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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 16, 1904)
grebraska Z Staats- Zuzeiger Und Yerolls J. P. Windelle, Herausgeber Grund Jstarrd, Nebr.,16 September 1904 (Zweiter Theil) Jahrgang 2 ) No .-.5 W Va- welke Röslein. Etnsatn tn seinem Stiibchen Ein alter Knabe saß, Der heut in einem alten, Vergilbten Buche las. Zusällig er bei Blättern « Ein weltes Röslein sand; Das hielt er lange sinnend Und träumend in der Hand. Dann küßte er es zärtlich, Wobei er weint und lacht. Ach, tote doch ost das Alter Die Menschen tindis macht! « F. . Stritt. Die schöne Komteß. Von K. Lubowski. Der Abendsrieden huscht heimlich mit dem Schatten der Dämmerung über die griine Wiese und die dusten den Heuhaufenz an einem derselben matcht er erschrocken Halt . .. ein jun ges Menschentind liegt mitten darin und schluchzt herzzerbrechend. Wie er auch kühlt und sächelt —- die Tropfen rinnen weiter, und das bliithenweiße Brusttuch über dem Sammetmieder gibt in zitternder Bewegung die innere Crregung des weinenden Mädchens wieder. Ursel Mietle ist sehr unglücklich-, toelches Mädchen wäre das wohl nicht an ihrer Stelle? -—- Gestern noch im stolzen Besitz des jungen stattlichen Försters, aus dessen Treue sie geschwo ren hätte, tvie der Vater auf die Zu verlässigkeit seines Lisetterhäuschens« und heute...verrathen, vergessen . .. um einer Anderen willen! Ja, wenns noch ein Mädchen aus dem Dorfe ge wesen wäre« mit dem man so recht gründlich ein deutliche-s Wort über die Geschichte hätte reden iönnen—-—schel: tend, drohend und wenns nicht anders gehen wollte, sogar bittend, oder auch hier s-— mit dem kleinen derben Fäust chen — sich dagegen wehrend; aber das mas- s« sit-n d«- !:4x---sl;«(m d.-I. c · s .--- ,- .--.· ·-- ..».,........,., ...» » völlig machtlos wart Vor einer Stunde war sie zur be tannten Stelle gegangen, um dem Liebsten, der den legten Rundgang durch sein Revier machte, »gute Nacht'« zu sagen; under war auch getommen. aber nicht allein! Der alte Förster, den sie lieh hatte wie den treuesten vater lichen Freund, war mit ihm gewesen, und sie hatten eifrig miteinander ge redet; nicht leise und heimlich, o nein, so recht laut und nachdriictlich« damit sie es nur deutlich hören könnte, denn der Fritz mußte genau wissen, daß sie ihn hier erwartete. Und noch einmal ries sie sich die Worte, die sie arm und elend gemacht hatten, ins Gedächtnisz zurück »" hr könnt es nicht glauben, Herr For ter, wie schön sie ist, die Komteß, so klug, daß man halt starr ist, vor Verwun been, und so treue Augen hat sie, daß man ihr gut sein muß,« hatte Fritz ge sagt-derselbe Fris, der sie noch ges stern Abend hier an dieser Stelle tau sendmal geliißt und sie sein Einziges — sein Alles genannt hatte! Und der alte görsten der doch auch wußte, wie die -achen zwischen ihnen standen, hatte nicht etwa abgewehrt, nein, ges schmunzelt und gelacht hatte er! »Seid ia ganz närrisch vor Begeisterung«, hatte er erwidert ·-s- »na, da musz ich sie mir doch auch mal ansehen; wann aszt’s Euch am besten?