Yas Gesetz der WAPW.W« -,—.., .- : » - « J- ; Erde. Ins-an vsn Anton sfreiberrn von Verfall III-—-m i (6. Fortsetzung) Zweimal hatte er schon eine er- T solgreiche Streife unternommen, dasi Cochtoild aus dem hochoogl so beun ruhigt, daß kein Stück mehr darin: Land. heute war ein regnerischerI ag, die Nebel brauten aus der Alrn I —- das rechte Wetter, um das Geistar » auszuleeren. Sie sollten nur tout-I men mit dem ganzen Troß, keine s Schale sollten sie mehr finden. i Er sperrte die Alm zu und stieg! aufwärts der Schneid zu, singend und ( psei·!end, mit dem Bergstock absichtlich ( anstoßend. Vorher bog er abseits in die Latschen und holte aus sichere-n Versteck den Studen. Lautlos schlich er dem Grat zu, trotz des Nebel-, der ihn wie ein schützender Mantel um salx jede Deckung benutzend. Der essel des Geislars lag vor ihm. Ein kalter Wind zog heraus. Er horchte — alles still! Wenn er das Gemswild austreiben wollte, mußte er es bei dem Wind direkt angehen, sonst rührte es sich nicht. So stieg er eine wohlbekannte Schatte hin ab, bis aus den Jägersteig, der rings durch die Wände des Geistars führte. Da wurde Wild flüchtig, derGems psiss ertönte, glücklich ausgetrieben, nnd war, wie Alban aus dem Ge räusch des abgehenden Gerölls deut lich hörte, nahm die Flucht des Wildes die Richtung nach dem Weißalm reoier. Er wendete sich, zufrieden mit dern Gelingen seines Plans, wieder der Schneid zu, als etwas herauslam ge en ihn in die Rinne — Mensch oder Wild«i Berdatnmti »Wenn es ein s- s-. I chqu III, III cH clll Jsgch VII Alls-Jl bacher selbst vielleicht, dem das läch tigwerden des Wildes ausge allen. Was dann? Jmmer näher lam es, blieb wieder stehen. Jetzt löste sich ein Schatten im Nebel. Wahrhaftig, ein Mann! Er blieb stehen. Das Herz Zitterte ihm. Alban nahm die Büchs an die Wange, sür alle Fälle. Da tlzeilte sich der Nebel etwas. Er biitte bald laut ausgelacht. Ein Gemsuock stand keine zwanzig Schritt unter ihm —- ein MotdskerL die Krulen hoch und weit,e D·x»e pötzliche Entlastung seiner gescannten Mit erzeugte ein Jäbes Lustgesühl, das sich mit dem Schuß entlad, der jetzt gegen die Wände drang, den ganzen Kessel durchrollte und drüben wieder an schlug in endlosem Echo. Der Bock stürzte tin Feuer. —- Als Alban vor ibm stand, das rothe Blut rieseln sah Ivf den weihen Steiiküx Fa fkilsiette III "— grade so gut könnte ein Mensch daliegen s- der Rohrbacherl — Aber fett Gar leine Zeit zu solchen Gedan- « len. Er kniete nieder, den Bock aus-. inbrechem Eben war er sertig damit und im Begriff, die Beute nun aus den Rücken zu schwingen, da rieselten irgendwo Steine. Alban griss nach der Büchs. Jetzt ging es im einen, was kommt, wird geschossen. Sein Auge bliste vor Leidenschaft Da erschien aus dem Fels-tapf, dicht oder ihm, ein Mann. »Halt, Lump!" Al ban stockte der Atbem. Er hatte die Stimme erkannt, der Franz, tein anderer. »Die Reserl — die Schandt« guckte es ihm durch das Hirn, dann noch einmal die Stimme. «Büchs weg, oder ich schieß«, der Arm der Ge alt bewegte sich — da trachte es chon bei Albam Die Gestalt war im Nebel ver Lchwun·den.