, «.3«-xe.« 0«W.04.0«40«404-c« Usohz « —»W MI----"--s—-s-- fss -— . - . - « lso dak isi Ihr Töchterchen, Frau Ustroivstyl Komm doch näher. mein kleines Mädchen, gib mir die Hand! So! Möchtest du mir auch einen Kuß ,geben?« n9"tein!'« entgegnete Hanna leise, aber sehr entschieden. Sie war kein zärtliches Kind — nnd gar sich von fremden Leuten tits sen zu lassen, war ihr ein entsetzlicher Gedanke. Die um den Kasfeetisch versammel ten Damen lachten. Frau Piotrotosty sah verlegen aus und wurde roth im Gesicht. »Aber, Hanna, Oanna!« mahnte fie. »Schictt sich denn das?« »Ich —- ich soll doch nie lügen,tvenn mich einer fragt!« murmelte das Kind gesenkten Hauptes. Auch die Augen waren gesenkt, die Oände zupsten an der blaßrosa Schaum »Nun laß nur, Klein, es schadet ja nichts!« sagte die Dame, die um den Kuß gebeten hatte. .Die Wahrheit muß man immer sagen, das ist schon richtig!« »Geh’ ins Kindertimmer zu Fräu lein —- geh’!« gebot Frau Piotrotostn Hanna that das ganz gern. Sie hatte sich eigentlich aus «Mamas Da menlasfee «und auf das Gutentag sagendürfen gefreut, aber die Wirklich teit fiel gegen diese Vorsreude merklich ab« Es war gar nicht schön, sich von io vielen Auaenvaaren —- manche von " ihnen waren sogar mit Brille oder. Kneifer bewaffnet —- mustern und sich J so viel ausfragen zu lassen. Nuns wollte man sie .gar noch tüfsent Und so fremd waren ihr die Damen alle! Kein einziges bekanntes Gesicht! Han na’s Eltern waren erst vor turzer Zeit nach München gekommen, der Bekann tentreis war ganz neu. »Wenn Frau von Helldorf kommt, lasse ich dich wieder rufen —- ihr mußt du jedenfalls guten Tag sagen!« Frau o» Helldorf war die Gattin des technischen Direktors, in dessen abrit Herr Piotrotvsty vor Kurzem beringenieur geworden war. Hanna tnickste mit gesenttem Blick und zog sich zuriick — sie lief mehr, als sie ging. »Aber die· Kleine sieht Jhnen gar nicht ähnlich. liebe Frau Piotrowsly!« bemerkte eine der Damen in verwun dertem Ton. »Weder Ihnen, noch Ihrem herrn Gemahl!" Diese Aeußerung hörte das Kind noch, nicht aber die Antwort seiner Mutter. , Jm sogenannten »Qinderzinimer« saß «Fräulein«, noch aus Dortmund mit herübergetommen, blaß, bleich siichtig, engbriistig, indifferent aus sehend. Fräulein sollte der Hausfrau. die häufig trank war, in der Wirth schaft helfen, sollte Eintiiufe besorgen, Dandarbeiten machen, ein wenig vor-’ lesen, außerdem sollte sie Hanna de aufsichtigen. Leßtgenanntes Amt wurde ihr leicht gemacht. Das achtjährige Kind war ruhig und verständig, es verstand sehr gut. sich allein zu beschäftigen und war selten ungehorsam. Jn sich gekehrt und nachdenklich, oon ausgesprochen grüblerischer Eigenart, war Hanna Piotrowsty fiir ihre Umgebung das, was man »ein bequemes Kind« nennt —- es mußte sie nur nicht die Lust zum Fragen anwandeln geschah das, s- knnnts si- nnslmd word-n Fräulein saß da und häkeltr. Fräu- i lein häkelte eigentlich immer. sie nahm es mit ihren übrigen Obliegenheiten nicht genau. Wozu war denn das Dienstmädchen da? Und Frau Pio trowsky that auch gern allerlei in der häuslichkeit, wenn sie sich einigerma ßen wohl fühlte. Jeder Mensch hat sein Steckenpserd, seine stille Leitm schasi ——— vei Fräulein rvar es das Hä leln.Neue Muster auszuprobiren, aus zwei oder drei alten Mustern ein vier teö zusammenzustellen, die verzwickte sten Dessins nachzuahmen, das war ihr Lebenselement. Was in ihrer eigenen Garderobe, in der von Frau Pio trowsty und