» Herrenloses Gut. MWW « Raum von warte Bernhard. (1. Fortsetzung) »Ja Dortmund waren sie viel net Mi fuhr das Kind unbeirrt fort. »Da hat keine einzige zu mir gesagt daß ich wunderlich ausseh’ und anders wie ihr beide!« »O ja, Kindchem das ist oft genug geschehen —- du hast es nur nicht ge OW« hanna bekam große Augen« -Jn Dortmund auch? Wirklich?« »Ganz gewiß!« nickte Herr Pio itowjkh. »Sogar die Süßigkeits tante, bei der du dir immer deine Cho iolade holtest, hat mich neulich ge fragt —« Mitten im Saß stockte der Redende anz auffällig. Er hatte einen Blick feiner Gattin aufgeiangen, der ihm sehr deutlich sagte. er möge nicht wei ter sprechen. »Was denn? Was hat sie denn ge fragt?« forschte Hanna eifrig und iupfte den Vater aufgeregt amAermeL Er war kein Diplomat der gute Piotrowsly. Die aufmerksamen Kin detaugen sahen sofort, wie verlegen er Waf. »Ach, dummes Zeug, was wird sie denn groß gefragt haben? Und was liegt schließlich daran? Die süße Ma dame gehört in das Kapitel unserer « Vergangenheit und wir zwei beide sind moderne Produkte, die sich blos an die Gegenwart halten. was-, mein Fäßchen? Komm, laß dich von mir ins Bett legen! Aha, das kann dem Fräulein wohl gefallen, sich so mollig einzuwickeln, und Papa und Mama stehen dabei und sehen zu!« Hanna aber wickelte sich noch nicht ein, sie richtete sich noch einmal in ihren weißen Kissen auf. »Warum siehst du den Papa so — so —- sonderbar an, MarnachenZ Ja Ith du thust es, ich hab’ es gesehen!« .Ja. du Schaf, soll denn deine arme Mutter nicht einmal die Erlaubniß haben, ihren eigenen Ehemann anzu sehen, den sie ohnehin beinahe den gan c Tag entbehren muß? Du bist ja reine Spion, der reine Polizei Mith »Aber —- aber — ich will doch wis sen, was hie Frau von mir gesagt hat nnd warum ich nicht nach der Mama und nicht nach dir ——« »Ich kann es dir nicht verdenten, liebes Kind. daß du gern so aussehen möchtest wie ich! So -’-n schöner Kerl wie ich bin, und dann in’s Weibliche Ebetsest —- ja, das tönnt’ uns schme deni Leg’ aber diesen Wunsch etrost in den sonstigen vernichteten Hoffnun gen deines Lebens. Toclxn —- es hilft dir alles nichts!« »Aber wie kommt es, basz —« «Sag’ jeht dein Gebet, Hannak So sortt Jch wünsche est« Das Kind kannte diesen festen, » sanften Ton der Mutter —- jetzt hörte L . ragen und Widersprechen aus- Mit einem leisen Seufzer legte hanna sich nieder und faltete die hände —« «Bater unser-, der du bist im Him mel —-« Das Kind betete langsam und aus dtussvom es verstand ossenhar den Sinn der Worte ganz genau. »Ja Ewigkeit — Amen —- noch ei nen Kuß, Mutterchen, und bleib’ doch noch ein kleines Weilchen bei mitt« Es dauerte wirklich nur ein Weil chen und Hanna schlies. Das Ehepaar saß noch eine Weile ins gemiithlichen Wohnzimmer beiein ander. herr Piatrowslh tauchte eine cisanette, seine Gattin stickte an einer Scher für hanna ,Ss fcknveialam Frau Dara? Lea’ Mi den Zeugen weiblicher hausindu seit beiseite und sieh deinen getreuen Wsponö in die Augen. Seh-neigend that Frau Piotrowstn, vie ihr geheißen war. Jn ihren sanf ten, lichten Augen standen Thränen. »Aber, Kind —- aber, Dora — ist ; denn das nun Vernunft? Hat denn f . das 'nen Sinn, hier zu sitzen und zu i Ieisni Du weißt doch: es gibt einige Dinge aus dieser schönen Welt, die kann ich schlechterdings nicht vertra gen —- eins davon sind deine Timä ". sent« hastig legte der Redende die Eich tette fett, nahm seine lleine Frau in den Arm und küßte ihr die