heran. Sein Blick glitt prüfend über sie hin » weg, dann nickte der kleine Mann wie in äußerster Befriedigung vor sich hin lund rief nun ariz unvermittelt. und ; seine Rechte aus die Schulter des Mäd J chens legend, mit lauter Stimme dessen Namen : Mit einein plöjlichen Ruck Fuhr Nelly auf und starrte wie geistesabwes send aus unsere Gruppe. «Nelly,« fuhr.Marlow in gebieteri Dem-Tone fort, zweihalb erfiachen L me Mutes Damen-:- - Nelly etdleichte bei diesen Worten und stammelte einige its-zufammen hängende Worte. Antworten Sies« gebot Marion energisch. Jedes Leugnen wäre nutz Elos denn wir haben sämmtliche Be Iweise in der Handl« ; Nun Lethe das Blut wieder allmäh klich in die Wangen der anuitirten tüel und sich erhebend sprach sie mit Efester - Stimme: »Ich leugne es nicht!« E Ein Murmeln des Staunens und der Ungxänbiqfeit uniee den vor der Thäe hakt-enden Hausbewvhnetn folgte « diesen Wo sten. Jnipekioe Matlow aber wendete sich mit triumphikender Miene an unt. »Ich wußte es ja!« sprach et zufrieden, nnd das Lächeln, wäcka diesen Ase-Stuf begleitete, tsor des freundlich-beengeer eines Kin Iez ähniickz das ein vermißtes Spiel zwg Sein-den haf. .FEI—eD ift xe sichs möglich!« rief Wem nachdem et, ßch von sti W etth W, m da CIW Its-sage — sbeltor, fast möchte ich tro des schier unglaublichen Gesiiindni s meine Hand fiir die Unschuld dieses Kindes — denn ein solches ist Relly ia beinahe noch —- legen. » Thun Sie das lieber nicht!" erwi dette der Deteltivinspeltor sartastisch. .denn, wenn sie auch nicht sofort ge fianden hätte, früher oder später ware ihr doch nichts anderes übrig geblieben —- hier ist das »Gott-us delicti«, wel chesm ich gleich von Anbeginn auf die richtige Tabrte brachte!" Damit hielt er nu sein langes, blondes Frauen haar entgegen, welches dieselbe Farbe wie jene auf Nella s Kopfe aufwies. Ich fand ej hinter einem Finger nagel des Todten eingetlemmt,« fuhr Marlow fort, »und wußte nun ali bald, daß nur ein Weib die Thäterin fein konnte, umsomehr aber. als kch von der Abwesenheit der einen der beiden Mägde hörte. Das eine überrascht mich zwar, ganz offen gestanden, daß ich die Mörder-in, statt ihre Flucht lonstatiren zu müssen, im besten Schlafe hier an traf!« Bei dem Worte »Mörderin« war Nelln zusammengezuckt, und wie fle hend wanderte ibr Blick von einem zum andern der Umstehenden Auch mich traf er, und sonderbar! Statt daß ich Abscheu empfunden hätte, stieg ein nnendliches Mitleid in mir ans — diese klaren, blauen Augen konnten leinek gemeinen Mörderin angehören! Irgend ein geheimnißoolles, absonder liches Motiv mußte ihrer Hand!ungs weise zugrunde liegen, das sie dazu bcwogem eine so gräßliche That zu vollführen Und, einem plötzlichen Jms pulse folgend, trat ich vor Nellv hin, während ich mit lauter Stimme iu den übrigen Anwesenden mit den Worten mich wandte: »Was auch immer der Beweggrund aewesen sein man, ich übernehme die Vertheidigung! Sie sind doch damit einverstanden?« frug ich alsdann das Mädchen, welches nun völlig apathisch vbr sich binstarrte. Aber erst meine wiederholte Frage riß sie aus ihrem Brüten, und rnit tonloser Stimme li spelte sie endlich: »Bei-ruhen Sie sich nicht. meine Her ren —- ich bin bereit, meine Schuld zu sühnen, und ich wünsche nichts sehn licher als den Tod!