« Und dann Fiüsterten sie im Weitergehen mitein ander und thaten so recht von Herzen vergnügt. Sie lag nun hier und lonnte ruhig vor herzweh sterben! Und die Kom teß, die stolze schöne Dame da oben auf dem Schloß, die immer so dichte Schleier vor dem Gesicht trug, als hielte sie sich siir zu gut, das; eines ehrlichen Menschen Blick ihr gerade wegs ohne das dünne Tuch ins Ge sicht schaute. die sich bei seierlichen Ete sellschasten von ihrem Fritz, der eine Extraunisorm und weiße Handschuhe siir solche Gelegenheiten betam, aus silbernen Schüsseln Essen und Trinken reichen ließ... die, die-» was sie bloß mit ihm wollte? —- Spielen — esttöloebsn nnd sei-lieblich —-— tot-imst sen! Und wenn sie ihn iorkgeworien hatte, dann kommt er wieder zu ihr zurück; aber dann sollte er sie kennen lernen . . . ! O, sie lonnle auch lachen —- so rechi hell und spöttisch, und, wie um sich darin zu üben, machte sie einen schwachen Versuch — aber er llang doch wieder in heißes verzwei feltes Schluchzen aus. Kirchweih war’s! Hoppla juchhei! da ging·s lustig zu. Die Allen hatten Siröuszchen am Rock und aus ihren Augen slarnmien die Erinnerungss märchen der goldenen Jugend. Heute und moraen tranken sie noch mal aus dem Becher, der sroh und lustig machi, und wenn danach auch wieder der Wetkiag kam und als ungebeiener Es la ein großes schwer zu vertrei len i Kasenihier mit in den Sup Unnaps guckte -— was ichadeie das! Schiin war's doch «gewesen, so noch mal jung sein zu können und mitzu khun, als seien die Jahre und die Fallen ausgelöschi, und als lennien sie die Gichi und I Zippeklein nur von Hörenianem Und die Jungen erst aan Wer einen Schas Takte —- sonni .ch und nser keinen be a . .. hoffte. Nur zweien war nicht wohl dabei! —- Dern jungen Försiey der vergeblich mit allerhand Lisk und Tücke seit ie M Abend versucht heite, die blonde , zu sprechen. —- hei dein zuerst und Weh — iehi schließlich Groll und Erbitterung eingekehrt wa ren und . . . der Ursel. Die sang zwar so recht ausgesoffen und den ganzen Tag im Haufe umher und hatte helle Augen und brennende Wangen, daß man meinen konnte, sie sei recht glück lich und zufrieden — aber es war nur gemacht Die brennenden Wangen ta men vom Herzweh und Zorn, und die glänzenden Augen von heimlichen Thränen des Nachts. Falsch war das lustige Wesen und die Ausgelassenheit, —- echt --— einzig die Sehnsucht nach der Kirchweih. Da sollte er sehen, daß die Ursel an jedem Finger einen haben konnte, wenn sie nur mochte... dem schönsten und reichsten Burschen hatte sie sich zum Tanz versprochen —- und was das zur Kirchweih sagen wollte — na, das wußte er schon. Aber ihr war sehr elend dabei . · . und ihm erst! Er hatte sie so lieb —- so über alles lieb gehabt, daß er nichts that, ohne daß ihr Gesichtchen mit den tiefblauen Augen vor ihm stand. Von ihr hatte er es auch nicht anders geglaubt. Wenn auch der ganze Tag voll harter Arbeit gewesen war und die Nächte manchmal mit dem Aufpassen und der Jagd nach Wilddieben ebenfalls — zwischen beiden hatte doch der Abend gelegen -—— mit seinem Dämmerschein und dem großen Wachholderbusch, hinter dem sie sich küßten . .. und nun das Ja, wäre sie zu ihm ge kommen in ehrlicher Offenheit und hätte gesagt: »Tris, ich habe einen gn veren, oer oener uno reicher, wie Au list. gesunden, stell’ mir nichts in den Weg! --— dann hätts gelten sollen. Er hätte seinen Mannesmuth zusam mengerasft und eine Grube gemacht! Dahinein hätte er die Liebe und den Glauben an die Frauensleut geschüttet -— vielleicht noch seinen Frohsinn und seine Freudigkeit dazugelegt — und dann hätte er ruhig weiter gelebt. Wie —das ging keinen Menschen etwas an! . .. Aber so verächtlich ließ er sich nicht weiter behandeln —- er war ein