Tropsen m den Wimpern. ·So! Nun bitt' ich mir ’n freund liches Gesicht aus, nicht so ’n mühseli sei Lächeln, das gleich wieder an sei Iee eigen-en Erbärmlichteit zugrunde LDuiAnnd O vondeeGes ist natürlich wieder bannt-, nahek« » . seen Dor- nickt-. M dazu ist doch in des Teuf... Iß des Mckncki Namen gar kein plan Iet Grund da —- tvasi Bist solch His, sum-sei Weibchen aber » ! Nicht rühe’ an! Nicht site ’n en Descr! haft du dir nicht gliihead Maschtr wenn wir U aus Dort-stund heran- Dä Hi n wir nur recht weit fort j nd in einer anderen Stadt Ti LI- M sit mit Mai-nd s- M N sit seit Des mä Ip ben in ’ner anderen Stadt, noch dazu in ’ner hübsch großen —- nun ist es wieder nicht recht! Ja —- da soll doch gleich —« Die kleine Frau schmiegte sich an ihren Mann und tiißte ihn auf den Mund, mitten in das schwarze Bart gestrüpp hinein. »Weil-ig, Arnold, ruhig! Ja, ja, ich gebe es zu, mir ist mein Wille gesche hen. aber je größer das Kind wird, desto mehr bin ich in An st, es könnte etwas erfahren. Und wir sind doch beide einig darüber geworden, du Und ich, daß sie das nicht soll und nicht dars!" »Richtig! Soll nicht! Darf nicht! Dabei bleibt es! Aber wer in aller Welt soll den Schnabel aufthun und —" »Mir ist nicht nach Scherzen zu Muthe, Arnold!« »Herrgott, mir auch nicht, Dorn! Die Geschichte an sich ist verteufelt ernst, ist hoch tragisch, und wenn solch junges, weiches Geschöpf so etwas un vorbereitet erfährt ich möcht’ für die Folgen nicht einstehen! Drum eben soll fu«-s nicht wissen« — »Schon in Dortmund hab’ ich leine Ruhe gehabt —« »Ganz uninotioirt, lieber Schatz! Jn dem guten, alten, traulichen Nest hat keine lebende Seele ’ne Ahnung von der Sache gehabt -. . . ist ja auch gar nicht in Dortknund passirt, son dern da ganz oben in Norddeutsch land, wo die Geographie beinahe zu Ende ist! Und nun vollends hier .. .« »Jn München ist solch’ riesiger Fremdenvertehr — ein ganz interna tionales Leben —- alle sagen es, die hier wohnen, und ich hab’ es selbst schon gesehen in den paar Wochen, die wir hier sind! Wie leicht kann da Je mand auftauchen, der um dieGeschichte III-is —·« wird er’s unserer Hanna nicht an der Nase ansehen können, daß just sie das jenige Kind ist, um das es sich damals gehandelt hat! Ueber die Geschichte ist lange Gras gewachsen —- oerlaß du dich getrost auf mich! Wir leben in ’ner ereignißreichen Zeit —- schlag’ du heute die Zeitungen auf —- jede Seite bringt ihre Sensationönachrichten aus aller herren Ländern. Und gerade das rege Leben hier kommt uns zu gute. München, das schluckt die ge ehrte Familie Piotrowsky über, wie der Elephant die Pille!« »Ja, aber nun kommen hier diese fremden Leute und erzählen dem Kinde vor, es hätt’ ein wunderliches Gesicht und keine Spur von Aehnlichkeit mit uns beiden —« »Hm sie ja auch nicht! Kann sie ja auch nicht haben! Wie soll der arme Wurm das anfangen, mit Leuten Aehnlichkeit zu haben, die gar nicht seine rechten -—" Frau Piotrowsky deckte ihrem Manne die weiche Hand iiher den Mund. »Aber still doch, Arnold2 Um Got tes willen! Wie leicht kann die Köchin oder Fräulein in der Nähe sein und horchen!« .Unsinn, Doretta!