·-·Er glaubte noch« einen Ullskllf ZU yccclh oclllll Mal llUcH Illu. — Alban tlapperten die Zähne. Wenn er ihn erschossen hat? Dann war es Nothwehri Nicht wahr ist’s —- die Resi! — Mörder — Vater und Sohn! Da war er schon auf den Beinen. So rasch wie möglich auf die Weißalm, wenns wirklich so wär — oder soll er nachschauen? Vielleicht teht er noch, elendiglich ang’schossen. Da faßte ihn sei-ge Furcht. Jm Lau ses konnte ihm keiner an. — Die Weiße-im trat schon aus dem Nebel. Da stuhte er plöhlich Er vernahm Stimmen von der hütte her aus. Das war bös. Er wischte sich in dem nassen Gras den Gemöschweiß orgsiiltig von den Händen, trocknete ch die nasse Stirn und sprang pfei end der Aim zu, absichtlich harmlos. a tönte ihm sein Name aus dem Ne bel entgegen-»O war eine weibliche , Stimme, die ihn jäh an den Platz Weite. Aber das war ja die ReserL ,Ilhan« klang es wieder. est ant wortete er mit einem hellen auchzer, nnd ohne sich einen weiteren danten iiher das Unglaubliche zu machen, s M er iiber Stock und Stein zur Weiß Gott« da stand sie vor der Ihiir, in der gleichen Kapuze wie ein Endl, und winkte ihm entgegen Eine neue Ueberraschung, der Anderl " M hinter Rele Das nahm ihm f use Freude. Ha, wo steckst du denn. Ali-ans Bei de- Rebel!« Anderl sah forschend an seim Gewand hinab. Jest war f Ists wieder ans, der Anders isi her M . ipi , k. . - usi- IFFM THE-kif- ZTTH TI »Is «Wo werd ich denn stecken!« erwi derte er trotzig. «Gidt doch allerhand Wethum Was willst du aus der ißalm, Anderli Sag’s gleich.« »G’wiß nichts Schlimmes. Glaubst du, ich wär sonst mitkommen?« mischte sich Resl darein. «hab auch einmal tehn wollen, was du machst da herv den. Schau dich doch um. Mertft du net, daß eine Sennerin da wart« Resl hatte bereits Wasser ausgesetzt siir den Kasser. Hell loderte die Flamme unter dem Kessel. Eine be hagliche Wärme herrschte, die Bant, der Tisch waren bliyblantgefegh aus dem Boden lag iein AsterL Alban sah sich ganz erstaunt um. «Gelt, da schaust!« meinte Resl la chend. «Werd mich wohl noch daraus verstehen —- was ?" Sie hatte die Ka puze zurückgeschlagen und goß den Kassee ein. »So, jetzt setz dich her und laß ein vernünftiges Wort mit dir reden,« be gann sie. Alban gehorchte verwirrt. »Der Wachter muß nachgeben in der Sach mit dem Lüdemann, und das mußt du machen, deswegen bin i tommen.« Aldan sah sichtlich unangenehm be troffen aus Resi. «Desweg’n? Daß ich hels, den Wachter von seinem Hof zu vertrei deni Thät dir das wirklich g’fallen, Resli Er hat mich ausg’nommen, der Wachter. —- , — .Darum sollst du ihn vor seinem Unglück retten,« erklärte Rest. »Mit ihn doch du, Anderl, und du, Resll Jhr seid ja dick Freund mit die Leut. Der Anderl mit dem Vater« du mit dem Sohn· Oder seid ihr es nimmer? hat es da auch schon ’tracht? Resli Andetl!" Alban leuch tete die Begeirde aus den Augen, eine bejahende Antwort zu erhalten. »Das ist alles anders, wie du denkst,« erklärte Anderl. »Ich stehe iehr gut mit Herrn Liideniann, bin ihrn zu Dank verpflichtet, und er hat mich gern —- aber das sind Geschäfts achen, die er selbst nicht ändern kann. r Wachter ste t dem Werk im Weg, und er hat das echt gegen sich. Wenn er auf die Ablösung nicht eingeht, bei der er nur gewinnen kann. so wird er einfach zur Ablö ung gezwungen nach dem Berggesetz, a hilft alles nichts. Also red halt mit dem Wachter, Al ban—ef nutzt ihrn doch nichts.« »Mir zulieb, Alban—ja?« Reil reichte ihm die hand und sah ihn so Zrztnnig an« daß er allen Haß und rarn ver aß. »Gem. eil.giku.