« »Ah. ob Sie den verdienen, wollen wir denn doch erst sehens« rief ich eifrig. »Das zu untersuchen, wird Sache des Gerichte-J sein,' bemerlte hier trocken der zur Kommission gehörige Untersuchungsrichter, welcher bisher nur ein stumtner, aber desto aufmerk samerer Zubiirer gewesen war. »Sie alle,« fuhr er fort. »waren Zeugen des freiwillig abgelegten Geändnifses.« »Das war lein sreiwilliges Ge ständniß!" unterbrach ich ihn. »Es war eine Ueberrumpelung!« »Ereifern Sie sich doch nicht zur Un zeit, here DottorI erwiderte ironisch der Untersuchungs-richten »Sie werden vor der Jury Gelegenheit genug zu Einspriichen haben —- das sent Nabe liegendste ist die Verfassung des Pro tololls, welches ich alle Anwesenden mit zu untersertiaen bitte.« Selbstverständlich hatte ich lein Recht, mich dem nun einmal vorge schriebenen Gange der Justiz zu wider sehen und ließ daher den Dingen ihren Lauf. Bald waren alle Formalitiiten er füllt und durch ein dichteö Spalier Von mittlern-eile vor dem hause angesam melten Neugieriaen wurde Nella zu dem Wagen aeleitet, der die Mitalieder der Kommission gebracht hatte, und der sie nun dein Unersuchunasgefäng nisse zufiibrte. Am nächsten Tage fand ich mich doetselbft ein und erbielt auch, nachdem ich in aller Form erklärt batte, dieVer iheidigung zu übernehmen, Erlaubniß, die Jnternirte in ihrer Zelle aufzu suchen. Jch and sie in einem völlig Mathi schen Zustand. Aus alle weine Fragen gab sie nur kurze, ausweichende Ant worten, denen absolut nichts Positier für die Bertbeidiauna Günftiges zu entnehmen war. Schon wollte ich da ber für heute den Versuch sie umzu stirnrnen, aufgeben und stellte als leite Frage nur noch die, ob sie teine Ber wandien besäfze, denen ich eventuelle Mittheilungsen von ier zukommen las sen könnte. Und da war plohlich das Eis ge brochen! Ein lonoulsivisches Schluch zen erschüttern miteinennrkale den zarten protoer. uno nm oem schmerz lichen Aufschrei: »O, meine arme Mut ter!« sank Nelly, das Antlitz in den händen bergenv, auf den einzigen vor handenen Stuhl. Trotz meiner Ueberraschung über diesen elementaren Gefühlsausbtuch Sant- ich alsbald berubiaende Worte, welche die beabsichtigte Wirkung denn auch nicht verfehlt-en ,Jhte Mutter lebt hier?" frua ich schließlich. Zur Antwort schüttelte sie heftta den Kopf. »Als-s nicht in der Stadt-— weiter draußen, auf dem Landes« forschte ich wester. Aberrnals verneinte sie durch eine Kopfbewegunz dann aber stieß sie die Worte hervor: »Sie lebt nicht mein-, vie Gute, die Ein-Ege— He ift todt!« »Waru- starb lief« Besten-« h Käf-e ; gestern-; tgich auf das s et un un ei itig tauchte f- este die WM auf, daß dieee Todesfall nett des Weide-so se »i- srk spa- Mse ess. sei-spal- ich M W laden- nPt a sin U—Wssee· Eis-Zeigt snhr ich spri, »und um welcheStundei« »Weiß ich’si« iru sie zurück. »Seit gestern habe ich die «trechnung iiberg haupt verloren —- ach, und nun wird man sie zur lebten Ruh in’s Armen grad betten —- allein —- Iiemand wird sie leiten —- o, du, mein Gott!" -in abermaliger inten ver Schmer zensauihruch sol te die ern Ausrufe. Dann aber faßte re sich und hat mich mit fliegenden Worten, ihr nur den einen Wunsch zu erfüllen: Dem Lei chenbegängnisse der Mutter beiwohnen und ihr dann Bericht zu erstatten. Weiter begehre sie nichts, schloß sie, und wolle dann gerne sterben, ja, sie iehne vielmehr die Stunde der Verei nigung mit dem Wesen, das sie allein auf der Welt geliebt und fast wie eine Heilige :erehrt, herbei. Tem alten Sprichtvorte: »Schmiede das Eisen. io lange es warm ist!