« sagte Herr Pitrowskh. »Die Theres’ hat in der Küche alle Vände voll zu thun mit Geschirrabspiilen, und Fräulein sitzt in ihrem Bau und häkelt, da wett’ ich meinen Kon drauf. Die ist auch viell zu indolent und zu stupid, urn sich au s Lauschen zu verlegen! Wenn die bei ihren Stäbchen und Luftmaschen sitzt, dann fragt sie nichts nach him mel und Erde! Ja, also, was die fremden Menschen betrifft-den Mund lllllllcll Mit lgllclt mu« zuutuucty uuu es werden noch viele tommen und sich wundern, daß Herr und Frau Pio trowsty ibrer einzigen Tochter so gar nichts von der eigenen Schönheit mit gegeben haben!" »hanna macht sich eben ihre Gedan ken darüber! Jch weiß das! Jch tenne sie zu genau! Sie ist in der Be- i ziehung nicht wie andere Kinder, de nen solche Aeußerungen zum einen Ohr hinein-, zum anderen hinaus gehen! Sie ist so grüblerisch veran lagt, sag’ ich dir, daß sie nach Tagen — nach Wochen sogar manchmal, ir- · gend eine Bemerkung zitirt, die dieser oder jener ganz harmlos gemacht und die sich bei ihr sestgesedt hat und sie nicht losläßt, man mag sagen, was man will. Nun mußteß du auch noch noch kommen und ihr erzählen, daß sich die Leute in Dortmund ebenfalls gewundert haben —« «Ra, bitt' schön, sei so gut! Glaubst du wirklich, das Kind liegt l fest da in seinem Bett und brütet iiber den Anmerkungen der Schotoladen tante in Dortmund?« l .Dai Kind schliist jeht, das wissen i totr alle beide! Was ich aber wei, ist daß mich morgen mit dein seit - i sten an angen wird zu fragen, was du gehört hast und wie es zusammen- i hängt, daß sie so ganz aus der Art seicht-m i·«st »Dann sei dn so gut und sag» the, das es tausend Dinge aus der Welt M —-- --- z» -. .-...- . --MÆ-A— ibt, deren Zusammenhang uns gro-’ gen, erwachsenen Menschen verborgen bleibt -— um wie viel mehr so ’ner tleinen, naseweisen Krabbe! Es liift sich nun mal im Leben nicht alles o glatt und bequem abhaspeln wie an ’ner Spule —- die Weisheit hat schon in ibrem achtjährigenstindstopssPlas, sollt’ ich meinen. Jst ja v’n intelligen tez Ding, die Hannal Na, genug da von! Wersen wir mal noch vor Schla fengehen ’nen Blick in die »Münchener Neuesten Nachrichten« ! « Piotrowstn stand aus, streckte seine bünenhafte Gestalt, gähnte laut und hob seine Arme mit geballten Fäusten zur Zimmerdecke empor. »Höllisch miide macht einem fo ’n Tag in der Fabrik, man fühlt seine Knochen! Komm, Dorli. sei ein gutes 1 Kind, lies deinem braven, liebenMann ’n bissel was aus der Zeitung vor, ja? » ch zünd’ mir verweilen ’ne frische iaarette an. So das ist bravi Das ist die deutsche Hausfrau, wie sie ; im Buch stehn Ah! Wie wohl das! thun« 1 is e) Heiße Augustsonnr. Auf dem hüb schen Landgut Waldhammer bei Ro fenheim bringt man das letzte Getreide herein. Auf dem Landgut Waldhammer ist hanna Piotrowstn seit mehr als zwei Monaten bereits in Pension, um frische Luft und frische Milch, um Tannenduft und Schwarzbrot zu ge nießen. Sie ist nicht die lleine achtjiihtige Hanna mehr· Sie ist ein lang und schlank aufgeschossenes Mädchen von mehr als fünfzehn Jahren —- ebeu so lang und schlank ausgeschossen, daß die Eltern besorgt wurden und der Hausarzt tretirte: »Einstweilen ist’s genug mit demLernen, erft heißt’s mal gesund werden und sich rathe Backen·anschassen, dann wollen wir weiter sehen!'« hanna hat umsonst betheuert, sie sei gesund, sie übertreibe nichts beim Lernen, sie wolle weiter studiren, sonst werde sie aus allem herausgeris sen und habe es später doppelt schwer. Der hausarzt war ein Feind der mo dernen Frauenbestrebungen, herr Motrowsth war es eigentlich auch. »Ghmnasrallurse! Unsinn! Hat man in unserer Jugend davon gewußt? Haben unsere Frauen dergleichen ge trieben? Und sind sie nicht trotz dessen brav und verständig und machen uns glücklich, führen unseren Hausstand musterhaft und lassen auch ein ver nünftiges Wort mit sich reden, wenn’s auch kein gelehrter Schnickschnacl ist?