« Eben wollte Anderl de Thiir öffnen, da wurde diese rnit Gewalt ausgeris sen, und der Rohrbacher stand vor den dreien, die Büchse in der Hand. All-an wußte sofort, was es galt. »Aber von einer Leiche kam er nicht« soviel glaubte Alban aus seinen Zü gen zu lesen. Der Rohrbacher übersah ihn ganz, so überrascht war er über den An blick seiner Kinder. »Ihr seid rnir gerad abgegangen da heroben,« herrschte er sie an. »Seit wann macht ihr denn Bergpartien miteinander? he, Rele« »Das ist sehr einsach,« übernahm Anderl rasch die Antwort, »und soll durchaus kein Geheimnis sein. Wir Eollten den· Alban»bi»tt»en, »m»it dem Wschkct clll vernullsllgeg Moll zu reden. eDeswegen sind wir da.« Der Rohrbacher lachte höhnisch. ,.Ah, deswegen? Da schau an! Was der Wachter andir für einen Freund hat, hab ich noch gar nicht g’wußt.« »Ein jeder hat ihn an rnit, der Un recht erleiden muß. Nohrbacher.« «Unrecht! Unrecht!« brüllte der Rohrbacher. «Al)er war red ich denn mit dir! Mit dem hab ich’s zu thun.« Er trat aus All-an u, der seht wie ter seine volle Fassung gewonnen hatte. »Du warst im Geistar, teine Stunde ift’s noch her, haft g’schossen. Gesteh eil« Der Thür sich zuwen dend, rief er: «Nur ’rein, Herr Lüdes mann, er kann nimmer auc.« Bei Nennun dieses Namens zuckte All-an unbewu t zusammen, eine Last fiel ihm vom herzem und seine ganze Verschmitztheit erwachte. Franz trat ein, nicht wenig betroffen von der Ge sellschaft, die er erblickte. »Er war es fchon,« polterte der Rohrbacher fort. »Sie leugnen natürlich, daß Sie vor einer Stunde im Geistar geschos sen? Auf mich geschossen?« fragte Franz. »Aber das ist "a sehr einfach — trefflich —— —da ha en wir ja zwei . ngen. Wie lange sind Sie schon ier, Fräulein Rele« wandte er sich an das Mädchen, das in höchster Er regung dem Auftritt usah. »Gut-de vor Jhnen nd wir elem men,« sagte sie mit einer leisen Schat tirung der Stimme. »Und Alban war da, wie Sie die Alm heiraten —- in diesem Raums« »gut« entgegnete Rest fest. « ie hat einmal g'logen, se t red du, Inderl,« begann der Rohr eher « halte ei für unmöglich, das der san vor einer Stunde eines M im Sei-tat M —« .Oho, dai lautet schon anders. Warum haltst du ei für unmögl Wenn er um die Zeit da war, inu t du ei ja wissen und gewiß wissen, daß er ihn net gemacht hat, wie das «Weiter steh i nur dein Gericht Also Rohrhacher, vor das G’richt!« Alban war dicht var den Bauer ge treten nnd sah ihn durchdringend an. «J wart schon lang aus ein Treffen dort niii dir —« Der Rohrbacher verlor si tlich seine Haltung, die Worte Alhan reckten ihn. «Das g ’schieht auch, oerlaß dich drauf Js denn das net gar zii start —mitten im Geistar schießen. Wir wollen ja mit dem G’richt nix zu thun haben-gel, Herr Franz? Aber das stolngt einem ia dazu —- also meine Schuld is’s net —« Mit jedem Wort wurde er unter dein Blick All-ans zahmer. — Franz drohte Alban mit der Hand. «Für diesmal dedante dich bei deni Fräulein da. Sehr romantisch, nicht wahr, Resl?« wandte er sich an das Mädchen. »Ein Wilderer!'« Aldan ließ das ruhig über sich er gehen, jeder heiß gegen diesen Mann war in ihm erloschen. Er war so selig über den glücklichen Ausgang seiner unbedachten That, wie über Rest, die ihn offen gegen diesen Mann in Schutz nahm. Der Rohrbacher drangir. »Weiter! Weiter! Mit dem G’red da! Und ihr geht hinaus,« wandte er sich besehlend an die Geschwister »Marsch! Marsch!" Er drängte Reil zur Thüi hinaus. Doch in dieser hatte der ganze Vor gang wieder alte Empfindungen und Erinnerungen wachgerusen. So wes ni sie davon verstand, ahnte sie doch instinktiv, dasz es hier einen Kampf galt, in dein sie an der Seite Llldans stehen mußte. So regte sich ein ihr sonst völlig unbetanriter Trotz. Sie trat zu Alban und reichte ihm die Hand. »Sorg dich net, Alban, es Isammd UAA «"-X --X---. »He-- III-h L «»...... ...