«ge ge mäß« versprach ich. ihre Bitte zu er füllen, aher nur unter der einen Be dingung, daß sie mir vorher den Be weggrund zu ihrer gestrigen Hand lrsngsweise mittheile. Und nun entrollte sie vor meinen Augen ein düstereg Lebensbild, welches sich mit all seiner Tragit nur allzu oit inden verschiedensten Variationen ab spielt. Nellys Großeltern waren reiche L,eute deen größter ctolz nach ihren Geldsäcken die einzige Tochter gewesen Große und ehrgeizige Plane hatten sie ickon lange geichmiedet eh-: das Miid chen auch nur an die Grenze des hei rathssiihigen Alters gelangt war. Ein Herzog war noch einer der mindest tsedentenden Gatten, welcke sie fiir ihr Kind in Aussicht genommen. Aber es sollte anders kommen, als si: sich’s ausgemalt hatten. Auf einem Ball lernte das junge Möbel-en den Mann rennen, dem ihr Herz vom ersten Augenblick an gehörte. Ihm war ihre liebreizende Erscheinung J Iusuu einig-sauern unu um getuiegmu - Menschentenner auch ihre offenbare Zuneigung nicht entgangen. Leider war es jedoch tein Ehrenmann. dem sich die bisher unberührte Blüthe in aller Un schuld zuneigte, sondern eine jener tluchroiirdigen Existenzen. welche mit talter Berechnung von Minute zu Mi nute auf den Moment lauern, der ib nen ohne größere Anstrengung ihrer seits, ein Vermögen in den Schooß wpirft. Die Frage, ob die Mittel, welche sie, wenn sie schon selbst dem säumig-en Glück dabei ein wenig «na:b helfen«. auch lautete sind, tommt da bei für sie nicht in Betracht. » Und einer jener strupellolen Aben tiurer war auch Isoe Bartlen. Ueber die vetuniäiren Verhältniss-: der Eltern ron Nellhs Mutter war er bald im Materi, ebenso wie über den von ihm einzuschlagenden Weg, nachdem er zur Kenntniß gelommen, daß man ihn auf reauläre Weise niemals als Schwie gersohn anertennen würde, was so ziemlich gleichbedeutend mit der Ver weigerung der reichlichen Mitaist war, nach welcher doch in erster Linie sein Trachten ing. Er wu te daher das arglose, ver liebte Mädchen dazu zu bereden, daß er mit ihm floh, da er mit größter Sicherheit daraus rechnete, daß man ihm, um einen Etlat zu vermeiden, so dann ihre hand in aller Form bewil ligen würde. Sein Opfer wäre ihm aber trohdem nicht gefolgt. wenn er nicht gefchworen hätte, aus der ersten Station die Trauung vornehmen zu lassen. Er hielt auch Wort — dem Anschein nach wenigstens — denn in Wichtch teit spielten nur einige Spieszgesellen des Ruchlosen, welcher sich auf teinen Fall aufs Geradewohl binden wollte, die Rollen des Geistlichen und Frie densrichters. Bartlen hatte sich jedoch griindlich rerrechnetl Statt den angeblich Ver mählten zu verzeihen· oerstießen die Alten das «entartete« Kind und über liißen es dem Schicksal und dem ge wissen-lasen Versuhrer, der sich dann einfach aus dem Staube machte, nach dem er noch hohnlachend den gespielten Betrug geofsenbart. Mildthätige Leute nahmen sich der Aermftem sowie des Wesens an, dem sie einige Zeit später das Leben schentte. Recan Mutter besaß eine überaus fromme Natur, und nachdem sie iiber die ersten und hettiasten Seelentiimpse hinaus war, suchte sie in ist-erschütter lichem Gottvertrauen sich und die Meine durch ihrer hände Arbeit fort zubringen, was ihr denn auch recht und schlecht gelang. Mit dem zuneh- - menden Alter schwand jedoch ihre Ar- " beitjiiihigleit dahin, und Nellh mußte nun wacker Initverdienen, um die Mut ter so viel als möglich zu entlasten. Der nunmehr bejahrten gottesfürchti gen Frau fraß aber der Kummer da rüber, baß sie als »Mutter« mit