« Und Frau Dora hatte des Mäd chens schmales, bleiches Gesichtchen ge streichelt: »Sei gut, Hanna-Weibchen, sieh es ein, es ist zu deinem Besten! Bist mir ganz weiß geworden und hast so dunkle Schatten um die Augen herum, das ist alles vom Studiren! Sei still, widersprich nicht, ich hab’ nachts um eins, um halb zwei zu ver schiedenen Malen Licht in deinem Zimmer gesehen! Komm du mir frisch und rosig, mit kräftigem Appetit zu rück, dann hab’ ich nichts dawider, wenn du deine Studien aufnimmft und, glaub« du mir, dann fällt dir das Lernen noch viel leichter wie jeßt!« Bisher war es mit der rosigen Frische und mit dem träftigen Appetit noch nicht viel geworden. hanna trank gewissenhast stischgemoltene Kuh milch, ging viel spazieren, nahm kein Buch zum Lernen vor und hielt sich tagsiiber im Freien auf . . . . es wollte ihr alles nicht so recht anschla gen. -—— Die Frau vorn hause, durch und durch prattisch und in haus- und Gartenwirthschast geradezu Autori tät, mahnte umsonst zum Essen und rieth zu allerlei Sport: Rudern aus dem kleinen See, Tennisspiel und so weiter. Hanna lehnte alles mit ihrem lieblichen Lächeln dantend ab: das sei nichts siir sie —- sie werde so leicht müde. Auch die beiden Kinder des Hauses waren nichts für ste, wenn sie der Wahrheit die Ehre aeben wollte. Wie sehr viele erninent praltische Leute,j hatten herr und Frau Pfeisser, die Besitzer von Waldhamnier, an ihren Sprößlingen die totalen Gegensähe ihrer eigenen Individualität groß ge- - zogen. War es, daß sie sich nicht ge nügend um ihre Kinder getümsnert hatten, suchten sie geflissentlich etwas darin, ihnen nichts in den Weg zu le gen, oder hatten sie vollaus genug an ihrer eigenen praltischen Lebensauf sassung, daß sie dieselbe bei ihren Kin dern absichtlich außer acht ließen . . . . Sohn und Tochter Pfeisser waren außerhalb des elterlichen hauses, in Pensionen und Erziehungsinstituten, ausgewachsen und beehrten eben fett dies Elternhaus während der Som merserien mit ihrer Gegenwart — zwei ultramoderne, «neudeutsche« Erenidlare, troh ihrer grünen Jugend, oder vielmehr gerade wegen derselben, rnit allein und jedem aus dein Lau senden, vor nichts zurückschreelend, sich über nichts wundernd. das ganze Le ben mit beraussorderndern und über legenem Lächeln betrachtend, als eine tin gan n recht öde Einrichtung, die ihnen, en Kindern der Aufklärung, tin Grunde nichts mehr bieten sitönne. Bruder wie Schwester — er einund zwanzig. sie achtzehn —- fanden hanna Piatrowsth unglaublich sade und langweili ; sie hatten ihrer Mut ter schon die chönsten Vorwürfe ge macht, das Mädchen überhaupt irre haus genommen zu haben. Was fiel ibr denn ein« eine Pensionärin zu Ihaltent hatte man das etwa aus iWaldhamtner nöthigt Und wenn lschon, dann mußte es doch wenigstens ’ was Amtisantes fein, irgend ein .Ty pus«, nicht aber solch ein stilles, blat fes, indisferentes Geschöpf, mit dem man nichts anfangen konntet Eben jeht bildete die arme hanna und ihre Unzuträglichleit wieder ein mal das Gesprächsthema der Ge schwister. Man wollte aus einer klei nen, sehr anmuthig mitten im Walde aelegenen Wiese Kasfee kochen-Bru der und Schwester waren vorausge gangen, Hanna sollte nach absolvir tem Mittagölchlas folgen. Der Studiosus der Medizin — momentan war Physiologie und Psy chologie bei ihm »dran«, mit so weni «n Zweigen der Wissenschaft gab er sich nicht ab. das mochte den «herden thieren« genügen -— hatte sich einen Zweig der Linde, unter welcher er hingestreckt im Grase lag, abgerissen und schlug damit nach den Fliegen, die ihn umsummten. »Widerliches Geschmeißi Wozu das nun da ist! Auch so ’ne geistreiche Einrichtung der allweisen Mutter Na tur! Könntest dich nützlich machen, Eise, und mir das Geztefer abwehren helfen!