von Hanna, was in Tisch-, Haushaltungs- und Bettwäsche mit Väteleien versehen werden konnte, das hatte Fräulein redlich zustande ge bracht —- es war das einzige Feld der Jhäiigteit. aus welchem sie Mariens mrthes leistete, und in Dortmnnd hatte man sich allgemein gewundert, weshalb Frau iotrowsly diese Sä lelmaschine irn anse behielt und be soldete. Thatsache war, daß Fräulein Lilie arm. sehr kränklich war und in Welt ganz allein dastand —- sie that ihrer Prinzipalin leid. »Wi- soll P hin, was soll ans ihr werden. wenn ich sie entlasse?" Fräulein hatte eine Nummer des Fast-K aufgeschlagen oor sich liegen M bliebe Felegentiich hinein. hanna Ists einenkaschenBliel aus dies wohl , Man-te Bild, ging in die entgegen e « Leb Ecke des Zimmeri, öffnete Ihr ,Wseckchen und kniete davor M irr-va- skis M ka- sk s seid-Juki sei-W kjtisiss III-MS Gleich den meisten kleinen Mädchen hatte auch Hanna eine große Vorliebe sitt hochtiinende Namen, ihre Puppen hießen niemals Marie oder Anna. Mit seinem eigenen Namen war das Kind sehr unzufrieden. Hanna — das war gar nichts! Hanna konnte jedes beliebige Mädchen heißen! »Mama hat rnir Kuchen mitgeben wollen, und das hat sie ganz verges sen!« bemerkte jetzt das Kind halblaut. «Acht —- neun — zehn — els!« kam es vom Fenster zurück. Nach ein paar Minuten hieß es plößlich: »Was hast ; du gesagt?« I »Daß Mama meinen Kuchen ver s gessen hat! Und deinen auch! Wir soll i ten alle beide welchen haben." .Sechs Stäbchen — drei Lustwa schen — du wirst ihn schon bekommen! Mama ruft dich gewiß noch einmal - herein! Acht Stäbchen —« »Ja, wenn Frau von Helldorf kommt, soll ich noch mal hereingeholt werden! Ob ich Arabella das blaue Kleid anziehe oder das weiße?«· Es erfolgte keine Antwort. Hanna wunderte sich weiter nicht darüber. Wenn sie Fräulein bei sich hatte, war sie eigentlich immer nur aus sich selbst angewiesen —- beim Lernen, wie beim Spielen- Sie plaudekte leise zu ihrer Puppe —- getrost hätte sie laut spre chen dürfen, Fräulein war sür die Außenwelt nicht zu haben Eben war Uraveua in das weiße Kleid gesteckt" und ihr üppig gelocktes Flachshaar mit einem großen Federhut getrönt nämdem als die Thür sich hastig auf t at. « «Komni jetzt herein, Hannm Frau von helldorf ift da! Steh still, ich muß erft dein Kleid und die Schleife glatt zupfenl Wie das alles wieder zerdrückt ift! Sie hätten doch nicht lei den sollen, Fräulein, daß Hanna im mer am Boden kniete!« Die Mutter war mit dem Kinde an der hand fchon zur Thür hinaus, als vom Fenster her eine erfchrockene Stimme ertönte: »Was haben Sie gesagt, gnädige Frau?« Jm Salon faß Frau v. Helldorf groß und breit auf dem neu ange fchafften Sammtfopha. Die Dame trank mit Behagen Kaffee mit sehr viel Schlagfahne datin und hatte ver schiedene Kuchenforten auf ihrem Tel ler liegen. Zwischen dem Essen .und Trinken fand sie immer noch Zeit« fehr lebhaft zu plaudern und den Anwe senden gute Lehren zu gehen, wie sie alles einrichte, wie ihr Verfahren das befte fei und so weiter. Sämmtliche Damen hörten ihr mit einer gewissen bewundernd-en hochachtung zu. Hanna wurde präsentiri. Der Vor trag wurde unterbrochen. Frau v. Helldorf hob ihre perlmut: tergestielte Lorgnette an die Augen« »Komm daher, kleines Mädel, laß dich anschauen! Einziges Kind alfol a, da wirft du schön verwöhnt fein! Bei mir gibt’s das nicht —- ich hab’ fechfel Sechfe hah’ i S« Sie lachte be haglich. »Da heißt’s gehorchen! Wie ift doch schon dein Name?