ehrlicher Kerl, und feine Ehrlichkeit wollte er sich von keiner Dirn schmä lern lassen! Heute entschied es sich. Er ging u ihres Vaters Hof und er zwang sich Antwort. .sie sollte ihm Rede stehen, tlipp und tlar, und den nennen, der sie ihm gestohlen —- na . . und der tonnte sich gratuliren? Wozu giebt’s denn Kirchweih? Ach so, zum Tanzen und Trinken natürlich —- aber euch lzum Rausan Er würde dem alten Bauern schon impomren; er kam nicht als der befcheidene Hilfsförfter mit dem knapp bemessenen Lohne und zwei niedrigen Stiibchen als Wohnung iiir die tünstige Eheliebste, nicht als der armselige Duckrnäuser, der er noch gestern gewesen war, —— sondern als Der heute zum Nachfolger des alten, ruhebediirstigen Försters Bestimmte, mit dem stattlichen Einkommen und der Benutzung desselben schmucken Waldhäuschens, vor dem Georginen und Astern blühten! Er zog die neue Unisorm mit dein blanten Querstreifen iiber der Brust, dem Zeichen der jun sen Würde, an und psiss seinem-Hunde Jiach einer Stunde pochte er an die Hausthiir des Mille schen Hofes und ging, ohne die pfiffigen Gesichter der kichernden Mägde zu beachten, festen Schrittes geradenwegs in die Stube, in der sich Ursel gemeinhin aufzuhal: ten pflegte. Sie saß auch jetzt am Fenster und machte die letzten Stiche an ihrem Festgewand. »Griisz Gott, Jungfer!« . Sie fuhr Empor-— eine tiefe Blässe unerzdg iyr Grieche, uno ver junge Förster sah mit beimlicher Genugthu ung, wie llein und schmal cs geworden war »Giiictlich scheint sie wenigstens nicht zu sein « saate er zu sich selber. Sie erwiderte seinen Gruß nicht. Was wollt Ihrs-« fragte sie hatt, »der Vater ist nicht zu Haus« und ich wüßte nicht« daß wir beide etwas mit einander zu bereden haben.., »Aber ich wüßte-, sagte er mit leisem Zittern der Stimme, »und ich will« dasz Du mir Lied stehst.« ilrsel wars den Stops stolz zurück. »Hm sie Dir schon so bald den Lauspasz gegeben —-—— Eure tlugr. schöne, treue siointesz Meinst wohl, das schlichte Bauerntind würde sichs zur besonderen Ehre anrechnen, wenn Duksv nun wieder in Gnaden ans nimmst!? Da hast Du aber salsch ge rechnet, Herr Förster aich bin teine Dirn zur Aughils’, und ich will nichts vor einem wissen, der die Lieb’ und die Treue wechselt wie ’nen Rock —- so und da ist die Thüri« Mit einem Sprung war er bei ihr. »Ich versteh« kein Sterbenöwott von dem, was Du redest; ich biitte ein an deres Lieb — Gott im himmel, das ist ja eine abscheuliche Lüge; sag’i mir, wer sie Dir zugetragen hat —ich will zu ihm! »Niemand,« erwiderte Ursel nit tünstlichei Fettigkeit in der Stim me, »ich selbst hab's mit meinen zwei gesunden Ohren aus Deinem Munde gethh als ich damals am Dornen busch aus Dich wartete. Zu dem alten s v Förster hast’s erzählt. Du siehst, es hilsti kein Ableugnen!« Jn sein Gesicht iommt ein nachdenk licher Zug ————- da mit einem Male leuchtet es wie ein heller Son nenschein. »Ursel,« jauchzt er, und dann noch einmal jubelnd-schmet ternd, daß die Wände widerhallten, und dann lacht er, lacht-daß ihm die Thränen die Backen herunterwa sen, und hebt sie, so sehr sie sich auch wehrt, von der Erde aus und schwenkt sie in glückseligem Uebermuth hoch in die Lust. »Sollst sie gleich sehen, Deine Nebenbuhlerin.. er reiszt die Thin aus. ein gellender Pfiff.... und herein stiirzt sein schöner, mächtiger Hund mit dem sammtweichen Fell und den treuen Augen. ,,Hier,« leucht er, noch