« »Fällt mir ein! Jch bin zu was anderem da, als um dir die Fliegen wegzujagem Glaubst du übrigens, mich lassen sie in Ruhe? Jch hab’ ge rade genug mit mir zu thun!« «Dann laß es also bleiben!« «Sicher! Sei ganz ruhig!« Eise lag lang aus dem Rücken im Schatten einer gewaltigen Buche. Das Mädchen war hübsch gewachsen, hatte un wohlgebildete5, weiß und rosiges Gesicht, olondes Haar und spöttisch t-1ickende, »wissende« Augen. Der Bru der war Zug um Zug ihr Ebenbild. Stille ringsum. Kein Windhauch in den Bäumen, tein Lusthauch im Gesträuch. Am blauen Himmel eine goldsunlelnde Sonne, von der Erde entsteigend ein schwerer, warmer Duft nach Gras und wilden Blumen. Der große Pan schläft. »Du — Elsci« »Hm?" »We) sie bloß wieder bleibt? Nicht mal zur Zeit tommen tann so was!« »Sehnst du dich etwa nach ihrs-« «Blödsinn! Wenn ich mich nach etwas sehne, so ist’s Kossee!« »Weißt du, was ich schon manchmal gedacht habet« »Nein! Wird wohl nichts Verniins tiges gewesen sein!'« »Ich hab’ mir gedacht, du könntest dich am Ende in hanna verlieben -—" »Ich? Jn diese -— in diese ——solche Frechheiten verbitt’ ich mir von dir, verstanden? Mir derartige Geschmatt losigleiten zuzutrouen —- ’s ist wirt lich die Möglichkeit!« «Laß mich doch ausreden, Lutz! Jch meine, so aus Langeweile —- weil du doch hier nichts zu thun hast ——-'« «Thun! Jhuni Wenn ich zwanzig Ottavhestseiten vollichreibe und zeig sie dir aus, oder ich lerne zwei Kapitel aus irgend 'nern verrückten Medizin buch auswendig und sog’ sie dir her —dann hab’ ich was gethan, nicht wahr? Was anderes zählt nicht siir dein Spa engehirn, was? Vermale deites Biet, das sich einem immer wieder aus dieselbe Stelle mitten aus die Nase seht!« Letztere höfliche Apostrophe galt einer zudringlichen Fliege. Der Stu dent hieb wüthend mit dem Linden zweig um sich «Und häßlich ist sie doch nichts« suhr Eise unbeirrt fort. »Wer? Die bannt-? Na, ich danke! Nichts von Formen —- nichts. von Farben ——« »Wird sie schon noch betommen. Die Linien smd doch gut geschnitten!« »Erbarmender Himmel, was this ich mit 'ner Linie? Nee, die jetzige prätassaelitische Richtung ist nichts siir mich! heutzutage greift alles mit Wonne aus den ollen Botticelli zuriick —:nir ist ’n ausgiebiger Rubens lie ber.« »So, fo! Na, den Typus wird’ unsere Hanna freilich nie repräsenti ren! Dort kommt sie übrigens!« «Wo denn?« Lutz richtete sich halb auf und schirmte die Augen mit der hohlen Hand. »Ach. richtig, da! Schmal und weiß und dünn zum Zer brechenl Nicht ’n Lotb Fleisch auf den Knochen, nicht ’n Tropfen Blut im Leib! ’n Sezessionist könnte vielleicht was damit anfangen -—— unsereiner n:e.« Nach diesem sehr energisch abgege benen Glaubensbekenntnis sant der realitische Jüngling in seine bisherige Ste ung zurück und nahm seinen JKafrnpf mit den Fliegen von neuern an . s hanna trug ein Körbchen mit Ge s Liick und eine Flasche Milch. Ein dral l les Dorfmädchen schleppte einen Kessel mit Wasser und verschiedenes Porzel langeriith in einem großen Korbe. «Griiß Gottt« sagte hanna, als sie Hei den Geschtvistern war. «Se ’nur alles hierbei-, Loni, und pa ’ die Sachen aus. So! Das Reisi zum » Rufe-un wird der»herr Studio us zu sam.n:nholen!