« »Dann« »Nun, Hanna, du wirft bald einmal lornmen und Elsa und Frida und Gretchen besuchen, was?« »Wenn ich darf!« »Ah, was denn! Darf! Zu Hell dorfs Kindern darf jedes Kind zu Be such kommen —- jedest Nein aber meine liebe Frau Viotrowstn. laaen. Sie mir blos schon, wie kommen Sie eigentlich zu dem Mädel —— was? Das ist ja weder der Vater noch die Mut ter!! Aber auch keine Spur! Total ein anderes Gesicht! Was sagen Sie, meine Dame-ji« »Frau Wolff hat es auch schon be merkt!« —- ,,Jch auch!« —- «Jch auch!« Eifrige Stimmen wurden laut, die es alle auch bemerkt haben wollten· Die kleine, rundliche, hlonde Frau Piotrowsky war ganz roth geworden, sie erröthete überhaupt leicht. »Ja — das ist — das ist ——« stot terte sie verlegen, »das hat man mir schon «manchmal gesagt. Hanna ist wirklich — sie hat wirklich ihr Gesicht ganz für sich —« »Wenn sie denn noch wenigstens ihrem Vater gleichen möchte!« Frau v. helldorf blickte immer noch durch ihre Lorgnette vorwurfsvoll und mißbilli gend auf das Kind« »Aber auch das nicht! Kein Gedanke dran! Wo hat sie die Augen her und den Mund? Und braune haare hat sie! Just braune! Sie sind doch ganz hellblond, und der here Gemahl, der isi pechschwarz!« «Man findet das doch« zuweilen, daß Kinder nicht ihren Eltern glei chen.« nahm Frau Wolss in hegiiti gendem Tone das Wort. »Ich weiß von Fällen. wo irgend eine Seitenlinie —- eiae Tante oder —- oder — »sch, was denn —- Seitenlinie!« Iran v· W fette sich entrüstet auf M Sophaplas zurecht. »Ein Mhat satte und Mutter ahnlich M Saaten und Sei AMIe Elsa und Frida und W. H N III-es- Jeise De ;-.,-- DLYYHM Z -- -- . · - , » »»,U«» . men: das isi alles ein Oesichti Alles ein Gesicht! Und mir wie aus den Augen gerissen alle drei Mädels — a « Es erbob sich tein Widerspruch wei eir, nur ein dämpftes Gemurmeh das vielleicht wunderung einer so derdiensivollen Dame, die ein solches Kunststück zuwege gebracht hatte, aus- . drücken sollte. »Mein Mann ist immer anz ge-; rührt, wenn er die drei Mädels an-? schaut. «Alturat wie wenn ich dich im Spiegel seb’, Aloisia,« pflegt er zu sa gen. Wie alt bist du denn, Hanna Pio trowsty?« »Acht Jahre und acht Monate!" »Just so alt wie meine Fridai Aber die isi kleiner — heb’ mal den Kopf hoch, Kind! Ja, meine Frida ist wirt lich kleiner! Das Mädel. das wächst Jhnen noch mal über’n Kopf, Frau Piotrowsly. mein Wort darauf!" ,,Schon möglichs! Hanna schießt unglaublich schnell in die höhe. Die vorjähtigen Kleidchen hab’ ich alle wegfchenten müssen, so gut manche noch waren. sie reichten ihr nicht ein mal bis zum Knirs« »Ach, was denn —— wegfchenten!« tadelte Frau v. Helldorf. »Das gibt«s nicht bei mir! Was rser Elsa zu lurz ist, trieth halt die Irida, und was die Frida auswächsi triegt halt die Gre-— tel —- immer hübsch die Reihe herun ter!« Sie nahm einen großen Schluck Kaffee mit Schlossaan lachte, fah sich selbstgeiöllig im Kreise herum und wischte sich bebaalich den Mund mit der Serviette. »Wenn man nur ein Kind bat, kann man nicht die Reihe beruntergelien!« erlaubte sich Frau Piotrowsty zu be merken —— sie fand Frau v. Helldorf entsetzlich einfältin met- instin »Lieber Gott« ja! Ein einziges Kind ist immer ein Unglück! meinte die Dame im Brustton der Ueberzeugung. »Nun lauf’ nur spielen, du Möbel mit dem wunderlichen Gesicht!