ihrem Möbchenncmen sterben sollte, unabläs sig am herzen und brachte ihren ge ichroächten Körper von Tag zu Tag dem Grabe näher. Nellh hatte mittlern-eile den Posten als Anshilsemäbchen bei Damian an getretem Vor wenigen Tagen fühlte sieh ihre M fier dem Tod-e nahe und enthüllie Nein das Geheimnis ihrer Geburt, dabei als lebten Wunsch äußern-, daß sie wenigstens im Tode unter dem ihr gebührenden Namen ruhen wolle. An dieser firen Jdee hielt sie nnausgeseht fest und gab ihr schließlich in den später eingetretenen Fieberphantasien ununterbrochen herz vergreifennen Ausdruck. Rellh war rathloj. Da erkannte sie kriege-Kern mii eitrnh ais-Freude und san-see gemischt-:- Gesiihc is Js ssrtleh ihres Beitr-er Mit Leicht er SW MM trntsie. vorn Lager W der Sterbenden toinrned, vor den Mann. gab sich ihm zu ertennen nnd beschwor ihn, fein Vergehen gegen die arme Frau wenigstens fest theilweise gutzumachen, indem er sie im letten Momente zu seiner legitimen Gattin und ihr la das Ende leichter machte. Der Schrift abvr lachte ihr geradezu in’e Gesicht und belegte ihre Mutter mit einem Namen, der das ohnehin iiber Gebiihr aufgeregte Mädchen in direkte Raserei versetzte. Das aus dem Tische liegende Brodmeffer ergreifen und Bartley in die Brust stoßenAoar das Wert eines Augenblicks-. Röchelnd bracher zufammen, während Nelly, wie vrn Furien gepeitscht, nach der Woh nung ihrer Mutter eilte. Sie fand aber nur mehr eine Todte! —- lb von Sinnen lehrte sie da in un er haus zurück, begab sich auf ihre Kammer und itarte dort regungslos vor sich hin, bis sie in jenen lethargischen Schlaf verfiel, in dem wir sie antrasen. Tief erschütttert sprach ich der Ar men Muth zu, als sie ihre Leidensge schichte beendet hatte. Dann sorgte sie aus eigenen Mitteln fiir ein würdiges Begräbniß ihrer Mutter nnd dant meiner flammenden Vertheidigungs rede fällte die Jury vier Wochen später ein freisprechendes Urtheil. Sie dankte mir mit mildem Blick i.nd wies jede weitere Hilfe sanft, aber bestimmt ab. Ich verlor sie dann aus den Augen. Als aber nach Beendigung des Sezessionstrieges die Verlustliiten publizirt wurden, fand ich in einer derselben ihren Namen. Sie war als Krankenpflegerin auf dein Felde der Ehre gefallen und hat so tausendfach geflitmt, wag sie in einem Momente tier Verwirrung fast unbewußt ver brachen. Friede ihrer Asche! H Die Kosaken und die Kriegs lckkcspcllccllchL Eine heitere Episode aus PortArthur. Von Adolf Hölleri. Es war vor einem Vierteljahrr. Port Aethur bot ein Bild der Ruhe und Sicherheit. Jeder ging seinen ge wohnten Geschäften nach. und nur das rege Leben und Treiben der russischen Soldaten. die fieberhaft an der Be festigung der Stadt arbeiteten, erin nerte, daß ein Krieg zwischen Nuß iand und Japan im Gange sei. Mittags lonnte man aus dem Marltplatze Militärmusit hören, und Abends tönte Gesang, Instrumental und Streichmusit aus jedem Vergnü gungslolaL Die Kriegslorresponbentem die da mals noch in Port Arthnr gut gelitten waren, konnten ihren Zeitungen nicht genug iiber bas schöne Leben in der mächtigen Festung berichten und sie wurden nicht müde, der Welt in allen Sprachen zu vertiinden, daß Port Arthur uneinnehmbar sei. Die Zeiten und Ansichten haben sich inzwischen allerdings ganz wesentlich geändert. Die meisten Kriegstorre spondenten mußten Port Arthur ver lassen, und hinsichtlich der Einnahme der Festung äußert man sich heute skeptischer. Jn einem großen Biergarten, der