« «So?« tam es ironisch von der Linde her. «Wissen Sie das so ge nau? Glauben Sie, der here Stu diosus iss zu nichts anderem da, als umfrrennbare Stoffe heranzuschlep pen « »Ich hab’ noch nicht darüber nach hedachh wozu Sie sonst noch da sein .--... tönnteni« entgegnete Hanna ruhig Aber wer soll es sonst thuns« »Meis- sch nichts Geht mich nichts an! Aber daß die Männer zum Dienst der sogenannten Damen da sind, ditrste doch am Ende überwundener Standpunkt sein!« »Schönl« sagte Hanna »Dann trinken wir heute zur Abwechslung mal seinen Kassee!« Sie setzte sich aus eine leichte Boden erhöhung ins Gras, nahm den Hut Sonst stops und sah gleichmiithig in die u t. Der Studiosus machte die Lippen spis und blickte nach dem rundlichen Torsmiidchem das sich zum Weggehen anschickte. Gortsetzung solgt.) ——-. Die stille der-Kaum Soeben erschien: »Ueber Naturschil derung", von Fr. Rahel. Es ist das letzte Wert des kürzlich verstorbenen ausgezeichneten Geographen; wenige Tage vor seinem Tode hat Rahel das Buch vollendet und in dem Vorwort ,,allen Natursreunden, besonders de nen, die als Lehrer der Geographie, der Naturgeschichte oder der Geschichte ten Sinn siir die Größe und Schön heit der Welt in ihren Schülern werten wollen«, gewidmet. Es strebt eine Er ziehung zum Naturverstöndnisz an, die durch die Kunst zur Natur, vom Lernen zum Sehen, vom Nachschassen zum Mitsiihlen, zum Selbsterleben siihri. Hier sei aus dem reichen Jn tkolt des Werkes ein Abschnitt wieder-« gegeben: Die Stille in der Natur ist ein ganz anderes Ding als die Ruhe, die wir mitten im Treiben der Menschen« etwa in einer abgelegenen Straße oder in oem zurückgelegenen Hofe eines hau sr-, finden. Es ist nicht Stummheit, sondern nur Schweigen, und es ist euch lein dumpfes Schweigen, sondern ein reget-. Von meinem kleinen Fen iter in der westlich gelegenen Stube sehe ich in die Krone des Lindenbau mes hinein, wo alles schweigt: jedes Blatt steht wie eine Silhouette dunkel k-- h-- I-. -c.-- c-- -.-.. -I N- ------- Ist Ubssl Utah-Ists Vllslslssst JII SOIIIVLO seit wird die Sonne ihre legtenStrah ten durch einen Spalt in den weichen Wollen herüberienden, dann werden iie Blätter an den Rändern goldig schimmern und daraus violett oder fast klar-schwarz vor der Glut der Abend inalten stehen. Später streift dann wohl ein leiser Hauch durch die Blätter und sie regen sich leise, ais ab sie auf irachten. Jst das nicht wie ein Traum? Mit innigem Einverständniß lese ich Ln dieser Stimmung in Sben Hedins neuer Reisebeschreibung von der Stille ber Tarimsteppr. »Das lleinste Ge räusch lommt zuin Bewußtsein: ein Sandtorn, das vom Userrand in den lusz rinnt, eine Ente, die in einer ucht schwimmt, ein Fuchs, der irn Schilf raschelt.« Und vom Lob Nor: »Der Wind allein verursacht Geräusch isnd Bewegung rn dieser todtenstillen Landschaft.