« Hanna war glücklich endlich vor. der Tortur dieser Fragen und Blicke erlöst zu fein. Sie nahm sich taum d«e Zeit, den Kuchentellen den die Mutter ihr jetzt mitgab, auf seinen analt zu prüfen — wie der Blitz war sie aus dem Zimmer. Fräulein fah verwundert von ihrer hälelei auf, als Hanna ungestüm in die Kinderftube gelaufen lam, den Tel ler mit dem Kuchen achtlos beiseite ftellte, und«auer über die Diele zum Spiegel stürzte, oor welchem sie Posto faßte, um angelegentlich bineinzufehen »Iiinfmal umtchlagen —— fei doch nicht so eitel, Hanna! Sieh doch nicht in einem fort in den Spiegel! hat dir vielleicht eine von den Damen, Mama zu Gefallen, gesagt, dasz sie dich hübsch findet?« Fräulein fand es fiir gut, auch ein mal piidagogisch zu wirten, sie hatte aber tein Glück damit. »hiibfch? Ach wo, ist leinem einge fallen! Aber — aber —- Fräulein, sag’ du mir: hab’ ich denn ein wunderliches Gesicht?" »Wunderlich? Vier Stäbchen. zwei mal umschlagen ——" »Du sollst nicht immer zählen, du sollst hören, was ich dir fage!« »Ich höre ja! Vier Stab-« »Leg’ doch einmal dein dummes Hä telzeug weg und sieh mich an.« »Dummes Hätelzeug — wie paßt sich das fiir dich, hannas Warum bist du so aufgeregt? Wer hat dir etwas gethan?« «Weil sie doch alle sagen, ich feb’ ganz anders aus wie Papa und Mama!« Dem Kinde waren die Tbränen nahe, es starrte immer noch mit schmerzlicher Miene in den Spiegel. »Na, das schadet doch nichts! Wenn ein Kind nicht trant ift und nicht häß lich —« I Ell-! ei will in missen-n mis meine MEmss Jch will so aussehen- I Hanna rief es mit leidenschaftlicher heftigteit und stampfte mit dem Fuß auf den Boden; sie war sehr selten er regt, kam es aber einmal dazu, so wurde ihr ganzes Wesen bis in seine Tiefen durchgeriittelt. Fräulein zuckte zu diesem kindischen Ausspruch die Achseln und hätelte wei ter. «Findeft ——— findest du auch, daß ich aanz anders bin wie Mama und Papa?« fragte das Kind nach einem Weilchen in etwas gemäßiateremTonr. »Ja, das finde ich! Du hast andere Augen, einen anderen Mund, anderes Haar, eine andere Figur — einund zwanzi —- zweiundztvanzig —« cha du so wag oft gesehen » ich meine, daß die Kinder anders sind wie die Eltern?« »Oft nicht -—— nein —- aber es kommt schon zuweilen vort« »Und —- und —— wie kommt es, daß ei vorkommt?« »Ja —- tvie tann ich das wissen? Drei Schlengmaschen, neunzehn Stäb n —« Das Kind seuf te ungeduldig; hier gab es keine Aufklärung, das hätte man irn Voraus wissen können! Wie der blickte hanna Pietrowsty auf merksam in den Spiegel. Was sah sie dort? Sie sah eine schmächtige, eckige« schlank aufgeschofsene Gestalt in einem eleganten rosa Meidr. Arme und Schultern waren entblößt, mager, aber sehr weiß. Weiß war auch das kleine Gesicht mit den rohen, intensip W IM- die sei n« sehr ernst ihn-me Dur naschen km fein ge formt, der Mund. mit fehe kurzer Obeerpe, fast immer wie fragend ein wenig geöffnet. Sehr dichte-, weiches braunet Zank fiel, der Damengefell ichaft zu hren, auf eliift und in leich ten Locken auf die ltern herab. Vanna war nicht ohne Eitelkeit. Sie wäre gern sehr hübsch gewesen. Jn Dortmund hatte man sie zuweilen ein hübsches Kind genannt — sehr oft war es nicht geschehen, und sie selbsi war gar nicht von der Wahrheit dieses Ausspruchs überzeugt. Mama war hübsch — ja ganz gewiß! So blond und so rosig und so freundliche helle Augen! Papa? Wie sah der eigentlich aus? Tief brünett —- »polnifcher Th pus« sagten sie immer, er war ja auch aus Polen zu Hause — mit feurigen schwarzen Augen Hanna fand ihn nicht hübsch, aber Männer brauchten auch gar nicht schön zu fein, sagte die Mama immer. Ach, was alles ging dem Kinde durch den Kopi! Wenn es nur erst seine Mama wieder hätte, alles mit ihr bereden, sie fragen, ihr klagen könnte — Würden denn diese »schrecklichen Damen« mit den Augenglöiern und den neugierigen Blicken noch lange bleiben? Würden sie niemals fortge hen? O »Mein Mamachen? Mein’5? Mein·2 ganz, ganz allein, ja, du? Ja?