zwischen der Stadt und den Festungsi mauern liegt, war großes Konzert, Volksbelustigungem Tanpergniigum gen und Scheibenschießen, und der Garten wimmelte von Kosaten, Tschertessen, Kavalletisten undsnsaw teristen, Pionieren und Train. Alles trant nnd tauchte, sang und schwatzte, lachte und scherzte, lolettirte und tanzte. . . « Jn dem bunten Wirrwarr siel be sonders eine Gruppe Kosalen aus, die russische Vollslieder zum Besten ga ben, und ihre Gesangdstiiete mit Si cherheit und Geschmack auösührten. Das gab sitr die dort anwesen den Kriegstorrespondenten prächtigen Stoff, und so lam es, baß sich nach und nach eine kleine Gesellschaft dieser herren in her Nähe der Kosaten nie verließ und ihren halb muthwilligen und heiteren, halb traurigen und von unendlicher Wehmuth durchwehten Gesängen lauschte. Unter ben Kriegslorrespondenlen sielen besonders wegen ihrer grund verschiedenen äußeren Erscheinung zwei Franzosen aus. Der eine, lang und dürr wie eine hopsenstanae. mit blassen, leidenden Zügen und schwar zen haaren, der andere dick und tagel rund wie ein Biersaß, mit rothem, -..t--L.«.-c--«- -t-«..-t:-a-.- m-k«t«s . uuuquusuuuuy Heu-· ask-«- uu Visite-s und dünnen, blonden Haaren Der schlanke here hieß Utiabosse, der dicke Montbtison. Als die Kosaien zum Schluß die russische Notionalhmnne sangen, siihlte sich Urlabossr. dek damit seiner Vetbkiiderung mit den Rassen Aus druck geben wollte, veranlaßt, sich siik den Genuß. den ihm die Kosoten be reiteten, erkenntlich zu zeigen. Mit dem den Franzosen eigenibiiw iichen tempekanienivollen und theatra lischen Wesen ging Urlabosse zu dem Ditigenien und drückte ihm zwei Ru bel in die händr. Aber dieser hatte die beiden Silber siiicke kaum gesehen und in die Taschen qleiien lassen, oli seine Kosalenbrnsi von dein Gefühle der Dankbarkeit übersieötnte. Er etsaßte den geneeiisen Spendek bei den seinen and schlenderte ihn in die Lust. singof ihn ans med, nntersiii i von sei-III est-fischen Gewisshe detiy werde der französisc- riesi , korrespondent Urlaliosse genöthigt, sich 6—8 Mal ln die Dishe swrrfen und wieder auffangen zu lassen. Vor Erstaunen und Einsehen völlig verwirrt, fiihlt Urlahosfe endlich wie der Boden unter den Füßen nnd dankt seinem Schöpfer von bergen, denAiw druch der losalischen Dankbarkeit uverftanden zu haben. Mit zerlnittertem hul, zerzaustem Bart und wirrein haar lommt er bei seinen Kollegen an und wird von die sen mit einer wahren Lachsalve be grüßt. . Die Kofalen hatten sich von ihren Dankbarkeitsaefühlen laum erholt, als sich ein sei-mächtiges gelbesMänn: chen, mit schwarzem haar und in der Tracht eines Chinesen, an sie heran schlich, dem Gesangsdirigenten drei Nubel in die Hand drückte und ihm in schlechtem Russisch zu verstehen gab, daß dieses Geld von jenem wohlbe leibten Herrn mit den blonden. dün nen Haaren herrühre, der gleichfalls von dem Wunsche beseelt sei, dieDanl barleit und Ehrerbietung der Kosalen in gleicher Münze zu empfangen wie sein Kollege. Jm nächsten Augenblick stürzten sich die dankbaren, losalischen Seelen auf den nichtgahnenden Montbrifon und machten ihn —-— nolens volens —-- zum Luftschiffer. JedesmaL wenn der Ungliiitliche wieder zur Erde lam, hörte man fein Aechzen und Stöhnen, aber die Danl barlcit eines Koialenherzens schließt bekanntlich jede-:- andere Gefiihl aus«-, und so mußte sich denn der dicke Fran zose in’s Unvermeidliche schicken. Als Montbcison die losalische Höf