«., ....» .«.»..., ........ mußt’ sein.« Der begriss die Worte taum in Ge genwart dieses Franz. in dem er sei nen verhaßten Nebenhuhler sah, und preßte nur die tteine Hand. »Ich dank dir, Rest, ich werde dir das nie rergesien.« Wie ein Traum verschwand alles, die Männer, das liebe Gesichtert, die hand, die er eben noch in der seinen gehalten. Er griss sich an die Stirn, —- wie war das? — Es kommt alles noch anders! Die Welt ist gar nicht so schlecht —- wunderschön ist sie, ein wahres Glück ist sie, nur mu man es verdienen. Und das Herz I r ihm so voll Liebe, daß er nicht begriff, wie man hassen konnte. — Dtei Wochen waren darüber ver gangen, Alban hatte teinen Schritt mehr in das Nachbarrevier gethan. Er war sroh, daß er von unten nichts ternahm, was ihn aus seinem seligen Traum ausschrecken konnte. Gestern aber hatte er doch etwas gehört; Agl, die Wurzelsammterin, hatte es ihm hinterbracht. Vom Berg wert ist der Wachter von Haus und Hos vertrieben worden —- soll ihm zwar gut bezahlt worden sein, aber die Prozesse haben längst alles weg gesressen, nur die Weißalm sei ihm geblieben, der könnten sie nicht an, und herlassen thät er fte um teinen Preis. Alban war eben mit dem Reinigen des Stallö beschäftigt, ats er einen ungewohnten Laut vernahm das Knarren eines Fuhrwerts. Das war hier nur zweimal im Jahr zu hören, bei der Ab- und Ausfahrt von der Alm, wenn der Bauer das Hütten gcräth brachte und heimholte. Er trat in das Freie, ob nicht viel leicht der Ton aus dem That tiime, do hörte er es wieder deuttich unten im Wald, immer näher: es war der oite Wagen des Wachters, hochbepackt mit hauzrath, Kosserm Betten, und mitten daraus, in eine Decke gewickelt, saß oder lag vielmehr der Wachterz Leben dem Bräunl aber« schritt die O-»244--4 D-- II-I-CZJ ’ Uslll lusltgcu Schuhu-. Un aus-tu sagte alles. Das Bräunl hatte Mühe, die Steile heraufzutammen. Endlich hielt der Wagen vor der Hütte. »Je? heißt es da beim »Wachter«!« rief A ra dem Vater zu. Der hob sich mühsam aus den Kis sen und ließ feinen Blick über die Mai schweifen, dann nickte er mit dem Kopf. Er war ein gebrochener Greis. All-an trat das Wasser in die Au gen. »An-te Afra!« sagte er in rath toser Verlegenheit. «Arrni« Sie warf trokig den Kopf auf. «So ift mir grad net zumuth. Paß auf, Vater, da heroben wirft gleich wieder werden. Das ist eine andere Luft!« Sie athmete tief ein. »So, jetzt hilf mir den Vater herunterheben,«i forderte sie Alban auf. l Doch den Wachter ergriff dieScham. »Laßt mich! Wär noch schöner! J tann schon selber. O, so weit ist's noch net.« Dabei deriagte ihm der Uthem vor Anstren ung, nnd Afra mußte ihn stühein ann blieb er vor der iitte stehen. »Als-) da sterbe ich!« « htvas, wer wird denn vorn Sterben reden, erst recht leben wir da betet-ein« erwiderte Afra mit ermun gener Laune, «allen zum Froh da unten.« »Ernst« Der Wachter schüttelte den Kopf. »Den hab ÄEgeeininnl g’habt, fest ift er mir Or n.' »Dann lqj dir den weinen leiden, wir ist er gwsenf sagte Asra . W Sie führte den Vater in die hätte, während Alban das Bräunl· aus spannte und den Wagen adleerte. Stitck fiir Stück trug er die Reste des Wachterhofs in die hätte, die den Reichthum laum faßte. Zule t tam die Truhe. Sie wog wie Bl Sie war sein Schicksal, das ihn immer wie ter zu Boden zwang. 