« »Meine Schmeicheiiatze. die du bist! Aber gewiß! Weisen Mama denn sonst noch? Jch hab’ teine Elsa und teine Frida und keine Grete außer dir ——« »Und sollst auch keine haben! Und sollst auch nicht!« Hanna schlang beide Arme um den Hals der Mutter und preßte sie unge ftfim nn Heft . Das Kind saß inr langen weißenl Nachtlleid auf Frau Piotrowsirfs Schooß. Jeden Abend hatten die bei den ihr halbes Stündchen so fiir sich. bevor Hanna einschlief, oft wurde auch eine ganze Stunde daraus. hanna freute sich in aller Stille den ganzen Tag darauf. Das war so wonnig, eng umschlungen von Marnas Armen auf Mamas Schooß zu sitzen oder im wei chen Bettchcn zu liegen und Mamn saß dicht daneben, des Kindes Hand in der ihrigen. Da konnte man sich alles vorn Herzen herunterplaudern und fragen —- fragen, so viel man wollte. Da saß tein Fräulein mit einer ewigen hätelei in der Nähe, tein Dienstmädchen steckte den Kopf zur Thür herein und wollte etwas wissen höchstens iam Papa siir ein Weilchen ins Zimmer, um sei ner Tochter einen Gutenachtlusz zu ge ben. hanrm war sehr stolz daraus, daß sie hier in München allein schlafen durfte; in Dortmund hatte sie mit Fräulein das Zimmer getheilt. Hier schliefen die Eltern nebenan, das war auch solch ein hübsches Gefühl, Mama so nahe zu wissen. »Komm, HannasWeibchem laß dich jeßt von mir ins Bett stecken! Du er tälteft dich sonst!« »Ach, noch nicht! Jst ja ganz warm! Sitzt sich so schön! Du, Marna« nicht wahr, Frau von Helldors ist ganz dumm?« »Kindckfen, es schickt sich gar nicht siir dich, erwachsene Menschen so zu beurtheilen!« »Und wenn es sich schon nicht schickt wahr ist ed doch! Und zu Elsa und Frida und Grete will ich nicht!« »Das können sehr liebe, nette Kin der seini« »Na, wenn sie so sind, wie ihre Ma ma, dann schon nicht! Und sie sollen ja alle drei ganz egai aussehen und ganz wie ihre Mutter. So was Lang weiliges und Dummes -— immer ein und dasselbe Gesicht!« Eingehen wirst du müssen,Mensch ieinl Du weißt, Herr von helldorf ist Papas Vorgesetzter, da miissen die Ia milien Umgang haben.« »Na ich denk« immer ich werd’ de nen gar nicht gefallen dann laden sie -:1-4 ca J IIIIW III-» llkujl VII cul« Du "·"- »IU«IU: chen« « Hanna verbarg ihr kleines Gesicht an Frau Piotrowskh’s Bruft und sprach fo leise, daß die Mutter fich tief herabneigen mußte. um sie zu verstehen —- »das -— das fchadet doch nichts, daß ich fo anders ausfrhe wie du und wie Papa?« »Schaden? Was heißt das? Was meinst du?« »Weil doch alle die Damen heute sagten, ich hab' mein Gesicht ganz fiir mich, und weil Frau voll Helldorf ge rade fo that, als tönnie ich was da fiir darum!« »Mach’ dir nur teine Gedanken da rüber, Kätzchenl Wenn du artig und fleißig bift —« »Ach, das hilft mir gar nichts zu meinem Gesicht! Du — Mamachen — lann ich vielleicht mal später, wenn ich größer bin. fo aussehen wie du oder wie Papa?« »Warum wünfcheft du dir das fo fehr?« « »Weil ich nicht haben will, daß da fo fremde Menschen kommen und fa gen, ich feh’ wunderlich aus! Wunder lich. das ift fo viel wie häßlich— hrn ?