immer ganz athemlos, ,,hier hast Du sie — die Komteß —Du schlim -,n1eg Mädel, Du... Du . .. einziges, geliebtes... « Und Urscl weint und lacht in einem Athem in seinen Armen und von dem vorgenommenen Hochmuth ist nichts übrig geblieben, als die Scham über ihre Eifersucht und« das Glück, daß sie ihren Fritz wieder hat. Sie küßt den seligen Mann und streichelt den Hund, der mit klugen großen Augen zu ihnen s aussieht l Da össnet sich die Thür, und herein ischiebt sich die breite Gestalt des alten i Bauern. ,Vater, über vier Wochen giebts Hochzeitt« jubeln sie ihm entaeaen und fallen ihm um den Hals» . ,,derHund " aber muß mit an die HochzeitstafeL Vaterle!« Der Alte fchmunzeli und klopft chtiger Zärtlichkeit die s Backen —- ,,’s sind doch närrische Leut’ l —— die Verliebtem « lacht er ; i s Die ceutnantsuniform Eine Erinnerung an 1866 i Auf Befehl des Kurfiirsten von Hef t sen hatten die in Kassel garnisoniren tden Trupven am 16. Juni 1866 die Residenz verlassen und waren nach der Mainlinie abgezogen, während ihr oberster Krieg err ohne jeden Schutz auf seinemL UPichloß Wilhelmshöhe ziiriickaeblieben war, mit einem gewis . sen satalistischen Trotz der Dinge har tend, die da tommen sollten Die vom Militär entblößte Residenz entbehrte ; schmerzlich einige Tage lang der sie ; belebenden glänzenden Unisormen, der »Friedrichsplatz lag öde da, und das l Ladenmädchen in der Jung schen Kon ditorei wo die Offiziere vielfach ver lehrt hatten, stand gelangroeilt am Fenster und seufzte gleich dem Oerzoq ’von Wellington: »Ich wollte, es wäre Abend, oder die Preußen kämen!« Und sie liefzen nicht lange auf sich warten. »Am 19 Juni rückten sie ein und am 2.t. wurde der letzte Kurfiirst als ittriegsgefangener nach Stettin abge i führt. T Jn diesen kritischen Zeitverhältnis isen unternahm nun einer der ersten Gasthofbesitzer in Kessel eine Reife nach Frankfurt, um dort Geschäfte zu nfdnkn hie feine Nnmsbnlvit nn Ort ! und Stelle erforderlich machten. Hier ron hatte eine adelige Dame gehört . und sie hatte ihn gebeten, da er auch i nach Mainz, wo die lurhessischen Regi Ementer lagen, zu reisen beabsichtigte, iihrem Sohn, einem jungen Ossizier, Feine neue Uniform, die dieser inffder »Eile des Abmarsches zurückgela en Hmitzunebmeru Der Hotelier, bei dem « der junge Mann im Kreise seiner Ka meraden schon manche sidele Stunde verbracht, war damit einverstanden, ) ließ die Unisorm in seinem Wagen — ; denn er reiste mit eigenem Geschirr, da sans die Eisenbahnverbindungen kein lVerlaß war — wohl verpaclen und ; tutschirte ab. « s Ohne Abenteuer zu erleben, langte » in Frankfurt an, erledigte seine Ge schäste und reiste mit einem wohlge F stillten Beutel, den er in einem gehet i men Behsjiltnisz seines Wagens unter j gebracht halte, nach Mainz weiter. Er iwar heiter und wohlgemuth, da er silix alg sturliesie ja nun unter dem Schutze der Vundesztruppen befand. Seine srdhlicbse Stimmung sollte aber nicht bis nach Mainz andauern, denn etwa eine Stunde vor der Festung stieß er aus eine wiirttembergische Ulanen pcltrouille, deren Führer, ein Macht meister; sich nicht mit desr Karte des Gastwirths begnügte, sondern den Wagen halten ließ und ihn zu durch suchen begann. Nun sing Herr S. siir sein Geld zu zittern an und benahm sich ungeschickt. Das Geld sand man zwar nicht, wohl aber die Unisorm des Leutnant3, die er in Mainz abliefern wollte und die der