7 Lüdemann hatte seine Erwartungen nicht zu hoch gespannt. Nohrbach be deutete fiir ihn einen Sieg auf allen Linien. Es hatte ihm wirklich nichts gefehlt als die Kohle. Das WeriMars bach, durch eine Bahn mit der Grube verbunden und von ihr reichlich ge nährt, nahm einen ungeheuren Auf schwang. So ging Lüdemanns ganzes Mii hen und Trachten dahin, die Produk tionstoiten mögli st zu erniedrigen, um das tausende ublitum durch ei nigermaßen angemessene Preise bei guter Laune zu erhalten und jeder auswärtigen Conlurrenz die Spitze zu bieten. Vereinheitlichung des Be triebs, maschinelle Vervollkommnung sollten zu dem Ziel führen Unwilltiir lich gesellte sich dazu noch ein Drittes: ein überhasteter, einem Raubbau sehr nahetommender Betrieb der Grube, die den an sie gestellten Anforderungen taum gerecht werden tonnte. Der Grube Nobrbach war bei aller augenblicklichen Ergiebigleit nicht leicht beizulommen, das Wasser mach te Schwierigteiten, die Flöße waren vielfach verworfen, geknickt und wech selten störend an Mächtigteit Kam man an ergiebige Stellen, wurde mit Jieberhasi gefördert und versendet, ohne daß man sich Zeit nahm, die ge leerten Gänge mit taubem Gestein zu stillen oder angemessen zu verzimmern, bis dann wieder bei unergiebigen em pfindlicher Mangel eintrat. Das Gleichmaß der Nutzung fehlte. Die Warnung der Sachverständigen ver hallten ungehört. Liidemann, gewohnt, an sich selbst die höchsten Anforderungen zu stellen, unerschöpslich zu sein an Arbeitslei stung, empiirte sich gegen jedes «es geht nicht! Das verträgt’s nicht«, das er immer zu hören bekam. Das wa ren siir ihn alles Antliinge an die Zeiten ewig ängstlicher Vorsicht und Bedenken — alles muß gehen! Die Erde will überhaupt nichts geben, al les muß ihr abgerungen werden! Das sahen aber viele nicht ein, und darunter war einer, von dem es Liis demann am meisten schmerztu An dreas Rohrbacher, sein Günsiling, aus den er große Hoffnungen gesetzt, den er fast mit väterlicher Liebe umschloß, ewisserinaßen als seinen ideellen Er n. Ja, er stand der Idee einer Ver bindung des jungm Mannes mit sei ner Tochter durchaus nicht fern. Anderl aber betrachtete sich als der bitter des großväterlichen Testaments. Die Mahnung des Sterbenden in der Grube, der in seiner letzten Stunde zu ihm ein so felsenfeftes Vertrauen gefaßt, hatte einen unauslöschlichen Eindruck aus ihnchinterlafsem So stand er nun zwischen dem Einst und dem Jetzt, zwischen dem Rohr bachhof, den ihm tin Sterbender auf die Seele gebunden, und dem Süde mann, der seine Zukunft in der Hand hatte, zwischen Asra, die ihm nichts mehr sein lonnte als eine wehmüthige Erinnerung, und Beisei, von der ihn eine Kluft trennte, über die es fiir ihn leine Brücke gab. Dieser Tage wurde sie nach vier jähriaee Abwesenheit erwartet. Wide mann war der Einsamteit satt, sie sollte den haushalt führen. Und sie wird sich auch auf die Seite des Va ters stellen und in ihm nur den Be diensteten sehen —- und das wird er nicht ertraaen. Und jetzt. eben als er aus der Gru be tarn, meldete ihm der Schichtenjnei ster: herr Liidemann habe nach ihm ask-hielt » solle sofort auf sein Bu reau kommen. —- Das war seit Wo chen nicht mehr geschehen. Und mor gen lam Besshi — Er ließ sich bei Lüdernann melden. Der Mächtige kam ihm selbit in das » Vorzirnmer entgegen und ergriff ihn’ bei der Hand. ( »Ich habe mit Jhnen ein ernstesl Wort zu sprechen, Andreas. Jch will ( nicht gestört sein"·, bemerkte er zu dem ! Bediensteten. ; Anderl war völlig verwirrt vonj diesem unerwarteten Entgegenlpmij men, Furcht beschlich ihn um seine