« »Aber nein, du dummes« kleines Ding! Häleich ift doch meine hanna nicht! Kein Gedanke dran! Frau von helldorf nennt dein Gesicht deshalb wunderlich, weil es ihr auffälli, daß du uns Eltern nicht ähnlich siehst, wie die meisten Kinder --« «Siehfi dul Siehst du! Die Ineifken Kinder thun es! Warum blos ich nichts« , -.« »Es-E isz «-- HI i t I til its-M- QFXÆ XII-»Er « »Wollen lieber von was anderem reden, jai Wie hat dir denn der Ku chen geschmeckt, den ich dir mitgahi »Ach, danie, sehr gut!« »Was hat denn Fräulein dazu ge sagti« »Gut nichts! Sie hat gehätelt!« hanna antwortete mechanisch — ihre Gedanlen waren nicht bei dem, was sie sprach. »Guten Abend, Weib und Kind!« lam eine tiefe, sonore Männerstimme plöhlich von der Jhiir her. »Ich stehe hier schon eine ganze Weile und lau sche, aber kein Mensch tiimmert sich um den Hausherrn. Alles gut abge laufen. Dota, mit deinem e«Damentas see? Nicht zu viele Klaischgeschichten erzählti Seid umschlungen, Millionen — diesen Kuß der ganzen Weltt« here Arnald Piotrowstn war so groß und start, dasz et seine kleine, zierliche Frau wie ein Püßßchen hätte aufheben und davontragen können, was er, beiläufig gesagt, auch wirklich zuweilen that. Aus dem pechschwarzen Haar- und Bartgestriipp schimmerten ein paar grundgute, meist schelinisch blickende Augen, lachten zwei Reihen blintender weißer Zähne hervor. Herzhaft küßte der Hausherr die beiden ab. »Es ist alles ganz gut gegangen,« berichtete Frau Dota. »Die Ti;eres’ bat sehr nett servirt, alles Eß- und Trinibare war wohlgeratben —« »Na —-—- und die Weiber Pardon —— die Damen wollt’ ich sagen wie gefallen dir die?« Die Gattin warf einen sprechenden Blick aus das Kind und schüttelte ab mahnend den Kopf. »Staat«-, Arnald, später!« »Mir gefallen sie gar nicht s— keine einzige!« rief hanna sehr energisch dazwischen. »Nun hör’ einer den Getbschnahel an!« rief der Hausherr aniiisirt. »Der Menschentenner in der Westentasche!« Entsetzng solgt·) Op-— — Use-users delete Zittern-. Deutschland war in Noth, die Na tion war tathlosJ es fehlte eine natio nale haartrachU Sollte man den chinesischen Zopf acceptiren? Nein, das ging doch nicht an; das WortspieL daß noch so Manches ,.«z·o"psifch« sei im Deutschen Reiche, läge zu nahe. Die Annahme des französischen Knebel dartes aber hätte seitens Frantreichs als gar zu weitgehendes Entgegenkom men aufgefaßt werden tönnen uns diplomatische Schwierigkeiten wären die nächste Folge gewesen! Vielleicht gar den Etwa-Bart topiren?! Nein, das wäre wieder zu spanisch gewesen. Biele Gründe sprachen auch gegm die Einführung der »Qld Fashion« des ofterreichischen Raiserbartes. —Kurz: Deutschland war in Notht Da tam ein Beseht »von oben« tin Deutschland tommt Alles, das Gute sowohl als das Schlechte »von oben«) nnd die Weisen les Landes sedten sich hin und sannen uber eine deutschnationale Haar: oder Barttracht. Und sie sonnen und san i.en und tranken dazu viet Bier und hielten viele schöne und geistreiche Re den und endlich hatten fie’s gefunden . . einen schönen lateinischen Na r: en siir die künftige Barttracht und auch eine sieben Zoll lange Formel i-czu, aber die Fashion selber fehlte. Da faßte Gerinania ein namenloses Weh: eine Nation ohne eigene Bart tracht tonnte doch unmöglich zu den Ersten gezählt werden. Fortuna hatte ein Einsehen! »Es ist erreicht« wurde in Francoiö Hadifs Gehirn geboren, ,«es ist erreicht«, die uniibertroffene, himmelwärts starrende, deutschnatio