Wachtmeister sitt eine preußische hielt, was diesem nicht verdacht werden konnte, da das tur beisische Militiir saxt ganz nach preußi xchem Muster unt ormirt war. Jn olgedeisen behauptete der Machtmi iter, der der wahrheitsgemiißen Erzäh lung des Mannes keinen Glauben schenkte, daß der Mann, bei dem die preußische Unisotm gesunden worden, jedenfalls auch ihr rechtmäßiger Be sitzer und somit ein preußischer Offi zier« unter den obwaltenden Verhält nissen also ein Spion sei. Um aber völlig sicher zu gehen, ließ er S. die Unisorm anziehen und —wehe, daß die iurhessischen Herren Leutnantg nicht alle den größten Werth aus eine schlanle Taille gelegt hatten! —— der Rock saß dem wohlbeleibten Gasthof vesitzer wie angegofsen. Verzweif lungsvoll mochte er noch so oft be theuern und mit den heiligsten Schwil ren dazu, daß er nur ein fimpler Gast Ivirth sei, der niemals Pulver gerochen habe, nichts hals, die gutsitzende Uni form nach preußischetn Muster Und! feine hochdeutfche Aussprache zeugten( zu gewaltig gegen ihn. Der biedere Schwabe, der sich iiber seinen vermeintlichen guten Fang nicht wenig freute, war gegenüber allen Be tbeuerungen taub. Jn seinen Augen war auch das glattrasirte Gesicht deg nunmehr Gefangenen eben nur eine treffliche Magie, die der »Major«,; denn ein solcher mußte es mindestens : sein, angenommen hatte, um sich um« so unverfänglicher in die Bundes festung einschleichen zu können. Als die Reise nach Mainz fortgesetzt wurde, war S. in feinem Wagen nicht mehr allein, denn zweiUlanen waren abgefessen und hatten rechts und links neben ihm Platz genommen, und zwar dergestalt, daß ein jeder von ihnen die Mündung seiner Yiistole ihm an die Schlafe setzte. Ue kalten Pistolen läufe fortdauernd an seinem Kopfe fühlend und voll Angst, daß bei den heftigen Stößen, die der Wagen zeit weise erlitt, eine der Waffen los-gehen könnte, sant S. in sich zusammen und verzweifelte fast daran, Mainz lebend zu erreichen, wo feine Gefangenschaft durch die Feststellung seiner Person seitens des turhessischen Osfiziers ja sofort zu Ende gehen mußte. Als sie in der Festung anlangten, war die Nacht schon vorgeschritten. Der Wachtmeister erstattete auf dem zu ständigen Kominando seine Meldung nnd die Sache mit dem »preuszischen Spion« schien von solcher Wichtigkeit, daß S» der nichts anderes verlangte, als zu dem Leutnant, dessen Uniform ihm solche Unannehmlichteiten berei tete, geführt zu werden, unter sicherer Estorte nach dem Quartier desselben geleitet wurde: Dies befand sich in einem der besten Mainzer Gasthäse und als sie mitten in der Nacht in das große Gastzimmer traten, war eg noch glänzend erleuchtet und auf der Tafel stand eine Menge geleerter Flaschen, Gläser u. s. w., als ob eben erst eine größere Gesellschaft von einem Sym Posion ausgebrochen sei. Jn einer Ecke des Saales aber lag auf einem Stuhl süß schlafend ein Offizier und in einer anderen Ecke ein zweiter. »Hier ist der Herr Leutnant,« sagte der Obertellner, auf einen der Schläfer zeigend, und S. wurde zu diesem ge führt. Er rief ihn an. Der Leutnant rührte sich nicht. Er faßte ihn an der Schulter und schiittelte ihn stärker. Der Leutnant sing an, einen Ast abzu: sägen. Nach wiederholten Ermunte runggersuchen schlug der Leutnant endlich die Augen aus und starrte S. an. »Herr Leutnant!