« Ein Tag voll Nebel und Dust im Freien draußen macht den Eindruck der tiefsten Stille aus uns; wenn auch Geräusche an unser Ohr dringen. scheinen fie gedärnpft zu sein, man rreiß nicht genau, woher sie kommen, ob ihr Ursprung nahe oder fern liegt. Aber nicht bloß in der Verhüllung und in der Auslöschung des Unterschiedes von fern und nah liegt der Eindruck ter Still-, ihn bringt auch die Einför migkeit der Gestatten und ihrer Far bentiine hervor. Wenn ein unbeweg ter Wasserspiegel uns mit dem Gefühl tes Friedens erfüllt, schreiben wir das dem Gegensatz zum Tumult der Wel len zu, den wir sonst an derselben Stelle wahrgenommen haben. Aber die Wiese in ihrem einförmigen und doch fröhlichen Grün, die Heide in ihrem Braun und Purpur sind auch Bilder der Ruhe, und doch regt sich tausendfaches Leben in ihrer Tiefe, so wie im Schlafe Leben und Traum trcitergehen. Jst so nicht Adalbert Stifters Wort iim »Nachsommer«) von jener Stille zu verstehen, die zur Zeit der lliosenbliithe weit mehr als zu jeder anderenan den Feldern ists ætne enue, vie nur schweigt, wen das Ohr teine Töne auszunehmen hat, gibt es in der Natur nicht. Wenn ich an einem Orte bin, wo ein großes Orchester jeden Augenblick bereit ist, mich mit einer Fluth von Tönen zu umbrausen, empfinde ich teine Stille, sondern ich lebe in der Erwartung des Lebens-, das sich regen wird, empfinde aber die Stille dieses Augenblicks doppelt start. So ist es in der Natur, tie, voll inneren Lebens, immer re gungsbereit und darum noch in der tiefsten Lautlosigteit beredt ist. Je nsebr aber das fehlt, was das Spre annde in der Landschast ist, desto stiller erscheint sie uns. Man könnte das Fehlen des Menschen und seiner Wette in der Landschast als eine ne gative Assoziation bezeichnen· Solche einsame Landschasten bewegen uns tieser durch ihre Menschenherz als sie sonst thiitem Wir suchen das Mensch liche und sinden es nicht« Es gibt Landschaften, in denen im mer Bewegung ist, und iiber anderen lagert Ruhe, auch wenn Bewegungen torin stattsinden. Wo Quellen und Bäche rauschen, ist Bewegung, wo Leben sich zusammendrängt, ist Bewe ung. Ruhe bringen weite Wasser kxöchem Moore, Heiden. tiese Wälder eivezt ist die Natur der Gebir e und ter K sten, still die des stachen Indes vnd des ossenen Meeres. Eine der erbabensten Stillen in der Natur wohnt aus Beegesbiiben. Je weiter der Bereich, den ich mit dem einen Blick dort umfasse, um so ein i- .—- -. - -.«.e,..--. - -.« sein-er komme ich mir vor, aber ni t un so tleiner; denn wer macht m r tle rrschaft iiber dieses Kiin reich von is, Schnee und Granittlvpen sxkkingr Es in mein Königin , is nzeit mein Auge reicht. Nur eln dler iohe weiter, der hoch ilber meinem Standpunkt schwebte, so wie hum l-oldts Kondor über dem C lmborasso. Es ist aber doch nicht diesel Einsam leit wie auf der Waldwiese mit der llauen Blume. Jm Fernblick erreicht die Natur die größtmö liche Frei eit von menschlichen Eingri en und u thaten. Der Fernblick i der Gipfel ter objektiven Einsamkeit, so weit man sie auf der Erde überhaupt haben tend. Nur der Blick aufs Meer ist ihm verwandt und. der Blick in den Weltraum sieht noch darüber. Und wie aus aller Einsamkeit blicken auch aus dieser fragende Augen uns an. Wir denken an Goethes Wort an den Brocken: Du stehst mit unerforschtem Busen, Geheimnisvoll offenbar Ueber der erftaunten Welt Und schaust aus Wollen Auf ihre Reiche. (Harzreise.) Was Wunder, das; die Seele des Menschen sich vor so großen, einfachen Eindrücken endlich in einen Winkel zurückziehen möchte, wo sie nur einen leschränlten, ihrem innersten Wesen verwandteren Streifen Welt über blickt? Jn derselben Zeit, die den Schrecken vor dem Hochebirge überwand, et nsachte auch in ganz verweltlichten Ge müthern der Sinn für die heilige Stille, der schon seit Jahrtausenden in Gläubigen rege gewesen war, die in der Einsamkeit Gott suchen. Das achtzehnte Jahrhundert hatte sich an den Natutlauten und an der lauten