nale Schnurrbarttracht. »Ach Vater land magst ruhig sein, Hahn schloß die Noth und Peini« Und hady se te sich hin und täniinte Bärte iind er and Haarioiisser und Zomadem und der Erfolg war groß. - as Land aber segnete ihn mit Ge richten und baareni Gelde und es be t---z- Il-- h-- ts-ta- h-- D-—i--- —:« J IUVIUI »Hu Use usin. sur- OUIIWI still LIJiedaillen und dem Titel »Hossriseur Seiner Majestät des Kaisers«. Man dente »Hoffriseur«! «- Welch’ Ver trauen ist doch nothwendig, um diese Stellung zu belleideni «Hossriseur« —-- ein Mann, der Krakt seines Amtes berufen ist« dem Kai er hie und da den Kopf zu waschen! »Doch des Lebens ungemischte - reude ward teinem Sterolichen zu heil«: Habh sollte wohl das kaiser liche Haupt «behandeln'« diirsen, aber er sollte dies schweigend thun. Unser Inoderner Figura, der sich nicht zum Schweiger berufen fühlte. brach eines Tages dies iaiserliche Gebot. Der Inhalt seiner Frage diirste fürchter lich, sein Gespräch aeeignet gewesen sein« das politische Gleichgewicht Eu ropas zu stören; dementspreTend wa ren auch die Konsequenzen: adh — kin Opser von Fürstengunst und Fitt stenhuld —- wurde aus dem Tempel gejagt. . Der Soldateniaiser hatte später ein Einsehen und nahm den sallengelasse nen Günstling wieder in Gnaden aus. Wie mogen sich wohl andere geirönte Häupter ihren Fi atos gegenüber be nehmeni Diex rage beantwortet ter Nester der oi seure, der dur den Aufenthalt in den Metropolen urp pag Gelegenheit gehabt hatte, vers ie dene Fürstlichteiten u bedienen. « ie hauptsache ist,« sagt der redselige Alte, »daß die hohen herren Zutrauen Zewlnnenx es dauert allerdings lange, is man das erreicht, aber ist man tinmal so weit, dann ist Alles gewon .W40 nen. Die Fitrstli leiten, im vollen Vertrauen auf die istretion des Fri seurs, ftellen uweilen« Fragen und lassen sich in T men ein« in demen, age ich Ihnen, von eminenter politi- , cher Bedeutun . Man sieht ei so einem ein axn Frifeur gar nicht an. daß er ot« enntniß besiit von den oerzwickte en diplomattfchen Verwirk lungenx aber. mon Dien. sprechen darf man nicht davon, fonft wäre Allei, "Titel, Stellung und Neputation ver loren. Das erste Gebot ist also Dio lietion. »Natürlich läßt man sich bei derar tigen Herren Zeit, um Alles so Lots fältig als nur möglich durchzufii ren; Schwierigkeiten in dieser Hinsicht stel lin sich dem- Coiffeur bei der Bedie nung Kaiser Wilhelmö von Deutsch land entgegen, der niemals Zeit hat. Bei ihm müßte Alles im Handuw drehen fix und fertig sein, und erfüllt man nicht diesen taiferlichen Wunsch. so fällt vielleicht sogar ein hartes Wort. »Viel gemiithlicher, was das sich Zeit lassen betrifft, war der Großvater des gegenwärtigen Königs von Ita lien, König Viktor Emanucl; das ver hältnißmiißig sehr große Gesicht diefes Monarchen und sein mächtiger Schnurrbart bedingten es, daß der Frifeur nnd Barbier an ihm eine gute Weile zu arbeiten hatten; hierbei pfiff .:nd sang der König und stellte wohl · sj auch fehr tomifche Fragen. Jedenfalls l war er viel heiterer als fein Sohn, König Hinnbert, der, während man ihn bediente. absolut lein Wort sprach nnd seine Wünsche nur durch Hand-be izegungen tundgab. ,,Eduard Ul» der gegenwärtige tiönig von England, ist, was seine Bartfacon betrifft, nicht gerade leicht zu befriedigen. Besondere Sorgfalt Es - »Aha- sag-»o- usw-J « . « »Das-« — - - —-.