« schrie dieser. »Gute Abend, Herr Leutnanti Jhre Frau Mutter schickt mich zu Jhnen—« »Meine Mutter -—s« lallte der Leutnant, »was wissen Sie von mei ner Mutter ——-« »Ja, kennen Sie mich denn nicht? Wissen Sie denn nicht, wer ich bin?« Der Leutnant glotzte ihn an nnd schütelte sein schweres Haupt: ,,Lassen Sie mich in Ruh «- ich kenne Sie nicht —« » »Sie kennen mich nicht?" ries S. außer sich. »Ich bitte Sie um Not teswillem Herr Leutnant, besinnen Sie sich doch!« »Halte Sie mein Lebtag nicht ges-. her:!« sagte der Leutnant nnd streckte die Beine ans-. Der Offiiier, der Z. begleitete, Völlia übern-nah das-, der Gefangene- falsche Anaaben armacht habe, wollte ihn wieder absiihren las sen, in seiner Verzweiflung stiirzte S. sich aber nach der andern Saaleele auf den andern dort ebenfalls schlafenden Leutnant zu. Auch dieser hatte zu seinen regelmäßigen Gästen gezählt Er tveckte ihn und schrie ans ihn ein: »Herr Leutnant, kennen Sie mich nicht?" ,,Keine Spur,« tvar die Antwort. Dasz die Ossiziere ihn in ihrer Schlaf trunkenheit nicht aus den ersten Blick erkannten, war sehr begreiflich, »du die Unisorm ihm ein ganz verändertes Aussehen verlieh. Jn der höchsten Al teration rang er die Hände. Da hatte durch das laute Reden von neuem ans geschreckt, der erste Leutnant sich erho ben und war hinzugetreten. Als S. sich nun abermals an ihn wandte, blickte er ihn erst zweifelnd an, rieb sich die Augen, als ob er nicht recht sehen könne, und brach dann in ein schallendes Gelächter aus: »Ja, in drei Teufels Namen, lieber S., wie kommen Sie denn in die Uni form?« Nun war der Bann gebrochen und der Ernst der Situation löste sich in allgemeine Heiterkeit auf, in die nur der biedere Gastwirth nicht recht einzu stimmen vermochte, denn an den Schläfen glaubte er noch immer die kalten Pistolenmiinbungen zu spüren, ein Gefühl, das ihn noch nach Jahren an diese Schreckensstunben erinnerte· —-—-—-.—..---— Aus chm Kruge-V Jugendzeit. Jn dem im Jahre 1902 erschienenen Werte ,,Lebenserinnerungen des Prä sidenten Paul Krüger, von ihm selbst erzählt, nach Auszeichnungen von H. C. Bredell, Privatsekretär des Präsi denten Kriiger, und Piet Grobler, Unterstaatsselretär der Siibafrika Republik« erzählt Paul Krüger über sein Jugend- und Privatleben: »Meine Erinnerungen reichen zurück bis in die Zeit, wo ich als neunjähriger Knabe mit meinen Eltern und meinen Obri men Gert und Theunis Krüger das Land meiner Geburt verließ. Wir hat ten biHher aus der Farm Vaalbank im Distrilte Colesberg in der Kapcolonie gewohnt, wo ich als drittes Kind von Kaspar Jan Hendrik Krüger und des sen Ehesrau Elisa, gebotene Steijn, Tochter von DouwSteijn, in der Farm Bulhock thinter dem Zuurberg in der stabcoloniei am 10. October 1825 zur Welt lam. Meine Eltern waren ein-f fache Bauern, und auf der elterlichen Farm bin ich herangewachsen gleich anderen Bauernjungen, die Herden zu hiiten und bei den landwirthschaftli chen Arbeiten an die Hand zu gehen. Abgesehen davon, daß eine alte Frau meiner Mutter gegenüber ihrem Sohn Stephanug Johannes Paulus eine bbhere Lebensbahn geweissaget haben soll, weiß ich nicht, wag irgendwie hätte ahnen lassen können, daß mir Gott ein besonderes Werk übertragen nerde. Das erste entscheidende Ereigniß in meinem Leben war der Ausng aus der Heimath, unser ,,Trek«. Um mich eingehender mit den Gründen der gro hen Auswanderungen zu beschäftigen, dazu war ich damals noch zu jung· Meine Eltern und ihre Verwandten verließen Haus und Heimath, um