Festigteit So machte Liidemann es immer. wenn er einen Schlag vor hatte, und eine seltsame Kraft ging von dem Mann aus, wenn er herzlich war. Der Diener schloß die Thitr hinter ihnen. Lüdemann legte beide Rinde aus die Schultern Anderls und sah ihn mit seinen tiefen Augen fest an. «Du Er nannte ihn fast immer Andreas, seit er im Dienst war. »Der würdige Enkel deines Großvaters —- aber am Ende —- ich bin es auch — und die besten Köpfe lind es —- miissen es sein —- also machen wir Frieden — willii hat« Andreas fand teine Worte. diese Augen bezauberten ihn förmlich »Schau, ich will die deinen Willen gar nicht brechen, nur —- nur etwas lenten —- du mußt mir doch zugeben, daß ich der ersahrenere bin. Zugegk beni« .Ger«n, herr Ltidemann —- der tausendmal ersahrene —- aber —« »Wer um die Erfahrung handelt ww - ..-.--— -———. es sich nich-, wirst du sager via-il wahrt Sondern um Ueberzeugungen, und du hast die Ueberzeugung, daß ich das Unglück deiner heimatb bin.« »Das habe ich nie behauptet — herr Litdemann —« Anderl erschrack selbst itber den Gedanien. « »Bebauptet nicht, aber die Ueber zeugung trägst du in dir — ich sauge den Boden aus, vertreibe die Bauern und hinterlasse einst, wenn es mit dem Aussaugen zu Ende, eine Wüste —« « Anderl wurde immer unbeimlicher. Das war wirtlieb seine Ueberzeugung, aber nimmer hätte er es gewagt, auch nie siir sich insgeheim, sie in so harte Worte zu tleiden. »Bitte, entschuldige dich nicht, es ist ja etwas Wahres daran —- ia, ja, schau nur so erstaunt —- aber das geht einmal nicht anders, jeder Organis mus arbeitet so ,immer ein Theil aus Kosten des anderen. Der Zuwachs des einen ist die Abnahme des andern, wenn nur das Saldo zugunsten des Gesammtwachstbums —- was liegt dann an dem einen oder andern ver liimmerten Theil! Jetzt kommen wir sur Sache. Der vertiimmerte Theil soll nicht gerade Rohrbach sein, die heimath, der zuliebe nicht.« Liidemann schlug Anderl tröstig auf die Achsel, sein Blick bekam einen warmen Aus druck. »Anderl, ich stehe allein — Franz ist mir aus der Art geschlagen, er icenn nur einmal vernichten, was ich gebaut. Ersetz mir ihn, laß mich aus dich bauen—ich gebe dir Rohr bach dafür, deine Heiniath, ich will es zu einem Paradies machen, zu einem Garten —- nur laß mich nicht allein! Schwör mir Gefolgschaft, unlösliche Gesolasckasti —— Bessn kommt moraen — ich möchte mehr Klarheit zwilchen uns.« Die letzte Bemerkung verwirrte An derl völlig, sie war nicht mißzuver stehen, aber andererseits das Verspre chen, das er dem Großvater in der Stunde des Todes »geben« seine ei gene Ueberzeugung —- ' »Du mußt dich entscheiden —« drangte Liidemann. »Wer nicht fiir mich ist« ist wider mich. Also? Willst du, oder willxt du nichts« Anderl fii lte, er stand an dem Scheidewng entweder mit Liidemann durch dick und dünn, aber wenigstens mitten in das thatenvolle Leben hin ein, das ihn umbrausie, oder abseits pon ihm, in die alte Enge, vor der ihm in der Erinnerung schon graute. »Ich will, herr Liidemcnn —« An derl ergriff die dargereichte Rechte. Liidemann hielt sie lange fest. »Ich tyan dir, du sollst mit mir zufrieden ein —« Lüdemann ließ den feierlichen Ton plötzlich fallen und trat ron Anderl weg. on feinen Schreibtisctx »Da habe ich eine verdrießliche Sache. der einmal ein Ende gemacht werden muß. Sie betrifft die Leute auf der Weiße-im Wenn ich wollte. könnte ich die ganze Weißalm den Leuten lurztveg abnehmen, ich habe sämmtliche anotheten daraus erwor