«! kordrrt auch der Ronlgdon Griechen land bei Behandlung seines Kopfhaas res, dessen feideniveiche Beschaffenheit nicht nur die schärfsten Scheeren und milde Kämine und Bürsten, sondern cuch eine sehr fertige Hand erheischt. Der lihedide hat eine sehr empfindli che Haut, verlangt daher niilde Sei fen, sehr scharfe Messer, kurze »Rasir 3iige'« und nachträgliche Behandlung mit lindernden Essenzem Höchst ori ainell ifi das Verlangen König Chri stian-l von Däiieniart; dieser Monarch will stets ,,natur« erscheinen, das heißt, der Coiffeur muss sich anstren gen, daß, nachdem des Königs Haupt liaar getiirzt worden ist, tein getün ftelter Zug in das Arrangement der Haare komme, welches geeignet sein könnte, den greifen König dandyhaft erscheinen zu lassen. »Die Behandlung des Gesichtes nach dem Rasiren, Anlegen der Schnurrbartbinde etc. pflegen sich die Monarchen mit wenigen Ausnahmen erft nach Abgehen des Coiffeurs durch die eigenen Franinrerdiener besorgen zu lassen; mein Gött, da dürfte wohl noch die persönliche Eitelteit mitspie ren, denn die meisten Menschen sehen mit angelegter Schnurrbartdinde nicht eben geistreich aug. Als ich den Prin zen von Siam fragte, ob ich ihm eine «Kaiserbinde« anlegen dürfe, that er im ersten Augenblicke ganz entfe t, wußte er doch nicht, um wag es ich l,andle. Doch, nachdem er »das Jn ftrument« gesehen und seine ivohlthäs tige Wirkung erprobt hatte, kaufte er gleich drei Dutzend »diefer töftlichen Bandaaen«. »3chliefzend, möchte ich noch einmal hervorheben, daß die Wünsche, welche gelrönte Häupter an den Choiffeur stellen, viel leichter zu erfüllen sind, cls die oft maßlofen Forderungen an derer Sterblichen ich, fiir meinen Theil, bediene lieber zwei Kaiser als eiiien Flügeladjutanten!« —.--· Die »in-one Pfeife ver Königin-« Mit der Erhöhung der Tabatsteuer in England hat auch der Schniu el von Tabat wieder zu eiioiniiien. ie Steuerbehörde ater it ziemlich wach sam, und wo der Zoll nicht eingezogen werden kann, wird der Taf-at consid irt. Was aber wird aus dem con fiszirten Tabak? Jn früheren Zeiten wurde der confiszirte Tal-at einfach verbrannt. Das aber schien eine unver «-is—--CIZ·III- assobsnosufnsss nnd fis-I WMU A.—Its«-s--. « . entschlon sich, den Tabat unter die Mannschaften der Reieggmarine zu vertheilem Jedoch die gute Absicht be wahrte sich nicht, und unter Königin Viktoria lam man wieder auf das Verbrennen zurück: man stopfte den Tabal in die »große Pfeife der Köni giiri«, wie der Verbrenn - Apparat ge nannt wurde, der viele tausend Kilo Tabal in einigen Stunden in Asche verwandelte. Aber wieder lonnte man nicht über die Thatsache der Verschwen dung hintvegtocnmen. Man schritt zu den anderen Extremen und warf den Tabat auf den Marti. Darob Ent sxefken des Handelt-; nun wurde die afzregel wieder zurückgenommen Jn der Bedriingniß und da man auf leine neuen Jdeen lam, nahm man wieder zu der alten Methode seine Zuflucht und vertheilte den Tabal t.nter die Marine, jedoch nur unter vie Mann schaften, die sich im Ausland im Dienft befanden. Warum sich auch das-« wieder nicht bewährte. ift nicht klar, «den allc er ing es diesem Versuch o wie nsrii ren, das Verfahren wurde nämlich eingestellt. Hieran gab man den Tabal den Jena, die ihn auch heute noch genießen. Ob sie freilich allen ein ezogenen Tabal zu lonsurnii ren itn tande sind, erscheint zweiiseli haft, und was aus dein Geigen w rd, das scheint sich in lene undurchdring liche Rauchwalle u hüllen, die von der verbrannten Bienge des confissirs ten Tabak- autsebb ·