hin augzuiehen in ein unbelannteg wildes Land und zogen, im ganzen etwa 20 Köpfe stark, mit ungefähr :3(),000 afri tanischen Schaer und einigen hundert Pferden und Rindern, die sie größten theils in Tausch für ihre ausgegebenen Güter bekommen hatten, im Mai 18535 über den Oranjesluß. Hier verkaufte mein Vater etwa 8000 Hammel gegen einen »dilleton« leine alte Münze, etwa gleich 60 Cent5) für das Stück an einen Metzger, worauf sich der Zug bis in die Nähe des Caledonflusseg fortsetzte und da lagerte. Meine Thä tigkeit hier wie auf den weiteren Zügen bestand zumeist darin, das Vieh an intreiben und beisammen zu halten. Das war-» die Arbeit, welche die Kinder fast aller Augwanderer zu verrichten hatten, denn die schwarzen Dienstleute waren sall alle in der Colonie zurück geblieben, und gerade jetzt, ivo der ganze Besitz der Familien in Viehheri den bestand, wären ihre Dienste beson derg nöthig gewesen· —— Eine interes sante Anekdote, die mit der Viehhir: kenthätigteit Krügerg zusainmenhängt, wird hier von seinem Selretär erzählt: »Ich kann bei dieser Gelegenheit die Authentizität der Anekdote bestätigen, manach ein englischer Lord beim Prä sidenten in Pretoria eingeführt wurde und der Herr-, der ihn einführte, dem Präsidenten, alS dieser anscheinend nicht genug Notiz von dein vornehmen Besuch nahm, nacheinander aufzählie, wag für Stellungen der Lord belleide und was seine Vorfahren alles gewesen seien, um so größeren Eindruck zu machen, bis ihm der Präsident troclen erwiderte: »Sagen Sie dem Herrn, ich sei Viehhirte gewesen und mein Vater Bauer-« ROH Ano ter- Schule-. Der Herr Schulrath besuchte die Ge « meindeschule einer Berliner Vorstadt. Er versammelte Reltor, Lehrer und Lehrerinnen um sich und begab sich in die nächste Knaben-Klasse, uin hier bei eiwa siebzig Jungen eine Revision der Schulmavpen vorzunehmen. Das Re sultat kann man ich ungefähr vorstel len. Die Mappen fanden sich in einem Zustand, der bedeutendes Mißfallen lsei dein gesiirchteten Oberhaupt er regte, und die Folge war eine don nernde Strafpredigt über Sauberkeit, Ordnung und dergleichen schöne Dinge. Wer denkt aber auch an solche Dinge? Noch viel weniger hatte man aber daran gedacht, dasz der Gestrenge am nächsten Morgen wieder erscheinen würde. Dies geschah aber zum Schrecken des Rettori und feiner Un tergebnen. Der Herr Schulratb feste sich wiederum an die Spiße des ver sammelten Lehrtörpers und betrat die selbe Klasse, wie am vorhergehenden Tage. Da passirte, als er in bie Klasse tritt, das Unerhörte, daß ein Schüler feinem Nachbar etwas ins Ohr flüsterte. Der Schulrath laubte, ein Exempel statuiren zu mii en. Er wies auf den Betreffenden und fragte gut-Er lautlofer Stille: »Wie heißt . u « ,,Robert Miericke,« lautete die etwas zaghafte Antwort. »Was hast Du eben zu Deinem Nachbar gesagt?« »Jet« habe jar nischt jesagt.« »Ich habe deutlich gesehen, baß Du mit ihm gesprochen hast. Wirst Du mir augenblicklich sagen, was Du ihm gesagt hast!« »Ja hab-. jar nischt jesagt,« erklärte der verstockte Robert. Der Herr Schulrath mußte aber durchaus wissen, was Robert gesagt hatte. Er konnte die Sache nicht mehr aus sich beruhen lassen. »Ich will Dir die Strafe erlassen, koenn Du mir auf der Stelle sagst, was Du Deinem Nachbarn zugefliistert l)1ft!«« Die Aussicht, keine Strafe zu erhal ten, wirkte ersichtlich befreiend auf den Sünder. Schluchzend brachte er ber aus: »Ja s— ick sagte ja man bloß —zu den —— der jestern nich hier war —: Det is der MahpewAujust von je stern!