ben —- das will-ich aber nicht —- ich will die Sache in Frieden geschlichtet haben —- ober herunter niiiisen sie, da oben dulde ich sie nicht mehr. Stirbt Nr Mensch einmal im Winter —habe ich ihn umgebracht. — Du kennst die Leute ja von Jugend auf —- die Toch ter stand dir einmal sogar nahe, wenn ich nicht irre —— thu’ mir den Gefallen und rede mit den Leuten. Noch sei ich zur Milde gestimmt, ich wäre sogar bereit. dem eilten Mann den Thurm da oben zur Wohnung einrichten zu lassen — wenn er sofort abzieht —j sonst nicht —- sonst tiindige ich die; Hypothek, und die Weißalm gehörtj mir —- dann ist ein Ende. Jchl denke, diese Mission muß dir zeigen» daß ich nicht gar so schlimme Dinge; mit dir vorhabe. Es müßte aber-s rasch geschehen, womöglich noch heute.« Anderl dachte an Asra. Die pein-. lichste Ausgabe, die er hätte erhalten können. Er wollte eben eine auswei chende Antwort geben, als etwas Un erwarietes geschah Cis-Minn- ftiismcs nn- Ffsiik kursiv and stürzte sich in die sur-Je Lade manns. »Papa, da bin ich —- und bleibe ich!« —- Bessni Das enganlie gende graue Neisekleid zeigte schlanke, edle Forum unter dem weichen her renhut war das schwere Goldhaar in einen Knoten geknüpft. Anderl vergaß iiber den Anblick glanz, daß er jeht stören mußte-die sra —die Weißalm — Liidemann mußte seine Tochter aufmerksam machen. «Iiennst du den Derrn nicht?« Da wandte sie sich erst —- sah einen Augenblick forschend —- dann stieg » tiese Röthe unter dem Schleier auf — dann helle Freude. »Anderl! Ent schuldigen Sie — Sie haben sich so wenig verändert — du hast — das will ich nicht sagen —- im Gegentheil —Sie haben sich sogar —- ich wohl auch —ja, ja, es tst auch schon lange —" »Fun; Jahre, gnädiges Fräulein -—« hat Anderl daraus, dem die Ver wirrung Bessha allen Muth zurückge geben. «Wirklich, nicht länger? Und Sie sind jeht wieder hier —- bei Jhrem Vater —-" »Das weniger,« erklärte Liidemann, »bei mir ist er, im Wert, nachdem er ein ausgezeichnetes Steigerexamen ge macht. Ja, ja, sieh ihn dir nur-an, ej sieckt was in ihm, braucht nur ge weckt u werden« Aber nun eine Bitte, ssy.« Andert machte Miene, sich zurückzu ziehen, Liidemann hielt ihn much »Sie können fest gehen, ndreas, W nnd die Sache au der Bleika gut machen —- ei soll s Probe tüel sein-« Beisv stuttr. »Aus der Weißalmf« Litdemann war sichtlich ärgerlich. die Aufmerl amleit Bessys erregt du haben. «A ja, eine dumme - schichtel Schlichten soll er-—schlich en —« »Das ist doch die Alm, in die wir bei dem Gewitter geslohen.« wandte sich Bessy zu AnderL »Da war ja doch die Asra Sennerin, ein ganz bra ves Mädchen.« »Natürlich, alle Sennerinnen sind ja brav und edel. Aber herunter müssen sie, so viel weiß ich. Jetzt geh, Andreas-, laß dich nicht aushalten!« «Vielleicht, wenn ich mitginae!« sagte Beyy rasch. »Wir waren uns einmal recht gut, diese Asra und« ich. Oder könnte ich dir was verderben?« wandte sie sich ge n Anderl, dem das Blut ins Gesicht Krieg bei diesem Vor schlzseBesshT » nn du willst ——was sollst du verderben! Also nimm-meine Tochter mit,« befahl er AndetL »Jeßt ist es ein Uhr. anderthalb Stunden hinaus —tönnt ihr bis sechs Uhr wieder da sein. Aber ja nicht länger ausblei ben! Andreas lann dir beim Hinauf weg alles erzählen. Jn einer halben Stunde ist meine Tochter bereit und erwartet dich im Garten.