lichleit überstanden hatte nnd ganz er ichiittert, schweißtriefend und pustend über feine Luftfchifffahrt nachdachte, lam er auf den nngliicllichen Gedan len, daß ihm die von seiten der Ko falen bewiesene Ehre wohl nur deg halh widerfahren sei, damit auch er, wie sein Kollege llrlaboffe diri- gethan, ihnen ein Trinlgeld gehe. Um sich nun nicht geizig zu verhal ten, und zu zeigen, daß er ein vierfach größeres Gehalt von seiner Zeitung beziehe. als sein ausschneiderischersioli lege Urlabosse, schenkte er dem Diri genten einen Zwanzigrubelschein . . . Aber jetzt bra die Freude der Ko saten rnit wilde Macht hervor. Sie ergriffen das unglückliche Opfer ihrer Dankbarkeit und warfen es immer wieder von Neuem in die Lust, so daß der in dieser Weise geehrte und ge ängstigte Montbrison lieber eine Fahrt in den Taktart-s, als diese unfreiwil lige himmelfahrt gemacht hätte. « Als er spät Abends nach Hause ging und diesen Vorfall in der richtigen französisch-russischen Beleuchtung sei ner Zeitung schrieb, tonnte er es doch nicht unterlassen. am Schlusse seinem Artikel beizufügen: «Liindlich, schändlich!"« Das Schönste aber iomrnt noch. Die « damals in Port Arthur erschienene und und auf Packvapier gedruckte Zei tung machte zu dieser seltsamen Bege benheit die Vemertung: »daß man noch nicht positiv davon überzeugt sei, ob sich die tosatische Höflichkeit und Dankbarkeit tm Allgemeinen wkctlieh in dieser ttlrt äußere, oder ob sie nicht vielmehr von russischtn Ossizieren ver anlaßt worden sei, urn den nicht allzu sehr beliebten Kriegstorresvondenten einen Schabernack zu spielen.« »Daß aber,« schrieb das genannte Blatt, »der kleine schwarzhaarige, get be Chinese tein solcher, sondern ein ja panischer Spion gewesen sei, möchte eg mit sicherer Gewißheit behaupten.... - Der ättette des-steter des Orde. Vor einigenJahren hatte derSchwies aersohn Karl Hagenbecks von einer rie sigen Schildtröte gehört, die auf einer der Sehchelleninseln bei Madagaolar von den Eingeborenen verehrt wurde. Diese ehrfiirchtige Anbetung brachten die Leute dern Thiere dar, nicht nur« weil es ungeheuer groß ist ——-ett wiegt 970 Pfund —- sondern anch, weil es dotumentarisch erwiesen ist« daß die Schildtriite schon wenigstens 150 Jahre lebt, wahrscheinlich aber noch 100 oder 150 Jahre älter ist; denn wenn die Eingeborenen vor 150 Jah ren zuerst die Schildkröte wegen ihres Alters verehrten, so muß sie doch schon sehr betagt, also wenigstens 100 Jahre alt gewesen sein-. Das läßt sich auch aus dem gewaltigen Panzer des Thieres schließen. Nach großen Mühen gelang es Dagenbeet selbst endlich, das Thier auf die Weitausstellitna von St. Louis at- briuaen. doch muckte den Eingeborenen die feste Zusicherung gei geben werden, diese Heilige Sehen würdigtest wohlbehalren nach den Seychellen wieder zurückzubringen Als Hagenbeck das Thier feind wuchs ein Nein-r Paimenbaiitn auf feinem Rücken. Die Schild-trink liebt den Schlamm und fo ist es wahrscheinlich, daß Erde in eine tiefe Narbe ans ih rem Rücken hineinkam, in der sich auch Samen eines Brunnens-Damms befand, und daß in diesem Erim-ich der Baum wuchs, Wurzeln same und zu einer Zwisfcn Große gedieh. Das Thier sitt beirs Stiche streift-. Jn feinem starken Käfig. ir- dem ee auf die Weltaussreilung gebend-i wurde, ward ei un ebuidig und zerbrach dabei mit Leicht gkeii die sehr festen Dolzfiöbh —-—-- b-— . Rauche Menschen haben ein-as von M Sei-Meinte- , : Es kommt nie M West pen.