« r. S Det falsche Vom-parte. Einen echt sniederländisch derben Spaß hat man sich kürzlich in der Nähe von Briissel mit einem begeister ten Anhänger der Napoleonisten ge macht. Jn dem Städtchen lebt ein etwa-I schwärmerischer Mann, dessen Gedanken sich fast nur mit der Wieder herstellung des napoleonischen Kaiser thums in Frankreich beschäftigen. Sei ne Freunde, die diese Schwärmerei an ihm tannten, brachten ihn eines Tages auf den Gedanken, seiner Verehrung siir den Prinzen Viktor, das jetzige Haupt der Bonapatte, durch ein Hul rigungetelegramm Ausdruck zu geben. Die Antwort auf dieses Telegramm ließ nicht lange auf sich warten; der Sekretär Seiner Kaiserlichen Hoheit theilte ihm mit, der Prinz werde am Tage darauf die Ehre haben, seinen Verehrer in Person auszusuchen. Un ser Freund wurde iiber diese unerwar tete Kunde gaz närrisch vor Freude. Er brachte eine große Menschenmenge ;usammen, die den Prinzen bei seiner Ankunft am Bahnhos respettooll be grüßte; er selbst fuhr mitrseinem hohen Gaste im Landauer in das erste Hotel des Ortes, wo ein glänzende-Z Bantett ihm zu Ehren veranstaltet wurde. Dabei ging es bald recht lustig her, und der Gastgeber war vor Entzücken am ersten betneipt. Unter diesen Um ständen siel es ihm bald nicht mehr besonders aus, daß Prinz Victor gar snicht aus seiner Vornehmen Zurückhal tung heraustrat und sich schließlich mit einem recht ironischen Lächeln verab schiedete. —-—— Am nächsten Tage brachte man dem Verehrer Bonapartes bei, welch« kolossalen Ulk sich seine Freunde mit ihm geleistet hatten. Aber diese sollten sehr bald merken, daß ihnen der Spaß noch viel theurer zu stehe-n kam, als Dem Genarrten Der Darsteller des Prinien Viktor Rapoleon nämlich, den sie fiir den .Vohlgelungenen Scherz hatten aus Brüssel kommen lassen, hatte sich folgende Kleinigkeiten auf die Namen seiner Mechelner Freunde lie fern lassen: Einen Arbeitetisch im Stile Loüig des Fünfzehnten einen Salon in Renaissance. ein hochmoders isek Vatezimmer, drei Antiige, zwei Paar Stiefel und zwölf Kisten Harm isasz Alles das hatte er schleunigst zu Geld gemacht und mar rechtzeitig aus Briissel verschwunden Dio-- . Arbeitsttpeiiunq. Hausbesitzer: »Seitdem ich geheim thet habe, fühle ich mich erst so recht glücklich: Jch fteigere die unteren Stockwerke und meine Frau die obe ren!« Durchschnitt »Mein Mann ist jetzt nicht zu spre chen, er ist eben mit einer Erfindung beschäftigt!« »Ist das nicht eine Erfindung von Ihnen, gnädige Frau?« Angewandte Philosophie. »Sagen Sie, Herr Professor, wie ist denn der arme Pförtnergjunae zu den beiden Anziigen getoninie113« »Dann Vererlsung nndAnpassungP Eummnrisch. Hing einein Bries.) . .. Jch bat-e miet- vor zwei Wochen hier in Herinan dorf mit einein reichen Fabrikanten sohn vertobt. Jch schwimme in Wonne und ;eden Morgen mit meinem Bräu tigam im Meere.« Jn der Sommer-frische. »Frau »Die Zimmer liegen leider nach der Südseite und da wird uns die Sonne etwas heiß machen.« Bäuerin: »Da dürfen S’ tei’ Sorg’ hab’n, gnä’ Frau, im vorigen Sommer hat’s die meiste Zeit g’regnet.« Bäterliche Helenen-Im Vater tzu seiner Tochter): »Du mußt jetzt immer seht einfach gekleidet gehen. bis der Jnspektor um Deine « Hand an halten hat. Damit hat mich Deine ama, als sie Mädchen war, ebenfalls eingesädeit.«