« Er machte das gewohnte Zeichen der Entlassung, indem er ganz freundschaftlich mit der Hand winkte. —-— Eine Gluthhitze brannte über den Wiesen, als Bessy und Anderl der Höhe zuschritten. Solange der Weg durch das Dorf führte und überall ihnen Neugierige nachbliatten, schwie gen sie. »Jetzt müssen Sie mir die Geschichte von der Weißalm erzählen, damit ich weiß. wie ich mich zu verhalten habe, begann Bessv» als der Wald sie aus nahm. »Wie kamen die Leute akisdie Weißalm?« »Der Wachterhof wurde dem Werk einverleibt —« Niv- dess Mann bin-i hncki mit OOZII ,,,,,,, und Seele an seinem Besitz." Eben darum hat man ihm den hof mit Gewalt genommen.« »Aber das tann man doch nicht »Das tann man nach dem Berg se . »Hu-r das ist ja abscheulich, empö rend! Das hat mein Vater geduldetk »Ihr Vater hat es angeordnet. dann haben sie sich aus der Weißalns festgesetzt. die noch ihr Eigenthum ist.v »Und jetzt sieht der Papa sein Un recht ein, und wir sollen sie zurück holen?« (Fortsehung solgt.) ..—-——-— - ww TdLerteven m den Grube-« Man schreibt aus dem rheinischen Grubengehiet: Wer einmal eine Gru benbesahrung mitgemacht hat, der hält es sür unmöglich, dasz außer den die Fördertarren ziehenden Pferden noch andere Thiere da unten ihr Dasein fristen tönnen, da ihnen, wie man an nehmen sollte, doch alle Existenzbedin gungen fehlen. Und doch sind den Spuren der Menschen animalische Pa rasiten auch in der Finsternis der theilweise stundenlang sich hin-ziehen den unterirdischen Gänge gefolgt, und zwar gerade solche Viersüßier, die aus der Oherwelt nirgends Schonung ge nießen: Mäuse und Ratten. Jn der Grube sind sie ziemlich sicher; bei dem schwachen Schein der Grubenlampes können sie etwaigen Versolgungen leicht entgehen, der Bergmann selbst aber läßt sie ruhig gewähren, da sie teinen Schaden anrichten tönnen. Sie werden geduldet, sast darf man sagen, gerne geduldet, denn sie ersiillen gewis sermaßen eine hhgienische Aufgabe. Was der Anappe weawirst, das besei tigen sie gründlich mit nie versiegendem Appetit; Wursthaut, Papier, in wel ches Mise, Wurst u. s. w. gewickelt war es verschwindet rasch und spurlos und mit ihm so manche andere Dinge, . die sich überall, wo vieleMenschen ton ;zenrrrrt Irno, nun einmal oemerroar machen. Vorsichtig müssen die Bergleute aber mit ihrem Vesperbrot sein; legen sie es an eine den Lagern irgendwie zugäng licheStelle, dann ist es für sie verloren, zum mindesten aber so angefrefsen, dass nur ein guter menschlicher Magen es sich zuführen läßt« ohne heftig zu proteftiren. Merkwürdig ist, dasz Rat ten und Mäuse sich gegenseitig mög lichst aus dem We e gehen. Die Gru be, in denen Mäu e hausen, ist von Ratten frei und umgekehrt; unlaute ren Wettbewerb dulden die Lang schwänze unter sich so wenig, wie die hunde in Konstantinopet Manchmal, wenn sie in die Enge ge trieben werden, geben namentlich die Ratten aggrefsio vor. Ein Bergmann in Grube »Kiinig« verfolgte eine Rat te,-die sich seinFriihstiick schmecken ließ. Das Thier gerieth in einen todten Winkel. von wo es iein Entlommen mehr sah. Ein Sah und es hatte sich in den Arm des Verfolgers festgebisi len. Die Ratte mußte todtgedriickt werden« ehe man ihre Zähne aus dem Fleische des Mannes liisen lonnte. In alten, nicht mehr befohrenen Schlich ten, hausen auch große Kolonien von Fledermäusem Ueber Tag verharren fie in ungestörter Siestri; sobald aber der Abend tommt, schwirren sie schaa renweise hinaus aus den Jnseltenfang. -— -«---. -.--- s-— Unser Urtheil über die Welt ift ost r.ur das Echo ihres Urtheils über uni. Die Bohnhö e sind die Kirchhöfe der alten Vehogl it.