Natur gefreut — »ungeheuere Berge umgaben mich, Abgründe lagen vor mit, und Wetterbäche stürzten herun ter,die Flüsse strömten unter mir und Wald und Gebirge erliang,« heißt es im »Werther« --— an seinem Ende machte sich das Gefühl für die heilige Stille der Nacht und der Einsamkeit geltend. »Die Welt ist innerlich ruhig und still und so muß es auch der Mann bin fin- sio weit-bee! miss hat zwar erst später der »Grüne Hein rich« gesagt, aber empfunden und ge lehrt hat dasselbe schon Wintelniann, der »die stille Größe«« in den Werten ter Griechen entdeckte. Und Schiller sagte in der »Huldignng der Künste«: Das hohe Göttliche, es ruht in ernster Stille; Mit stillem Geist ifill es empfunden ein iind forderte vom Genie den Ausweis. daß es die verwickeltsten Ausgaben mit anspruchsloser Simplizität und Leich tigleit löse. Dazu ein ganz äußeres Zeichen: Daß man Bäche und Wasserfälle, die das Ta esgeräusch übertönt, iri der Nacht h« rt, war eine der großen Ent deckungen der Dichter dieser Zeit. Es sind dann noch manche Entdeckungen der Art auf diesem Felde gemacht wor den: der sein empfindende Dichter des »Nachiommer" spricht auch von der Stille der blühenden Felder und ver gleicht sie mit der des Hochgebirgei, ,aber sie war nicht so einsam, weil nran iiberall von der Geselligteit der Nährpflanzen umgeben war.« — Instituten-staunen des slters its-rui Jn Aegypten findet man die größ ten Dentiniiler der Welt, und sie wer den es wahrscheinlich siir alle Zeiten bleiben. Wahrscheinlich werden wir nicht wieder ein Gebäude sehen, das wie die Pyramide von Gizeh aus sieben Millionen Tonnen Steinen besteht« und es wird lange dauern, ehe wir ein Bewasserungsreservoir von größerem Rauminhalt wie den Mörissee haben, der 11,8(i() Millionen Tonnen Wasser wischen den hohen iind niedrigen kasserstaiidszeichen hielt. Wie das Labyrinth war, wissen wie nicht. aber herodot hielt es fiir ein größeres Wun der als die Phramideri, wenn auch für ein kleines als den Mörissee. Ferner gibt es eine Nachricht. daß in der bunt len Ver angenheit der Nilkazn szuße L-- l-l-- J-- ca---- Il III Uqusqssi ULI I III-D, MOIU qu sIIsI Lau in das jegige Bett abgeleitet wur ; falls dieser Bericht wahr ist« so war das ein Wert von riesiger Größe. Die Ingenieure der Vergangenheit beherrschten die Naturkräfte in großem Maßstabe. Vor allem thaten sie sich in dem Transport und derHandhabung roßer Lasten hervor. Unter den gauptsächlichsten Beispielen dieser Art befinden sich die Säulen des Karnati tempels. Einen Steinblock in einem entfernten Steinbruch zu schneiden, ihn zu einem Zylinder von 12 Fuß Durchmesser u verarbeiten, den Nil hinunterzuflögem ibn zu landen und ihn auf eine Säule von ähnlichen Steinen. die im ganzen 60 Fu hoch ist, zu bringen« war tein kleines nter nehmen. Eine noch schwierigere Leistung war der große Obelish der jetzt in Rom ht und der 108 aß hoch ist und 450 onnen wie t. ie größte That der iigyptifchen ngenieurtunft war in dessen die Kolossalitatue Rainsek des Zweiten in Theben. Sie besteht aus einem einzigen Bloci aus rotbem Gra nit von 60 Fuß höhe. dessen Gewicht au 887 Tonnen» schiin wird. Dies tin bekannte Bei piele der Ingenieur unst der Alten, auf die jeder moderne J ienr stolz sein könnte. Man niu freilich daran denken, daUIe mit ge r Muße ausgeführt wur . Die tadt Theben wurde 2000 Jahre lang gebaut, und es machte natiirlich nichts aut, wenn ein Jahr gebraucht wurde, nsi einen Obeliitprn aufsusieiiew -